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    Plenarprotokoll 12/13 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 13. Sitzung Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 643 A Tagesordnungspunkt 1: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Privatisierung von Unternehmen und zur Förderung von Investitionen (Drucksachen 12/204, 12/216) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Spaltung der von der Treuhandanstalt verwalteten Unternehmen (Drucksachen 12/205, 12/214) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksachen 12/206, 12/215) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Strafprozeßordnung (Drucksachen 12/209, 12/218) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung und bei der Bundesanstalt für Arbeit (Drucksache 12/208) f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Jahre 1991 (Drucksache 12/197) g) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Erneute Überweisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 12/210) 643 C Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1991 (Haushaltsgesetz 1991) (Drucksache 12/100) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1990 bis 1994 (Drucksache 12/101) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte sowie über strukturelle Anpassungen in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Haushaltsbegleitgesetz 1991) (Drucksache 12/221) in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Hans H. Gattermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung von Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen im Beitrittsgebiet sowie zur Änderung steuerrechtlicher und anderer Vorschriften (Steueränderungsgesetz 1991) (Drucksache 12/219) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dr. Kurt Faltlhauser, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie dem Abgeordneten Hans H. Gattermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung eines befristeten Solidaritätszuschlags und zur Änderung von Verbrauchsteuer- und anderen Gesetzen (Solidaritätsgesetz) (Drucksache 12/220) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 645 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlandes 656B Hans H. Gattermann FDP . 659C, 712A, 723B, 728A, 733 C Friedrich Bohl CDU/CSU 665 A Dr. Ulrich Briefs PDS/Linke Liste . 670A, 708C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . . 673B Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 677D Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . . . 681 B Jochen Borchert CDU/CSU 687 C Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD 689C, 690C, 718A, 720C Ingrid Matthäus-Maier SPD 692 B Bernd Henn PDS/Linke Liste 692 C Werner Zywietz FDP 694 D Helmut Esters SPD 695 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . 695D Hans-Eberhard Urbaniak SPD 696A Joachim Poß SPD 697 D Gunnar Uldall CDU/CSU 702 B Hans Peter Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 704 B, 708A, 713A Rudi Walther SPD 707C, 708B Ingrid Matthäus-Maier SPD 707 D Hermann Rind FDP 709 A Rudi Walther SPD 709 D Achim Großmann SPD 712D Dr. Emil Schnell SPD 713B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 716D Ernst Schwanhold SPD 717 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 719A Manfred Hampel SPD 721 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 722A Dr. Hermann Otto Solms FDP 722 D Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU 724 D Jürgen Koppelin FDP 725 C Reiner Krziskewitz CDU/CSU 728 C Gunnar Uldall CDU/CSU 730A Joachim Poß SPD 731 C Dr. Kurt Faltlhauser CDU/CSU . . . 732A Dankward Buwitt CDU/CSU 732 D Beratung und Abstimmung über den Antrag der PDS/Linke Liste auf Änderung der Tagesordnung und des Tagesortes Dr. Barbara Höll PDS/Linke Liste 654 D Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 655A Dr. Peter Struck SPD 655 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) FDP . . 655 C Werner Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE 655 D Nächste Sitzung 734 C Berichtigung 734 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 735* A Anlage 2 Deichsicherheit an der Unterelbe angesichts der zu erwartenden Änderung der Tidedynamik MdlAnfr 68, 69 — Drs 12/159 —Dr. Margrit Wetzel SPD SchrAntw PStSekr Neumann BMFT 335* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 643 13. Sitzung Bonn, den 12. März 1991 Beginn: 10.01 Uhr
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    Berichtigung 12. Sitzung, Seite III, linke Spalte, 6. Zeile von unten: Bei dem Namen ,Eimer (Fürth)' ist statt „SPD" „FDP" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 12. 03. 91 * Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 03. 91 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 12. 03. 91 ** Brandt, Willy SPD 12. 03. 91 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 12. 03. 91 * Dr. Däubler-Gmelin, SPD 12. 03. 91 Herta Doss, Hansjürgen CDU/CSU 12. 03. 91 Funke, Rainer FDP 12. 03. 91 Göttsching, Martin CDU/CSU 12. 03. 91 Grochtmann, Elisabeth CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Guttmacher, FDP 12. 03. 91 Karlheinz Dr. Hennig, Ottfried CDU/CSU 12. 03. 91 Heyenn, Günther SPD 12. 03. 91 Horn, Erwin SPD 12. 03. 91 ** Ibrügger, Lothar SPD 12. 03. 91 ** Jaunich, Horst SPD 12. 03. 91 Kossendey, Thomas CDU/CSU 12. 03. 91 Krause (Dessau), CDU/CSU 12. 03. 91 Wolfgang Dr. Kübler, Klaus SPD 12. 03. 91 Lowack, Ortwin CDU/CSU 12. 03. 91 ** Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 12. 03. 91 Erich Dr. Müller, Günther CDU/CSU 12. 03. 91 * Paintner, Johann FDP 12. 03. 91 Rawe, Wilhelm CDU/CSU 12. 03. 91 Reddemann, Gerhard CDU/CSU 12. 03. 91 * Dr. Reinartz, Bertold CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Scheer, Hermann SPD 12. 03. 91 * Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 12. 03. 91 Dr. Schneider CDU/CSU 12. 03. 91 (Nürnberg), Oscar Schulte (Hameln), SPD 12. 03. 91 ** Brigitte Sielaff, Horst SPD 12. 03. 91 Dr. Sperling, Dietrich SPD 12. 03. 91 Dr. Töpfer, Klaus CDU/CSU 12. 03. 91 Weiß (Berlin), Konrad Bündnis 90/ 12. 03. 91 DIE GRÜNEN Welt, Hans-Joachim SPD 12. 03. 91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Neumann auf die Frage der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel (SPD) (Drucksache 12/159 Fragen 68 und 69): Zu Frage 68: Das Forschungsprojekt „Rezente Wasserstandsänderungen an der Deutschen Nordseeküste - Numerische Simulation" wurde vom Bundesminister für Forschung und Technologie (BMFT) für einen Zeitraum von drei Jahren (1. 7. 1987-30. 6. 1990) gefördert. Die Arbeiten haben gezeigt, daß die angewandten numerischen Modelle gute Ergebnisse bezüglich des Tideablaufs (Normaltiden und Sturmfluten) liefern und somit für die Vorhersage von Änderungen des Tideverhaltens in der Deutschen Bucht, verursacht durch einen Meeresspiegelanstieg, verwendet werden können. Die Simulationen eines erhöhten Meeresspiegels ergaben, daß insbesondere in den flachen Gebieten der Deutschen Bucht mit Änderungen der Tidedynamik zu rechnen ist. Dies trifft sowohl für Normaltiden als auch für Sturmfluten zu. Es ist mit Veränderungen der Erosions- und Sedimentationsmuster in den Wattengebieten und Verschiebungen der Brackwasserzonen in den Ästuaren (Flußmündungsgebiete) zu rechnen, die zur Quantifizierung jedoch weiterer Untersuchungen bedürfen. Unmittelbare Konsequenzen für den Deichbau ergeben sich aus den Ergebnissen des Vorhabens bisher nicht. Im zwischenzeitlich geförderten Anschlußprojekt „Simulationen von Wasserstandsänderungen an der Deutschen Nordseeküste und in den Ästuaren" sollen die Folgen eines beschleunigten Meeresspiegelanstiegs auf die Ästuare (z. B. Verlagerung der Schwebstoffzonen, Veränderung der Strömungsverhältnisse unter Berücksichtigung sich hydrologisch verändernder Bedingungen im Ober- und Unterlauf des Ästuars, Änderung der Windstaukurven und Strömungsverhältnisse bei Extremwetterlagen) untersucht werden. Auf die Frage, ob es möglich ist, zusätzliche Zerstörungspotentiale durch Veränderungen der Tidedynamik infolge einer Vertiefung der Unterelbe auf 15 m unter MTNV zu berechnen, ist folgendes zu sagen: Der Bundesminister für Verkehr läßt von der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes zur Zeit eine Fahrwasseranpassung der Elbe unterhalb von Hamburg aus Anlaß der weltweit gestiegenen Anforderungen des Containerschiffsverkehrs untersuchen. Verschiedene Fahrwasservarianten und deren Auswirkungen auf die Tideenergie werden nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik zuverlässig mit mathematischen Simulationsmodellen berechnet. Hiermit wird die Grundlage für die Optimierung von ökonomischen und ökologischen Fragestellungen der Verkehrsplanung ermöglicht. Der Begriff „Zerstörungspotentiale" ist fachwissenschaftlich nicht gebräuchlich und sollte in diesem Zu- 736* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 12. März 1991 sammenhang nicht verwendet werden. Zu der Frage, ob es Wasserbaumaßnahmen gibt, die grundsätzlich geeignet sind, dem Zerstörungspotential des allgemeinen Tidenhöhenanstiegs sowie sturmfluterzeugenden Windlagen entgegenzuwirken und umgekehrt, antworte ich folgendes: Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, durch Wasserbaumaßnahmen, wie z. B. Buhnen, die Rauheiten im Randbereich des Flußbettes zu erhöhen und damit eine entsprechend erhöhte Tideenergieumwandlung herbeizuführen. Dabei ist jedoch abzuwägen, ob diese Maßnahmen ökonomisch und ökologisch angemessen sind, insbesondere weil eine sehr geringe Änderung der mittleren Tidewasserstände zu erwarten ist. Eine abschließende Beurteilung wird nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse erfolgen. Bei Sturmfluten herrschen meteorologisch bedingt bereits stark erhöhte Wasserstände im Elbe-Ästuar, so daß bei diesen Bedingungen die örtlich nur im Fahrrinnenbereich vorgenommene Vertiefung einen noch geringeren Einfluß hat. Zu Frage 69: Meeresspiegeländerungen sind im Rahmen natürlicher Schwankungen seit langen Jahren bekannt. Gegenwärtig hat es den Anschein, als ob wir uns in einer Phase des Meeresspiegelanstiegs befinden. So ist seit Beginn dieses Jahrhunderts der Meeresspiegel im Bereich der Nordsee um 14 plus/minus 5 cm gestiegen. Ob hierfür ausschließlich natürlich oder auch durch menschliche Aktivitäten angestoßene Ursachen verantwortlich sind, kann derzeit — so sagen es die den Bundesminister für Forschung und Technologie beratenden Wissenschaftler — nicht eindeutig beantwortet werden. Auch sind sich die Wissenschaftler darin einig, daß die zukünftige Veränderung des Meeresspiegels neben geologischen Bedingungen (Hebungen/Senkungen der norddeutschen Tiefebene) ganz wesentlich auch von der künftigen Entwicklung des Klimas abhängt. In welchem Ausmaß aufgrund von Klimaänderungen der Meeresspiegel steigt, ist in der Wissenschaft allerdings umstritten. Prognosen reichen von 15 cm bis 150 cm für das kommende Jahrhundert. Die wohl komplexeste Modellrechnung u. a. zu diesem Themenkreis hat das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Klimarechenzentrum kürzlich vorgelegt. Hier gehen die Wissenschaftler von einer thermisch bedingten Anhebung des Meeresspiegels von 16 cm für die nächsten 100 Jahre aus. Welche Folgen hiermit verbunden sind, soll im Rahmen eines BMFT-Förderschwerpunkts „Folgen einer möglichen Klimaänderung" wissenschaftlich bearbeitet werden. Zu der Frage, ,gibt es Maßnahmen zur Verhinderung einer Verschiebung der Brackwasser-Zonen, die aufgrund veränderter Tidedynamik entgegenwirken können, wenn ja, welche?' folgendes: Der Bundesregierung liegen abgesicherte Erkenntnisse über Verschiebungen der Brackwassergrenze in der Unterelbe bisher nicht vor. Alle Maßnahmen an Küstengewässern stellen einen Eingriff in äußerst sensible hydrodynamische und ökologische Systeme dar und bedürfen als Planungsgrundlage umfassender ökosystemarer Untersuchungen. Es wird auf die Antwort in Zusatzfrage 68.2 verwiesen. Die Frage, durch welche Maßnahmen ein Vordringen der Salzfront flußaufwärts und eine Beeinträchtigung des Grundwassers im Einflußbereich der Unterelbe zu verhindern wäre, kann ich sagen: Ökosystemare Untersuchungen schließen die Erkundung der Auswirkung einer potentiellen Verschiebung der Brackwasserzone auf das ufernahe Grundwasser mit ein. Eine Beurteilung wird nach Vorliegen entsprechender Untersuchungsergebnisse im Einvernehmen mit den für den Grundwasserschutz zuständigen Elbeanliegerländern erfolgen.
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    Rede von Jochen Borchert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Bis zu der Rede des Kollegen Wiezcorek hatte ich den Eindruck, daß sich die SPD-Fraktion aus der haushalts- und steuerpolitischen Debatte abgemeldet hatte.

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Der Lafontaine versteht ja nichts davon!)

    Sie überläßt diesen wichtigen Bereich zunehmend den SPD-geführten Ländern: die Steuerfragen dem Ministerpräsidenten Engholm und die Haushaltsfragen dem Ministerpräsidenten Lafontaine.
    Vergangene Woche war zu hören: Die Ministerpräsidenten geben ihr Junktim bei der Vermögen- und Gewerbekapitalsteuer auf. Sie erklären ihre Zustimmung zum Steuerpaket der Bundesregierung, ohne dies weiterhin mit der Frage der Abschaffung der Vermögensteuer und der Gewerbekapitalsteuer zu verknüpfen.

    (Matthäus-Maier [SPD]: Das ist aber eine glatte Unwahrheit, Herr Kollege!)

    Gleichzeitig wird betont, daß die Länder beim Wegfall der Vermögen- und Gewerbekapitalsteuer für die Steuerausfälle entschädigt werden müßten. Der SPD hat dies die Sprache verschlagen. Sie hat eine Pressekonferenz sofort abgesagt.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

    Beim Abbau der ertragsunabhängigen Steuern im Rahmen unserer Unternehmenssteuerreform kann ich somit eine breite parlamentarische Mehrheit feststellen.
    Diese Woche hieß es: Die SPD-Fraktion verzichtet darauf, auf die Einbringungsrede des Finanzministers zum Bundeshaushalt 1991 unmittelbar zu antworten. Sie überläßt dies dem selbsternannten haushaltspolitischen Sprecher aus dem Saarland.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Welche Befähigung bringt er dafür mit? Zum zweiten
    Mal nacheinander — ich weiß ja, daß Sie das nicht
    gern hören — hat der Landesrechnungshof den Haus-



    Jochen Borchert
    halt des Saarlandes als verfassungswidrig bezeichnet.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: So ist es! — Hört! Hört!)

    Wörtlich erklärt der Präsident des Landesrechnungshofes:
    Der Rechnungshof hält an seiner Auffassung fest, daß die Haushalte für die Rechnungsjahre 1988, 1989 und 1990 mit der Landesverfassung nicht in Einklang stehen.
    „Oskar im Minus", so stand es kürzlich in einer großen Zeitung. Für die SPD aber ist dies ein Testat, das Lafontaine befähigt, hier in der Haushaltsdebatte zu sprechen.
    Zu Beginn Ihrer Rede, Herr Kollege Wieczorek, hatte ich den Eindruck, es wäre besser gewesen, die SPD hätte Sie gleich sprechen lassen. Aber dieser Eindruck hat sich bei mir nachher wieder gelegt.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

    Bundesfinanzminister Waigel hat heute einen Haushalt eingebracht, der den innen- und außenpolitischen Aufgaben dieses Jahres gerecht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Makulatur ist der!)

    Der Aufbau der neuen Bundesländer, unsere notwendige finanzielle Beteiligung am Golfkrieg und die Unterstützung der ost- und südosteuropäischen Länder sind für die Finanzpolitik eine besondere Herausforderung.
    Mitte November 1990 hat das Bundeskabinett die Eckwerte zum Haushalt 1991 und zum Finanzplan 1994 beschlossen. Im einzelnen wurden für den Bundeshaushalt 1991 und den Finanzplan 1990 bis 1994 folgende Eckwerte festgelegt: Nettokreditaufnahme 1991: Begrenzung auf 70 Milliarden DM. Wir haben dies eingehalten. Des weiteren: stufenweise Rückführung der Nettokreditaufnahme in den Folgejahren auf 30 Milliarden DM im Jahre 1994. Auch dies wird in der mittelfristigen Finanzplanung eingehalten.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Das ist doch ein Märchen!)

    Ferner: mittelfristiger Ausgabenanstieg: durchschnittlich 2 %.
    Zur Einhaltung der Eckwerte wird der Bundeshaushalt um rund 35 Milliarden DM im Jahre 1991 — ansteigend auf 70 Milliarden DM 1994 — entlastet. Wir entlasten ihn in diesem Jahr um 37 Milliarden DM.
    Die Kernaussage war: Wir werden die Einheit Deutschlands aus Umschichtungen, aus Einsparungen, aus einer vorübergehend höheren Nettokreditaufnahme und aus den Erträgen der deutschen Einheit finanzieren. Im April 1990, vor knapp einem Jahr, hat auch die Kollegin Frau Matthäus-Maier dies so gesehen und ausgeführt:

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Jetzt geht sie gerade!)

    Auf die Dauer lassen sich die Kosten der Einheit, also
    unsere Investitionen in eine gemeinsame Zukunft, aus
    dem zusätzlichen Wachstum und dem Abbau der Kosten der Teilung finanzieren.

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Das verschlägt ihr die Sprache! Deswegen geht sie jetzt!)

    Wir werden in beiden Teilen Deutschlands reicher und nicht ärmer.
    Gleichzeitig haben wir damals gesagt, daß die Einheit Deutschlands nicht zum Nulltarif zu haben ist.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Aus dem Wachstum wird sie finanziert!)

    — Natürlich aus dem Wachstum, aber eben nicht zum Nulltarif. Wir haben auch gesagt, daß wir den Bürgern mit Umschichtungen und Einsparungen Belastungen zumuten.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wo sind die?)

    Voraussetzung, um diesen Weg konsequent zu gehen, ist die konsequente Umsetzung der Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft in den neuen Ländern bei gleichzeitig hohem wirtschaftlichen Wachstum in ganz Deutschland. Hierfür die Rahmenbedingungen zu erhalten ist die wichtigste Aufgabe der Haushaltsund Steuerpolitik.
    Herr Lafontaine hat heute morgen gesagt: Die Koalition wollte die Einheit, aber sie hatte dafür kein wirtschaftspolitisches Konzept. Lafontaine hatte und brauchte kein wirtschaftspolitisches Konzept; denn ich glaube, er wollte die Einheit nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Seit Herbst vergangenen Jahres hat sich die Welt verändert. Wir alle sind froh, daß der Krieg im Nahen Osten zur Durchsetzung der UN-Resolutionen beendet ist. An dieser UN-Aktion haben wir uns finanziell beteiligt.
    Herr Kollege Wieczorek, ich hatte bei Ihnen über lange Zeit den Eindruck, daß Sie und die SPD nicht bereit sind, sich an dieser Aktion der Völkergemeinschaft solidarisch zu beteiligen. Ich sage ganz offen: Wir haben uns daran beteiligt und wir wollten das auch; denn wir sind verpflichtet, die UN auch bei einer solchen Aktion solidarisch zu unterstützen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben bis heute 17 Milliarden DM aufgewendet: unmittelbare finanzielle Leistungen an die Alliierten, Materiallieferungen und humanitäre Soforthilfen für die betroffenen Länder. Dies alles sind Ausgaben, die im Herbst vergangenen Jahres nicht vorhersehbar waren. Diesen Zusatzbedarf kann der Bund mit den vorhandenen Finanzausstattungen nicht abdecken. Diese neu hinzugekommenen internationalen Verpflichtungen konnten und wollten wir mitfinanzieren.
    Andererseits aber müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um einheitliche Lebensverhältnisse in ganz Deutschland sicherzustellen. Ohne Verbesserungen auf der Einnahmeseite sind die nationalen und internationalen Aufgaben 1991 nicht zu bewältigen. Höhere Einnahmen lassen sich grundsätzlich auf zwei Wegen erzielen: entweder die Steuern anheben oder eine höhere Nettokreditaufnahme in Kauf nehmen.



    Jochen Borchert
    Dabei ist aber darauf zu achten, daß Auswirkungen auf Wachstum, Konjunktur und Preisstabilität so gering wie möglich bleiben.
    Die CDU/CSU-Fraktion und die Koalition haben sich aus wirtschaftspolitischen Gründen für Steuererhöhungen entschlossen. Wir erhöhen die Steuern um rund 17 Milliarden DM, wobei der Solidaritätszuschlag auf die Lohn- und Einkommensteuer sowie auf die Körperschaftsteuer auf ein Jahr begrenzt wird.
    Wenn hier immer die Vermögen- und Gewerbekapitalsteuer angeführt werden, muß man zweierlei sagen:
    Erstens. Wir wollen sie in der ehemaligen DDR, in den neuen Bundesländern, nicht einführen; ich glaube, dies ist richtig.
    Zweitens. Ihre Abschaffung tritt nicht jetzt, sondern gegen Ende der Legislaturperiode in Kraft. Der dadurch bedingte Einnahmeausfall wird durch Streichungen bei Subventionen, vor allen Dingen durch Streichung bei degressiven Abschreibungen, kompensiert. Dies werden wir mit dem Steuerpaket vorlegen.

    (Poß [SPD]: Das ist das Prinzip Hoffnung, Herr Kollege!)

    Nur, wer die Abschaffung der Vermögen- und Gewerbekapitalsteuer heute als Finanzierungsmöglichkeit für 1991 oder 1992 vorschlägt, der hat offensichtlich das ganze Paket nicht begriffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP — Müller [Wadern] [CDU/ CSU]: Das ist der Punkt!)

    Ein solcher Vorschlag zeigt, wie unsolide die Vorschläge der SPD insgesamt sind.

    (Müller [Wadern] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Bei solch unsoliden Vorschlägen wundert es mich natürlich nicht, daß in den 70er Jahren SPD-Finanzminister reihenweise zurückgetreten sind.
    Die Auswirkungen auf Wachstum und Konjunktur werden mit diesen Maßnahmen so gering wie möglich gehalten, da der leistungsfreundliche Einkommensteuertarif auf Dauer erhalten bleibt. Bei einer Ausweitung der Nettokreditaufnahme über die Grenze von 70 Milliarden DM hinaus wären langfristig negative Auswirkungen auf Wachstum und Konjunktur und damit auf Preisniveau und Beschäftigung in Kauf zu nehmen. Hierauf hat die Deutsche Bundesbank zu Recht hingewiesen.
    Aus heutiger Sicht ist das beschlossene Steuerpaket mit der Komponente der zeitlichen Begrenzung der bessere Weg. Die Steuererhöhungen sind durch nicht vorhersehbare Ereignisse im Nahen Osten und in Süd- und Südosteuropa begründet.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Ohne Steuererhöhungen hätten die Kosten dieser internationalen Aufgaben nur zu Lasten der Leistungen des Bundes für die neuen Länder finanziert werden können.
    Der vorgelegte Haushaltsentwurf enthält Ausgab en von rund 80 Milliarden DM für die neuen Bundesländer. Ohne die finanziellen Leistungen für den Golfkrieg und ohne die notwendigen Hilfen für die osteuropäischen Länder hätten wir rund 100 Milliarden DM für den Aufbau der neuen Bundesländer einsetzen können.
    Wer die Steuererhöhungen zur Finanzierung der zusätzlichen Verpflichtungen ablehnt, der bürdet diese Last den Schwächsten, nämlich den neuen Bundesländern, auf. Dies war und ist für uns keine Alternative.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir sagen ja zu unseren internationalen Verpflichtungen, und wir sagen ja zur Hilfe für den Aufbau der neuen Bundesländer. Ohne Steuererhöhungen wären diese Aufgaben nicht gleichzeitig im notwendigen Umfang zu erfüllen gewesen.

    (Poß [SPD]: Das konnten Sie aber schon eher wissen!)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Borchert, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Wieczorek?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Wieczorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Borchert, würden Sie mir einmal sagen, wie die 100 Milliarden DM an Hilfen für die neuen Bundesländer von Ihnen finanziert worden wären? Gehe ich recht in der Annahme, daß sie weiter auf Pump finanziert worden wären?