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ID1200714600

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    Plenarprotokoll 12/7 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 7. Sitzung Bonn, Freitag, den 1. Februar 1991 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Aussprache zur Erklärung der Bundesregierung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 227A Dr. Penner SPD 231D Dr. Kinkel, Bundesminister BMJ 234 D Dr. Laufs CDU/CSU 236D Weiß (Berlin) Bündnis 90/GRÜNE . . 237 B Gerster (Mainz) CDU/CSU . . . . 238D, 246D Dr. Heuer PDS/Linke Liste 239B Frau Köppe Bündnis 90/GRÜNE 240A Thierse SPD 242B, 245D Dr. Laufs CDU/CSU 241 C Dr. Geißler CDU/CSU 245B Dr. Ullmann Bündnis 90/GRÜNE 246B Graf von Schönburg-Glauchau CDU/CSU 246 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 247A Dr. Knaape SPD 248A Dr. Brecht SPD 250A Frau Matthäus-Maier SPD 250 B Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 251A Dr. Graf Lambsdorff FDP 254A Scharrenbroich CDU/CSU 255A Geis CDU/CSU 255 D Frau Dr. Götte SPD 256D Frau Jelpke PDS/Linke Liste 257 C Kleinert (Hannover) FDP 259A Dr. Riege PDS/Linke Liste 260 D Bohl CDU/CSU 261D Müller (Pleisweiler) SPD (nach § 28 Abs. 2 GO) 263 D Dr. Ullmann Bündnis 90/GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 264 C Gansel SPD (Erklärung nach § 31 GO) . 264D Möllemann FDP (Erklärung nach § 31 GO) 265B Dr. Graf Lambsdorff FDP (Erklärung nach § 31 GO) 265 C Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung und bei der Bundesanstalt für Arbeit (Drucksache 12/56) Dr. Blüm, Bundesminister BMA 266A Büttner (Ingolstadt) SPD 268A Heyenn SPD 268 B Schreiner SPD 268D, 277 A Dr. Blüm CDU/CSU 269A, 2798 Gibtner CDU/CSU 269 C Frau Dr. Babel FDP 271 D Frau von Renesse SPD 273 C Frau Bläss PDS/Linke Liste 274 A Dr. Graf Lambsdorff FDP 275 A Fuchtel CDU/CSU 275 A Frau Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . . 277 B Andres SPD 277 D II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 7. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. Februar 1991 Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 12/57) Jagoda CDU/CSU 280 D Dr. Knaape SPD 282 C Dr. Thomae FDP 283 D Frau Dr. Fischer PDS/Linke Liste . . . 284 A Peter (Kassel) SPD 284 D Frau Schenk Bündnis 90/GRÜNE . . . 286B Frau Hasselfeldt, Bundesminister BMG . 287 A Büttner (Ingolstadt) SPD 287 C Nächste Sitzung 288 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 289* A Anlage 2 Amtliche Mitteilung 289 * D Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 7. Sitzung. Bonn, Freitag, den 1. Februar 1991 227 7. Sitzung Bonn, den 1. Februar 1991 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Antretter SPD 01.02.91 * Bindig SPD 01.02.91 * Frau Blunck SPD 01.02.91 * Böhm (Melsungen) CDU/CSU 01.02.91 * Brandt SPD 01.02.91 Frau Brudlewsky CDU/CSU 01.02.91 Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 01.02.91 * Buwitt CDU/CSU 01.02.91 Erler SPD 01.02.91 Eylmann CDU/CSU 01.02.91 Frau Eymer CDU/CSU 01.02.91 Dr. Feldmann FDP 01.02.91 * Frau Fischer (Unna) CDU/CSU 01.02.91 * Francke (Hamburg) CDU/CSU 01.02.91 Gattermann FDP 01.02.91 Frau Geiger CDU/CSU 01.02.91 Dr. Geisler (Radeberg) CDU/CSU 01.02.91 Gerster (Worms) SPD 01.02.91 Dr. Gysi PDS 01.02.91 Dr. Haussmann FDP 01.02.91 Hollerith CDU/CSU 01.02.91 Dr. Holtz SPD 01.02.91 Jung (Düsseldorf) SPD 01.02.91 Jung (Limburg) CDU/CSU 01.02.91 Kittelmann CDU/CSU 01.02.91 * Klinkert CDU/CSU 01.02.91 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU 01.02.91 Kuhlwein SPD 01.02.91 Lenzer CDU/CSU 01.02.91 * Louven CDU/CSU 01.02.91 Lowack CDU/CSU 01.02.91 de Maizière CDU/CSU 01.02.91 Marten CDU/CSU 01.02.91 Matschie SPD 01.02.91 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 01.02.91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Müller CDU/CSU 01.02.91 * Müller (Wesseling) CDU/CSU 01.02.91 Dr. Neuling CDU/CSU 01.02.91 Frau Odendahl SPD 01.02.91 Pfeifer CDU/CSU 01.02.91 Pfuhl SPD 01.02.91 Reddemann CDU/CSU 01.02.91 * Repnik CDU/CSU 01.02.91 Reuschenbach SPD 01.02.91 Frau Roitzsch CDU/CSU 01.02.91 (Quickborn) Frau Schaich-Walch SPD 01.02.91 Dr. Scheer SPD 01.02.91 * Schmidbauer CDU/CSU 01.02.91 von Schmude CDU/CSU 01.02.91 * Dr. Schuster SPD 01.02.91 Frau Simm SPD 01.02.91 Dr. Soell SPD 01.02.91 * Dr. Sperling SPD 01.02.91 Spilker CDU/CSU 01.02.91 Steiner SPD 01.02.91 * Stiegler SPD 01.02.91 Dr. Vogel SPD 01.02.91 Dr. Warnke CDU/CSU 01.02.91 Dr. Warrikoff CDU/CSU 01.02.91 Weißgerber SPD 01.02.91 Frau Wieczorek-Zeul SPD 01.02.91 Wissmann CDU/CSU 01.02.91 Frau Wollenberger Bündnis 01.02.91 90/GRÜNE Wonneberger CDU/CSU 01.02.91 Zierer CDU/CSU 01.02.91 * Anlage 2 Amtliche Mitteilung Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 22. Januar 1991 mitgeteilt, daß sie ihren Antrag Für eine friedliche Lösung des Golfkonflikts - Drucksache 12/10 - zurückzieht.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ottmar Schreiner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Vielleicht können Sie sich einigen, in welcher Reihenfolge Sie Ihre Zwischenrufe machen.
    Ich will Ihnen ein Zitat aus der Zeitschrift „Die Zeit" vom 6. Oktober 1989 nicht ersparen.

    (Feilcke [CDU/CSU]: 6. Oktober 1989!)

    Da geht es nicht um die Hauptstadt, sondern um Herrn Blüm.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Es geht nicht darum, daß Sie recht haben, sondern darum, daß wir den Leuten helfen!)

    Ich denke, das trifft den Sachverhalt sehr genau:
    Wenn Bonn die Hauptstadt des Schönredens, des Selbstpreisens, des Großschwätzens und des Heldenbrustzeigens ist oder geworden ist, dann ist Blüm in all diesen Disziplinen Meister.

    (Beifall bei der SPD)

    Das trifft genau den Sachverhalt, den ich eben in anderen Zusammenhängen zu beschreiben versucht habe.
    Um jetzt auf den Kollegen aus der ehemaligen DDR zurückzukommen — —

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Zitatensammelei! — Dr. Blüm [CDU/CSU]: Wollen Sie eigentlich über mich reden oder über die Arbeitslosen?)

    — Jetzt machen Sie mal eine Pause. Jetzt mache ich erst mal eine Weile weiter.
    Der vorliegende Gesetzentwurf ist der Versuch der Regierungsfraktionen, sich auf Kosten der sozial Schwächeren aus einer selbstverschuldeten Ausweglosigkeit zu befreien. Sie haben es — und das ist unsere Hauptkritik —

    (Hornung [CDU/CSU]: Sie ist falsch!)

    im Wahljahr 1990 gegen besseres Wissen versäumt, die Menschen, vor allen Dingen die im Westen, darauf vorzubereiten, daß die soziale Einheit Opfer abverlangen wird. Und Sie haben, wiederum gegen besseres Wissen, den Hinweis unterlassen, daß nur durch eine große solidarische Kraftanstrengung die sozialen Gegensätze im zusammenwachsenden Deutschland überbrückt werden können.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Und was schlagen Sie da vor?)

    Ich sage Ihnen: Die Menschen im Westen sind zur Solidarität bereit gewesen, und sie sind es noch.

    (Dr. Blüm [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Solidarität bedeutet aber auch, daß den materiell Bessergestellten mehr abverlangt werden muß als den sozial Schwächeren.

    (Beifall bei der SPD)

    Dazu hat die SPD viele Vorschläge gemacht.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Die hat Herr Bohl vorhin vorgelesen!)

    Sie gehen — und das ist der Kern unseres Vorwurfs — genau den umgekehrten Weg. Wie wollen Sie eigentlich begründen, Herr Blüm, daß zur Finanzierung vor allem diejenigen Arbeitnehmer herangezogen werden, deren Einkommen unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze von 6 500 DM brutto liegt? Warum wird derjenige, der mehr oder wesentlich mehr verdient, für den überschießenden Betrag nicht zur Kasse gebeten?

    (Dr. Blüm [CDU/CSU]: Reden Sie doch auch mal über den Arbeitgeberbeitrag!)

    Warum bleiben Beamte und Freiberufler, die keine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen, völlig außen vor? Warum wird ein geringverdienender Arbeitnehmer in der ehemaligen DDR — 1 200 DM Monatseinkommen, vielleicht weniger — über diesen Gesetzentwurf enorm zur Kasse gebeten, während ein topverdienender Rechtsanwalt im Westen völlig ungeschoren bleibt? Wie wollen Sie das eigentlich begründen?

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Unerhört!)

    — Ja, der Gesetzentwurf ist unerhört. Da stimme ich Ihnen gerne zu, Herr Kollege.
    Hier wird die soziale Lastenverteilung vollständig auf den Kopf gestellt. Die Solidarität zwischen West und Ost ist allein Sache des Staates und der gesamten Gesellschaft, nicht bloß der beitragzahlenden Sozialversicherten. Gerade weil sie es versäumt haben, eine solidarische Kraftanstrengung aller vorzubereiten, sind Sie nun in der Lage eines kleinen miesen Gauners,

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    der nach allerlei Tricks Ausschau hält, an den Geldbeutel der kleinen Leute heranzukommen.

    (Unruhe bei der CDU/CSU — Hornung [CDU/CSU]: Das ist Ihre Politik! — Dr. Geißler [CDU/CSU]: Herr Präsident, was ist denn das? — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Billig!)

    Die publizistische Kommentierung Ihres Gesetzentwurfs war ein einziger Verriß. Hier nur die Kostprobe einiger Überschriften: „Bonn bricht Schwüre" — Überschrift „Handelsblatt" — , „Die Vernunft bleibt auf der Strecke" — Überschrift „Die Zeit" —, „Soziale Schieflage" — Überschrift „Saarbrücker Zeitung" —, „Schlachtfest" — Überschrift „Handelsblatt".

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Das Präsidium schläft!)




    Schreiner
    In Ihren eigenen Reihen ist unter Hinweis auf die durch den Gesetzentwurf massiv steigenden Lohnnebenkosten von dem neuen Vorsitzenden des Diskussionskreises Mittelstand in der Unionsfraktion — angeblich 130 Mitglieder —, dem verehrten Kollegen Doss — ich hoffe, er ist anwesend —, ein — Zitat aus der „Welt" vom 12. Januar — „kompromißloser parlamentarischer Widerstand" gegen diesen Gesetzentwurf angekündigt worden.

    (Dr. Blüm [CDU/CSU]: Der Präsident ist doch sonst nicht so!)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich befürchte, Herr Doss wird mit Bundesminister Blüm ernsthaft um den Ehrentitel des obersten Papiertigers der Unionsfraktion konkurrieren.
    Die Diskussion um die Lohnnebenkosten ist eigentümlich genug. In den vergangenen Jahren ist von Sprechern der Regierungsfraktionen in diesem Haus geradezu gebetsmühlenhaft vorgetragen worden, die Lohnnebenkosten in Deutschland bedrohten ernsthaft die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmungen. War das alles nur hohle Propaganda? frage ich angesichts der Tatsache, daß der vorliegende Gesetzentwurf die Lohnnebenkosten nun allerdings massiv ansteigen läßt. Richtig und zu kritisieren ist, daß der Gesetzentwurf im Gegensatz zu kapitalintensiven Betrieben vor allem lohn-, also beschäftigungsintensive Klein- und Mittelbetriebe belastet,

    (Gilges [SPD]: Alles vergessen!)

    von deren Investitionsbereitschaft der Abbau der Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern entscheidend mit abhängt.
    Nicht zuletzt und gerade von den Regierungsfraktionen ist in der Vergangenheit immer wieder ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Lohnnebenkosten und der Ausweitung der Schwarzarbeit hergestellt worden.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Wir wollen von Ihnen nichts mehr hören, bevor Sie nicht diesen Vorwurf zurücknehmen! Damit das klar ist, Herr Schreiner: das, was Sie vorhin zu Herrn Blüm gesagt haben! Vorher wollen wir von Ihnen gar nichts mehr hören!)

    Ich fahre fort; Herr Kollege Geißler, lassen Sie den Redner ausreden! Wenn der Präsident es nicht tut, verwarne ich Sie hier und geben Ihnen eine Gelbe Karte; ich will hier ausreden können.

    (Heiterkeit bei der SPD — Dr. Geißler [CDU/ CSU]: Sie haben das zurückzunehmen! Sonst bin ich nicht bereit, Sie weiter anzuhören!)

    Sollte dieser Hinweis auf den Zusammenhang zwischen erhöhten Lohnnebenkosten und Schwarzarbeit ernstgemeint gewesen sein, darf sich Minister Blüm jetzt auch noch mit dem Titel eines Ehrenmeisters der Deutschen Schwarzarbeiterinnung schmücken.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Herr Schreiner, nehmen Sie bitte das zurück, was Sie vorhin gesagt haben!)

    — Herr Kollege Geißler, ich will zusammenfassen.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Wir wollen von Ihnen gar nichts mehr hören, bevor Sie das nicht zurückgenommen haben!)

    Gemessen an den großen Herausforderungen, welche die soziale Gestaltung der deutschen Einheit uns allen abverlangt, läßt sich Ihre bisherige Arbeit nur so kommentieren: Gewogen und zu leicht befunden.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Alles Heuchelei, was Sie da machen!)

    Ich will Ihnen noch einen Satz zu Ihrer Forderung, ich möge etwas zurücknehmen, sagen,

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Nein! Seien Sie bitte still! Entschuldigen Sie sich hier bitte! Nehmen Sie das zurück! Dann ist es in Ordnung!)

    Wenn ich Ihre Erklärungen nehme, Herr Kollege Geißler, die nun einige Jahre zurückliegen,

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Nehmen Sie das zurück, was Sie gerade gesagt haben! Nehmen Sie diese Beleidigung zurück!)

    die Sie hier im Parlament und außerhalb des Parlaments gegen die deutsche Sozialdemokratie vorgetragen haben, dann bin ich, was die Schwere dieser Vorhaltungen anbelangt, Ihnen gegenüber geradezu ein harmloser Waisenknabe.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Abgeordneter Schreiner, wenn es richtig ist, daß das Protokoll bestätigen sollte, daß Sie den Bundesarbeitsminister, den Abgeordneten Blüm, als „kleinen miesen Gauner" bezeichnet haben

(Zuruf von der SPD: Nein, hat er nicht!)

— ich habe es nicht selbst hören können, weil ich hier beschäftigt war — , dann sage ich vorsorglich schon, daß das einen Ordnungsruf verdient hat. Ich werde das im Protokoll kontrollieren lassen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Man soll das aber nicht streichen! — Bitte doch stehen lassen! — Das ist einen Rausschmiß wert!)

Nun hat die Abgeordnete Frau Dr. Babel das Wort.

(Dr. Geißler [CDU/CSU]: Bitte, stehen Sie doch auf und nehmen Sie das zurück! — Schreiner [SPD]: So habe ich es ja nicht gesagt! Ich denke nicht daran, mich von Ihnen erpressen zu lassen! Wo sind wir denn!)

— Herr Abgeordneter Schreiner, vielleicht ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, daß Frau Dr. Babel jetzt das Wort hat und nicht Sie.

(Schreiner [SPD]: Das müssen Sie Herrn Geißler sagen, der ständig hier herumlärmt!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gisela Babel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst noch Ihnen, Herr Schreiner, zur Kenntnis: Der Gesetzentwurf wird parallel von den Koalitionsfraktionen und der Bundesregierung eingebracht. Insofern war es korrekt, wenn der Herr Bun-



    Frau Dr. Babel
    desminister ihn begründet hat. Die Eilbedürftigkeit liegt darin, daß wir ihn zum 1. April zum Gesetz werden lassen. Die SPD hat ja auch eine Anhörung beantragt, die wir nachher beschließen sollen. Ich denke, diese Vorwürfe waren zumindest unbegründet. Es waren aber nicht die einzigen unbegründeten Vorwürfe in Ihrer Rede.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Der vorliegende Gesetzentwurf zur Senkung der Beiträge zur Rentenversicherung und zur Anhebung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung enthält zwei Sachverhalte, die unabhängig voneinander und jeweils für sich zu begründen sind,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    wenngleich sie sich für den Beitragszahler in eine — wenn auch gebremste — Mehrbelastung zusammenrechnen.

    (Hornung [CDU/CSU]: Ja, alle reden doch von der Belastung und vom Teilen!)

    Lassen Sie mich mit der guten Nachricht beginnen, nämlich der Senkung der Beiträge zur Rentenversicherung. Ohne die vorgesehenen Änderungen stiegen die Reserven Ende 1991 auf 43 Milliarden DM und Ende 1994 auf 69 Milliarden DM. Damit würde die Schwankungsreserve die gesetzlich vorgesehene Höhe von mindestens einem Monatsbedarf um das Vierfache übersteigen.
    Es müßten also ohnehin in Ausführung des Rentenreformgesetzes die Beiträge gesenkt werden, damit den Beitragszahlern die gute Kassenlage zugute kommt;

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    eine kluge Bestimmung, wenn man die Versuchung bedenkt, die eine so große Finanzsumme auf Politiker im allgemeinen und einen hungrigen Finanzminister im besonderen ausüben muß.
    Die FDP begrüßt in diesem Zusammenhang ausdrücklich, daß die Defizite der Knappschaftversicherung vom Bund nicht auf die Rentenversicherung abgewälzt wurden und daß sich unser Wunsch erfüllt hat, die Neuzugänge der Art.-17-Betriebe aus der Zwangsmitgliedschaft herauszunehmen. Noch glücklicher wären wir, wenn auch das Problem der nicht bergmännisch Beschäftigten hätte gelöst werden können.

    (Beifall bei der FDP — Andres [SPD]: Wir können uns vorstellen, worüber Sie noch glücklich wären!)

    Meine Damen und Herren, die gute Finanzlage der Rentenversicherung ist Ergebnis eines gesunden Arbeitsmarktes mit hohen Beschäftigungszahlen in der alten Bundesrepublik,

    (Hornung [CDU/CSU]: Ergebnis einer guten Politik!)

    — Ergebnis einer guten Politik und einer außerordentlich dynamischen Wirtschaftssituation.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)

    So können wir 1992 die Übernahme und volle finanzielle Einbindung der Rentenversicherung der ehemaligen DDR in unsere Rentenversicherung vornehmen. Wie immer sich die Lage dann entwickelt, zum jetzigen Zeitpunkt bleibt die Senkung der Beiträge ordnungspolitisch und finanzpolitisch richtig.
    Nun zum zweiten Sachverhalt — das ist die betrübliche Nachricht — , der Anhebung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um 2,5 Prozentpunkte im Jahre 1991 — umgerechnet auf das Jahr sind das 2 Prozentpunkte — und um 2 Prozentpunkte im Jahre 1992. — Ich will zugeben, daß wir Freien Demokraten uns hier schwertun. Beitragsstabilität — das hat mein Kollege Cronenberg schon am 1. März 1985 gesagt — hat für uns einen ebenso hohen Stellenwert wie das Ziel der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte, meine Damen und Herren. Aber es gilt, sich die augenblickliche Lage zu vergegenwärtigen. Die besondere Situation, in der wir uns politisch und wirtschaftlich befinden, rechtfertigt auch Maßnahmen, die unter anderen Zeitläufen nicht zu ergreifen wären.
    Meine Damen und Herren, es gibt heute eine einheitliche deutsche Arbeitslosenversicherung. Dies bedeutet, daß kommende, sicherlich auch noch wachsende Belastungen grundsätzlich auch in einem solchen beitragsfinanzierten speziellen Sicherungssystem zu bewältigen sind.
    Wir erleben den Zusammenbruch einer planwirtschaftlichen Ordnung, und zwar einer Ordnung von ausgemachten Planungsgigantomanen. Die Dimensionen werden Ihnen deutlich, wenn Sie sich einmal folgendes vergegenwärtigen: In einer mittleren Industriestadt wie Eisenhüttenstadt — das hat mir ein Kollege aus Brandenburg mitgeteilt — mit 52 000 Einwohnern gibt es 10 000 Arbeitsplätze in einem einzigen Kombinat, der EKO Stahl AG. Davon sind 2 000 heute schon abgeschafft, 5 000 sind bedroht. Das heißt, daß in dieser Stadt im Grunde zwei Drittel aller Einwohner von der Arbeitslosigkeit betroffen sind.
    Meine Damen und Herren, das sind die Dimensionen eines Problems in einem Gemeinwesen. Hier müssen Prozesse einer umfassenden Umstrukturierung und Umschulung in einem solchen Ausmaß eingeleitet werden, wie wir es noch nie gehabt haben.

    (Richtig! bei der CDU/CSU)

    In diesem Zusammenhang begrüße ich ausdrücklich, daß bei Umschulung und Qualifizierung Frauen besonders bedacht werden sollen

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    und daß wir nicht — was ja ein bißchen verführerisch wäre — nach dem Schema verfahren: In Zeiten der Not reicht es, erst einmal einen Ernährer zu qualifizieren, und das ist naturgemäß der Mann.

    (Andres [SPD]: Was hat das denn mit diesem Gesetzentwurf zu tun?)

    Meine Damen und Herren, wichtig ist, daß in der Debatte um die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung nicht nur die düstere Lage im Osten zur Sprache kommt, die diese Anhebung sicherlich verursacht,

    (Andres [SPD]: So ist es; die verursacht das!)




    Frau Dr. Babel
    sondern daß auch das Prinzip Hoffnung aufleuchtet. Dieses Prinzip verlangt nicht nur, daß wir Anreize für Unternehmer bieten, zu investieren und dort drüben Betriebe zu gründen, nicht nur, daß alles getan wird, um Arbeitsplätze zu erhalten, sondern es verlangt auch, daß wir ganz konzentriert Arbeitnehmer ermutigen, schulen, qualifizieren. Ziel ist der gesunde, lebendige Arbeitsmarkt im Osten unseres Landes.
    Dafür die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung anzuheben heißt, der historischen Situation Rechnung zu tragen. Die Anhebung ist notwendig, um die Eckwerte der Verschuldung einhalten zu können

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber sie ist auf eine bestimmte Zeit begrenzt — Heyenn [SPD]: Was zahlen denn die Freiberufler?)

    und sie ist auch währungspolitisch vertretbar, wenn man die vorsichtigen Äußerungen der Bundesbank richtig deutet.
    Im Dezemberbericht wird darauf hingewiesen, daß die Anhebung des Beitragssatzes der Bundesanstalt deren Finanzlücken und damit den Bedarf an Bundeszuschüssen verringern wird. Dieser Hinweis, verbunden mit der Forderung, daß staatliche Defizite vermindert werden müssen, spricht dafür, daß die Währungshüter den eingeschlagenen Weg zumindest für vertretbar halten, meine Damen und Herren.
    Nun zur Opposition. — Es reicht nicht, wenn man mit Schaum vor dem Mund hier redet.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Heyenn [SPD]: Ich habe den Schaum nicht gesehen!)

    Wir haben nur Kritik, aber kaum einleuchtende Alternativen gehört.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: So ist es!)

    Bei der Rentenversicherung, meine Damen und Herren, folgen wir Ihrem Vorschlag aus dem Jahre 1990.

    (Dr. Geißler [CDU/CSU]: Richtig!)

    Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft erklärt sich z. B. in einer Presseverlautbarung vom 7. Januar bereit,
    auf höhere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung mit niedrigeren Beiträgen zur Rentenversicherung zu reagieren.
    Nehmen Sie sich das zu Herzen!

    (Andres [SPD]: Da ging es auch um 1 : 1!)

    Nun laufen Sie Sturm gegen diese Vorschläge. Sie vermissen Sonderopfer bei Beamten, und Sie fordern die Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Freiberufler. Sie verkaufen diese alten, muffigen Hüte als Dernier cri.
    Bei den Tarifverhandlungen werden wir die Veränderung der Beiträge berücksichtigen. — Dies zum Kreis der Beamten.

    (Heyenn [SPD]: Seit wann gibt es Tarifverträge für Beamte?)

    Aber von Freiberuflern und Selbständigen erhoffen
    wir uns Impulse für den Arbeitsmarkt. Es wäre falsch,
    diese jetzt mit einer Abgabe zu belasten, der keine Leistungsansprüche gegenüberstehen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, zusammenfassend will ich sagen: Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf macht deutlich, daß die Kosten der Einheit nicht aus der Westentasche zu bezahlen sind. Die FDP hat das niemals behauptet. Wir haben auch vor der Wahl darauf hingewiesen, daß es zu solchen Anhebungen bei der Arbeitslosenversicherung kommen kann. Die FDP hofft aber, daß diese Belastung des Beitragszahlers zeitlich begrenzt bleibt. Ich hoffe in dieser Legislaturperiode auf den Augenblick, in dem ich die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ankündigen und hier begründen kann.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)