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    Plenarprotokoll 12/13 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 13. Sitzung Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 643 A Tagesordnungspunkt 1: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Privatisierung von Unternehmen und zur Förderung von Investitionen (Drucksachen 12/204, 12/216) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Spaltung der von der Treuhandanstalt verwalteten Unternehmen (Drucksachen 12/205, 12/214) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksachen 12/206, 12/215) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Strafprozeßordnung (Drucksachen 12/209, 12/218) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung und bei der Bundesanstalt für Arbeit (Drucksache 12/208) f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Jahre 1991 (Drucksache 12/197) g) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Erneute Überweisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 12/210) 643 C Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1991 (Haushaltsgesetz 1991) (Drucksache 12/100) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1990 bis 1994 (Drucksache 12/101) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte sowie über strukturelle Anpassungen in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Haushaltsbegleitgesetz 1991) (Drucksache 12/221) in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Hans H. Gattermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen im Beitrittsgebiet sowie zur Änderung steuerrechtlicher und anderer Vorschriften (Steueränderungsgesetz 1991) (Drucksache 12/219) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Hans H. Gattermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung eines befristeten Solidaritätszuschlags und zur Änderung von Verbrauchsteuer- und anderen Gesetzen (Solidaritätsgesetz) (Drucksache 12/220) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 645 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 656B Hans H. Gattermann FDP . 659C, 712A, 723B, 728A, 733 C Friedrich Bohl CDU/CSU 665 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . 670A, 708C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . . 673B Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 677D Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 681 B Jochen Borchert CDU/CSU 687 C Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 689C, 690C, 718A, 720C Ingrid Matthäus-Maier SPD 692 B Bernd Henn PDS/Linke Liste 692 C Werner Zywietz FDP 694 D Helmut Esters SPD 695 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 695D Hans-Eberhard Urbaniak SPD 696A Joachim Poß SPD 697 D Gunnar Uldall CDU/CSU 702 B Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 704 B, 708A, 713A Rudi Walther SPD 707C, 708B Ingrid Matthäus-Maier SPD 707 D Hermann Rind FDP 709 A Rudi Walther SPD 709 D Achim Großmann SPD 712D Dr. Emil Schnell SPD 713B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 716D Ernst Schwanhold SPD 717 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 719A Manfred Hampel SPD 721 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 722A Dr. Hermann Otto Solms FDP 722 D Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU 724 D Jürgen Koppelin FDP 725 C Reiner Krziskewitz CDU/CSU 728 C Gunnar Uldall CDU/CSU 730A Joachim Poß SPD 731 C Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU . . . 732A Dankward Buwitt CDU/CSU 732 D Beratung und Abstimmung über den Antrag der PDS/Linke Liste auf Änderung der Tagesordnung und des Tagesortes Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste 654 D Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 655A Dr. Peter Struck SPD 655 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 655 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 655 D Nächste Sitzung 734 C Berichtigung 734 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 735* A Anlage 2 Deichsicherheit an der Unterelbe angesichts der zu erwartenden Änderung der Tidedynamik MdlAnfr 68, 69 — Drs 12/159 —Dr. Margrit Wetzel SPD SchrAntw PStSekr Neumann BMFT 335* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 643 13. Sitzung Bonn, den 12. März 1991 Beginn: 10.01 Uhr
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    Berichtigung 12. Sitzung, Seite III, linke Spalte, 6. Zeile von unten: Bei dem Namen ,Eimer (Fürth)' ist statt „SPD" „FDP" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 12. 03. 91 * Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 03. 91 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 12. 03. 91 ** Brandt, Willy SPD 12. 03. 91 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 12. 03. 91 * Dr. Däubler-Gmelin, SPD 12. 03. 91 Herta Doss, Hansjürgen CDU/CSU 12. 03. 91 Funke, Rainer FDP 12. 03. 91 Göttsching, Martin CDU/CSU 12. 03. 91 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Guttmacher, FDP 12. 03. 91 Karlheinz Dr. Hennig, Ottfried CDU/CSU 12. 03. 91 Heyenn, Günther SPD 12. 03. 91 Horn, Erwin SPD 12. 03. 91 ** Ibrügger, Lothar SPD 12. 03. 91 ** Jaunich, Horst SPD 12. 03. 91 Kossendey, Thomas CDU/CSU 12. 03. 91 Krause (Dessau), CDU/CSU 12. 03. 91 Wolfgang Dr. Kübler, Klaus SPD 12. 03. 91 Lowack, Ortwin CDU/CSU 12. 03. 91 ** Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 12. 03. 91 Erich Dr. Müller, Günther CDU/CSU 12. 03. 91 * Paintner, Johann FDP 12. 03. 91 Rawe, Wilhelm CDU/CSU 12. 03. 91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 12. 03. 91 * Dr. Reinartz, Bertold CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 12. 03. 91 * Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Schneider CDU/CSU 12. 03. 91 (Nürnberg), Oscar Schulte (Hameln), SPD 12. 03. 91 ** Brigitte Sielaff, Horst SPD 12. 03. 91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 12. 03. 91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 12. 03. 91 Weiß (Berlin), Konrad Bündnis 90/ 12. 03. 91 DIE GRÜNEN Welt, Hans-Joachim SPD 12. 03. 91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Neumann auf die Frage der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel (SPD) (Drucksache 12/159 Fragen 68 und 69): Zu Frage 68: Das Forschungsprojekt „Rezente Wasserstandsänderungen an der Deutschen Nordseeküste - Numerische Simulation" wurde vom Bundesminister für Forschung und Technologie (BMFT) für einen Zeitraum von drei Jahren (1. 7. 1987-30. 6. 1990) gefördert. Die Arbeiten haben gezeigt, daß die angewandten numerischen Modelle gute Ergebnisse bezüglich des Tideablaufs (Normaltiden und Sturmfluten) liefern und somit für die Vorhersage von Änderungen des Tideverhaltens in der Deutschen Bucht, verursacht durch einen Meeresspiegelanstieg, verwendet werden können. Die Simulationen eines erhöhten Meeresspiegels ergaben, daß insbesondere in den flachen Gebieten der Deutschen Bucht mit Änderungen der Tidedynamik zu rechnen ist. Dies trifft sowohl für Normaltiden als auch für Sturmfluten zu. Es ist mit Veränderungen der Erosions- und Sedimentationsmuster in den Wattengebieten und Verschiebungen der Brackwasserzonen in den Ästuaren (Flußmündungsgebiete) zu rechnen, die zur Quantifizierung jedoch weiterer Untersuchungen bedürfen. Unmittelbare Konsequenzen für den Deichbau ergeben sich aus den Ergebnissen des Vorhabens bisher nicht. Im zwischenzeitlich geförderten Anschlußprojekt „Simulationen von Wasserstandsänderungen an der Deutschen Nordseeküste und in den Ästuaren" sollen die Folgen eines beschleunigten Meeresspiegelanstiegs auf die Ästuare (z. B. Verlagerung der Schwebstoffzonen, Veränderung der Strömungsverhältnisse unter Berücksichtigung sich hydrologisch verändernder Bedingungen im Ober- und Unterlauf des Ästuars, Änderung der Windstaukurven und Strömungsverhältnisse bei Extremwetterlagen) untersucht werden. Auf die Frage, ob es möglich ist, zusätzliche Zerstörungspotentiale durch Veränderungen der Tidedynamik infolge einer Vertiefung der Unterelbe auf 15 m unter MTNV zu berechnen, ist folgendes zu sagen: Der Bundesminister für Verkehr läßt von der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes zur Zeit eine Fahrwasseranpassung der Elbe unterhalb von Hamburg aus Anlaß der weltweit gestiegenen Anforderungen des Containerschiffsverkehrs untersuchen. Verschiedene Fahrwasservarianten und deren Auswirkungen auf die Tideenergie werden nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik zuverlässig mit mathematischen Simulationsmodellen berechnet. Hiermit wird die Grundlage für die Optimierung von ökonomischen und ökologischen Fragestellungen der Verkehrsplanung ermöglicht. Der Begriff „Zerstörungspotentiale" ist fachwissenschaftlich nicht gebräuchlich und sollte in diesem Zu- 736* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 sammenhang nicht verwendet werden. Zu der Frage, ob es Wasserbaumaßnahmen gibt, die grundsätzlich geeignet sind, dem Zerstörungspotential des allgemeinen Tidenhöhenanstiegs sowie sturmfluterzeugenden Windlagen entgegenzuwirken und umgekehrt, antworte ich folgendes: Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, durch Wasserbaumaßnahmen, wie z. B. Buhnen, die Rauheiten im Randbereich des Flußbettes zu erhöhen und damit eine entsprechend erhöhte Tideenergieumwandlung herbeizuführen. Dabei ist jedoch abzuwägen, ob diese Maßnahmen ökonomisch und ökologisch angemessen sind, insbesondere weil eine sehr geringe Änderung der mittleren Tidewasserstände zu erwarten ist. Eine abschließende Beurteilung wird nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse erfolgen. Bei Sturmfluten herrschen meteorologisch bedingt bereits stark erhöhte Wasserstände im Elbe-Ästuar, so daß bei diesen Bedingungen die örtlich nur im Fahrrinnenbereich vorgenommene Vertiefung einen noch geringeren Einfluß hat. Zu Frage 69: Meeresspiegeländerungen sind im Rahmen natürlicher Schwankungen seit langen Jahren bekannt. Gegenwärtig hat es den Anschein, als ob wir uns in einer Phase des Meeresspiegelanstiegs befinden. So ist seit Beginn dieses Jahrhunderts der Meeresspiegel im Bereich der Nordsee um 14 plus/minus 5 cm gestiegen. Ob hierfür ausschließlich natürlich oder auch durch menschliche Aktivitäten angestoßene Ursachen verantwortlich sind, kann derzeit — so sagen es die den Bundesminister für Forschung und Technologie beratenden Wissenschaftler — nicht eindeutig beantwortet werden. Auch sind sich die Wissenschaftler darin einig, daß die zukünftige Veränderung des Meeresspiegels neben geologischen Bedingungen (Hebungen/Senkungen der norddeutschen Tiefebene) ganz wesentlich auch von der künftigen Entwicklung des Klimas abhängt. In welchem Ausmaß aufgrund von Klimaänderungen der Meeresspiegel steigt, ist in der Wissenschaft allerdings umstritten. Prognosen reichen von 15 cm bis 150 cm für das kommende Jahrhundert. Die wohl komplexeste Modellrechnung u. a. zu diesem Themenkreis hat das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Klimarechenzentrum kürzlich vorgelegt. Hier gehen die Wissenschaftler von einer thermisch bedingten Anhebung des Meeresspiegels von 16 cm für die nächsten 100 Jahre aus. Welche Folgen hiermit verbunden sind, soll im Rahmen eines BMFT-Förderschwerpunkts „Folgen einer möglichen Klimaänderung" wissenschaftlich bearbeitet werden. Zu der Frage, ,gibt es Maßnahmen zur Verhinderung einer Verschiebung der Brackwasser-Zonen, die aufgrund veränderter Tidedynamik entgegenwirken können, wenn ja, welche?' folgendes: Der Bundesregierung liegen abgesicherte Erkenntnisse über Verschiebungen der Brackwassergrenze in der Unterelbe bisher nicht vor. Alle Maßnahmen an Küstengewässern stellen einen Eingriff in äußerst sensible hydrodynamische und ökologische Systeme dar und bedürfen als Planungsgrundlage umfassender ökosystemarer Untersuchungen. Es wird auf die Antwort in Zusatzfrage 68.2 verwiesen. Die Frage, durch welche Maßnahmen ein Vordringen der Salzfront flußaufwärts und eine Beeinträchtigung des Grundwassers im Einflußbereich der Unterelbe zu verhindern wäre, kann ich sagen: Ökosystemare Untersuchungen schließen die Erkundung der Auswirkung einer potentiellen Verschiebung der Brackwasserzone auf das ufernahe Grundwasser mit ein. Eine Beurteilung wird nach Vorliegen entsprechender Untersuchungsergebnisse im Einvernehmen mit den für den Grundwasserschutz zuständigen Elbeanliegerländern erfolgen.
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    Rede von Reiner Krziskewitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die wirtschaftliche Vereinigung Deutschlands zeigt sich als ein Vorgang, der in der Geschichte der Vereinigung von Ländern auf ökonomischem Gebiet vergeblich seinesgleichen sucht. Es geht hierbei nicht um ein Aneinanderfügen, um ein Passendmachen unterschiedlich geleiteter, aber ansonsten vergleichbarer Wirtschaftspotentiale, sondern darum, den Übergang der Reste eines auf deutschem Boden gründlich gescheiterten ideologisch begründeten Wirtschafts- und Gesellschaftskonzepts in eine voll entwickelte, am Weltstandard orientierte Wirtschaft, die soziale Marktwirtschaft eben, zu realisieren.
    Alle historischen Vergleiche mit Neuanfängen wie der Währungsreform von 1948 treffen den Kern der Sache nicht.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Schauen wir doch einmal in ein Adreß- oder Branchenbuch dieser Zeit vor 40 Jahren, so werden wir darin in Ost und West gleichermaßen in jedem Ort, jeder Stadt Dutzende von Gewerken und Betrieben finden, die damals zwar alle mit Schwierigkeiten überhäuft waren, aber eben doch vorhanden waren und den Neubeginn ermöglichten.
    Die kommunistische Politik hat in vier Jahrzehnten diese für jede gesunde Volkswirtschaft unabdingbaren Leistungsträger nicht nur eingeengt, sondern bis auf geringfügige Reste liquidiert.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Der Neuaufbau einer vernünftigen Wirtschaft in Ost- und Mitteldeutschland muß also dort ansetzen, wo das kommunistische Regime vor Jahrzehnten seinen Vernichtungsfeldzug gegen das eigene Volk und Land begann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist ein Vorgang, bei dem sich der kräftemäßige und finanzielle Aufwand nur in groben Umrissen erfassen läßt. Vor dieser Problematik stand im Sommer vergangenen Jahres auch die Volkskammer der ehemaligen DDR, als sie versuchte, zum erstenmal in ihrer Geschichte einen Haushaltsplan, der sich an den Realitäten orientierte, aufzustellen. Charakteristisch ist dabei ein Zusatz, der mit großer Stimmenmehrheit



    Reiner Krziskewitz
    angenommen wurde, nämlich, nach einem Vierteljahr einen Bericht des Finanzministers zum Vollzug des Haushalts zu fordern, um gegebenenfalls eine Neuberechnung verschiedener Eckdaten in Form eines Nachtrags zu veranlassen. In der Tat: Die Zahl und besonders das Gewicht der Unwägbarkeiten erschien uns damals schon so groß, daß es angezeigt war, diesen Beschluß zu fassen.
    Lassen Sie mich aus dem Komplex dieser Fragen nur eine herausgreifen, nämlich die weitestgehende Ausrichtung der Volkswirtschaft der ehemaligen DDR auf den Handel mit den ehemaligen RGW-Ländern. Wie Sie wissen, zielten ca. 60 % aller wirtschaftlichen Aktivitäten in diese Richtung. Mit dem völligen Zusammenbruch dieses Wirtschaftssystems in allen Ländern Osteuropas waren auch für die traditionellen Bindungen Voraussetzungen weggefallen, und dies in einer Schnelligkeit, in einer Rasanz, die auch Kenner verblüffte.
    Eine wirtschaftliche Neuorientierung muß in dieser Hinsicht nun zweierlei leisten. Einmal muß sie diese Bindungen aufrechtzuerhalten versuchen — sie darf keinen Fadenriß entstehen lassen —, zum anderen muß sie auf die Weltmarktfähigkeit der Produkte orientieren, sowohl was Technologie und Qualität als auch was die Absetzbarkeit angeht.
    Ein weiteres Problem. Wie bekannt, sind im vergangenen Jahr ca. 300 000 Klein- und Mittelbetriebe gegründet worden, Anfänge einer mittelständischen Tätigkeit. Viele dieser Betriebe sind nur mit einem geringen Finanzvolumen ausgestattet. Ihre Liquidität ist angespannt. Sie ist auf Aufträge, besonders aus der öffentlichen Hand, angewiesen.
    Die 5 Milliarden DM betragende Finanzhilfe an die Kommunen in den neuen Bundesländern zielt meines Erachtens in die richtige Richtung. Es muß gelingen, mit diesem Geld die Attraktivität unserer Länder als Standorte zu erhöhen, sichtbare Zeichen des Neuanfangs zu setzen, gleichzeitig aber auch die private Wirtschaft zu ermuntern.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wie bekannt, gelten seit Mitte des vergangenen Jahres für Investoren in den neuen Bundesländern steuerliche Präferenzen. Die Verlängerung dieser Fristen ist eine dringende Maßnahme. Ebenso begrüßen wir die vorgesehenen Sonderabschreibungen für Betriebsgebäude und Ausrüstungsinvestitionen. Diese Sonderabschreibungen lehnen sich weitestgehend an die Sonderabschreibungen des Zonenrandförderungsgesetzes an.

    ( V o r s i t z : Vizepräsident Dieter-Julius Cronenberg)

    Mit der Möglichkeit, zu Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen entsprechende Sachkosten in Anrechnung zu bringen, wird eine wesentliche Forderung von Abgeordneten aus den neuen Bundesländern erfüllt. Die wirtschaftliche Situation in den neuen Bundesländern verlangt eine Neuorientierung regionalpolitischer Förderungen in ganz Deutschland. Wir halten es für unabdingbar erforderlich, daß den neuen Bundesländern ein spürbarer Fördervorsprung eingeräumt wird.
    Wir sind uns darüber im klaren, daß all diese Maßnahmen, verbunden mit einer Offensive in der Qualifizierung der juristischen und Verwaltungsarbeit, nur in komplexer Wirkung Frucht tragen können. Es wird hierbei darauf ankommen, im Zusammenwirken von Bund, Ländern und Gemeinden praktikable Umsetzungsmöglichkeiten zu schaffen. Dabei sollten auch unkonventionelle Verfahren, wie sie jüngst in der Verwaltungsvereinbarung zwischen Ländern und Bund erprobt wurden, angewandt werden.
    Ein weiteres Moment ist meines Erachtens die gegenseitige Deckungsfähigkeit der diesbezüglichen Posten. Des weiteren meine ich, über die Umsetzung bzw. Materialisierung der Vorhaben sollte vor den entsprechenden Ausschüssen regelmäßig Bericht erstattet werden. Der Erfolg unserer Anstrengungen wird um so eher eintreten, je besser es gelingt, aus Betroffenen Beteiligte zu machen. Wir schlagen vor, in den neuen Bundesländern auf regionaler Ebene, etwa auf Landkreisebene, Aufbaustäbe zur Begleitung und Koordinierung aller Förderungen einzurichten, auch unter strukturpolitischen Gesichtspunkten. Ziel dieser Stäbe sollte es sein, Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu koordinieren, einen sozial verträglichen Übergang bei notwendigen Betriebsschließungen zu sichern, öffentliche Investitionen im Infrastrukturbereich mit regionalpolitischen Förderungen zu vereinigen.
    Ein weiterer Punkt: Ich schlage vor, bundeseigene Liegenschaften, die für Aufgaben des Bundes nicht benötigt werden, den Kommunen zu übergeben. Bei Überlassung für unmittelbare Verwaltungsaufgaben sollte den Gemeinden und Kommunen ein Preisnachlaß von 50 bis 75 % gewährt werden.
    Ich schlage vor — ich sage dies auch als Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr und als Mitglied der Kommission zur Feststellung des Vermögens der Parteien und Organisationen der ehemaligen DDR — : Es sollte eine Regelung zwischen der Treuhand und dieser benannten Kommission mit dem Ziel erarbeitet werden, die Vermögenswerte und Objekte der FEDI, also der Feriendienstorganisation des ehemaligen Gewerkschaftsbundes der ehemaligen DDR, den in diesen Gebieten liegenden Gemeinden zur Verwaltung und Verwertung zu übergeben.

    (Uldall [CDU/CSU]: Guter Vorschlag!)

    Die Saison steht vor der Tür, wir haben hier keine Zeit zu verlieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es wurde schon wiederholt gesagt: Es ist eine Menge Geld, die hier unterwegs ist. Wir brauchen es, und wir sind froh, diesen Solidaritätszuschlag zu erhalten. Das ist auch der Tenor in den neuen Bundesländern. Es wird aller Anstrengungen bedürfen, diese Summen zu materialisieren. Vielerorts besteht nur ein sehr geringer Planungsvorlauf. Das betrifft insbesondere planungsintensivere Vorhaben auf dem Gebiet der Infrastruktur, beispielsweise im Verkehrsbereich.
    Nun hängt es auch in hohem Maße von den Kommunen und Ländern ab, das Investitionsgeschehen in Gang zu setzen. Wir werden nicht nur das Geld brau-



    Reiner Krziskewitz
    chen, sondern auch ein mutiges Anpacken, Pioniergeist und einen unbedingten Aufbauwillen.
    Ich darf in diesem Zusammenhang auch unseren Dank an alle abstatten, die uns durch Solidaritätsbereitschaft, durch Konstruktivität, Beharrlichkeit, aber auch durch Kritik helfen, auf diesem Weg voranzukommen.
    Meine Damen und Herren, die Völker Osteuropas schauen auf uns. So hat unser Bemühen gleichsam Modellcharakter für den Übergang der planwirtschaftlichen Systeme in Strukturen einer sozial orientierten Marktwirtschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Uldall.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gunnar Uldall


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und meine Herren! Wenn jetzt nacheinander drei Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion ans Rednerpult treten

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Wir haben noch mehr! — Poß [SPD]: Wird es langsam langweilig! Das ist wohl wahr!)

    — wir haben natürlich noch viel mehr —, liegt das einmal daran, daß wir mehr und bessere Argumente als Sie haben, zum anderen liegt es aber auch daran, daß wir mit unserer Zeit besser umgehen können.

    (Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Der SPD ist der Verstand schon lange ausgegangen!)

    Wir können sie besser einteilen.

    (Borchert [CDU/CSU]: Der haushaltspolitische Sprecher Lafontaine hat zuviel Zeit gebraucht!)

    Wer nicht einmal seine Zeit richtig einteilen kann, der kann erst recht kein Geld einteilen, lieber Herr Poß.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Seit jeher, meine Damen und Herren, ist die Finanzpolitik der CDU/CSU durch drei Eckpunkte bestimmt worden: niedrige Ausgaben, niedrige Kreditaufnahme, niedrige Steuern. Diese Politik, die wir seit 1982 konsequent durchgesetzt haben, führte zu großen Erfolgen. Das Beschäftigungsniveau in Westdeutschland hat ein Maß erreicht, das wir bisher nicht gekannt haben.

    (Dr. Briefs [PDS/Linke Liste]: Was, wo waren Sie 1972?)

    Trotz aller Arbeitsmarktstatistiken können wir feststellen, daß im westlichen Teil Deutschlands praktisch Vollbeschäftigung herrscht.

    (Dr. Briefs [PDS/Linke Liste]: Was, wo sind Sie denn?)

    Das Einkommensniveau und der Lebensstandard sind so hoch wie in kaum einem anderen Land

    (Dr. Briefs [PDS/Linke Liste]: Der lebt doch nicht in dieser Welt!)

    Die Sozialleistungen sind auf einem so hohen Stand gehalten, wie sie in kaum einer anderen Volkswirtschaft anzutreffen sind.

    (Dr. Briefs [PDS/Linke Liste]: „Augen zu und durch" ist Ihr Motto! — Gegenruf von der CDU/CSU: Das ist das niederländische Trauma, das Sie haben!)

    — Lieber Herr Kollege von der PDS, wenn ich hier schon das Vergnügen bereite, Ihre Zurufe zu beantworten, dann

    (Borchert [CDU/CSU]: Das kann der nicht!)

    hören Sie auch wenigstens zu. — Es gibt in Westdeutschland praktisch Vollbeschäftigung.

    (Dr. Briefs [PDS/Linke Liste]: Das ist doch Unsinn! 1,8 Millionen Arbeitslose haben wir!)

    Wer dies bestreitet, lebt nur von Zahlen, aber nicht in der Realität. Es ist unmöglich, in Hamburg ausreichend Schweißer für die Werften zu bekommen. Es ist in Hamburg unmöglich, ausreichend Kräfte für das Hotel- und Gaststättengewerbe zu bekommen.

    (Dr. Briefs [PDS/Linke Liste]: Weil sie nicht genug zahlen!)

    In einer Situation, in der die Betriebe die Arbeitskräfte, die sie benötigen, nicht bekommen, sage ich, dies ist Vollbeschäftigung. Da soll einer auftreten, der das bestreiten möchte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)