Rede:
ID1123609100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. Herr: 1
    5. Bundesminister: 1
    6. Töpfer.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/236 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 236. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Schwarz-Schilling 18861A Erweiterung der Tagesordnung 18861 A Zur Geschäftsordnung Such GRÜNE/Bündnis 90 18861 B Bohl CDU/CSU 18862 B Jahn (Marburg) SPD 18863 A Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 18930 B Außerhalb der Tagesordnung Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 32 GO) 18930 C Dr. Heuer Gruppe der PDS (Erklärung nach § 32 GO) 18930 D Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ergebnissen des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der KSZE in Paris und zum bevorstehenden Europäischen Rat in Rom Dr. Kohl, Bundeskanzler 18863 D Dr. Ehmke (Bonn) SPD 18869A Dr. Bötsch CDU/CSU 18873 D Duve SPD 18874 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE/Bündnis 90 . 18876 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 18879 D Frau Dr. Kaufmann Gruppe der PDS . . 18883 A Bahr SPD 18885 D Dr. Knabe GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18887A Dr. Hornhues CDU/CSU 18890D Frau Kottwitz GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18892 D Genscher, Bundesminister AA 18893 D Frau Unruh fraktionslos 18895 C Hoppe FDP 18896 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 31 GO) 18897 C Tagesordnungspunkt 2: Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlan- des 18898 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 18906 D Frau Matthäus-Maier SPD 18908 B Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18910 D Frau Matthäus-Maier SPD 18912 C Frau Vennegerts GRÜNE/Bündnis 90 . 18912 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18915 C Westphal SPD 18917 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 18917 C Dr. Gysi Gruppe der PDS 18919 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 18921 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18924 B Schäfer (Offenburg) SPD 18924 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Frau Unruh fraktionslos 18925 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 18925D, 18927 C Dreßler SPD 18927 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 18927 C Hoss GRÜNE/Bündnis 90 18928A Wüppesahl fraktionslos 18928 B Präsidentin Dr. Süssmuth 18931A Berichtigung 18932 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . .18933* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abg. Glos (CDU/CSU) zu TOP 2 — Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben 18933* D Anlage 3 Amtliche Mitteilung 18935* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18861 236. Sitzung Bonn, den 22. November 1990 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 235. Sitzung, Seite 18839B, Zeile 10 von unten: Statt „Es wird Überweisung an die zuständigen Ausschüsse beantragt." ist „Es wird Überweisung an den Auswärtigen Ausschuß beantragt." zu lesen. Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 22. 11. 90 * Antretter SPD 22. 11. 90 * Frau Becker-Inglau SPD 22. 11. 90 Beckmann FDP 22. 11. 90 Frau Beer GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Bindig SPD 22. 11. 90 Frau Birthler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 22. 11. 90 Borchert CDU/CSU 22. 11. 90 Brunner CDU/CSU 22. 11. 90 Büchler (Hof) SPD 22. 11. 90 Frau Bulmahn SPD 22. 11. 90 Daweke CDU/CSU 22. 11. 90 Dörfler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Faße SPD 22. 11. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Fuchs (Verl) SPD 22. 11. 90 Gattermann FDP 22. 11. 90 Graf SPD 22. 11. 90 Gröbl CDU/CSU 22. 11. 90 Grünbeck FDP 22. 11. 90 Dr. Haack SPD 22. 11. 90 Haack (Extertal) SPD 22. 11. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 11. 90 Häfner GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 22. 11. 90 Hasenfratz SPD 22. 11. 90 Dr. Haussmann FDP 22. 11. 90 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Jobst CDU/CSU 22. 11. 90 Jung (Düsseldorf) SPD 22. 11. 90 Frau Kelly GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kißlinger SPD 22. 11. 90 Koschnick SPD 22. 11. 90 Kossendey CDU/CSU 22. 11. 90 Kreuzeder GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kühbacher SPD 22. 11. 90 Dr. Langner CDU/CSU 22. 11. 90 Maaß CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 11. 90 Meyer SPD 22. 11. 90 Dr. Modrow Gruppe 22. 11. 90 der PDS Dr. Müller CDU/CSU 22. 11. 90 * Platzeck GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Pohlmeier CDU/CSU 22. 11. 90 Reddemann CDU/CSU 22. 11. 90 * Regenspurger CDU/CSU 22. 11. 90 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Rehm CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Schäuble CDU/CSU 22. 11. 90 Schmidt (München) SPD 22. 11. 90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 22. 11. 90 Schütz SPD 22. 11. 90 Schulz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Seifert Gruppe 22. 11. 90 der PDS Seiters CDU/CSU 22. 11. 90 Spilker CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Trenz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Vosen SPD 22. 11. 90 Waltemathe SPD 22. 11. 90 Frau Weiler SPD 22. 11. 90 Weinhofer SPD 22. 11. 90 Wiefelspütz SPD 22. 11. 90 Wischnewski SPD 22. 11. 90 Wissmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Wittmann CDU/CSU 22. 11. 90 Zeitlmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 11. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 2 Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Glos (CDU/CSU): Die CDU/CSU plant keine Steuererhöhungen, weder eine höhere Mehrwertsteuer noch eine höhere Mineralölsteuer noch eine sonstige Steuererhöhung. Es gibt keinen Grund, unsere langjährig erfolgreiche Politik des knappen öffentlichen Geldes und der Verbreiterung des privaten Sektors unter dem Vorzeichen der Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland aufzugeben. Unsere Politik der Senkung der Steuerquote - wir haben 1990 mit rund 22,5 Prozent den niedrigsten Stand seit 30 Jahren - hat zum Beispiel entscheidend dazu beigetragen, daß wir - auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik - jetzt in das neunte Jahr ununterbrochenen Wirtschaftswachstums hineingehen. Im Gegensatz zur SPD - die eine 9prozentige Ergänzungsabgabe, eine Erhöhung der Mineralölsteuer um 50 Pfennig je Liter sowie zahlreiche sogenannte Ökosteuern fordert - ist die CDU/CSU der Auffassung, daß Steuererhöhungen das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und damit die solideste aller Finanzierungsquellen verschütten würden. Entgegen der Äußerung von Graf Lambsdorff am Sonntag in „Bonn direkt" ist die CDU/CSU in Sachen Finanz- und Steuerpolitik mindestens so sattelfest wie die FDP. Anders als die FDP fordern CDU und CSU 18934* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 zum Beispiel keine Vermehrung der Steuervielfalt um eine Klimasteuer. Wenn Graf Lambsdorff am vergangenen Wochenende meinte, feststellen zu müssen, daß die CDU/CSU in der Finanz- und Steuerpolitik wackelt, dann spricht er gegen besseres Wissen, denn die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und insbesondere die Finanz- und Steuerpolitiker haben nie gewackelt. In dieser hektischen Wahlkampfzeit ist seine Aussage nur als Profilierungsversuch zu werten, die FDP als bessere Steuererhöhungsverhinderungspartei darzustellen. Bedeutend mehr Freude macht uns natürlich, wenn der wirtschafts- und finanzpolitische Mentor der SPD, Professor Karl Schiller, vor zwei Wochen bei der von der SPD verlangten öffentlichen Anhörung zur Finanzierung der deutschen Einheit bestätigt hat, daß er — Schiller — nicht anders gehandelt hätte als unser CSU-Bundesfinanzminister Theo Waigel. Wir von der CDU/CSU verstehen ja, daß ein solches Lob aus der roten Ecke an die schwarze Adresse die FDP schmerzen muß. Ist es doch ihr Wirtschaftsminister, der seit langem jegliches Lob schmerzlich vermißt. Auf einem anderen Blatt steht die Notwendigkeit, die Leistungs- und Innovationskraft der Sozialen Marktwirtschaft verstärkt in den Dienst der Umwelt zu stellen. Unabhängig von der Finanzierung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern und seiner sozialen Absicherung ist eine breitere Anwendung des Verursacherprinzips mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen geboten. Dazu können auch nichtsteuerliche Sonderabgaben gehören, wenn sie das Ziel verfolgen und auch geeignet sind, schädliche Umweltbelastungen zu verringern und bereits eingetretene Schäden zu beseitigen. Das Aufkommen solcher Sonderabgaben nimmt in dem Maße ab, in dem das Umweltziel erreicht wird. Eine solche Sonderabgabe hat also nichts mit Steuererhöhungen zur Aufbesserung der Staatseinnahmen zu tun, meine Damen und Herren von der Opposition! Steuererhöhungen schmälern die Investitionsbereitschaft und die Leistungsbereitschaft der Betriebe und der Berufstätigen. Sie wirken preistreibend. Dadurch wird eine verhängnisvolle Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt, die zwar kurzfristig inflationsbedingte Steuermehreinnahmen bringen kann, aber mittelfristig mit realen Wachstumsverlusten und folglich Steuerverlusten bezahlt werden muß. Die richtige Finanzpolitik im vereinten Deutschland heißt vor allem Ausgabendisziplin. Unabweisbare Mehrausgaben für die Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland müssen mit Ausgabeeinsparungen in den öffentlichen Haushalten verbunden werden. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt deshalb den Beschluß der Bundesregierung, den mittelfristigen Ausgabenanstieg im Bundeshaushalt auf durchschnittlich 2 Prozent jährlich zu begrenzen. Auf Grund der kurzfristig notwendigen Unterstützung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern ist auch eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme im Bundeshaushalt erforderlich. Vor allem 1991 wird es zu Mehrbelastungen kommen, die aber auf der Grundlage der dynamischen Wirtschaftsentwicklung in den alten Bundesländern und des baldigen Aufschwungs in den neuen Bundesländern bewältigt werden können. Meine Damen und Herren! Der Wiederaufbau des östlichen Teils unseres Vaterlandes ist die größte und wichtigste Investition seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Auf mittlere Sicht wird der ökonomische Nutzen der deutschen Wiedervereinigung die zusätzlichen Belastungen von heute deutlich übersteigen. Auch aus diesem Grunde ist eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme der bessere Weg als die von der SPD geforderten neuen Steuern und Abgaben. Karl Schiller hat der SPD in der öffentlichen Anhörung des Haushaltsausschusses am 7. November folgendes vorgerechnet: Die Einführung der SPD-Ergänzungsabgabe würde gerade diejenigen Steuerpflichtigen treffen, die die höchste Sparquote haben. Damit würde das Weniger an Kreditaufnahme des Staates auf ein Weniger an Kreditangebot der Privaten treffen und hätte deshalb keinerlei zinsentlastende Wirkung. Frau Matthäus-Maier sollte noch mal bei Herrn Schiller studieren; vielleicht ist er sogar bereit, ihr Privatunterricht zu geben. Noch eine Bemerkung an die Adresse von Graf Lambsdorff: Die privatwirtschaftliche Finanzierung und Durchführung von Investitionsprojekten soll nach dem Eckwertebeschluß der Bundesregierung, der vor 9 Tagen gefaßt wurde, für eine zusätzliche Entlastung der öffentlichen Haushalte sorgen. Soweit geeignete Objekte vorhanden sind, die Private besser als die öffentliche Hand erbringen können, sind die rechtlichen und sachlichen Voraussetzungen für eine privatwirtschaftliche Finanzierung baldmöglichst geschaffen. Dies ist die Beschlußlage, die die FDP im Kabinett mitgetragen hat. Es ist deshalb — zurückhaltend formuliert — unfair, wenn der Vorsitzende der FDP die Möglichkeit der privaten Finanzierung eines Autobahnbaus im östlichen Deutschland durch Gebühren als ein Marterinstrument bezeichnet und damit den Regierungsbeschluß konterkariert. Oder weiß Graf Lambsdorff nicht, daß die von ihm bevorzugte Vignette nach Schweizer Muster nichts anderes ist als eine Pauschalgebühr für die Autobahnbenutzung? Trotz des wahlkampfbedingten Geplänkels werden wir in der Koalition unsere bewährte Zusammenarbeit im Kampf gegen eine zu hohe Steuerbelastung für Bürger und Unternehmungen fortsetzen. Unsere Finanzpolitik hat die Angebotsbedingungen der Volkswirtschaft innerhalb von 8 Jahren nachhaltig verbessert, den Wohlstand der Bürger erhöht und die Selbstfinanzierungskräfte der Sozialen Marktwirtschaft gestärkt. Die glänzende Verfassung unserer Volkswirtschaft auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik ist ganz wesentlich ein Ergebnis unserer wachstums- und investitionsfreundlichen Finanz- und Steuerpolitik. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18935* Die Bürger und Bürgerinnen unseres Landes haben keinen Grund, ausgerechnet jetzt die Wirtschafts- und Finanzpolitik den Sozialisten als Experimentierfeld zu überlassen. Das SPD-Konzept eines völligen ökologischen Umbaus unseres Steuersystems verkennt grundlegende finanzpolitische Zusammenhänge. Ein Umkrempeln des Steuer- und Abgabesystems im Zeichen des Umweltschutzes würde irreparable Störungen unserer Wirtschafts- und Sozialordnung zur Folge haben. Dies kann sich das vereinte Deutschland, das international zunehmend in die Pflicht genommen ist, nicht leisten. Anlage 3 Amtliche Mitteilung Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 15. November 1990 ihren Entschließungsantrag auf Drucksache 11/8438 zurückgezogen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Darum kümmern sich schon ganz andere. Alle Rechtsradikalen des Landes begleiten mich permanent,

    (Dr. Wulff [CDU/CSU]: RAF und SPD!)

    und Sie übernehmen auch ein bißchen politische Verantwortung für das, was sie in diesem Land so alles unternehmen. Ich finde, diese Debatten zeigen deutlich, daß es wirklich erforderlich wird, sich für ein etwas anderes Deutschland zu entscheiden als das, das Sie vorhaben.

    (Beifall bei der Gruppe der PDS — Zurufe von der CDU/CSU)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat Herr Bundesminister Töpfer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der, wie wir gerade gemerkt haben, glücklicherweise nicht mehr real existierende Sozialismus der SED

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) hat über 40 Jahre lang


    (Beifall bei der Gruppe der PDS — Feilcke [CDU/CSU]: Ihr Pharisäer!)

    die Menschen von Rostock bis Dresden, von Frankfurt bis Magdeburg geschunden; er hat sie psychisch und physisch rücksichtslos ausgebeutet und ruiniert. Dieser Sozialismus hat unglaubliche Ruinen bei Menschen und in der Natur hinterlassen. Er hat einen Kollaps der Umwelt begründet.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Auch im Kopf von Herrn Gysi!)

    Die Altlasten sind dramatisch und schockierend, auch und nicht zuletzt in der Rede, die wir gerade gehört haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Die Altlasten sind gesundheitlich ausgebeutete Menschen mit niedrigerer Lebenserwartung, vergiftete Böden, tote Gewässer, verwüstete Landschaften und eine ruinierte Wirtschaft.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Und wirre Köpfe!)

    Der ökologische Offenbarungseid zeigt ein menschenverachtendes, die Schöpfung zerstörendes System und belegt, daß unbarmherzig und unmensch-



    Bundesminister Dr. Töpfer
    lich auf Kosten der Menschen und zu Lasten von Natur und Umwelt gewirtschaftet worden ist.
    Meine Damen und Herren, dies alles wird heute von niemandem mehr ernsthaft bestritten. Tagtäglich werden die Katastrophen, die damit angerichtet worden sind, noch deutlicher sichtbar; wir betrachten diese mit Entsetzen und Abscheu.
    Vor diesem Hintergrund behauptet Herr Lafontaine in einem „Spiegel"-Interview in diesem Jahr: Die DDR war, bis die Mauer fiel, ein führendes Industrieland.
    Meine Damen und Herren, dies ist ein empörender Satz; es ist ein Satz, der bestenfalls Zeichen für unglaubliche Ignoranz ist; wahrscheinlicher aber — so muß vermutet werden — ist er jedoch ein Beleg für einen schlimmen, menschenverachtenden Zynismus.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Kosten für die Beseitigung der Altlasten des Sozialismus werden heute als Kosten der deutschen Einheit beklagt, und gleichzeitig wird die DDR zu einer führenden Industrienation erklärt. Welche Argumentation könnte eigentlich doppelzüngiger und unehrlicher sein als die, die Herr Lafontaine uns hier bietet?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die ökologische Erneuerung der Industriegesellschaft wird gefordert, und gleichzeitig wird die DDR zu einem führenden Industrieland erklärt. Welche Unglaubwürdigkeit könnte dies eigentlich noch übertreffen?
    Man kann — das muß Herr Lafontaine gesagt werden — einfach noch nicht in Leuna oder Buna, in Espenhain oder Bitterfeld, in den Schwermetallanlagen von Helbra oder Mansfeld gewesen sein und hier hinkommen und sagen: Die DDR war ein führendes Industrieland. Herr Lafontaine kann noch nicht dagewesen sein. Auch Herr Gysi ist offenbar auch noch nicht dort gewesen, meine Damen und Herren. Er kann noch nicht mit den Menschen dort geredet haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wer dies so behauptet, wer das so sagt, der will am Prozeß der deutschen Einheit nicht mitwirken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Er will vielmehr den Eindruck erwecken, als wären diese gewaltigen Schwierigkeiten in der Wirtschaft, die unglaublichen Belastungen von Natur und Umwelt und die menschenunwürdige soziale Absicherung der Menschen nicht durch den Sozialismus der SED, sondern durch den Prozeß der deutschen Einheit verursacht; er will allein aus wahltaktischen Gründen der Bundesregierung anlasten, was einzig und allein einen Verursacher hat, nämlich das menschenverachtende, mißwirtschaftende Regime der DDR.

    (Nowack [CDU/CSU]: Es war verbrecherisch!)

    Meine Damen und Herren, Mensch und Natur sind mißbraucht worden. Mit der deutschen Einheit werden Menschenwürde am Arbeitsplatz und eine lebenswerte Umwelt wieder zur Grundlage politischen Handelns. Die Menschen können jetzt wieder durchatmen, und wir werden dies weiter so vorantreiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Da ist die Frage natürlich berechtigt, meine Damen und Herren: Wie ist dieses herausragende, dieses schwierige Aufgabenfeld zu bewältigen? Da ist es sinnvoll und richtig, in unsere Geschichte zurückzublicken.
    Ich kann es aus meiner eigenen persönlichen Lebenserfahrung schildern. Ich bin 1938 in Waldenburg in Schlesien geboren worden. 1945 bin ich mit meinen Eltern und Geschwistern nach Höxter an der Weser vertrieben worden. Mit einem Koffer in der Hand sind wir in ein durch Ruinen gekennzeichnetes Land gekommen. Aber die Generation meiner Eltern hat nicht resigniert; sie hat nicht gefragt, wieviel das Wirtschaftswunder kostet, sondern sie hat mit Optimismus gehandelt; sie hat investiert, und sie hat eine gute politische Entscheidung für die Soziale Marktwirtschaft und für Konrad Adenauer und seine kluge Politik getroffen und hat damit den Aufschwung ermöglicht, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wäre damals Lafontaine in der Verantwortung gewesen, so würden wir heute noch nach den Kosten der deutschen Einheit fragen, weil wir noch unter den Folgen des Morgenthau-Plans leiden würden, meine Damen und Herren. Das ist der Zusammenhang.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Diese historische Lektion ist europaweit, ja weltweit verstanden worden. Nicht irgendeine Spielart des Sozialismus, sondern nur eine soziale, ökologisch verpflichtete Marktwirtschaft in einer freiheitlichen Gesellschaft ermöglicht die Bewältigung der Zukunft. Wenn Lafontaine in diesem Jahr, 1990, noch schreibt — ich darf zitieren — : „Wenn das alte sozialistische Projekt nicht mehr trägt, so ist es höchste Zeit, ein neues zu konstruieren" , dann können wir ihm nur sagen: Es ist höchste Zeit, alle sozialistischen Modelle und Modellchen zu vergessen und endlich zu einer klaren sozial orientierten Marktwirtschaft zu kommen. Das ist die Entscheidung, die zu treffen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es geht eben nicht — lassen Sie mich das zumindest in die Richtung von Herrn Lafontaine sagen — um irgendeinen neuen Weg in die alte sozialistische Sackgasse, sondern es geht um den bewährten Weg zu dem Ziel der sozialen, ökologisch orientierten Marktwirtschaft.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Dem Kenner der Sekundärtugenden sei gesagt: Wenn es denn eine Sekundärtugend gibt, dann ist es der neue Weg; denn es geht nicht darum, daß der Weg neu ist, sondern es geht um die Frage, welches Ziel mit diesem Weg erreicht wird. Das ist die Primärtugend. Deswegen setzen wir auf die sozial orientierte Marktwirtschaft auf einem bewährten Weg dorthin. Dies ist die entscheidende Frage.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Bundesminister Dr. Töpfer
    Meine Damen und Herren, in Sachen Ehrlichkeit brauchen wir uns dabei sicherlich keine Vorwürfe oder Vorhaltungen von jemandem anzuhören, der über das Ziel nichts aussagt, der aber auch nicht an irgendeiner Stelle einmal etwas darüber ausgesagt hat, was er selbst geleistet hat.
    Im Saarland ist in den letzten fünf Jahren einiges gewachsen; das ist wahr. Die Schulden sind dramatisch gewachsen, die Zahl der Ministerien ist gewachsen, die Zahl der Staatssekretäre ist gewachsen, aber was nicht gewachsen ist, meine Damen und Herren, ist die wirtschaftliche Leistungskraft etwa im ersten Halbjahr dieses Jahres. Dies ist in der Tat wahr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Garbe [GRÜNE/Bündnis 90]: Zur Sache, Schätzchen!)

    Deswegen brauchen wir wirtschaftliche Stabilität. Wir brauchen wirtschaftliche Stabilität, damit die zentrale Voraussetzung zur Überwindung der deutschen Teilung auch wirklich eingehalten wird. Eine wirklich gewichtige Meldung ist eine Meldung vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, die wir heute in der Zeitung lesen können. Dort heißt es nämlich — ich darf zitieren — :
    Rekord bei Investitionen in der Bundesrepublik Deutschland. So stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung fest, daß die Investitionsquote, die bis 1982 auf 15,5 % gefallen war, 1990 auf nahezu 19 % gestiegen ist. Im kommenden Jahr sei mit einem weiteren Anstieg der Investitionen im Unternehmensbereich um 5 % zu rechnen.
    Soweit das Zitat.
    Diese Investitionen sind die entscheidenden Voraussetzungen für die Überwindung der Belastungen, die der real existierende Sozialismus zurückgelassen hat. Das ist die Basis.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Deswegen dürfen wir Ihnen, Graf Lambsdorff, eines sagen: Bei Ihrer Entscheidung, die deutsche Einheit ohne Steuererhöhungen weiterzuentwickeln, sind Sie nicht allein, sondern Sie haben die CDU/CSU ganz eindeutig an Ihrer Seite. Dies ist die Aussage des Bundeskanzlers, und das ist auch die Aussage, die ich zu wiederholen hier in der Lage bin.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, dies ist die zentrale Herausforderung auch für die ökologische Seite. Wenn die Bundesrepublik Deutschland heute — das ist unstrittig — europaweit und weltweit bei der Umweltvorsorge und bei der Umweltsanierung an der Spitze steht, dann deswegen, weil wir acht Jahre wirtschaftlicher Stabilität mit hohen Investitionen in der Bundesrepublik Deutschland hinter uns haben. Im Wachstum die Wirtschaft ökologisch neu zu gestalten, das war die Herausforderung. Dieser Herausforderung haben wir uns gestellt, und wir haben sie bewältigt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben mit wirtschaftlichem Wachstum die Grundlage dafür geschaffen, daß im Rahmen von neuen Investitionen tatsächlich auch neue umweltverträglichere Techniken eingesetzt werden konnten. Wir haben bei der Ausstattung der Produktionsanlagen den Anforderungen an den Umweltschutz Rechnung getragen und nicht mehr nur gefragt, welche Filter geeignet sind, um eine alte Anlage nachträglich auszurüsten. Das ist der entscheidende Fortschritt. Dort, wo investiert wird, dort wird eben ungleich besser und ungleich unmittelbarer gerade auch Umwelt entlastet als mit noch so viel Steuermitteln, die nur im nachhinein korrigieren können und nicht im vorhinein Vorsorge treffen können. Darum geht es.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, es geht eben nicht — auch das muß man immer wieder sagen — um die Höhe der Steuersätze, sondern es geht um die Höhe der Steuererträge. Wir haben in dieser Legislaturperiode gerade durch eine Steuerreform mit sinkenden Steuersätzen die Steuererträge erhöht. Das war der entscheidende Fortschritt, um den es ging.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Glos [CDU/CSU]: Das ist der neue Weg, der wirklich neue!)

    Dadurch war dann hinterher die finanzielle Möglichkeit gegeben.
    Nun kommen wir zu der Frage, meine Damen und Herren, der umweltbezogenen marktwirtschaftlichen Anreize: Ich freue mich natürlich, Graf Lambsdorff, daß wir in dieser jetzt zu Ende gehenden Legislaturperiode gemeinsam mit der FDP ein neues Abwasserabgabengesetz gemacht haben.

    (Beifall bei der FDP)

    Ich habe viel Grund und viel Anlaß, mich gerade etwa bei dem Abgeordneten Wolfgramm dafür zu bedanken, daß er sehr darauf geachtet hat, daß wir bei dieser Abwasserabgabe auch die Restverschmutzung mit berücksichtigen, um damit einen Anreiz zu bekommen, daß derjenige, der in Abwasserreinhaltung investiert, auch eine entsprechende Vergünstigung bekommt. Herzlichen Dank für diese Unterstützung.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber wir haben ebenfalls mitgewirkt! — Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Daß dieses in der Koalition gemeinsam möglich war, ist eine gute Sache. Daß am Ende auch die Sozialdemokraten zugestimmt haben, wollen wir nicht vergessen.
    Wenn das so ist, Graf Lambsdorff, dann muß man doch wirklich fragen: Wenn für den Bereich des Wassers eine solche Abwasserabgabe ein sinnvolles, weil investitionsauslösendes und nicht irgendwo einen Verschiebebahnhof darstellendes Instrument ist, warum sollen wir das Instrument nicht einsetzen, um bei einer der zentralen, weltweit herausfordernden Fragestellungen, der des Treibhauseffektes, voranzukommen? Dies ist unsere Fragestellung.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Warum soll es falsch sein, wenn wir im Ordnungsrecht
    bestimmte Wirkungsgrade für die Verwendung fossi-



    Bundesminister Dr. Töpfer
    ler Energieträger vorlegen, eine Unterschreitung dieser Wirkungsgrade mit einer Abgabe belegen und den davon freistellen, der investiert, um den Wirkungsgrad zu erhöhen und damit fossile Energieträger sinnvoller zu nutzen und die CO2-Belastung zu vermindern? Was ist denn daran so überraschend?

    (Glos [CDU/CSU]: Das ist sehr gut!)

    Ich halte es für eine gute Angelegenheit, daß wir dabei gleichzeitig auf dem Boden des Urteils des Bundesverfassungsgerichts sagen können: Dies ist eine Abgabe, die eben gruppennützlich für den Zweck eingesetzt werden muß, für den sie erhoben wird,

    (Glos [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    also für eine Verbesserung der Wirkungsgrade von fossilen Energieträgern. Dies ist, wie ich meine, eine sehr sinnvolle, vernünftige Vorgehensweise.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Da ich ja nur zu gut weiß, wie außerordentlich engagiert Sie gerade nach solchen Instrumenten auch mit Ausschau halten, bei denen über den Anreiz marktwirtschaftliches Verhalten im Umweltschutz belohnt wird, gehe ich davon aus, daß wir uns auch über diesen Weg noch einigen werden, eine CO2-bezogene Abgabe so einzusetzen, daß wir unser herausragendes Ziel von bis zu 30 % Minderung bei CO2 auch wirklich erreichen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)