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    Plenarprotokoll 12/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Föderalversammlung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik, Herrn Dubcek 1305A Begrüßung des Vizepräsidenten des litauischen Parlaments und einer Delegation 1305 B Erweiterung der Tagesordnung 1305 C Tagesordnungspunkt 4: Überweisung im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Dritten Änderung des Übereinkommens über den Internationalen Währungsfonds (Drucksache 12/336) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften über das Schuldnerverzeichnis (Drucksache 12/193) 1305 D Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von dem Abgeordneten Johannes Gerster (Mainz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie dem Abgeordneten Dr. Burkhard Hirsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesarchivgesetzes (Drucksache 12/288) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ingrid Köppe und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN I. Gesetzliche Regelungen für die Lagerung, Verwaltung, Sicherung und Nutzung von Unterlagen und Daten des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit II. Gesetzliche Regelungen für die Lagerung, Verwaltung, Sicherung und Nutzung staatsbezogener Parteiakten der SED, der Blockparteien und von Massenorganisationen in der ehemaligen DDR — Drucksache 12/283 — c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ingrid Köppe und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gesetzliche Regelung von Sicherheitsüberprüfungen sowie künftiger beruflicher Einsatzmöglichkeiten von ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (Drucksache 12/284) Johannes Gerster (Mainz) CDU/CSU . . . 1306 C Dr. Willfried Penner SPD 1307 C Gerhard Reddemann CDU/CSU 1308B, 1314 B Gerd Wartenberg (Berlin) SPD 1310 C Dr. Jürgen Schmieder FDP 1312 A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste . 1313 C Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . 1314 A Ingrid Köppe Bündnis 90/GRÜNE . . . 1315B Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU 1316D Dr. Eberhard Brecht SPD 1317 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS/Linke Liste 1317 C Johannes Gerster CDU/CSU 1317 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Rolf Schwanitz SPD 1319C Dr. Burkhard Hirsch FDP 1321 C Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 1322 C Dr. Rudolf Krause (Bonese) CDU/CSU 1323 A Dorle Marx SPD 1324 C Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI 1326A Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . . . 1327 D Tagesordnungspunkt 6: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die Gleichstellungsstellen in Bund, Ländern und Gemeinden (Drucksache 11/4893) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der „Richtlinie zur beruflichen Förderung von Frauen in der Bundesverwaltung" — Berichtszeitraum 1986 bis 1988 — Anlage: Neufassung der Richtlinie zur beruflichen Förderung von Frauen in der Bundesverwaltung vom 24. Februar 1986 — Frauenförderungs-Richtlinie —- Kabinettsbeschluß vom 25. September 1990 (Drucksache 11/8129) Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMFJ 1328D Dr. Marliese Dobberthien SPD 1331 A Ilse Frank CDU/CSU 1333 B Petra Bläss PDS/Linke Liste 1335 A Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . 1336 B Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink FDP . 1337 D Dr. Konrad Elmer SPD 1340 C Hanna Wolf SPD 1340 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU 1342 B Renate Rennebach SPD 1344 A Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . 1344 C Susanne Rahardt-Vahldieck CDU/CSU . . 1346A, 1347 C Elke Ferner SPD 1347 C Tagesordnungspunkt 7: Beratung ohne Aussprache Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Einrichtung eines Versicherungsausschusses (Drucksachen 12/152 Nr. 1, 12/270) 1348A Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/91 (Drucksache 12/378) 1348A Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 7 zu Petitionen (Drucksache 12/173) . . 1348A Tagesordnungspunkt 3 (Fortsetzung) : Fragestunde — Drucksache 12/351 vom 12. April 1991 — Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Lebensrecht ungeborener Kinder und den Gesundheitsgefahren bei Abtreibungen MdlAnfr 7, 8 Claus Jäger CDU/CSU Antw PStSn Roswitha Verhülsdonk BMFuS 1348 D ZusFr Claus Jäger CDU/CSU 1349 A ZusFr Hubert Wilhelm Hüppe CDU/CSU . 1349 D ZusFr Uta Würfel FDP 1350B Konsequenzen aus der Ankündigung deutscher Ärzte zur Verweigerung der Behandlung amerikanischer Soldaten im Zusammenhang mit dem Golfkrieg MdlAnfr 9 Ilse Falk CDU/CSU Antw PStSn Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 1350D Schicksal der bisherigen Mitarbeiter der Herder-Institute der früheren DDR MdlAnfr 14 Gerhard Reddemann CDU/CSU Antw StMn Ursula Seiler-Albring AA . . 1351A ZusFr Gerhard Reddemann CDU/CSU . . 1351 B Entscheidung des BMV gegen die Einführung des Halbpreispasses bei der Bundesbahn MdlAnfr 40 Ulrike Mehl SPD Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV . . 1351 C Vorgaben der Bundesregierung für die Tarifgestaltung der Bundesbahn MdlAnfr 41 Lydia Westrich SPD Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV . 1351 D ZusFr Lydia Westrich SPD 1351 D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 III Auftragsstopp für die Bundesbahn-Ausbesserungswerke Saarbrücken und Kaiserslautern; Vergabe der Aufträge an die Ausbesserungswerke der Reichsbahn; Beurteilung der Vorteile der Standorte im Saarland gegenüber Standorten in Ballungsgebieten MdlAnfr 42, 43 Elke Ferner SPD Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV 1352A, C ZusFr Elke Ferner SPD 1352A, C Vereinbarkeit des beschleunigten Ausbaus des Straßenverkehrsnetzes in den neuen Bundesländern mit den Zielen des Klimaschutzprogramms; Schutz der Straßenalleen MdlAnfr 44, 45 Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/GRÜNE Antw PStSekr Dr. Dieter Schulte BMV . . 1352D, 1354 A ZusFr Dr. Klaus-Dieter Feige Bündnis 90/ GRÜNE 1353A, 1354 A ZusFr Ernst Schwanhold SPD 1353 C Einfuhrgenehmigung für den Handel mit geschützten Tierarten MdlAnfr 46 Ulrike Mehl SPD Antw PStSekr Bernd Schmidbauer BMU 1354 B ZusFr Ulrike Mehl SPD 1354 C Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Geheime Einstufung des Berichts der Bundesregierung zu den Irak-Rüstungsexportgeschäften unter Berücksichtigung der Erfordernisse der Waffenstillstandsbedingungen im Irak Vera Wollenberger Bündnis 90/GRÜNE 1355 A Peter Kittelmann CDU/CSU 1356 B Hermann Bachmaier SPD 1357 B Dr. Heinrich Kolb FDP 1358 A Ursula Jelpke PDS/Linke Liste 1359 A Jürgen W. Möllemann, Bundesminister BMWi 1360A Horst Eylmann CDU/CSU 1362 B Uta Zapf SPD 1363 B Ernst Hinsken CDU/CSU 1364 A Ernst Schwanhold SPD 1365 B Reinhard Freiherr von Schorlemer CDU/ CSU 1366B Günter Verheugen SPD 1367 A Rainer Haungs CDU/CSU 1368 A Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität (Drucksache 12/192) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Hermann Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität (Drucksache 12/376) Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister BMJ . 1369 C Hermann Bachmaier SPD 1371 B Cornelia Yzer CDU/CSU 1373 A Jörg van Essen FDP 1375 B Jutta Braband PDS/Linke Liste 1376 B Dietmar Schütz SPD 1377 A Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Gruppenbetriebe in der Landwirtschaft (GBLG) (Drucksache 12/314) Karl-Heinz Schröter SPD 1379 C Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/ CSU 1381 D Jan Oostergetelo SPD . . . . 1383D, 1386A Dr. Fritz Schumann (Kroppenstedt) PDS/ Linke Liste 1384 B Detlef Kleinert (Hannover) FDP 1385 D Rainer Funke, Parl. Staatssekretär BMJ . 1387 C Gudrun Weyel SPD 1389 A Dr. Gerald Thalheim SPD . . 1389 C Detlef Kleinert (Hannover) FDP . . . . 1390A Joachim Graf von Schönburg-Glauchau CDU/CSU 1391 B Ulrich Junghanns CDU/CSU 1392 C Horst Sielaff SPD 1393 A Gottfried Haschke (Großhennersdorf) CDU/ CSU 1394 D Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die zwanzigste Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (KOV-Anpassungsgesetz 1991 — KOVAnpG 1991) (Drucksache 12/335) IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA 1395 D Barbara Weiler SPD 1396 B Dr. Eva Pohl FDP 1397 D Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 1398 B Heinz-Jürgen Kronberg CDU/CSU . . . 1398 D Dieter Heistermann SPD 1399 B Tagesordnungspunkt 11: Beratung des Antrags des Abgeordneten Achim Großmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Belebung des Neubaues und der Modernisierung von Wohnungen in den alten und neuen Bundesländern (Drucksache 12/338) Achim Großmann SPD 1399D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 1401 C Christina Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . 1403 B Dr. Walter Hitschler FDP 1404 B Dr. Ilja Seifert PDS/Linke Liste 1405 B Dr. Walter Hitschler FDP 1405 C Joachim Günther, Parl. Staatssekretär BMBau 1406A Siegfried Scheffler SPD 1407 B Peter Götz CDU/CSU 1409 D Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste . . . 1411B Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über Soziale Sicherheit (Drucksache 12/303) Gerhard Scheu CDU/CSU 1411D Günther Heyenn SPD 1412 D Dr. Gisela Babel FDP 1414 B Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA . 1415B Nächste Sitzung 1416C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1417* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über Soziale Sicherheit) 1417* B Anlage 3 Betreibung eines Geheimdienstes in Angola mit Hilfe von Staatsangehörigen der ehemaligen DDR MdlAnfr 13 — Drs 12/351 — Ortwin Lowack CDU/CSU SchrAntw StMn Ursula Seiler-Albring AA 1417* C Anlage 4 Intervention zum Schutz der von der irakischen Soldateska verfolgten Kurden; humanitäre Hilfe für die aus dem Irak in die Türkei flüchtenden Kurden MdlAnfr 15, 16 — Drs 12/351 — Rudolf Bindig SPD SchrAntw StMn Ursula Seiler-Albring AA 1417* D Anlage 5 Korrektur des Truppenstatuts zur Herstellung der Gleichbehandlung der deutschen Zivilbeschäftigten bei den verbündeten Streitkräften mit den Bediensteten der Bundeswehr MdlAnfr 17 — Drs 12/351 — Albrecht Müller (Pleisweiler) SPD SchrAntw StMn Ursula Seiler-Albring AA 1418* D Anlage 6 Einrichtung einer Untertagedeponie in den Kali-Stollen bei Bernburg (Sachsen-Anhalt); alternative Standorte MdlAnfr 47, 48 — Drs 12/351 — Dr. Eberhard Brecht SPD SchrAntw PStSekr Bernd Schmidbauer BMU 1419* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 1305 21. Sitzung Bonn, den 18. April 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 18.04.91 Wolfgang Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 18.04.91 Peter Harry Conradi, Peter SPD 18.04.91 Doss, Hansjürgen CDU/CSU 18.04.91 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 18.04.91 Genscher, Hans-Dietrich FDP 18.04.91 Dr. Glotz, Peter SPD 18.04.91 Dr. Hornhues, Karl-Heinz CDU/CSU 18.04.91 Ibrügger, Lothar SPD 18.04.91 Kiechle, Ignaz CDU/CSU 18.04.91 Klose, Hans-Ulrich SPD 18.04.91 Köhler (Hainspitz), CDU/CSU 18.04.91 Hans-Ulrich Dr. Graf Lambsdorff, Otto FDP 18.04.91 Dr. Leonhard-Schmid, SPD 18.04.91 Elke Lintner, Eduard CDU/CSU 18.04.91 Meckel, Markus SPD 18.04.91 Dr. Müller, Günther CDU/CSU 18.04.91 * Pützhofen, Dieter CDU/CSU 18.04.91 Reuschenbach, Peter W. SPD 18.04.91 Dr. Riedl (München), CDU/CSU 18.04.91 Erich Schmidt (Spiesen), Trudi CDU/CSU 18.04.91 Schmidt-Zadel, Regina SPD 18.04.91 Seehofer, Horst CDU/CSU 18.04.91 Skowron, Werner H. CDU/CSU 18.04.91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 18.04.91 Spilker, Karl-Heinz CDU/CSU 18.04.91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 18.04.91 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 18.04.91 Wimmer (Neuötting), SPD 18.04.91 Hermann * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 12 (Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über Soziale Sicherheit) Andrea Lederer (PDS): Zum vorliegenden Gesetzentwurf hat die Abgeordnetengruppe der PDS/Linke Liste keine prinzipiellen Einwände, zumal er sich mit Konsequenz aus dem Abkommen vom 8. Dezember 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über soziale Sicherheit ergibt. Das jetzige Abkommen betrifft die Renten-, Kranken- und Unfallversicherung bei kürzerem und längerem Aufenthalt von Bürgern im jeweils anderen Land und löst Anlagen zum Stenographischen Bericht damit die Abkommen mit Polen aus der Zeit der Existenz zweier deutscher Staaten ab. Der Kernpunkt ist die Ersetzung des Eingliederungsprinzips durch das Leistungsexportprinzip im Bereich der Rentenversicherung. Auch wenn damit - bezogen auf die polnischen Bürger - neue Unterschiede zwischen Ost und West aufgemacht und manifestiert werden, halten wir - mit Blick auf das gemeinsame Haus Europa - eine Vereinheitlichung von Regelungen zwischen den Staaten im EG-Raum und darüber hinaus für einen sicherlich kleinen, jedoch unerläßlichen Baustein. Wir halten es auch für richtig, daß mit dem Gesetzentwurf zugleich eine Wanderung ins Gebiet der Altbundesländer wegen günstigerer Rentenberechnung verhindert wird. Diesen Effekt lesen wir aus der Regelung, daß die sich in den neuen Bundesländern aufhaltenden Polen nicht anders behandelt werden als die ehemaligen DDR-Bürger. Bekanntlich erfolgt für diese die Überleitung der Renten erst zum 1. Januar 1992. Der vorgeschlagenen Überweisung in den Ausschuß stimmen wir zu. Anlage 3 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Frage des Abgeordneten Ortwin Lowack (CDU/CSU) (Drucksache 12/351 Frage 13): Treffen Mitteilungen des Bonner General-Anzeigers vom 14. März 1991 zu, wonach „600 Deutsche, Überreste der Honecker'schen ,Angola-Hilfe, für einen funktionierenden MPLA-Geheimdienst und für die notwendigen Kommunikationswege " sorgen, und ist die Bundesregierung ggf. bereit, dem angesichts der Notwendigkeit einer friedlichen Lösung des Angola-Konflikts ein Ende zu bereiten? Die Bundesregierung hat keine Informationen, die auf einen Aufenthalt von mehreren Hundert Deutschen in Angola hindeuten. Der unbekannte und subversive Aufenthalt einer derart großen Personengruppe erscheint mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als unmöglich. Sie würde vermutlich bereits nach kurzer Zeit erkannt werden, zumal sich Europäer aufgrund der Bürgerkriegslage lediglich in städtischen Zentren aufhalten könnten. Anlage 4 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Fragen des Abgeordneten Rudolf Bindig (SPD) (Drucksache 12/351 Fragen 15 und 16) : Welche konkreten Schritte - außer der Einbestellung des irakischen Botschafters und Vortragen eines Protestes - hat die Bundesregierung im Rahmen der Vereinten Nationen und der Europäischen Politischen Zusammenarbeit unternommen, um wirksame Schutzmaßnahmen für die von der irakischen Soldateska verfolgten Kurden einzuleiten? 1418* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung bilateral sowie über die Gremien des Europarates und der NATO eingeleitet, um die Türkei aufzufordern, den vor den Brutalitäten der irakischen Soldateska fliehenden Kurden in der Türkei den humanitären Schutz und Beistand zu gewähren, wie dieses im Rahmen der „Wertegemeinschaft" des Europarates und der NATO notwendig und geboten ist? Der Bundesminister des Auswärtigen hat in seinen Schreiben vom 2./3. und 5. April 1991 die Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ersucht, — den Irak zur Respektierung der Menschenrechte auch gegenüber seinen eigenen Staatsangehörigen, insbesondere der Rechte der kurdischen Minderheit, aufzufordern, — sich für den uneingeschränkten Schutz der Minderheitenrechte in Irak einzusetzen, — den Irak dringend aufzufordern, die Verfolgungsmaßnahmen gegen die kurdische Minderheit und andere Bevölkerungsteile sofort einzustellen und deren Rückkehr in ihre Wohngebiete unter Aufsicht von Beobachtern der Vereinten Nationen sicherzustellen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat auf seiner 2982. Sitzung am 5. April 1991 hierzu Resolution 688 (1991) verabschiedet. Den Anliegen der Bundesregierung wurde Rechnung getragen. Der Irak wird vom Sicherheitsrat in dieser Resolution unter anderem dazu aufgefordert, die Unterdrückung der irakischen Zivilbevölkerung, insbesondere in den kurdischen Siedlungsgebieten, sofort einzustellen. Aufgrund des Beschlusses der EG-Außenminister vom 15. April 1991, der auf eine Initiative der Bundesregierung zurückgeht, hat der amtierende EG-Ratspräsident, der Außenminister Luxemburgs, Jacques Poos, in einem Schreiben am 16. April an den Generalsekretär der Vereinten Nationen festgestellt, daß die Brutalität der Verfolgung und das noch nie dagewesene Ausmaß der Flüchtlingswelle von uns erfordern, es bei der Verurteilung des irakischen Regimes nicht bei Erklärungen zu belassen. Der Ratspräsident ersuchte den Generalsekretär in seinem Schreiben, die Frage der persönlichen Verantwortung der irakischen Führung insbesondere im Hinblick auf die' Konvention gegen Völkermord und die Möglichkeit, die Verantwortlichen vor ein internationales Gericht zu stellen, zu überprüfen. Der Europäische Rat hat zusätzlich bei seiner Sondersitzung am 8. April in Luxemburg vorgeschlagen, Schutzzonen in Irak einzurichten, in denen die Menschen vor Verfolgung sicher sind. Von hier aus könnte sich dann die Rückkehr der geflüchteten Menschen in ihre Siedlungsgebiete unter internationaler Aufsicht vollziehen. Die Bundesregierung begrüßt die Absicht der Alliierten, in Übereinstimmung mit Resolution 688 (1991) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, im Norden des Iraks Lager einzurichten und den Schutz dieser Lager militärisch zu sichern. Der Bundesminister des Auswärtigen hat im Namen der Bundesregierung in der Erklärung am 17. April 1991 vor dem Deutschen Bundestag über „Die Lage im Irak und die Situation der irakischen Flüchtlinge, insbesondere der Kurden" an die Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen appelliert, diese Absicht zu unterstützen. Die Türkei hat den irakisch-kurdischen Flüchtlingen von Anfang an substantielle humanitäre Hilfe gewährt. Die Bundesregierung hat die türkische Regierung am 4. April gebeten, die Grenze für die Flüchtlinge vollständig zu öffnen. Der Bundesminister des Auswärtigen hat außerdem unmittelbar Kontakt mit seinem türkischen Amtskollegen aufgenommen und ihn gebeten, die Flüchtlinge in die Täler herabsteigen zu lassen. Sie können die Höhenlagen nunmehr verlassen. Wie bekannt ist, befinden sich derzeit bereits mehr als 500 000 irakische Flüchtlinge auf türkischem Boden. Bundesminister Genscher wird am 19. April 1991 zu einem Arbeitsbesuch in die Türkei reisen, u. a. um sich vor Ort ein eigenes Bild von der Situation zu machen und mit der türkischen Regierung die aktuellen Probleme zu besprechen. Die Bundesregierung hat im übrigen am 17. April 1991 beschlossen, zusätzlich zu den bereitgestellten 29 Millionen DM weitere Finanzmittel in Höhe von 415 Millionen DM als humanitäre Soforthilfe, vor allem für die verfolgten Kurden, zur Verfügung zu stellen. Anlage 5 Antwort der Staatsministerin Ursula Seiler-Albring auf die Frage des Abgeordneten Albrecht Müller (Pleisweiler) (SPD) (Drucksache 12/351 Frage 17): Wie weit sind die Verhandlungen über die Korrektur von Truppenstatut und Zusatzabkommen, die im Zusammenhang mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag notwendig sind und die zum Beispiel die Gleichbehandlung der deutschen Zivilbeschäftigten bei den alliierten Streitkräften mit den Beschäftigten bei der Bundeswehr herstellen sollen? Die von der Bundesregierung beabsichtigten Revisionsverhandlungen des Zusatzabkommens zum NATO-Truppenstatut (ZA-NTS) sollen in Kürze eingeleitet werden. Die Bundesregierung hat zur Vorbereitung der Verhandlungen die Bundesländer um Mitwirkung bei der Erarbeitung einer gemeinsamen deutschen Verhandlungsposition gebeten. Seit kurzem liegen die Stellungnahmen der Bundesländer vollständig vor; damit können die deutschen Interessenschwerpunkte und Verhandlungsziele abschließend definiert werden, so daß der Antrag zur Überprüfung des ZA-NTS nach Artikel 82 ZA-NTS gestellt werden kann. Im Rahmen der bevorstehenden Verhandlungen wird die Bundesregierung auch auf die Gleichbehandlung der bei den alliierten Streitkräften beschäftigten Arbeitnehmer mit den Beschäftigten der Bundeswehr hinwirken. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 21. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 18. April 1991 1419* Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Bernd Schmidbauer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Eberhard Brecht (SPD) (Drucksache 12/351 Fragen 47 und 48): Sind der Bundesregierung Pläne bekannt, in den Kali-Stollen bei Bernburg/Sachsen-Anhalt eine Untertagdeponie einzurichten? Welche Standorte kommen nach Auffassung der Bundesregierung für die von ihr im „Aktionsprogramm Ökologischer Aufbau" des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit für erforderlich gehaltenen zwei bis drei Untertagdeponien in Frage? Zu Frage 47: Der Bundesregierung sind Überlegungen der Kaliindustrie in den neuen Ländern bekannt, die Eignung von Kalibergwerken für eine Ablagerung von Abfällen zu prüfen. Ihr ist nicht bekannt, ob und inwieweit die Pläne für den Standort Bernburg weiterverfolgt werden. Zu Frage 48: Die Entscheidung der Standorte für Abfallentsorgungsanlagen, auch für Untertagedeponien, ist ausschließlich von Landesbehörden zu treffen. Die Bundesregierung hat hierbei keine Zuständigkeiten; sie hat im übrigen keine belastbaren Informationen über die Eignung von Grubenräumen für die Errichtung von Untertagedeponien.
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    Rede von Dorle Marx


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Stasi hat nach dem Stand der bisherigen Auswertung über mehr als 10 Millionen Bürgerinnen und Bürger Informationen gesammelt; darunter sind 8 Millionen Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR, 2 Millionen aus der alten Bundesrepublik. Die vorläufige Benutzerordnung, die derzeitige Rechtsgrundlage für die Behandlung des trotz Vernichtungsaktionen noch überreich vorhandenen Materials, diente vor allem folgenden vordringlichen Zielen:
    Erstens. Sie sollte eine verläßliche Zusammenführung des Materials ermöglichen und weitere Vernichtung und weiteren Mißbrauch des Materials durch sichere Verwahrung ausschließen.
    Zweitens. Sie sollte vorab unaufschiebbare Auswertungen ermöglichen, darunter etwa die Verfolgung der vom oder im Zusammenhang mit dem MfS begangenen Straftaten. Sie gestattet auch die Nutzung zu Einstellungsüberprüfungen oder zur Überprüfung von Bewerbern um politische Mandate.
    Die Opfer, die Betroffenen der Bespitzelung, warten seit der Wende — und damit nicht erst seit Oktober letzten Jahres — , nun schon eineinhalb Jahre, auf ein Recht auf Zugang zu ihren Akten, auf ein Recht auf Einsicht und auf die Ermöglichung des Beginns der politischen und historischen Aufarbeitung. Diese eigentliche Arbeit spätestens ab dem Sommer — das ist spät genug — zu ermöglichen ist dankenswerterweise gemeinsames Ziel aller Parteien hier.
    Nun gesellen sich aber zu dem legitimen Interesse der Opfer an ihrer Rehabilitierung und dem Beginn der politischen Aufarbeitung und der Strafverfolgung immer weitere Interessenten für das Material des MfS. Die Nachrichtendienste und das Bundesamt für Verfassungsschutz sind die spektakulärsten Anspruchsteller. Alle diese Interessenten betonen allerdings, die illegal erworbenen personenbezogenen Opferakten nicht haben zu wollen. Dennoch — und das ist des Nachdenkens wert — halten wir Sozialdemokraten diese Begehrlichkeiten für gefährlich.
    Es wird nämlich im Ergebnis davon ausgegangen, neben den schrecklichen Bespitzelungsberichten gebe es im Bereich der sogenannten operativen Be-



    Dorle Marx
    richte oder der Täterakten vermeintlich objektiver zu bewertendes Material. Je nachdem, um welche Kategorie es sich handelt, wird ein erweitertes Zugangsrecht gefordert. So weit und noch so gut, meinen viele. Nun gerät dabei aber außer Sicht, daß erstens die saubere Trennung oftmals nicht möglich sein dürfte und zweitens und wichtiger die Frage ist, ob es denn überhaupt irgendwelche „sauberen" Stasi-Akten gibt.
    Wir haben es hier — das wird oft vergessen — mit Material einer Behörde zu tun, die nach demokratischem Rechtsverständnis ohne jede Rechtsgrundlage und unter grobem Verstoß gegen jegliche rechtsstaatlichen Prinzipien gearbeitet hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich frage mich, wo diejenigen, die die Einsichtnahme in nicht opferbezogenes oder in sogenanntes rein operatives Material verlangen, eigentlich die Gewißheit hernehmen, sich auch dabei nicht die Finger schmutzig zu machen.
    Wir wissen heute, daß selbst zwischen Täter und Opfer nicht immer leicht zu unterscheiden ist. Nicht selten wird es Täter geben, die selber Opfer waren, nämlich vom MfS zuvor zur Mitarbeit erpreßt worden sind.
    Diese Problematik wird bereits im Rahmen des selbstverständlich schon im Opferinteresse erforderlichen und bereits vorhandenen Zugangs der Strafverfolgungsbehörden nicht leicht zu bewältigen sein. Wir befürworten übrigens in diesem Zusammenhang ein Recht des Sonderbeauftragten, Vorgänge, die Hinweise auf Straftaten enthalten, von sich aus den Strafverfolgungsbehörden bekanntzumachen, das sogenannte Recht auf Spontanübermittlung.
    Die im Strafprozeßrecht geltenden Beweiserhebungs- und Beweisverwertungsverbote müssen hier entsprechend Anwendung finden. Unterlagen mit rechtsstaatswidrig gewonnenen personenbezogenen Erkenntnissen, also insbesondere die Opferakten, dürfen grundsätzlich nicht zum Zweck der Strafverfolgung verwendet werden. Ausnahmen können nur bei schwersten Straftaten erwogen werden.
    Die Beweiserhebungs- und Beweisverwertungsverbote müssen wegen ihrer rechtsstaatlichen Bedeutung über den Bereich der Strafverfolgung hinaus bei der Nutzung des Stasi-Materials generell Grenzen setzen.
    Wir Sozialdemokraten möchten uns an den in der letzten Legislaturperiode vom Innenausschuß am 13. September 1990 gefaßten und vom Ausschuß Deutsche Einheit bestätigten Beschluß zur Frage des Zugangs der Nachrichtendienste gebunden fühlen, in dem es zur Interpretation des Einigungsvertrages heißt:
    Die Mitwirkung bei der Aufklärung und Verfolgung von Straftaten bezieht sich ausschließlich auf die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden. Die Nutzung und Übermittlung für nachrichtendienstliche Zwecke wird ausgeschlossen.
    Wir teilen die Bewertung dieses Beschlusses durch die letzte Bundesregierung, die in ihrer Antwort auf
    eine Anfrage der Fraktion der GRÜNEN/Bündnis 90 am 8. November 1990 ausführte:
    In Übereinstimmung mit diesem Beschluß
    — gemeint ist der Beschluß des Innenausschusses —
    schließt die Bundesregierung auch nach Erlaß der beabsichtigten Benutzerordnung ein unmittelbares Zugriffsrecht aufgrund von § 2 Abs. 1 Nr. 4
    — gemeint ist hier die entsprechende Vorschrift in Anlage I Kapitel II Sachgebiet B Abschnitt II Nummer 2 Buchstabe b des Einigungsvertrages —
    aus.
    Die jüngsten Terroranschläge der RAF haben weder eine neue Rechtslage geschaffen noch eine neue Bedarfslage ergeben. Der Generalbundesanwalt — Frau Köppe hat darauf dankenswerterweise schon hingewiesen — teilte in der Sondersitzung des Innenausschusses in der letzten Woche mit, daß ihm sowohl von der letzten DDR-Regierung als auch von der GauckBehörde alles im Zusammenhang mit Terrorismus aussagefähige Material überlassen bzw. zugänglich gemacht worden sei und werde. Das eigentliche Problem in diesem Zusammenhang ist, daß es selbst der Generalbundesanwalt nicht schaffte, dieses umfängliche Material bis heute ausgewertet zu haben.

    (Dr. Heribert Blens [CDU/CSU]: Das setzt aber ein Ermittlungsverfahren voraus!)

    Von Auswertungshindernissen, die neue Zugangsrechte erfordern, kann danach keine Rede sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Diskussion um Zugangsrechte des Verfassungsschutzes und der Nachrichtendienste ist im übrigen geeignet, bei den Opfern den Eindruck zu erwecken, ihre Interessen würden im Zweifel hintangestellt. Denn eines wird auch oft vergessen: Jede Akte, die abgegeben wird, steht für Auskünfte an Opfer oder deren Nachkommen, steht für die politische und dringend gebotene historische Auswertung nicht zur Verfügung.
    Für Zugangsrechte, deren Erfordernis nicht einmal nachgewiesen ist, gibt es keine Legitimation. Der Verzicht auf solche Zugangsrechte ist damit keineswegs nur eine Frage der politischen Rücksichtnahme auf besondere Sensibilität in der ehemaligen DDR. Wir können und sollten es uns leisten, unsere Nachrichtendienste und den Verfassungsschutz ihre Aufgaben ohne Rückgriff auf Material einer Behörde erfüllen zu lassen, die Verbrechen plante und beging.

    (Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ GRÜNE)

    An Stelle solcher Debatten sollten wir uns endlich vorrangig der Rehabilitierung der Opfer und der Aufarbeitungsmöglichkeit der Betroffenen widmen.

    (Beifall beim Bündnis 90/GRÜNE)

    Hier ist noch vieles offen, was auch in den vom Bündnis 90/GRÜNE aufgestellten Grundsätzen noch nicht angesprochen worden ist. Neben der Öffnung der Archive sollten zur Wahrung der Rechte der einzelnen etwa auch Vorschriften über den Rechtsweg zur Nachprüfung erteilter Auskünfte aufgenommen werden oder das Recht auf Löschung von Bespitze-



    Dorle Marx
    lungsberichten auf Verlangen der Ausgespähten in einer gesetzlichen Regelung Berücksichtigung finden.

    (Beifall bei der SPD)

    Es sind solche Regelungen, meine Damen und Herren, die unserem Rechtsstaat Glaubwürdigkeit und Ansehen verleihen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat jetzt der Bundesminister des Innern, Dr. Wolfgang Schäuble.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit der heutigen Debatte beginnt der Deutsche Bundestag ein Kapitel, das auf dem Weg zur Vollendung der deutschen Einheit nach meiner Überzeugung das schwierigste sein wird: die Bewältigung der politischen Altlasten des SED-Staates. Ich bin seit langem der Überzeugung, daß wir mit den politischen Altlasten länger und schwerer als mit den ökonomischen und sozialen oder ökologischen Altlasten zu tun haben werden,

    (Friedrich Bohl [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    die uns weiß Gott auch genügend drücken. Die Bewältigung dieses Erbes wird wohl auch dadurch nicht leichter — ich denke, man muß dies am Beginn dieser Debatte noch einmal ins Gedächtnis rufen —, daß wir es in der damaligen DDR mit einer ganz eigenen Revolution zu tun hatten, einer Revolution, die in einem frühen Stadium in legalistische Bahnen überführt worden ist. Dies hatte unschätzbare Vorteile — ich will das überhaupt nicht kritisieren, sondern dankbar bewerten —, aber es ist eine sehr eigene, eine unvollendete Revolution geblieben. Wir spüren das spätestens dann, wenn wir in einer Debatte wie der am heutigen Vormittag den Beitrag des Abgeordneten Gysi ertragen müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Durch die Art, in der der Abgeordnete Gysi glaubte, sich an dieser Debatte beteiligen zu können, wird es nicht leichter, diese Debatte zu führen. Die PDS ist übrigens nicht eine Nachfolgeorganisation, so habe ich das nicht verstanden. Sie ist die SED mit einem neuen Namen,

    (Dr. Heribert Blens [CDU/CSU]: Und mit altem Vermögen!)

    nichts mehr und nichts weniger. Sie ist die SED, sie hat die Identität bewußt gewahrt. Nur deswegen kann man auch so auftreten, wie man hier auftritt.
    Bei aller Diskussion über die Rolle der Blockparteien: Ich finde, die Täter haben kein Recht, die Mitläufer zu schelten. Das muß am Ende dieser Debatte wohl auch noch einmal gesagt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    (Vorsitz: Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg)

    Wir diskutieren über die Frage, wie wir Aktenbestände der SED und der anderen Blockparteien und Massenorganisationen am besten sicherstellen und wie wir einen umfassenden Zugang für jedermann ermöglichen. In dieser Diskussion machen Sie dann Angebote, möglicherweise beeinflussen zu können, wer Zugang hat und wer nicht. Der Ansatz der Gesetzesinitiative der Koalitionsfraktionen ist eben der, den Zugang zu den Archiven nicht zu manipulieren, sondern jedermann in gleicher Weise rechtlich gesichert und transparent den Zugang zu ermöglichen. Das ist das Anliegen des Antrags.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Natürlich haben wir das Problem der Fristen des Archivgesetzes behandelt, obwohl das Archivgesetz die Abkürzung von Fristen schon heute ermöglicht; insofern müßte sie nicht eigens auf Grund eines Gesetzesantrags beschlossen werden. Aber ich denke, wir alle miteinander sollten für Überlegungen offen sein, ob wir möglicherweise auch Sonderregelungen einführen sollten, was die Fristen des Archivgesetzes für die Bestände dieser Akten angeht, über die wir debattieren, weil niemand einen langen zeitlichen Aufschub der politischen, wissenschaftlichen und historischen Aufarbeitung dieser Vergangenheit wollen kann. Das ist aber nicht das Entscheidende.
    Wenn es einen Weg gibt, die Archive insgesamt zusammenzuhalten, sollte man diesen Weg sicherlich in aller Offenheit miteinander erörtern und schauen, ob er richtig und ob er gangbar ist. Für die SED/PDS ist der Weg leicht zu eröffnen: Sie brauchen nur die Akten insgesamt zur Verfügung zu stellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie haben es in der Vergangenheit mit dem Schutz des Eigentums nicht immer ganz so ernst genommen, wie Sie das heute betreiben, wo Sie den Schutz des Eigentums in Anspruch nehmen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Übrigens, Herr Kollege Wartenberg: Ganz richtig ist es nicht, daß wir im Einigungsvertrag überhaupt keine Regelung getroffen haben. Sie wissen: Wir haben für die Stasi-Akten eine vorläufige Regelung getroffen. Für die Parteiakten und für die Akten der Massenorganisationen haben wir insofern eine vorläufige Regelung getroffen, als sie nach dem Einigungsvertrag als Bestandteil des Vermögens dieser Organisationen der treuhänderischen Verwaltung der Treuhandanstalt und der Unabhängigen Kommission zur Regelung der Vermögensfragen der Parteien und Massenorganisationen unterliegen und insoweit auch in der Verfügung beschränkt sind.
    Ich habe mich im übrigen, als ich von dem Angebot der SED/PDS gelesen habe, was das Parteivermögen anbetrifft — man hatte ja ein Verhandlungsangebot gemacht, obwohl es klare gesetzliche Regelungen gibt —, daran erinnert, daß ich im Februar in der Tat einen Brief von ehemaligen hohen Offizieren der Staatssicherheit erhalten habe, die mir auch Verhandlungen angeboten haben. Ich bin zu jedem Gespräch immer bereit. Aber der Rechtsstaat verhandelt nicht



    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
    über Fragen, die durch Gesetz und Recht geregelt sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Das gilt für die Staatssicherheit, auch für die Hauptverwaltung Aufklärung, und das gilt, Herr Abgeordneter Gysi, auch für die SED/PDS, was die gesetzlichen Regelungen zur Abwicklung dieses unseligen Teils jüngerer deutscher Geschichte anbetrifft.
    Wir stehen in der Diskussion um die Parteiakten wie um die Stasi-Akten. Das verknüpft sich ein Stück weit, obwohl wir für das eine eine Vorlage haben und für das andere, Frau Kollegin Köppe, eine erarbeiten wollen. Zu gesetzlichen Regelungen kommen wir im Parlament am besten, wenn wir Vorlagen haben, die wir beraten wollen. Bei den Beratungen zum Einigungsvertrag hat uns dieses Thema am längsten beschäftigt. Bis in die letzten Stunden vor der Paraphierung des Einigungsvertrages — in der Nacht vom 30. August — haben wir noch über die Regelungen verhandelt und im übrigen versucht, Beschlüsse aus der damaligen Volkskammer zu berücksichtigen.
    Darüber hinaus haben wir noch in der Ratifizierungsdebatte im Innenausschuß wie im Ausschuß Deutsche Einheit auch in Abstimmung mit der Volkskammer versucht, schon bei den vorläufigen Regelungen den beiden, ein Stück weit konkurrierenden Gesichtspunkten in einem gemeinsamen Verständnis Rechnung zu tragen. Wir haben damals im übrigen gesagt: Die endgültigen Regelungen wollen wir in diesem gesamtdeutschen Bundestag gemeinsam erarbeiten. Die Regierung soll Formulierungshilfen erarbeiten. Aber sie soll nicht initiativ werden, sondern das soll aus der Mitte des Hauses heraus geschehen. So wollen wir es auch halten. Die Bundesregierung und der Bundesinnenminister wollen jeden möglichen Beitrag dazu leisten. Wir werden uns ja morgen zur Fortsetzung der Gespräche zusammenfinden. Ich hoffe, daß wir bald zu einer gemeinsamen Vorlage kommen, und beziehe mich auf das, was Kollege Gerster in dieser Debatte einleitend gesagt hat.
    Das entscheidende Problem ist, daß wir — Sie sprechen ja zu Rechte davon — den Schutz der Opfer, bzw. der Betroffenen, also der personenbezogenen Daten, sicherstellen müssen und daß wir gleichzeitig — wir sprechen in ein und derselben Debatte davon — die öffentliche Aufarbeitung dessen, was an Unrecht in über 40 Jahren SED-DDR geschehen ist, gewährleisten wollen. Das konkurriert ein Stück weit miteinander.
    Die richtige Abwägung zu finden ist das eigentliche Problem und das eigentliche Dilemma bei der Arbeit, sowohl bei den Aktenbeständen von SED, Blockparteien und Massenorganisationen als auch bei denen der Staatssicherheit. Daran zu arbeiten ist die gemeinsame Aufgabe; denn auf der einen Seite muß öffentlich transparent gemacht und so schnell und so umfassend wie möglich aufgearbeitet werden, was gewesen ist; denn vieles davon ist bisher nicht bekannt. Bei vielem wird versucht — wir haben das auch in der Debatte gespürt — , die Tatsachen und die Verantwortlichkeiten zu verwischen, aus Opfern Täter und die Täter zu Richtern zu machen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Genau so ist es!) All dies dürfen wir nicht zulassen.

    Auf der anderen Seite muß der Gefahr widerstanden werden, daß die unselige Tätigkeit der Bespitzelung, Beschnüffelung und Überwachung fortgesetzt wird, indem diejenigen, die Täter waren oder sich Aktenbestandteile unter die Nägel gerissen haben, jetzt ganz neuartige marktwirtschaftliche Aktivitäten entfalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Auch das kann so nicht sein. Ich denke also, daran, Herr Präsident, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, werden wir intensiv zu arbeiten haben.
    Ich sage noch einmal: Auch ich bin dafür, daß wir jede Chance nutzen, die Aktenbestände insgesamt zusammenzuhalten. Ich habe immer meine Mühe, wenn die Bestände als Kulturgut bezeichnet werden.

    (Johannes Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Ich auch!)

    Das ist es wohl in der Sprache der Gesetze. Aber, Herr Abgeordneter Gysi,

    (Johannes Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Gysi als Kulturträger!)

    es könnte auch ein Kulturungut sein.

    (Johannes Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Unkultur!)

    Jedenfalls bin ich dafür, daß wir die Bestände zusammenhalten, daß wir im Archivgesetz Fristen notfalls so kurz wie möglich halten, Sondertatbestände dafür schaffen oder Sonderregelungen treffen. Auch dies scheint mir durchaus möglich. Aber sicher muß sein, daß jedermann in einer nicht und von niemandem zu manipulierenden Weise Zugang erhalten kann. Es kann nicht sein, daß ihn die einen haben und die anderen nicht.
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung wird sich wohl dagegen verwahren, mit der SED/PDS zu einer gemeinsamen Trägerschaft für die Verwaltung dieser Akten zu kommen.

    (Zuruf von der SPD: Wohl wahr! — Johannes Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Hoffentlich!)

    Das hat die Friedrich-Ebert-Stiftung nicht verdient.