Rede:
ID1123608500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 71
    1. Sie: 5
    2. der: 4
    3. daß: 3
    4. den: 3
    5. für: 2
    6. eine: 2
    7. haben,: 2
    8. in: 2
    9. nicht: 2
    10. die: 2
    11. Graf: 1
    12. Lambsdorff,: 1
    13. darf: 1
    14. ich: 1
    15. auf: 1
    16. Ihre: 1
    17. Grundbedingungen: 1
    18. CO2-Steuer,: 1
    19. wie: 1
    20. sie: 1
    21. genannt: 1
    22. zurückkommen,: 1
    23. wobei: 1
    24. u.: 1
    25. a.: 1
    26. erwähnt: 1
    27. das: 1
    28. allgemeinen: 1
    29. Topf: 1
    30. des: 1
    31. Staatsaufkommens: 1
    32. hineintun: 1
    33. wollen?: 1
    34. Sind: 1
    35. mit: 1
    36. mir: 1
    37. Auffassung,: 1
    38. gerade: 1
    39. dies: 1
    40. nach: 1
    41. verfassungsrechtlichen: 1
    42. Möglichkeiten: 1
    43. bei: 1
    44. einer: 1
    45. Umweltabgabe: 1
    46. geht,: 1
    47. hier: 1
    48. also: 1
    49. etwas: 1
    50. anderes: 1
    51. wollen,: 1
    52. als: 1
    53. Bundeskanzler: 1
    54. angeführt: 1
    55. hat,: 1
    56. seinerseits: 1
    57. ausdrücklich: 1
    58. Abgabe: 1
    59. CO2-Ausstoß: 1
    60. haben: 1
    61. wollte,: 1
    62. ihrerseits: 1
    63. zweckgebunden: 1
    64. ist: 1
    65. und: 1
    66. dadurch: 1
    67. eben: 1
    68. Kategorie: 1
    69. Steuern: 1
    70. einzureihen: 1
    71. ist?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/236 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 236. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Schwarz-Schilling 18861A Erweiterung der Tagesordnung 18861 A Zur Geschäftsordnung Such GRÜNE/Bündnis 90 18861 B Bohl CDU/CSU 18862 B Jahn (Marburg) SPD 18863 A Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 18930 B Außerhalb der Tagesordnung Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 32 GO) 18930 C Dr. Heuer Gruppe der PDS (Erklärung nach § 32 GO) 18930 D Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ergebnissen des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der KSZE in Paris und zum bevorstehenden Europäischen Rat in Rom Dr. Kohl, Bundeskanzler 18863 D Dr. Ehmke (Bonn) SPD 18869A Dr. Bötsch CDU/CSU 18873 D Duve SPD 18874 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE/Bündnis 90 . 18876 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 18879 D Frau Dr. Kaufmann Gruppe der PDS . . 18883 A Bahr SPD 18885 D Dr. Knabe GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18887A Dr. Hornhues CDU/CSU 18890D Frau Kottwitz GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18892 D Genscher, Bundesminister AA 18893 D Frau Unruh fraktionslos 18895 C Hoppe FDP 18896 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 31 GO) 18897 C Tagesordnungspunkt 2: Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlan- des 18898 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 18906 D Frau Matthäus-Maier SPD 18908 B Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18910 D Frau Matthäus-Maier SPD 18912 C Frau Vennegerts GRÜNE/Bündnis 90 . 18912 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18915 C Westphal SPD 18917 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 18917 C Dr. Gysi Gruppe der PDS 18919 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 18921 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18924 B Schäfer (Offenburg) SPD 18924 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Frau Unruh fraktionslos 18925 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 18925D, 18927 C Dreßler SPD 18927 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 18927 C Hoss GRÜNE/Bündnis 90 18928A Wüppesahl fraktionslos 18928 B Präsidentin Dr. Süssmuth 18931A Berichtigung 18932 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . .18933* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abg. Glos (CDU/CSU) zu TOP 2 — Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben 18933* D Anlage 3 Amtliche Mitteilung 18935* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18861 236. Sitzung Bonn, den 22. November 1990 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 235. Sitzung, Seite 18839B, Zeile 10 von unten: Statt „Es wird Überweisung an die zuständigen Ausschüsse beantragt." ist „Es wird Überweisung an den Auswärtigen Ausschuß beantragt." zu lesen. Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 22. 11. 90 * Antretter SPD 22. 11. 90 * Frau Becker-Inglau SPD 22. 11. 90 Beckmann FDP 22. 11. 90 Frau Beer GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Bindig SPD 22. 11. 90 Frau Birthler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 22. 11. 90 Borchert CDU/CSU 22. 11. 90 Brunner CDU/CSU 22. 11. 90 Büchler (Hof) SPD 22. 11. 90 Frau Bulmahn SPD 22. 11. 90 Daweke CDU/CSU 22. 11. 90 Dörfler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Faße SPD 22. 11. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Fuchs (Verl) SPD 22. 11. 90 Gattermann FDP 22. 11. 90 Graf SPD 22. 11. 90 Gröbl CDU/CSU 22. 11. 90 Grünbeck FDP 22. 11. 90 Dr. Haack SPD 22. 11. 90 Haack (Extertal) SPD 22. 11. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 11. 90 Häfner GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 22. 11. 90 Hasenfratz SPD 22. 11. 90 Dr. Haussmann FDP 22. 11. 90 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Jobst CDU/CSU 22. 11. 90 Jung (Düsseldorf) SPD 22. 11. 90 Frau Kelly GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kißlinger SPD 22. 11. 90 Koschnick SPD 22. 11. 90 Kossendey CDU/CSU 22. 11. 90 Kreuzeder GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kühbacher SPD 22. 11. 90 Dr. Langner CDU/CSU 22. 11. 90 Maaß CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 11. 90 Meyer SPD 22. 11. 90 Dr. Modrow Gruppe 22. 11. 90 der PDS Dr. Müller CDU/CSU 22. 11. 90 * Platzeck GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Pohlmeier CDU/CSU 22. 11. 90 Reddemann CDU/CSU 22. 11. 90 * Regenspurger CDU/CSU 22. 11. 90 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Rehm CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Schäuble CDU/CSU 22. 11. 90 Schmidt (München) SPD 22. 11. 90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 22. 11. 90 Schütz SPD 22. 11. 90 Schulz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Seifert Gruppe 22. 11. 90 der PDS Seiters CDU/CSU 22. 11. 90 Spilker CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Trenz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Vosen SPD 22. 11. 90 Waltemathe SPD 22. 11. 90 Frau Weiler SPD 22. 11. 90 Weinhofer SPD 22. 11. 90 Wiefelspütz SPD 22. 11. 90 Wischnewski SPD 22. 11. 90 Wissmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Wittmann CDU/CSU 22. 11. 90 Zeitlmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 11. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 2 Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Glos (CDU/CSU): Die CDU/CSU plant keine Steuererhöhungen, weder eine höhere Mehrwertsteuer noch eine höhere Mineralölsteuer noch eine sonstige Steuererhöhung. Es gibt keinen Grund, unsere langjährig erfolgreiche Politik des knappen öffentlichen Geldes und der Verbreiterung des privaten Sektors unter dem Vorzeichen der Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland aufzugeben. Unsere Politik der Senkung der Steuerquote - wir haben 1990 mit rund 22,5 Prozent den niedrigsten Stand seit 30 Jahren - hat zum Beispiel entscheidend dazu beigetragen, daß wir - auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik - jetzt in das neunte Jahr ununterbrochenen Wirtschaftswachstums hineingehen. Im Gegensatz zur SPD - die eine 9prozentige Ergänzungsabgabe, eine Erhöhung der Mineralölsteuer um 50 Pfennig je Liter sowie zahlreiche sogenannte Ökosteuern fordert - ist die CDU/CSU der Auffassung, daß Steuererhöhungen das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und damit die solideste aller Finanzierungsquellen verschütten würden. Entgegen der Äußerung von Graf Lambsdorff am Sonntag in „Bonn direkt" ist die CDU/CSU in Sachen Finanz- und Steuerpolitik mindestens so sattelfest wie die FDP. Anders als die FDP fordern CDU und CSU 18934* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 zum Beispiel keine Vermehrung der Steuervielfalt um eine Klimasteuer. Wenn Graf Lambsdorff am vergangenen Wochenende meinte, feststellen zu müssen, daß die CDU/CSU in der Finanz- und Steuerpolitik wackelt, dann spricht er gegen besseres Wissen, denn die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und insbesondere die Finanz- und Steuerpolitiker haben nie gewackelt. In dieser hektischen Wahlkampfzeit ist seine Aussage nur als Profilierungsversuch zu werten, die FDP als bessere Steuererhöhungsverhinderungspartei darzustellen. Bedeutend mehr Freude macht uns natürlich, wenn der wirtschafts- und finanzpolitische Mentor der SPD, Professor Karl Schiller, vor zwei Wochen bei der von der SPD verlangten öffentlichen Anhörung zur Finanzierung der deutschen Einheit bestätigt hat, daß er — Schiller — nicht anders gehandelt hätte als unser CSU-Bundesfinanzminister Theo Waigel. Wir von der CDU/CSU verstehen ja, daß ein solches Lob aus der roten Ecke an die schwarze Adresse die FDP schmerzen muß. Ist es doch ihr Wirtschaftsminister, der seit langem jegliches Lob schmerzlich vermißt. Auf einem anderen Blatt steht die Notwendigkeit, die Leistungs- und Innovationskraft der Sozialen Marktwirtschaft verstärkt in den Dienst der Umwelt zu stellen. Unabhängig von der Finanzierung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern und seiner sozialen Absicherung ist eine breitere Anwendung des Verursacherprinzips mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen geboten. Dazu können auch nichtsteuerliche Sonderabgaben gehören, wenn sie das Ziel verfolgen und auch geeignet sind, schädliche Umweltbelastungen zu verringern und bereits eingetretene Schäden zu beseitigen. Das Aufkommen solcher Sonderabgaben nimmt in dem Maße ab, in dem das Umweltziel erreicht wird. Eine solche Sonderabgabe hat also nichts mit Steuererhöhungen zur Aufbesserung der Staatseinnahmen zu tun, meine Damen und Herren von der Opposition! Steuererhöhungen schmälern die Investitionsbereitschaft und die Leistungsbereitschaft der Betriebe und der Berufstätigen. Sie wirken preistreibend. Dadurch wird eine verhängnisvolle Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt, die zwar kurzfristig inflationsbedingte Steuermehreinnahmen bringen kann, aber mittelfristig mit realen Wachstumsverlusten und folglich Steuerverlusten bezahlt werden muß. Die richtige Finanzpolitik im vereinten Deutschland heißt vor allem Ausgabendisziplin. Unabweisbare Mehrausgaben für die Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland müssen mit Ausgabeeinsparungen in den öffentlichen Haushalten verbunden werden. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt deshalb den Beschluß der Bundesregierung, den mittelfristigen Ausgabenanstieg im Bundeshaushalt auf durchschnittlich 2 Prozent jährlich zu begrenzen. Auf Grund der kurzfristig notwendigen Unterstützung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern ist auch eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme im Bundeshaushalt erforderlich. Vor allem 1991 wird es zu Mehrbelastungen kommen, die aber auf der Grundlage der dynamischen Wirtschaftsentwicklung in den alten Bundesländern und des baldigen Aufschwungs in den neuen Bundesländern bewältigt werden können. Meine Damen und Herren! Der Wiederaufbau des östlichen Teils unseres Vaterlandes ist die größte und wichtigste Investition seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Auf mittlere Sicht wird der ökonomische Nutzen der deutschen Wiedervereinigung die zusätzlichen Belastungen von heute deutlich übersteigen. Auch aus diesem Grunde ist eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme der bessere Weg als die von der SPD geforderten neuen Steuern und Abgaben. Karl Schiller hat der SPD in der öffentlichen Anhörung des Haushaltsausschusses am 7. November folgendes vorgerechnet: Die Einführung der SPD-Ergänzungsabgabe würde gerade diejenigen Steuerpflichtigen treffen, die die höchste Sparquote haben. Damit würde das Weniger an Kreditaufnahme des Staates auf ein Weniger an Kreditangebot der Privaten treffen und hätte deshalb keinerlei zinsentlastende Wirkung. Frau Matthäus-Maier sollte noch mal bei Herrn Schiller studieren; vielleicht ist er sogar bereit, ihr Privatunterricht zu geben. Noch eine Bemerkung an die Adresse von Graf Lambsdorff: Die privatwirtschaftliche Finanzierung und Durchführung von Investitionsprojekten soll nach dem Eckwertebeschluß der Bundesregierung, der vor 9 Tagen gefaßt wurde, für eine zusätzliche Entlastung der öffentlichen Haushalte sorgen. Soweit geeignete Objekte vorhanden sind, die Private besser als die öffentliche Hand erbringen können, sind die rechtlichen und sachlichen Voraussetzungen für eine privatwirtschaftliche Finanzierung baldmöglichst geschaffen. Dies ist die Beschlußlage, die die FDP im Kabinett mitgetragen hat. Es ist deshalb — zurückhaltend formuliert — unfair, wenn der Vorsitzende der FDP die Möglichkeit der privaten Finanzierung eines Autobahnbaus im östlichen Deutschland durch Gebühren als ein Marterinstrument bezeichnet und damit den Regierungsbeschluß konterkariert. Oder weiß Graf Lambsdorff nicht, daß die von ihm bevorzugte Vignette nach Schweizer Muster nichts anderes ist als eine Pauschalgebühr für die Autobahnbenutzung? Trotz des wahlkampfbedingten Geplänkels werden wir in der Koalition unsere bewährte Zusammenarbeit im Kampf gegen eine zu hohe Steuerbelastung für Bürger und Unternehmungen fortsetzen. Unsere Finanzpolitik hat die Angebotsbedingungen der Volkswirtschaft innerhalb von 8 Jahren nachhaltig verbessert, den Wohlstand der Bürger erhöht und die Selbstfinanzierungskräfte der Sozialen Marktwirtschaft gestärkt. Die glänzende Verfassung unserer Volkswirtschaft auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik ist ganz wesentlich ein Ergebnis unserer wachstums- und investitionsfreundlichen Finanz- und Steuerpolitik. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18935* Die Bürger und Bürgerinnen unseres Landes haben keinen Grund, ausgerechnet jetzt die Wirtschafts- und Finanzpolitik den Sozialisten als Experimentierfeld zu überlassen. Das SPD-Konzept eines völligen ökologischen Umbaus unseres Steuersystems verkennt grundlegende finanzpolitische Zusammenhänge. Ein Umkrempeln des Steuer- und Abgabesystems im Zeichen des Umweltschutzes würde irreparable Störungen unserer Wirtschafts- und Sozialordnung zur Folge haben. Dies kann sich das vereinte Deutschland, das international zunehmend in die Pflicht genommen ist, nicht leisten. Anlage 3 Amtliche Mitteilung Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 15. November 1990 ihren Entschließungsantrag auf Drucksache 11/8438 zurückgezogen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Bitte sehr.


Rede von Dr. Kurt Faltlhauser
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Graf Lambsdorff, darf ich auf Ihre Grundbedingungen für eine CO2-Steuer, wie Sie sie genannt haben, zurückkommen, wobei Sie u. a. erwähnt haben, daß Sie das in den allgemeinen Topf des Staatsaufkommens hineintun wollen? Sind Sie mit mir der Auffassung, daß gerade dies nach den verfassungsrechtlichen Möglichkeiten bei einer Umweltabgabe nicht geht, daß Sie hier also etwas anderes wollen, als der Bundeskanzler angeführt hat, der seinerseits ausdrücklich eine Abgabe für den CO2-Ausstoß haben wollte, die ihrerseits zweckgebunden ist und dadurch eben nicht in die Kategorie der Steuern einzureihen ist?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Nein, das ist genau falsch. Da gibt es genaue Unterschiede. Ich stimme Ihnen überhaupt nicht zu, daß das verfassungsrechtlich nicht möglich sei, sondern ich sage Ihnen: Wir wollen kein gesondertes Abgabeaufkommen, das in irgendeinem anderen Haushalt als dem des Bundesfinanzministers erscheint; nirgendwo anders!

    (Glos [CDU/CSU]: Sie wollen eine neue Steuer!)

    Dies soll als eine umweltpolitische Abgabe konstruiert werden, die sich selber aufhebt, wenn das umweltfreundliche Verhalten der Menschen nicht mehr zur Abgabeerhebung verpflichtet.

    (Zurufe von der SPD)

    Reden wir doch nicht darum herum. Hier soll in einigen Ressorts ein Schattenhaushalt errichtet werden, mit dem man dann alle möglichen Denkmäler errichten kann. Dies geht mit uns nicht!

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Aha, der Kanzler will einen Schattenhaushalt! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, der Herr Ministerpräsident des Saarlandes — — Es fällt mir ja immer schwer — das wissen Sie — , die Klappe zu halten, aber das ist ja im Vergleich zu dem, was Sie draußen sagen, noch eine ganz höfliche Formulierung.

    (Ministerpräsident Lafontaine [Saarland]: Danke, gleichfalls!)

    Draußen lese ich: Kohl und Lambsdorff sind die Erbschleicher des Stalinismus. — Wenn ich das noch einmal höre, dann zitiere ich nicht König Herodes, sondern Al Capone, Herr Ministerpräsident.

    (Heiterkeit)

    Also manchmal kommt da doch ein bißchen sehr kleines Karo aus Saarbrücken; und auf Pepita kann man nicht Schach spielen, Herr Lafontaine.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das hängt von den Schachfiguren ab!)

    Meine Damen und Herren, die FDP beteiligt sich an sächsischen, bayerischen oder deutschen Meisterschaften im Rückwärtsrudern von steuerpolitischen Erklärungen nicht.

    (Zurufe von der CDU/CSU)




    Graf Lambsdorff
    Wir waren, wir sind und wir bleiben die einzige Partei, die geschlossen Steuererhöhungen zur Finanzierung der deutschen Einheit ablehnt.

    (Beifall bei der FDP — Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wie ist das mit dem Kubicki, dem Landesvorsitzenden von Schleswig-Holstein?)

    Wir werden keiner Erhöhung der Steuerlastquote zustimmen. Ich sage es noch einmal: Wir werden keiner Erhöhung der Steuerlastquote zustimmen. — Und schon höre ich den Ruf: Ja, zur Finanzierung der deutschen Einheit wollt ihr keine Steuer erhöhen — so ja auch Herr Lafontaine —, aber sonst wollt ihr das doch.
    — Dann kommt ein Schwall von völlig absurden Argumenten.
    Erstens. Die Mehrwertsteuer müsse wegen der europäischen Harmonisierung erhöht werden.

    (Dr. Klejdzinski [SPD]: Das kommt nicht von uns!)

    Das ist einfach falsch. Der Mehrwertsteuersatz von 14 % liegt im voraussehbaren europäischen Rahmen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Die Ausrede ist schon einmal weg!)

    — Entschuldigen Sie vielmals, das habe ich vom Finanzminister nun nicht gehört; das habe ich von ganz anderen gehört, auch von Ihnen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das ist unwahr! — Weitere Zurufe von der SPD)

    — Hören Sie mal, Ihre Ministerpräsidenten schlagen ja nicht nur Mehrwertsteuererhöhungen vor, sondern setzen sich auch noch drei Tage vor der Wahl hin und lehnen jede zusätzliche Finanzierung zugunsten der neuen Bundesländer ab. Das soll Herr Rau mal dem Herrn Stolpe beibringen, dem er zwar seine Truppen hinschickt, die das Land halbwegs übernehmen, dem er Geld aber nicht geben will.

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der SPD: Welche Sprache ist denn das? Was ist das denn für eine Sprache?)

    Meine Damen und Herren, als Reaktion auf die Golfkrise — zweites Argument — müsse die Mineralölsteuer erhöht werden. — Welch ein Unsinn!

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Schämen Sie sich!)

    — Das mache ich nachher. (Dr. Vogel [SPD]: Gleich schämen!)

    Wenn Saddam Hussein die Öl- und Benzinpreise herauftreibt, wollen wir sie dann noch zusätzlich durch eine Mineralölsteuererhöhung verschärfen?
    Drittens. Es könnte eine Rezession geben, und dann misse man die Steuern erhöhen. — Nun sieht niemand für die Bundesrepublik eine Rezession heraufziehen; aber selbst wenn sie kommen sollte, was wäre das für eine Wirtschafts- und Finanzpolitik, die auf eine Rezession nicht mit Steuererleichterungen, sondern mit Steuererhöhungen reagieren wollte?
    Die FDP kann keinen vernünftigen Grund erkennen, Steuern und Steuerlastquote zu erhöhen, nicht einen einzigen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Außer dem hohen Defizit!)

    Im Gegenteil, meine Damen und Herren: Wenn wir die sogenannten heimlichen Steuererhöhungen, die ja durch das Zusammenwirken von nominalen Einkommensverbesserungen und steuerlicher Tarifprogression zustande kommen, nicht korrigieren, werden wir allein daraus in den nächsten Jahren Milliarden von Steuermehreinnahmen haben.
    Nein, meine Damen und Herren, Steuererhöhungen sind falsch. Sie sind für die Leistungskraft unserer Wirtschaft im Westen schädlich, die wir für den Wiederaufbau der vom Sozialismus verwüsteten Wirtschaft der neuen Bundesländer brauchen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie sind gleichermaßen schädlich für die neuen Bundesländer. Auf Strukturbrüche dieses Ausmaßes reagiert man doch nicht mit Steuererhöhungen. Will Ministerpräsident Biedenkopf allen Ernstes den Verbrauchern in Sachsen ausgerechnet eine Mehrwertsteuererhöhung zumuten? Wir brauchen Steuererleichterungen in den fünf neuen Bundesländern. Die Hauptaufgabe des Jahres 1991 heißt: Investitionen im produzierenden Gewerbe in die frühere DDR bringen. Nur das schafft Arbeitsplätze, nicht jedoch das Absetzen und Verkaufen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Dazu bedarf es massiver Verbesserungen der Rahmenbedingungen.
    Machen wir uns bitte alle miteinander nichts vor: Die Ex-DDR steht als Investitionsstandort im Wettbewerb mit Spanien, Portugal, Belgien und vielen anderen Standorten. Dazu eine Zahl: Ein neuer Arbeitsplatz in der Automobilindustrie wird in Portugal mit 400 000 DM subventioniert. Darauf müssen wir reagieren.
    Wir müssen auch versuchen, Investitionen in den neuen Bundesländern attraktiver als Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren zu machen. Das wird durch das weltweit hohe Zinsniveau erschwert. Es ist aber falsch, die Zinshöhe auf das Thema deutsche Einheit zu reduzieren: Das Weltzinsniveau ist höher als bei uns.
    Völlig falsch ist die Annahme, Herr Lafontaine, Steuererhöhungen seien für den Kapitalmarkt schonender als Kreditaufnahmen. Insbesondere ihre Neidsteuer für Besserverdienende trifft genau die Steuerzahler mit der höchsten Sparquote, also die private Ersparnis, und belastet den Kapitalmarkt.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Für den Investitionsstandort neue Bundesländer schlägt die FDP das Niedrigsteuerland zusätzlich zu den Fördermitteln unserer Regionalpolitik vor.

    (Beifall bei der FDP)

    Es muß jetzt geklotzt und nicht gekleckert werden.
    Sonst wird die deutsche Einheit eine dauerhafte Ali-



    Graf Lambsdorff
    mentationsveranstaltung von West nach Ost. Das kann nicht gutgehen.
    Wenn wir es richtig machen, dann wird die Investition in die deutsche Einheit ein überaus lohnendes Investment sein, für die deutsche Volkswirtschaft im ganzen und für alle von uns. Eine Überschrift von Karl Schiller von heute lautet: „Phantastische Fusionsgewinne". Das ist die Wahrheit, wenn man nicht immer nur statisch denkt, sondern den dynamischen Prozeß einer Marktwirtschaft und einer solchen Entwicklung sieht. Aber Schluß mit Sozialismus jedweder Spielart!

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wer die Dynamik von Wirtschaftsprozessen nicht begreift, wer dauernd Kosten mit Investitionen verwechselt, wer Sparkapitalbildung durch Neidsteuern zerstören will, der taugt nicht als Architekt für das Bauvorhaben Deutschland; den darf man nicht einmal als Polier auf die Baustelle lassen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Ministerpräsident, Sie haben eine leicht kabarettistische Note für Ihren heutigen Abgang von der Bundesbühne — jedenfalls in Teilen Ihrer Rede — gewählt. Sie haben Ihre Rede ja auch in Theaterakte unterteilt. Ich empfehle Hamlet, letzter Akt, letzte Szene, letzte Zeile: Der Rest ist Schweigen. Der Vorhang fällt am 2. Dezember abends.

    (Lebhafter Beifall bei der FDP und der CDU/ CSU)