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    Plenarprotokoll 12/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Föderalversammlung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik, Herrn Dubcek 1305A Begrüßung des Vizepräsidenten des litauischen Parlaments und einer Delegation 1305 B Erweiterung der Tagesordnung 1305 C Tagesordnungspunkt 4: Überweisung im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Dritten Änderung des Übereinkommens über den Internationalen Währungsfonds (Drucksache 12/336) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften über das Schuldnerverzeichnis (Drucksache 12/193) 1305 D Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von dem Abgeordneten Johannes Gerster (Mainz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie dem Abgeordneten Dr. Burkhard Hirsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesarchivgesetzes (Drucksache 12/288) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ingrid Köppe und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN I. Gesetzliche Regelungen für die Lagerung, Verwaltung, Sicherung und Nutzung von Unterlagen und Daten des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit II. Gesetzliche Regelungen für die Lagerung, Verwaltung, Sicherung und Nutzung staatsbezogener Parteiakten der SED, der Blockparteien und von Massenorganisationen in der ehemaligen DDR — Drucksache 12/283 — c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ingrid Köppe und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gesetzliche Regelung von Sicherheitsüberprüfungen sowie künftiger beruflicher Einsatzmöglichkeiten von ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (Drucksache 12/284) Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU . . . 1306 C Dr. Willfried Penner SPD 1307 C Gerhard Reddemann CDU/CSU 1308B, 1314 B Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 1310 C Dr. Jürgen Schmieder FDP 1312 A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . 1313 C Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . 1314 A Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . . 1315B Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU 1316D Dr. Eberhard Brecht SPD 1317 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 1317 C Johannes Gerster CDU/CSU 1317 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Rolf Schwanitz SPD 1319C Dr. Burkhard Hirsch FDP 1321 C Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 1322 C Dr. Rudolf Krause (Bonese) CDU/CSU 1323 A Dorle Marx SPD 1324 C Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI 1326A Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 1327 D Tagesordnungspunkt 6: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die Gleichstellungsstellen in Bund, Ländern und Gemeinden (Drucksache 11/4893) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der „Richtlinie zur beruflichen Förderung von Frauen in der Bundesverwaltung" — Berichtszeitraum 1986 bis 1988 — Anlage: Neufassung der Richtlinie zur beruflichen Förderung von Frauen in der Bundesverwaltung vom 24. Februar 1986 — Frauenförderungs-Richtlinie —- Kabinettsbeschluß vom 25. September 1990 (Drucksache 11/8129) Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1328D Dr. Marliese Dobberthien SPD 1331 A Ilse Frank CDU/CSU 1333 B Petra Bläss PDS/Linke Liste 1335 A Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . 1336 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink FDP . 1337 D Dr. Konrad Elmer SPD 1340 C Hanna Wolf SPD 1340 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU 1342 B Renate Rennebach SPD 1344 A Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . 1344 C Susanne Rahardt-Vahldieck CDU/CSU . . 1346A, 1347 C Elke Ferner SPD 1347 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung ohne Aussprache Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Einrichtung eines Versicherungsausschusses (Drucksachen 12/152 Nr. 1, 12/270) 1348A Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/91 (Drucksache 12/378) 1348A Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 7 zu Petitionen (Drucksache 12/173) . . 1348A Tagesordnungspunkt 3 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 12/351 vom 12. April 1991 — Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Lebensrecht ungeborener Kinder und den Gesundheitsgefahren bei Abtreibungen MdlAnfr 7, 8 Claus Jäger CDU/CSU Antw PStSn Roswitha Verhülsdonk BMFuS 1348 D ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 1349 A ZusFr Hubert Wilhelm Hüppe CDU/CSU . 1349 D ZusFr Uta Würfel FDP 1350B Konsequenzen aus der Ankündigung deutscher Ärzte zur Verweigerung der Behandlung amerikanischer Soldaten im Zusammenhang mit dem Golfkrieg MdlAnfr 9 Ilse Falk CDU/CSU Antw PStSn Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 1350D Schicksal der bisherigen Mitarbeiter der Herder-Institute der früheren DDR MdlAnfr 14 Gerhard Reddemann CDU/CSU Antw StMn Ursula Seiler-Albring AA . . 1351A ZusFr Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 1351 B Entscheidung des BMV gegen die Einführung des Halbpreispasses bei der Bundesbahn MdlAnfr 40 Ulrike Mehl SPD Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV . . 1351 C Vorgaben der Bundesregierung für die Tarifgestaltung der Bundesbahn MdlAnfr 41 Lydia Westrich SPD Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV . 1351 D ZusFr Lydia Westrich SPD 1351 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 III Auftragsstopp für die Bundesbahn-Ausbesserungswerke Saarbrücken und Kaiserslautern; Vergabe der Aufträge an die Ausbesserungswerke der Reichsbahn; Beurteilung der Vorteile der Standorte im Saarland gegenüber Standorten in Ballungsgebieten MdlAnfr 42, 43 Elke Ferner SPD Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV 1352A, C ZusFr Elke Ferner SPD 1352A, C Vereinbarkeit des beschleunigten Ausbaus des Straßenverkehrsnetzes in den neuen Bundesländern mit den Zielen des Klimaschutzprogramms; Schutz der Straßenalleen MdlAnfr 44, 45 Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV . . 1352D, 1354 A ZusFr Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 1353A, 1354 A ZusFr Ernst Schwanhold SPD 1353 C Einfuhrgenehmigung für den Handel mit geschützten Tierarten MdlAnfr 46 Ulrike Mehl SPD Antw PStSekr Bernd Schmidbauer BMU 1354 B ZusFr Ulrike Mehl SPD 1354 C Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Geheime Einstufung des Berichts der Bundesregierung zu den Irak-Rüstungsexportgeschäften unter Berücksichtigung der Erfordernisse der Waffenstillstandsbedingungen im Irak Vera Wollenberger Bündnis 90/GRÜNE 1355 A Peter Kittelmann CDU/CSU 1356 B Hermann Bachmaier SPD 1357 B Dr. Heinrich Kolb FDP 1358 A Ursula Jelpke PDS/Linke Liste 1359 A Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 1360A Horst Eylmann CDU/CSU 1362 B Uta Zapf SPD 1363 B Ernst Hinsken CDU/CSU 1364 A Ernst Schwanhold SPD 1365 B Reinhard Freiherr von Schorlemer CDU/ CSU 1366B Günter Verheugen SPD 1367 A Rainer Haungs CDU/CSU 1368 A Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität (Drucksache 12/192) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Hermann Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität (Drucksache 12/376) Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister BMJ . 1369 C Hermann Bachmaier SPD 1371 B Cornelia Yzer CDU/CSU 1373 A Jörg van Essen FDP 1375 B Jutta Braband PDS/Linke Liste 1376 B Dietmar Schütz SPD 1377 A Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Gruppenbetriebe in der Landwirtschaft (GBLG) (Drucksache 12/314) Karl-Heinz Schröter SPD 1379 C Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/ CSU 1381 D Jan Oostergetelo SPD . . . . 1383D, 1386A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 1384 B Detlef Kleinert (Hannover) FDP 1385 D Rainer Funke, Parl. Staatssekretär BMJ . 1387 C Gudrun Weyel SPD 1389 A Dr. Gerald Thalheim SPD . . 1389 C Detlef Kleinert (Hannover) FDP . . . . 1390A Joachim Graf von Schönburg-Glauchau CDU/CSU 1391 B Ulrich Junghanns CDU/CSU 1392 C Horst Sielaff SPD 1393 A Gottfried Haschke (Großhennersdorf) CDU/ CSU 1394 D Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die zwanzigste Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (KOV-Anpassungsgesetz 1991 — KOVAnpG 1991) (Drucksache 12/335) IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA 1395 D Barbara Weiler SPD 1396 B Dr. Eva Pohl FDP 1397 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 1398 B Heinz-Jürgen Kronberg CDU/CSU . . . 1398 D Dieter Heistermann SPD 1399 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags des Abgeordneten Achim Großmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Belebung des Neubaues und der Modernisierung von Wohnungen in den alten und neuen Bundesländern (Drucksache 12/338) Achim Großmann SPD 1399D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 1401 C Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . 1403 B Dr. Walter Hitschler FDP 1404 B Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 1405 B Dr. Walter Hitschler FDP 1405 C Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 1406A Siegfried Scheffler SPD 1407 B Peter Götz CDU/CSU 1409 D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 1411B Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über Soziale Sicherheit (Drucksache 12/303) Gerhard Scheu CDU/CSU 1411D Günther Heyenn SPD 1412 D Dr. Gisela Babel FDP 1414 B Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA . 1415B Nächste Sitzung 1416C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1417* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über Soziale Sicherheit) 1417* B Anlage 3 Betreibung eines Geheimdienstes in Angola mit Hilfe von Staatsangehörigen der ehemaligen DDR MdlAnfr 13 — Drs 12/351 — Ortwin Lowack CDU/CSU SchrAntw StMn Ursula Seiler-Albring AA 1417* C Anlage 4 Intervention zum Schutz der von der irakischen Soldateska verfolgten Kurden; humanitäre Hilfe für die aus dem Irak in die Türkei flüchtenden Kurden MdlAnfr 15, 16 — Drs 12/351 — Rudolf Bindig SPD SchrAntw StMn Ursula Seiler-Albring AA 1417* D Anlage 5 Korrektur des Truppenstatuts zur Herstellung der Gleichbehandlung der deutschen Zivilbeschäftigten bei den verbündeten Streitkräften mit den Bediensteten der Bundeswehr MdlAnfr 17 — Drs 12/351 — Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD SchrAntw StMn Ursula Seiler-Albring AA 1418* D Anlage 6 Einrichtung einer Untertagedeponie in den Kali-Stollen bei Bernburg (Sachsen-Anhalt); alternative Standorte MdlAnfr 47, 48 — Drs 12/351 — Dr. Eberhard Brecht SPD SchrAntw PStSekr Bernd Schmidbauer BMU 1419* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 1305 21. Sitzung Bonn, den 18. April 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 18.04.91 Wolfgang Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 18.04.91 Peter Harry Conradi, Peter SPD 18.04.91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 18.04.91 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 18.04.91 Genscher, Hans-Dietrich FDP 18.04.91 Dr. Glotz, Peter SPD 18.04.91 Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 18.04.91 Ibrügger, Lothar SPD 18.04.91 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 18.04.91 Klose, Hans-Ulrich SPD 18.04.91 Köhler (Hainspitz), CDU/CSU 18.04.91 Hans-Ulrich Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 18.04.91 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 18.04.91 Elke Lintner, Eduard CDU/CSU 18.04.91 Meckel, Markus SPD 18.04.91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 18.04.91 * Pützhofen, Dieter CDU/CSU 18.04.91 Reuschenbach, Peter W. SPD 18.04.91 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 18.04.91 Erich Schmidt (Spiesen), Trudi CDU/CSU 18.04.91 Schmidt-Zadel, Regina SPD 18.04.91 Seehofer, Horst CDU/CSU 18.04.91 Skowron, Werner H. CDU/CSU 18.04.91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 18.04.91 Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 18.04.91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 18.04.91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 18.04.91 Wimmer (Neuötting), SPD 18.04.91 Hermann * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über Soziale Sicherheit) Andrea Lederer (PDS): Zum vorliegenden Gesetzentwurf hat die Abgeordnetengruppe der PDS/Linke Liste keine prinzipiellen Einwände, zumal er sich mit Konsequenz aus dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über soziale Sicherheit ergibt. Das jetzige Abkommen betrifft die Renten-, Kranken- und Unfallversicherung bei kürzerem und längerem Aufenthalt von Bürgern im jeweils anderen Land und löst Anlagen zum Stenographischen Bericht damit die Abkommen mit Polen aus der Zeit der Existenz zweier deutscher Staaten ab. Der Kernpunkt ist die Ersetzung des Eingliederungsprinzips durch das Leistungsexportprinzip im Bereich der Rentenversicherung. Auch wenn damit - bezogen auf die polnischen Bürger - neue Unterschiede zwischen Ost und West aufgemacht und manifestiert werden, halten wir - mit Blick auf das gemeinsame Haus Europa - eine Vereinheitlichung von Regelungen zwischen den Staaten im EG-Raum und darüber hinaus für einen sicherlich kleinen, jedoch unerläßlichen Baustein. Wir halten es auch für richtig, daß mit dem Gesetzentwurf zugleich eine Wanderung ins Gebiet der Altbundesländer wegen günstigerer Rentenberechnung verhindert wird. Diesen Effekt lesen wir aus der Regelung, daß die sich in den neuen Bundesländern aufhaltenden Polen nicht anders behandelt werden als die ehemaligen DDR-Bürger. Bekanntlich erfolgt für diese die Überleitung der Renten erst zum 1. Januar 1992. Der vorgeschlagenen Überweisung in den Ausschuß stimmen wir zu. Anlage 3 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Frage des Abgeordneten Ortwin Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 12/351 Frage 13): Treffen Mitteilungen des Bonner General-Anzeigers vom 14. März 1991 zu, wonach „600 Deutsche, Überreste der Honecker'schen ,Angola-Hilfe, für einen funktionierenden MPLA-Geheimdienst und für die notwendigen Kommunikationswege " sorgen, und ist die Bundesregierung ggf. bereit, dem angesichts der Notwendigkeit einer friedlichen Lösung des Angola-Konflikts ein Ende zu bereiten? Die Bundesregierung hat keine Informationen, die auf einen Aufenthalt von mehreren Hundert Deutschen in Angola hindeuten. Der unbekannte und subversive Aufenthalt einer derart großen Personengruppe erscheint mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als unmöglich. Sie würde vermutlich bereits nach kurzer Zeit erkannt werden, zumal sich Europäer aufgrund der Bürgerkriegslage lediglich in städtischen Zentren aufhalten könnten. Anlage 4 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Fragen des Abgeordneten Rudolf Bindig (SPD) (Drucksache 12/351 Fragen 15 und 16) : Welche konkreten Schritte - außer der Einbestellung des irakischen Botschafters und Vortragen eines Protestes - hat die Bundesregierung im Rahmen der Vereinten Nationen und der Europäischen Politischen Zusammenarbeit unternommen, um wirksame Schutzmaßnahmen für die von der irakischen Soldateska verfolgten Kurden einzuleiten? 1418* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung bilateral sowie über die Gremien des Europarates und der NATO eingeleitet, um die Türkei aufzufordern, den vor den Brutalitäten der irakischen Soldateska fliehenden Kurden in der Türkei den humanitären Schutz und Beistand zu gewähren, wie dieses im Rahmen der „Wertegemeinschaft" des Europarates und der NATO notwendig und geboten ist? Der Bundesminister des Auswärtigen hat in seinen Schreiben vom 2./3. und 5. April 1991 die Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ersucht, — den Irak zur Respektierung der Menschenrechte auch gegenüber seinen eigenen Staatsangehörigen, insbesondere der Rechte der kurdischen Minderheit, aufzufordern, — sich für den uneingeschränkten Schutz der Minderheitenrechte in Irak einzusetzen, — den Irak dringend aufzufordern, die Verfolgungsmaßnahmen gegen die kurdische Minderheit und andere Bevölkerungsteile sofort einzustellen und deren Rückkehr in ihre Wohngebiete unter Aufsicht von Beobachtern der Vereinten Nationen sicherzustellen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat auf seiner 2982. Sitzung am 5. April 1991 hierzu Resolution 688 (1991) verabschiedet. Den Anliegen der Bundesregierung wurde Rechnung getragen. Der Irak wird vom Sicherheitsrat in dieser Resolution unter anderem dazu aufgefordert, die Unterdrückung der irakischen Zivilbevölkerung, insbesondere in den kurdischen Siedlungsgebieten, sofort einzustellen. Aufgrund des Beschlusses der EG-Außenminister vom 15. April 1991, der auf eine Initiative der Bundesregierung zurückgeht, hat der amtierende EG-Ratspräsident, der Außenminister Luxemburgs, Jacques Poos, in einem Schreiben am 16. April an den Generalsekretär der Vereinten Nationen festgestellt, daß die Brutalität der Verfolgung und das noch nie dagewesene Ausmaß der Flüchtlingswelle von uns erfordern, es bei der Verurteilung des irakischen Regimes nicht bei Erklärungen zu belassen. Der Ratspräsident ersuchte den Generalsekretär in seinem Schreiben, die Frage der persönlichen Verantwortung der irakischen Führung insbesondere im Hinblick auf die' Konvention gegen Völkermord und die Möglichkeit, die Verantwortlichen vor ein internationales Gericht zu stellen, zu überprüfen. Der Europäische Rat hat zusätzlich bei seiner Sondersitzung am 8. April in Luxemburg vorgeschlagen, Schutzzonen in Irak einzurichten, in denen die Menschen vor Verfolgung sicher sind. Von hier aus könnte sich dann die Rückkehr der geflüchteten Menschen in ihre Siedlungsgebiete unter internationaler Aufsicht vollziehen. Die Bundesregierung begrüßt die Absicht der Alliierten, in Übereinstimmung mit Resolution 688 (1991) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, im Norden des Iraks Lager einzurichten und den Schutz dieser Lager militärisch zu sichern. Der Bundesminister des Auswärtigen hat im Namen der Bundesregierung in der Erklärung am 17. April 1991 vor dem Deutschen Bundestag über „Die Lage im Irak und die Situation der irakischen Flüchtlinge, insbesondere der Kurden" an die Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen appelliert, diese Absicht zu unterstützen. Die Türkei hat den irakisch-kurdischen Flüchtlingen von Anfang an substantielle humanitäre Hilfe gewährt. Die Bundesregierung hat die türkische Regierung am 4. April gebeten, die Grenze für die Flüchtlinge vollständig zu öffnen. Der Bundesminister des Auswärtigen hat außerdem unmittelbar Kontakt mit seinem türkischen Amtskollegen aufgenommen und ihn gebeten, die Flüchtlinge in die Täler herabsteigen zu lassen. Sie können die Höhenlagen nunmehr verlassen. Wie bekannt ist, befinden sich derzeit bereits mehr als 500 000 irakische Flüchtlinge auf türkischem Boden. Bundesminister Genscher wird am 19. April 1991 zu einem Arbeitsbesuch in die Türkei reisen, u. a. um sich vor Ort ein eigenes Bild von der Situation zu machen und mit der türkischen Regierung die aktuellen Probleme zu besprechen. Die Bundesregierung hat im übrigen am 17. April 1991 beschlossen, zusätzlich zu den bereitgestellten 29 Millionen DM weitere Finanzmittel in Höhe von 415 Millionen DM als humanitäre Soforthilfe, vor allem für die verfolgten Kurden, zur Verfügung zu stellen. Anlage 5 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Frage des Abgeordneten Albrecht Müller (Pleisweiler) (SPD) (Drucksache 12/351 Frage 17): Wie weit sind die Verhandlungen über die Korrektur von Truppenstatut und Zusatzabkommen, die im Zusammenhang mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag notwendig sind und die zum Beispiel die Gleichbehandlung der deutschen Zivilbeschäftigten bei den alliierten Streitkräften mit den Beschäftigten bei der Bundeswehr herstellen sollen? Die von der Bundesregierung beabsichtigten Revisionsverhandlungen des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut (ZA-NTS) sollen in Kürze eingeleitet werden. Die Bundesregierung hat zur Vorbereitung der Verhandlungen die Bundesländer um Mitwirkung bei der Erarbeitung einer gemeinsamen deutschen Verhandlungsposition gebeten. Seit kurzem liegen die Stellungnahmen der Bundesländer vollständig vor; damit können die deutschen Interessenschwerpunkte und Verhandlungsziele abschließend definiert werden, so daß der Antrag zur Überprüfung des ZA-NTS nach Artikel 82 ZA-NTS gestellt werden kann. Im Rahmen der bevorstehenden Verhandlungen wird die Bundesregierung auch auf die Gleichbehandlung der bei den alliierten Streitkräften beschäftigten Arbeitnehmer mit den Beschäftigten der Bundeswehr hinwirken. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 1419* Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Schmidbauer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Eberhard Brecht (SPD) (Drucksache 12/351 Fragen 47 und 48): Sind der Bundesregierung Pläne bekannt, in den Kali-Stollen bei Bernburg/Sachsen-Anhalt eine Untertagdeponie einzurichten? Welche Standorte kommen nach Auffassung der Bundesregierung für die von ihr im „Aktionsprogramm Ökologischer Aufbau" des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit für erforderlich gehaltenen zwei bis drei Untertagdeponien in Frage? Zu Frage 47: Der Bundesregierung sind Überlegungen der Kaliindustrie in den neuen Ländern bekannt, die Eignung von Kalibergwerken für eine Ablagerung von Abfällen zu prüfen. Ihr ist nicht bekannt, ob und inwieweit die Pläne für den Standort Bernburg weiterverfolgt werden. Zu Frage 48: Die Entscheidung der Standorte für Abfallentsorgungsanlagen, auch für Untertagedeponien, ist ausschließlich von Landesbehörden zu treffen. Die Bundesregierung hat hierbei keine Zuständigkeiten; sie hat im übrigen keine belastbaren Informationen über die Eignung von Grubenräumen für die Errichtung von Untertagedeponien.
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    Rede von Joachim Günther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der vorliegende Entschließungsantrag der SPD zeugt davon, daß wichtige Entwicklungen in der jüngsten Zeit an der Opposition offenbar spurlos vorübergegangen sind. Weder gibt die Ursachenanalyse den aktuellen Sachstand wieder, noch trägt die SPD der Tatsache Rechnung, daß die Regierung in wichtigen Bereichen längst wirkungsvolle Maßnahmen beschlossen hat, um die Neubautätigkeit zu beleben und insbesondere die Modernisierung in den neuen Bundesländern zu fördern. Kein Wunder, daß Sie immer wieder auf angebliche Versäumnisse in vergangenen Zeiten zurückgreifen müssen.
    Die Wohnungsbaukonjunktur befindet sich im Aufbruch. Angesichts der rasant gestiegenen Zahl der Baugenehmigungen besteht kaum ein Zweifel, daß das angestrebte Ziel von einer Million Wohnungen bis Ende 1992 in den alten Bundesländern erreicht wird.
    Natürlich kann der Wohnungsmangel nicht von einem Jahr auf das andere beseitigt werden. Angesichts eines gewaltigen Nachfrageüberhangs infolge gestiegener verfügbarer Einkommen, einer starken Zunahme der Haushalte und einer Zuwanderung von über 2 Millionen Bürgern in wenigen Jahren wäre das auch zuviel verlangt. Aber daß wir die stärkste Steigerung der Bautätigkeit seit dem Kriege verzeichnen, ist ein Zeichen dafür, daß sich die Bundesregierung in diesem Punkt kaum etwas vorzuwerfen hat.
    Diese Entwicklung ist ein Erfolg der 1989 beschlossenen Maßnahmen zur Erhöhung des Angebots an Wohnungen und der Verbesserung der sozialen Absicherung. Die Politik hat in verschiedenen Bereichen, im freifinanzierten, im sozialen Wohnungsbau sowie bei der Eigentumsförderung angesetzt. Wir haben in diesem Zusammenhang auch die Mittel für die Objektförderung deutlich erhöht, aber eben nicht nur ausschließlich oder vorrangig auf dieses Instrument gesetzt, wie Sie dies in Ihrem Antrag propagieren.
    Für die nächsten Jahre werden wir die Bundesfinanzhilfen für die alten Bundesländer auf hohem Niveau stabilisieren. Die SPD hat in ihrer Forderung den Ansatz für den sozialen Wohnungsbau nun genau verdoppelt. So einfach kann man es sich machen, wenn man nicht gezwungen ist, offenzulegen, woher angesichts der Vielfalt der notwendigen Aufgaben das Geld kommt. Dabei sollen nach ihrer Vorstellung die Mittel vorrangig für Mietwohnungen mit langfristigen Bindungen eingesetzt werden, die besonders teuer sind. Würde dieser Vorschlag aufgegriffen, bedeutete das, daß trotz der Verdoppelung der Mittel nicht wesentlich mehr Sozialwohnungen gebaut würden als heute.
    Ihnen, meine Damen und Herren Abgeordneten von der SPD-Fraktion, sei gesagt, daß inzwischen die Mehrzahl der Länder, darunter auch von Ihrer Partei regierte, dazu übergegangen sind, den dritten Förderweg anzuwenden. 1990 wurde jede dritte Wohnung im sozialen Wohnungsbau im Wege der vereinfachten Förderung bewilligt.
    Auch der Forderung nach 1 Milliarde DM Bundesfinanzhilfe für die neuen Bundesländer ist die Bundesregierung schon längst nachgekommen. Die Bundesmittel können in den neuen Ländern nicht nur für den Neubau, sondern auch für die Modernisierung von Wohnungen verwendet werden. Genau wie die Opposition sehen wir hier einen Schwerpunkt der notwendigen Investitionstätigkeit.

    (Achim Großmann [SPD]: Wir reden aber von 2 Milliarden DM!)

    Die Bundesregierung hat daher bereits seit dem Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten ein Programm im Umfang von 10 Milliarden DM an zinsverbilligten Darlehen zur Verfügung gestellt, das über die Kreditanstalt für Wiederaufbau abgewickelt wird.
    Im Rahmen des kürzlich beschlossenen Gemeinschaftswerks Aufschwung Ost wurde die Anwendung dieses Programms auch auf den Aus-, Um- und Anbau erweitert. Zusätzlich wurde beschlossen, für 1991 und 1992 für die gleichen Zwecke je 700 Millionen DM an Zuschüssen zur Verfügung zu stellen. Damit können 20 % der Investitionskosten abgedeckt werden. Beide Programme werden dabei auch für Vorhaben eingesetzt, die der Umweltentlastung und Energieeinsparung dienen.
    Zusätzlich ergänzt wird diese Förderpalette für die neuen Länder durch die von der Koalition beschlossene steuerliche Förderung, die im Rahmen des Steueränderungsgesetzes realisiert werden soll. In diesem Rahmen werden für Modernisierungsmaßnahmen von Mietgebäuden besonders günstige Abschreibungsbedingungen angeboten. 50 % der betreffenden Kosten können innerhalb von 5 Jahren abgeschrieben werden. Ähnlich günstige Bedingungen werden für Neubauinvestitionen gelten. Schließlich kann auch für selbstgenutzte Wohnungen eine sehr günstige steuerliche Regelung in Anspruch genommen werden.
    Hinzu kommt noch eine Reihe anderer Fördermaßnahmen, die in den neuen Bundesländern unmittelbar angebotswirksam sein werden. 190 Millionen DM



    Parl. Staatssekretär Joachim Günther
    werden gezahlt, um den Abschluß von Mietbauvorhaben sicherzustellen, die vor dem 3. Oktober begonnen wurden. 154 Millionen DM sind bereitgestellt, um den Abschluß des Baus von Eigenheimen zu ermöglichen. Zur Förderung der Privatisierung von Mietwohnungen an die bisherigen Mieter sind in diesem und im nächsten Jahr jeweils 200 Millionen DM vorgesehen. Hinzu kommen noch die Mittel der Städtebauförderung.
    Damit hat die Bundesregierung ein breites Spektrum an Förderangeboten bereitgestellt, die dem Wohnungsbau und der Modernisierungstätigkeit in den neuen Bundesländern kräftige Impulse verleihen werden. Dabei war noch nicht die Rede von den ebenfalls vorgesehenen zusätzlichen Mitteln zur sozialen Flankierung im Rahmen des Wohngeldes.
    Natürlich müssen angesichts begrenzter Haushaltsmittel auch Wünsche offenbleiben. So ist jedermann bekannt, daß sich die Wohnungspolitiker der Koalition eine stärkere Verbesserung der allgemeinen steuerlichen Wohneigentumsförderung gewünscht hätten. Die jetzt erreichte Verbesserung kommt allerdings nicht nur den Wohlhabenden zugute, sondern ist gezielt dafür gedacht, einen Teil der Preissteigerungen aufzufangen.
    Ich glaube, daß insgesamt immer mehr der Punkt erreicht wird, an dem es in den neuen Bundesländern nicht auf zusätzliche finanzielle Mittel ankommt. Ich bin überzeugt, daß es in der aktuellen Situation auf ganz andere Dinge ankommt, z. B. auf verstärkte Hilfeleistung im Verwaltungsbereich.

    (Zuruf von der FDP: Richtig!)

    Hier sind alle Seiten aufgefordert, konkrete Vorschläge einzubringen und konkrete Hilfen anzubieten. Ich schaue ganz bewußt auf diejenigen, die im Westen auf der Länder- und Kommunalebene Verantwortung tragen. Gerade in diesem Bereich sind keine wohltönenden Worte gefragt, sondern handfeste Solidarität und praktisches Handeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun erteile ich dem Abgeordneten Scheffler das Wort.

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    Rede von Siegfried Scheffler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Wohnungspolitik ist mit der Vereinigung aktueller denn je. Das zeigt auch hier die lebhafte Debatte darüber.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Lebhaft ist sie nun gerade nicht!)

    Nicht nur aus diesem Grund stellen wir unseren Antrag. Mit diesem Antrag zur Belebung des Neubaus und der Modernisierung von Wohnungen in den alten und neuen Bundesländern müssen wir uns heute deshalb befassen, weil die Prioritäten, so wie sie uns von der Frau Bundesministerin vorgestellt wurden, von ihrem Ministerium nur ungenügend umgesetzt werden. Dabei müßte es sie natürlich treffen, daß diese Wohnungssituation, so wie sie mein Kollege Großmann in seinem Redebeitrag für die alten Bundesländer schon dargestellt hat, ihre Ursachen in der bisherigen unzureichenden Wohnungspolitik hat. Ich meine, ihre Ursachen liegen auch in den Grundsätzen
    einer Politik der CDU/CSU und FDP, die die Problematik der Wohnungsversorgung als Grundrecht eines jeden Bürgers dem Markt überläßt, so als ob die Wohnung eine Ware wäre. Das zeigt auch — ich muß das leider sagen — die Zwischenbemerkung von Dr. Hitschler betreffend die Debatte und den Kropf.
    Es kommt ja nicht von ungefähr, daß gerade die Fraktion der SPD seit langem fordert, daß menschenwürdiges Wohnen als Grundrecht festgeschrieben wird und demzufolge in eine neue deutsche Verfassung gehört.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn ich mich vor diesem Hintergrund der aktuellen Wohnungsdefizite in den alten Bundesländern jetzt als ein Vertreter der neuen Bundesländer zu dieser Problematik äußere, muß ich es in Kenntnis einer geradezu dramatischen Situation in den östlichen Bundesländern tun. Das Wort von einem Wohnungsnotstand ist dabei nicht dramatisiert — ein Wohnungsnotstand, der sozialen und gesellschaftspolitischen Sprengstoff in sich birgt. Die Bundesministerin bemerkt richtig, „daß Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft richtig entschieden werden kann, wenn man ein möglichst präzises Bild von der Wohnungsversorgung der Bevölkerung hat" ; die Frau Ministerin und ihre Mitarbeiter sollten deshalb recht oft in das Gebiet der ehemaligen DDR kommen und mit den Betroffenen aus der Bevölkerung, den Politikern der Länder und Gemeinden und den Verantwortlichen der Wohnungsbaugesellschaften ihre Sorgen und ihre Nöte erörtern. Denn es ist keine Schwarzmalerei, wenn ich von einer maroden Bausubstanz vom Keller bis zum Dach in den Städten und Gemeinden spreche. Dabei ist das, was die äußere Hülle ausmacht, noch nicht alles.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer ist schuld?)

    — Ich komme gleich dazu. — Was wir von Rostock bis Zittau, von Frankfurt an der Oder bis Magdeburg vorfinden, zeigt sich oft erst im Inneren, in einer ungenügenden sanitären Ausstattung, von einer völlig unzureichenden, ja manchmal direkt lebensgefährlichen elektrischen Installation bis hin zu fehlender Wärmedämmung und anderen Mängeln.
    Dabei beziehen sich die Menschen in den neuen Bundesländern auf einen Standard, der menschenwürdigen Verhältnissen entsprechen sollte. Sie beziehen sich nicht etwa auf einen Standard, wir er hier in den alten Bundesländern vorgeschrieben wird. Ich gebe zu: Ein solcher Standard ist auch nicht immer und überall vorhanden.
    Ich weiß, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, Sie sind für diesen Zustand nicht verantwortlich. Aber gerade deshalb erwarten unsere Menschen in den neuen Bundesländern — das gilt übrigens auch für die anderen Felder, in denen eine Angleichung der Lebensverhältnisse geboten ist — keine Wunder von diesem Beitritt zu unserer Bundesrepublik, aber sie können jetzt von den verantwortlichen Politikern und beamteten Fachleuten im Ministerium erwarten, daß Lösungen entwickelt werden, die den spezifischen Bedingungen und den Voraussetzungen in den neuen Bundesländern entsprechen.



    Siegfried Scheffler
    Dafür trägt die Bundesregierung jetzt die Verantwortung.
    Zu dieser Verantwortung gehört u. a., daß die geplanten Förderprogramme zur Belebung des Neubaus, insbesondere die Programme zur Instandsetzung sanierungsfähiger, aber auch an sich nicht mehr bewohnbarer leerstehender Wohnungen, und zugunsten von Modernisierungsobjekten, finanziell abgesichert und schnellstens — in einem vertretbaren Zeitraum — umgesetzt werden.
    Natürlich kommt, entsprechend der bisherigen Entwicklung in der ehemaligen DDR, erschwerend hinzu, daß sich — anders als in den alten Bundesländern — der Bestand von zirka 7 Millionen Wohnungen zu zirka zwei Fünfteln in ehemals volkseigenem und jetzt kommunalem Bestand, zu einem Fünftel in genossenschaftlichem und zu zwei Fünfteln in privatem Besitz befinden, und das bei überwiegend ungeklärten Eigentumsverhältnissen. Hinsichtlich der Qualität dieser Wohnungen brauche ich an dieser Stelle nichts mehr hinzuzufügen, aber gestatten Sie mir nur soviel: Auch bei den Neubauten in Großplattenbauweise bestehen schon heute erhebliche Mängel und ein umfangreicher Erneuerungsbedarf.
    Vor dem Hintergrund dieser katastrophalen Situation kommt die Neubautätigkeit immer mehr zum Stillstand. Die Wohnungsunternehmer — seien es Wohnungsgesellschaften oder -genossenschaften — geraten permanent in Zahlungsschwierigkeiten; nicht nur einzelne stehen vor dem Konkurs. Der Wohnungsbestand verfällt, und — was in der gegenwärtigen sozial angespannten Situation mit am schlimmsten ist — die Menschen werden mehr und mehr, sie werden total verunsichert,

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    und das vor dem Hintergrund, daß viele Millionen DM in dem Paket Aufschwung Ost geschnürt wurden. Aber sie wurden eben nur geschnürt; sie sind für den tatsächlichen Empfänger vor Ort nicht erreichbar.
    Ich muß der Bundesregierung deshalb sagen, daß die eingeleiteten Maßnahmen dem Problem der neuen Länder bisher nur unzureichend gerecht wurden. Das Gefährliche an der gegenwärtigen Situation ist, daß die so dringend benötigten Signale der Hoffnung auf dem Bausektor ausblieben.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Dr. Wolfgang Ullmann [Bündnis 90/GRÜNE])

    Dieses Haus müßte wissen, daß Wohnungspolitik Baupolitik und damit Beschäftigungspolitik ist. Die von mir angesprochenen Millionenbeträge würden vernünftigerweise sofort und langfristig sichere Arbeitsplätze in den mit jetzt schon fast 1 Million Arbeitslosen und 2,5 Millionen Null-Kurzarbeitern belasteten Regionen der neuen Bundesländer schaffen. Auch deshalb kommen dem Wohnungsneubau, der Sanierung und Modernisierung eine Schlüsselrolle zu.
    Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen in diesem Zusammenhang von einer Reise nach MecklenburgVorpommern berichten, welche die Arbeitsgruppe Raumordnung, Bauwesen und Städtebau meiner Fraktion unternommen hat. Dabei wurden umfangreiche sachliche Gespräche mit Politikern vor Ort, die nicht immer nur der SPD angehörten, aber auch mit den betroffenen Mieterverbänden, mit Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften sowie mit Handwerkern geführt. Was fanden wir vor? Wir fanden Wohnungsgesellschaften und Wohnungsgenossenschaften in Rostock und Schwerin mit einem Wohnungsbestand von zirka 36 000 Wohnungen bei einem Einnahmevolumen aus Mieten von zirka 830 000 DM und bei Ausgaben für dringend benötigte Bewirtschaftungskosten und Instandsetzung in Höhe von zirka 4 Millionen DM vor.

    (Dr. Walter Hitschler [FDP]: Und dann wollen Sie die Mieten nicht anheben! Das ist doch der Witz! — Gegenruf von der SPD: Erzählen Sie mal keine Märchen! — Weitere Gegenrufe von der SPD)

    — Dann gucken Sie sich bitte diese Wohnungen an, sprechen Sie mit den Mietern und fragen Sie sie, ob sie überhaupt Verständnis dafür aufbringen. Natürlich wollen wir die Mieten anheben. Wir haben ja in der nächsten Woche Gelegenheit, über die Frage des Wohngeldes zu diskutieren. Auf Grund dieser tatsächlichen Defizite auf dem Finanzsektor mußte Betrieben von Handwerk und Gewerbe, die bisher vertraglich für die vorgenannten Leistungen gebunden waren, gekündigt werden, und das, obwohl der Zustand der Gebäude zum Himmel schreit. Es ist insbesondere auch deshalb so erschreckend, weil keine energetisch vernünftige Warmwasserversorgung und Heizung vorhanden ist.
    Nach Einschätzungen von Fachleuten aus den alten Bundesländern hinsichtlich der dringendsten Leistungen zur Verbesserung der Bausubstanz und zur Beseitigung von Leerstand beträgt der Aufwand im gesamten Gebiet der neuen Bundesländer ca. 100 000 DM pro Wohnung — das bei einer Durchschnittsgröße von nur 62 Quadratmeter als Standard.
    Vielleicht werden Sie jetzt entgegnen, was Sie schon alles für die marktwirtschaftlichen Grundlagen zur Beseitigung der von mir geschilderten Lage auf den Weg gebracht haben, was schon alles von diesem Hause aus zur Belebung beeinflußt wurde. Nur, ich habe bei meinen Gesprächen mit den Betroffenen vor Ort leider keine Millionen vorgefunden, sondern nur verbitterte Gesprächspartner, die von diesen Millionen immer nur in der Zeitung als beschlossen lesen.
    Wir haben aber, meine Damen und Herren der Regierungsparteien, vorgefunden, daß für die 17 000 Wohnungssuchenden in Rostock fertiggestellte Neubauwohnungen für die Kleinigkeit von 2 000 DM pro Quadratmeter — Sie haben sich leider nicht verhört — bereitstehen, Wohnungen, die praktisch schon jetzt im freifinanzierten Wohnungsbau — so könnte man es nennen — mit Mitteln, die die ehemaligen DDR-Bürger aufgewendet haben, errichtet wurden. Die Kommune Rostock kann diese Wohnungen aber nicht bezahlen und deshalb auch nicht übernehmen.
    Es gibt auch solche Wohnungen, die mit Altschulden in Höhe von 300 bis 350 DM pro Quadratmeter belastet sind — davon mußten wir uns überzeugen — und mit einem Verkaufspreis, der noch zusätzlich 100



    Siegfried Scheffler
    bis 120 DM pro Quadratmeter beinhaltet, angeboten werden. Die Kosten für die Instandsetzung und Modernisierung sind dabei nicht einmal eingerechnet.
    Ich sage Ihnen: Der Verdrängung der bisherigen Bevölkerung sind bei dieser Politik Tür und Tor weit geöffnet. Wohnungen werden zu Spekulationsobjekten — natürlich nur für diejenigen, die es sich leisten können, all die hohen finanziellen Belastungen zu tragen. Das sind in der Regel nicht die Wohnungsuchenden aus den neuen Bundesländern.
    In diesem Fall ist auch von der sogenannten Privatisierung die Rede. Ich spreche von dem Freitaler Modell. Wir als SPD begrüßen jede Initiative, die die Wohnungssituation der Menschen in den alten und in den neuen Bundesländern gleichermaßen verbessert. Die Bewohner der neuen Bundesländer sind sich aber leider nicht darüber im klaren, welche immensen Belastungen auf sie zukommen, daß sie neben Instandsetzungs- und Modernisierungskosten der eigenen vier Wände auch noch die Kostenbeteiligung einer grundlegenden Hausinstandsetzung von Dach, Treppenhaus, Elektroanlage und Sanitärinstallation tragen müssen. Hier sollte auch seitens der Bundesregierung aus ihrer Veranwortung heraus mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Ich begrüße es, daß finanzielle Hilfen geplant sind, wie uns gestern im Ausschuß dargelegt wurde.
    Aufklärung bedeutet jedoch nicht Verschleierung. Wie sonst erklärt sich die Bundesregierung die Tatsache, daß mit Datum 1. April diesen Jahres im Rahmen des Modernisierungsprogramms, das der Herr Staatssekretär angesprochen hat und das Kreditmittel für die neuen Bundesländer vorsieht, von den eingereichten 26 000 Anträgen zur Modernisierung nur 350 von den Kommunen gestellt wurden, dagegen 25 650 Anträge von Privaten oder Einzelpersonen mit nur durchschnittlich 1,9 Wohnungen.

    (Zuruf von der FDP: Das spricht für die Privatisierung!)

    Das bedeutet, daß es sich bei diesem Programm fast ausschließlich um ein Ein- und Zweifamilienhausprogramm handelt.
    Wenn Sie, meine Damen und Herren, diese Anträge prüften, würden Sie feststellen, daß hier im großen Stil Subventionen für Häuser bereitgestellt werden, die noch schnell unter der Regierung von Herrn Modrow zu den damals in der DDR üblichen Verkehrswerten, also Spottpreisen, an bevorzugte Personen veräußert wurden. Einige dieser Villen sind uns hinreichend bekannt.
    Meine Damen und Herren, wir von der SPD wollen unseren konkreten Beitrag aus der Opposition heraus für eine Verbesserung des Neubaus und der Modernisierung von Wohnungen leisten und schlagen deshalb vor: — —