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    Plenarprotokoll 12/26 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 26. Sitzung Bonn, Dienstag, den 4. Juni 1991 Inhalt: Gedenkworte für den durch ein Attentat ums Leben gekommenen früheren indischen Ministerpräsidenten Rajiv Gandhi . 1841 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Müller (Wesseling) 1841B Ausscheiden des Abg. Lowack aus der Fraktion der CDU/CSU 1841B Überweisung eines Gesetzentwurfs der Bundesregierung an verschiedene Ausschüsse 1841 C Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1991 (Haushaltsgesetz 1991) (Drucksachen 12/100, 12/494) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 12/501, 12/530) 1841D Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 12/502, 12/530) Helmut Esters SPD 1842 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 1844 D Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . . . 1847 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 1847 D Dr. Peter Struck SPD 1848 D Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 12/503, 12/530) 1849D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 12/511, 12/530) Rudolf Dreßler SPD 1850 A Hans-Gerd Strube CDU/CSU 1855 C Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste . . . 1858A Petra Bläss PDS/Linke Liste 1859 A Ina Albowitz FDP 1860 D Vera Wollenberger Bündnis 90/GRÜNE 1863 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 1864 D Rudolf Dreßler SPD 1866 C Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . 1868A Uta Würfel FDP 1868B Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Gesundheit (Drucksachen 12/515, 12/530) Uta Titze SPD 1869B Uta Würfel FDP 1870 D Arnulf Kriedner CDU/CSU 1872 B Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . 1873 B Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste 1874A, 1875 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 1874 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 1875 B II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 4. Juni 1991 Gerda Hasselfeldt, Bundesministerin BMG 1876B Dr. Ursula Fischer PDS/Linke Liste . . 1876D, 1878 D Klaus Kirschner SPD 1877 B Einzelplan 17 Geschäftsbereich des Bundesministers für Frauen und Jugend (Drucksachen 12/517, 12/530) Dr. Konstanze Wegner SPD 1879 B Susanne Jaffke CDU/CSU 1883 C Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 1884 D Ina Albowitz FDP 1885 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1886 C Einzelplan 18 Geschäftsbereich des Bundesministers für Familie und Senioren (Drucksachen 12/518, 12/530) Ingrid Becker-Inglau SPD 1889 B Ina Albowitz FDP 1890 A Irmgard Karwatzki CDU/CSU 1892 D Ingrid Becker-Inglau SPD 1893 B Dr. Konstanze Wegner SPD 1893 C Margot von Renesse SPD 1895 A Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . . 1896 B Dr. Sigrid Hoth FDP 1897 B Hannelore Rönsch, Bundesministerin BMFuS 1898C, 1901B Margot von Renesse SPD 1901 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksachen 12/507, 12/530) in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 12/519, 12/530) Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . 1901D, 1914 A Michael von Schmude CDU/CSU . . . . 1905 C Dr. Wolfgang Ullmann Bündnis 90/GRÜNE 1907 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . . 1908 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . . 1909 C Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister BMJ . . 1910B, 1914 C Dr. Hans de With SPD (zur GO) 1913 C Konrad Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 1913D Nächste Sitzung 1915 D Berichtigungen 1916 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1917* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 4. Juni 1991 1841 26. Sitzung Bonn, den 4. Juni 1991 Beginn: 15.00 Uhr
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    1916 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 4. Juni 1991 Berichtigungen 25. Sitzung (Nachtrag): Auf der ersten Seite ist bei „Anlage 3" zu lesen: „Endgültiges Ergebnis und Namenslisten der namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 12/580". Auf Seite II ist bei „Anlage 10" zu lesen: „Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink FDP". Seite 1806, Anlage 3: In der zweiten Zeile der Überschrift ist statt „Änderungsantrag" „Entschließungsantrag" zu lesen. Auf Seite 1825 A ist bei dem Namen „Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink" statt „(SPD)" „(FDP)" zu lesen. Auf Seite 1839 D (Anlage 40) ist bei „Haushaltsausschuß" statt „Drucksache 11/360 Nummer 3.13, 2.13" zu lesen: „Drucksache 12/269 Nummer 2.12, 2.13". Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 04.06.91 * * Blunck, Lieselott SPD 04.06.91* * Büchler (Hof), Hans SPD 04.06.91 * * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 04.06.91 * * Catenhusen, SPD 04.06.91 Wolf-Michael Diller, Karl SPD 04.06.91 Francke (Hamburg), CDU/CSU 04.06.91 Klaus Genscher, Hans Dietrich FDP 04.06.91 Haack (Extertal), SPD 04.06.91 Karl-Hermann Haschke CDU/CSU 04.06.91 (Großhennersdorf), Gottfried Dr. Hauchler, Ingomar SPD 04.06.91 Hauser CDU/CSU 04.06.91 (Rednitzhembach), Hansgeorg Kittelmann, Peter CDU/CSU 04.06.91 * * Klappert, Marianne SPD 04.06.91 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 04.06.91 Klaus W. Lummer, Heinrich CDU/CSU 04.06.91 * * Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 04.06.91 * * Erich Marten, Günter CDU/CSU 04.06.91 * * Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) SPD entschuldigt bis einschließlich Matschie, Christoph 04.06.91 Meckel, Markus SPD 04.06.91 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 04.06.91 Dr. Meyer zu Bentrup, CDU/CSU 04.06.91 * * Reinhard Michels, Meinolf CDU/CSU 04.06.91 * * Dr. Müller, Günther CDU/CSU 04.06.91 * * Pfuhl, Albert SPD 04.06.91 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 04.06.91 * * Rau, Rolf CDU/CSU 04.06.91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 04.06.91* Reimann, Manfred SPD 04.06.91* * von Schmude, Michael CDU/CSU 04.06.91 * * Dr. Schöfberger, Rudolf SPD 04.06.91 Seesing, Heinrich CDU/CSU 04.06.91 Singer, Johannes SPD 04.06.91 Dr. Soell, Hartmut SPD 04.06.91 * * Stachowa, Angela PDS 04.06.91 Dr. Stavenhagen, Lutz G. CDU/CSU 04.06.91 Steiner, Heinz-Alfred SPD 04.06.91 * * Terborg, Margitta SPD 04.06.91 * * Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 04.06.91 Vogel (Ennepetal), CDU/CSU 04.06.91 * * Friedrich Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 04.06.91 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 04.06.91 Zierer, Benno CDU/CSU 04.06.91 * *' * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ina Albowitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Für das neu geschaffene Bundesministerium für Frauen und Jugend wird heute erstmals ein Haushalt von 3,8 Milliarden DM verabschiedet. Die FDP begrüßt die Schaffung eines eigenen Frauenressorts, Frau Ministerin, und knüpft gleichzeitig hohe Erwartungen an seine Außenwirkung und an die Umsetzung der Koalitionsvereinbarung.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Signalwirkungen auf die Öffentlichkeit und die Kompetenz dieses Ressorts müssen in dieser Legislaturperiode unbedingt dazu benutzt werden, um die Lebensverhältnisse von Frauen, vor allem in bezug auf mehr Freiheit und mehr Wahlmöglichkeit, zu verbessern.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir können heute nicht mehr davon ausgehen, daß sich junge Frauen in ihrer Perspektivplanung nur auf die Familie oder nur auf den Beruf beschränken. Sie wollen vermehrt beide Ziele miteinander verknüpfen, sich dabei während bestimmter Lebensabschnitte verstärkt auf ein Ziel konzentrieren.
    Eine wichtige Voraussetzung, um dies zu ermöglichen, ist die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Sich gegen solche Veränderungen länger zu sträuben, ist auch nicht mehr zeitgemäß, zumal es der technische Fortschritt ebenfalls immer weniger erforderlich macht, daß sich Arbeitszeiten und Betriebszeiten entsprechen.

    (Beifall bei der FDP)

    Um die flexiblere Lebensplanung von Frauen zu unterstützten, werden im Haushalt mit 5 Millionen DM Modellprojekte zum Wiedereinstieg nach der Familienphase finanziert.

    (Zuruf der Abg. Regina Schmidt-Zadel [SPD])

    — Ja, Frau Schmidt-Zadel, ich weiß. — Sowohl in der Wirtschaft als auch im Bereich der öffentlichen Verwaltungen müssen dringend noch mehr Erleichterungen für den Wiedereinstieg geschaffen werden, und dafür müssen nun einmal traditionelle Vorstellungen abgelegt und eine offenere Haltung gegenüber Neuerungen gezeigt werden.
    In diesem Sinn unterstützen wir auch den Bericht der Bundesregierung zur Frauenförderungen in der Bundesverwaltung. Nicht als starre Quote, sondern im Sinne von gleichberechtigter Teilhabe muß die Entwicklung vorangetrieben werden. In der gleichen Weise muß sich auch der Anteil der Frauen in den Gremien, die dem Einflußbereich der Bundesregierung und des Bundestages unterliegen, entwickeln.
    Auch im Einzelplan des Bundesministeriums für Frauen und Jugend sind in vielen Bereichen Ausgabetitel enthalten, die durch die deutsche Einheit bedingt sind. Um mitzuhelfen, daß sich junge Menschen im vereinten Deutschland besser kennen- und verstehen lernen, werden in diesem Jahr mit 20 Millionen DM Begegnungsmaßnahmen zwischen Jugendlichen der alten und der neuen Bundesländer finanziert. Insgesamt 85 000 junge Leute werden an dem „Sommer der Begegnung" teilnehmen. Im Gegensatz zu Ihnen,



    Ina Albowitz
    Frau Kollegin Wegner, hoffe ich, daß diese Maßnahmen für den Bund relativ schnell auslaufen. Denn die Bezuschussung von Ferienmaßnahmen ist Länderangelegenheit. Dafür stellen wir auch den Bund-LänderFinanzausgleich zur Verfügung.

    (Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)

    Ich würde mich vielmehr freuen, wenn an den Ferienlagern — Frau Ministerin, vielleicht ist das möglich — sowohl Minister aus allen Häusern als auch Abgeordnete teilnehmen könnten, damit wir uns besser miteinander verstehen.
    Mit weiteren 10 Millionen DM wird ein Ferienprogramm für rund 9 000 Kinder aus der hart getroffenen Region um Tschernobyl aufgelegt. Diese Kinder haben besonders in den letzten Jahren unter der Katastrophe gelitten, und wir hoffen, ihnen zumindest für einige Wochen Erholung zu bieten.
    Mit 1 Milliarde DM beteiligt sich der Bund bis zur Mitte dieses Jahres an den Kosten der Einrichtungen zur Tagesbetreuung von Kindern in den neuen Bundesländern, wie es in Art. 31 des Einigungsvertrages festgeschrieben war.

    (Zuruf der Abg. Regina Schmidt-Zadel [SPD])

    Während der Haushaltsberatungen stellte die Opposition weitergehende Anträge, Frau Kollegin — ich gehe darauf ein, wie Sie sehen — , die die Koalitionsfraktionen abgelehnt haben, und zwar nicht, weil wir kein Herz für Kinder hätten, sondern erstens, weil die Geschäftsgrundlage zwischen Bund und neuen Ländern klar war — so klar war sie sonst eigentlich nie —, und zweitens, weil die Meldungen aus den neuen Bundesländern hinsichtlich des Bedarfs an Betreuungsplätzen sehr diffus sind. Hier sollte eine Befragung der Eltern die Situation klären und Daten für weitere Planungen liefern.

    (Beifall bei der FDP)

    Über private Initiativen in Richtung Tagesmütter zur individuellen Betreuung von Kleinkindern sollte mehr als nur laut nachgedacht werden.

    (Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Da müssen Sie mit den Betroffenen reden!)

    Im Beitrittsgebiet war bisher kein pluralistisches Angebot an Frauenverbänden vorhanden. Für Frauenverbände, die jetzt neue Strukturen aufbauen, stehen 1991 4,6 Millionen DM zur Verfügung.
    Lassen Sie mich zum Ende — ich sehe, meine Redezeit geht zu Ende —

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP]: Schade!)

    noch zu einem weiteren Bereich kommen: Es ist heute sehr häufig davon gesprochen worden, daß es Taktik geworden ist, vom Bund Anschub- und Modellfinanzierungen in verschiedenen Bereichen leisten zu lassen. Auch in diesem Haushalt ist das so. Später gibt es erhebliche Probleme, die Weiterfinanzierung so, wie vertraglich vereinbart, zu übernehmen. Dadurch erhöht sich der Druck auf den Bund, aus der ehemals vorübergehenden eine dauerhafte Finanzierung werden zu lassen. Eine solche Praxis darf in Zukunft bei
    der angespannten Haushaltslage nicht mehr von Erfolg gekrönt sein. Es wird weiterhin die Finanzierung von Modellen bzw. Initiativen geben, doch es muß grundsätzlich bei den einmal getroffenen Vereinbarungen bleiben können.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun erteile ich der Bundesministerin für Frauen und Jugend, Frau Dr. Merkel, das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben viele Schwierigkeiten im Prozeß des Zusammenwachsens in Deutschland und auch zahlreiche Probleme. Es gibt Verhältnisse, die uns Anlaß geben zu klagen; es gibt Ungerechtigkeiten und auch Unverständnis zwischen Ost- und Westdeutschen. Bei all dem zeigt sich, daß das Zusammenführen von Menschen mit so unterschiedlichen Lebenswegen und Erfahrungen eben noch schwieriger ist als die Einführung einer Währungsunion oder die Umkehrung von Investitionsströmen. Deshalb ist jetzt eine Tugend besonders gefragt, die die Bürger in den alten Ländern während 40 Jahren der Demokratie in so hohem Maße bewiesen haben, nämlich die Tugend der Toleranz.
    Die Schwierigkeiten auf dem Weg zur inneren Einheit sind groß. Aber es gibt auch Anlaß zum Optimismus. Ich spreche nicht von einem überschwenglichen oder unrealistischen Optimismus; ich meine einen Optimismus, der die Probleme erkennt, aber die Anzeichen zu ihrer Überwindung genauso.
    Der Wille zum Neubeginn ist in den neuen Bundesländern unübersehbar. Er macht sich nicht nur in der Zahl der Unternehmensgründungen — etwa im Mittelstand, im Handwerk, im Handel und im Dienstleistungsbereich — bemerkbar; er macht sich auch in zahlreichen sozialen Initiativen bemerkbar; ich merke das deutlich. Das sind Initiativen auf allen Ebenen, die sich solidarisch um diejenigen kümmern, die Hilfe am notwendigsten haben, die zum Ziel haben, vorhandene Probleme selbst in die Hand zu nehmen, und die die Vertretung der eigenen Interessen nicht länger anderen überlassen wollen. Auch das ist Wirklichkeit in Deutschland; auch das gehört dazu, wenn wir über den schwierigen Weg der inneren Einheit der Deutschen sprechen.
    Frauen- und Jugendpolitik hat, wie andere Felder der Politik, jetzt die vordringliche Aufgabe, auf diesem Weg der inneren Einheit ihren Beitrag zu leisten. Ich halte es für besonders wichtig, daß wir Frauen und Jugendlichen auf diesem Weg Hilfestellung leisten. Denn anders als in anderen Bereichen stehen hier nicht so sehr die materiellen Dinge im Vordergrund, sondern vielmehr die psychologischen Schwierigkeiten der Bewältigung der Folgen der Vergangenheit. Ich gebe zu: Junge Leute und Frauen sind von dem grundlegenden Wandel der Lebensverhältnisse in den neuen Bundesländern am stärksten betroffen. Sie brauchen — das ist meine dringende Bitte an alle —



    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    die Unterstützung aller gesellschaftlichen Gruppen, nicht nur von Frauen- und Jugendgruppen.

    (Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Nur Appelle!)

    Ich möchte an dieser Stelle — damit höre ich mit dem Appellieren auf — auf die Kinderbetreuung und die Unterstützung aller gesellschaftlichen Gruppen in dieser Frage eingehen. Sie haben es gehört: 1 Milliarde DM wurde im Rahmen des Einigungsvertrages entsprechend bereitgestellt. Ich kann Ihnen heute sagen, daß in diesem Jahr in den neuen Bundesländern kein Kind keinen Kindergartenplatz oder Krippenplatz finden wird. Das beruht darauf, daß die neuen Bundesländer, in ihrer Mehrheit CDU-regiert, jetzt Gesetze verabschieden, die den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz bereits in dieser Phase des Aufbaus der Länder festlegen. Das ist in den alten Bundesländern, insbesondere in den SPD-regierten Ländern, bis heute nirgends gelungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In Sachsen-Anhalt ist der Rechtsanspruch bereits Gesetz. In Sachsen ist er in der Verabschiedung. Auch in Thüringen wird es so sein. Die Richtlinien in Mecklenburg-Vorpommern deuten genau darauf hin.

    (Jochen Borchert [CDU/CSU]: Und Nordrhein-Westfalen kürzt die Mittel!)

    — Ja.
    Die neuen Bundesländer haben uns bei den Verhandlungen im Februar explizit gebeten, daß sie globale Finanzzuweisungen bekommen, um anschließend selbst zu entscheiden, wie sie die Mittel einsetzen werden. Sie haben mit ihren Kindergartengesetzen bewiesen, daß ihnen Kindergartenplätze politisch wichtig sind.
    Voraussetzung dafür, daß sich die Menschen unter den neuen Bedingungen zurechtfinden, ist, daß sie, junge Leute und auch Frauen, zu eigenen Interessenvertretungen zusammenfinden. Um ihr Anliegen besser durchsetzen zu können, haben wir für die Jugendlichen den Bundesjugendplan um 48 Millionen DM aufgestockt. Diese zusätzlichen Mittel stehen fast ausschließlich den Jugendlichen in den neuen Bundesländern zur Verfügung.
    Im Bereich der Frauenpolitik — das möchte ich hier ausdrücklich sagen — bin ich dankbar, daß der Haushaltsausschuß noch einmal 5 Millionen DM zusätzlich bewilligt hat, damit wir den Aufbau von Frauenverbandsstrukturen und die Anschubfinanzierung von Frauenhausprojekten in den neuen Ländern gezielt fördern können.
    Eine freie, pluralistische Frauenverbandsarbeit hat es in der DDR nicht gegeben. Es existierte nur ein anerkannter Frauenverband, und der vertrat die offizielle Politik von Staat und Partei. Frauenverbandsarbeit im Sinne einer kritischen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Situation der Frauen und im Sinne einer unabhängigen Interessenvertretung gab es nicht, wenn man einmal von der schwierigen Arbeit kirchlicher Gruppen abgesehen hat, die sich gesellschaftliche Nischen suchen mußten, um ihre eigentlich normale Arbeit zu tätigen.
    Mit den Ereignissen vom Herbst 1989 begannen Frauen, die sich auch aktiv an der friedlichen Revolution beteiligten, nach neuen Formen von Zusammenschlüssen zu suchen. Während auf staatlicher Ebene heute bereits 330 Gleichstellungsstellen in den Kommunen und Ländern existieren, läßt die freie Frauenverbandsarbeit leider noch zu wünschen übrig.

    (Zuruf von der SPD: Gleichstellungsstellen, die nichts zu sagen haben!)

    — Wir haben immerhin eine Kommunalverfassung, die diese Gleichstellungsstellen vorsieht. Diese Gleichstellungsstellen haben in der Kommunalpolitik sehr wohl eine aktive Rolle.

    (Ingrid Becker-Inglau [SPD]: Aber ohne Kompetenzen!)

    Wir wären froh, wenn es überall in den alten Bundesländern bereits so wäre.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und beim Bündnis 90/GRÜNE)

    Ich kann Ihnen noch etwas sagen: Wir werden bei der Förderung der freien Frauenverbandsarbeit alle Frauenverbände berücksichtigen, auch die, die erst angesprochen wurden.
    Heute leisten bereits zahlreiche Gruppen vor allem auf örtlicher Ebene eine engagierte und anerkennenswerte Arbeit. Aber wir müssen zugeben: Es gibt noch kein flächendeckendes Netz von Organisationen, in denen Frauen aus verschiedenen Berufen und von verschiedener Herkunft miteinander arbeiten können. Wenn wir wollen, daß die Demokratie von den Menschen nicht als ein formales, womöglich sogar fremdes Prinzip empfunden wird, dann müssen wir als Politiker einen möglichst raschen Aufbau einer pluralistischen Struktur von freien Trägern unterstützen.
    Das ist ohne die aktive Mitgestaltung der Menschen und die aktive Rolle der Bürgerinnen insbesondere in den neuen Bundesländern nicht zu schaffen. Eine freiheitliche Gesellschaft benötigt ihr Engagement. Um ihnen dabei zu helfen, ihre Rechte zu finden, dafür setze ich mich besonders ein.
    Wir werden den Aufbau der Frauenverbandsstrukturen mit einer Summe von 3,8 Millionen DM fördern. Wir werden insbesondere Beratungsstellen einrichten. Wir werden sowohl Frauen, die in der Frauenverbandsarbeit in den alten Bundesländern erfahren sind, in die neuen Bundesländer schicken, als auch Frauen aus den neuen Bundesländern in den alten Bundesländern Erfahrungen sammeln lassen.
    Ein anderes Thema — es wurde heute schon darüber gesprochen — , das es in der DDR offiziell gar nicht gab, ist die Gewalt gegen Frauen und Kinder. Im Sozialismus wurde Gewalt gegen Frauen sowohl von der Wissenschaft als auch von der Politik als völliges Tabu behandelt. Mit der Wende zu einer offenen Gesellschaft wurde auch die schon immer vorhandene Gewalt gegen Frauen bekannt. Es bildeten sich Fraueninitiativen mit dem Ziel, bedrohten Frauen und mißhandelten Kindern zu helfen. Seitdem hat die Zahl von Initiativen zur Gründung von Frauenhäusern ständig zugenommen. Wir werden diesen Aufbau der Frauenhäuser und Fraueninitiativen mit 1,2 Millionen DM fördern. Sie haben gesagt, das sei zuwenig Geld.



    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    Das mag wohl sein. Ich weiß aus vielen Ländern, z. B. aus Sachsen, daß die Landesregierungen ihren Beitrag dazutun. Wir wissen alle, daß die Kommunen durch die Möglichkeit, ABM-Stellen bereitzustellen, recht gute Voraussetzungen haben, um diese Frauenhäuser in der schwierigen Anfangsphase erst einmal in Betrieb zu nehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Um zu verhindern, daß die Anschubfinanzierung des Bundesministeriums für Frauen und Jugend bei der Finanzierung dieser Frauenhäuser ins Leere läuft, haben wir in Absprache mit den Kommunen dafür gesorgt, daß diese Frauenhäuser, die wir jetzt fördern, auch wirklich fortgeführt werden.
    Sie können sich auf mich verlassen. Ich werde alles tun, um ein Rahmengesetz zur Förderung von Frauenhäusern anzuregen und einzubringen. Allerdings dürfen wir — Sie haben mit dem Föderalismus mehr Erfahrung als ich — hierbei natürlich nicht vergessen, daß solche Frauenhäuser in der Kompetenz der Länder und Kommunen betrieben werden müssen. Ich glaube, wir sind alle Freunde des Föderalismus. Ich zumindest habe lange genug in einem zentralistischen Staat gelebt. Deshalb sage ich: Rahmengesetz durch den Bund, Ausführung durch Länder und Kommunen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und beim Bündnis 90/GRÜNE sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ein drittes Beispiel, das ich hier nennen möchte, weil es hoffentlich — das liegt mir besonders am Herzen — sehr dazu beiträgt, daß sich die Deutschen und insbesondere die Jugendlichen besser kennenlernen, ist der Sommer der Begegnung. Wir haben dafür 20 Millionen DM vom Haushaltsausschuß bekommen. Es werden an 1 100 Veranstaltungen etwa 85 000 Kinder und Jugendliche aus den neuen und alten Bundesländern teilnehmen können.
    Sie können sicher sein, ich werde auf jeden Fall diese Veranstaltungen besuchen. Jeder der Abgeordneten und auch der anderen Kollegen ist herzlich eingeladen, sich von den verschiedenen Initiativen zu überzeugen.
    Die Kinder werden sich in Ferienlagern treffen, sie werden Workcamps zusammen veranstalten, sie werden sich mit Fragen der Ökologie beschäftigen, und sie werden bei Theater, Tanz, Musik und Video gemeinsame Stunden verbringen. Ich glaube, dies ist die Art und Weise, wie wir vorhandene Barrieren zwischen Jugendlichen abbauen können, um Vorurteile erst gar nicht aufkommen zu lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und beim Bündnis 90/GRÜNE)

    Insofern sehe ich in diesem Aktionsprogramm einen wichtigen Baustein für die gemeinsame Zukunft in Deutschland. Ich denke, das wird für viele Jugendliche aus den neuen Bundesländern ein erster Schritt sein, sich in einer offenen, freiheitlich organisierten Gesellschaft besser zurechtzufinden. Für die Teilnehmer aus den alten Bundesländern ist es in vielen Fällen sicherlich eine gute Gelegenheit, sich in den neuen Bundesländern umzuschauen und auch hier vielfältig vorhandene Barrierren abzubauen.
    Ich möchte mich im Rahmen dieses Berichtes über diesen Sommer der Begegnung insbesondere bei den zahlreichen Initiativen, den Jugendgruppen, den Jugendorganisationen und den Jugendämtern sowie auch bei den Wohlfahrtsverbänden und Kirchengemeinden bedanken, die in sehr kurzer Zeit ihre Projekte angemeldet haben und sich sehr unkonventionell Projekte ausgedacht haben. Ich kann an dieser Stelle sagen, daß die Bewilligungsbescheide für all diese Maßnahmen schon so gut wie abgeschickt sind, so daß all diese Maßnahmen Realität werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich freue mich genauso, daß der Haushaltsausschuß über diese 20 Millionen DM hinaus 10 Millionen DM bereitgestellt hat, damit Kinder und Jugendliche aus Tschernobyl Ferien in Deutschland verbringen können. Das wird etwa 9 000 Kinder betreffen. Ich denke, daß sie bei ihren drei- bis vierwöchigen Erholungsaufenthalten in Deutschland eine gute Zeit verbringen.
    Abschließend möchte ich mich trotz aller kontroversen und nicht kontroversen Diskussionen bei den Berichterstatterinnen, bei Frau Albowitz, bei Frau Jaffke und bei Frau Dr. Wegner, für ihre Begleitung bei der Erstellung dieses Haushalts recht herzlich bedanken. Ich denke, wir sollten auch weiterhin bei der Umsetzung der besprochenen Etats zusammenarbeiten.
    Danke.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Konrad Weiß [Berlin] [Bündnis 90/ GRÜNE])