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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 12/9 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 9. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 21. Februar 1991 Inhalt: Verzicht der Abg. Dr. Worms und Dr. Geisler (Radeberg) auf die Nlitqliedschaft im Deutschen Bundestag 339 A, B Eintritt des Abg. Hüppe und der Abg. Frau Michalk in den Deutschen Bundestag . . 339 A, B Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 339 B Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Dr. Vogel 345 A Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Finanzpolitik im vereinten Deutschland Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . , 340 A Thierse SPD 345 A Borchert CDU/CSU 348 B Dr. Briefs PDS/Linke Liste 350 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 352 A Reuschenbach SPD 354 C Schulz (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE . . 356 A Dr. Graf Lambsdorff FDP . . . . 358 A, 362 A Wagner, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz 358 C Wedemeier, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen 361 C Dr. Weng (Gerlingen) FDP 365 C Dr. Schumann (Kroppenstedt) PDS/Linke Liste 367 B Esters SPD 368 B Dr. Rose CDU/CSU 370 B Bernrath SPD 373 A de Maizière CDU/CSU 374 D Frau Marx SPD 376 C Dr. Thalheim SPD (Erklärung nach § 30 GO) 377 B Präsidentin Dr. Süssmuth 355 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Privatisierung von Unternehmen und zur Förderung von Investitionen (Drucksache 12/103) b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Spaltung der von der Treuhandanstalt verwalteten Unternehmen (Drucksache 12/105) Dr. Kinkel, Bundesminister BMJ 378 A Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 379 D Helmrich CDU/CSU 383 D Dr. Heuer PDS/Linke Liste 385 C Frau Leutheusser-Schnarrenberger FDP . 386 D Dr. Ullmann Bündnis 90/GRÜNE . . . . 388 A Dr. Freiherr von Stetten CDU/CSU . . . 389 B Türk FDP 391 C Nitsch CDU/CSU 392 C Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Altestenrates: Rechtsstellung von Bündnis 90/GRÜNE im 12. Deutschen Bundestag (Drucksache 12/149) II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Februar 1991 b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Altestenrates: Rechtsstellung der PDS/Linke Liste im 12. Deutschen Bundestag (Drucksache 12/150) Zusatztagesordnungspunkt 2: Beratung des Antrags der Abgeordneten der PDS/Linke Liste: Fraktionsstatus gemäß § 10 Abs. 1 Satz 2 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 12/86) Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten von Bündnis 90/GRÜNE Erteilung eines Grundmandats für die Besetzung der Gremien — Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission — Mitglieder des Vertrauensgremiums gem. § 10a Abs. 2 BHO — Mitglieder des Gremiums gem. § 9 Abs. 1 des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Art. 10 Grundgesetz) (Drucksache 12/109) Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags des Abgeordneten Dr. Gysi und der Abgeordneten von PDS/ Linke Liste: Berücksichtigung aller Gruppen und Fraktionen des Bundestages bei der Besetzung der Ausschüsse und sonstigen vom Bundestag zu bestimmenden Besetzungen (Drucksache 12/115) Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Abgeordneten von Bündnis 90/GRÜNE: Änderung der Geschäftsordnung für den Ausschuß nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) (Drucksache 12/110) Dr. Riege PDS/Linke Liste 393 D Frau Köppe Bündnis 90/GRÜNE 394 D Bohl CDU/CSU 395 C Dr. Struck SPD 396 B Dr. Gysi PDS/Linke Liste 396 D Lühr FDP 397 B Tagesordnungspunkt 3: Einsetzung von Gremien und Wahlen a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Einsetzung der Parlamentarischen Kontrollkommission gemäß §§ 4 und 5 Abs. 4 des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes (Drucksache 12/108) b) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Einsetzung des Vertrauensgremiums gemäß § 10a Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksache 12/106) c) Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission gemäß §§ 4 und 5 Abs. 4 des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes (Drucksachen 12/88, 12/112, 12/137) Ergebnis 431 A d) Wahl der Mitglieder des Vertrauensgremiums gemäß § 10a Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksachen 12/89, 12/113, 12/138) Ergebnis 431 B e) Wahl der Mitglieder des Gremiums gemäß § 9 Abs. 1 des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Artikel 10 Grundgesetz) (Drucksachen 12/90, 12/114, 12/139) Ergebnis 407 B f) Wahl der Wahlmänner für die vom Bundestag zu berufenden Richter des Bundesverfassungsgerichts gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht (Wahlmännerausschuß) (Drucksache 12/91 [neu]) Ergebnis 431 B g) Wahl der Mitglieder kraft Wahl des Ausschusses für die Wahl der Richter der obersten Gerichtshöfe des Bundes gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes (Richterwahlausschuß) (Drucksache 12/92 [neu]) Ergebnis 431 C h) Wahl der Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses nach Artikel 53 a des Grundgesetzes (Drucksache 12/93) i) Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Ausschusses nach Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) (Drucksachen 12/94, 12/111, 12/141) j) Wahl der Mitglieder des Wahlprüfungsausschusses gemäß § 3 Abs. 2 Wahlprüfungsgesetz (Drucksachen 12/95, 12/142) k) Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung gemäß § 6 Abs. 1 und 2 des Gesetzes über die Errichtung einer Schuldenverwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes und § 2 der Verordnung über die Bundesschuldenverwaltung (Drucksachen 12/96, 12/144) 1) Wahl der vom Bundestag zu bestimmenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt gemäß § 313 Abs. 1 und 2 des Lastenausgleichsgesetzes (Drucksachen 12/97, 12/145) m) Wahl der vom Deutschen Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Infrastrukturrats beim Bundesminister für Post und Telekommunikation gemäß § 32 des Poststrukturgesetzes (Drucksachen 12/98, 12/146) n) Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Programmbeirats der Deutschen Bundespost gemäß §§ 1 und 2 der Geschäftsordnung des Beirats zur Bestimmung der Anlässe für die Ausgabe von Sonderpostwertzeichen ohne Zuschlag der Deutschen Bundespost (Programmbeirat) (Drucksachen 12/99, 12/147) o) Wahl der vom Bundestag vorzuschlagenden Mitglieder des Kunstbeirats der Deutschen Bundespost gemäß §§ 1 und 2 der Geschäftsordnung des Beirats für die graphische Gestaltung der Postwertzeichen der Deutschen Bundespost (Drucksachen 12/102, 12/148) 399 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Wahlvorschlag für die Wahl der Schriftführer gemäß § 3 der Geschäftsordnung (Drucksache 12/87) 399 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Entsendung von Beobachtern in das Europäische Parlament (Drucksache 12/107) Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Entsendung von Beobachtern in das Europäische Parlament (Drucksache 12/118) Zusatztagesordnungspunkt 9: Beratung des Antrags der Abgeordneten von Bündnis 90/GRÜNE: Entsendung von Beobachtern in das Europäische Parlament (Drucksache 12/134) Zusatztagesordnungspunkt 10: Beratung des Antrags der Abgeordneten von PDS/Linke Liste: Entsendung von Beobachtern in das Europäische Parlament (Drucksache 12/135) Dr. Rüttgers CDU/CSU 401 D Dr. Struck SPD 402 C Dr. Hoyer FDP 402 D Dr. Riege PDS/Linke Liste 403 B Poppe Bündnis 90/GRÜNE 403 D Zusatztagesordnungspunkt 11: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Situation in Jugoslawien Irmer FDP 404 B Dr. Glotz SPD 405 B Vogel (Ennepetal) SPD 405 D Dr. Modrow PDS/Linke Liste 406 C Poppe Bündnis 90/GRÜNE 407 C Frau Dr. von Teichmann und Logischen FDP 408 C Verheugen SPD 409 C Schäfer, Staatsminister AA 410 C Dr. Stercken CDU/CSU 411 D Dr. Soell SPD 412 B Reddemann CDU/CSU 413 B Koschnick SPD 414 A Dr. Müller CDU/CSU 415 A Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . 415 D Vizepräsidentin Schmidt 416 B Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Strafprozeßordnung (Drucksache 12/104) Zusatztagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einschränkung von Rüstungsexporten (Drucksache 12/120) Zusatztagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Einschränkung von Rüstungsexporten (Drucksache 12/119) Zusatztagesordnungspunkt 14: Beratung des Antrags der Abgeordneten Lederer und der Abgeordneten von PDS/ Linke Liste: Rüstungsexportverbot ins Grundgesetz — Stopp der Rüstungsproduktion (Drucksache 12/116) Kittelmann CDU/CSU 416 D Bachmaier SPD 418 C Kittelmann CDU/CSU 419 D Eylmann CDU/CSU 421 C Dr. Gysi PDS/Linke Liste 423 A IV Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Februar 1991 Dr. Kolb FDP 424 A Frau Wollenberger Bündnis 90/GRÜNE 425 C Möllemann, Bundesminister BMWi . . 426 D Eylmann CDU/CSU 428 D Dr. Ullmann Bündnis 90/GRÜNE . . . 429 B Poppe Bündnis 90/GRÜNE 430 A Tagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags des Abgeordneten Thierse, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verlängerung der Aussetzung der Zins- und Tilgungsleistungen auf Altkredite im Bereich der Landwirtschaft der neuen Bundesländer (Drucksache 12/13) Dr. Thalheim SPD 431 D Dr. Krause (Bonese) CDU/CSU 434 A Oostergetelo SPD . . . . 436 A, 438 C, 442 A Dr. Thalheim SPD . . . . 436 B, 441 A, 442 B Kalb CDU/CSU 436 C Dr. Schumann (Kroppenstedt) PDS/Linke Liste 436 D Türk FDP 438 A Dr. Feige Bündnis 90/GRÜNE 439 C Gallus, Parl. Staatssekretär BML 440 C Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" (Drucksache 12/22) 443 C Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 20. November 1989 über die Rechte des Kindes (Drucksache 12/42) Dr. Kinkel, Bundesminister BMJ 443 D Dr. Pick SPD 445 B Seesing CDU/CSU 445 D Frau Dr. Höll PDS/Linke Liste 447 A Frau Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . . . 448 A Frau Leutheusser-Schnarrenberger FDP . 448 B Schmidt (Salzgitter) SPD 449 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Frau Köppe, Dr. Feige, Poppe, Frau Schenk, Schulz (Berlin), Dr. Ullmann, Weiß (Berlin) und Frau Wollenberger (Bündnis 90/GRÜNE) eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Befreiung von Militärsteuern (Drucksache 12/74) Frau Köppe Bündnis 90/GRÜNE 450 B Rind FDP 451 A von Larcher SPD 451 C Eimer (Fürth) FDP 452 C Frau Braband PDS/Linke Liste 452 D Conradi SPD 453 C, 455 B Jäger CDU/CSU 454 D Hansen FDP 455 A Dr. Grünewald, Parl. Staatssekretär BMF 455 D Zusatztagesordnungspunkt 15: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Finanzierung der Schiffsentsorgung in deutschen Seehäfen nach MARPOL — Anlage I und II (Drucksache 12/117) 456 C Nächste Sitzung 456 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 457* A Anlage 2 Liste der Abgeordneten, die an der — Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission gemäß §§ 4 und 5 Abs. 4 des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes — Wahl der Mitglieder des Vertrauensgremiums gemäß § 10a Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung — Wahl der Mitglieder des Gremiums gemäß § 9 Abs. 1 des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Artikel 10 Grundgesetz) — Wahl der Wahlmänner für die vom Bundestag zu berufenden Richter des Bundesverfassungsgerichts gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht (Wahlmännerausschuß) — Wahl der Mitglieder kraft Wahl des Ausschusses für die Wahl der Richter der obersten Gerichtshöfe des Bundes gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes (Richterwahlausschuß) teilgenommen haben 457* A Anlage 3 Gewählte Wahlmänner nach § 6 Absatz 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht 459* C Anlage 4 Gewählte Mitglieder des Richterwahlausschusses nach § 5 des Richterwahlgesetzes 459* C Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Februar 1991 339 9. Sitzung Bonn, den 21. Februar 1991 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Februar 1991 457* Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. FDP 21. 02. 91 Adam-Schwaetzer Antretter SPD 21.02.91 Frau Blunck SPD 21. 02. 91 Dehnel CDU/CSU 21.02.91 Frau Eymer CDU/CSU 21. 02. 91 Frau Fuchs (Verl) SPD 21. 02. 91 Dr. Gautier SPD 21. 02. 91 Genscher FDP 21.02.91 Hilsberg SPD 21.02.91 Opel SPD 21.02.91 Dr. Ortleb FDP 21.02.91 Frau Schulte (Hameln) SPD 21. 02. 91 * * Dr. Soell SPD 21. 02. 91* Spilker CDU/CSU 21.02.91 Weisskirchen (Wiesloch) SPD 21. 02. 91 Frau Wieczorek-Zeul SPD 21. 02. 91 Frau Würfel FDP 21. 02. 91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union **für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Liste der Abgeordneten, die an der — Wahl der Mitglieder der Parlamentarischen Kontrollkommission gemäß §§ 4 und 5 Abs. 4 des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes — Wahl der Mitglieder des Vertrauensgremiums gemäß § 10a Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung — Wahl der Mitglieder des Gremiums gemäß § 9 Abs. 1 des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Gesetz zu Artikel 10 Grundgesetz) — Wahl der Wahlmänner für die vom Bundestag zu berufenden Richter des Bundesverfassungsgerichts gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht (Wahlmännerausschuß) — Wahl der Mitglieder kraft Wahl des Ausschusses für die Wahl der Richter der obersten Gerichtshöfe des Bundes gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes (Richterwahlausschuß) teilgenommen haben: Fraktion der CDU/CSU Adam Dr. Altherr Frau Augustin Augustinowitz Austermann Bargfrede Dr. Bauer Frau Baumeister Bayha Belle Frau Dr. Bergmann-Pohl Bierling Dr. Blank Frau Blank Dr. Blens Bleser Dr. Blüm Böhm (Melsungen) Anlagen zum Stenographischen Bericht Frau Dr. Böhmer Börnsen (Bönstrup) Dr. Bötsch Bohl Bohlsen Borchert Brähmig Breuer Frau Brudlewsky Brunnhuber Bühler (Bruchsal) Büttner (Schönebeck) Buwitt Carstensen (Nordstrand) Clemens Frau Dempwolf Deres Deß Frau Diemers Dörflinger Doppmeier Doss Dr. Dregger Echternach Ehlers Ehrbar Frau Eichhorn Engelmann Eppelmann Eylmann Frau Falk Dr. Faltlhauser Feilcke Dr. Fell Fischer (Hamburg) Frau Fischer (Unna) Francke (Hamburg) Frankenhauser Dr. Friedrich Fritz Fuchtel Ganz (St. Wendel) Frau Geiger Geis Dr. Geißler Dr. von Geldern Gerster (Mainz) Gibtner Glos Dr. Göhner Göttsching Götz Dr. Götzer Gres Frau Grochtmann Gröbl Grotz Dr. Grünewald Günther (Duisburg) Freiherr von Hammerstein Hames Haschke (Großhennersdorf) Haschke (Jena-Ost) Frau Hasselfeldt Haungs Hauser (Esslingen) Hauser (Rednitzhembach) Hedrich Heise Frau Dr. Hellwig Helmrich Dr. Hennig Dr. h. c. Herkenrath Hinsken Hintze Hörsken Hörster Dr. Hoffacker Hollerith Dr. Hornhues Hornung Hüppe Jäger Frau Jaffke Jagoda Dr. Jahn (Münster) Janovsky Frau Jeltsch Dr. Jobst Dr.-Ing. Jork Dr. Jüttner Jung (Limburg) Junghanns Dr. Kahl Kalb Kampeter Dr.-Ing. Kansy Dr. Kappes Frau Karwatzki Kauder Keller Kiechle Kittelmann Klein (Bremen) Klein (München) Klinkert Köhler (Hainspitz) Dr. Köhler (Wolfsburg) Dr. Kohl Kolbe Frau Kors Koschyk Kossendey Kraus Dr. Krause (Börgerende) Dr. Krause (Bonese) Krause (Dessau) Krey Kriedner Kronberg Dr.-Ing. Krüger Krziskewitz Lamers Dr. Lammert Lamp Lattmann Dr. Laufs Laumann Frau Dr. Lehr Lenzer Dr. Lieberoth Frau Limbach Link (Diepholz) Lintner Dr. Lippold (Offenbach) Dr. sc. Lischewski Lohmann (Lüdenscheid) Louven Lowack Lummer Dr. Luther Maaß (Wilhelmshaven) Frau Männle Magin Dr. Mahlo de Maizière Frau Marienfeld Marschewski Marten Dr. Mayer (Siegertsbrunn) Meckelburg Meinl Frau Dr. Merkel Frau Dr. Meseke Dr. Meyer zu Bentrup Frau Michalk Michels Dr. Mildner Dr. Möller 458* Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Februar 1991 Molnar Dr. Müller Müller (Kirchheim) Müller (Wadern) Müller (Wesseling) Nelle Dr. Neuling Neumann (Bremen) Nitsch Frau Nolte Dr. Olderog Ost Oswald Otto (Erfurt) Dr. Päselt Dr. Paziorek Pesch Petzold Pfeffermann Pfeifer Frau Pfeiffer Dr. Pfennig Dr. Pflüger Dr. Pinger Pofalla Dr. Pohler Frau Priebus Dr. Probst Dr. Protzner Pützhofen Raidel Dr. Ramsauer Rau Rauen Rawe Reddemann Regenspurger Reichenbach Dr. Reinartz Frau Reinhardt Repnik Dr. Rieder Dr. Riesenhuber Rode (Wietzen) Frau Rönsch (Wiesbaden) Frau Roitzsch (Quickborn) Romer Dr. Rose Rossmanith Roth (Gießen) Rother Dr. Ruck Rühe Dr. Rüttgers Sauer (Salzgitter) Sauer (Stuttgart) Scharrenbroich Frau Schätzle Schartz (Trier) Schemken Scheu Schmalz Schmidbauer Schmidt (Fürth) Dr. Schmidt (Halsbrücke) Schmidt (Mühlheim) Frau Schmidt (Spiesen) Schmitz (Baesweiler) von Schmude Dr. Schockenhoff Graf von Schönburg-Glauchau Dr. Scholz Freiherr von Schorlemer Dr. Schreiber Dr. Schroeder (Freiburg) Schulhoff Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) Schulz (Leipzig) Schwalbe Schwarz Dr. Schwarz-Schilling Dr. Schwörer Seehofer Seesing Seibel Seiters Skowron Dr. Sopart Frau Sothmann Spranger Dr. Sprung Dr. Stavenhagen Frau Steinbach-Hermann Dr. Stercken Stockhausen Dr. Stoltenberg Strube Stübgen Frau Dr. Süssmuth Susset Tillmann Dr. Töpfer Dr. Uelhoff Uldall Frau Verhülsdonk Vogel (Ennepetal) Vogt (Düren) Dr. Voigt (Northeim) Dr. Vondran Dr. Waffenschmidt Graf von Waldburg-Zeil Dr. Warnke Dr. Warrikoff Werner (Ulm) Wetzel Frau Wiechatzek Dr. Wieczorek (Auerbach) Frau Dr. Wilms Wilz Wimmer (Neuss) Frau Dr. Wisniewski Wissmann Dr. Wittmann Wittmann (Tännesberg) Wonneberger Frau Wülfing Würzbach Frau Yzer Zeitlmann Zierer Zöller Fraktion der SPD Frau Adler Andres Frau Barbe Bartsch Becker (Nienberge) Frau Becker-Inglau Bernrath Beucher Bindig Dr. Böhme (Unna) Börnsen (Ritterhude) Brandt Frau Brandt-Elsweier Dr. Brecht Büchler (Hof) Dr. von Billow Büttner (Ingolstadt) Frau Bulmahn Frau Burchardt Bury Frau Caspers-Merk Catenhusen Conradi Frau Dr. Däubler-Gmelin Daubertshäuser Dr. Diederich (Berlin) Diller Frau Dr. Dobberthien Duve Ebert Dr. Eckardt Dr. Ehmke (Bonn) Eich Dr. Elmer Erler Esters Ewen Frau Ferner Frau Fischer (Gräfenhainichen) Fischer (Homburg) Formanski Frau Fuchs (Köln) Fuhrmann Frau Ganseforth Gansel Gerster (Worms) Gilges Frau Gleicke Dr. Glotz Frau Dr. Götte Graf Großmann Habermann Hacker Frau Hämmerle Hampel Frau Hanewinckel Frau Dr. Hartenstein Hasenfratz Heistermann Heyenn Hiller (Lübeck) Dr. Holtz Horn Huonker Ibrügger Frau Iwersen Frau Jäger Frau Janz Dr. Janzen Jaunich Dr. Jens Jung (Düsseldorf) Jungmann (Wittmoldt) Frau Kastner Kastning Kirschner Frau Klappert Frau Klemmer Klose Dr. sc. Knaape Körper Frau Kolbe Kolbow Koltzsch Koschnick Kubatschka Dr. Kübler Kuessner Dr. Küster Kuhlwein Lambinus Frau Lange von Larcher Leidinger Lennartz Frau Dr. Leonhard-Schmid Lohmann (Witten) Frau Dr. Lucyga Maaß (Herne) Frau Marx Frau Mascher Matschie Dr. Matterne Frau Matthäus-Maier Meckel Frau Mehl Meißner Dr. Meyer (Ulm) Mosdorf Müller (Pleisweiler) Müller (Schweinfurt) Frau Müller (Völklingen) Müller (Zittau) Müntefering Neumann (Bramsche) Neumann (Gotha) Frau Dr. Niehuis Dr. Niese Niggemeier Frau Odendahl Oesinghaus Oostergetelo Ostertag Frau Dr. Otto Paterna Dr. Penner Peter (Kassel) Dr. Pfaff Pfuhl Dr. Pick Poß Purps Reimann Rempe Frau von Renesse Frau Rennebach Reschke Reuschenbach Reuter Rixe Roth Schäfer (Offenburg) Frau Schaich-Walch Dr. Scheer Scheffler Schily Schloten Schluckebier Schmidbauer (Nürnberg) Frau Schmidt (Aachen) Frau Schmidt (Nürnberg) Schmidt (Salzgitter) Frau Schmidt-Zadel Dr. Schmude Dr. Schnell Dr. Schöfberger Frau Schröter Schröter Schütz Dr. Schuster Schwanhold Schwanitz Seidenthal Frau Seuster Sielaff Frau Simm Singer Frau Dr. Skarpelis-Sperk Dr. Soell Frau Dr. Sonntag-Wolgast Sorge Dr. Sperling Frau Steen Steiner Stiegler Dr. Struck Tappe Frau Terborg Dr. Thalheim Thierse Tietjen Frau Titze Toetemeyer Urbaniak Vergin Verheugen Dr. Vogel Voigt (Frankfurt) Vosen Wagner Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Februar 1991 459' Wallow Waltemathe Walther Wartenberg (Berlin) Frau Dr. Wegner Weiermann Frau Weiler Dr. Wernitz Weis (Stendal) Weißgerber Welt Frau Weyel Frau Wester Frau Westrich Frau Wettig-Danielmeier Frau Dr. Wetzel Dr. Wieczorek Wieczorek (Duisburg) Wiefelspütz Wimmer (Neuötting) Dr. de With Wittich Frau Wohlleben Frau Wolf Frau Zapf Dr. Zöpel Zumkley Fraktion der FDP Frau Albowitz Frau Dr. Babel Baum Beckmann Bredehorn Cronenberg (Arnsberg) Eimer (Fürth) Engelhard van Essen Dr. Feldmann Friedhoff Friedrich Funke Frau Dr. Funke-Schmitt-Rink Gallus Ganschow Gattermann Gries Grüner Günther (Plauen) Dr. Guttmacher Hackel Hansen Dr. Haussmann Heinrich Dr. Hirsch Dr. Hitschler Frau Homburger Frau Dr. Hoth Dr. Hoyer Hübner Irmer Kleinert (Hannover) Kohn Dr. Kolb Koppelin Kubicki Dr.-Ing. Laermann Frau Leutheusser-Schnarrenberger Lüder Lühr Dr. Menzel Möllemann Nolting Otto (Frankfurt) Paintner Frau Peters Frau Dr. Pohl Richter (Bremerhaven) Rind Dr. Röhl Schäfer (Mainz) Frau Schmalz-Jacobsen Schmidt (Dresden) Dr. Schmieder Schüßler Schuster Frau Sehn Frau Seiler-Albring Frau Dr. Semper Dr. Solms Dr. Starnick Frau Dr. von Teichman und Logischen Thiele Dr. Thomae Timm Türk Frau Walz Dr. Weng (Gerlingen) Wolfgramm (Göttingen) Zurheide Zywietz Gruppe PDS/Linke Liste Frau Bläss Frau Braband Dr. Briefs Frau Dr. Enkelmann Dr. Gysi Dr. Heuer Frau Dr. Höll Frau Jelpke Dr. Keller Dr. Modrow Dr. Riege Dr. Schumann (Kroppenstedt) Dr. Seifert Frau Stachowa Gruppe Bündnis 90/GRÜNE Dr. Feige Frau Köppe Poppe Frau Schenk Schulz (Berlin) Dr. Ullmann Frau Wollenberger Anlage 3 Gewählte Wahlmänner nach § 6 Absatz 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht von der Fraktion der CDU/CSU: Abg. Dr. Bötsch Abg. Helmrich Abg. Marschewki Abg. Dr. Olderog Abg. Dr. Scholz Abg. Dr. Göhner von der Fraktion der SPD: Abg. Dr. Vogel Abg. Frau Dr. Däubler-Gmelin Abg. Thierse Abg. Dr. de With Abg. Dr. Schmude von der Fraktion der FDP: Abg. Kleinert (Hannover) Ersatzwahlmänner: Abg. Dr. Blens Abg. Dr. Möller Abg. Molnar Abg. Kolbe Abg. Frau Rahardt-Vahldieck Abg. Geis Ersatzwahlmänner: Abg. Frau Fuchs (Köln) Abg. Rappe (Hildesheim) Abg. Stiegler Abg. Hacker Ersatzwahlmänner: Abg. Frau LeutheusserSchnarrenberger Abg. Gattermann Anlage 4 Gewählte Mitglieder des Richterwahlausschusses nach § 5 des Richterwahlgesetzes von der Fraktion der CDU/CSU: Benno Erhard (Bad Schwalbach) Abg. Marschewski Abg. Helmrich Abg. Dr. Schroeder (Freiburg) Abg. Dr. Geißler Abg. de Maizière Abg. Dr. Göhner Abg. Dr. Götzer Abg. Dr. Blank von der Fraktion der SPD: Abg. Frau Dr. DäublerGmelin Abg. Dr. de With Abg. Stiegler Abg. Dr. Pick Abg. Hacker Abg. Singer von der Fraktion der FDP: Abg. Kleinert (Hannover) Stellvertreter: Abg. Dr. Blens Abg. Jagoda Abg. Dr. Möller Abg. Hörster Abg. Eylmann Abg. Dr. Freiherr von Stetten Lothar Barthel (Gera) Abg. Dr. Bötsch Stellvertreter: Abg. Frau Matthäus-Maier Abg. Lambinus Abg. Bachmaier Abg. Wiefelspütz Abg. Schwanitz Abg, Kirschner Stellvertreter: Abg. Irmer
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Waigel, nachdem ich Ihnen mit Aufmerksamkeit und, wie Sie bemerkt haben, ohne jeden Zwischenruf zugehört habe

    (Glos [CDU/CSU]: Weil Ihnen nichts eingefallen ist!)

    — mal sehen —, frage ich mich und frage ich Sie: Wann waren Sie eigentlich zum letztenmal in einem der sechs neuen Länder,

    (Beifall bei der SPD)

    in einem Rathaus, in einem der Betriebe, die jetzt vor der Schließung stehen, und unter Leuten, die arbeitslos sind oder von „Kurzarbeit Null" betroffen sind, also nichts zu tun haben? Ich denke, wenn Sie dort gewesen wären, würden Sie über die dortige Situation anders reden.
    Wiederum — zum wievielten Male und wie lange noch? — muß über die Sorgen

    (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Jetzt beginnen Sie mit einer Unverschämtheit! — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Unerhört! — Uldall [CDU/ CSU]: Wann waren Sie das letztemal im Finanzministerium und haben sich erkundigt? — Dr. Dregger [CDU/CSU]: Das ist wirklich zu billig! — Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Ganz kleine Münze ist das!)

    der Menschen in den östlichen Bundesländern geredet werden,

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Seit 40 Jahren schon!)

    über ihre beängstigende Situation und über das Versagen der Bundesregierung.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Kleinlaute Eingeständnisse, man habe etwas „falsch eingeschätzt" , etwas „unterschätzt", eine „Dimension nicht erkannt" — alles Zitate von Möllemann oder Rühe — können mich angesichts einer langen Debatte zwischen den Parteien, angesichts auch sozialdemokratischer Warnungen, nicht zuletzt von Oskar Lafontaine,

    (Beifall bei der SPD — Lachen bei der CDU/ CSU)

    angesichts eindringlicher Warnungen auch von vielen Sachverständigen und Wirtschaftsleuten heute nur noch zornig machen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Beleidigen Sie Engholm nicht!)

    Trotzdem: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Die dramatische Situation in den neuen Ländern scheint also inzwischen selbst von der Bundesregierung begriffen worden zu sein. Deshalb gestatten Sie mir zur Vergegenwärtigung der Situation nur einige ganz wenige Beispiele.
    Im Januar dieses Jahres betrug die Arbeitslosenquote im östlichen Deutschland 21 %; die Kurzarbeiter selbstverständlich eingeschlossen. In manchen Regionen der neuen Länder ist bereits jeder zweite arbeitslos. Prognosen über 40 % Arbeitslose Mitte des Jahres sind nicht unrealistisch.
    In der Stadt Potsdam werden pro Monat 10 Millionen DM benötigt, um die Wärmeversorgung zu gewährleisten. Selbstverständlich ist der Bedarf nicht gedeckt, weil man nicht weiß, woher man die Mittel nehmen soll, weil man der Zusage der Bundesregierung, für diesen Bedarf einzustehen, irrtümlich vertraut hat.
    In Magedeburg hat die Stadtverwaltung errechnet, daß sie über 200 Milliarden DM benötigt, um allein die Wohnungssubstanz zu erhalten; da ist weder von Sanierung noch von Renovierung und schon gar nicht von Neubau die Rede. Aber das Geld fehlt.

    (Dr. Vogel. [SPD]: Leider wahr!)

    Die Werftarbeiter in Rostock hatten die Hoffnung, durch die Wartung von Schiffen der NVA, die jetzt der Bundeswehr gehören, einen guten Teil ihrer Arbeitsplätze erhalten zu können. Sie stellen nun fest, daß der Verteidigungsminister die Schiffe in Westdeutschland warten läßt.

    (Dr. Vogel [SPD]: Warum? — Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Hört! Hört!)

    Die Treuhand läßt ohne Konzept Betriebe in die Pleite laufen — Interflug ist nur ein besonders drastisches Beispiel —, weil Entscheidungen zu lange dauern, für die Belegschaft undurchsichtige Kriterien angewandt werden und nicht einmal daran gedacht wird, welche Folgen für die von Ihnen so viel gelobten kleinen und mittleren Betriebe eintreten, wenn Großbetriebe wie Polygraph, Carl Zeiss, Robotron, Wartburg usw. ersatzlos geschlossen werden.
    Die Herstellung gleicher Lebensverhältnisse ist ein Verfassungsauftrag. Wir haben dieses Verfassungsgebot frühzeitig ernst genommen. Wir wußten, welches Erbe die SED hinterlassen hat, welche außerordentliche politische, wirtschaftliche, soziale Aufgabe vor uns steht. Wir haben das den Wählern auch vor dem 2. Dezember gesagt.

    (Beifall bei der SPD)




    Thierse
    Die Bundesregierung und die Koalitionsparteien haben sich in diesem Punkt lieber eine Schonfrist von mehreren Monaten gegönnt. Sie haben es verschwiegen oder wundersame Geschichten von den Selbstheilungskräften des Marktes erzählt, eines Marktes, dessen Zusammenbrechen sie im übrigen tatenlos zugesehen haben.

    (Uldall [CDU/CSU]: Im Schwarzmalen waren Sie schon immer besonders gut, auch heute wieder!)

    — Sie waren offensichtlich wirklich noch nie im anderen Teil Deutschlands; sonst wüßten Sie nämlich, wie schwarz es dort in Wirklichkeit ist.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Rüttgers [CDU/ CSU]: Wir handeln und Sie reden; das ist der Unterschied!)

    Es gibt gewiß viele Ursachen für die gegenwärtige katastrophale Misere im östlichen Deutschland. Zur Ergänzung Ihres Katalogs der Ausreden nenne ich nur drei dieser Ursachen: erstens die investitionsfeindliche Fehlentscheidung zur Eigentumsfrage im Einigungsvertrag, die wir nicht zuletzt Herrn Lambsdorff zu verdanken haben,

    (Beifall bei der SPD)

    zweitens den erbarmungslosen Verdrängungswettkampf westdeutscher Firmen und Handelsketten gegen Ostprodukte, so daß der Binnenmarkt für eigene Produkte der neuen Ländern zusammengebrochen ist,

    (Beifall bei der SPD)

    drittens und vor allem den vollständigen Ausfall von Wirtschaftspolitik aus Bonn im letzten halben Jahr.

    (Beifall bei der SPD)

    Wo blieb denn das reich entfaltete wirtschaftspolitische Instrumentarium, das möglich und sinnvoll gewesen wäre und immer noch ist: von der Gewährung von Mehrwertsteuerpräferenzen für das Gebiet der ehemaligen DDR bis zu für die neuen Länder beschäftigungswirksamen Auflagen bei Staatsaufträgen an Firmen in Westdeutschland oder für Aufträge in den neuen Bundesländern, von der Förderung privater Investitionen durch Sofortabschreibungen oder Investitionszulagen bis zu Bürgschaften, Beteiligungsgesellschaften und bis zur Übernahme sanierungsfähiger Betriebe in industrielles Bundesvermögen, wie es bei VW und Salzgitter in der Geschichte der Bundesrepublik so erfolgreich geschehen ist?
    Nichts von alledem! Es gibt auch keinerlei Ansatz zu einer Industrie- und Strukturpolitik für die neuen Länder, sondern nur Zuwarten, Bagatellisieren, Schönreden, eine Politik der Selbsttäuschung und der Täuschung anderer.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist nicht mehr die Erblast der SED allein. Es sind auch Ihre Versäumnisse, zu deren Wiedergutmachung wir als Opposition mahnen müssen.
    Aber eines bleibt dabei klar: Sie sind die Bundesregierung, Sie haben die Verantwortung, und Sie haben die Mehrheit hier im Hause, mit der Sie darüber bestimmen, womit und von wem der von Ihnen grundlos erhöhte Preis der Einheit bezahlt werden muß.
    Herr Waigel, mir dröhnen die Ohren von Ihrem unüberhörbaren Schweigen, einem Schweigen, das nun schon seit Monaten anhält und immer lauter wird. Seit Sommer vorigen Jahres haben wie Sie aufgefordert, Zahlen über die Kosten der deutschen Einheit zu nennen und Vorschläge zu machen, wie diese Kosten vernünftigerweise aufzubringen sind.

    (Fuchtel [CDU/CSU]: Und was haben Sie getan?)

    Wir haben Sie immer wieder geradezu angefleht, solche Vorschläge zu machen, nicht um sie abzulehnen, nicht um uns vor der Verantwortung zu drücken,

    (Fuchtel [CDU/CSU]: Natürlich!)

    sondern um sie, wo irgend möglich, mitzutragen um der Qualität der deutschen Einigung willen.

    (Beifall bei der SPD)

    Jeder weiß, was jetzt erforderlich ist. Aber der Bundesregierung möchte ich es vorsichtshalber noch einmal sagen: Die Menschen brauchen Arbeit.
    Woher kann sie kommen? Wir stellen heute einen Entschließungsantrag. Ich will ihn nicht ausführlich referieren, sondern daraus nur drei Schwerpunkte erläutern:
    Erstens. Die öffentlichen Hände müssen investieren: in das Verkehrswesen, in das Kommunikationswesen, in Wohnungen — Erhalt, Erneuerung, Neubau — , in die Wasserversorgung, in die Energieversorgung und in das Energiesparen. Die öffentlichen Hände müssen ihre Dienstleistungseinrichtungen erhalten und ausbauen. Das gilt vor allem für das Gesundheitswesen, die Kinderbetreuung, die Justiz und — mit Verlaub — die Kultur.
    Zweitens. Die Länder und Gemeinden brauchen dringend ausgebildetes, hockqualifiziertes Personal. Das heißt, sie brauchen auch die Mittel, um diese Menschen angemessen zu entlohnen. Es gibt im übrigen gute Leute nicht nur in westdeutschen Behörden, es gibt engagierte und qualifizierte Menschen auch in sogenannten Warteschleifen.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Schulz [Berlin] [Bündnis 90/GRÜNE])

    Drittens. Wir brauchen private Investitionen. Der Staat kann dazu etwas sehr Einfaches tun: Er kann diese Investitionen verbilligen. Meinetwegen können sie ganz abgeschrieben oder ganz bezuschußt werden. Wenn wir ein solches Angebot befristet unterbreiten, werden wir endlich an die Arbeit gehen können. Alles, was uns heute regional und sektoral wegbricht, wird uns morgen fehlen und alle in Deutschland auf Dauer belasten. Man sollte lieber jetzt bei den investiven Ausgaben großzügig sein, als über Jahre einen Berg von rein konsumptiven Sozialausgaben mit sich herumzuschleppen.

    (Beifall bei der SPD)

    Über das zuletzt Gesagte besteht wahrscheinlich weitgehende Einigkeit. Aber — so lautet die peinigende Frage — : Wer soll das bezahlen? Unsere Gegenfrage war stets: Wieviel wird es denn kosten?



    Thierse
    Auch ich kann mich auf keine Summe festlegen. Ich bin kein Finanzminister und habe auch keinen Apparat. Von einem zusätzlichen Bedarf von 200 bis 230 Milliarden DM in den nächsten vier Jahren ist die Rede. Ich vermute nach den Beobachtungen des letzten Jahres, es könnten sogar noch mehr werden.
    Wir stehen zu unseren Wahlkampfaussagen. Eine der wichtigsten lautete, ohne Steuererhöhungen werde es nicht gehen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Sehr wahr!) Das haben wir vor der Wahl gesagt.


    (Beifall bei der SPD)

    Eine pauschale Zustimmung zu Steuererhöhungen, wie die Regierungsparteien sie uns jetzt abverlangen, um ihren Wortbruch besser bemänteln zu können, einen solchen vorauseilenden Gehorsam können Sie von uns nicht verlangen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich fordere den Bundeskanzler deshalb auf: Kommen Sie auf uns zu! Gestehen Sie sich und uns ein, daß Sie sich — ich will es freundlich bezeichnen — verschätzt haben!

    (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Sie machen sich lächerlich!)

    Sie wissen, und wir wissen: Erhebliche Mehreinnahmen des Staates sind notwendig. Sie sind notwendig für einen guten und vernünftigen Zweck, nämlich für das friedliche Werk der deutschen Einigung.
    Für die deutsche Einigung sind Ausgaben tausendmal vernünftiger verwendet als für Aufgaben im Zusammenhang mit einem Krieg.

    (Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ GRÜNE)

    Herr Waigel, geben Sie sich einen Ruck! Machen Sie seriöse, lautere und großzügige Vorschläge zur Finanzierung der deutschen Einigung

    (Dr. Thomae [SPD]: Das kann der nicht!)

    und zur Bewältigung der dramatischen Probleme in den sechs neuen Ländern. Wir werden Ihre Vorschläge unvoreingenommen prüfen. Die SPD ist keine dumme Neinsagerpartei.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Doppelstrategie! — Doppelstrategie! — Glos [CDU/CSU]: Man merkt, daß Sie neu sind in Bonn! — Bohl [CDU/CSU]: Aber eine Neinsagerpartei!)

    Wir haben zur deutschen Einheit ja gesagt.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Wann? Wann?) — Sehr lange vor Ihnen!


    (Glos [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal die Geschichte der Bundesrepublik nach!)

    Ich weiß noch sehr genau, warum ich in die SPD eingetreten bin. Das hat etwas mit ihrem Verhältnis zur deutschen Einheit zu tun, mit ihrem lange währenden Verhältnis zu dieser Einheit.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben zur deutschen Einheit ja gesagt, und wir sagen auch zur Überwindung der Teilung durch Teilen ja.
    Wir werden Ihre Vorschläge, die Sie machen müssen — Sie sind schließlich in der Regierung — , prüfen. Wenn die Steuern sozial gerecht und ökologisch vernünftig sind, wenn weitere Kreditaufnahmen auf das engste begrenzt bleiben — das ist ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft — und wenn das böse Spiel aufhört, arme und reiche Bundesländer, östliche und westliche Bundesländer, SPD- und CDU-regierte Bundesländer gegeneinander auszuspielen, dann kann man mit der Opposition reden.
    An die Stelle von Tricks auf Kosten der Bundesländer müssen zwei Grundsätze treten:
    Erstens. Alle Länder sind gleichzustellen. Aber Gleichheit bedeutet, Ungleichheit zu berücksichtigen.

    (Dr. Graf Lambsdorff [FDP]): Richtig!)

    Mit dieser Maßgabe sind die neuen Länder den alten Ländern vergleichbar finanziell auszustatten!
    Zweitens. Die öffentlichen Dienstleistungen und die Gestaltungsspielräume der Länder dürfen dabei nicht abgebaut werden.
    Der wichtigste Grundsatz aber ist für die Sozialdemokraten, daß man nicht Steuern erheben kann, die alle treffen, wenn man zugleich Steuern für Einzelinteressenten drastisch senkt.

    (Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ GRÜNE)

    Die Steuersenkungspläne für Unternehmen und Spitzenverdiener gehören über Bord, Herr Waigel. Sonst können wir nicht mit ins Boot.

    (Beifall bei der SPD)

    Daß Gleichbehandlung Ungleichheiten berücksichtigen muß, gilt nicht nur für Bundesländer, sondern auch für die einzelnen Steuerzahler. Vom Kleinverdiener kann nicht dasselbe erwartet werden wie vom Millionär. Deshalb fordern wir eine Ergänzungsabgabe von 10 % auf alle zu versteuernden Einkommen von 60 000 DM für Ledige bzw. 120 000 DM für Verheiratete.

    (Beifall bei der SPD — Glos [CDU/CSU]: Die Kleinverdiener zahlen überhaupt nichts! — Dr. Laufs [CDU/CSU]: Nichts gelernt!)

    Wir fordern auch eine Arbeitsmarktabgabe, damit Beamte, Selbständige, Abgeordnete, Finanzminister und andere Minister sowie die inzwischen erheblich gewachsene Anzahl von Staatssekretären ihre Chance zur Solidarität erhalten.

    (Beifall bei der SPD — Glos [CDU/CSU]: Ein toller Gag!)

    Es besteht dringender Handlungsbedarf. Dabei muß finanziell großzügig sowie schnell und unbürokratisch gehandelt werden. Das Geld, das wir heute in einer gemeinsamen Anstrengung aufbringen, spart uns morgen nicht nur Geld.



    Thierse
    Es geht um die Überwindung von Angst und Verzweiflung, die ganz schnell in Protest umschlagen kann,

    (Zuruf von der SPD: Tut sie ja schon!)

    was noch gut wäre, aber auch in Aggression; das wäre - ich hoffe, wir sind da einer Meinung — sehr zu bedauern.

    (Uldall [CDU/CSU]: Sie heizen das doch an!)

    — Entschuldigung, ich heize Arbeitslosigkeit nicht an; ich rede nur über sie, um sie zu bekämpfen.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Waigel, wenn wir Arbeit und soziale Sicherheit finanzieren, die den Menschen eine Perspektive bieten, dann schaffen wir Freiheit von Not und setzen Gestaltungskräfte frei, die am Ende allen zugute kommen.
    Darf ich Ihnen, Herr Waigel, zum Abschluß ein ermunterndes Goethe-Wort dedizieren: „Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken. " Warum sollte das nicht auch Ihnen gelingen?
    Danke schön.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD sowie Beifall des Abg. Weiß [Berlin] [Bündnis 90/ GRÜNE])



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Herr Borchert.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jochen Borchert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Immer neue Forderungen, ganz gleich, von welcher Seite sie formuliert werden, tragen vielfach mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung bei.

    (Zuruf von der SPD: Meinen Sie Möllemann oder Lambsdorff?)

    Der Prozeß der Wiedervereinigung ist ein einmaliger geschichtlicher Vorgang. Man kann auf vergleichbare Prozesse in der Vergangenheit nicht zurückgreifen.
    Herr Kollege Thierse, wir haben die Schwierigkeiten nicht nur theoretisch diskutiert, sondern wir versuchen, die Menschen auf ihrem schwierigen Weg zu begleiten, den sie in den neuen Bundesländern zu gehen haben. Ich sage dies sehr persönlich, weil ich mich in den neuen Bundesländern sehr engagiere: Meine Eltern sind 1953 aus der DDR vertrieben worden. Ich kenne die Probleme von damals und von heute aus eigenem Erleben. Ich kenne die Sorgen aus vielen Gesprächen mit Freunden und Verwandten, mit denen ich nicht erst seit der Öffnung der Mauer, sondern seit 1970 ständig im Gespräch bin.

    (Hornung [CDU/CSU]: Das ist entscheidend!)

    Wir engagieren uns hier nicht, indem wir die Situation dramatisieren, sondern indem wir versuchen, einerseits Verständnis für die Probleme aufzubringen, andererseits bei den Menschen in den neuen Bundesländern Verständnis dafür zu gewinnen, wie schwierig der Weg ist, die Krise des Sozialismus nach 40 Jahren Sozialismus zu überwinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich glaube, in den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich niemand für die Menschen, für ihre Probleme und Sorgen mehr engagiert als Bundeskanzler Helmut Kohl und Finanzminister Theo Waigel, die beide in vielen Gesprächen und Besuchen immer wieder versucht haben, die Probleme nicht zu bagatellisieren, sondern sie sehr deutlich herauszustellen.
    Mit einer Dramatisierung der Probleme nehmen wir den Menschen in den neuen Bundesländern den Mut. Was sie brauchen, ist Mut auf diesem schwierigen Weg. Wir sollten ihnen helfen, Selbstvertrauen zu gewinnen, damit sie die Schwierigkeiten mit unserer Hilfe überwinden können.
    Wenn Sie sagen, wir hätten die Probleme unterschätzt, muß ich darauf hinweisen, daß auch Ihr Kanzlerkandidat Lafontaine noch in der Mitte des vergangenen Jahres erklärt hat, die DDR sei ein blühendes Industrieland. Wir haben bereits damals auf die riesigen wirtschaftlichen Probleme und den Zusammenbruch der Industriestrukturen hingewiesen. Die einander widersprechenden Aussagen „Öffentliche Haushalte in den neuen Bundesländern stehen kurz vor dem Aus" einerseits und „Die neuen Länder rufen Milliarden-Beträge nicht ab" andererseits sind jedoch kaum geeignet, Licht in die teilweise verworrene Situation zu bringen.
    Ich möchte deswegen die heutige Debatte nutzen, um eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Ich will dazu drei Fragen formulieren: Erstens. Hat der Bund den von ihm geforderten Beitrag geleistet? Zweitens. Wie steht es mit dem solidarischen Beitrag der alten Länder? Drittens. Wie können wir kurzfristig helfen, um vorhandene Investitionshemmnisse in den alten Ländern aus dem Weg zu räumen?
    Die Antwort auf die erste Frage lautet klar und eindeutig: Ja. Der Bund leistet seinen Solidarbeitrag. Er erfüllt natürlich nicht alle an ihn gerichteten Forderungen. Das hat er nie getan; denn der Bedarf, die Forderungen sind nahezu grenzenlos, die Möglichkeiten der Finanzierung aber immer wieder begrenzt.
    Hier trägt der Bund gesamtstaatliche Verantwortung. Der gestern im Kabinett verabschiedete erste gesamtdeutsche Haushalt 1991 ist dafür der beste Beweis. Nachdem bereits 1990 Milliardenbeiträge zur Anschubfinanzierung im sozialen Bereich, für erste Maßnahmen im Infrastruktur- und Umweltschutzbereich und für vieles mehr geleistet wurde, wird dieser Weg der Hilfe 1991 konsequent fortgesetzt. Entsprechend dem Haushaltsentwurf sind rund ein Fünftel der Gesamtausgaben, also 80 Milliarden DM von rund 400 Milliarden DM, einigungsbedingte Ausgaben. Dazu kommen die Mittel aus dem Fonds Deutsche Einheit, die am Kapitalmarkt aufgenommen werden. Dazu kommen Mittel der Bundesanstalt für Arbeit, die größtenteils von den Beitragszahlern getragen werden.
    Ich sage ohne jede Einschränkung: Der Bund ist damit an die Grenze seiner Möglichkeiten gelangt,



    Borchert
    und dies im wesentlichen aus zwei Gründen: Erstens. Wir tragen gesamtstaatliche Verantwortung für Stabilität, Beschäftigung und wirtschaftliches Wachstum. Zweitens. Der Bund kann sich der im Weg der Wiedervereinigung auf Deutschland zukommenden höheren internationalen, auch finanziellen, Verantwortung nicht entziehen.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: So ist es!)

    Die Warnungen der Deutschen Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht vor einer Schuldenlawine müssen ernst genommen werden. Mit knapp 70 Milliarden DM Nettokreditaufnahme für 1991 bleibt die Bundesregierung innerhalb ihrer Eckwertebeschlüsse vom vergangenen November. Dies bedeutet Kontinuität und Verläßlichkeit; für den Kapitalmarkt sehr wichtige Indikatoren. Damit wissen alle, welchen Teil des Sparvolumens der Bund für seine Aufgaben in diesem Jahr beansprucht. Das wirkt stabilisierend auf das Zinsniveau; die Hypothekenzinsen sinken bereits.
    Lassen Sie mich zum zweiten Grund kommen. Bis heute hat es die Bundesregierung geschafft, die aufgelaufenen zusätzlichen Verpflichtungen aus der höheren internationalen Verantwortung im Rahmen der 70 Milliarden DM Neuverschuldung aufzufangen. Wir wissen jedoch alle, daß die bisherigen Beträge noch nicht die Endbeträge sind. Wir wissen auch, daß sich die Bundesrepublik diesen Verpflichtungen nicht entziehen kann und — das füge ich für unsere Fraktion hinzu — auch nicht entziehen will. Bei Teilen der SPD habe ich da meine Zweifel.
    Sie sollten sich hier ein Beispiel an der Labour Party Großbritanniens nehmen. Eine solche Haltung der Opposition würde auch uns die internationalen Verhandlungen erleichtern.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Ach Gott, ach Gott!)

    Die zusätzlichen Verpflichtungen beziehen sich jedoch nicht nur auf das Gebiet des Nahen Ostens. Wir sind vor allem in Osteuropa gefordert.
    Ich fasse zusammen: Der Bund leistet seinen Beitrag. Mehr kann er aus gesamtwirtschaftlicher Verantwortung und auf Grund der zunehmenden internationalen Verpflichtungen nicht übernehmen.
    Die Antwort auf die zweite Frage, wie es mit dem Solidarbeitrag der alten Länder steht, ist aus meiner Sicht klar zu beantworten: Der Beitrag der alten Bundesländer ist zu gering.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich hoffe, daß die Finanzminister aller Länder heute zu einvernehmlichen Lösungen kommen. Die Lösung kann nur lauten: Stärkung des föderativen Staatsaufbaus. Dazu gehört eine angemessene Finanzausstattung. Dies betrifft in erster Linie die Finanzbeziehungen der Länder untereinander.
    Meine Damen und Herren, Sonntagsreden allein helfen uns nicht weiter. Die neuen Länder müssen als gleichberechtigte Partner behandelt werden. Das heißt konkret, der Länderanteil am Aufkommen der Umsatzsteuer ist für alle Länder nach Maßgabe ihrer Einwohnerzahl zu verteilen. Das wäre der erste Schritt
    in die richtige Richtung; denn gestaltende Politik ist nur mit eigenem Geld möglich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Herstellung einheitlicher Lebensverhältnisse wird im wesentlichen bestimmt durch eine angemessene Finanzausstattung der Länder untereinander. Der Aufbau einer eigenen Verwaltung hängt auch vom Geld ab. Die Forderung nach einer angemessenen Finanzausstattung habe ich in der Vergangenheit allzuoft aus den Landeshauptstädten der alten Länder gehört. Sie müssen sich nun an ihren eigenen Maßstäben messen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    In diesem Zusammenhang stelle ich aber aus der Bundessicht genauso klar fest, daß der Bund die Forderungen der neuen Länder, die Subventionen, etwa im Wohnungsbau und in vielen anderen Bereichen, weiter zu finanzieren, zurückweisen muß. Im vergangenen Jahr hat der Bund alle Verpflichtungen der ehemaligen DDR übernommen. Die Länder waren erst im Aufbau, aber die Kompetenzen für diesen Bereich liegen unbestritten bei den Ländern. Deswegen müssen auch die Länder in diesem Bereich ihre Verantwortung übernehmen.
    Lassen Sie mich iur dritten Frage kommen: Wie können wir kurzfristig Investitionshemmnisse in den neuen Ländern überwinden? Eines gleich zu Beginn: Neue Programme sind dazu nicht notwendig. Ich darf daran erinnern, daß die Umstrukturierung der Wirtschaft in den neuen Bundesländern mit zahlreichen Hilfen unterstützt worden ist, auf die der Finanzminister noch einmal hingewiesen hat. Die Schwierigkeiten liegen doch vielmehr in der Umsetzung dieser Programme. Dies liegt im wesentlichen an der bisher unzureichend funktionierenden Verwaltung in den neuen Bundesländern, insbesondere auf kommunaler Ebene.

    (Zuruf von der SPD: Zum Beispiel im Bodenrecht!)

    Schuld tragen nicht die Menschen, die dort leben. Die Deutschen dort sind unter einem durch Bevormundung und Fremdbestimmung geprägten System aufgewachsen.

    (Dr. Vogel [SPD]: Die Verfahren sind für die neuen Bundesländer zu kompliziert!)

    Leistungsbereitschaft hängt mit Selbstvertrauen zusammen. In einem Staat, in welchem die Partei alles regelte, wurde Selbstvertrauen systematisch unterdrückt. Daß heute die Menschen trotz dieser Vergangenheit bereit sind, sich zu engagieren, ist um so erstaunlicher.

    (Bohl [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Die Menschen brauchen unsere Hilfe auf ihrem schwierigen Weg.

    (Dr. Vogel [SPD]: Richtig!)

    Sie brauchen vor allem Verständnis, und sie brauchen personelle Hilfe bei der Überwindung dieser Schwierigkeiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)




    Borchert
    Wir müssen ihnen auf diesem schwierigen Weg Mut machen, und Sie, meine Damen und Herren von der SPD, sollten aufhören, den Weg Lafontaines, die Krise herbeizureden, fortzusetzen.

    (Lachen bei der SPD — Dr. Vogel [SPD]: Was soll denn da herbeigeredet werden?)

    Damit helfen Sie den Menschen nicht, sondern damit nehmen Sie ihnen den Mut für ihren schwierigen Weg.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Vogel [SPD]: Sagen Sie ihnen die Wahrheit! Ihr habt den Mut nicht! Ihr habt Illusionen verbreitet!)

    Allerdings ist planwirtschaftliches Denken nicht auf Knopfdruck mit dem Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 verschwunden. Die Umstellung auf das marktwirtschaftliche System ist nur durch einen Lernprozeß zu verwirklichen. Lernen kann man am besten in der Praxis. Es ist deshalb notwendig, in weit größerem Maße als bisher Anreize dafür zu setzen, daß geschultes Verwaltungspersonal im Gebiet der ehemaligen DDR tätig sein kann. Wir haben bei den Beratungen über den Nachtragshaushalt dafür befristet — gegen den Widerstand der Opposition — finanzielle Hilfen zur Verfügung gestellt. Wir werden diese finanziellen Hilfen — ich hoffe, diesmal mit der Zustimmung der Opposition — verlängern.

    (Esters [SPD]: Ich habe nicht mitgemacht!)

    — Ich weiß, der Kollege Esters hat da mitgemacht, aber die Mehrheit der Opposition hat im Haushaltsausschuß dagegen gestimmt. Der Finanzminister aus Brandenburg, der heute weitere Unterstützungen fordert, hat damals im Haushaltsausschuß vehement dagegen plädiert, den Einsatz von fachkundigem Personal mit finanzieller Hilfe zu unterstützen.