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    Plenarprotokoll 12/22 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 22. Sitzung Bonn, Freitag, den 19. April 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt 13: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 1991 der Bundesregierung (Drucksache 12/223) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 1990/ 1991 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 11/8472) Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 1421B Wolfgang Roth SPD 1426 D Matthias Wissmann CDU/CSU 1431 B Bernd Henn PDS/Linke Liste 1435 A Josef Grünbeck FDP 1438 D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 1441 B Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 1442 B Rainer Brüderle, Minister des Landes Rheinland-Pfalz 1445 A Wolfgang Roth SPD 1446C, 1460 B Dr. Uwe Jens SPD 1447 B Dr. Walter Hitschler FDP 1449A, 1458D, 1462 C Josef Grünbeck FDP 1450B, 1464 C Rudolf Kraus CDU/CSU 1451 B Dr. Elke Leonhard-Schmid SPD 1453 D Dr. Joachim Grünewald, Parl. Staatssekretär BMF 1456 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD 1457 C Friedhelm Ost CDU/CSU 1459 D Herbert Meißner SPD 1462 A Dr. Hermann Pohler CDU/CSU 1463 D Gerd Andres SPD 1465 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 1467 B Nächste Sitzung 1468 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1469* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 13 a und b (Jahreswirtschaftsbericht 1991 der Bundesregierung, Jahresgutachten 1990/1991 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) Peter Kittelmann CDU/CSU 1469* D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 1472* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. April 1991 1421 22. Sitzung Bonn, den 19. April 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 19. 04. 91 Austermann, Dietrich CDU/CSU 19. 04. 91 Börnsen (Börnstrup), CDU/CSU 19. 04. 91 Wolfgang Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 19. 04. 91 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 19. 04. 91 Burchardt, Ursula SPD 19. 04. 91 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 19. 04. 91 Peter Harry Clemens, Joachim CDU/CSU 19. 04. 91 Conradi, Peter SPD 19. 04. 91 Daubertshäuser, Klaus SPD 19. 04. 91 Dörflinger, Werner CDU/CSU 19. 04. 91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 19. 04. 91 Ehrbar, Udo CDU/CSU 19. 04. 91 Engelhard, Hans A. FDP 19. 04. 91 Eylmann, Horst CDU/CSU 19. 04. 91 Feilcke, Jochen CDU/CSU 19. 04. 91 Fuchs (Köln), Anke SPD 19. 04. 91 Gattermann, Hans H. FDP 19. 04. 91 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 19. 04. 91 Genscher, Hans Dietrich FDP 19. 04. 91 Gerster (Mainz), CDU/CSU 19. 04. 91 Johannes Dr. Glotz, Peter SPD 19. 04. 91 Dr. Götte, Rose SPD 19. 04. 91 Graf, Günter SPD 19. 04. 91 Haack (Extertal), SPD 19. 04. 91 Karl-Hermann Hämmerle, Gerlinde SPD 19. 04. 91 Hampel, Manfred Eugen SPD 19. 04. 91 Dr. Haussmann, Helmut FDP 19. 04. 91 Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 19. 04. 91 Ibrügger, Lothar SPD 19. 04. 91 Jaunich, Horst SPD 19. 04. 91 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 19. 04. 91 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 19. 04. 91 Jungmann (Wittmoldt), SPD 19. 04. 91 Horst Kiechle, Ignaz CDU/CSU 19. 04. 91 Klinkert, Ulrich CDU/CSU 19. 04. 91 Köhler (Hainspitz), CDU/CSU 19. 04. 91 Hans-Ulrich Kohn, Roland FDP 19. 04. 91 Kolbe, Manfred CDU/CSU 19. 04. 91 Koltzsch, Rolf SPD 19. 04. 91 Koschnik, Hans SPD 19. 04. 91 Kossendey, Thomas CDU/CSU 19. 04. 91 Dr. Krause (Börgerende), CDU/CSU 19. 04. 91 Günther Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 19. 04. 91 Lamers, Karl CDU/CSU 19. 04. 91 Leidinger, Robert SPD 19. 04. 91 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 19. 04. 91 Elke Lohmann (Witten), Klaus SPD 19. 04. 91 Lowack, Ortwin CDU/CSU 19. 04. 91 Mascher, Ulrike SPD 19. 04. 91 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Meckel, Markus SPD 19. 04. 91 Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 19. 04. 91 Dr. Mertens (Bottrop), SPD 19. 04. 91 Franz-Josef Müller (Pleisweiler), SPD 19. 04. 91 Albrecht Dr. Neuling, Christian CDU/CSU 19. 04. 91 Ostertag, Adolf SPD 19. 04. 91 Pfeiffer, Angelika CDU/CSU 19. 04. 91 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 19. 04. 91 Pützhofen, Dieter CDU/CSU 19. 04. 91 Rappe (Hildesheim), SPD 19. 04. 91 Hermann Rauen, Peter Harald CDU/CSU 19. 04. 91 Reschke, Otto SPD 19. 04. 91 Reuschenbach, Peter W. SPD 19. 04. 91 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 19. 04. 91 Erich Schäfer (Mainz), Helmut FDP 19. 04. 91 Schaich-Walch, Gudrun SPD 19. 04. 91 Schmalz-Jacobsen, FDP 19. 04. 91 Cornelia Schmidbauer (Nürnberg), SPD 19. 04. 91 Horst Schmidt (Aachen), Ursula SPD 19. 04. 91 Schmidt (Nürnberg), SPD 19. 04. 91 Renate Schmidt (Spiesen), Trudi CDU/CSU 19. 04. 91 Schmidt-Zadel, Regina SPD 19. 04. 91 Seehofer, Horst CDU/CSU 19. 04. 91 Skowron, Werner H. CDU/CSU 19. 04. 91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 19. 04. 91 Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 19. 04. 91 Stiegler, Ludwig SPD 19. 04. 91 Voigt (Frankfurt), SPD 19. 04. 91 Karsten D. Dr. Voigt (Nordheim), CDU/CSU 19. 04. 91 Hans-Peter Vosen, Josef SPD 19. 04. 91 Welt, Hans-Joachim SPD 19. 04. 91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 19. 04. 91 Wieczorek-Zeul, SPD 19.04.91 Heidemarie Wimmer (Neuötting), SPD 19. 04. 91 Hermann Wittmann (Tännesberg), CDU/CSU 19. 04. 91 Simon Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 13 a, b (Jahreswirtschaftsbericht 1991 der Bundesregierung, Jahresgutachten 1990/1991 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) Peter Kittelmann (CDU/CSU): Der Jahreswirtschaftsbericht 1991 steht ganz im Zeichen der deut- 1470* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. April 1991 schen Einigung im vergangenen Jahr. Nachdem die Mauer gefallen und die politische Einheit vollzogen ist, gilt es nun, die wirtschaftliche Mauer einzureißen und die Wohlstandsbarriere zwischen den neuen und alten Ländern aufzuheben. Mit dem 1. Januar 1993 öffnen sich darüber hinaus weitere Schranken — der gemeinsame Markt Europas entsteht. Unser gemeinsames Ziel ist darum: 1. gleiche Lebensverhältnisse für die Menschen in ganz Deutschland herzustellen und 2. die neuen Länder mit der wirtschaftlichen Schubkraft der alten Bundesrepublik auf den Binnenmarkt vorzubereiten; ein ebenso ehrgeiziges wie notwendiges Ziel. Unsere Ausgangsposition ist trotz aller zu überwindender Durststrecken eine denkbar gute. Die äußerst dynamische und leistungsfähige deutsche Wirtschaft kann sich der Herausforderung stellen. Auch nach der Einigung zeigt sich die Bundesrepublik im Vergleich der westlichen Industrieländer immer noch extrem preisstabil. Veränderungen zeigen sich hingegen für den bisherigen Exportweltmeister Bundesrepublik in der Ein- und Ausfuhr. Hier zeigt sich die Bilanz von — verstärktem Import (einer Steigerung um 4,7 %) — und nur noch leicht ansteigendem Export (2,2 %) geprägt. Mit dem Abbau der Leistungsbilanz, die stark durch den rückläufigen Export bedingt ist, entspricht die Bundesrepublik — zwangsweise — den Forderungen ihrer Handelspartner. Die europäischen Partner haben wiederholt nach einer deutschen Anpassung verlangt, um ihrerseits von einem daraus resultierenden Wachstumsimpuls zu profitieren. Die für den Abbau des Überschusses verantwortliche Binnennachfrage hat unterdessen in den Unternehmen der deutschen Industrie für Hochstimmung gesorgt, die sich mit Sicherheit positiv auf die Investitionsentwicklung auswirken wird. Von diesem Wachstumsprozeß müssen nun die neuen Länder profitieren. Dort muß den erheblichen Beschäftigungseinbußen durch neu zu schaffende Arbeitsplätze, vor allem in der Bauwirtschaft und dem Dienstleistungssektor, entgegengewirkt werden. Auch wenn viele unserer Bürger aus den neuen Ländern enttäuscht und mit den bestehenden Verhältnissen — zu Recht meine Damen und Herren — unzufrieden sind, muß doch eines klar sein: Die aktuelle wirtschaftliche Lage, wie sie sich den Bürgern der neuen Länder zeigt, ist Resultat einer sozialistischen Kommando- und Planwirtschaft und deren einseitiger Ausrichtung. Die so strukturierte Wirtschaft hätte in jedem Falle in die wirtschaftliche Katastrophe geführt — die Situation ohne Einigung wäre weit fataler als heute. Nun wird es darauf ankommen, den neuen Ländern zu einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu verhelfen, die sie nicht nur am Wohlstand teilhaben läßt, sondern auch für den Binnenmarkt Ende '92 rüstet. — Die reduzierten Beziehungen mit den ehemaligen COMECON-Staaten, — die mangelnde europäische und internationale Wettbewerbsfähigkeit — und das fehlende Kapital haben in den neuen Ländern zu einem Einfuhrrückgang von 44,5 % und einem Ausfuhrrückgang von 7,4 % gegenüber dem Vorjahr geführt — diese Zahlen müssen sich schnellstens ändern; im Interesse der neuen Bundesländer und im Interesse der Exportwirtschaft der gesamten Bundesrepublik. Meine Damen und Herren, wir wissen, daß die Währungsunion und die Einigung die traditionellen Warenströme in und aus den neuen Ländern verlagert hat. Wirtschaftliche Schwierigkeiten in den ehemaligen RGW-Ländern, vor allem der Sowjetunion, sorgen für besondere und vor allem — und dies muß betont werden — unvorhersehbare Härten. Der Wegfall des Transferrubels zur Abwicklung des bisherigen Handels hat einen Aktivsaldo gegenüber der Bundesrepublik entstehen lassen, über den von der Bundesregierung mit der Sowjetunion verhandelt wird. Hinzu kommen in der UdSSR massive Schwierigkeiten mit der Dezentralisierung im administrativen Bereich, z. B. bei der Übertragung des Devisenregimes auf die Republiken. Solche, vorher nicht kalkulierbare, Schwierigkeiten sind es, die den außenwirtschaftlichen Anpassungsprozeß der neuen Länder verzögern und ihren Warenaustausch behindern. Ich frage Sie: Was nützen den neuen Ländern z. B. Schiffe in den Werften, die die Sowjetunion nicht bezahlen kann? Die Verträge mit der Sowjetunion bereiten uns hier besondere Schwierigkeiten. Nicht zuletzt darum wird es wichtig sein, die konkreten Zusagen, die der Sowjetunion gemacht worden sind, auch einzulösen. Hier ist die Glaubwürdigkeit von Politik und Wirtschaft gleichermaßen gefragt. Die Zusagen enthalten Risiken, aber auch positive Optionen. Meine Damen und Herren, wenn ich von der Glaubwürdigkeit von Politik und Wirtschaft spreche, erlauben Sie mir noch einen Hinweis auf ein in der Öffentlichkeit sehr heikles Thema: den Rüstungsexport. Wir haben in den letzten Monaten miteinander gerungen, zügig das Kriegswaffenkontroll- und daß Außenwirtschaftsgesetz zu verschärfen. Die neuen restriktiven Regelungen sind hier beschlossen worden. Jetzt aber müssen wir zu unserer Verwunderung feststellen, daß der Bundesrat das Gesetz aufhält. Ich möchte den Bundesrat darum von dieser Stelle aus nachdrücklich auffordern, seine Einsprüche schnell zu formulieren, denn wir alle wissen: es besteht dringender Handlungsbedarf. Wir haben in diesem Zusammenhang von unserer Seite aus Wert darauf gelegt, daß die personellen und sachlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß die notwendigen Genehmigungsverfahren wegen möglicher Wettbewerbsverzerrung zügig durchgeführt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und das Bundesamt für Wirtschaft sollten nun auch in engster Kooperation die Genehmigungsbegehren behandeln. Es häufen sich die konkreten Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. April 1991 1471* Klagen, daß diese Verfahren äußerst langwierig sind. Dies kann nicht im Interesse unserer Exportwirtschaft sein. Der Bundeswirtschaftsminister hat hier Zusagen gemacht, und ich hoffe, daß die verzögerten Genehmigungen nur Übergangsprobleme sind. Die CDU/ CSU-Fraktion wird auf dieses Problem im Wirtschaftsausschuß und im Plenum zurückkommen. Im übrigen muß die unverhältnismäßige Polemik einzelner Medien aus den Vereinigten Staaten gegen deutsche illegale Rüstungsexporte in den Irak endlich einmal energisch zurückgewiesen werden. Die, die hier pauschal andere verurteilen, haben um ein Vielfaches mehr in den Irak exportiert und daher scheinheilig argumentiert. Ich hoffe, solche berechnende Emotionalisierung wird sich in der Zukunft nicht wiederholen. Es kann nicht angehen, daß die deutsche Wirtschaft prinzipiell zum Sündenbock gemacht wird — gerade von solchen, die sich selbst etwas haben zuschulden kommen lassen. Meine Damen und Herren — ich habe auf die Vollendung des Europäischen Binnenmarktes hingewiesen. Wie überall zeigt sich gerade im Kontext der wirtschaftlichen Entwicklung, wie sehr wir heute in die europäische Integration eingebunden sind. Nationale Konzepte allein gehören der Vergangenheit an. Der Ministerrat konnte bei über 70% der Vorschläge der EG-Kommission für den Binnenmarkt Einigung erzielen. Nun aber muß die Bundesregierung darauf drängen, das ehrgeizige Binnenmarktprogramm erfolgreich zum Abschluß zu bringen. Dazu sind noch weitere Harmonisierungen und Liberalisierungen bei den — Grenzkontrollen, — den Dienstleistungen, — den indirekten Steuern — und der Abgabenbelastung im Straßenverkehr notwendig. Eine liberale Handelspolitik mit verstärktem Wettbewerb bleibt unabdingbares Ziel. Unzumutbare Härten für die neuen Bundesländer müssen aber abgedämpft werden. Wenn wir auch nachdrücklich für eine wirkungsvolle Kontrolle der Beihilfen eintreten, bleibt doch eines sicher: Die extrem strukturschwachen Regionen der neuen Länder brauchen eine regionalpolitische Unterstützung, die ihnen auf die Beine hilft. Die europäische Leitmaxime der Subsidiarität läßt hier für nationales Handeln genügend Spielraum. Darüber hinaus können die neuen Bundesländer in den Jahren 1991 bis 1993 mit insgesamt 6 Milliarden D-Mark aus dem Gemeinsamen Förderkonzept der Europäischen Gemeinschaft rechnen. Die Europäische Gemeinschaft tut ihr Möglichstes, um die neuen Länder auf das gemeinsame Europa vorzubereiten. Aber auch die Bundesregierung muß hier verstärkt die Initiative ergreifen. So, wie wir den Mittelstand der alten Bundesrepublik durch zahlreiche Initiativen auf den Binnenmarkt vorbereiten, muß dies umso stärker in den neuen Ländern geschehen. Ich fordere darum die Bundesregierung auf, engagiert ensprechende Binnenmarktaktionen anzugehen. Im europäischen Kontext wird es darauf ankommen 1. die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion parallel mit der politischen Union voranzubringen. Der erfolgreiche Abschluß der beiden Regierungskonferenzen ist für die Außenwirtschaft von immenser Wichtigkeit. Die Voraussetzungen sind unantastbar: — Konvergenz der Wirtschaftspolitiken und — ein unabhängiges autonomes Zentralbanksystem, das dem Ziel der Geldwertstabilität verbunden ist. 2. muß eine freiheitliche Welthandels- und Wirtschaftsordnung garantiert sein. Wichtigster Schritt bleibt darum zunächst der Abbau von Subventionen und jeder Form des gedeckten Protektionismus. Beides bedeutet für die Bundesrepublik langfristig eine Existenzfrage. Aus diesem Grunde muß die Bundesregierung alles Erdenkliche tun, um den erfolgreichen Abschluß der Uruguay-Runde im Rahmen des GATT zu erreichen. Nicht nur die USA können von den EG-Ländern eine konsequente Subventionsstreichung erwarten. Auch die Dritte Welt und Südamerika bauen hier auf eine Lösung. Jahrzehntelange, mühsam errungene Erfahrungen des Welthandels sind hier in Gefahr. Viele Länder würden sich nicht mehr ernstgenommen fühlen, wenn die Uruguay-Runde nicht erfolgreich abgeschlossen werden könnte. Afrika, Asien und Lateinamerika wollen am internationalen Welthandel teilhaben, und das GATT muß auf diese Wünsche reagieren. Hier stellen sich für die kommende Zeit große Herausforderungen. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß wir die Entwicklungsländer in der Zukunft mehr unterstützen und in den Welthandel integrieren müssen; auch die Einbindung Mittel-, Ost- und Südosteuropas muß im GATT sehr viel intensiver forciert werden. Wir müssen diese Verantwortung ernst nehmen und daneben die hoffnungsvollen Reformen der jungen Demokratie tatkräftig unterstützen. Dies geschieht zum einen im Interesse unserer eigenen Wirtschaft. Zum anderen aber können wir nur so unserer neuen Rolle in Europa und der Welt gerecht werden. Die Entscheidung für demokratische Reformen und damit die Marktwirtschaft beinhaltet für die Staaten im Osten harte Anpassungsphasen und Lernprozesse. Für ein friedliches Europa und einen liberalen Welthandel, an dem alle teilhaben, sind wir verpflichtet, all unsere Kraft einzusetzen. Stellen wir uns dieser verantwortungsvollen Aufgabe! 1472* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 22. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. April 1991 Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 22. März 1991 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz zur Änderung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung und bei der Bundesanstalt für Arbeit (BeitrS. RV/BA ÄndG) Erstes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch Gesetz über die Spaltung der von der Treuhandanstalt verwalteten Unternehmen (SpTrUG) Gesetz zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Privatisierung von Unternehmen und zur Förderung von Investitionen Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat stimmt dem Gesetz zu und begrüßt, daß es nunmehr zusätzliche Ausnahmen vom Restitutionsprinzip vorsieht. Er weist jedoch zu Artikel 12 auf folgendes hin: Die Erweiterung des § 4 Abs. 3 des Umweltrahmengesetzes wird als notwendige Erleichterung der Unternehmensansiedlung und Privatisierung begrüßt. Aus der Freistellung von Grundstücks- und Unternehmensbesitzern von Altlasten werden aber Kosten in einer kaum abschätzbaren Höhe auf die neuen Länder zukommen, die sie bei der gegebenen Finanzsituation nicht allein tragen können. Der Bundesrat hält daher eine substantielle Kostenbeteiligung des Bundes für unerläßlich, um den mit der Regelung angestrebten Abbau von Investitionshemmnissen tatsächlich wirksam werden zu lassen. Weiter erleichtert würde die verwaltungsmäßige Umsetzung des Gesetzes durch die Vorlage eines bundeseinheitlichen Prioritätenkataloges für die Sanierung von Altlasten, einschließlich von Kriterien, nach denen Grundstücke für bestimmte Zeiträume oder auf Dauer von der Altlastensanierungspflicht befreit werden können. Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Drucksache 12/210 Nr. 137 Drucksache 12/269 Nr. 2.31
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bernd Henn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS/LL)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS/LL)

    Ich wiederhole: Herbert Wehner hat auf die Bauzeichnung unserer Demokratie hingewiesen. Für mich ist wichtig — das sollte für uns alle so sein — , daß auch Demonstrationsrecht Freiheitsrecht ist. Auch das Streikrecht ist Freiheitsrecht. Diese Demonstrationen und Streiks waren nicht nur gut, um Demokratie gegen den SED-Staat zu erkämpfen; sie sind auch gut dafür, die demokratischen
    Rechte gegen solche antidemokratischen Gesinnungen wie die des Herrn Bohl zu verteidigen.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)

    Wer so wütend wie der Herr Bohl auf die Gewerkschaften eindrischt, muß gewichtige Gründe haben; er muß selber fürchterlich unter Druck stehen. Das wiederum kann ich begreifen: Wer den Auftrag hat, einen Kanzler abzudecken, der nicht mehr wagen kann, sich unter das Volk zu begeben, das ihn gewählt hat, muß zwangsläufig Entlastungsangriffe starten.
    Die SED-Clique mag das Volk 40 Jahre lang betrogen haben. Das rechtfertigt aber nicht einen einzigen Wahlbetrug in einem demokratischen Rechtsstaat.

    (Manfred Reimann [SPD]: Das ist richtig!)

    Die direkte Methode des Egon Krenz oder die Ihre: Da gibt es natürlich Riesenunterschiede, aber Wahlbetrug bleibt Wahlbetrug.
    Sie haben vier Jahre Zeit, um zu beweisen, daß Sie die Weichen für die Herstellung gleicher Lebensverhältnisse in Deutschland richtig gestellt haben. Wenn Sie allerdings nicht zu einer Kurskorrektur Ihrer Wirtschaftspolitik kommen und wenn Sie den Menschen im Osten nicht mit aktiver Industriepolitik eine Chance geben, werden Sie scheitern.

    (Beifall bei der PDS/Linke Liste)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun erteile ich dem Abgeordneten Grünbeck das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Josef Grünbeck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen! Liebe Kollegen! Bevor ich zum Jahreswirtschaftsbericht komme, möchte ich Ihnen, Herr Roth, gerne in einem ernsten und in einem heiteren Satz widersprechen.
    Sie haben uns, den Koalitionsfraktionen, in einer pauschalen Art den Vorwurf gemacht, wir würden die Bürger der neuen Bundesländer beschimpfen. Ich weise diesen Vorwurf mit großer Entschiedenheit zurück.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Wolfgang Roth [SPD]: Lesen Sie mal nach, was in Ihren Reihen neuerdings gesagt wird!)

    — Ich weise den Vorwurf mit Entschiedenheit zurück!
    Ich weise auch den Vorwurf von Herrn Henn zurück, der dem Wirtschaftsminister das gleiche unterstellt hat. So können wir mit Sicherheit nicht zusammenarbeiten. Im Gegenteil, ich sage Ihnen als Unternehmer, der dort drüben seit Jahrzehnten Verbindungen pflegt und sie auch jetzt aktiviert, daß wir alle aufgerufen sind, jegliche Diskriminierung unserer Bundesbürger in den neuen Bundesländern zu unterlassen und ihnen Vertrauen entgegenzubringen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Nun ein heiteres Wort. Daß ausgerechnet Sie, Herr Roth, den ich manchmal wegen seiner marktpolitischen Konzeptionen bewundere, den ich bewundere, weil er so beweglich ist, heute die alte Modrow-Kiste



    Josef Grünbeck
    ausgegraben und gesagt haben, wir hätten pauschalierte Unterstützungsbeträge zahlen sollen,

    (Wolfgang Roth [SPD]: Das Gegenteil habe ich gefordert! Soll ich Ihnen die Rede hinaufgeben?)

    verführt mich eigentlich zu der humorvollen Feststellung: Sie haben sich von Marx noch nicht gelöst, Sie sind noch immer beim Murks. Wir sind beim Markt, und das ist Ordnung. Das ist unser Prinzip.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD — Wolfgang Roth [SPD]: Das war selbst unter Ihrem Niveau!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Jahreswirtschaftsbericht 1991 der Bundesregierung belegt es: Trotz immer stärker werdender Vernetzung aller ökologischen und wirtschaftlichen und insbesondere auch währungspolitischen Fakten hat die Bundesrepublik Deutschland die gegebenen Herausforderungen national und international bestanden. Ich begrüße ganz besonders die heute nacht getroffene Entscheidung, daß man die Telekom-Gebührenerhöhungen abgelehnt und wieder zu vernünftigen Lösungen zurückgefunden hat.

    (Zustimmung bei der FDP — Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Ach? Schon entschieden?)

    Wir werden die um 80 % höheren Tarife in den neuen Ländern zurückschrauben. Das ist ein Signal des Vertrauens und der konstruktiven Zusammenarbeit aller.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Weiß das der Faltlhauser? — Wolfgang Roth [SPD]: Ich habe den Eindruck, die Korrekturen überholen inzwischen Eure Fehlentscheidungen!)

    Die konjunkturelle Entwicklung unserer Wirtschaft war — getragen vom großen Aufbauwillen der ersten Nachkriegsgeneration und bei großen sozialen und ökologischen Herausforderungen in der zweiten Nachkriegsgeneration — einmalig in der ganzen Welt. Wir waren konstant erfolgreich. Wenn es auch kurze und nicht immer erfreuliche regionale oder sektorale Konjunktureinbrüche gegeben hat, so war insgesamt der Wiederaufbau der bundesdeutschen Wirtschaft eine in der ganzen Welt anerkannte und einmalige Leistung.
    Diese gute wirtschaftliche Entwicklung wurde von einer Steuer-, Finanz- und Währungspolitik, die gerade die Bedeutung der Geldwertstabilität für ein Exportland wie die Bundesrepublik Deutschland belegt hat, sowie von einer Wirtschaftspolitik begleitet, deren Markenzeichen die marktwirtschaftliche Orientierung ist und die darauf ausgelegt war und ist, die Wachstumskräfte zu stärken.
    Im Jahre 1990 standen in den alten Budesländern nahezu 30 Millionen Menschen in Beschäftigung. Nie war der Beschäftigungsstand höher. Nie wurde ein solches Wohlstandsniveau erreicht. Die FDP steht in
    besonderem Maße für diesen klaren marktwirtschaftlichen Kurs.

    (Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Niedrigsteuergebiet!)

    Wenn Sie mir erlauben, hier einzufügen, daß gerade Graf Lambsdorff für diesen ordnungspolitischen Kurs hohe Verantwortung übernommen hat, dann bitte ich Sie um Zustimmung, daß wir unserem Graf Lambsdorff die besten Genesungswünsche ins Krankenhaus übermitteln.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD — Dr. Hans-Jochen Vogel [SPD]: Aber dann wählt ihn nicht ab ! — Wolfgang Roth [SPD]: Ihn nicht dauernd kritisieren!)

    Die sozialen Leistungen, die diese Politik ermöglicht hat, suchen auf der Welt ihresgleichen. Ich darf hinzufügen, daß gerade aus Ihren Kreisen immer wieder die Adresse an uns gerichtet wird, wir seien eine Partei der sozialen Kälte. Wo eigentlich gibt es mehr soziale Wärme als hier, wo durch höchste Beschäftigung bei Geldwertstabililtät für alle Bürger eine solche soziale Wohlstandsgesellschaft errichtet werden konnte? Das ist nicht soziale Kälte, sondern soziale Gerechtigkeit!

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/CSU — Manfred Reimann [SPD]: Was sagen die 2 Millionen Sozialhilfeempfänger dazu? Die wählen alle FDP!)

    Aus diesem Ergebnis kann abgeleitet werden, daß wir nicht nur die großen Herausforderungen im Hinblick auf die neuen Bundesländer, sondern auch im Hinblick auf die übrigen östlichen Nachbarländer bestehen werden. Daß dies eine große, eine einmalige, eine schwierige Aufgabe ist, wird überhaupt nicht bestritten. Daß es dafür auch keine Patentrezepte und keine Lehrbücher gibt, wissen wir alle. Es gibt in der Geschichte der Wirtschaftspolitik kein Beispiel für die Umstellung von einer dirigistischen Planwirtschaft oder — besser gesagt — einer sozialistischen Mißwirtschaft zu einer sozial und ökologisch ausgerichteten Marktwirtschaft.
    Schwierigkeiten müssen überwunden werden. Das kann man nicht mit Katastrophenmeldungen, mit vordergründigen Demonstrationen oder mit einer undisziplinierten Tarifpolitik schaffen. Vielmehr ist jetzt für diese Herausforderung die Solidarität aller Parteien, aber auch der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter, der Gewerkschaften, der Kirchen und aller anderen politisch relevanten und gesellschaftspolitisch wichtigen Gruppierungen gefordert.
    Wir müssen einmal festhalten: Auch in der westlichen Welt gibt es kein Land, das alle wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen sowie währungspolitischen Herausforderungen erfolgreicher bestanden hätte als diese Bundesrepublik Deutschland.
    Die deutsche Einheit wurde von uns allen ersehnt. Als sie vollzogen war, wurde sie bejubelt. Nun müssen wir alle uns dieser einmaligen Herausforderung stellen.
    Der europäische Binnenmarkt wird in naher Zukunft Wirklichkeit. Die Europäische Gemeinschaft erhält dadurch eine neue weltwirtschaftliche Bedeu-



    Josef Grünbeck
    tung, aber auch eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung. Wenn man erkennt, daß durch diese deutsch-deutsche Entwicklung, durch den europäischen Binnenmarkt und durch die Entwicklungen in den osteuropäischen Ländern die Probleme immer größer und schwieriger werden, wenn man dabei berücksichtigt, daß auch weltweit sehr viel in Bewegung geraten ist, und wenn man spürt — wer könnte das unmittelbar nach Beendigung des Golfkrieges leugnen? — , wie weltweit vernetzt die Probleme sind und wie notwendig eine dauerhafte friedliche Lösung ist, dann muß man feststellen, daß es in der Wirtschaftsgeschichte kein vergleichbares Beispiel einer derartigen Herausforderung gegeben hat und daß dies nur zu machen ist, wenn wir das Gegeneinander in unserer Gesellschaft abbauen und das Miteinander, ja, das Füreinander ausbauen.

    (Beifall bei der FDP)

    Eine ganz besondere Problematik ist dabei die ökologische Herausforderung, die durch die weltweite Klimakonferenz zum Schutz der Erdatmosphäre deutlich geworden ist. Darüber hinaus zeigt sich, daß Reinhaltung von Wasser und Luft, daß Strahlenschutz oder Katastrophenschutz in nationalen Grenzen allein nicht ausreichend zu sichern sind. Hier müssen Grenzen überwunden und internationale Verabredungen und Verträge geschlossen werden.
    Aber auch hier zeigt sich, daß die Bundesrepublik Deutschland die Herausforderung dynamisch aufgegriffen hat und heute sowohl bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen als auch bei der Umsetzung von Umweltforschungsergebnissen in praxisorientierte Umweltprojekte eine Vorreiterrolle übernommen hat. Kein einziges Land auf dieser Welt ist auf diesem Gebiet soweit wie wir. Unsere immer größer werdende Sorge ist eigentlich, daß wir unsere westlichen Nachbarn immer stärker davon überzeugen müssen, daß diese ökologische Herausforderung europäisch bestanden werden muß und daß auch in unseren Nachbarländern die Umsetzung gleichermaßen erfolgen muß.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [FDP])

    Wir wissen, daß es nicht nur in den neuen Bundesländern, sondern insbesondere in allen östlichen Nachbarstaaten bis tief hinein in die Sowjetunion riesige ökologische Probleme gibt, weil man über Jahrzehnte hinweg diese Frage völlig vernachlässigt hat. Daß dies alles nicht nur eine organisatorische, politische und ökologische, sondern auch eine finanzielle Herausforderung darstellt, wissen wir alle. Daß nicht alles auf einmal geht, wissen wir auch.
    Es wird jetzt darum gehen, bei der Umweltpolitik in den neuen Bundesländern, aber auch in allen anderen östlichen Staaten Prioritäten zu setzen. Man wird überflüssige Forschungsprojekte fallenlassen oder zurückstellen müssen, wenn man die ökologische Herausforderung wirklich ernst nehmen will und einen Generationenvertrag konstruiert, der den jungen Menschen in Deutschland, aber auch in ganz Europa Vertrauen in die Zukunft gibt, indem sie erkennen, daß wir nicht die Natur ausplündern und die Lebensgrundlagen der nächsten Generationen einschränken dürfen.
    Dabei wird die Energieversorgung gerade in den neuen Bundesländern eine besondere umweltpolitische Herausforderung werden. Ich bin dem Bundeswirtschaftsminister dankbar, daß er bereits jetzt angekündigt hat, ein neues Energiekonzept vorzulegen, das dann schnellstmöglich zur parlamentarischen Beratung ansteht und als neue Konzeption unserer zukünftigen Energiepolitik dienen wird. Wir müssen eine ausreichende, umweltverträgliche und auch preiswerte Energieversorgung für die Weiterentwicklung unserer wirtschaftlichen Grundlagen zur Verfügung haben. Dabei wird der Abbau von Subventionen, dem sich der Wirtschaftsminister dankenswerterweise mit aller Kraft und Entschlossenheit zugewandt hat — wobei er von der FDP-Fraktion voll unterstützt wird — , natürlich eine Herausforderung sein, die wir bestehen müssen.
    Den marktwirtschaftlichen Kurs halten — das haben uns die Sachverständigen empfohlen, und sie haben den Auftrag dazu erteilt. Die Sachverständigen warnen davor, sich dem Irrglauben hinzugeben, daß durch überhastete Aktionen und durch immer neue staatliche Fördermaßnahmen der erwünschte Beschäftigungserfolg eintreten könnte. Wir können mit unseren staatlichen Hilfen eine Anschubwirkung auslösen; aber getragen werden muß der Aufschwung von den Unternehmen und ihren Arbeitskräften, von den Selbständigen und den Verwaltungen in den neuen Bundesländern.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Dabei müssen wir uns ganz klar darüber sein — meine Damen und Herren, lassen Sie mich das mit aller Entschiedenheit darlegen — , daß der Schutz von unrentablen Unternehmen und unrentablen Arbeitsplätzen den Strukturwandel nur verzögern oder gar blockieren wird.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wir alle sollten Lehren aus den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in allen anderen westlichen und östlichen Ländern ziehen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Soziale Marktwirtschaft ist keine Veranstaltung für Schönwetterperioden. Sie löst sicher nicht alle Probleme; aber es gibt kein besseres System.

    (Beifall bei der FDP)

    Dazu bekennen wir uns, und wir begrüßen den Abbau von Subventionen.
    Wir begrüßen ebenso, Herr Bundesminister, die Ankündigung, auch die Deregulierung ernst zu nehmen. Meine Damen und Herren, wer alles reguliert, wer alles regelt, wer alles dem Staat zuordnet, der wird die marktwirtschaftlichen Kräfte schwächen und aushöhlen.

    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Also, darum geht es doch hier wirklich nicht!)

    Ich kann davor nur warnen, denn der eingangs meiner
    Ausführungen geschilderte Erfolg der wirtschaftli-



    Josef Grünbeck (FDP)

    chen, sozialen und ökologischen Entwicklungen in unserer Bundesrepublik war nur möglich, weil wir immer wieder den marktwirtschaftlichen Kurs gehalten haben. Das empfehlen uns die Sachverständigen; das beweisen unsere Ergebnisse. Daher sollten wir uns auch dazu bekennen, und wir sollten nicht bei jeder Gelegenheit diesem bewährten System untreu werden.

    (Beifall bei der FDP)

    Noch einige grundsätzliche Ausführungen zu den Entwicklungen in den neuen Bundesländern. In den letzten Wochen geisterten — das gilt auch für die heutige Debatte — die Worte „Privatisierung oder Sanierung" durch die öffentliche Diskussion. Mir fehlt bis jetzt die Erwähnung und die Erklärung der Bedeutung einer Entflechtung der Kombinate. Meine Damen und Herren, ich glaube, daß es ganz wesentlich ist, daß wir der Entflechtung der Kombinate eine große Bedeutung beimessen. Hier müssen selbständige unternehmerische Einheiten unabhängig von der Größe geschaffen werden, die aus dem planwirtschaftlichen Denken eines Kombinats herausführen, von der sozialistischen Mißwirtschaft Abschied nehmen und zu leistungsorientierten und wettbewerbsfähigen Unternehmensstrukturen übergehen.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich schließe mich den Ausführungen der Sachverständigen ausdrücklich voll an, nach denen die Aufgabe der Treuhandanstalt weiterhin vorrangig die Privatisierung sein muß. Die Privatisierung ist der Weg zur Sanierung. Sanierungshilfen der Treuhandanstalt können aber da berechtigt sein, wo es darum geht, privatisierungsfähige Unternehmen in ihrem Bestand zu sichern.