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    Plenarprotokoll 11/236 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 236. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Schwarz-Schilling 18861A Erweiterung der Tagesordnung 18861 A Zur Geschäftsordnung Such GRÜNE/Bündnis 90 18861 B Bohl CDU/CSU 18862 B Jahn (Marburg) SPD 18863 A Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 18930 B Außerhalb der Tagesordnung Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 32 GO) 18930 C Dr. Heuer Gruppe der PDS (Erklärung nach § 32 GO) 18930 D Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ergebnissen des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der KSZE in Paris und zum bevorstehenden Europäischen Rat in Rom Dr. Kohl, Bundeskanzler 18863 D Dr. Ehmke (Bonn) SPD 18869A Dr. Bötsch CDU/CSU 18873 D Duve SPD 18874 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE/Bündnis 90 . 18876 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 18879 D Frau Dr. Kaufmann Gruppe der PDS . . 18883 A Bahr SPD 18885 D Dr. Knabe GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18887A Dr. Hornhues CDU/CSU 18890D Frau Kottwitz GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18892 D Genscher, Bundesminister AA 18893 D Frau Unruh fraktionslos 18895 C Hoppe FDP 18896 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE/Bündnis 90 (Erklärung nach § 31 GO) 18897 C Tagesordnungspunkt 2: Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Lafontaine, Ministerpräsident des Saarlan- des 18898 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 18906 D Frau Matthäus-Maier SPD 18908 B Dr. Ullmann GRÜNE/Bündnis 90 . . . 18910 D Frau Matthäus-Maier SPD 18912 C Frau Vennegerts GRÜNE/Bündnis 90 . 18912 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18915 C Westphal SPD 18917 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 18917 C Dr. Gysi Gruppe der PDS 18919 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 18921 D Dr. Graf Lambsdorff FDP 18924 B Schäfer (Offenburg) SPD 18924 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 Frau Unruh fraktionslos 18925 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 18925D, 18927 C Dreßler SPD 18927 A Cronenberg (Arnsberg) FDP 18927 C Hoss GRÜNE/Bündnis 90 18928A Wüppesahl fraktionslos 18928 B Präsidentin Dr. Süssmuth 18931A Berichtigung 18932 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . .18933* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abg. Glos (CDU/CSU) zu TOP 2 — Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben 18933* D Anlage 3 Amtliche Mitteilung 18935* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18861 236. Sitzung Bonn, den 22. November 1990 Beginn: 10.01 Uhr
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    Berichtigung 235. Sitzung, Seite 18839B, Zeile 10 von unten: Statt „Es wird Überweisung an die zuständigen Ausschüsse beantragt." ist „Es wird Überweisung an den Auswärtigen Ausschuß beantragt." zu lesen. Anlage i Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 22. 11. 90 * Antretter SPD 22. 11. 90 * Frau Becker-Inglau SPD 22. 11. 90 Beckmann FDP 22. 11. 90 Frau Beer GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Bindig SPD 22. 11. 90 Frau Birthler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 22. 11. 90 Borchert CDU/CSU 22. 11. 90 Brunner CDU/CSU 22. 11. 90 Büchler (Hof) SPD 22. 11. 90 Frau Bulmahn SPD 22. 11. 90 Daweke CDU/CSU 22. 11. 90 Dörfler GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Faße SPD 22. 11. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Fuchs (Verl) SPD 22. 11. 90 Gattermann FDP 22. 11. 90 Graf SPD 22. 11. 90 Gröbl CDU/CSU 22. 11. 90 Grünbeck FDP 22. 11. 90 Dr. Haack SPD 22. 11. 90 Haack (Extertal) SPD 22. 11. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 22. 11. 90 Häfner GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 22. 11. 90 Hasenfratz SPD 22. 11. 90 Dr. Haussmann FDP 22. 11. 90 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Jobst CDU/CSU 22. 11. 90 Jung (Düsseldorf) SPD 22. 11. 90 Frau Kelly GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kißlinger SPD 22. 11. 90 Koschnick SPD 22. 11. 90 Kossendey CDU/CSU 22. 11. 90 Kreuzeder GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Kühbacher SPD 22. 11. 90 Dr. Langner CDU/CSU 22. 11. 90 Maaß CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 22. 11. 90 Meyer SPD 22. 11. 90 Dr. Modrow Gruppe 22. 11. 90 der PDS Dr. Müller CDU/CSU 22. 11. 90 * Platzeck GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Pohlmeier CDU/CSU 22. 11. 90 Reddemann CDU/CSU 22. 11. 90 * Regenspurger CDU/CSU 22. 11. 90 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Rehm CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Schäuble CDU/CSU 22. 11. 90 Schmidt (München) SPD 22. 11. 90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 22. 11. 90 Schütz SPD 22. 11. 90 Schulz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Dr. Seifert Gruppe 22. 11. 90 der PDS Seiters CDU/CSU 22. 11. 90 Spilker CDU/CSU 22. 11. 90 Frau Trenz GRÜNE/ 22. 11. 90 Bündnis 90 Vosen SPD 22. 11. 90 Waltemathe SPD 22. 11. 90 Frau Weiler SPD 22. 11. 90 Weinhofer SPD 22. 11. 90 Wiefelspütz SPD 22. 11. 90 Wischnewski SPD 22. 11. 90 Wissmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Wittmann CDU/CSU 22. 11. 90 Zeitlmann CDU/CSU 22. 11. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 22. 11. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) zu Tagesordnungspunkt 2 Aussprache zur Haltung der Bundesregierung zur Erhöhung von Steuern und Abgaben Glos (CDU/CSU): Die CDU/CSU plant keine Steuererhöhungen, weder eine höhere Mehrwertsteuer noch eine höhere Mineralölsteuer noch eine sonstige Steuererhöhung. Es gibt keinen Grund, unsere langjährig erfolgreiche Politik des knappen öffentlichen Geldes und der Verbreiterung des privaten Sektors unter dem Vorzeichen der Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland aufzugeben. Unsere Politik der Senkung der Steuerquote - wir haben 1990 mit rund 22,5 Prozent den niedrigsten Stand seit 30 Jahren - hat zum Beispiel entscheidend dazu beigetragen, daß wir - auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik - jetzt in das neunte Jahr ununterbrochenen Wirtschaftswachstums hineingehen. Im Gegensatz zur SPD - die eine 9prozentige Ergänzungsabgabe, eine Erhöhung der Mineralölsteuer um 50 Pfennig je Liter sowie zahlreiche sogenannte Ökosteuern fordert - ist die CDU/CSU der Auffassung, daß Steuererhöhungen das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und damit die solideste aller Finanzierungsquellen verschütten würden. Entgegen der Äußerung von Graf Lambsdorff am Sonntag in „Bonn direkt" ist die CDU/CSU in Sachen Finanz- und Steuerpolitik mindestens so sattelfest wie die FDP. Anders als die FDP fordern CDU und CSU 18934* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 zum Beispiel keine Vermehrung der Steuervielfalt um eine Klimasteuer. Wenn Graf Lambsdorff am vergangenen Wochenende meinte, feststellen zu müssen, daß die CDU/CSU in der Finanz- und Steuerpolitik wackelt, dann spricht er gegen besseres Wissen, denn die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und insbesondere die Finanz- und Steuerpolitiker haben nie gewackelt. In dieser hektischen Wahlkampfzeit ist seine Aussage nur als Profilierungsversuch zu werten, die FDP als bessere Steuererhöhungsverhinderungspartei darzustellen. Bedeutend mehr Freude macht uns natürlich, wenn der wirtschafts- und finanzpolitische Mentor der SPD, Professor Karl Schiller, vor zwei Wochen bei der von der SPD verlangten öffentlichen Anhörung zur Finanzierung der deutschen Einheit bestätigt hat, daß er — Schiller — nicht anders gehandelt hätte als unser CSU-Bundesfinanzminister Theo Waigel. Wir von der CDU/CSU verstehen ja, daß ein solches Lob aus der roten Ecke an die schwarze Adresse die FDP schmerzen muß. Ist es doch ihr Wirtschaftsminister, der seit langem jegliches Lob schmerzlich vermißt. Auf einem anderen Blatt steht die Notwendigkeit, die Leistungs- und Innovationskraft der Sozialen Marktwirtschaft verstärkt in den Dienst der Umwelt zu stellen. Unabhängig von der Finanzierung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern und seiner sozialen Absicherung ist eine breitere Anwendung des Verursacherprinzips mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen geboten. Dazu können auch nichtsteuerliche Sonderabgaben gehören, wenn sie das Ziel verfolgen und auch geeignet sind, schädliche Umweltbelastungen zu verringern und bereits eingetretene Schäden zu beseitigen. Das Aufkommen solcher Sonderabgaben nimmt in dem Maße ab, in dem das Umweltziel erreicht wird. Eine solche Sonderabgabe hat also nichts mit Steuererhöhungen zur Aufbesserung der Staatseinnahmen zu tun, meine Damen und Herren von der Opposition! Steuererhöhungen schmälern die Investitionsbereitschaft und die Leistungsbereitschaft der Betriebe und der Berufstätigen. Sie wirken preistreibend. Dadurch wird eine verhängnisvolle Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt, die zwar kurzfristig inflationsbedingte Steuermehreinnahmen bringen kann, aber mittelfristig mit realen Wachstumsverlusten und folglich Steuerverlusten bezahlt werden muß. Die richtige Finanzpolitik im vereinten Deutschland heißt vor allem Ausgabendisziplin. Unabweisbare Mehrausgaben für die Angleichung der Lebensverhältnisse in Deutschland müssen mit Ausgabeeinsparungen in den öffentlichen Haushalten verbunden werden. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt deshalb den Beschluß der Bundesregierung, den mittelfristigen Ausgabenanstieg im Bundeshaushalt auf durchschnittlich 2 Prozent jährlich zu begrenzen. Auf Grund der kurzfristig notwendigen Unterstützung des Anpassungsprozesses in den neuen Bundesländern ist auch eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme im Bundeshaushalt erforderlich. Vor allem 1991 wird es zu Mehrbelastungen kommen, die aber auf der Grundlage der dynamischen Wirtschaftsentwicklung in den alten Bundesländern und des baldigen Aufschwungs in den neuen Bundesländern bewältigt werden können. Meine Damen und Herren! Der Wiederaufbau des östlichen Teils unseres Vaterlandes ist die größte und wichtigste Investition seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Auf mittlere Sicht wird der ökonomische Nutzen der deutschen Wiedervereinigung die zusätzlichen Belastungen von heute deutlich übersteigen. Auch aus diesem Grunde ist eine vorübergehend höhere Nettokreditaufnahme der bessere Weg als die von der SPD geforderten neuen Steuern und Abgaben. Karl Schiller hat der SPD in der öffentlichen Anhörung des Haushaltsausschusses am 7. November folgendes vorgerechnet: Die Einführung der SPD-Ergänzungsabgabe würde gerade diejenigen Steuerpflichtigen treffen, die die höchste Sparquote haben. Damit würde das Weniger an Kreditaufnahme des Staates auf ein Weniger an Kreditangebot der Privaten treffen und hätte deshalb keinerlei zinsentlastende Wirkung. Frau Matthäus-Maier sollte noch mal bei Herrn Schiller studieren; vielleicht ist er sogar bereit, ihr Privatunterricht zu geben. Noch eine Bemerkung an die Adresse von Graf Lambsdorff: Die privatwirtschaftliche Finanzierung und Durchführung von Investitionsprojekten soll nach dem Eckwertebeschluß der Bundesregierung, der vor 9 Tagen gefaßt wurde, für eine zusätzliche Entlastung der öffentlichen Haushalte sorgen. Soweit geeignete Objekte vorhanden sind, die Private besser als die öffentliche Hand erbringen können, sind die rechtlichen und sachlichen Voraussetzungen für eine privatwirtschaftliche Finanzierung baldmöglichst geschaffen. Dies ist die Beschlußlage, die die FDP im Kabinett mitgetragen hat. Es ist deshalb — zurückhaltend formuliert — unfair, wenn der Vorsitzende der FDP die Möglichkeit der privaten Finanzierung eines Autobahnbaus im östlichen Deutschland durch Gebühren als ein Marterinstrument bezeichnet und damit den Regierungsbeschluß konterkariert. Oder weiß Graf Lambsdorff nicht, daß die von ihm bevorzugte Vignette nach Schweizer Muster nichts anderes ist als eine Pauschalgebühr für die Autobahnbenutzung? Trotz des wahlkampfbedingten Geplänkels werden wir in der Koalition unsere bewährte Zusammenarbeit im Kampf gegen eine zu hohe Steuerbelastung für Bürger und Unternehmungen fortsetzen. Unsere Finanzpolitik hat die Angebotsbedingungen der Volkswirtschaft innerhalb von 8 Jahren nachhaltig verbessert, den Wohlstand der Bürger erhöht und die Selbstfinanzierungskräfte der Sozialen Marktwirtschaft gestärkt. Die glänzende Verfassung unserer Volkswirtschaft auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik ist ganz wesentlich ein Ergebnis unserer wachstums- und investitionsfreundlichen Finanz- und Steuerpolitik. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 236. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. November 1990 18935* Die Bürger und Bürgerinnen unseres Landes haben keinen Grund, ausgerechnet jetzt die Wirtschafts- und Finanzpolitik den Sozialisten als Experimentierfeld zu überlassen. Das SPD-Konzept eines völligen ökologischen Umbaus unseres Steuersystems verkennt grundlegende finanzpolitische Zusammenhänge. Ein Umkrempeln des Steuer- und Abgabesystems im Zeichen des Umweltschutzes würde irreparable Störungen unserer Wirtschafts- und Sozialordnung zur Folge haben. Dies kann sich das vereinte Deutschland, das international zunehmend in die Pflicht genommen ist, nicht leisten. Anlage 3 Amtliche Mitteilung Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 15. November 1990 ihren Entschließungsantrag auf Drucksache 11/8438 zurückgezogen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Weil ich sie direkt angesprochen habe, ja.


Rede von Ingrid Matthäus-Maier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Bundesfinanzminister, würden Sie bitte zur Kenntnis geben, daß ich dem „Münchener Merkur" noch nie ein Interview gegeben habe?

(Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Hier steht es doch! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU)

— Ich bitte um Entschuldigung! Dann zeigen Sie das bitte vor. Ich habe dem „Münchener Merkur" kein Interview gegeben. Ich bin der Ansicht — wie wir alle; das können Sie nachlesen — , daß die starken Schultern einen zeitlich befristeten Solidarbeitrag leisten müssen. Es wäre eine glatte Lüge, wenn es hier so stehen sollte.

(Zustimmung bei der SPD)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich habe nicht behauptet, daß dort ein Interview abgedruckt ist. Ich frage Sie: Haben Sie diesen oder einen ähnlichen Satz gesagt, oder haben Sie das nicht getan?

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Nein! Ich habe ihn nicht gesagt! Passen Sie mal auf: Wir diskutieren hier dauernd im Bundestag! Hier habe ich das Gegenteil gesagt!)

    — Frau Präsidentin, ich nehme nicht an, daß das Frage-und-Antwort-Spiel auch in umgekehrter Reihenfolge stattfinden kann. —

    (Zuruf von der SPD: Sie haben doch gefälscht! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Nur, Frau Kollegin Matthäus-Maier, wenn ich mich recht erinnere, haben Sie und auch andere Sprecher der SPD mehrfach erklärt, es sei jetzt nicht die Zeit für Steuererhöhungsdiskussionen, sondern man müsse vielmehr Einsparungen und Umschichtungen vornehmen. Genau das haben wir getan, während Sie hier heute wieder den Steuererhöhungspfad beschreiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, wollen Sie leugnen oder wollen Sie bestreiten, daß die sozialdemokratischen Bürgermeister und Ministerpräsidenten Voscherau, Engholm, Schröder und Wedemeier zum Teil zusätzlich zur Ergänzungsabgabe immer wieder für eine Anhebung der Mehrwertsteuer eingetreten sind, weil die Länder natürlich davon profitieren würden? Stimmt das auch nicht?

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Herr Waigel, was ist in der Kasse? Jetzt kommen Sie mal zur Sache!)

    Die Teilung überwinden heißt, teilen zu lernen; das ist richtig. Aber wir wollen nicht — wie die Sozialdemokraten — den Mißerfolg, sondern wir wollen die Zukunftsperspektiven eines wiedervereinigten Deutschlands teilen. Die Investitionen in die Einheit, in die Freiheit und in den Aufbau einer Sozialen Marktwirtschaft, die wir jetzt und in den nächsten Jahren tätigen, werden die rentierlichsten Investitionen in Deutschland seit 1945 sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Unser Konzept heißt: Prioritäten setzen statt umverteilen. Würden wir nach den Vorstellungen der Sozialdemokraten neue Ausgaben einfach nur auf die bisherigen Verpflichtungen draufsatteln, dann wären wir in wenigen Jahren wieder bei der totalen Staatswirtschaft.

    (Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Sagen Sie doch lieber, wo Sie sind!)

    Wir haben demgegenüber in der letzten Woche klargemacht: Bereits im nächsten Jahr werden 35 Milliarden DM im Bundeshaushalt eingespart und umgeschichtet.

    (Zurufe von der SPD: Wo denn?)

    Bis 1994 werden wir den Ausgaberahmen sogar um 70 Milliarden DM reduzieren.

    (Zurufe von der SPD: Wo?)

    — Meine Damen und Herren, wir haben seit 1982 alles, was wir angekündigt haben, auch umgesetzt. Wir haben die Wähler vor den Wahlen nicht angelogen, wie es 1976, 1980 und 1982 von der SPD versucht wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)




    Bundesminister Dr. Waigel
    Setzen Sie sich doch endlich einmal mit dem auseinander, was Ihr früherer Wirtschafts- und Finanzminister, Professor Karl Schiller, gesagt hat oder was Renate Merklein in der „Welt" formuliert hat.

    (Lachen bei der SPD)

    — Entschuldigung, ich halte das für sehr intelligente Äußerungen, bei denen Lachen völlig unangemessen ist. — Beide haben von den Synergieeffekten auf Grund der Vereinigung gesprochen.
    Wenn Frau Matthäus-Maier mir in der „Welt" vom 16. November 1990 mangelnde Solidität und Ehrlichkeit vorwirft — —

    (Beifall bei der SPD)

    — Ich finde es bemerkenswert, daß man dem anderen hier ganz bewußt

    (Lennartz [SPD]: Ganz bewußt die Wahrheit sagt!)

    mangelnde Ehrlichkeit unterstellen darf. Ich finde das ganz bemerkenswert. Das ist eine Verwilderung der politischen Sitten, die Sie in der Endzeit des Wahlkampfs benötigen, weil Sie nämlich den Kredit beim Wähler verloren haben, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn Sie dabei zum Ausdruck bringen, die Aufwendungen für die Einheit belasteten auch noch unsere Kinder und Enkel, ohne daß wir ihnen dafür mit Zukunftsinvestitionen einen Gegenwert hinterlassen, so kann ich darauf nur erwidern: Eine größere und ertragreichere Zukunftsinvestition als die Investition in die deutsche Einheit kann ich mir nicht vorstellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es wird Zeit, daß Sie endlich die in der Einheit liegenden Zukunftschancen begreifen und Ihre Angstkampagne einstellen. Draußen nimmt Ihnen doch keiner mehr die Behauptung ab, wegen der Investitionen in die Einheit könnten in den alten Bundesländern keine Kindergärten mehr gebaut werden, wie dies Ministerpräsident Rau in einem Zeitungsinterview unterstellt.

    (Lennartz [SPD]: Recht hat er!)

    Ist das die Fortsetzung der Methode „Versöhnen statt Spalten"? Ich finde, das ist eine merkwürdige Methode, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wie notleidend Ihre Steuererhöhungskampagne geworden ist, zeigt Ihr verzweifelter Rückgriff auf die völlig unschuldige CO2-Abgabe. Bereits am 13. Juni 1990 hat das Bundeskabinett die Ressorts beauftragt, die Möglichkeiten der CO2-Reduktion u. a. durch spezielle Steuern oder Abgaben zu prüfen.

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    Am 22. Oktober 1990 hat sich die CDU in ihrem Wahlprogramm für die CO2-Abgabe ausgesprochen, und auch wir in der CSU haben etwas Entsprechendes gefordert. Am 7. November 1990 hat das Bundeskabinett einen Bericht zur Reduzierung der CO2-Emissionen, der wiederum die Steuer- oder Abgabenoption enthält, verabschiedet. Jetzt, am 19. November 1990,
    schlägt Ministerpräsident Lafontaine Alarm, obwohl die CO2-Abgabe oder Klimaschutzsteuer mit der deutschen Einheit nun wirklich überhaupt nichts zu tun hat.

    (Duve [SPD]: Ein besseres Klima könnten wir schon haben!)

    Sie offenbaren damit wieder einmal Ihren völligen Mangel an finanzpolitischem Grundwissen. Sie müßten doch wissen: Sonderabgaben dürfen nach den strengen Vorgaben der Rechtsprechung überhaupt nicht zur Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben eingesetzt werden.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Sie dienen ausschließlich und allein der Verbesserung des Umweltschutzes. Nicht die Bundesregierung durch eine mögliche CO2-Abgabe, sondern die Sozialdemokraten durch ihr widersprüchliches und umstrittenes Öko-Steuerprogramm wollen bei den Bürgern abkassieren, die Staatsquote erhöhen und ein neues Umverteilungskarussell in Gang setzen.

    (Lennartz [SPD]: Riesenblödsinn!)

    Meine Damen und Herren, ich verstehe auch die Kritik der SPD an alternativen Finanzierungsformen für Infrastrukturinvestitionen überhaupt nicht. Wenn wir solche Modelle prüfen, geht es doch nur darum, wirtschaftlich sinnvolle Projekte, die im Rahmen einer verantwortbaren Kreditfinanzierung kurzfristig nicht verwirklicht werden könnten, so früh wie möglich auf den Weg zu bringen.

    (Zuruf von der SPD: Sagen Sie doch mal eine Zahl!)

    Es entspricht ganz elementaren marktwirtschaftlichen Grundregeln, Investitionen vorzunehmen, die sich durch Entgelte der Benutzer zumindest auf mittlere Sicht selbst tragen. Mit zusätzlichen Belastungen der Bürger hat das ebensowenig etwas zu tun wie die Erhebung von Eintrittsgeldern in einem Freizeitpark oder in einem Kino. Es ist schon ein starkes Stück, wie Lafontaine zu behaupten, wir würden einen Griff in die Rentenkasse vornehmen, und es sei die Kürzung von Renten zu befürchten.

    (Zurufe von der SPD)

    In einem Gesetzentwurf der Fraktion der SPD vom 5. Juni 1990 — Drucksache 11/7357 des Deutschen Bundestages — heißt es:
    Senkung des Beitragssatzes von 18,7 auf 18 Prozent zum 1. September 1990 und damit Heranführung der Schwankungsreserve an den gesetzlich vorgeschriebenen Wert von einer Monatsausgabe.
    Unterschrieben von „Dr. Vogel und Fraktion".
    Ja, es ist doch ein seltenes Maß an Doppelzüngigkeit, uns, wenn wir so etwas vorhaben, einen Griff in die Rentenkasse zu unterstellen, während man noch vor wenigen Wochen genau das gleiche vorhatte und es hier im Deutschen Bundestag eingebracht hat.

    (Beifall und Pfui-Rufe bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Für wie dumm halten Sie eigentlich die Mitglieder des
    Deutschen Bundestages und die deutsche Öffentlich-



    Bundesminister Dr. Waigel
    keit, wenn Sie meinen, daß sie vergessen haben, was Sie hier noch am 5. Juni selber beantragt haben? Es ist der Gipfelpunkt an Heuchelei, was hier stattfindet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Ehmke [Bonn] [SPD]: Das sind Sie!)

    Meine Damen und Herren, würden wir uns der Strategie von Herrn Lafontaine anschließen und Tatsachen durch Unterstellungen ersetzen, so müßte ich konsequenterweise den gesamten SPD-Vorstand der Gysi-Lüge bezichtigen. Denn da war in der Presse zu lesen — ich zitiere — : Gysi lügt, die SPD wird gegen ihn vorgehen. — Einen Tag später wurde über Gespräche des SPD-Präsidiumsmitglieds Bahr mit Herrn Gysi über die Rückgabe von SED-Vermögen an die SPD gesprochen.
    Wir tun das nicht.

    (Zuruf von der SPD)

    Ich will es vor allem heute auch deshalb nicht tun, weil der Kollege Bahr seine letzte Rede hier gehalten hat. Nur, meine Damen und Herren, wenn man diese Art und Weise von Unterstellungen zum politischen Handwerk macht, dann vergiftet man das politische Klima und leistet einen miserablen Beitrag zur politischen Semantik und zur politischen Kultur.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD)

    Ich nehme an, daß der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt sehr beeindruckt war von der Aufforderung der SPD-Spitze zu mehr Solidarität. Aber, Herr Kollege Vogel, das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein.

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Wer wie Oskar Lafontaine die von Helmut Schmidt hervorgehobenen und beim Wiederaufbau der ehemaligen DDR dringend benötigten Tugenden wie Pflichtgefühl und Standhaftigkeit als bloße Sekundärtugenden abtut und — ich zitiere — hinzufügt „präzise gesagt: damit kann man auch ein KZ betreiben",

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    der kann doch keine Solidarität verlangen. Oder sind Unterstellungen, Verleumdungen und Beleidigungen neuerdings zu Primärtugenden des SPD-Kanzlerkandidaten und seiner geschrumpften Anhängerschaft geworden?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich halte es auch für notwendig, Herr Ministerpräsident Lafontaine, an ein paar Bemerkungen aus den letzten Jahren zu erinnern.

    (V o r sitz : Präsidentin Dr. Süssmuth)

    Noch 1987, Herr Ministerpräsident, waren Sie überzeugt, die DDR des Erich Honecker sei keineswegs ein flüchtiges Phänomen, sondern — ich zitiere wörtlich — „ein wirtschaftlich leistungsfähiger, innenpolitisch stabiler und außenpolitisch selbstbewußter Staat".

    (Zuruf von der SPD: Strauß läßt grüßen!)

    — „Strauß läßt grüßen"? Mit Strauß verglichen zu werden ist nobel; ich bedanke mich sehr herzlich dafür.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben übrigens bei den Landtagswahlen in Bayern fast das gleiche Ergebnis erzielt, und er ist mit uns
    sehr zufrieden, wie ich aus verläßlicher Quelle weiß.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im August sprachen Sie, Herr Lafontaine, davon, bis zum Fall der Mauer sei die DDR ein führendes Industrieland gewesen. Woher Sie diese Erkenntnis beziehen, weiß ich nicht. Das ist wirklich höhere Nationalökonomie, über die wir nicht verfügen; das gebe ich gerne zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Und wenn ich heute noch von Ihnen höre, man hätte damals Herrn Modrow doch das Geld geben sollen, dann kann ich nur entgegnen, meine Damen und Herren: Wir sind stolz darauf, daß wir dem Mann, dessen Verstrickungen heute erst deutlich werden, damals keine Mark mitgegeben haben, sondern erst danach den Demokraten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf des Abg. Dr. Ehmke [Bonn] [SPD])

    Sie, Herr Lafontaine, rennen dem Zug der Einheit seit zwölf Monaten vergeblich hinterher. Sie haben sich geirrt. Sie haben im Bundesrat die Währungsunion abgelehnt, während die große Mehrheit Ihrer Fraktion zugestimmt hat. Während im Ollenhauerhaus Fusionsverhandlungen zwischen der SPD-West und der SPD-Ost stattfanden, lehnten Sie immer noch das Tempo der politischen Einigung ab. Es trifft zu und bleibt wahr: Sie sind der falsche Mann zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort — auch für die SPD!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)