Rede:
ID1201307800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 5
    1. Ich: 1
    2. erteile: 1
    3. dem: 1
    4. Abgeordneten: 1
    5. Schmitz: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/13 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 13. Sitzung Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 643 A Tagesordnungspunkt 1: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Privatisierung von Unternehmen und zur Förderung von Investitionen (Drucksachen 12/204, 12/216) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Spaltung der von der Treuhandanstalt verwalteten Unternehmen (Drucksachen 12/205, 12/214) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksachen 12/206, 12/215) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Strafprozeßordnung (Drucksachen 12/209, 12/218) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung und bei der Bundesanstalt für Arbeit (Drucksache 12/208) f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Jahre 1991 (Drucksache 12/197) g) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Erneute Überweisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 12/210) 643 C Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1991 (Haushaltsgesetz 1991) (Drucksache 12/100) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1990 bis 1994 (Drucksache 12/101) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte sowie über strukturelle Anpassungen in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Haushaltsbegleitgesetz 1991) (Drucksache 12/221) in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Hans H. Gattermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen im Beitrittsgebiet sowie zur Änderung steuerrechtlicher und anderer Vorschriften (Steueränderungsgesetz 1991) (Drucksache 12/219) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Hans H. Gattermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung eines befristeten Solidaritätszuschlags und zur Änderung von Verbrauchsteuer- und anderen Gesetzen (Solidaritätsgesetz) (Drucksache 12/220) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 645 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 656B Hans H. Gattermann FDP . 659C, 712A, 723B, 728A, 733 C Friedrich Bohl CDU/CSU 665 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . 670A, 708C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . . 673B Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 677D Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 681 B Jochen Borchert CDU/CSU 687 C Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 689C, 690C, 718A, 720C Ingrid Matthäus-Maier SPD 692 B Bernd Henn PDS/Linke Liste 692 C Werner Zywietz FDP 694 D Helmut Esters SPD 695 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 695D Hans-Eberhard Urbaniak SPD 696A Joachim Poß SPD 697 D Gunnar Uldall CDU/CSU 702 B Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 704 B, 708A, 713A Rudi Walther SPD 707C, 708B Ingrid Matthäus-Maier SPD 707 D Hermann Rind FDP 709 A Rudi Walther SPD 709 D Achim Großmann SPD 712D Dr. Emil Schnell SPD 713B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 716D Ernst Schwanhold SPD 717 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 719A Manfred Hampel SPD 721 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 722A Dr. Hermann Otto Solms FDP 722 D Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU 724 D Jürgen Koppelin FDP 725 C Reiner Krziskewitz CDU/CSU 728 C Gunnar Uldall CDU/CSU 730A Joachim Poß SPD 731 C Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU . . . 732A Dankward Buwitt CDU/CSU 732 D Beratung und Abstimmung über den Antrag der PDS/Linke Liste auf Änderung der Tagesordnung und des Tagesortes Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste 654 D Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 655A Dr. Peter Struck SPD 655 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 655 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 655 D Nächste Sitzung 734 C Berichtigung 734 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 735* A Anlage 2 Deichsicherheit an der Unterelbe angesichts der zu erwartenden Änderung der Tidedynamik MdlAnfr 68, 69 — Drs 12/159 —Dr. Margrit Wetzel SPD SchrAntw PStSekr Neumann BMFT 335* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 643 13. Sitzung Bonn, den 12. März 1991 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 12. Sitzung, Seite III, linke Spalte, 6. Zeile von unten: Bei dem Namen ,Eimer (Fürth)' ist statt „SPD" „FDP" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 12. 03. 91 * Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 03. 91 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 12. 03. 91 ** Brandt, Willy SPD 12. 03. 91 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 12. 03. 91 * Dr. Däubler-Gmelin, SPD 12. 03. 91 Herta Doss, Hansjürgen CDU/CSU 12. 03. 91 Funke, Rainer FDP 12. 03. 91 Göttsching, Martin CDU/CSU 12. 03. 91 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Guttmacher, FDP 12. 03. 91 Karlheinz Dr. Hennig, Ottfried CDU/CSU 12. 03. 91 Heyenn, Günther SPD 12. 03. 91 Horn, Erwin SPD 12. 03. 91 ** Ibrügger, Lothar SPD 12. 03. 91 ** Jaunich, Horst SPD 12. 03. 91 Kossendey, Thomas CDU/CSU 12. 03. 91 Krause (Dessau), CDU/CSU 12. 03. 91 Wolfgang Dr. Kübler, Klaus SPD 12. 03. 91 Lowack, Ortwin CDU/CSU 12. 03. 91 ** Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 12. 03. 91 Erich Dr. Müller, Günther CDU/CSU 12. 03. 91 * Paintner, Johann FDP 12. 03. 91 Rawe, Wilhelm CDU/CSU 12. 03. 91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 12. 03. 91 * Dr. Reinartz, Bertold CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 12. 03. 91 * Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Schneider CDU/CSU 12. 03. 91 (Nürnberg), Oscar Schulte (Hameln), SPD 12. 03. 91 ** Brigitte Sielaff, Horst SPD 12. 03. 91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 12. 03. 91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 12. 03. 91 Weiß (Berlin), Konrad Bündnis 90/ 12. 03. 91 DIE GRÜNEN Welt, Hans-Joachim SPD 12. 03. 91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Neumann auf die Frage der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel (SPD) (Drucksache 12/159 Fragen 68 und 69): Zu Frage 68: Das Forschungsprojekt „Rezente Wasserstandsänderungen an der Deutschen Nordseeküste - Numerische Simulation" wurde vom Bundesminister für Forschung und Technologie (BMFT) für einen Zeitraum von drei Jahren (1. 7. 1987-30. 6. 1990) gefördert. Die Arbeiten haben gezeigt, daß die angewandten numerischen Modelle gute Ergebnisse bezüglich des Tideablaufs (Normaltiden und Sturmfluten) liefern und somit für die Vorhersage von Änderungen des Tideverhaltens in der Deutschen Bucht, verursacht durch einen Meeresspiegelanstieg, verwendet werden können. Die Simulationen eines erhöhten Meeresspiegels ergaben, daß insbesondere in den flachen Gebieten der Deutschen Bucht mit Änderungen der Tidedynamik zu rechnen ist. Dies trifft sowohl für Normaltiden als auch für Sturmfluten zu. Es ist mit Veränderungen der Erosions- und Sedimentationsmuster in den Wattengebieten und Verschiebungen der Brackwasserzonen in den Ästuaren (Flußmündungsgebiete) zu rechnen, die zur Quantifizierung jedoch weiterer Untersuchungen bedürfen. Unmittelbare Konsequenzen für den Deichbau ergeben sich aus den Ergebnissen des Vorhabens bisher nicht. Im zwischenzeitlich geförderten Anschlußprojekt „Simulationen von Wasserstandsänderungen an der Deutschen Nordseeküste und in den Ästuaren" sollen die Folgen eines beschleunigten Meeresspiegelanstiegs auf die Ästuare (z. B. Verlagerung der Schwebstoffzonen, Veränderung der Strömungsverhältnisse unter Berücksichtigung sich hydrologisch verändernder Bedingungen im Ober- und Unterlauf des Ästuars, Änderung der Windstaukurven und Strömungsverhältnisse bei Extremwetterlagen) untersucht werden. Auf die Frage, ob es möglich ist, zusätzliche Zerstörungspotentiale durch Veränderungen der Tidedynamik infolge einer Vertiefung der Unterelbe auf 15 m unter MTNV zu berechnen, ist folgendes zu sagen: Der Bundesminister für Verkehr läßt von der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes zur Zeit eine Fahrwasseranpassung der Elbe unterhalb von Hamburg aus Anlaß der weltweit gestiegenen Anforderungen des Containerschiffsverkehrs untersuchen. Verschiedene Fahrwasservarianten und deren Auswirkungen auf die Tideenergie werden nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik zuverlässig mit mathematischen Simulationsmodellen berechnet. Hiermit wird die Grundlage für die Optimierung von ökonomischen und ökologischen Fragestellungen der Verkehrsplanung ermöglicht. Der Begriff „Zerstörungspotentiale" ist fachwissenschaftlich nicht gebräuchlich und sollte in diesem Zu- 736* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 sammenhang nicht verwendet werden. Zu der Frage, ob es Wasserbaumaßnahmen gibt, die grundsätzlich geeignet sind, dem Zerstörungspotential des allgemeinen Tidenhöhenanstiegs sowie sturmfluterzeugenden Windlagen entgegenzuwirken und umgekehrt, antworte ich folgendes: Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, durch Wasserbaumaßnahmen, wie z. B. Buhnen, die Rauheiten im Randbereich des Flußbettes zu erhöhen und damit eine entsprechend erhöhte Tideenergieumwandlung herbeizuführen. Dabei ist jedoch abzuwägen, ob diese Maßnahmen ökonomisch und ökologisch angemessen sind, insbesondere weil eine sehr geringe Änderung der mittleren Tidewasserstände zu erwarten ist. Eine abschließende Beurteilung wird nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse erfolgen. Bei Sturmfluten herrschen meteorologisch bedingt bereits stark erhöhte Wasserstände im Elbe-Ästuar, so daß bei diesen Bedingungen die örtlich nur im Fahrrinnenbereich vorgenommene Vertiefung einen noch geringeren Einfluß hat. Zu Frage 69: Meeresspiegeländerungen sind im Rahmen natürlicher Schwankungen seit langen Jahren bekannt. Gegenwärtig hat es den Anschein, als ob wir uns in einer Phase des Meeresspiegelanstiegs befinden. So ist seit Beginn dieses Jahrhunderts der Meeresspiegel im Bereich der Nordsee um 14 plus/minus 5 cm gestiegen. Ob hierfür ausschließlich natürlich oder auch durch menschliche Aktivitäten angestoßene Ursachen verantwortlich sind, kann derzeit — so sagen es die den Bundesminister für Forschung und Technologie beratenden Wissenschaftler — nicht eindeutig beantwortet werden. Auch sind sich die Wissenschaftler darin einig, daß die zukünftige Veränderung des Meeresspiegels neben geologischen Bedingungen (Hebungen/Senkungen der norddeutschen Tiefebene) ganz wesentlich auch von der künftigen Entwicklung des Klimas abhängt. In welchem Ausmaß aufgrund von Klimaänderungen der Meeresspiegel steigt, ist in der Wissenschaft allerdings umstritten. Prognosen reichen von 15 cm bis 150 cm für das kommende Jahrhundert. Die wohl komplexeste Modellrechnung u. a. zu diesem Themenkreis hat das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Klimarechenzentrum kürzlich vorgelegt. Hier gehen die Wissenschaftler von einer thermisch bedingten Anhebung des Meeresspiegels von 16 cm für die nächsten 100 Jahre aus. Welche Folgen hiermit verbunden sind, soll im Rahmen eines BMFT-Förderschwerpunkts „Folgen einer möglichen Klimaänderung" wissenschaftlich bearbeitet werden. Zu der Frage, ,gibt es Maßnahmen zur Verhinderung einer Verschiebung der Brackwasser-Zonen, die aufgrund veränderter Tidedynamik entgegenwirken können, wenn ja, welche?' folgendes: Der Bundesregierung liegen abgesicherte Erkenntnisse über Verschiebungen der Brackwassergrenze in der Unterelbe bisher nicht vor. Alle Maßnahmen an Küstengewässern stellen einen Eingriff in äußerst sensible hydrodynamische und ökologische Systeme dar und bedürfen als Planungsgrundlage umfassender ökosystemarer Untersuchungen. Es wird auf die Antwort in Zusatzfrage 68.2 verwiesen. Die Frage, durch welche Maßnahmen ein Vordringen der Salzfront flußaufwärts und eine Beeinträchtigung des Grundwassers im Einflußbereich der Unterelbe zu verhindern wäre, kann ich sagen: Ökosystemare Untersuchungen schließen die Erkundung der Auswirkung einer potentiellen Verschiebung der Brackwasserzone auf das ufernahe Grundwasser mit ein. Eine Beurteilung wird nach Vorliegen entsprechender Untersuchungsergebnisse im Einvernehmen mit den für den Grundwasserschutz zuständigen Elbeanliegerländern erfolgen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Uldall, dann hätten Sie dafür sorgen müssen, daß die öffentliche Diskussion anders gestaltet wird, als sie gelaufen ist.

    (Uldall [CDU/CSU]: Das ändert doch nichts an der Abschaffung!)

    — Nein, nein, wir wollen uns doch nichts vormachen. Bisher ist dieses Vorhaben in der Öffentlichkeit nicht widerrufen worden.

    (Weitere Zurufe des Abg. Uldall [CDU/ CSU])

    — Herr Kollege Uldall, darf ich fortfahren, zumal dies eine Kurzintervention von Ihnen war, die mir zeitmäßig angerechnet wird, aber keine Zwischenfrage zu dem Punkt, zu dem ich mich gerade geäußert hatte, nämlich zur Mineralölsteuer?
    Für uns kommt eine Erhöhung der Mineralölsteuer nur in Betracht, wenn sie mit der allgemeinen Entfernungspauschale, einer besonderen Fernpendler-Pauschale sowie der verfassungsrechtlich gebotenen Verbesserung des Grundfreibetrages auf das Existenzminimum sozial und ökologisch verbunden und auf die geplante Abschaffung der Vermögen- und Gewerbekapitalsteuer verzichtet wird.

    (Uldall [CDU/CSU]: Ein langer Satz!)

    Werden alle Mehrbelastungen, die durch die von der Bundesregierung vorgesehenen Maßnahmen auf den einzelnen Steuerzahler zukommen, zusammengerechnet, wird schnell deutlich, wie tief Dr. Waigel den Bürgern in die Tasche greifen wird. Aber auch hier wird getrickst und beschönigt. In seinen eigenen Berechnungen gelangt er zu dem Ergebnis, daß ein mit 3 500 DM brutto im Monat durchschnittlich verdienender Arbeitnehmer mit zwei Kindern monatlich mit 58,50 DM zusätzlich belastet wird.



    Joachim Poß
    Tatsächlich ist die Mehrbelastung nahezu doppelt so hoch. Waigel unterschlägt die bereits im Januar beschlossenen Abgabenerhöhungen. Bei realistischer Rechnung wird ein durchschnittlich verdienender Arbeitnehmerhaushalt mit zwei Kindern mit zusätzlich 110 DM zur Kasse gebeten. Das sind rund 1 300 DM im Jahr. Die Masse der Arbeitnehmer wird durch die Koalitionsbeschlüsse schon jetzt weit mehr belastet, als sie durch die Steuersenkung 86, 88 und 90 weniger zu zahlen hatte.
    Mit der für 93 vorgesehenen Anhebung der Mehrwertsteuer werden noch zusätzliche Belastungen auf die Verbraucher in Höhe von mehreren hundert Mark zukommen.
    Der Bundesfinanzminister kassiert aber auch bei Arbeitslosen und Rentnern kräftig ab. Durch die Anhebung der Steuern auf Benzin, Heizöl und Zigaretten und durch die Telefonsteuer werden die sozial Schwächsten in unserem Lande mit über 45 DM im Monat bzw. 550 DM im Jahr zusätzlich belastet. Die soziale Schlagseite der Regierungsbeschlüsse wird deutlich, wenn man bedenkt, daß diese Mehrbelastungen die Arbeitslosen und die Rentner auf Dauer treffen, die Ergänzungsabgabe aber nur für ein Jahr erhoben wird. Rentner und Arbeitslose haben bereits von dem Steuerpaket 1990 nichts gehabt. Jetzt müssen sie erneut die Steuergeschenke für Spitzenverdiener und Großunternehmen mitfinanzieren.
    Was von der Steuerpolitik dieser Bundesregierung seit der Wende übriggeblieben ist, sind die Mehrwertsteuererhöhung 1983 von 13 auf 14 % zur Finanzierung der ersten Stufe der Steuersenkung für Unternehmen, die Senkung der Vermögensteuer 1984, die Erhöhung der Verbrauchsteuern 1989 in einer Größenordnung von 9 Milliarden DM sowie eine Fülle von steuerlichen Neuregelungen durch das Steuerpaket 1990, das Steuerreformreparaturgesetz und das sogenannte Restantengesetz.
    Dabei ging es um folgende Philosophie: Dem Großen wird reichlich gegeben, beim Kleinen holt man sich, was man nur kriegen kann. Die Abschaffung des Weihnachtsfreibetrages, der Flugbenzinskandal und das Dienstmädchenprivileg sind nur einige herausragende Beispiele für die soziale Umverteilungspolitik der Regierung Kohl/Lambsdorff. Die Bundesregierung setzt mit ihrem Steuer- und Abgabenpaket ihre seit 1983 begonnene Politik der Umverteilung von unten nach oben systematisch fort. Immer wieder wählt sie dabei den Weg der ungerecht wirkenden Steuerfreibeträge. Aus der Sicht der Umverteilungspolitiker hat dieser Weg den Vorteil, daß sich die Ungerechtigkeit dabei hinter undurchsichtigen Steuerparagraphen verstecken läßt.

    (Beifall bei der SPD)

    Durch die Erhöhung der Kinderfreibeträge, des Freibetrags für private Haushaltshilfen und des Freibetrags für die Förderung von Wohneigentum bekommen die am meisten, die auch bisher schon durch die ungerechte Steuerpolitik dieser Koalition am meisten profitiert haben. Da durch die Aufstockung der Freibeträge nur den Beziehern hoher Einkommen nennenswerte Vorteile gegeben werden, sind die Koalitionsbeschlüsse auch eine grobe Benachteiligung gerade der Bürger in den neuen Bundesländern. Die Bundesregierung hat auch ihr vor der Wahl abgegebenes Versprechen gebrochen, allen Familien die zwischen 1983 und 1985 verfassungswidrig abgezogenen Steuern zurückzuzahlen.

    (Bundesminister Dr. Waigel: Das haben wir nicht gemacht! Das ist doch nicht wahr! Nie versprochen!)

    Damit hat Herr Waigel auch bei den Familien nicht davor zurückgeschreckt, vor den Wahlen etwas zu versprechen,

    (Bundesminister Dr. Waigel: Das habe ich nicht!)

    was er nach den Wahlen nicht einhalten kann. Vor der Wahl hat er nämlich im Deutschen Bundestag noch in Aussicht gestellt — ich zitiere — , „allen Familien eine Rückzahlung zu gewähren, denn es wäre in der Tat wohl nur schwer verständlich und schwer begreiflich zu machen,

    (Bundesminister Dr. Waigel: Das ist richtig! Ist das ein Versprechen?)

    daß diejenigen, die keinen Einspruch eingelegt haben, schlechter behandelt werden als diejenigen, die Einspruch eingelegt haben." Das ist das Zitat von Herrn Waigel.

    (Bundesminister Dr. Waigel: Ist das ein Versprechen?)

    — Darüber können wir uns jetzt streiten, Herr Dr. Waigel. Aber ich glaube, die Menschen haben das vor der Wahl als ein Versprechen auffassen müssen.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Vielleicht Sie!)

    Jetzt werden nur diejenigen eine Rückzahlung erhalten, die rechtzeitig Einspruch beim Finanzamt eingelegt oder die aus anderen Gründen noch offene Steuerbescheide aus den Jahren 1983 bis 1985 haben. Lassen Sie, Herr Dr. Waigel, endlich Gerechtigkeit walten, und berücksichtigen Sie alle Familien bei der Korrektur des verfassungswidrigen Familienlastenausgleichs. Das gilt auch für den Grundfreibetrag. Folgen Sie endlich dem Vorschlag der SPD, den steuerlichen Grundfreibetrag auf 8 000 DM für Ledige und auf 16 000 DM für Verheiratete zu verbessern, bevor Sie dazu gezwungen werden.
    Die Untätigkeit des Bundesfinanzministers führt dazu, daß derzeit alle Steuerfälle offengehalten werden müssen und die notwendige Rechtssicherheit für die Steuerpflichtigen und das Vertrauen in die Rechtmäßigkeit der bestehenden Gesetze vollkommen verlorengegangen ist.

    (Matthäus-Maier [SPD]: Die armen Finanzbeamten!)

    Meine Damen und Herren, für die SPD ist der Aufbau der neuen Bundesländer die vordringlichste Aufgabe der nächsten Jahre.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Für uns auch!)

    Die finanziellen Mittel können sozial ausgewogen und gerecht aufgebracht werden. Wir schlagen hierzu folgendes Finanzierungspaket vor:

    (Hinsken [CDU/CSU]: Jetzt kommt es!)




    Joachim Poß
    Verzicht auf die Abschaffung der Vermögen- und der Gewerbekapitalsteuer, Erhebung einer befristeten Ergänzungsabgabe ausschließlich für Höherverdienende, statt der Erhöhung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge eine allgemeine Arbeitsmarktabgabe, in die auch Minister und auch Abgeordnete einbezogen werden

    (Zuruf von der FDP: Verfassungswidrig!)

    und eine Erhöhung der Mineralölsteuer nur im Rahmen eines Gesamtkonzepts der ökologischen Umschichtung des Steuersystems.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Um 50 Pfennig!)

    Außerdem wollen wir, daß die Familien mit Kindern endlich zu ihrem Recht kommen.

    (Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ GRÜNE)

    Unser Vorschlag dafür liegt seit langem auf dem Tisch. Berechenbarkeit, Verläßlichkeit und das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit sind wichtige Maximen der Steuer- und Finanzpolitik. Wir fordern die Bundesregierung auf: Verlassen Sie endlich den von Ihnen seit Jahren fortgesetzten Weg einer unverhüllten Politik für Spitzenverdiener und Großunternehmen. Machen Sie endlich eine Politik, die den Bürgern in unserem Lande gerecht wird, und stellen Sie sich endlich den Herausforderungen unserer Zeit.

    (Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ GRÜNE)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile dem Abgeordneten Schmitz (Baesweiler) das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Peter Schmitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich darf mich zunächst einmal an den Abgeordneten der PDS, der hier gesprochen hat, wenden und die Unterstellung, daß Schalck-Golodkowski Gast der Bayerischen Staatsregierung sei, zurückweisen. Sie sollten diese Geschichten endlich einmal abräumen; denn Sie haben mehr Dreck am Stecken als jeder andere. Darauf können Sie sich verlassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Herr Kollege Poß, wenn Sie hier wiederum das Junktim herstellen, das auch Herr Lafontaine versucht hat herzustellen, dann ist doch wohl in Wiederholung dessen, was mein Kollege Borchert gesagt hat, die Frage gestattet: Haben Sie denn nicht begriffen, daß Sie mit Ihren Ministerpräsidenten dies längst aufgegeben haben? Warum hätten sie denn sonst die Pressekonferenz abgesagt? Das muß doch auch einmal festgestellt werden.

    (Bohl [CDU/CSU]: Sehr gute Frage!)

    Meine Damen und Herren, mit der Einbringung dieses Haushaltes hätte ich eigentlich erwartet, daß die Opposition eine konstruktive Haltung einnähme und diese, die sicherlich nicht unbedingt mit unserer Haltung übereinzustimmen braucht, hier eingebracht hätte. Genau diese Alternative habe ich bisher in allen Reden, mit wenigen Rudimenten, nicht gefunden. Es zeugt nicht eben von intellektueller Redlichkeit — auch bei Herrn Lafontaine nicht — , daß er sich diesen Dingen ausschließlich aus einer Negativhaltung heraus nähert. Das hilft niemandem.

    (Matthäus-Maier [SPD]: Das stimmt nicht!)

    — Frau Kollegin Matthäus-Maier, das gilt auch für Sie.

    (Matthäus-Maier [SPD]: Da lachen ja die Hühner!)

    Diese Negativhaltung schafft keinen einzigen neuen Arbeitsplatz; das wissen Sie. Eine Opposition, die sich selbst in der Rolle des staatlichen Bedenkenträgers Nr. 1 versteht,

    (Matthäus-Meier [SPD]: Wer hat denn die Währungsunion vorgeschlagen?)

    ist nicht der richtige Ratgeber.
    Wenn Lafontaine hier wortreich einen nationalen Aufbauplan verkündet und dies einmal untersucht wird, dann stellen wir fest: Das ist alter Wein in neuen Schläuchen. Da ist nichts Neues festzustellen, meine Damen und Herren.
    Einen Beitrag der deutschen Sozialdemokratie allerdings sollte an dieser Stelle erwähnt werden: Im letzten Frühjahr noch, als es um die Finanzierung der damals noch bestehenden DDR und die Entwicklung der deutschen Einheit ging, war es doch das Bestreben der SPD-regierten Länder, ihre eigenen, sanierungsbedürftigen Haushalte zu retten. Ich kann es Ihnen leider nicht ersparen: Wenn Sie von vornherein bereit waren, an der Finanzierung der deutschen Einheit mitzuarbeiten, warum haben Sie dann eigentlich allen Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen die Mitteilung zugeschickt, welche Projekte nicht finanziert werden könnten — so Herr Schnoor —, wenn die Vorschläge der Bundesregierung Wirklichkeit würden?
    Meine Damen und Herren, ich will hier angesichts der Ermahnung des Präsidenten nicht von Doppelstrategie reden; innerlich habe ich dafür einen anderen Ausdruck. Derjenige, der sich so verhält und verhalten hat, der hat eigentlich das Etikett, das ich innerlich benutze, verdient. Sie haben sich von vornherein einer vernünftigen Finanzierung der deutschen Einheit auch deswegen, meine ich, entzogen, weil Lafontaine einen anderen Zeitplan hatte.
    Doch damit nicht genug. Weil man selbst in den angeblich so gut geführten Bundesländern Saarland, Bremen und Nordrhein-Westfalen nichts zuzusetzen hatte, mußten die neuen fünf Länder daran glauben. Das sind doch die Fakten. In den Einigungsvertrag wurde eine gestaffelte Umsatzsteuerverteilung hineingeschrieben, die für die Beitrittsländer zunächst nur 55 % des westlichen Anteils vorsah.
    Das Ergebnis heute nach der Einsicht — spät kommt ihr, aber ihr kommt — : Jetzt muß diese Passage des Vertrages außer Kraft gesetzt werden, damit die ach so armen westlichen Bundesländer in diesem Bereich für die nächsten Jahre auf Einnahmen verzichten. Sie sind quasi dazu gezwungen worden. Auch das ist so ein Stück Solidarität á la SPD.
    Bald beginnen übrigens die Verhandlungen zur Neuregelung des Länderfinanzausgleichs. Es wäre schön, wenn die West-Länder dann etwas schneller



    Hans Peter Schmitz (Baesweiler)

    bereit wären, den östlichen Ländern ein Stück weiter entgegenzukommen; wir sind sehr gespannt.
    Dies würde erleichtert, wenn es insbesondere den SPD-geführten Landesregierungen gelänge, ihre Finanzen zu sanieren. Leider habe ich in diesem Punkt keinen Anlaß zum Optimismus. Der Ministerpräsident im Saarland hat nur ein Wirtschaftswachstum von 1,9 % erzielt — bei einem Bundesdurchschnitt von 4,7 %. Dem Herrn Finanzminister Schleußer aus Düsseldorf fällt nur die uralte Forderung nach zusätzlichen Umsatzsteueranteilen ein, mehr nicht.
    Die Politik muß zukunftgerichtete, vor allen Dingen praktikable Konzeptionen anbieten. Ein solches Konzept ist dem Deutschen Bundestag heute von seiten der Bundesregierung vorgelegt worden. Zu diesem Entwurf des Haushaltes gibt es keinerlei Alternative. Der Entwurf des Haushaltes und seine Begleitgesetze bilden eine solide Grundlage zur Bewältigung der großen nationalen Aufgaben, denen Sie im Grunde genommen eine Verweigerungsstrategie entgegengesetzt haben.
    in diesem Haushaltsentwurf sind Zukunftsinvestitionen in Höhe von 55 Milliarden DM, die höchsten Investitionsleistungen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, eingestellt, Herr Kollege Wieczorek; das haben Sie alles vergessen.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wir vergessen gar nichts!)

    Man kann heute nicht deutlich genug sagen und nicht oft genug betonen, daß 81 Milliarden DM einigungsbedingter Ausgaben der Bund trägt.

    (Poß [SPD]: Alles auf Schulden finanziert!)

    — Darauf kommen wir gleich zu sprechen. — Niemand im westlichen Teil unseres Vaterlandes muß auf die gewohnten Sozialleistungen verzichten; in diesem Punkt wird doch eine Mär aufgebaut, die doch nicht stimmt. In den neuen Bundesländern werden sie selbstverständlich ebenfalls erbracht.
    Die Aufgaben, die uns mit der Wiedervereinigung Deutschlands erwachsen sind, gehen wir an, insbesondere die Aufgabe, den Menschen in Ost und West gleiche Lebensbedingungen zu schaffen. Das ist schwer genug; das geht nicht von heute auf morgen.
    Meine Damen und Herren Kollegen von der Opposition, von der SPD: Betrachten Sie es doch einmal im Zeitraffer: Erst seit dem 3. Oktober des letzten Jahres gibt es die Wiedervereinigung. Alles, was davor war, ist doch noch nicht lange her. Das, bei dem Sie eine Untergangsstimmung verbreiten, ist etwas Einmaliges, was wir bisher so noch nie gehabt haben, und deshalb gehen wir solide daran.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich ein weiteres in Erinnerung rufen: Frau Kollegin Matthäus-Maier, folgendes ist interessant — Sie waren damals noch Mitglied einer anderen Partei — : 1982 betrug die Nettokreditaufnahme 37,2 Milliarden DM. 1983 wären wir bei über 50 Milliarden DM Nettokreditaufnahme angelangt, ohne
    daß wir die Wiedervereinigung vor der Tür stehen hatten. Daran sind Sie gescheitert.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD)

    — Das war nicht 1983, verehrter Kollege; 1983 war die Ölpreiskrise vorbei; das müßten Sie wissen.
    Wenn die Union nicht die Regierungsverantwortung übernommen hätte, wenn nicht gespart worden wäre, wenn wir nicht ein Orientierungsziel gehabt hätten, nämlich die Schuldenaufnahme nicht höher steigen zu lassen als den Nettozuwachs des Bruttosozialproduktes, wenn es so weitergegangen wäre, wenn wir das fortgeschrieben hätten, wie Sie angefangen haben, dann hätten wir Ende 1991 eine Nettoneuverschuldung von mehr als 110 Milliarden DM gehabt. Das ist die Wahrheit.

    (Widerspruch bei der SPD)

    — Das wollen Sie nicht gerne hören; das weiß ich.
    Wir stellen uns den großen Herausforderungen, die sich in den neuen Bundesländern dadurch ergeben, daß unsere Mitbürger dort jetzt auf den Trümmern des Sozialismus sitzen. Deswegen sind die Beiträge von links außen, meine ich, nicht von großer Bedeutung.
    Wir werden von uns aus im nächsten Jahr immerhin schon 20 Milliarden DM und 1993 und 1994 jeweils 10 Milliarden DM weniger Schulden aufnehmen. Dies zeigt einmal mehr, daß wir von unseren erfolgreichen Grundsätzen — der Kollege Borchert hat das ja erklärt — nicht abgehen werden: Begrenzung der Nettoneuverschuldung und Kürzung der staatlichen Subventionen.
    Lassen Sie mich hier noch ein Wort sagen. Ich höre ja immer wieder diejenigen, die sagen: Subventionen müssen gestrichen werden. Liebe Kollegen aus dem Haushaltsausschuß, ich bin lange genug Mitglied dieses Ausschusses gewesen. Ich habe immer wieder welche erlebt, die zwar den Mund gespitzt haben, aber wenn es ums Pfeifen ging, waren keine Freiwilligen mehr da.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Ohne Zähne im Mund kann man nicht pfeifen!)

    Ich will ein typisches Beispiel dafür schildern: Da beklagte sich eben Kollege Urbaniak darüber, daß er vom Kollegen Zywietz darauf angesprochen wurde, Kürzungen im Bereich der Subventionen vorzunehmen.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wo ist der Zywietz?)

    Da sagte Kollege Walther: Da müssen wir ran, nämlich an die Knappschaft, an die Kohle, an die Landwirtschaft; alles andere sind Kleinigkeiten.
    Herr Kollege Urbaniak, ich habe es noch im Ohr, als die Landesregierung und die gesamte nordrheinwestfälische SPD bei der Petition der Bergleute von Rhein und Ruhr erklärten: Das dürft ihr aber nicht machen. Die Bundesregierung schafft mühsam einen Kompromiß, schwierig genug, und die SPD, auf der anderen Seite. Herr Kollege Walther, den ich sonst sehr schätze, sagt: Aber die Knappschaft muß gekürzt werden. Ich sag mal: Suchen Sie sich da in vernünfti-



    Hans Peter Schmitz (Baesweiler)

    ger Weise etwas aus! Zunächst kommt eine seriöse Untersuchung des Subventionskatalogs, und dann gehen wir gemeinsam an diese Fragen ran.
    Wenn dieses Angebot ein wirklich ernsthaftes Angebot ist, dann kann man darüber sprechen. Man kann nicht nach der Methode vorgehen: Wenn die CDU etwas vorschlägt, dann ist es schlecht, dann muß die SPD dagegen sein; wenn die SPD das aber vorschlägt, dann ist das richtig. Frau Kollegin MatthäusMaier, Sie gehören auch in diese Kategorie.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ein weiteres sagen: Diese Rasenmähermethode — ich sage das auch im Hinblick auf unseren Koalitionspartner — ist die einfachste Methode. Wir sollten uns darauf einigen, daß wir das miteinander vernünftig bereden können.
    Lassen Sie mich noch ein Wort zur Begrenzung der Nettoneuverschuldung sagen. Sie wissen sehr genau, daß der Präsident der Bundesbank rechtzeitig und für meine Begriffe auch zu Recht auf die Höhe der Nettoneuverschuldung hingewiesen hat.

    (Zuruf von der SPD: In einem Hearing!)

    — Sie haben das ja beantragt; das ist auch korrekt.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das ist auch gut gelaufen!)

    Der Finanzminister und die Bundesregierung standen vor der Frage, ob sie die Nettoneuverschuldung noch entsprechend erhöhen sollten. Sie wissen genau, wie die Bundesbank dann reagiert hätte. Dies wäre Gift für unsere Konjunktur gewesen, denn die Alternative wäre eine entsprechende Zinserhöhung gewesen. Das konnten wir nicht verantworten, so daß wir mit dieser maßvollen Steuererhöhung, so meine ich,

    (Matthäus-Maier [SPD]: 43 Milliarden DM!)

    den richtigen Weg gegangen sind. Wir werden durch die Umschichtung von 34 Milliarden DM — das hätten Sie einmal vormachen sollen — in dieser Richtung auch noch entsprechend einsparen.

    (Zuruf der Abg. Matthäus-Maier [SPD])

    Meine Damen und Herren, die in diesem Ausmaß von niemandem vorhergesehene Mehrbelastung
    — ich habe das eben schon gesagt — war eigentlich nur durch entsprechende und zeitlich begrenzte Steuererhöhungen aufzufangen. Jeder Bürger im Westen muß nach seiner Leistungsfähigkeit dazu beitragen, daß unser Gemeinwesen seinen Aufgaben gerecht bleiben kann. Unsere Landsleute im Beitrittsgebiet werden zu Recht geschont, wenn sie ihre Freibeträge von 600 DM bzw. 1 200 DM nutzen können. Sie wissen, wie das Lohnniveau dort ist. Die Leistungen, die im Westen verlangt werden, sind nach unserer Auffassung auch sozial ausgewogen. Der Solidaritätszuschlag orientiert sich an der Steuerprogression. Es ist nicht so, wie Sie behaupten. Wer viel hat, der muß auch einen weit höheren Beitrag leisten als derjenige, der wenig hat. Diejenigen, die keine Steuern zahlen, fallen da ohnehin heraus.
    Was will dagegen die SPD? Die SPD will schon den Facharbeiter mit 60 000 DM Jahreseinkommen voll belasten.

    (Matthäus-Maier [SPD]: 70 000 brutto, zu versteuerndes Einkommen!)

    Ich höre schon, wie Herr Poß und Frau MatthäusMaier — alle höre ich — fragen: Wo ist dieser Facharbeiter?

    (Matthäus-Maier [SPD]: 70 000 DM brutto!)

    — Das ist ganz einfach. Schalten Sie doch einmal Ihr Fernsehgerät ein; holen Sie sich per Teletext die Durchschnittsverdienste heran. Sie werden dann sehen, daß Sie sehr schnell bei dem Facharbeiter sind, den Sie vier Jahre lang mit 15 % belasten wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD — Zuruf von der SPD: Sie haben wirklich keine Ahnung!)

    Wir wollen in jedem Halbjahr 3,75 %.

    (Matthäus-Maier [SPD]: 48 000 DM ist der Durchschnittsverdienst! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Herr Kollege, ich bin gerne bereit, Ihnen das, was Sie als „Dummheit" bezeichnen, zu erläutern.

    (Poß [SPD]: Ahnungslosigkeit!)

    — Nein, nein, Sie haben „Dummheit" gesagt; ich höre noch sehr gut. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß dies die Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind.

    (Matthäus-Maier [SPD]: Welche?)

    Wenn Sie im übrigen auch die Zahlen der Statistischen Landesämter querrechnen, dann kommen Sie in bezug auf Nordrhein-Westfalen zu ganz anderen Ergebnissen. Sie wissen das. Wider besseres Wissen behaupten Sie etwas anderes.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Lassen Sie mich das auch einmal sagen: Wir haben doch nicht von ungefähr Ihr altes Stufensteuersystem abgeschafft. Wie wollen Sie jemandem klarmachen, daß Sie jemanden, der 59 999 DM verdient, nicht mehr belasten, daß Sie jedoch jemanden, der 60 001 DM verdient, belasten wollen? Meine Damen und Herren, das ist das alte System. Dahin wollen Sie wieder zurück. Wir fallen nicht darauf herein. Es ist auch nicht im Sinne unserer Mitbürger in den neuen Bundesländern.
    Wir haben die Steuern maßvoll erhöht.

    (Zuruf von der SPD: Das Maß ist voll!)

    Wir haben nicht, wie Sie es wollten, im vergangenen Herbst — ohne eine tatsächliche Grundlage zu haben — eine schlechte Stimmung herbeigeredet, um ideologisch motivierte Steuererhöhungen zur Verhinderung der Einheit zu nutzen. Das war doch Ihr Stil. Sie wollten sich doch gar nicht daran beteiligen.
    Wissen Sie, ich habe vor einiger Zeit, im Wahlkampf, ein Plakat gesehen.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Bösweiler, du lügst!)




    Hans Peter Schmitz (Baesweiler)

    — Herr Kollege Wieczorek, ich weise das zurück. Ihre Wahrheitsfindung ist nicht gerade großartig,

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Aber nachvollziehbar!)

    aber ich will Sie auf etwas hinweisen.

    (Zurufe von der SPD)

    — Nicht nachvollziehbar, nein; genau wie beim Kollegen Walther, nicht nachvollziehbar. — Ich habe im letzten Wahlkampf ein Plakat gesehen, mit dem Ihre Partei geworben hat. Auf dem Plakat stand — ich bitte die Kollegen aus den neuen Bundesländern, sich das einmal zu Gemüte zu führen — : „Die Deutsche Einheit kostet unser Geld. Bürger, wir müssen aufpassen."

    (Pfui-Rufe — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wer so etwas plakatiert, macht sich unglaubwürdig, wenn es um die Frage der Finanzierung der Deutschen Einheit geht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Wo haben Sie das gesehen?)

    — Ich bin gerne bereit, Ihnen das zur Verfügung zu stellen. — Das ist der Stil Lafontaines.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD: Wo war das Plakat?)

    — Ich bringe es Ihnen gern mit. Das tue ich mit dem größten Vergnügen.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Dann machen wir hier eine Plakatausstellung!)

    Meine Damen und Herren, die Wirtschaft, von deren Leistungskraft alles abhängt, kann sich auf unsere klare Politik verlassen. Wir verlieren die Herausforderung außerhalb der Bundesrepublik Deutschland auch für 1992 nicht aus dem Blick. Deshalb werden wir — das hat der Kollege Bohl gesagt — , wie bereits versprochen, rechtzeitig die Reform der Unternehmensbesteuerung anpacken. Darüber werden wir reden.
    Meine Damen und Herren, ich wiederhole, was ich eingangs gesagt habe: Besserwisserei und Rechthaberei — wie heute morgen in den Reden Lafontaines und einiger anderer Oppositionsredner zum Ausdruck gekommen — haben noch keinen Arbeitsplatz in den neuen Bundesländern geschaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie sollten damit aufhören, mit der sozialen Not der Menschen in den neuen Bundesländern Ihr politisches Spiel zu treiben.

    (Zuruf von der SPD: Sie haben sie doch verursacht!)

    Derjenige, der keine Alternative auf den Tisch des Hauses legt, hat im Grunde genommen die Herausforderung nicht begriffen und hat die Wiedervereinigung — sei es in der Sache oder auch persönlich — im Grunde genommen nicht gewollt. Das ist mein Eindruck.
    Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist entschlossen, diesem Haushalt zuzustimmen.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Warte doch erst mal! Das ist schon wieder ein Vorurteil!)

    — Regen Sie sich doch nicht auf, Herr Kollege! Ihr Blutdruck steigt immer mehr. Ich mache mir ja echte Sorgen um Sie, Herr Kollege Wieczorek. Natürlich unterstelle ich Ihnen, daß Sie bei den Haushaltsberatungen mitarbeiten. — Wir gehen davon aus, daß wir diesen Haushalt, der solide finanziert ist, so verabschieden werden.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Mein Gott! Der Kerl lügt wie gedruckt!)