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    Plenarprotokoll 12/29 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 29. Sitzung Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 Inhalt: Bestimmung des Abg. Dr. Fritz Wittmann als stellvertretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß für den ausscheidenden Abg. Ort-win Lowack 2207 A Wahl des Abg. Hartmut Koschyk zum ordentlichen Mitglied für den ausscheidenden Abg. Ortwin Lowack sowie Wahl des Abg. Ernst Hinsken zum stellvertretenden Mitglied im Kontrollausschuß beim Bundesaus gleichsamt 2207 B Benennung der Abg. Uta Würfel als ordentliches Mitglied für den ausscheidenden Abg. Torsten Wolfgramm (Göttingen) sowie des Abg. Dr. Albert Probst als stellvertretendes Mitglied für die ausscheidende Abg. Michaela Geiger in den Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt 2207 B Tagesordnungspunkt III: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1991 (Haushaltsgesetz 1991) (Drucksachen 12/100, 12/494, 12/501 bis 12/531) Dr. Hans-Jochen Vogel SPD 2207 D Josef Grünbeck FDP 2211 A Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/ CSU 2213D, 2221B Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 2216 C Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 2217 C Dr. Hermann Otto Solms FDP 2219 A Ingrid Matthäus-Maier SPD 2221 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . . . 2222 D Jürgen Koppelin FDP 2223 B Dr. Klaus Rose CDU/CSU 2225 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 2228 C Johannes Nitsch CDU/CSU 2230 B Rudi Walther SPD 2232 C Helmut Esters SPD 2233 A Hans Klein (München) CDU/CSU . . 2233 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 2233 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 2233 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 2233 D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 2239 C Dr. Nils Diederich (Berlin) SPD . . . 2242 A Namentliche Abstimmung 2244 A Ergebnis 2247 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu den Unterrichtungen durch die Bundesregierung II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 1. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG — Annäherung der MwSt-Sätze — (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.3, 11/1322, 12/210 Nr. 53) 2. a) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Anderung der Richtlinie 77/388/EWG — Beseitigung der Steuergrenzen (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.4, 11/ 1323, 12/210 Nr. 54) b) Vorschlag für eine Änderung des Vorschlags für eine Richtlinie des Rates zur Ergänzung des gemeinsamen MwSt-Systems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG — Steuerliche Übergangsregelung im Hinblick auf die Errichtung des Binnenmarktes (Drucksachen 12/458 Nr. 2.2, 12/486) 3. Neuer Ansatz der Kommission im Bereich der Verbrauchsteuern (Drucksachen 11/7609 Nr. 4, 12/210 Nr. 64, 12/325) 4. Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuern auf Zigaretten und auf andere Tabakwaren als Zigaretten (Drucksachen 11/7609 Nr. 5, 12/210 Nr. 65, 12/326) 5. Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf alkoholische Getränke und in anderen Erzeugnissen enthaltenen Alkohol (Drucksachen 11/7609 Nr. 7, 12/210 Nr. 67, 12/328) 6. a) Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf Mineralöl (Drucksachen 11/7609 Nr. 6, 12/210 Nr. 66, 12/327) b) Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Festsetzung bestimmter Sätze bzw. Zielsätze der Verbrauchsteuer auf Mineralöle (Drucksachen 12/350 Nr. 5, 12/359) 7. Mitteilung: Die allgemeine Regelung und Struktur der Verbrauchsteuern im Gemeinsamen Markt (Drucksachen 12/269 Nr. 2.8, 12/329) 8. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über das allgemeine Verbrauchsteuersystem sowie über den Besitz und die Beförderung verbrauchsteuerpflichtiger Waren (Drucksachen 12/269 Nr. 2.9, 12/346) 9. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinien 72/464/ EWG und 79/32/EWG über die anderen Verbrauchsteuern auf Tabakwaren als die Umsatzsteuer (Drucksachen 12/350 Nr. 3, 12/361) 10. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Harmonisierung der Struktur der Verbrauchsteuern auf alkoholische Getränke und auf in anderen Erzeugnissen enthaltenen Alkohol (Drucksachen 12/350 Nr. 2, 12/360) 11. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Harmonisierung der Struktur der Verbrauchsteuern auf Mineralöle (Drucksachen 12/350 Nr. 4, 12/362) 12. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Einführung eines Annäherungsprozesses der Mehrwertsteuer- und Verbrauchsteuersätze (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.6, 11/1325, 12/210 Nr. 56) 13. Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden auf dem Gebiet der indirekten Besteuerung (Drucksachen 12/458 Nr. 2.3, 12/485) 14. Vollendung des Binnenmarktes: Annäherung der Sätze und Harmonisierung der Strukturen der indirekten Steuern (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.2, 11/1321, 12/210 Nr. 52) 15. Vorschlag für eine Vollendung des Binnenmarktes: Einführung eines Clearingmechanismus für die Mehrwertsteuer im innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.5, 11/1324, 12/210 Nr. 55) 16. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuern auf Zigaretten (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.7, 11/1326, 12/210 Nr. 57) 17. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuern auf andere Tabakwaren als Zigaretten (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.8, 11/1327, 12/210 Nr. 58) 18. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf Mineralöle (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.9, 11/1328, 12/210 Nr.59) 19. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Annäherung der Verbrauchsteuersätze auf alkoholische Getränke und in anderen Erzeugnissen enthaltenen Alkohol (Drucksachen 11/1181 Nr. 2.10, 11/1329, 12/210 Nr. 60) 20. Die Vollendung des Binnenmarktes und die Annäherung der indirekten Steuern (Drucksachen 11/5197 Nr. 2.2, 12/210 Nr. 63, 12/411) III Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 21. Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die indirekten Steuern auf Geschäfte mit Wertpapieren (Drucksachen 11/779 Nr. 2.4, 12/210 Nr. 62, 12/410) zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Legislative Entschließung mit der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu dem Vorschlag und zu dem geänderten Vorschlag der Kommission an den Rat für eine Richtlinie zur Ergänzung des gemeinsamen MwSt-Systems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG (Drucksachen 11/8536, 12/458 Nr. 1.3, 12/688) Dr. Renate Hellwig CDU/CSU 2245 C Eike Ebert SPD 2249 A Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU . . . 2250 A Klaus Jäger CDU/CSU 2250 D Hans H. Gattermann FDP 2253 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 2253 B Dr. Norbert Wieczorek SPD 2255 A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 2255 D Wilfried Seibel CDU/CSU 2256 D Dr. Joachim Grünewald, Parl. Staatssekretär BMF 2258 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines . . Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 146 GG) (Drucksache 12/656) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Verfahren zur Durchführung des Volksentscheides nach Artikel 146 Absatz 2 des Grundgesetzes (G Artikel 146 Abs. 2) (Drucksache 12/657) Stephan Hilsberg SPD 2260 B Dr. Burkhard Hirsch FDP 2262 A Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 2262 B Dr. Wolfgang Ullmann Bündnis 90/GRÜNE 2263 B Detlef Kleinert (Hannover) FDP 2263 D Detlev von Larcher SPD 2265 A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 2265 D Nächste Sitzung 2266 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 2267* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abg. Jürgen Augustinowitz CDU/CSU zur Abstimmung über den Entwurf des Haushaltsgesetzes 1991 2267'D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 2268* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 2207 29. Sitzung Bonn, den 7. Juni 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage .1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 07.06.91 Böhm (Melsungen), CDU/CSU 07.06.91* Wilfried Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 07.06.91* * Burchardt, Ursula SPD 07.06.91 Cronenberg (Arnsberg), FDP 07.06.91 Dieter-Julius Daubertshäuser, Klaus SPD 07.06.91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 07.06.91 Dr. Eckardt, Peter SPD 07.06.91 Funke, Rainer FDP 07.06.91 Dr. von Geldern, CDU/CSU 07.06.91 Wolfgang Genscher, Hans-Dietrich FDP 07.06.91 Dr. Götte, Rose SPD 07.06.91 Graf, Günter SPD 07.06.91 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 07.06.91 Günther (Plauen), FDP 07.06.91 Joachim Haack (Extertal), SPD 07.06.91 Karl-Hermann Haschke CDU/CSU 07.06.91 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Hauchler, Ingomar SPD 07.06.91 Dr. Haussmann, Helmut FDP 07.06.91 Horn, Erwin SPD 07.06.91 Irmer, Ulrich FDP 07.06.91 Jaunich, Horst SPD 07.06.91 Jungmann (Wittmoldt), SPD 07.06.91 Horst Kittelmann, Peter CDU/CSU 07.06.91** Kolbe, Manfred CDU/CSU 07.06.91 Koltzsch, Rolf SPD 07.06.91 Kubicki, Wolfgang FDP 07.06.91 Lohmann (Lüdenscheid), CDU/CSU 07.06.91 Wolfgang Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 07.06.91** Erich Dr. Mahlo, Dietrich CDU/CSU 07.06.91 Marten, Günter CDU/CSU 07.06.91** Dr. Merkel, CDU/CSU 07.06.91 Angela Dorothea Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 07.06.91 Mischnick, Wolfgang FDP 07.06.91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 07.06.91* * Paterna, Peter SPD 07.06.91 Peter (Kassel), Horst SPD 07.06.91 Pfuhl, Albert SPD 07.06.91 Dr. Pinger, Winfried CDU/CSU 07.06.91 Poß, Joachim SPD 07.06.91 Rappe (Hildesheim), SPD 07.06.91 Hermann Rauen, Peter Harald CDU/CSU 07.06.91 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 07.06.91 Erich Dr. Riege, Gerhard PDS 07.06.91 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 07.06.91 Dr. Scheer, Hermann SPD 07.06.91 * * Schenk, Christa Bündnis 90/ 07.06.91 GRÜNE von Schmude, Michael CDU/CSU 07.06.91 * * Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 07.06.91 Schulte (Hameln), SPD 07.06.91 Brigitte Schulz (Leipzig), Gerhard CDU/CSU 07.06.91 Seehofer, Horst CDU/CSU 07.06.91 Seesing, Heinrich CDU/CSU 07.06.91 Singer, Johannes SPD 07.06.91 Dr. Soell, Hartmut SPD 07.06.91 * * Steiner, Heinz-Alfred SPD 07.06.91 * * Dr. Struck, Peter SPD 07.06.91 Uldall, Gunnar CDU/CSU 07.06.91 Dr. Vondran, Ruprecht CDU/CSU 07.06.91 Vosen, Josef SPD 07.06.91 Wagner, Hans Georg SPD 07.06.91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 07.06.91 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 07.06.91 Wolf, Hanna SPD 07.06.91 Zapf, Uta SPD 07.06.91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf des Haushaltsgesetzes 1991 1. Der Bau von neuen Wohnungen ist derzeit eine der wichtigsten gesellschaftspolitischen Aufgaben. Es fehlen heute nicht nur Wohnungen für Bürger mit niedrigem Einkommen. Auch neugegründete Haushalte, kinderreiche und junge Familien, Alleinstehende mit Kindern, Bürger, die ihren Arbeitsplatz wechseln, Aussiedler, Studenten und Auszubildende haben vielerorts Probleme, eine angemessene Wohnung zu finden. Die „Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau" an die alten Bundesländer im Bundeshaushalt 1991 sowie die mittelfristige Finanzplanung des Bundes in diesem Bereich werden diesem gesellschaftlichen Problem nicht gerecht. Die reduzierten Mittel werden nicht ausreichen, um genügend Sozialwohnungen zu errichten. Die Notwendigkeit, verstärkt Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau in die neuen Bundesländer umzuleiten, ist offenkundig. Das darf aber nicht dazu führen, daß die Mittel für den sozialen Wohnungsbau in den alten Bundesländern zurückgenommen werden. Hier sind zusätzliche Mittel des Bundes notwendig. Eine bezahlbare Wohnung zu haben, ist von zentraler Bedeutung für das Leben eines jeden Menschen. Ich bin 2268* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Freitag, den 7. Juni 1991 daher der Auffassung, daß der Bund die Mittel für den sozialen Wohnungsbau in den alten Bundesländern mindestens auf dem 1990 vorhandenen Niveau auch in den Folgejahren beibehalten sollte. Wenn ich dem Bundeshaushalt 1991 dennoch zustimme, so verkenne ich nicht, daß die Reduzierung der Bundesfinanzhilfen für den sozialen Wohnungsbau in den alten Bundesländern falsch ist. Eine verschärfte Wohnungsnot in den kommenden Jahren könnte unter anderem auch hierin ihre Ursache haben. 2. Im Einzelplan 60 Abschnitt Sonderleistung des Bundes (Titel „Humanitäre und finanzielle Hilfe an Staaten der Golfregion") ist unter anderem auch die Zahlung von DM 100 Millionen an den Staat Syrien vorgesehen. Diese finanzielle Leistung an Syrien halte ich für falsch, da Syrien den Staat Israel und andere Nachbarn nach wie vor massiv militärisch bedroht. Außerdem ist die weitere Entwicklung Syriens unter seinem Staatschef Assad sehr fraglich. Die aggressive Haltung der Diktatur in Syrien nach innen und außen ist sehr bedenklich. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Syrien mit der erhaltenen Hilfe aus Deutschland Waffenkäufe tätigt. Daher stimme ich dieser Ausgabe im Bundeshaushalt 1991 ausdrücklich nicht zu. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 17. Mai 1991 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zu dem Vertrag vom 9. November 1990 über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Gesetz zu dem Vertrag vom 9. November 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Entwicklung einer umfassenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Technik Gesetz über die Einführung eines Wohngeldsondergesetzes für das in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannte Gebiet, die Änderung des Wohngeldgesetzes und anderer wohngeldrechtlicher Vorschriften sowie über die Änderung des Ersten Buches Sozialgesetzbuch Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat begrüßt, daß der Deutsche Bundestag ein Wohngeldsondergesetz für das Beitrittsgebiet verabschiedet hat und damit einer Bitte des Bundesrates vom 19. April 1991 gefolgt ist. Damit ist ein schnelleres Inkrafttreten der neuen Wohngeldregelungen möglich; der Vorlauf für die Bewilligungen des Wohngeldes wird sinnvoll verlängert. Der Bundesrat begrüßt auch die Ausgestaltung des besonderen Wohngeldes als endgültige Zahlung anstatt einer Vorauszahlung, hält aber daran fest, daß ein sachgerechterer Termin für das Auslaufen des Gesetzes der 31. Dezember 1994 wäre. Das gemeinsam angestrebte Ziel eines möglichst frühzeitigen Inkrafttretens und die dadurch bedingte knappe Zeit für die Konzipierung und Prüfung des Gesetzes können Schwierigkeiten bei der Anwendung verursachen. Der Bundesrat stimmt gleichwohl angesichts der Dringlichkeit einer Entscheidung dem vorliegenden Gesetz in der Erwartung zu, daß sich alle am Gesetzgebungsverfahren Beteiligten zu Änderungen Bereitfinden, falls sich beim Vollzug dazu eine Notwendigkeit ergibt. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, über die Auswirkungen des Wohngeldsondergesetzes bis zum 31. Dezember 1992 zu berichten. Der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Drucksache 12/157 Nr. 1.16 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Innenausschuß Drucksache 12/269 Nr. 2.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 12/269 Nr. 2.17, 2.19-2.21 Drucksache 12/311 Nr. 2.6-2.12 Drucksache 12/350 Nr. 6, 7 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 12/210 Nr. 154, 156 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Drucksache 12/157 Nr. 2.31 Drucksache 12/187 Nr. 2.23 Die Unterrichtung durch die Bundesregierung „Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag gem. § 5 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz (BStatG)" — ist als Drucksache 12/541 und auch als Drucksache 12/558 veröffentlicht worden. Die Drucksache 12/558 ist erledigt. Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 17. Mai 1991 gemäß § 30 Abs. 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Nachtrag zum Wirtschaftsplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1990 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Nachtrag zum Wirtschaftsplan im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Die Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ulrich Briefs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS/LL)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS/LL)

    Gut. Ich habe es ja richtiggestellt.

    (Rudi Walther [SPD]: Der Präsident hat schon recht!)

    — Die Wirtschaft schwimmt im Geld.

    (Arnulf Kriedner [CDU/CSU]: Die PDS schwimmt im Geld!)

    Sie lenkt jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge in Form direkter Auslandsinvestitionen ins Ausland, vor allem in die reichen Industrieländer des Westens.

    (Arnulf Kriedner [CDU/CSU]: Ach, Herr Briefs!)

    — Sie von den Blockparteien seien einmal ganz ruhig. Sie waren daran von vorn bis hinten, von oben bis unten beteiligt.

    (Arnulf Kriedner [CDU/CSU]: Aber wir haben auch im Gegensatz zu Ihnen alles zurückgegeben!)

    — Das haben Sie nicht. Sie reißen sich doch gegenwärtig neue Objekte unter den Nagel; das weiß doch jeder.
    Noch mehr Mittel werden jährlich als vagabundierendes Kapital an die internationalen Geld- und Kapitalmärkte gelenkt. Der volkswirtschaftliche NettoCash-Flow, der Mittelzufluß, übersteigt mit ca. 650 Milliarden DM in den klingelnden Kassen der Wirtschaft bei weitem die für Anlage- und Ausrüstungsinvestitionen benötigten Mittel. Das sind nur ca. 450 Milliarden DM. Sie aber greifen nicht dorthin, sondern in der Tasche der Gering- und Mittelverdienenden.
    Damit nicht genug. Statt den Solidarbeitrag der reichen Wirtschaft einzufordern, wollen Sie, wie Herr Solms ausgeführt hat, ausgerechnet die Unternehmensteuern noch weiter senken. Erheben Sie z. B.
    — ganz konkrete Vorschläge; wenn Sie wollen, können Sie es machen — wie Anfang der 50er Jahre eine Investitionshilfeabgabe für den Osten. Führen Sie eine Zwangsanleihe für den Aufbau im Osten ein. Dann brauchten Sie auch nicht die Verschuldungsorgie zu praktizieren, die diesem Bundeshaushalt und Ihrer Finanz- und Haushaltspolitik zugrunde liegt.

    (Eike Ebert [SPD]: Jetzt hat er recht!) Frau Kollegin Matthäus-Maier hat das schon mehrfach angesprochen, völlig zu Recht.

    Über 200 Milliarden DM — das sind über 7 % des Bruttosozialprodukts — werden in diesem Jahr von Bund, Ländern und Gemeinden und von den Schattenhaushalten gepumpt. Auf über 100 Milliarden DM steigt allein die Zinslast der öffentlichen Hände. Das ist unsolide. Das belastet die Zukunft. Senken Sie nicht die Vermögens- und Gewerbekapitalsteuer, sondern erhöhen Sie sie. Erheben Sie endlich einmal die Erbschaftsteuern, die denen in anderen westeuropäischen Ländern in etwa entsprechen.
    Streichen Sie Subventionen, Herr Möllemann, aber an den richtigen Stellen. Die Weltraumfahrt z. B. droht bereits den Haushalt des Bundesministeriums für Forschung und Technologie zu strangulieren. Sie kommt mit nur drei Projekten, typischen Großtechnologieprojekten mit gefährlichen umweltgefährdenden Auswirkungen, zuallererst einer kleinen Zahl großer und sehr großer Konzerne zugute.
    Bei den Subventionen, die im Rahmen der Militärforschung anfallen, bei den offenen und verdeckten Subventionen für die Rüstungsindustrie mit Daimler-Benz, Siemens und anderen deutschen Weltunternehmen an der Spitze können Sie, da sollten Sie sparen. Oder senken Sie, wie wir fordern, den Militärhaushalt um 10 Milliarden DM. Als Einstieg; das muß dann weitergehen. Sehr bald muß der Militärhaushalt völlig weg sein. Stellen Sie 5 Milliarden DM von diesen gestrichenen 10 Milliarden DM für Konversionsprojekte zur Verfügung. Damit könnten Sie, Herr Möllemann, das selbstgesteckte Ziel von 10 Milliarden DM Subventionsstreichungen im Handumdrehen erreichen.
    Eine solche Politik der Umlenkung von Geldern, die für mögliche Kriegs- und Zerstörungsakte zur Verfügung gestellt werden, für eine friedliche, ökologisch und sozial nützliche Verwendung ist notwendig. Das paßt jedoch nicht zu den neuen, alten Großmachtträumen, die gerade auch in Ihren Rängen geträumt werden.

    (Arnulf Kriedner [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn, Herr Briefs?)

    Nur so ist es auch zu verstehen, daß die Bundesregierung in geradezu vorauseilendem Gehorsam bei der deutschen Beteiligung an der Finanzierung des unseligen Golfkriegs sofort geklotzt hat, während beim Aufbau im Osten nach wie vor nur gekleckert wird.
    Vor allem: Trocknen Sie durch Auftrags- und Subventionsabbau den Sumpf der deutschen Rüstungsproduktion und Rüstungsexportproduktion aus.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Legen Sie Ihren Sumpf trocken!)

    Vergessen Sie nicht: Rüstung tötet auch schon im Frieden. Die Mittel, die wir hier für immer raffiniertere Waffensysteme ausgeben, mit denen sich inzwischen — geradezu aseptisch dargereicht — Völkermord als cleanes Medienspektakel inszenieren läßt — die Medien, der Menschheit sei es geklagt, machen es mit —, fehlen z. B. bei der Hilfe für die sogenannten Dritte Welt, fehlen bei der Aids-Bekämpfung, fehlen bei an-



    Dr. Ulrich Briefs
    deren humanitären Aufgaben, fehlen für die Versorgung von Asylanten und Asylantinnen.
    Die Rüstungswahnausgaben sind z. B. in diesem Bundeshaushalt 1991 in gegenüber dem Jahr 1990 unveränderter Höhe enthalten. Aber das ist ja noch nicht alles. Im BMFT-Haushalt z. B. ist auch noch einiges drin: Stichwort Dual-use-Technologien, also Technologien, die für militärische und andere Zwecke einsetzbar sind. Sie tragen auch dazu bei, daß täglich hunderttausend Kinder Hungers sterben.
    Sichern Sie die ökologische Sanierung in Ost und West. Auch dabei kommen Sie nicht voran. Es liegt nicht nur daran, daß wir einen Bundesumweltminister haben, der ein fähiger Ankündigungsminister ist, allerdings nicht viel mehr. Es liegt auch daran, daß Sie mit Ihrem Marktcredo, dem Credo von den Kräften des freien Unternehmertums, die Umweltprobleme weiter verschärfen bis zur drohenden Klimakatastrophe, bis zum Müllinfarkt, bis zum ersten richtigen GAU bei einem der derzeit in Betrieb befindlichen AKWs im Westen.
    Sie arbeiten einer undifferenzierten Wachstumsdynamik nach dem Motto zu „Hauptsache, immer mehr". Was kümmert uns die Welt, die wir doch bekanntlich von unseren Kinder nur geborgt haben?
    Die Aufwendungen für den Umweltschutz und für den Naturschutz sowie auch für entsprechende Forschungsaktivitäten sind z. B. nach wie vor minimal im Verhältnis zum Gesamtetat und zu seinen großen Blöcken Militär, Verkehr, Soziales, Schuldendienst.
    Sie erhöhen die Mineralölsteuer, verteuern damit das Benzin, aber nicht, um die Mittel gezielt z. B. für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs gerade im ländlichen Raum auszugeben, sondern um damit Ihre Kasse wieder zu füllen, die Sie zuvor durch Steuersenkungen für die reiche Wirtschaft geleert haben.
    Sie sind den Reichen und Superreichen verpflichtet sowie auch den neuen und alten Ewiggestrigen, die von einer neuen Weltmachtrolle Deutschlands träumen und die dafür auch den starken Staat nach innen haben wollen, der aufräumt mit Ausländern und Ausländerinnen, mit politischen Dissidenten, mit Randgruppen in der Gesellschaft. Dafür brauchen Sie ein immer kostspieligeres Sicherungssystem, das sich auch zunehmend neuer technischer Systeme bedient.
    Gleichzeitig bröckelnder Datenschutz weg, werden notwendige Vorkehrungen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur zum Schutz des verfassungsmäßig garantierten Rechts auf informationelle Selbstbestimmung unterlassen oder nur zögernd betrieben. Dafür werden aber z. B. für das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erhebliche und in der Zukunft weiter wachsende Mittel zur Verfügung gestellt.
    Um zusammenzufassen: Ihre Haushaltspolitik ist, für jedermann und jede Frau nachvollziehbar, unsolide, konzeptionslos, perspektivlos. Sie ist unsozial und den Aufgaben des Staates in dieser Situation nicht angemessen. Sie ist das Ergebnis einer falschen wirtschaftspolitischen Grundkonzeption. Der Haushalt 1991 ist ein Dokument der vergebenen Chancen für eine sozial und ökologisch verantwortbare Zukunftsentwicklung. Der Etat 1991 wird deshalb, von der PDS/Linke Liste, abgelehnt.
    Danke.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste — Peter Kittelmann [CDU/CSU]: Mit kommunistischen Grüßen, Ihr Briefs! — Zurufe von der CDU/ CSU: Sie haben in jeder Weise überzogen!)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Dr. Klaus Rose, ich erteile Ihnen das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Rose


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich hatte nicht erwartet, daß ich schon dran sein würde, aber die Gruppe Bündnis 90/GRÜNE ist heute offensichtlich überhaupt nicht anwesend.
    Ich freue mich, daß ich in der dritten Lesung des Bundeshaushalts noch einmal sprechen darf. Ich bin der Meinung, wir haben zwar schon oft das Wort vom „Schicksalsbuch der Nation" gebraucht,

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Die Schmuddelkladde!)

    aber dieser Begriff war noch nie so sinnfällig wie dieses Mal, weil wir im Jahre 1991 zum erstenmal einen gesamtdeutschen Haushalt, also den Haushalt einer Nation haben. Allein schon darauf können wir stolz sein.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Die Bewertung des Haushalts muß daher auch im Zusammenhang mit dieser einmaligen historischen Situation erfolgen.
    Ein knappes Viertel des Gesamtvolumens des Bundeshaushalts in Höhe von 410 Milliarden DM sind einigungsbedingte Ausgaben. Daran wird deutlich, daß sich die Koalition, daß sich die Bundesregierung ihrer Verantwortung, einheitliche Lebensverhältnisse in Gesamtdeutschland zu erreichen, in eindrucksvoller Weise gestellt hat.
    Bereits im Jahre 1990 mußte der damals geltende Haushalt jeweils durch drei Nachtragshaushalte der gesamtdeutschen Entwicklung angepaßt werden. Als sich im Sommer 1990 die baldige deutsche Einheit abzeichnete, war es die einzig sinnvolle Entscheidung, den endgültigen Haushalt erst nach dem Vollzug der Einheit aufzustellen, um damit eine realistische Basis für die künftige Haushaltspolitik zu gewinnen.
    Die Bundesregierung hat — anders als es von der Opposition auch in dieser Woche wieder behauptet wurde — rechtzeitig vor der Wahl die Eckpunkte für diesen Haushalt und für die Finanzplanung der kommenden Jahre vorgelegt. Die Rahmendaten zur Begrenzung der Nettokreditaufnahme und zur Entlastung des Bundeshaushalts wurden konsequent umgesetzt und sogar noch verbessert.
    Es wäre sicherlich möglich gewesen, den Bundeshaushalt 1991 auch schon früher zu beschließen, näm-



    Dr. Klaus Rose
    lich wenn die Opposition einer früheren Bundestagswahl zugestimmt hätte.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Eike Ebert [SPD]: So ein Quatsch!)

    So gesehen ist auch die Kritik der Kollegin Matthäus-Maier, die sie immer wieder äußert und die darauf hinausläuft, dieser Haushalt werde zu spät verabschiedet, völlig unverständlich. Wir erinnern uns ja auch daran, daß die SPD früher immer nur in der Sommerzeit dazu gekommen ist, den Haushalt des laufenden Jahres zu verabschieden.
    Ebenso unzutreffend ist die Behauptung der Frau Kollegin Matthäus-Maier, daß sich die Aufbau- und Beschäftigungschancen in den neuen Bundesländern auf Grund der verspäteten Verabschiedung erheblich verzögert hätten. Alle notwendigen Mittel, vor allem solche für Investitionen, sind von Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung großzügig bereitstellt worden. Das gilt insbesondere für die im Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost enthaltenen Mittel.
    Nur durch äußerste Haushaltsdisziplin, durch eine vertretbare Erhöhung der Nettokreditaufnahme und durch eine sozial verträgliche und angemessene Steuererhöhung ist es gelungen, die im Frühjahr entstandenen Mehranforderungen an den Bundeshaushalt aufzufangen. Im Bundeshaushalt 1991 ist ein Entlastungsvolumen von rund 37 Milliarden DM realisiert worden, davon alleine im Verteidigungsbereich 7,7 Milliarden DM. Das im Eckwertebeschluß vom 14. November 1990 vorgesehene Konsolidierungsziel von mindestens 35 Milliarden DM — das sind gewaltige Beträge, und das muß man ja schaffen — ist damit sogar übertroffen worden. Außerdem wird die Koalition die künftigen Bundeshaushalte durch den geplanten Subventionsabbau von rund 10 Milliarden DM weiter entlasten.
    Die Nettokreditaufnahme wurde durch die Beschlüsse des Haushaltsausschusses ebenfalls noch deutlich unter den im Eckwertebeschluß festgelegten Betrag von 70 Milliarden DM abgesenkt, und zwar auf 66,4 Milliarden DM. Mit diesem Betrag konnte jetzt schon fast die Grenze für Investitionen nach Art. 115 des Grundgesetzes erreicht werden. Beim Haushaltsvollzug wird nach aller Erfahrung noch Besseres zu erwarten sein.
    Mit diesem Betrag wird in einer unbestritten einmaligen historischen Situation ein geringerer Anteil der Ausgaben des Bundes kreditfinanziert als z. B. zur Zeit der Ölkrise im Jahre 1975. Es ist einfach falsch, daß die Nettokreditaufnahme des Bundes eine Absenkung des Zinsniveaus verhindert, wie von der SPD behauptet wird. Im Gegenteil: Das durchschnittliche Zinsniveau ist von 9,1 % im Januar dieses Jahres auf zur Zeit 8,4 % gesunken. Man sieht hieran, daß die Haushalts- und Finanzpolitik dieses Staates in Ordnung ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch einige Worte zu den Steuererhöhungen sagen. Ich will natürlich nicht die unselige Diskussion wieder eröffnen; es wird von allen Seiten zuviel gesagt. Hauptsächlich deshalb ist der Bürger verunsichert. Wahlergebnisse in Hamburg oder anderswo kommen ja daher, daß man jeden Tag etwas anderes liest, obwohl gar nichts beschlossen wird.
    Mir drängt sich der Eindruck auf, daß die stärksten Kritiker aus den Reihen der Opposition die Wiedervereinigung gar nicht gewollt haben und nun glauben, auf einem Nebenkriegsschauplatz verlorenes Terrain wiedergewinnen zu müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Eike Ebert [SPD]: Hör' doch jetzt auf mit dem Quatsch!)

    Die Wiedervereinigung war und ist nicht allein eine Frage der Kosten; selbst wenn sie das Doppelte gekostet hätte. Wer angesichts dieses Sachverhalts von unsolider Haushaltspolitik spricht, diskreditiert sich selbst als finanzpolitischer Ignorant oder Träumer.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Leider!)

    Der Wähler wird solche falschen Unterstellungen und Halbwahrheiten auf die Dauer auch nicht honorieren.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Richtig!)

    Meine Damen und Herren von der Opposition, der Aufschwung in den neuen Bundesländern wird schneller kommen, als Ihnen politisch lieb ist. Sie setzen ja nur darauf, daß es so bleibt, wie es nach der Wende notwendigerweise sein mußte.

    (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Hessen, Mainz, Hamburg — es geht so weiter!)

    Damit wird Ihrer verfehlten Kritik rasch der Boden entzogen. Schauen Sie in den historischen Spiegel, dann werden Sie den finanz- und haushaltspolitischen Scherbenhaufen noch erkennen, den Sie 1982 hinterlassen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Rückspiegel!)

    Ihr ständiges Katastrophengemälde stimmt heute weder in bezug auf die alten Bundesländer noch in bezug auf die neuen Bundesländer.

    (Eike Ebert [SPD]: Leider haben wir recht!)

    Die Aussage, daß es in den neuen Ländern deutlich aufwärtsgeht, wurde gerade in dieser Woche einmütig von der Wirtschaft und von den Gewerkschaften getroffen. Die Schlagzeile in der „Süddeutschen Zeitung" vom 5. Juni 1991 war, daß sich Bundesregierung, Wirtschaft und Gewerkschaften einig sind, daß es deutlich aufwärtsgeht.

    (Eike Ebert [SPD]: Zur Zeit!)

    Was wollen Sie denn sonst? Natürlich gibt es noch Regionen, in denen es besonders schlimm aussieht, in denen weder die Arbeitsmarkt- noch die Ausbildungsstellensituation zufrieden machen können. Gerade weil auch wir in den alten Bundesländern immer wieder mit derartigen Sorgen belastet waren oder sind, nehmen wir sie ernst.
    Ich habe z. B. in meiner eigenen Arbeitsregion Passau, die vor allem im Winter zu den schwierigsten in



    Dr. Klaus Rose
    ganz Deutschland gehört, zur Zeit Firmenzusammenbrüche zu beklagen, die zusammen mit der drohenden Garnisonsauflösung Tausende von Arbeitsplätzen kosten. Ich möchte die heutige Gelegenheit wahrnehmen, um auch einmal die Sorgen in den alten Bundesländern aufzuzeigen. Ich bitte die Bundesregierung, den Herrn Bundeskanzler und den Herrn Bundesfinanzminister, Instrumente zu finden, durch die die drohenden Firmenzusammenbrüche verhindert oder aufgefangen werden können. 1 000 Arbeitsplätze weniger bei Roederstein, 1 200 Arbeitsplätze weniger bei Optyl-Hutthurm und mehrere Hundert Arbeitsplätze weniger bei der Bundeswehr, und das alles in einem Jahr — das ist nicht zu verkraften. Auch Ostbayern braucht also Hilfe.

    (Hans-Günther Toetemeyer [SPD]: Sehr wahr!)

    Daß sich Firmeneigner dabei — das möchte ich auch sagen — nicht immer in die Reihe der großen, verantwortungsbewußten deutschen Unternehmer stellen, ist ein besonders trauriges Kapitel.

    (Rudi Walther [SPD]: Nordhessen darfst du nicht vergessen!)

    — Ich bin davon überzeugt, daß es auch in Nordhessen noch einiges zu tun gibt, obwohl der Abgeordnete Walther seit vielen Jahren Gelegenheit hat, dort gut zu arbeiten.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Ich möchte auch die guten Leistungen der Treuhandanstalt erwähnen; denn hieran zeigt sich, daß die ursprüngliche Konzeption richtig war. Hauptaufgabe der Berliner Anstalt muß die Privatisierung bleiben, damit das Entstehen marktwirtschaftlicher Strukturen ermöglicht wird und kein dauerhafter und unfinanzierbarer Subventionstopf aufgemacht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Theo Waigel hat bereits darauf hingewiesen, daß der Verlust von Arbeitsplätzen dort begrenzt werden kann, wo die Sanierung von Betrieben sinnvoll und vertretbar ist.
    An dieser Stelle möchte ich die SPD und — trotz ihres freundlichen Beifalls — auch die FDP nachhaltig auffordern, die Diskussion über einen Wechsel der Aufsicht vom Bundesfinanzministerium zum Bundeswirtschaftsministerium jetzt endlich zu beenden. Es ist nicht erkennbar, welche aufsichtsrechtlichen Aufgaben vom Bundeswirtschaftsministerium besser erfüllt werden sollten.
    Das Bundeswirtschaftsministerium ist keine Superwirtschaftslenkungsbehörde und kann dies auch nicht werden. Nach dem Grundgesetz sind die neuen Länder sowieso grundsätzlich für die Wirtschaftspolitik zuständig. Die dem Bund nach dem Grundgesetz zustehenden Kompetenzen im Wirtschaftsbereich, z. B. bei den Gemeinschaftsaufgaben und bei der sektoralen Wirtschaftsförderung, werden ja bereits vom Wirtschaftsministerium wahrgenommen. Manche Koalitionsstreitigkeiten, die man aus irgendwelchen Gründen gerne pflegt, könnte man sich also in Zukunft sparen.

    (Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, an besonderen Ausgabeblöcken sind ferner die Ausgaben 1991 im Zusammenhang mit dem Golfkonflikt in Höhe von knapp 12 Milliarden DM, die Leistungen an die Sowjetunion in Höhe von 6,2 Milliarden DM sowie die sonstigen Leistungen an die mittel- und osteuropäischen Länder, an die seit 1989 24,5 Milliarden DM gezahlt wurden, um dort zum Aufschwung beizutragen, zu nennen.
    Ich erwähne diese Leistungen deshalb besonders gern, weil die Kollegin Matthäus-Maier diese in ihrer Presseerklärung vom 3. Juni 1991 als besonders ausgabeträchtig erwähnt hat. Mit Genugtuung kann ich feststellen, daß die finanzpolitische Sprecherin der SPD diese Mehrbelastungen nunmehr anerkennt und damit ihrer eigenen Legendenbildung in Bonn den Boden entzieht.
    Trotz der gewaltigen finanziellen Anstrengungen für die neuen Bundesländer sind die alten Bundesländer nicht vergessen worden. Das Maß an Umschichtungen zugunsten der neuen Länder ist vertretbar. Im Verkehrshaushalt hat der Haushaltsausschuß gegenüber dem Regierungsentwurf ohne Beeinträchtigung der neuen Länder Korrekturen vorgenommen, die es den alten Ländern ermöglichen, praktisch alle für 1991 geplanten Vorhaben fortzusetzen.
    Außerdem hat der Haushaltsausschuß die Ermächtigung erteilt, nicht benötigte Straßenbaumittel in die alten Länder zurückzugeben. Ähnliche Rückumschichtungen sind im sozialen Wohnungsbau und Städtebau möglich, wenn die Mittel aus tatsächlichen Gründen in den neuen Ländern noch nicht voll eingesetzt werden können. Damit haben wir sicher auch im Interesse der alten Länder gehandelt. So manche Maßnahme, deren Ende sich schon bedrohlich abzeichnete, kann jetzt wieder durchgeführt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Mit dem Bundeshaushalt 1991 ist ein erster richtiger gesamtdeutscher Haushalt erstellt worden, der die Basis für eine Fortsetzung der 1982 begonnenen soliden Haushalts- und Finanzpolitik darstellt.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Richtig!)

    Der schon in einem Monat zu erwartende Regierungsentwurf zum Haushalt 1992 wird die Rückkehr zur haushaltspolitischen Stetigkeit nachdrücklich bekräftigen. Mit dem vorgesehenen Ausgabenanstieg von weniger als 2 % im Planungszeitraum 1992 bis 1994 hat sich die Koalition weiterhin zu strikter Ausgabendisziplin verpflichtet.
    Die Nettokreditaufnahme wird in den folgenden Jahren stufenweise auf 30 Milliarden DM zurückgeführt. Der geplante Subventionsabbau spielt hier eine wichtige Rolle. Die Koalition wird insoweit ihren konsequenten Weg fortführen.
    Ich erinnere auch daran — auch das ist gestern schon angedeutet worden — , daß im Zeitraum von 1982 bis 1990 der Anteil der Finanzhilfen und Steuervergünstigungen, gemessen am Bruttosozialprodukt, von 1,5 % auf 1,2 % zurückgeführt wurde.
    Die Koalition hält mittel- und langfristig an ihrer erfolgreichen Politik der Konsolidierung und steuerlichen Entlastung fest, die die Grundlage für private



    Dr. Klaus Rose
    Leistungsbereitschaft und hohes Wirtschaftswachsturn ist.
    Wichtigste steuerpolitische Aufgabe in der nahen Zukunft ist das anstehende Steueränderungsgesetz 1992, in dem neben dem Subventionsabbau vor allem der Familienlastenausgleich deutlich verbessert wird. Vorgesehen ist ferner die erste Stufe der Unternehmenssteuerreform.
    Auch in Europa stehen viele wichtige Fragen zur Entscheidung an, die bald geklärt werden müssen. Ich greife hier nur die Harmonisierung der indirekten Steuern und die Errichtung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion auf.
    Der Deutsche Bundestag wird zur Steuerharmonisierung heute eine Entschließung fassen, die die deutschen Anliegen nochmals bekräftigt. Erfreulich ist aus bayerischer Sicht insbesondere das Votum für die Beibehaltung der Biersteuermengenstaffel. Damit kann ich auch einmal etwas schönes Bayerisches sagen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD — Michael Glos [CDU/CSU]: Weinsteuer!)

    Wir bejahen die europäische Wirtschafts- und Währungsunion als Endziel mit allen Konsequenzen. Mit unseren Partnern müssen aber noch eine Reihe wichtiger Vorfragen geklärt werden. Die Stabilität der Währung und damit die Stetigkeit der Wirtschaftsentwicklung darf durch die europäische Währungsintegration keinen Schaden nehmen.
    Meine Damen und Herren, ich kann am Ende der Beratungen des Haushalts 1991 ebenfalls feststellen, daß der Haushaltsausschuß mit all seinen Damen und Herren Abgeordneten und den Mitarbeitern wieder recht gut gearbeitet hat und daß wir uns schon freuen, bald wieder den Haushalt 1992 beraten zu dürfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)