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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/212 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 212. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1990 Inhalt: Begrüßung des Bundespräsidenten . . . 16665 A Begrüßung der Präsidentin der Volkskammer der DDR, Frau Dr. Bergmann-Pohl, sowie der Mitglieder des Ausschusses Deutsche Einheit der Volkskammer der DDR . 16665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Köhler (Wolfsburg) 16665 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 18. Mai 1990 über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (Drucksache 11/7171) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1990 (Zweites Nachtragshaushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/7150) c) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nachtrags zum Wirtschaftsplan des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1990 (Zweites ERP-Nachtragsplangesetz 1990) (Drucksache 11/7185) Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . . 16666 A Frau Matthäus-Maier SPD 16678 A Dr. Faltlhauser CDU/CSU 16681 B Dr. Dregger CDU/CSU 16683 B Hoss GRÜNE 16686 D Mischnick FDP 16689 C Momper, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 16694 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 16695 C Dr. Waigel CDU/CSU 16696 D Roth SPD 16697 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 16699 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 16700D Rühe CDU/CSU 16702 B Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 16704 C Frau Unruh fraktionslos 16707 C Schäfer (Offenburg) SPD 16708 A Frau Vennegerts GRÜNE 16710 C Wüppesahl fraktionslos 16712 A Tagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfahren Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau von Hemmnissen bei Investitionen in der Deutschen Demokratischen Republik und Berlin (Ost) (DDR-Investitionsgesetz) (Drucksache 11/7207) 16714 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1990 Tagesordnungspunkt 3: Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/7072, 11/7176, 11/7211) b) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksachen 11/6790, 11/7176) 16714 C Nächste Sitzung 16715 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16716 * A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 212. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 23. Mai 1990 16665 212. Sitzung Bonn, den 23. Mai 1990 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Adler SPD 23. 05. 90 Dr. Ahrens SPD 23. 05. 90 Amling SPD 23. 05. 90 Austermann CDU/CSU 23. 05. 90 Bohlsen CDU/CSU 23. 05. 90 Brandt SPD 23. 05. 90 Brauer GRÜNE 23. 05. 90 Brück SPD 23. 05. 90 Clemens CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Conrad SPD 23. 05. 90 Daubertshäuser SPD 23. 05. 90 Daweke CDU/CSU 23. 05.90 Dr. Dollinger CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Emmerlich SPD 23. 05. 90 Engelsberger CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Fell CDU/CSU 23. 05. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Geißler CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. von Geldern CDU/CSU 23. 05. 90 Genscher FDP 23. 05. 90 Glos CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Götz CDU/CSU 23. 05. 90 Graf SPD 23. 05. 90 Großmann SPD 23. 05. 90 Grünbeck FDP 23. 05. 90 Haar SPD 23. 05. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 23. 05. 90 Haungs CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 23. 05. 90 Hinrichs CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 23. 05. 90 Graf Huyn CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Jenninger CDU/CSU 23. 05. 90 Jung (Düsseldorf) SPD 23. 05. 90 Jung (Limburg) CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Kelly GRÜNE 23. 05. 90 Koschnick SPD 23. 05. 90 Kreuzeder GRÜNE 23. 05. 90 Dr. Kronenberg CDU/CSU 23. 05. 90 Kühbacher SPD 23. 05. 90 Dr. Graf Lambsdorff FDP 23. 05. 90 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Lennartz SPD 23. 05. 90 Lowack CDU/CSU 23. 05. 90 Lüder FDP 23. 05. 90 Meneses Vogl GRÜNE 23. 05. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 23. 05. 90 Meyer SPD 23. 05. 90 Möllemann FDP 23. 05. 90 Niegel CDU/CSU 23. 05. 90 Oesinghaus SPD 23. 05. 90 Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 23. 05. 90 Dr. Osswald SPD 23. 05. 90 Petersen CDU/CSU 23. 05. 90 Pfeifer CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Pfennig CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Pohlmeier CDU/CSU 23. 05. 90 Poß SPD 23. 05. 90 Rappe (Hildesheim) SPD 23. 05. 90 Rauen CDU/CSU 23. 05. 90 Richter FDP 23. 05. 90 Rossmanith CDU/CSU 23. 05. 90 Schäfer (Mainz) FDP 23. 05. 90 Frau Schilling GRÜNE 23. 05. 90 Dr. Schöfberger SPD 23. 05. 90 Frau Schoppe GRÜNE 23. 05. 90 Frhr. von Schorlemer CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Schulte (Hameln) SPD 23. 05. 90 Schwarz CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Seiler-Albring FDP 23. 05. 90 Dr. Solms FDP 23. 05. 90 Frau Dr. SPD 23. 05. 90 Sonntag-Wolgast Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Stercken CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Stoltenberg CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Struck SPD 23. 05. 90 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 23. 05. 90 Frau Trenz GRÜNE 23. 05. 90 Dr. Uelhoff CDU/CSU 23. 05. 90 Urbaniak SPD 23. 05. 90 Verheugen SPD 23. 05. 90 Wetzel GRÜNE 23. 05. 90 Frau Wollny GRÜNE 23. 05. 90 Würtz SPD 23. 05. 90 Dr. Wulff CDU/CSU 23. 05. 90 Dr. Zimmermann CDU/CSU 23. 05. 90
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christa Vennegerts


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Danke, Herr Präsident.
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ihre Bemerkungen, Herr Kollege von der CDU, fallen auf Sie selber zurück und sind unverschämt.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Der zweite Nachtragshaushalt soll als Begleithaushalt zum Staatsvertrag vor allen Dingen die Frage beantworten: Was ist die Bundesregierung für die Einheit zu zahlen bereit, und wer soll zahlen? Glaubt man den regierungsamtlich verbreiteten Beruhigungspillen, dann sollen konsequente Einsparungen in den Haushalten der Gebietskörperschaften, vermehrte Steuereinnahmen auf Grund der guten Konjunktur sowie die Anhebung der Staatsverschuldung zur Finanzierung der deutschen Einheit ausreichen.
    Steuererhöhungen werden von Kanzler Kohl und auch von Minister Waigel ausdrücklich ausgeschlossen. Für mich erhebt sich nur die Frage: Wie lange noch?

    (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Von Frau Matthäus-Maier werden sie auch ausgeschlossen!)




    Frau Vennegerts
    — Frau Matthäus-Maier hat heute ähnlich gesprochen. Ich bin darüber sehr erstaunt, weil wir der Meinung sind, daß die Besserverdienenden in unserer Gesellschaft eine Solidarabgabe für die DDR leisten müssen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Danke schön, das war klar!)

    Die Bundesregierung, auch Minister Waigel, sprach in diesem Zusammenhang von Umschichtungen im Haushalt. Herr Minister, wo sind Ihre Umschichtungen? Ich hätte Ihnen einige Vorschläge zu machen, z. B. Einsparungen beim Verteidigungsetat, beim Atomprogramm oder bei der Weltraumforschung. Dort können Sie sparen. Es gehört schon ein besonderes Maß an Dreistigkeit dazu, nunmehr den zweiten Nachtragshaushalt für 1990 vorzulegen, ohne auch nur im Ansatz im Verteidigungsbereich zu kürzen. Sie sagen es doch immer; dann fangen Sie endlich damit an.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Und wir verringern die Nettokreditaufnahme!)

    Mit diesem Nachtragshaushalt liegt tatsächlich nach wie vor der höchste Verteidigungshaushalt in der Geschichte der Bundesrepublik vor. Das ist einfach so. Sie sprechen vom Finanzplan. Dort gibt es möglicherweise Kürzungen, aber im Rahmen des laufenden Haushalts ist es der höchste Verteidigungsetat aller Zeiten.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Leider! Leider!)

    Auf der Ausgabenseite des Nachtragshaushalts werden als Finanzzuweisungen an die Rentenversicherung der DDR ganze 750 Millionen DM und zur Anschubfinanzierung der Arbeitslosenversicherung der DDR 2 Milliarden DM veranschlagt. Bei einer Million Arbeitslosen in der DDR in diesem Jahr — davon spricht sogar Herr Pöhl — macht das lediglich 250 DM pro Monat pro Arbeitslosen für das laufende Jahr aus.

    (Hüser [GRÜNE]: Da werden die sich aber bedanken!)

    Das ist ein wirklichkeitsfremdes und peinliches Angebot, denke ich. Wo sind die Mittel für mögliche Beschäftigungsprogramme und für die Sicherung von Ausbildungsplätzen?
    Für den Umweltbereich ist auf der Ausgabenseite des Nachtragshaushalts eine Null eingesetzt. Obwohl die durch den Raubbau an der Natur ausgelösten Schäden an Mensch und Umwelt hinlänglich bekannt sind, stellt die Bundesregierung nicht einmal die notwendigsten Mittel für ein ökologisches Sanierungsprogramm in der DDR bereit. Auch dazu haben wir, die GRÜNEN, konkrete und voll durchfinanzierte Programme zur raschen Umweltverbesserung vorgelegt.
    Während Minister Töpfer von der gesamtdeutschen Verantwortungsgemeinschaft im Umweltbereich daherredet, setzt die Bundesregierung durch ihre Haushaltspolitik Zeichen. Darin kommt die Umwelt nicht vor. Man muß sich doch einmal anschauen, welche Probleme in der DDR im Umweltbereich tatsächlich vorhanden sind. Davon reden Sie ja auch. Ich nenne nur Kanalisationssysteme und Kläranlagen. Wer soll die denn bezahlen? Für die Finanzierung kommt doch nur die öffentliche Hand in Frage. Die bundesdeutschen Privatunternehmen werden diese Aufgabe mit Sicherheit nicht übernehmen.
    Der Entwurf für einen Staatsvertrag enthält einige Bestimmungen, wonach sich die DDR verpflichtet, das volkseigene Vermögen vorrangig zur Sanierung des Staatshaushaltes zu verwenden. Konkret bedeutet dies, daß die Folgen der schnellen Währungsunion wie Massenarbeitslosigkeit, Sozialhilfe, Subventionen für gefährdete Betriebe etc. vornehmlich durch Verkauf des volkseigenen Vermögens finanziert werden sollen. Faktisch läuft dies auf einen echten Ausverkauf der DDR hinaus, auch wenn Sie das immer wieder leugnen.
    Der Finanzminister der DDR, Romberg, Mitglied der DDR-SPD, hat nicht nur diese Regelung, sondern den gesamten Staatsvertrag richtig charakterisiert, wenn er sagt: Wir haben am 9. November die Souveränität gewonnen und geben sie am 2. Juli wieder ab.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Fragt sich nur, warum er und die DDR-SPD diesen Kurs dann mitmachen.

    (Jäger [CDU/CSU]: Weil sie klüger sind als die GRÜNEN!)

    Dieser Nachtragshaushalt offenbart, daß die Kosten der deutschen Einheit vornehmlich den DDR-Bürgern und -Bürgerinnen aufgeladen werden sollen. Der Bundesregierung kann und konnte es mit der deutschen Einheit nicht schnell genug gehen. Alle Maßnahmen wurden, besonders im DDR-Wahlkampf, als finanzierbar dargestellt. Die schnelle Währungsunion wurde mit Hilfe der SPD zum Wundermittel erklärt. Heute geht dieser Prozeß angeblich auch der SPD zu schnell. Frau Matthäus-Maier hat mit Recht das Erstgeburtsrecht für die schnelle Währungsunion.
    Jetzt will die Bundesregierung die Einheit so billig wie möglich. Die Finanzierung ist total unseriös. Statt daß Verteidigungsausgaben gestrichen werden, wird die Staatsverschuldung durch die Hintertür über die Kreditfonds erhöht. Allgemeine Steuererhöhungen, die vor allen Dingen die Schwächeren in unserer Gesellschaft treffen, sind vorprogrammiert. Dieser Nachtragshaushalt ist erbärmlich und beschämend hinsichtlich der dringend benötigten Hilfen für die DDR. Er ist ein Armutszeugnis eines der reichsten Länder der Welt.
    Das Bündnis 90 hat zur heutigen Debatte u. a. erklärt:
    Der Staatsvertrag bricht das Verfassungsversprechen, das sich alle Bewegungen und Parteien des Runden Tisches am 7. Dezember 1989 und am 12. März 1990 gegeben haben.
    Dem ist nichts hinzuzufügen. — Das bedauern wir sehr.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Bevor ich als letztem Redner dem Abgeordneten Wüppesahl das Wort gebe, möchte ich darauf aufmerksam machen, daß wir



Vizepräsident Cronenberg
gleich noch einige Abstimmungen vorzunehmen haben, u. a. das Bundeswahlgesetz betreffend. Ich wäre dankbar, wenn Sie dies bei Ihren Entscheidungen berücksichtigen würden.
Herr Abgeordneter Wüppesahl, Sie haben das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Wüppesahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Trotz des unangenehmen Vorgeplänkels — natürlich — auch: Sehr geehrter Herr Präsident!
    Wer von uns Abgeordneten im Deutschen Bundestag hat dieses Ratifizierungsgesetz eigentlich gelesen?

    (Zurufe der Abg. Jäger und Kittelmann sowie weiterer Abgeordneter der CDU/CSU: Wir!)

    — Ich sehe ganz wenige Handzeichen.

    (Kraus [CDU/CSU]: Wir werden uns von Ihnen abfragen lassen! So weit kommt es noch!)

    Ich taxiere einmal: Es sind so 15 bis 20 Abgeordnete,

    (Roth [SPD]: Hören Sie mal!)

    die dieses Gesetz, über 400 Seiten stark, in den wenigen Tagen, die es uns vorliegt, gelesen haben.

    (Jäger [CDU/CSU]: Eine unverschämte Unterstellung! Eine Frechheit! — Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Arroganter Fatzke!)

    Es ist auch noch eine andere Frage, ob man es, selbst wenn man es gelesen hat, im Hinblick auf das, was alles an komplizierten Folgen durch dieses Gesetz ausgelöst wird, und zwar nicht nur in der DDR, sondern auch in der Bundesrepublik, verstanden hat.

    (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Dann erklären Sie uns das einmal! — Ronneburger [FDP]: Das ist eine Frage der Intelligenz!)

    Da ist dann nicht die Frage „Einheit, ja oder nein?", über die es künstlich zugespitzt zwischen CDU/CSU, FDP und SPD hin und hergeht, sondern die Frage der Verantwortung gegenüber der Sache und den Menschen und damit letztlich auch gegenüber der deutschen Einheit.
    Lothar de Maizière hat hier — ich hatte das bereits einmal gesagt — mitpokern müssen, ohne ein gutes Blatt in der Hand gehalten zu haben. „Mitpokern" ist eigentlich sehr geschönt ausgedrückt, weil er ohne Kenntnis der Spielregeln hat mitmischen müssen. Hinzu kommt — so behaupte ich — : Die wenigsten Kollegen in der Volkskammer der DDR sind Politikprofis. Die meisten politisch gestandenen Kräfte gibt es noch in der PDS. So, wie z. B. der Wahltermin für gesamtdeutsche Wahlen nicht in Ost-Berlin entschieden wird, sondern, trotz noch gegeneinander stehender Statements in dieser Frage, in Bonn, ist es auch in vielen Sachfragen dieses Vertragsentwurfs so gewesen, daß aus Bonn eingeflüstert worden ist, was die DDR-Verhandlungsdelegation letztlich mitzutragen hatte.

    (Roth [SPD]: Klar!) — Sie sagen „klar" , Herr Roth.


    (Roth [SPD]: Wir haben mit unseren Freunden geredet, was denn sonst?)

    Aber dies ist natürlich kein Verhältnis zu einem souveränen Staat, wie die DDR es zumindest zur Zeit noch auf dem Papier sein sollte.

    (Roth [SPD]: Sie sind ja ein Nationalist geworden! — Jäger [CDU/CSU]: Sie verwechseln die Volkskammer mit der alten SED-Volkskammer! Das war ein Jasagerverein!)

    Was dadurch viel deutlicher wird: Geld ist eine sehr wirkungsvolle Waffe; das wissen Sie als finanzpolitischer Sprecher ja nur zu gut. Das sehen wir nicht nur in bezug auf die Dritte Welt; das konnten wir auch im Umgang mit dem letzten bißchen Souveränität der DDR erleben.
    Der Bundesregierung als — so sagt es das Bundesverfassungsgericht, und so ist es auch tatsächlich, wie wir jetzt bei den Verhandlungen erlebt haben — Rechtsnachfolgerin des Dritten Reiches ist es gelungen, einen Krieg gegen einen anderen Staat zu gewinnen, ohne auch nur einen Schuß abzugeben. Der Staatsvertrag in seiner jetzigen Fassung läßt da keinen Zweifel. Die Arroganz des Geldes der Reichen hat in der Manier von Räumkommandos die DDR von hinderlichen Gesetzen leergefegt und übernimmt sie.

    (Roth [SPD]: Herr Präsident, das war knapp vor einem Ordnungsruf!)

    Jetzt wird die DDR ökonomisch geschliffen, wie es in der Sprache der Militaristen heißt. Es wird rationalisiert; es werden Arbeitskräfte entlassen und ganze Industrien geschlossen. Es werden gleichzeitig keine Schutzregeln in dieses Ratifizierungsgesetz eingebaut, etwa für ein Bundeskartellamt — so etwas ist einfach nicht vorgesehen — oder für einen Bundesbeauftragten für den Datenschutz für das Gebiet der DDR. Es gibt auch keine Regelungen in diesem Gesetzeswerk, wie z. B. die auf einen Schlag gültigen 25 Gesetze in den Behörden und in den Amtsstuben der DDR administrativ umgesetzt werden sollen.
    Es ist auch nicht geklärt, wie die Aufteilung des Volksvermögens aussieht, welche Werke — bei uns haben die meisten Kommunen z. B. Stadtwerke für Gas, Wasser etc. — in der DDR in das Eigentum der Kommunen übergeführt werden — in die Länder kann noch gar nichts überführt werden, weil das Vertragswerk vor der Schaffung der fünf DDR-Länder in Kraft treten soll — und welches Vermögen in das Eigentum des Bundes übergeführt wird.
    Das sind völlig ungeklärte Fragen, die letztlich darauf hinauslaufen werden, daß in Bonn darüber entschieden werden kann, in welchem Umfang privatisiert wird und welche Gebietskörperschaftsebene welches Vermögen erhalten darf.
    In der Frage des PDS-Vermögens und des Vermögens der Blockparteien hat sich heute eine Doppelbödigkeit durch die ganze Debatte gezogen. Weshalb gibt es keine klare Regelung im Ratifizierungsgesetz? Weshalb wird hier von den Vertretern der Koalition



    Wüppesahl
    gesagt „Haben Sie doch Zutrauen in die Regierung der DDR" ? Dieses Zutrauen habe ich nicht.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Dieses Vertrauen habe ich auch nicht!)

    Wir haben doch erlebt, wie Herr Diestel mit dem Ministerium für Staatssicherheit agiert hat.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Für mich ist völlig klar, daß sich die CDU, mit in der Regierung der DDR befindlich, in eigener Sache sehr schwer tun wird, ihr zu Unrecht angestammtes Vermögen aus der SED-Zeit wieder zu sozialisieren. — Das ist nicht nur doppelbödig; ich denke, es ist Heuchelei, was Sie der Öffentlichkeit und uns hier vermitteln möchten.

    (Dr. Rüttgers [CDU/CSU]: Was Sie hier sagen!)

    Wir werden eine wachsende Armut unter den Rentnern, den zukünftigen Arbeitslosen und den Sozialhilfeempfängern erleben. Hinzukommen werden Steuererhöhungen in der Bundesrepublik. Meine Vorrednerin hat das als erste heute genauso deutlich formuliert.
    Im Herbst wird es einen Aufstand geben; das ist doch völlig klar. Ab dem 2. Juli werden Betriebe in der DDR zusammenbrechen, und wir werden zwischen 2 und 3 Millionen Arbeitslose haben, wie selbst das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung prognostiziert hat.
    Wir werden also im Herbst einen dritten Nachtragshaushalt bekommen, der die heute vorgelegten Zahlen im zweiten Nachtragshaushalt um etliches übersteigen wird, auch wenn das heute niemand offen sagen will.
    Dieser vorschnelle Anschluß der DDR führt zum sozialen Kollaps. Der eitle Wunsch Herrn Kohls, als Einheizkanzler — nicht mit ts, sondern mit z geschrieben — , in die Geschichte einzugehen und entsprechenden sozialen und rechtlichen Flurschaden anzurichten, ist die Ursache dafür. Mit ein bißchen mehr Zeit kann man diesen ganzen Vorgang seriöser und sachgerechter gestalten.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Sie verstehen auch etwas davon! Man merkt es an dem, was Sie reden!)

    — Sie haben es erkannt, Herr Kollege. Ich danke Ihnen.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Sie haben nicht die geringste Ahnung davon!)

    Eine Parität zwischen der Bundesrepublik und der DDR in der Besetzung aller Gremien, z. B. des Zentralbankrates, ist erforderlich. Sie hätte auch sicherstellen können, daß die Belange der Länder der DDR effektiv berücksichtigt werden.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Komisch, die DDR will das überhaupt nicht! Sind Sie der Vormund der DDR?)

    Die fünf DDR-Länder müßten beispielsweise jeweils zwei Stimmen haben, damit ein Verhältnis von 10 zu 10 Stimmen im Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank gegeben wäre. Nur so wäre eine Gleichgewichtigkeit zwischen BRD und DDR, wie verbal immer vermittelt, gewährleistet.
    Bei der Besetzung dieses Gremiums wurde nicht die Besetzung des gemeinsamen Regierungsausschusses als Vorbild genommen. auch da wollte man eigentlich keine Parität. Das hätte aber zu sehr nach Anschluß, nach Annexion, ausgesehen. Also legte man — kosmetisch — Parität auf.
    Bei einem Gremium wie dem der vorläufigen Verwaltungsstelle zugeordneten Gremium braucht man sich nicht mehr um Kosmetik zu sorgen. Da meint man Tacheles reden und die Würgehalsbänder anziehen zu können!
    Was bleibt der DDR, den drohenden kompletten Untergang vor Augen, anderes übrig, als sich für ein bißchen weniger Untergang zu entscheiden?
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der von der Bundesregierung in beratender bis erduldender Anwesenheit der DDR-Verhandlungskommission ausgearbeitete Staatsvertrag hat verfassungsändernden Charakter; natürlich nur insoweit, als es die Verfassung der DDR betrifft. Mehr noch: Art. 2 Abs. 2 des Gesetzentwurfs ist ein Freibrief dafür, Artikel aus der Verfassung der DDR zu streichen, wie es der Bundesregierung gefällt; denn das Parlament wird nach Inkraftsetzen des Staatsvertrages nicht mehr beteiligt. Insofern ist es falsch, von einer nicht vorhandenen Verfassungsunion zu sprechen. Sie wird staatsvertraglich als verordnete Grundgesetzübernahme unter Preisgabe der Verfassung der DDR diktiert.
    Mit dem Staatsvertrag wurde eine Überverfassung geschaffen, wie sie in der Geschichte einmalig ist. Der DDR wird en bloc eine Vielzahl von Gesetzesänderungen verordnet, deren Auswirkungen unbekannt sind. Für die Bundesrepublik wird quasi grundgesetzlich die Soziale Marktwirtschaft — freie Preise, freie Arbeit, freies Kapital — neu definiert.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Gegen Freiheit haben Sie schon immer was gehabt!)

    Einen bitteren Vorgeschmack auf das, was nach der Ratifizierung des Staatsvertrags auf die Bürger der DDR zukommt, gibt die Entwicklung im Bereich der Printmedien in der DDR. Die großen Verlagshäuser in der Bundesrepublik haben schon jetzt den Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt fest in ihrer Hand. Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt in der DDR ist nach wie vor monopolisiert, jetzt jedoch unter westdeutscher Regie. Wer nach „Marktwirtschaft" schreit, der kann nicht „monopolkapitalistische Wirtschaftsordnung" , sondern muß diversifizierte Betriebseinheiten meinen. Der vielzitierte, aber wenig angewendete Art. 14 Abs. 2 des Grundgesetzes wird gänzlich Makulatur. Die grundgesetzliche Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums ist durch den Staatsvertrag abgeschafft!
    Der Staatsvertrag wird einen Flächenbrand entfachen; zumindest in der DDR. Das weiß auch die Bundesregierung. Nicht umsonst versucht sie, ihren Historienkanzler durch frühzeitige gesamtdeutsche Wahlen über die Runden zu retten. Ohne eine neue Verfassung gewinnt der Staatsvertrag den Charakter einer Quasi-Verfassung und ist somit an den Standards des bundesdeutschen Grundgesetzes zu messen, zumindest was die Sozialpolitik angeht.



    Wüppesahl
    Die Abwehrversuche der SPD, Nachbesserungen im Anhang — womöglich handschriftlich — festzuhalten, sind hilflos und kraftlos. Das wird auch von den Koalitionssprechern zu Recht deutlich gemacht. Diese Maßnahmen und Forderungen sind nichts anderes als Wahlkampftaktik und der Trieb zur Macht. Wieder einmal konnte die SPD ihrer Rolle als Oppositionskraft nicht gerecht werden.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Der einzige Punkt, in dem Sie recht haben!)

    Mir bleibt — letzter Satz — nur die Hoffnung, daß zumindest die wahltaktische Rechnung der Bundesregierung nicht aufgeht. — Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren. Ich freue mich auf das nächste gemeinsame Gespräch mit Ihnen.

    (Lachen bei Abgeordneten aller Fraktionen)