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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/29 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 29. Sitzung Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 Inhalt: Bestimmung des Abg. Dr. Fritz Wittmann als stellvertretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß für den ausscheidenden Abg. Ort-win Lowack 2207 A Wahl des Abg. Hartmut Koschyk zum ordentlichen Mitglied für den ausscheidenden Abg. Ortwin Lowack sowie Wahl des Abg. Ernst Hinsken zum stellvertretenden Mitglied im Kontrollausschuß beim Bundesaus gleichsamt 2207 B Benennung der Abg. Uta Würfel als ordentliches Mitglied für den ausscheidenden Abg. Torsten Wolfgramm (Göttingen) sowie des Abg. Dr. Albert Probst als stellvertretendes Mitglied für die ausscheidende Abg. Michaela Geiger in den Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 2207 B Tagesordnungspunkt III: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1991 (Haushaltsgesetz 1991) (Drucksachen 12/100, 12/494, 12/501 bis 12/531) Dr. Hans-Jochen Vogel SPD 2207 D Josef Grünbeck FDP 2211 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/ CSU 2213D, 2221B Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 2216 C Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 2217 C Dr. Hermann Otto Solms FDP 2219 A Ingrid Matthäus-Maier SPD 2221 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . . . 2222 D Jürgen Koppelin FDP 2223 B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 2225 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 2228 C Johannes Nitsch CDU/CSU 2230 B Rudi Walther SPD 2232 C Helmut Esters SPD 2233 A Hans Klein (München) CDU/CSU . . 2233 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 2233 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 2233 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 2233 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 2239 C Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . 2242 A Namentliche Abstimmung 2244 A Ergebnis 2247 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu den Unterrichtungen durch die Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 1. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG — Annäherung der MwSt-Sätze — (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.3, 11/1322, 12/210 Nr. 53) 2. a) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Anderung der Richtlinie 77/388/EWG — Beseitigung der Steuergrenzen (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.4, 11/ 1323, 12/210 Nr. 54) b) Vorschlag für eine Änderung des Vorschlags für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen MwSt-Systems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG — Steuerliche Übergangsregelung im Hinblick auf die Errichtung des Binnenmarktes (Drucksachen 12/458 Nr. 2.2, 12/486) 3. Neuer Ansatz der Kommission im Bereich der Verbrauchsteuern (Drucksachen 11/7609 Nr. 4, 12/210 Nr. 64, 12/325) 4. Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuern auf Zigaretten und auf andere Tabakwaren als Zigaretten (Drucksachen 11/7609 Nr. 5, 12/210 Nr. 65, 12/326) 5. Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf alkoholische Getränke und in anderen Erzeugnissen enthaltenen Alkohol (Drucksachen 11/7609 Nr. 7, 12/210 Nr. 67, 12/328) 6. a) Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf Mineralöl (Drucksachen 11/7609 Nr. 6, 12/210 Nr. 66, 12/327) b) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Festsetzung bestimmter Sätze bzw. Zielsätze der Verbrauchsteuer auf Mineralöle (Drucksachen 12/350 Nr. 5, 12/359) 7. Mitteilung: Die allgemeine Regelung und Struktur der Verbrauchsteuern im Gemeinsamen Markt (Drucksachen 12/269 Nr. 2.8, 12/329) 8. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über das allgemeine Verbrauchsteuersystem sowie über den Besitz und die Beförderung verbrauchsteuerpflichtiger Waren (Drucksachen 12/269 Nr. 2.9, 12/346) 9. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinien 72/464/ EWG und 79/32/EWG über die anderen Verbrauchsteuern auf Tabakwaren als die Umsatzsteuer (Drucksachen 12/350 Nr. 3, 12/361) 10. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Harmonisierung der Struktur der Verbrauchsteuern auf alkoholische Getränke und auf in anderen Erzeugnissen enthaltenen Alkohol (Drucksachen 12/350 Nr. 2, 12/360) 11. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Harmonisierung der Struktur der Verbrauchsteuern auf Mineralöle (Drucksachen 12/350 Nr. 4, 12/362) 12. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Einführung eines Annäherungsprozesses der Mehrwertsteuer- und Verbrauchsteuersätze (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.6, 11/1325, 12/210 Nr. 56) 13. Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden auf dem Gebiet der indirekten Besteuerung (Drucksachen 12/458 Nr. 2.3, 12/485) 14. Vollendung des Binnenmarktes: Annäherung der Sätze und Harmonisierung der Strukturen der indirekten Steuern (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.2, 11/1321, 12/210 Nr. 52) 15. Vorschlag für eine Vollendung des Binnenmarktes: Einführung eines Clearingmechanismus für die Mehrwertsteuer im innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.5, 11/1324, 12/210 Nr. 55) 16. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuern auf Zigaretten (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.7, 11/1326, 12/210 Nr. 57) 17. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuern auf andere Tabakwaren als Zigaretten (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.8, 11/1327, 12/210 Nr. 58) 18. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf Mineralöle (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.9, 11/1328, 12/210 Nr.59) 19. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf alkoholische Getränke und in anderen Erzeugnissen enthaltenen Alkohol (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.10, 11/1329, 12/210 Nr. 60) 20. Die Vollendung des Binnenmarktes und die Annäherung der indirekten Steuern (Drucksachen 11/5197 Nr. 2.2, 12/210 Nr. 63, 12/411) III Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 21. Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die indirekten Steuern auf Geschäfte mit Wertpapieren (Drucksachen 11/779 Nr. 2.4, 12/210 Nr. 62, 12/410) zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag und zu dem geänderten Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Richtlinie zur Ergänzung des gemeinsamen MwSt-Systems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG (Drucksachen 11/8536, 12/458 Nr. 1.3, 12/688) Dr. Renate Hellwig CDU/CSU 2245 C Eike Ebert SPD 2249 A Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU . . . 2250 A Klaus Jäger CDU/CSU 2250 D Hans H. Gattermann FDP 2253 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 2253 B Dr. Norbert Wieczorek SPD 2255 A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 2255 D Wilfried Seibel CDU/CSU 2256 D Dr. Joachim Grünewald, Parl. Staatssekretär BMF 2258 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines . . Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 146 GG) (Drucksache 12/656) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Verfahren zur Durchführung des Volksentscheides nach Artikel 146 Absatz 2 des Grundgesetzes (G Artikel 146 Abs. 2) (Drucksache 12/657) Stephan Hilsberg SPD 2260 B Dr. Burkhard Hirsch FDP 2262 A Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 2262 B Dr. Wolfgang Ullmann Bündnis 90/GRÜNE 2263 B Detlef Kleinert (Hannover) FDP 2263 D Detlev von Larcher SPD 2265 A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 2265 D Nächste Sitzung 2266 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2267* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Jürgen Augustinowitz CDU/CSU zur Abstimmung über den Entwurf des Haushaltsgesetzes 1991 2267'D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 2268* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 2207 29. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage .1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 07.06.91 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 07.06.91* Wilfried Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 07.06.91* * Burchardt, Ursula SPD 07.06.91 Cronenberg (Arnsberg), FDP 07.06.91 Dieter-Julius Daubertshäuser, Klaus SPD 07.06.91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 07.06.91 Dr. Eckardt, Peter SPD 07.06.91 Funke, Rainer FDP 07.06.91 Dr. von Geldern, CDU/CSU 07.06.91 Wolfgang Genscher, Hans-Dietrich FDP 07.06.91 Dr. Götte, Rose SPD 07.06.91 Graf, Günter SPD 07.06.91 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 07.06.91 Günther (Plauen), FDP 07.06.91 Joachim Haack (Extertal), SPD 07.06.91 Karl-Hermann Haschke CDU/CSU 07.06.91 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Hauchler, Ingomar SPD 07.06.91 Dr. Haussmann, Helmut FDP 07.06.91 Horn, Erwin SPD 07.06.91 Irmer, Ulrich FDP 07.06.91 Jaunich, Horst SPD 07.06.91 Jungmann (Wittmoldt), SPD 07.06.91 Horst Kittelmann, Peter CDU/CSU 07.06.91** Kolbe, Manfred CDU/CSU 07.06.91 Koltzsch, Rolf SPD 07.06.91 Kubicki, Wolfgang FDP 07.06.91 Lohmann (Lüdenscheid), CDU/CSU 07.06.91 Wolfgang Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 07.06.91** Erich Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 07.06.91 Marten, Günter CDU/CSU 07.06.91** Dr. Merkel, CDU/CSU 07.06.91 Angela Dorothea Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 07.06.91 Mischnick, Wolfgang FDP 07.06.91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 07.06.91* * Paterna, Peter SPD 07.06.91 Peter (Kassel), Horst SPD 07.06.91 Pfuhl, Albert SPD 07.06.91 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 07.06.91 Poß, Joachim SPD 07.06.91 Rappe (Hildesheim), SPD 07.06.91 Hermann Rauen, Peter Harald CDU/CSU 07.06.91 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 07.06.91 Erich Dr. Riege, Gerhard PDS 07.06.91 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 07.06.91 Dr. Scheer, Hermann SPD 07.06.91 * * Schenk, Christa Bündnis 90/ 07.06.91 GRÜNE von Schmude, Michael CDU/CSU 07.06.91 * * Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 07.06.91 Schulte (Hameln), SPD 07.06.91 Brigitte Schulz (Leipzig), Gerhard CDU/CSU 07.06.91 Seehofer, Horst CDU/CSU 07.06.91 Seesing, Heinrich CDU/CSU 07.06.91 Singer, Johannes SPD 07.06.91 Dr. Soell, Hartmut SPD 07.06.91 * * Steiner, Heinz-Alfred SPD 07.06.91 * * Dr. Struck, Peter SPD 07.06.91 Uldall, Gunnar CDU/CSU 07.06.91 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 07.06.91 Vosen, Josef SPD 07.06.91 Wagner, Hans Georg SPD 07.06.91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 07.06.91 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 07.06.91 Wolf, Hanna SPD 07.06.91 Zapf, Uta SPD 07.06.91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf des Haushaltsgesetzes 1991 1. Der Bau von neuen Wohnungen ist derzeit eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Aufgaben. Es fehlen heute nicht nur Wohnungen für Bürger mit niedrigem Einkommen. Auch neugegründete Haushalte, kinderreiche und junge Familien, Alleinstehende mit Kindern, Bürger, die ihren Arbeitsplatz wechseln, Aussiedler, Studenten und Auszubildende haben vielerorts Probleme, eine angemessene Wohnung zu finden. Die „Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau" an die alten Bundesländer im Bundeshaushalt 1991 sowie die mittelfristige Finanzplanung des Bundes in diesem Bereich werden diesem gesellschaftlichen Problem nicht gerecht. Die reduzierten Mittel werden nicht ausreichen, um genügend Sozialwohnungen zu errichten. Die Notwendigkeit, verstärkt Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau in die neuen Bundesländer umzuleiten, ist offenkundig. Das darf aber nicht dazu führen, daß die Mittel für den sozialen Wohnungsbau in den alten Bundesländern zurückgenommen werden. Hier sind zusätzliche Mittel des Bundes notwendig. Eine bezahlbare Wohnung zu haben, ist von zentraler Bedeutung für das Leben eines jeden Menschen. Ich bin 2268* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 daher der Auffassung, daß der Bund die Mittel für den sozialen Wohnungsbau in den alten Bundesländern mindestens auf dem 1990 vorhandenen Niveau auch in den Folgejahren beibehalten sollte. Wenn ich dem Bundeshaushalt 1991 dennoch zustimme, so verkenne ich nicht, daß die Reduzierung der Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau in den alten Bundesländern falsch ist. Eine verschärfte Wohnungsnot in den kommenden Jahren könnte unter anderem auch hierin ihre Ursache haben. 2. Im Einzelplan 60 Abschnitt Sonderleistung des Bundes (Titel „Humanitäre und finanzielle Hilfe an Staaten der Golfregion") ist unter anderem auch die Zahlung von DM 100 Millionen an den Staat Syrien vorgesehen. Diese finanzielle Leistung an Syrien halte ich für falsch, da Syrien den Staat Israel und andere Nachbarn nach wie vor massiv militärisch bedroht. Außerdem ist die weitere Entwicklung Syriens unter seinem Staatschef Assad sehr fraglich. Die aggressive Haltung der Diktatur in Syrien nach innen und außen ist sehr bedenklich. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Syrien mit der erhaltenen Hilfe aus Deutschland Waffenkäufe tätigt. Daher stimme ich dieser Ausgabe im Bundeshaushalt 1991 ausdrücklich nicht zu. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 17. Mai 1991 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zu dem Vertrag vom 9. November 1990 über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Gesetz zu dem Vertrag vom 9. November 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Entwicklung einer umfassenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Technik Gesetz über die Einführung eines Wohngeldsondergesetzes für das in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannte Gebiet, die Änderung des Wohngeldgesetzes und anderer wohngeldrechtlicher Vorschriften sowie über die Änderung des Ersten Buches Sozialgesetzbuch Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat begrüßt, daß der Deutsche Bundestag ein Wohngeldsondergesetz für das Beitrittsgebiet verabschiedet hat und damit einer Bitte des Bundesrates vom 19. April 1991 gefolgt ist. Damit ist ein schnelleres Inkrafttreten der neuen Wohngeldregelungen möglich; der Vorlauf für die Bewilligungen des Wohngeldes wird sinnvoll verlängert. Der Bundesrat begrüßt auch die Ausgestaltung des besonderen Wohngeldes als endgültige Zahlung anstatt einer Vorauszahlung, hält aber daran fest, daß ein sachgerechterer Termin für das Auslaufen des Gesetzes der 31. Dezember 1994 wäre. Das gemeinsam angestrebte Ziel eines möglichst frühzeitigen Inkrafttretens und die dadurch bedingte knappe Zeit für die Konzipierung und Prüfung des Gesetzes können Schwierigkeiten bei der Anwendung verursachen. Der Bundesrat stimmt gleichwohl angesichts der Dringlichkeit einer Entscheidung dem vorliegenden Gesetz in der Erwartung zu, daß sich alle am Gesetzgebungsverfahren Beteiligten zu Änderungen Bereitfinden, falls sich beim Vollzug dazu eine Notwendigkeit ergibt. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, über die Auswirkungen des Wohngeldsondergesetzes bis zum 31. Dezember 1992 zu berichten. Der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Drucksache 12/157 Nr. 1.16 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 12/269 Nr. 2.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/269 Nr. 2.17, 2.19-2.21 Drucksache 12/311 Nr. 2.6-2.12 Drucksache 12/350 Nr. 6, 7 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 12/210 Nr. 154, 156 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 12/157 Nr. 2.31 Drucksache 12/187 Nr. 2.23 Die Unterrichtung durch die Bundesregierung „Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag gem. § 5 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz (BStatG)" — ist als Drucksache 12/541 und auch als Drucksache 12/558 veröffentlicht worden. Die Drucksache 12/558 ist erledigt. Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 17. Mai 1991 gemäß § 30 Abs. 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Nachtrag zum Wirtschaftsplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1990 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Nachtrag zum Wirtschaftsplan im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Die Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
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    Rede von Rudi Walther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Da ich diesen Zusammenhang, Kollege Austermann, hier vorne auf die Schnelle nicht herstellen kann, fällt es mir besonders schwer, auf diese Frage zu antworten, obwohl, wie Sie wissen, ich das sonst sehr gern tue.

    (Hans Peter Schmitz [Baesweiler] [CDU/ CSU]: Überweisen!)

    — Ja gut. Wir überweisen diese Frage an den Haushaltsausschuß und mitberatend an den Verteidigungsausschuß.

    (Heiterkeit — Hans Peter Schmitz [Baesweiler] [CDU/CSU]: Landwirtschaftsausschuß — Arnulf Kriedner [CDU/CSU]: An den Auswärtigen Ausschuß auch!)




    Rudi Walther
    Meine Damen und Herren, ich hätte nun gerne noch etwas zum Pferdethema gesagt, aber das ist nun ausgereizt.
    Ich möchte gern noch ein paar allgemeine Bemerkungen machen, auch, Herr Kollege Dr. Weng, um Ihrer Frage gerecht zu werden. Hinter uns liegen Wochen, die für alle Mitglieder des Ausschusses ein Höchstmaß an Arbeit bereitgehalten hatten. Wir hatten nämlich innerhalb eines sehr knapp bemessenen Zeitrahmens, was nicht zu beanstanden ist — denn der Kalender ist eben so, wie er ist — , nicht nur den ersten gesamtdeutschen Haushalt zu beraten, sondern zugleich auch das Haushaltsbegleitgesetz, das sogenannte Solidaritätsgesetz, das Steueränderungsgesetz und weitere Gesetze im Zusammenhang mit dem Haushalt 1991 zu beraten.
    Der Schwerpunkt unserer Beratungen — das hat diese Woche gezeigt — lag auf den gegenwärtig alles entscheidenden Fragen, nämlich wie wir die großen Herausforderungen, die mit dem Prozeß der deutschen Vereinigung verbunden sind, bewältigen können und wie wir den Problemen und Sorgen gerecht werden, die vor allem die Menschen in den neuen Ländern bedrängen.
    Mit der Routine der vergangenen Jahre war dies nicht zu leisten. Allen Mitgliedern des Ausschusses war bewußt, daß auf den eingefahrenen Gleisen, die unsere bisherigen Haushaltsverfahren bestimmt haben, Lösungen nicht zu erreichen waren. Wir haben uns deshalb zum einen bemüht, die Beratungen auf die neuen Fragestellungen zu konzentrieren — das hat die Debatte dieser Woche auch gezeigt —, zum anderen uns aber auch der Aufgabe gestellt, den Regierungsentwurf in gewohnter Weise penibel — wenn man so will: erbsenzählerisch — zu durchforsten und zu beraten. Daß beides möglich war, ist vor allem den Obleuten zu verdanken, denen ich auch an dieser Stelle herzlichen Dank für die Zusammenarbeit sage.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Ich sage auch herzlichen Dank allen Berichterstatterinnen und Berichterstattern. — Den Begriff „Berichterstatterinnen" möchte ich nicht verwenden, da man das „I" nicht aussprechen kann, Herr Kollege Vogel,

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Ist das Beschlußlage? — Heiterkeit)

    — Das ist Beschlußlage.
    Darüber hinaus haben alle Mitglieder des Ausschusses als Berichterstatterinnen und Berichterstatter zu den jeweiligen Einzelplänen die Beratungen sorgfältig, gründlich und mit hohem Sachverstand vorbereitet. Die Ausschußarbeit ist hierdurch von vielem unnötigen Ballast befreit worden, so daß die Beratungen straff und auf die wesentlichen Aspekte konzentriert geführt werden konnten. Dabei hat uns auch geholfen, daß in diesem Jahr einige Kolleginnen und Kollegen nicht mehr bei uns sein durften, die früher dazu beigetragen haben, daß die Debatten ausführlicher waren.

    (Heiterkeit — Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Für diese gute Vorbereitung sage ich allen Ausschußmitgliedern herzlichen Dank. Besonders erwähnen möchte ich die zahlreichen neuen Mitglieder des Ausschusses, vor allem auch die neuen aus den neuen Bundesländern, die sich, wie ich meine, erstaunlich schnell bei uns eingearbeitet haben.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    In diesen Dank, meine Damen und Herren, schließe ich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ministerien, insonderheit, Herr Bundesfinanzminister, Ihres Hauses, und vor allem des Ausschußsekretariats ein,

    (Beifall im ganzen Hause)

    die in aufopferungsvoller Arbeit und bisweilen unter Außerachtlassung aller Arbeitszeitvorschriften mit dazu beigetragen haben, daß wir heute den Haushalt abschließend beraten können.
    Mein Dank geht auch an den Bundesrechnungshof, der uns in gewohnter Weise qualitativ sehr gut und sehr ernsthaft beraten hat.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Daß mein Dank an die Mitglieder des Ausschusses heute umfänglicher als in den Vorjahren ausfällt, hat seinen guten Grund, denn sie mußten diejenigen Hausaufgaben nachholen, die zu erledigen die Bundesregierung versäumt hatte. Damit komme ich zu dem Teil meiner Ausführungen, die ich hier für meine Fraktion machen darf.

    (Heiterkeit — Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Muß das sein?)

    — Es muß natürlich nicht sein, Herr Bundesfinanzminister. Aber wenn schon einmal ein Abgeordneter zu Fuß hier ausnahmsweise das Rednerpult betreten darf, dann lassen Sie ihn ruhig einmal ausreden.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die Bundesregierung hat uns erstens zugemutet, einen Haushaltsentwurf beraten zu müssen, der schon bei seiner Vorlage weitgehend Makulatur war. So waren in dem uns im März vorgelegten Entwurf die Steuererhöhungen nicht berücksichtigt, obwohl diese bereits damals beschlossene Sache waren. Die Verheimlichung des Steuerschwindels war dieser Bundesregierung wichtiger als ein ordnungsgemäßes Haushaltsverfahren.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Quittung für die Mißachtung des Satzes, daß Lügen bekanntlich ganz kurze Beine haben, haben Sie ja postwendend bekommen.

    (Dr. Klaus-Dieter Uelhoff [CDU/CSU]: Jetzt wird das Pferd zum Esel!)

    Die Bundesregierung hat uns zweitens zugemutet, den Haushalt 1991 mit einer erheblichen Verspätung



    Rudi Walther
    zu beraten, die ihren Grund letztlich ebenfalls darin hat, daß sich die Koalition vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr davor gescheut hat, zuzugeben, daß Oskar Lafontaine mit seinen Diagnosen und Prognosen recht hatte.
    Kollege Klaus Rose, wenn Sie wie andere Redner immer wieder darauf abheben, daran seien wir schuld, weil wir einem früheren Wahltermin nicht zugestimmt hätten, dann ist das, wie Sie und ich genau wissen, eine vorgeschobene Behauptung. Wenn einem nichts Besseres einfällt, sagt man so etwas eben.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Klaus Rose [CDU/ CSU]: Es ist aber wahr!)

    Wir Sozialdemokraten hätten — das merke ich ausdrücklich an — die Verschiebung der Haushaltsberatungen auf dieses Jahr akzeptiert, wenn zugetroffen hätte, was die Bundesregierung immer wieder als Grund angeführt hat, nämlich daß die Erstellung des ersten gesamtdeutschen Haushalts Zeit brauche, um der neuen Situation nach der Einigung gerecht zu werden. Wir haben Ihnen dieses Argument schon im Herbst 1990 nicht abnehmen können — wie sich herausgestellt hat: mit Recht —; denn die Bundesregierung hatte uns drittens einen Haushaltsentwurf vorgelegt, der in seinen grundlegenden Strukturen in keiner Weise den neuen Herausforderungen nach der Wiedervereinigung angepaßt war. Der Haushalt 1991 hält vielmehr an den überkommenen westdeutschen Haushaltsstrukturen fest. Er ergänzt diese zwar hier und da um sogenannte einigungsbedingte Ausgaben, läßt aber das versprochene neue Konzept kaum erkennen, im Gegenteil: Die Lektüre mancher Einzelpläne vermittelt den Eindruck, die deutsche Einigung habe noch gar nicht stattgefunden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich nenne als Beispiel — den Berichterstattern über den Forschungshaushalt sei dafür Dank, daß sie dies gemerkt und geändert haben — den Haushalt des Ministers für Forschung und Technologie. Dieser hatte die gesamte Forschungslandschaft der neuen Länder nämlich schlichtweg vergessen. Nur den Bemühungen des Haushaltsausschusses, insonderheit der Berichterstatter, sind Nachbesserungen in letzter Minute zu verdanken, indem auf die Initiative der Kollegen zum Einzelplan 30 in einem fraktionsübergreifenden Konsens sichergestellt worden ist, daß nunmehr für Forschung und Entwicklung in den neuen Ländern Projektmittel in Höhe von rund 600 Millionen DM verfügbar sind. Ich sage noch einmal: Das haben die Berichterstatter Gott sei Dank gemerkt, und sie haben für eine Änderung gesorgt.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP] — Dr. Ulrich Briefs [PDS/Linke Liste]: Das ist kein Zufall!)

    Wie gesagt, meine sehr verehrten Damen und Herren, der Haushaltsausschuß hatte die von der Bundesregierung versäumten Hausaufgaben nachzuholen.
    Große Unterstützung hat der Haushaltsausschuß von seiten der Regierung nicht immer erfahren. Dies gilt namentlich für den Bundesverkehrsminister Professor Dr. Krause, der weder an der Beratung der Sachtitel seines Einzelplans teilgenommen hat noch es für wert befunden hat, zur Beratung seines Personalhaushalts zu erscheinen.

    (Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

    Er hat — was nicht zu beanstanden ist — seinen qualifizierten Haushaltsreferenten geschickt

    (Eike Ebert [SPD]: Das war besser!)

    und hat sich erst dann zu uns bequemt, nachdem wir ihn ausdrücklich nach Art. 43 des Grundgesetzes in den Ausschuß zitiert hatten.

    (Zurufe von der SPD: Hört! Hört! — Auch eine besondere Ehre! Das kommt nicht so häufig vor! — Wo ist er denn jetzt, der Herr Krause?)

    — Er kommt jetzt gerade, wie auf Befehl. — So, Herr Krause, wie Sie sich verhalten haben, verfährt man nicht mit einem deutschen Parlament.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS/Linke Liste)

    Herr Krause, der im übrigen die zentralen Mängel des Einigungsvertrages für die damalige DDR entscheidend mit zu verantworten hat,

    (Beifall bei der SPD) wird bald umlernen


    (Dr. Dagmar Enkelmann [PDS/Linke Liste]: Müssen!)

    und seine, wie ich glaube, Blockparteienmentalität endlich aufgeben müssen,

    (Beifall bei der SPD und der PDS/Linke Liste —Ingrid Roitzsch [Quickborn] [CDU/CSU]: Das geht zu weit! Das würde ich zurücknehmen!)

    eine Mentalität, die sich auch durch die Art, wie er rechtsstaatliche Grundsätze bei wichtigen Gesetzesvorhaben zu mißachten scheint, und durch den brutalen Rausschmiß bewährter Beamter dokumentiert.

    (Beifall bei der SPD)

    Abgesehen hiervon haben die von der Bundesregierung zu verantwortenden drei Geburtsfehler des Haushalts, nämlich seine Unvollständigkeit, seine verspätete Vorlage und seine verfehlten Strukturen, eine erfolgreiche Nachbesserung in allen Bereichen von vornherein sehr behindert.
    So hat erstens die späte Vorlage dazu geführt, daß im Vorgriff auf den noch nicht verabschiedeten Haushalt bereits Ausgaben in beträchtlichem Umfang getätigt worden sind, die weder rückgängig zu machen noch auf eine andere Art und Weise vom Parlament zu beeinflussen waren.
    Diese Politik der Bundesregierung, nämlich das Parlament vor vollendete und damit nicht mehr revidierbare Tatsachen zu stellen, hat zweitens in fataler Weise die parlamentarischen Gestaltungsmöglichkeiten eingeengt und uns weitgehend die Möglichkeit genommen, dem Haushalt durch Umschichtun-



    Rudi Walther
    gen doch noch diejenigen Strukturen zu geben, die nach der Einigung sachgerecht gewesen wären.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Drittens, meine Damen und Herren — hiermit zusammenhängend —, hat die verspätete Vorlage zu einer unerträglichen Beeinträchtigung des parlamentarischen Budget- und Kontrollrechts geführt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ein besonders eklatantes Beispiel hierfür bieten die deutschen Beiträge im Zusammenhang mit dem Golfkonflikt, die ohne jede parlamentarische Beteiligung, ohne jede Information des Bundestages und ohne jede sorgfältige Kalkulation von der Bundesregierung zugesagt und bereitgestellt worden sind.

    (Eike Ebert [SPD]: Das ist ungeheuerlich!)

    Ich kritisiere ausdrücklich nicht, daß sich die Bundesrepublik Deutschland im Zusammenhang mit den Kosten der Auseinandersetzung am Golf engagiert hat. Insbesondere kritisiere ich nicht, daß sie humanitäre Hilfen geleistet hat. Aber ich halte die Art und Weise, wie die Bundesregierung hierbei mit dem Parlament verfahren ist, für empörend,

    (Beifall bei der SPD)

    weil Geist und Buchstaben der Art. 111 und 112 des Grundgesetzes sowie der einschlägigen Vorschriften der Haushaltsordnung gerade bei der vorläufigen Haushaltsführung verlangt hätten, daß die Bundesregierung den Bundestag über Umfang und Notwendigkeit der Ausgaben vorher eingehend unterrichtet hätte.

    (Beifall bei der SPD)

    Nichts dergleichen ist geschehen. Nach wie vor harren wir vergeblich der seit Wochen angeforderten Vorlagen, die uns wenigstens nachträglich über die Kostenberechnungen detailliert informieren.
    Mit einem geordneten Haushaltsverfahren hat all dies nichts mehr gemein. Ich wundere mich manchmal schon, daß sich die Mitglieder der Koalitionsfraktionen im Haushaltsausschuß widerspruchslos in die Rolle drängen lassen, bloß vorgreifende Entscheidungen der Bundesregierung nachträglich haushaltsmäßig absegnen zu dürfen.

    (Beifall bei der SPD — Eike Ebert [SPD]: Claqueure sind das!)

    Meine Damen und Herren, ich würde diese Geburtsfehler des Haushalts nicht anprangern, wenn sie sich nicht in verheerender Weise auf die Startchancen der neuen Länder und auf das Gelingen unseres Einigungsprozesse auswirken könnten.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Das ist so nicht richtig!)

    Ich meine damit nicht nur die haushaltspolitische Dimension. Der Schaden, der dadurch angerichtet worden ist, daß die Menschen in den neuen Ländern den Eindruck gewinnen mußten, für den Golf-Krieg seien Steuererhöhungen sachgerecht, nicht aber für sie, wird kaum wiedergutzumachen sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Den neuen Ländern wird auch nicht entgehen, daß die weiteren Geburtsfehler dieses Haushalts, nämlich seine verspätete Vorlage und seine verfehlten Strukturen, ihren Interessen in sträflicher Weise schaden, die verspätete Vorlage deshalb, weil Grund zu der Annahme besteht, daß bereitgestellte Mittel in der verbleibenden kurzen Zeitspanne bis zum Jahresende schon aus verwaltungstechnischen Gründen nicht in vollem Umfang in die neuen Länder abfließen können, die Haushaltsstrukturen deshalb, weil das Prinzip „Teilung durch Teilen überwinden" durchgängig nicht verwirklicht ist und dort, wo es, wie im Bereich des Straßen- und des Wohnungsbaus, ansatzweise vorgesehen war, durch Beschlüsse der Koalitionsfraktionen verwässert wurde.
    In diesen Tagen ist hier von seiten der Koalition das Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost sehr gelobt worden.

    (Zuruf von der FDP: Von euch doch auch!)

    — Ich habe das Werk als solches nicht erheblich zu kritisieren. Allerdings ändert das an dem, was ich gesagt habe, nicht viel, da es, wie Sie wissen, im Regierungsentwurf noch nicht enthalten war und erst nachträglich in das laufende Haushaltsverfahren eingeführt worden ist.
    Trotz seines bombastischen Namens wird das Gemeinschaftswerk die rapide Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in den neuen Ländern nicht verhindern. Das Gemeinschaftswerk ist ein erster Schritt in die richtige Richtung — das wird akzeptiert —,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist schon ein Fortschritt!)

    es vermag aber nicht zu überdecken, daß die Bundesregierung und die Koalitionsparteien nicht über ein geschlossenes Konzept verfügen, die gravierenden strukturellen Probleme in den neuen Ländern auf Dauer zu lösen.
    Erstens ist das Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost nämlich ein Konglomerat aus unterschiedlichen Hilfsmaßnahmen investiver, strukturpolitischer und sozialer Zielsetzungen, die eine in sich geschlossene Gesamtkonzeption nicht erkennen lassen.

    (Hans Peter Schmitz [Baesweiler] [CDU/ CSU]: Er redet über den Antrag der SPD!)

    Zweitens ist es das späte Eingeständnis, daß in den Einzelplänen keine Vorkehrungen zur Lösung der Probleme der neuen Länder getroffen worden sind; denn wäre dies geschehen, so wäre das Gemeinschaftswerk überflüssig gewesen.
    Drittens ist es zu spät vorgelegt worden und teilt deshalb mit dem Haushalt den grundlegenden Mangel, daß die Hilfen, so gut sie gemeint sind, in diesem Jahr nicht mehr in dem vorgestellten Umfang wirksam werden können, weil insbesondere die für investive Maßnahmen bereitgestellten Mittel innerhalb des knappen Zeitraums bis zum Jahresende wahrscheinlich nicht abgerufen werden können.

    (Beifall des Abg. Bernd Reuter [SPD])

    Viertens ist das Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost in seinen sozialpolitischen Komponenten viel zu



    Rudi Walther
    knapp ausgestattet, um einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der sich abzeichnenden Massenarbeitslosigkeit in den neuen Ländern zu leisten.

    (Zuruf von der SPD: Sehr richtig! — Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP]: Das ist 100 % Sozialpolitik!)

    — Natürlich ist das Sozialpolitik. Das bestreite ich ja gar nicht. Nur sage ich: Es wird nicht ausreichen.
    Rein rechnerisch reichen die Mittel des Gemeinschaftswerks für 150 000 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Auch unter Berücksichtigung anderweitig bereitgestellter Mittel der Bundesanstalt für Arbeit ist dies allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ein großer Tropfen!)

    weil wir schon heute in den neuen Ländern eine Arbeitslosigkeit — wenn wir die Kurzarbeit mit Null einrechnen — von mindestens 2,5 Millionen haben. Jedermann weiß, daß sich die Situation im Laufe der nächsten Wochen schon deshalb dramatisch verschärfen wird, weil am 30. Juni für viele weitere Betriebe das Aus kommen wird, und daß zudem die Warteschleife endet und hunderttausende früherer Mitarbeiter der DDR-Verwaltungen das Heer der Arbeitslosen vergrößern werden.
    Wir werden noch in diesem Jahr erleben, daß sich in den neuen Ländern die Zahl der Arbeitslosen auf rund 4 Millionen einpendeln wird. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern die Prognose des Mannes, der es eigentlich am besten wissen müßte. Der Bundesarbeitsminister Dr. Norbert Blüm hat diese Zahlen im „Handelsblatt" am 11. Februar 1991 selber so dargestellt. Ich zitiere nur ihn. Ich nehme den Mitgliedern der Bundesregierung und der Koalitionsfraktionen nicht übel, daß sie nicht jeden Artikel von Norbert Blüm lesen, wohl aber, daß sie seine Diagnosen ignorieren und über kein Konzept verfügen, um die rapide Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in den neuen Ländern aufzuhalten,

    (Detlev von Larcher [SPD]: Die nehmen den Blüm eben auch nicht mehr ernst!)

    und suggerieren, mit dem Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost allein sei der Stein der Weisen gefunden.
    Aber täuschen Sie sich bitte nicht. Das Gemeinschaftswerk hat lediglich eine Laufzeit von zwei Jahren und verschafft — so wie mein Freund Helmut Wieczorek richtig gesagt hat — der Bundesregierung allenfalls eine kurze Atempause, gibt aber den neuen Ländern nicht die Perspektive einer mittelfristigen, kontinuierlichen, soliden Finanzierung. Im Gegenteil, da auch ihre Einnahmen aus dem Fonds Deutsche Einheit in den kommenden Jahren zurückgehen werden und die neuen Länder nicht über ausreichende Steuereinnahmen verfügen, kann sich jeder die verhängnisvolle Spirale ausmalen, in die sie hineingeraten: die Länder werden sich hoch verschulden, ihre Kredite für die laufenden Personal- und Verwaltungskosten verwenden müssen und kaum Mittel in den Aufbau der Infrastruktur stecken können. Damit fehlen entscheidende Voraussetzungen und Impulse für einen dauerhaft wirkenden wirtschaftlichen Aufschwung.
    Ihn erreichen wir nicht, wie diese Bundesregierung meint, durch Tatenarmut und durch das Vertrauen auf die Therapiekonzepte der Treuhandanstalt. Wir erreichen ihn auch nicht durch hektisch zusammengebastelte Programme eines Gemeinschaftswerks, auch nicht durch gesetzgeberische Schnellschüsse, die wie das sogenannte Hemmnisbeseitigungsgesetz an den Problemen vorbeizielen. Erforderlich ist vielmehr ein Gesamtkonzept, das meine Fraktion mit dem Nationalen Aufbauplan für die neuen Länder vorgelegt hat, und das die Eckpfeiler für den industriellen Umbau, für die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit und die Behebung der ökonomischen und ökologischen Altlasten enthält. Wenn Sie sich, verehrte Kolleginnen und Kollegen der Koalition, schon nicht dazu entschließen können, einem solchen Gesamtkonzept zuzustimmen, und statt dessen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes vertrauen, so müßten Sie doch wenigstens einsehen, daß für eine Übergangszeit die neuen Länder einer stärkeren Hilfe des Bundes durch eine Politik des Teilens bedürfen, als Sie dies bislang wahrhaben wollten.
    Statt dessen sehen Sie tatenlos zu, wie in den neuen Ländern auch solche Einrichtungen — wie dies auf neudeutsch und zynisch heißt — „abgewickelt" werden müssen, für deren Erhalt zu kämpfen sich lohnen würde. Ich greife als ein Beispiel die Tagesbetreuungsstätten für Kinder heraus, die in dieser Woche in der Debatte zu dem entsprechenden Einzelplan dieser Woche eine Rolle gespielt haben. Es ist richtig, daß sich der Bund im Einigungsvertrag verpflichtet hat, sie nur bis zum 30. Juni 1991 zu fördern, und für die Zeit danach aus dieser Verpflichtung rechtlich gesehen entlassen ist. Aber was rechtlich in Ordnung sein mag, muß noch lange nicht unter sozialen und politischen Aspekten richtig sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich halte es für einen gravierenden Fehler, die Chancen zu verspielen, solche und ähnliche Einrichtungen, gegebenenfalls auch mit veränderten Strukturen, zu erhalten.

    (Beifall bei der SPD] Aber hierzu ist zumindest für eine Übergangszeit die Hilfe des Bundes nötig, weil die neuen Länder auf Grund ihrer knappen Finanzausstattung aus eigener Kraft hierzu nicht in der Lage sind. Die Koalition aber sperrt sich, diese Übergangshilfen des Bundes zu geben, und zwar mit dem stereotypen Hinweis, der Bund sei nicht zuständig. Dieses Argument, Kollege Wieczorek, haben wir in fast jeder Sitzung des Haushaltsausschusses gehört, sei es bei der Förderung sozialer Einrichtungen, sei es bei der Sportförderung, sei es bei kulturellen Angelegenheiten usw. Formaljuristisch ist diese Argumentation richtig. Aber sie ist doch unpolitisch, weil, wie Sie genau wissen, der Bund sich um seine Verantwortung drückt, sie den neuen Ländern zuschiebt, sie mit den Problemen allein und ihnen damit keine andere Wahl läßt als die sogenannte Abwicklung. Rudi Walther Die sozial-psychischen Auswirkungen dieser Politik sind katastrophal. Ich brauche Ihnen nicht auszumalen, was in den Köpfen derjenigen vorgeht, die „abgewickelt" werden, und was die Mütter und Väter bewegt, die hautnah erleben, daß ihre Kindertagesstätten geschlossen werden. Ich habe dieses Beispiel gewählt, meine Damen und Herren, um Ihnen zu demonstrieren, daß wir weit entfernt sind von dem Prinzip, Teilung durch Teilen zu überwinden. Sie, meine Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, werden einwenden, die Möglichkeiten des Haushalts, noch mehr Solidarität zu zeigen, seien ausgereizt. Die Möglichkeiten, an anderer Stelle des Haushalts zu sparen, bestehen und sind nicht genutzt worden. Das hängt auch damit zusammen, daß der Entwurf des Haushalts unzulänglich vorbereitet wurde, daß die Einzelpläne nicht auf entbehrliche Ausgaben hin abgeklopft worden sind, sondern so fortgeschrieben wurden, als hätte es den 3. Oktober 1990 nicht gegeben. Sie haben sich nicht einmal der Mühe unterzogen, Ihre eigenen Zielvorgaben zu erreichen, die Sie im sogenannten Eckwertebeschluß vom November letzten Jahres festgelegt haben. Damals war die Rede davon — Klaus Rose hat es heute hier wiederholt —, daß mindestens 35 Milliarden DM eingespart werden können. Dieses Ziel, meine Damen und Herren, ist im Haushalt 1991 nicht einmal annähernd erreicht, weil die notwendige Durchforstung des bisherigen Bundeshaushalts und die Anpassung der Einzelpläne nicht stattgefunden haben. Das Ziel der 35-Milliarden-DM-Marke haben Sie auch nicht über Einsparungen zu realisieren versucht, sondern im wesentlichen durch zusätzliche Einnahmen, nämlich durch das Sonderopfer der Beitragszahler zur Bundesanstalt für Arbeit, das mit 18,3 Milliarden DM zu Buche schlägt und jeden Arbeitnehmer mit rund 26 DM im Monat belastet, durch eine Vorauszahlung der Deutschen Bundespost/Telekom in Höhe von 2 Milliarden DM, die die dringend durchzuführenden Investitionen der Telekom behindern wird und die letztlich die Telefonkunden durch höhere Tarife zu bezahlen haben. All dies, meine Damen und Herren, ist Ausdruck eines hektischen Zusammenkratzens, nicht Ausdruck einer Gesamtkonzeption. Eine solche hätte vielmehr verlangt, alle Positionen auf der Ausgabenseite zu überprüfen. Hierbei hätte sich sehr schnell herausgestellt, daß mit dem spitzen Stift zu rechnen sich lohnt. So bietet der Verteidigungsetat, der — zugegebenermaßen — auch von der Koalition auf den Prüfstand gestellt wurde, weitere erhebliche Einsparungsmöglichkeiten; denn die Entwicklungen, über die wir in dieser Woche hier geredet haben, würden es jetzt ermöglichen, auf den Jäger 90 endlich zu verzichten, würden es uns ermöglichen, die Entwicklung und Beschaffung von Großwaffensystemen zumindest für eine Reihe von Jahren zurückzustellen, die Mittel für die Kriegsreserve bei der Munitionsbevorratung weiter zurückzufahren und die Mittel für Wehrforschung und wehrtechnische Entwicklung zu reduzieren. Wir Sozialdemokraten haben hierzu klare Vorschläge unterbreitet. Sparen an dieser Stelle wäre die richtige Konsequenz aus den tiefgreifenden Veränderungen in der Außenund Sicherheitspolitik gewesen. Daß die Koalition diese Chance nicht nutzt, vielmehr einer wahnsinnig teuren mobilen Einsatztruppe der NATO zugestimmt hat, ist ein Beleg für Ihr vorsätzliches oder fahrlässiges Unterlassen, den Haushalt neu zu strukturieren und den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dieser Haushalt, meine Damen und Herren, setzt den Weg in die Verschuldung unbesehen fort. Ich kann beim besten Willen den Stolz der Koalition auch in dieser Woche hier vorgetragen — nicht teilen, daß die Nettokreditaufnahme in diesem Jahr „nur" 67 Milliarden DM beträgt. (Eike Ebert [SPD]: Das ist nur die Spitze des Eisbergs!)





    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!) Aber Sie wissen genau, daß dies nicht richtig ist.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber ja!)


    (Zuruf von der SPD: Jawohl!)


    (Beifall bei der SPD)


    (Beifall bei der SPD)


    (Zuruf von der SPD: Ja!)


    (Zuruf von der SPD: Ja!)


    (Beifall bei der SPD)


    (Zuruf von der SPD: Unerhört!)


    (Beifall bei der SPD)


    (Zuruf von der SPD: Sehr richtig!)

    Es sind riesige Schuldenberge, die Sie da auftürmen und deren wahres Ausmaß dadurch verschleiert wird, daß weitere Milliardenschulden in Schattenhaushalten und damit vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich erinnere nur an die immensen Schulden des Fonds Deutsche Einheit, der bis 1994 Kredite in Höhe von 95 Milliarden DM aufnehmen wird. Ich erinnere an den Kreditabwicklungsfonds mit Verbindlichkeiten von mindestens 52 Milliarden DM, die sich — so genau weiß das kein Mensch — auch noch leicht verdoppeln können, an die Treuhandanstalt, die schon jetzt 28 Milliarden DM Schulden gemacht hat und ihren diesjährigen Kreditrahmen schon fast vollständig ausgeschöpft hat, an die Reichs- und die Bundesbahn, deren Schulden sich auf mehr als 39 Milliarden DM — mit zunehmender Tendenz — summieren, und an die Bundespost, deren Gesamtverschuldung sich derzeit auf 70 Milliarden DM beläuft.
    Diese Schuldenberge werden noch unsere Kinder und Enkel belasten und unsere zukünftigen Gestaltungsspielräume empfindlich beeinträchtigen, weil



    Rudi Walther
    uns Zins und Zinseszins erdrücken können. Bereits 1992 werden wir aus dem Bundeshaushalt die riesige Summe von mehr als 42 Milliarden DM an Zinsen zahlen müssen. Zur Verdeutlichung: Dieser Betrag ist viermal so hoch wie der gesamte Haushalt 1991 des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
    Diese fatale Entwicklung hat die Bundesregierung zu verantworten, weil sie eineinhalb Jahre nach Öffnung der Mauer immer noch in den überkommenen Haushaltsstrukturen denkt und über kein Konzept der Einigung und Umschichtung verfügt.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ulrich Briefs [PDS/Linke Liste])

    Der Ausweg, den diese Bundesregierung eingeschlagen hat und den sie weitergehen will, besteht in der Erhöhung vieler Steuern und Abgaben. Diese Politik hat verheerende Auswirkungen auf das neue Miteinander in der neuen Bundesrepublik. Ich sage dies, obwohl Geld zwar eine entscheidende, aber doch nicht die alleinige Voraussetzung für das Gelingen des Einigungsprozesses ist. Hierzu ist mehr erforderlich, nämlich die Bereitschaft, die Probleme gemeinsam und in sozial verträglicher Form anzugehen. Genau hierfür sind wir durch die Politik dieser Bundesregierung nicht gerüstet. Im Gegenteil, noch in diesem Jahr werden wir auf der einen Seite die massive Enttäuschung der von Massenarbeitslosigkeit betroffenen Menschen erleben, die sich ihrer beruflichen Perspektiven beraubt fühlen, und auf der anderen Seite werden wir die Verdrossenheit der Menschen erfahren, die sich durch die Wahlversprechen dieser Bundesregierung getäuscht sehen und die die Kosten der deutschen Einheit, die angeblich zum Nulltarif zu haben war, in ihren Geldbörsen spüren.
    Diese von der Bundesregierung mit zu verantwortende Situation wird zu neuen sozialen Konflikten führen, die Herzen verhärten und die Hoffnungen beeinträchtigen, die wir in die vor uns liegende gemeinsame Zukunft gesetzt hatten. Für diese Entwicklung ist der heute zu verabschiedende Haushalt sicherlich nicht allein ursächlich; aber das seinen Zahlen zugrunde liegende politische Verhalten der Koalition wird mit dazu beitragen, daß der Weg zur Herstellung gleicher Lebensbedingungen in allen Regionen der neuen Bundesrepublik steiniger wird als nötig.

    (Beifall bei der SPD)

    Deshalb, meine sehr verehrten Damen und Herren, lehnen wir Ihren Haushalt ab. Unsere Alternative können Sie aus dem von uns vorgelegten Entschließungsantrag ersehen.

    (Dr. Klaus Rose [CDU/CSU] : Der ist veraltet!)

    Meine herzliche Bitte ist, daß möglichst viele unserem Entschließungsantrag zustimmen mögen.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/ GRÜNE sowie des Abg. Dr. Ulrich Briefs [PDS/Linke Liste])



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, Herr Dr. Waigel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf Ihnen zunächst noch eine sehr erfreuliche Mitteilung machen: Dem Pferd von Hans Apel geht es ausgezeichnet.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Es hat den Besitzerwechsel gut überstanden; es ist dankbar für das Gnadenbrot, das es im BMF nun gemeinsam mit den Zollpferden einnehmen darf. Daß der Bundesminister der Finanzen nicht nur ein Herz für Menschen, sondern auch für Tiere hat, hat er auch dadurch bewiesen, daß er den arbeitslos gewordenen Zollpferden in Dannenberg eine neue Arbeitsmöglichkeit bei der niedersächsischen Landespolizei eröffnet hat, wo sie nun Streifentätigkeit im Naturpark Wilseder Berg, im Waldgebiet der Göhrde, in der Lüneburger Heide und außerdem im Bereich des Naturschutzparks verrichten. Sie sind dort sehr vernünftig tätig. Ich habe einen dankbaren Brief der Pferde bekommen.

    (Heiterkeit und Beifall bei allen Fraktionen — Rudi Walther [SPD]: Haben die mit den Hufen unterschrieben?)

    Ich leite ihn Ihnen zu, natürlich auch mit Antwort von mir.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Als Ausschußdrucksache!)

    Man weiß ja, wie man damit umgeht: Meine lieben Zollpferde! — An die Zollpferde der Grenzaufsichtsstelle Gartow, Prezeller Weg. — Die Sachen sind also befriedigend gelöst.

    (Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause — Detlev von Larcher [SPD]: Wenigstens das!)

    Lieber Kollege Walther, die Verschiebung des Haushalts — das hat diese Debatte doch sehr klar gezeigt — war notwendig und sinnvoll. Wir säßen doch sonst heute bereits wieder vor dem ersten Nachtragshaushalt. Niemand hätte doch im Oktober, November all das voraussehen können, was wir heute relativ wirklichkeitsnah und situationsgerecht vornehmen können. Dennoch, am Geld und an den Möglichkeiten, zu investieren, hat es zu keinem Zeitpunkt gefehlt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das beweist ja auch der Mittelabfluß im vergangenen Jahr.
    Sie wissen sehr wohl, daß wir über das Instrument der Verpflichtungsermächtigung jede Möglichkeit gegeben haben, um im Bereich der Infrastruktur — Verkehr, Städtebau, Wohnungsbau — für diesen Zeitraum das Notwendige tun zu können.
    Ich habe es nicht als fair empfunden, Kollege Walther, was Sie hier an Angriffen gegen den Kollegen Krause gefahren haben. Das übersteigt eigentlich das Normalmaß dessen, wie wir miteinander umgehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Niemand verlangt von Ihnen, daß Sie uns loben. Kritik, auch in der Schärfe, ist berechtigt, obwohl ich



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    eigentlich Lob von Ihrer Seite verdient hätte; Sie haben es nur vergessen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber ich halte es nicht für fair, jemanden ganz bewußt herauszugreifen und ihn in dieser Weise anzugreifen. Lieber Herr Kollege Walther, Sie werden doch nicht den großartigen Beitrag vergessen haben, den der Kollege Krause zur deutschen Einheit geleistet hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Wo war er großartig?)

    Er hat zu einem Zeitpunkt für eine möglichst schnelle Wiedervereinigung gekämpft, als der eine oder andere durchaus noch mit dem Gedanken gespielt hat, etwas länger auf DDR zu machen, und als der damalige Außenminister der DDR an der Außenpolitik der DDR beachtlichen Gefallen gefunden hatte. Ich glaube schon, daß sich der Kollege Krause da durch den Weg zur schnellen Einheit um Deutschland und um die Einheit verdient gemacht hat und die gehässigen Angriffe nicht verdient, die ihm heute zugefügt wurden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie haben die Golfhilfe kritisiert. Wenn es je eine Ausgabe gegeben hat, die außerplanmäßig, unvorhergesehen und unabweisbar genannt werden kann, dann sind es die Ausgaben hierfür. Meine Damen und Herren, was hätte eigentlich die Öffentlichkeit oder was hätten Sie gesagt, wenn wir Ihnen im Sommer oder im Herbst des vergangenen Jahres einen Nachtragshaushalt mit einem Ansatz für militärische Hilfe oder für einen Beitrag zu militärischen Aktionen im Golf vorgelegt hätten? Dann hätten Sie uns doch als Kriegstreiber und -vorbereiter beschimpft. Insofern blieb doch bis zum letzten Augenblick unsere Hoffnung, daß es nicht zu dieser kriegerischen Auseinandersetzung kommen würde. Aber als es dann doch dazu kam, mußten wir handeln. Soweit wie möglich ist auch der Haushaltsausschuß informiert worden. Ich stehe zu der Hilfe für den Golf. Wir haben im letzten Jahr in der internationalen Welt Freunde gehabt und Freunde gebraucht. Wenn sie uns brauchen, dann können wir sie auch nicht allein lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Lieber Herr Kollege Vogel, eigentlich hätte ich zur „Sonthofen-Strategie" nicht mehr Stellung genommen. Sie wissen ganz genau, daß ein Politiker wie Strauß bei allen Gegensätzen nie daran interessiert war, daß es Deutschland schlechter ginge.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Freilich hat er es gesagt!)

    — Nein, das hat er so nicht gesagt! (Zuruf von der SPD: Na klar!)

    Die Frage, die damals strategisch erörtert wurde und die auch Sie bei sich erörtern, ist die Frage, wann eine Opposition eine Chance hat und wann nicht. Sie hat nicht nur eine Chance auf Grund eigener Tüchtigkeit
    — das wissen Sie — , sondern sie lebt auch von Fehlern der Regierung. Auf nichts anderes hat Strauß damals hingewiesen.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Aber zu sagen, er wollte bewußt herbeiführen, daß es Deutschland schlechter geht, ist eine Unterstellung, die nicht richtig ist und die ich zurückweise.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Das hilft nichts! Er hat es trotzdem gesagt!)

    Außerdem sollten Sie, Kollege Vogel, mit dem Begriff und Vorwurf der Lüge ganz vorsichtig und behutsam umgehen; denn Sie sollten nachdenken und sich besinnen: Sie waren doch 1976 in der Regierung. Hans Apel geht in seinem Buch im einzelnen darauf ein.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Das Pferdebuch!)

    Er schreibt, er und der Bundeskanzler — sicherlich doch auch Sie — hätten ganz genau gewußt, daß die Daten und Fakten zur Rentenfinanzierung und zur Rentensituation nicht übereinstimmten. Trotzdem sind Sie damals bei den Behauptungen geblieben.
    Sie, Herr Vogel, haben 1982/83 im Wahlkampf gesagt: Es gibt zwei Möglichkeiten der Wahl. Wer uns wählt, wählt keine Raketen auf deutschem Boden. Wer die CDU/CSU wählt, der wählt Raketen.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Ja, das war so! — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Die Mehrheit hat uns gewählt, und es hat keine Raketen gegeben. Durch unsere Politik sind die Raketen weggekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wer mit solch groben Klötzen in der Politik arbeitet und schon gearbeitet hat, der sollte sich hier nicht als der große Moralist hinstellen und anderen unterstellen, sie würden nicht die Wahrheit sagen.
    1990/91 bestand eine völlig veränderte Situation gegenüber der, die Sie 1976 und auch 1980 in der Finanzpolitik hatten. Wir haben im letzten Jahr zu jedem Zeitpunkt die Finanzprobleme ernsthaft erörtert und uns überlegt, wie wir sie am besten bewältigen. Wir haben uns immer wieder im Bundesfinanzministerium, in der Koalition und auch hier im Bundestag darüber unterhalten, welches der beste Weg ist. Angesichts der konjunkturellen Situation bei uns und angesichts der Weltkonjunktursituation haben wir Steuererhöhungen — damals, wie ich meine, zu Recht — nicht in Angriff genommen. Sie wären nämlich falsch gewesen. Ich sage es nochmals: Hätten wir damals im Frühling oder im Sommer Steuererhöhungen beschlossen, dann stünden wir heute wieder vor der gleichen Frage.

    (Dr. Alfred Dregger [CDU/CSU]: So ist es!)

    Die Erhöhungen wären längst konsumiert, und ein Einsparungs- und Umschichtungsprogramm von 50 Milliarden DM in zwei Jahren wäre nicht zustande gekommen. Diese Politik war richtig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben wenige Wochen vor der Bundestagswahl die Opfer und die Belastungen, die auf uns zukommen würden, nicht verschwiegen. Wir haben die Erhöhung von Beiträgen und von Gebühren angesprochen und angekündigt. Ich habe damals in diesem Zusammen-



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    hang in einem Interview auch von der Möglichkeit einer Autobahngebühr und von dem Opfer, das alle bringen müssen, auch die Beamten, gesprochen.

    (Abg. Rudi Walther [SPD] zeigt ein Plakat mit dem Text „Keine Steuererhöhungen für die deutsche Einheit. CDU" — Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Hier!)

    Niemand, meine Damen und Herren — auch das habe ich damals gesagt — , konnte die Kosten voraussehen. Auch heute kann niemand voraussehen, was im Jahre 1993 und 1994 an Kosten, an Altlasten und an ähnlichem anfällt.
    Auch die Wissenschaftler konnten nicht voraussehen und haben in ihren Instituten nicht vorausgesehen, wie es um die Produktivität steht. Uns wurde von allen gesagt: Die Produktivität der DDR-Volkswirtschaft beträgt etwa die Hälfte der Produktivität in der alten Bundesrepublik Deutschland. Daß es weniger als ein Drittel sein würde, konnte niemand voraussehen.
    Die Altlasten der Ökologie und des Umweltschutzes sind so schwierig, daß sie auch heute noch nicht voll erkennbar sind. Dies betrifft nicht nur die Kasernen, die uns die russischen Soldaten hinterlassen.
    Ich nenne den RGW-Handel, den Transferrubel und all die Dinge. Da kann doch niemand voraussehen, was alles passiert.
    Ich räume auch gern ein, daß ich die mentalen Schäden, die 40 oder 50 Jahre Diktatur bei Menschen hinterlassen, in diesem gravierenden Ausmaß nicht vorausgesehen habe. Ich habe nicht vorausgesehen, was hier an Menschen passierte und wie Menschen in ihrem Denken beeinträchtigt wurden und wie lange es wieder braucht, bis man zu einem normalen, freien und selbstverantwortlichen Leben kommt.
    Meine Damen und Herren, wir haben übrigens in dieser Legislaturperiode nicht nur Steuererhöhungen vorgesehen, sondern auch Steuersenkungen. Die ersten Steuersenkungen finden zum 1. Januar 1992 über den Familienlastenausgleich statt. Auch das muß hier gesehen werden.
    Was die Mehrwertsteuer in der EG anbelangt, Herr Kollege Vogel, so sind Sie einfach falsch informiert.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Sie sprechen unter Druck!)

    — Sie sind einfach falsch informiert. Deshalb ist es ganz normal, daß Sie sich erst hier informieren. Die 15 % oder der Antrag, auf 16 % zu gehen, sind doch nicht auf uns zurückzuführen. Das ist von uns nicht veranlaßt worden.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Schmidhuber weiß davon nichts!)

    Da gab und gibt es auch nichts zu verheimlichen oder zu verstecken, sondern der Druck der ganz großen Mehrheit und vor allen Dingen der sozialdemokratisch geführten Länder in Europa — ich kritisiere das gar nicht — ist hier vorhanden.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Nachdem Sie angekündigt hatten, daß Sie erhöhen würden!)

    Meine Damen und Herren, es waren doch nur noch Luxemburg und Spanien dafür, unter dem von uns avisierten und eigentlich gewollten Mindeststeuersatz von 14 % zu bleiben. Sie wissen das ganz genau. Sie behaupten hier das Gegenteil, weil Sie damit Stimmung machen wollen. Das ist unwahrhaftig, Herr Kollege Vogel.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

    Sie brauchen mir und meiner Partei auch gar keine Vorschriften zu machen, wie wir mit dem Verhältnis zu Polen und der Tschechoslowakei umgehen. Wir wissen, wie wir das verantwortungsvoll gestalten.

    (Dr. Wolfgang Bötsch [CDU/CSU]: Sehr wahr! — Detlev von Larcher [SPD]: Das hat man gesehen! — Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Das hat man bei der polnischen Westgrenze gesehen!)

    Wir haben beim außenpolitischen Kongreß am vergangenen Samstag Vertreter dieser Länder mit am Podium gehabt; wir haben einen fruchtbaren Dialog geführt.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Das hat man gesehen!)

    Ich glaube, es ist unsere Pflicht, jetzt dafür einzutreten, daß für die deutschen Minderheiten in Polen und sonstwo das Bestmögliche durch eine solche Resolution — möglichst auch im Vertrag oder in einem Briefwechsel — erreicht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

    Wir sind hier auf einem guten Wege.
    Meine Damen und Herren,. der Kollege Dr. Diederich hat uns gestern aufgefordert, beim Aufbau der Finanzverwaltung rascher voranzugehen, damit das Finanzministerium nicht zum Investitionshemmnis wird. Bereits seit dem Frühjahr 1990, ein halbes Jahr vor der Wiedervereinigung, haben wir uns umfassend beim Aufbau einer demokratischen und rechtsstaatlichen Verwaltung in der früheren DDR engagiert. Im Zusammenhang mit der Einführung der Umsatzsteuer waren ab Frühjahr 1990 350 Dozenten aus westdeutschen Fachhochschulen in der früheren DDR und haben 4 000 Beschäftigte der neuen Steuerverwaltung unterrichtet. Ebenfalls im Frühjahr 1990 wurde der Arbeitskreis „Aufbau einer Steuerverwaltung im Beitrittsgebiet" gegründet, der die Dinge vorangebracht hat.
    Inzwischen sind wir mit dem Aufbau der Bundesfinanzverwaltung im Beitrittsgebiet weit vorangekommen. Der strukturelle Verwaltungsaufbau beim Zoll ist praktisch abgeschlossen. 400 Zollbeamte aus dem Westen helfen dabei, die neuen Kollegen an die veränderten Aufgaben des Zolls heranzuführen. Im Beitrittsgebiet wurden fünf Oberfinanzdirektionen und bisher 120 Finanzämter errichtet. Rund 600 westdeutsche Finanzbeamte helfen, die Arbeitsfähigkeit dieser Behörden herzustellen.
    Die Bundesvermögensverwaltung mußte praktisch bei null anfangen. Dennoch sollen die Bundesvermögensverwaltungsabteilungen bei den Oberfinanzdirektionen bis zum 1. Juli 1991 errichtet werden. Rund



    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    170 Beamte aus dem Westen helften bei dieser schwierigen Aufbauarbeit. Ich möchte mich beim Haushaltsausschuß bedanken, daß Sie uns hier entgegengekommen sind und dieses Problem trotz einer verständlicherweise restriktiven Personalpolitik gesehen haben.

    (Dr. Nils Diederich [Berlin] [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Einen kleinen Moment. Ich wollte eben auf Sie, Herr Kollege Diederich, eingehen.
    Neue Grenzabfertigungsanlagen können nur gemeinsam mit den Nachbarstaaten geplant und errichtet werden. Durch provisorische Abfertigungsanlagen, mit deren Einrichtung noch 1991 begonnen werden soll, kann das Problem der Stauungen im Grenzverkehr jedoch rasch angegangen werden. Ich werde Ihrem Hinweis von vorgestern nochmals gesondert nachgehen und Sie dann auch darüber informieren.