Rede:
ID1200500800

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    Vokabeln: 6
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    Plenarprotokoll 12/5 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 5. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 30. Januar 1991 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung 67 A Erweiterung der Tagesordnung 67 B Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Kohl, Bundeskanzler 67 B Präsidentin Dr. Süssmuth 79 A Tagesordnungspunkt 2: Beschlußfassung über das Verfahren für die Berechnung der Stellenanteile der Fraktionen (Drucksache 12/55) . . . . 90 C Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Einsetzung von Ausschüssen (Drucksache 12/54) 90 D b) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Einsetzung von Ausschüssen (Drucksache 12/39) 90 D Zusatztagesordnungspunkt: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Einsetzung von Ausschüssen (Drucksache 12/53) 90 D Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung: Poppe Bündnis 90/GRÜNE 91 A Bohl CDU/CSU 92 B Dr. Struck SPD 92 D Hoyer FDP 93 B Dr. Briefs PDS/LL 93 C Nächste Sitzung 93 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 94* A Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 5. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 30. Januar 1991 67 5. Sitzung Bonn, den 30. Januar 1991 Beginn: 10.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt his einschließlich Antretter SPD 30. 01. 91* Bindig SPD 30. 01. 91* Frau Blunck SPD 30. 01. 91* Böhm (Melsungen) CDU/CSU 30. 01. 91* Frau Brudlewsky CDU/CSU 30. 01. 91 Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 30. 01. 91* Buwitt CDU/CSU 30. 01. 91 Erler SPD 30. 01. 91 Frau Eymer CDU/CSU 30. 01. 91 Frau Fischer (Unna) CDU/CSU 30. 01. 91* Dr. Gautier SPD 30. 01. 91 Dr. Gysi PDS 30. 01. 91 Kittelmann CDU/CSU 30. 01. 91* Klinkert CDU/CSU 30. 01. 91 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU 30. 01. 91 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Lüder FDP 30. 01.91 Matschie SPD 30. 01.91 Dr. Müller CDU/CSU 30. 01. 91* Dr. Neuling CDU/CSU 30. 01. 91 Otto (Frankfurt) FDP 30. 01. 91 Pfuhl SPD 30. 01. 91 Rappe (Hildesheim) SPD 30. 01. 91 Reddemann CDU/CSU 30. 01. 91* Repnik CDU/CSU 30. 01. 91 Dr. Schäuble CDU/CSU 30. 01. 91 Dr. Scheer SPD 30. 01. 91* Schmidbauer CDU/CSU 30. 01. 91 von Schmude CDU/CSU 30. 01. 91* Dr. Soell SPD 30. 01. 91* Dr. Sperling SPD 30. 01. 91 Spilker CDU/CSU 30. 01. 91 Steiner SPD 30. 01. 91* Dr. Töpfer CDU/CSU 30. 01. 91 Frau Wollenberger Bündnis 90/GRÜNE 30. 01. 91 Wonneberger CDU/CSU 30. 01. 91 Zierer CDU/CSU 30. 01. 91*
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerd Poppe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich muß leider feststellen, daß der Antrag wohl bisher hier noch nicht als Drucksache vorliegt, obwohl wir ihn gestern abend eingereicht haben. Das ist uns auch schon beim letzten und vorletzten Mal passiert. Ich hoffe nicht, daß das zur Methode wird.
    Ich versuche trotzdem, Ihnen den Sinn des Antrages verständlich zu machen. Es handelt sich um einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses nach Art. 44 des Grundgesetzes zu Rüstungsexporten in den Irak.
    Das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland ist durch illegales, verbrecherisches Verhalten deutscher Firmen schwer beschädigt worden. So oder ähnlich haben sich in den letzten Wochen zahlreiche deutsche Politiker wie der Bundeswirtschaftsminister oder sinngemäß heute auch der Bundeskanzler geäußert.
    Jeder irakische Angriff im Verlauf des Golfkrieges wird nun von dem Hinweis begleitet werden, daß deutsche Firmen ihn mit ermöglicht haben. Giftgasangriffe auf das Volk, das durch von Deutschen hergestelltes und verwendetes Giftgas für immer vernichtet werden sollte, werden erneut mit Hilfe von deutschem Know-how ermöglicht. Firmen aus der Bundesrepublik wie auch Firmen und offizielle Instanzen der ehemaligen DDR sind daran beteiligt.
    Nicht genug damit: In Konfliktsituationen wurden jeweils beide Seiten bedient, wodurch sich der Gewinn verdoppelt oder gar vervielfacht hat, denn die Lieferung in Krisengebiete garantiert eine schnellstmögliche Anwendung der Waffen und damit baldigen neuen Bedarf.
    Nun wird überlegt, ob Schuld nicht dadurch abzutragen wäre, daß nach der Lieferung von Angriffswaffen an den Aggressor dem Verteidiger die Abwehrwaffen zur Verfügung gestellt würden. Das zeugt zwar von schlechtem Gewissen, ist jedoch nicht die beste Lösung. Diese kann nur darin bestehen, daß endlich die Konsequenz gezogen wird, keine Rüstungsexporte mehr in Krisengebiete zu tätigen, auch nicht in Drittländer, die ihrerseits in Krisengebiete liefern. Da wird es nicht ausreichen, festzustellen, daß sie dem gleichen Verteidigungsbündnis angehören wie die Deutschen.
    Das Beste wäre es also, es gäbe überhaupt keine Rüstungsexporte mehr, und das wäre im Grundgesetz festgeschrieben.

    (Beifall bei Abgeordneten des Bündnisses 90/GRÜNE und der PDS/Linke Liste)

    Wir wollen in diesem Hause niemandem unterstellen, bewußt zur Eskalation des Golfkonflikts beigetragen oder gar den Ausbruch des Krieges ins politische Kalkül gezogen zu haben. Aber dann muß angesichts von neun Ermittlungsverfahren, bei über 110 nachrichtendienstlichen Hinweisen und angesichts der Feststellung der Bundesregierung, seit Jahren seien keine Kriegswaffenexporte mehr genehmigt worden, festgestellt werden, daß das gegenwärtige
    Außenwirtschaftsrecht in keiner Weise den Erfordernissen entspricht und daß der Begriff Kriegswaffe neu definiert werden muß. Wir dürfen uns nicht auf die moralische Entrüstung gegenüber einer Handvoll Firmen, die vor kriminellen Praktiken nicht zurückschrecken, beschränken, sondern müssen neue Gesetze schaffen, die der Welt zeigen, daß die Deutschen aus ihrer Vergangenheit die richtigen Lehren zu ziehen in der Lage sind. Wir sollten nicht ein sogenanntes Drückebergertum gegenüber den Verbündeten beklagen, sondern den konsequenten Weg der Beteiligung an friedlichen Konfliktlösungen beschreiten. Letzteres zeichnete eine Reihe deutscher Politiker in den vergangenen Jahren aus.
    Wir wären schlecht beraten, wollten wir nun dem geduldigen und gleichermaßen konsequent auf Ausgleich und Entspannung bedachten Nachkriegsdeutschen den Landser früherer Stahlgewitter als lobenswerte Alternative gegenüberstellen. Die Glaubwürdigkeit der Friedenspolitik darf nicht durch theatralisch vorgebrachte Bündnisschwüre aufs Spiel gesetzt werden. Die richtigen Lehren zu ziehen heißt eben nicht, nur einige Sündenböcke zu präsentieren, über denen die allgemeine Entrüstung zusammenschlägt, sondern auf allen Ebenen die Fehler zu suchen. Handlungsbedarf besteht demnach nicht nur in der Bekämpfung verabscheuungswürdiger Praktiken einiger obskurer Wirtschafts- und Handelsunternehmen, sondern auch und gerade in der Aufdeckung und Revision von Versäumnissen und Fehlern des Gesetzgebers und der Exekutive.
    Untersuchungsausschüsse haben bekanntlich unter anderem die Aufgabe, unbequeme Fragen an die Regierung zu richten und ihre Mitverantwortung festzustellen.
    Gestatten Sie mir, gewissermaßen im Vorgriff darauf, abschließend einige solcher möglichen Fragen schon heute zu stellen. Am 25. Januar 1987 hat der Außenminister der Bundesrepublik — im Moment ist er wohl nicht mehr im Raum — in der Fernsehrunde zur damaligen Bundestagswahl auf eine diesbezügliche Feststellung sehr vehement eingeworfen: Es ist nicht wahr, daß deutsche Waffen an den Iran und den Irak geliefert werden.


Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Poppe, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

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    Rede von Gerd Poppe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ich bin gleich fertig. — Ich frage Sie, Herr Außenminister, ob Sie noch zu dieser Aussage stehen. Ich frage Sie, was deutsche Waffen sind und ob Sie nicht inzwischen mit mir der Meinung sind, daß die Anlagen, die Chemikalien, das Know-how, die von der Bundesrepublik und der ExDDR in den Irak geliefert wurden, als deutsche Waffen zu bezeichnen sind. Ich frage auch danach, ob — —