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    Plenarprotokoll 11/203 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 203. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15802A, 15816A Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 15816A Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Gesetz zur Regelung des Aufnahmeverfahrens für Aussiedler; Verordnung über die Ausbildungsförderung für Auszubildende mit Wohnsitz außerhalb des Geltungsbereichs des Gesetzes; Faktenbericht 1990 zum Bundesbericht Forschung; aktuelle Fragen) Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 15783B Frau Hämmerle SPD 15784 A Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 15784B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 15784 D Dr. Czaja CDU/CSU 15785A Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 15785B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 15786A Frau Odendahl SPD 15786 C Möllemann, Bundesminister BMBW . . 15786C Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 15787A Möllemann, Bundesminister BMBW . . 15787B Vosen SPD 15787 B Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 15787C Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 15787 D Jäger CDU/CSU 15788 A Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 15788A Maaß CDU/CSU 15788 B Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 15788B Stahl (Kempen) SPD 15788 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 15788D Seesing CDU/CSU 15789 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 15789C Reuschenbach SPD 15789 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 15790A Dr. Penner SPD 15790B Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 15790B Jahn (Marburg) SPD 15790D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 15791A Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . . 15791B Vosen SPD 15791 B Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . . 15791C Zusatztagesordnungspunkt: Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Aufhebung der Immunität eines Mitglieds des Deutschen Bundestages (Drucksache 11/6803) . . . . 15802A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Möglichkeit genereller Genehmigungen zur Müllverbrennung durch geplante Änderungen im Abfallrecht Hoss GRÜNE 15802 B Schmidbauer CDU/CSU 15803 B Frau Kastner SPD 15804 B Baum FDP 15805A, 15810 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 15806 A Frau Dr. Hartenstein SPD 15807 A Dr. Göhner CDU/CSU 15808 B Vosen SPD 15809 B Brauer GRÜNE 15811 A Dr. Friedrich CDU/CSU 15811 D Stahl (Kempen) SPD 15813 A Harries CDU/CSU 15814 A Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 15814 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines . . . Strafrechtsänderungsgesetzes — Erweiterter Verfall (Drucksache 11/6623) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (Drucksache 11/6004) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die neunzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz sowie zur Änderung weiterer sozialrechtlicher Vorschriften (KOV- Anpassungsgesetz 1990) (Drucksache 11/6760) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Wirtschaftsplan des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1990 (ERP- Nachtragsplangesetz 1990) (Drucksache 11/6740) e) Beratung der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu einem regionalen Aktionsprogramm auf Initiative der Kommission zur wirtschaftlichen Umstrukturierung der Kohlereviere (RECHAR) (Drucksache 11/6121) f) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1990 (Nachtragshaushaltsgesetz 1990) — Drucksache 11/6400 — hier: Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung der Bundesregierung (Drucksache 11/6763) 15816 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksache 11/6790) 15816D Tagesordnungspunkt 4: Beratungen ohne Aussprache a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft: Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1987 (Drucksachen 11/3765, 11/6489) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers für Wirtschaft: Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" — Wirtschaftsjahr 1988 (Drucksachen 11/6186, 11/6488) c) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 152 zu Petitionen mit Statistik über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 18. Februar 1987 bis 31. Dezember 1989 eingegangenen Petitionen (Drucksache 11/6615) d) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 154 zu Petitionen (Drucksache 11/6617) f) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 156 zu Petitionen (Drucksache 11/6698) g) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 157 zu Petitionen (Drucksache 11/6699) h) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über die Einführung einer zwingend vorgeschriebenen Nährwertkennzeichnung von für den Endverbraucher bestimmten Lebensmitteln und Vorschlag für eine Richtlinie des Rates über Vorschriften für die Nährwertkennzeichnung von für den Endverbraucher bestimmten Lebensmitteln (Drucksachen 11/3558 Nr. 3.37, 11/4187) 15817 A Tagesordnungspunkt 5: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (Drucksachen 11/5961, 11/6003, 11/6747, 11/6767) b) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG-Reform 1990) (Drucksachen 11/5347, 11/6747, 11/6766) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 III c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu dem Antrag der Fraktion der SPD zu einer Reform des Bundesausbildungsförderungsgesetzes zu dem Entschließungsbetrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung (Drucksachen 11/1315, 11/2160) Entwurf eines Elften Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (11. BAföGÄndG) zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Wetzel, Frau Hillerich und der Fraktion DIE GRÜNEN zur dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung (Drucksachen 11/1315, 11/2160) Entwurf eines Elften Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (11. BAföGÄndG) (Drucksachen 11/5348, 11/5524, 11/610, 11/2823, 11/2225, 11/2239, 11/6747) Frau Odendahl SPD 15818D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 15821 D Kuhlwein SPD 15823 A Frau Odendahl SPD 15824 A Wetzel GRÜNE 15824 B Dr. Lammert CDU/CSU 15825 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 15826 C Kastning SPD 15829 A Wetzel GRÜNE 15829 B Kastning SPD 15829 D Neuhausen FDP 15831 C Frau Schmidt (Spiesen) CDU/CSU . . . 15833 B Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Dreßler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des Mindesturlaubs an die tarifvertragliche Entwicklung (Mindesturlaubs-Anpassungsgesetz) (Drucksache 11/5466) Reimann SPD 15834 D Dr. Warrikoff CDU/CSU 15836 B Reimann SPD 15836 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 15837 B Heinrich FDP 15838A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 15839 B Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung und der Geldleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung im Jahre 1990 (Drucksachen 11/6535, 11/6789, 11/6765) Höpfinger CDU/CSU 15840 B Heyenn SPD 15841 B Heinrich FDP 15842 B Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 15843 C Höpfinger CDU/CSU 15843 D Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 15844 D Schreiner SPD 15845 A Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (Kinder- und Jugendhilfegesetz — KJHG) (Drucksachen 11/5948, 11/6002, 11/6748, 11/6830) Link (Diepholz) CDU/CSU 15846 C Gilges SPD 15848 B Link (Diepholz) CDU/CSU 15850 B Eimer (Fürth) FDP 15851A, 15861 C Frau Dr. Götte SPD 15851 D Frau Schoppe GRÜNE 15853 A Eimer (Fürth) FDP 15853C, 15853 D Sauer (Stuttgart) CDU/CSU 15855 B Schmidt (Salzgitter) SPD 15856 D Frau Männle CDU/CSU 15860 B Frau Dr. Lehr, Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit 15862 A Tagesordnungspunkt 9: a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Frau Teubner, Dr. Knabe, Stratmann und der Fraktion DIE GRÜNEN: Rekommunalisierung und Demokratisierung der Energieversorgung (Neuordnung der Energiewirtschaft und Novellierung des Energierechts) (Drucksache 11/6484) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Programm zur Verminderung der Schadstoffemissionen bei einer Stromversorgung ohne Atomenergie (Drucksachen 11/306, 11/3702) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Energiewirtschaftsgesetz (Drucksachen 11/1271, 11/5636) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg), Stratmann, Frau Teubner, Dr. Knabe und der Fraktion DIE GRÜNEN: Verbot des Neuanschlusses von Stromheizungen (Drucksache 11/6727) Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . . 15865 B Gerstein CDU/CSU 15867 A Jung (Düsseldorf) SPD 15869 A Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 15870A Timm FDP 15870D Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi . 15872D Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . . 15873B Dr. Knabe GRÜNE 15874 D Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU . . . 15875D Dr. Sperling SPD 15876 D Frau Dr. Segall FDP 15878 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 15878 D Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Finanzhilfen des Bundes gemäß Artikel 104 a Abs. 4 GG für Investitionen zur vorläufigen Unterbringung von Aussiedlern und Übersiedlern (Drucksache 11/6750) Roth (Gießen) CDU/CSU 15880 B Frau Hämmerle SPD 15881 A Dr. Weng (Gerlingen) FDP 15882 C Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . . . 15883 D Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 11/6762 vom 23. März 1990 — Sachspenden bzw. sonstige Zuwendungen von Bundesministerien oder anderen obersten Bundesbehörden an politische Parteien oder Gruppierungen in der DDR; Verkaufserlös bei Verwertung der gespendeten Gegenstände über die VEBEG-Verwertungsgesellschaft mbH MdlAnfr 2, 3 Amling SPD Antw PStSekr Dr. Hennig BMB 15791D, 15792D ZusFr Amling SPD 15792C, 15792D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15793 A ZusFr Büchler (Hof) SPD 15793 B Wissenschaftliches Gremium als Nachfolger des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen; Abgabe einer Regierungserklärung zu den Gutachten MdlAnfr 10, 11 Kirschner SPD Antw StSekr Jagoda BMA 15793 C ZusFr Kirschner SPD 15793 D ZusFr Frau Blunck SPD 15794 B Räumung der Raketenstützpunkte Mutlangen und Heilbronn für eine zivile Nutzung MdlAnfr 12 Antretter SPD Antw PStSekr Wimmer BMVg 15794 C ZusFr Antretter SPD 15794 D Militärische Anlagen der Bundeswehr und der verbündeten Streitkräfte im südhessichen Raum, insbesondere im Bereich Bergstraße MdlAnfr 14 Dr. Kübler SPD Antw PStSekr Wimmer BMVg 15795 C ZusFr Dr. Kübler SPD 15795 D Aufnahme des voraussichtlichen Zeitpunktes des Kernschmelzens bei einem Reaktorstörfall in die Katastrophenschutzpläne MdlAnfr 17 Dr. Kübler SPD Antw PStSekr Gröbl BMU 15796 B ZusFr Dr. Kübler SPD 15796 D Umweltbelastungen bei der Herstellung von Kompakt-Leuchtstofflampen MdlAnfr 20, 21 Opel SPD Antw PStSekr Gröbl BMU . 15797A, 15798 C ZusFr Opel SPD 15797 C, 15798 D ZusFr Frau Blunck SPD . . . 15798A, 15799A ZusFr Frau Weyel SPD 15798B ZusFr Dr. Kübler SPD 15798 D Verwendete Materialien bei der Herstellung von Kompakt-Leuchtstofflampen und deren Umweltverträglichkeit MdlAnfr 22 Frau Blunck SPD Antw PStSekr Gröbl BMU 15799 B ZusFr Frau Blunck SPD 15799 B ZusFr Dr. Emmerlich SPD 15799 C ZusFr Schmidbauer CDU/CSU 15799 C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 V Überprüfung der Rechnungen des Versicherungsdetektivs Mauss durch das Bundeskriminalamt; Unterrichtung des BKA über die Ermittlungstätigkeiten von Werner Mauss MdlAnfr 31, 32 Dr. Emmerlich SPD Antw PStSekr Spranger BMI . 15800A, 15800 C ZusFr Dr. Emmerlich SPD . . . 15800A, 15800 D Beamten- und Angestelltenaustausch mit der DDR-Regierung MdlAnfr 33 Hiller (Lübeck) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 15801 A ZusFr Hiller (Lübeck) SPD 15801 A Pläne zur Entsendung inaktiver ehemaliger Angehöriger des öffentlichen Dienstes durch Privatinstitutionen zu DDR-Behörden MdlAnfr 34, 35 Büchler (Hof) SPD Antw PStSekr Spranger BMI 15801 C ZusFr Büchler (Hof) SPD 15801 C Nächste Sitzung 15884 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . .15885' A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (Drucksachen 11/5948, 11/6002) (TOP 8) 15885* B Anlage 3 Verhinderung des Anlandens illegal gefangener Fische vor der Nordseeküste zum Schutz deutscher Kutterfischer MdlAnfr 1 — Drs 11/6762 — Austermann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML 15885* C Anlage 4 Zeitpunkt der Anbindung des französischen TGV-Ost an das Streckennetz der Bundesbahn MdlAnfr 4 — Drs 11/6762 — Antretter SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 15886* B Anlage 5 Genehmigung der Weiterverwendung älterer Motorradsturzhelme im Straßenverkehr und Rückerstattung der bisher verhängten Verwarnungsgebühren MdlAnfr 5 — Drs 11/6762 — Stiegler SPD SchrAntw PStSekr Dr. Schulte BMV . . . 15886* C Anlage 6 Zahlung von Arbeitslosengeld an arbeitslose Manager angesichts hoher Abfindungssummen ihrer Konzerne MdlAnfr 6, 7 — Drs 11/6762 — Dr. Niese SPD SchrAntw StSekr Jagoda BMA 15886* D Anlage 7 Personalausstattung der Bundesanstalt für Arbeit; Überstunden der Landesarbeitsämter seit 1989 MdlAnfr 8, 9 — Drs 11/6762 — Frau Steinhauer SPD SchrAntw StSekr Jagoda BMA 15887* B Anlage 8 Verhinderung einer kurzzeitigen Einberufung zum Wehrdienst MdlAnfr 13 — Drs 11/6762 — Dr. Feldmann FDP SchrAntw PStSekr Wimmer BMVg . . . 15887* D Anlage 9 Sicherheitsüberprüfung der Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield nach der positiven Entscheidung über die Verträge zur Wiederaufarbeitung deutscher Atomabfälle mit der COGEMA und der British Nuclear Fuels; Preisabsprachen für die Wiederaufarbeitung MdlAnfr 15, 16 — Drs 11/6762 — Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 15888* A Anlage 10 Kosten für die Entsorgung von Glühbirnen und KompaktLeuchtstofflampen; Verfahren zur Verminderung des Abfalls bei Leuchtstofflampen durch Recycling MdlAnfr 18, 19 — Drs 11/6762 — Frau Dr. Hartenstein SPD SchrAntw PStSekr Gröbl BMU 15888* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 15783 203. Sitzung Bonn, den 28. März 1990 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 30. 03. 90 ** Böhm (Melsungen) CDU/CSU 28. 03. 90 ** Dr. Briefs GRÜNE 28. 03. 90 Büchner (Speyer) SPD 30. 03. 90 * Dr. von Bülow SPD 30. 03. 90 Buschbom CDU/CSU 30. 03. 90 Clemens CDU/CSU 29. 03. 90 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 28. 03. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 30. 03. 90 Egert SPD 29. 03. 90 Dr. Ehrenberg SPD 28. 03. 90 Eich GRÜNE 30. 03. 90 Frau Eid GRÜNE 28. 03. 90 Frau Garbe GRÜNE 30. 03. 90 Dr. Haack SPD 30. 03. 90 Haack (Extertal) SPD 30. 03. 90 Herkenrath CDU/CSU 30. 03. 90 Höffkes CDU/CSU 30. 03. 90 Dr. Holtz SPD 30. 03. 90 * Kleinert (Marburg) GRÜNE 30. 03. 90 Kolbow SPD 28. 03. 90 Kraus CDU/CSU 28. 03. 90 Lennartz SPD 30. 03. 90 Lenzer CDU/CSU 30. 03. 90 * Lüder FDP 30. 03. 90 Frau Luuk SPD 30. 03. 90 * Meyer SPD 30. 03. 90 Dr. Müller CDU/CSU 28. 03. 90 * Müller (Wesseling) CDU/CSU 30. 03. 90 Oesinghaus SPD 28. 03. 90 Poß SPD 28. 03. 90 Richter FDP 30. 03. 90 Schäfer (Mainz) FDP 29. 03. 90 Schanz SPD 30. 03. 90 Schartz (Trier) CDU/CSU 28. 03. 90 Schmidt (München) SPD 30. 03. 90 ** Schröer (Mülheim) SPD 30. 03. 90 Schütz SPD 30. 03. 90 Spilker CDU/CSU 30. 03. 90 Frau Wieczorek-Zeul SPD 28. 03. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frau Schmidt (Nürnberg) (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (Drucksachen 11/5948, 11/6002) (TOP 8) Ich habe dem Gesetz zur Neuordnung des Kinder-und Jugendhilferechts in zweiter und dritter Lesung Anlagen zum Stenographischen Bericht nicht zugestimmt, sondern mich der Stimme enthalten, weil es nicht gelungen ist, den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz mit einer entsprechenden Übergangsfrist zu verankern. Dadurch ist ein wirksames Konzept zur Vereinbarkeit von Kindern und Beruf nicht zu verwirklichen: Kindertageseinrichtungen mindestens für Kinder ab dem dritten Lebensjahr sind dafür unabdingbare Voraussetzung. Selbstverständlich müssen Länder und Kommunen in die Lage versetzt werden, diesen Rechtsanspruch zu erfüllen, d. h. die damit verbundenen Investitions- und laufenden Kosten müssen beim Bund-LänderFinanzausgleich berücksichtigt werden. Ich gehe davon aus, daß eine SPD-geführte Bundesregierung auch vor dem Hintergrund der Angleichung der Sozialsysteme der BRD und der DDR diesen Rechtsanspruch im Kinder- und Jugendhilferecht umgehend verankern wird. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Frage des Abgeordneten Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 11/6762 Frage 1): Welche Maßnahmen beabsichtigt die Bundesregierung zum Schutz deutscher Kutterfischer zu ergreifen, um das Anlanden illegal gefangener Fische vor der Nordseeküste zu verhindern? Entsprechend dem Auftrag des Grundgesetzes wird die Fischereiüberwachung auf der Hohen See durch Bundesbehörden vorgenommen. Die Überwachungstätigkeit des Bundes an Land beschränkt sich auf die Entgegennahme der - Logbuchaufzeichnungen der Großen Hochseefischerei, - der Anlande-/Umlandungserklärungen bei Anlandungen in anderen Staaten und bei Umladungen auf Schiffe, die die Flagge eines anderen Staates führen. Im übrigen wird die Überwachung der Fischerei durch die Küstenländer wahrgenommen. Durch die Kontrolltätigkeit des Bundes auf der Hohen See wird das Anlanden von illegal gefangenem Fisch weitgehend verhindert. Da es nach EG-Recht verboten ist, illegal gefangenen Fisch an Bord zu haben, kann schon auf der Hohen See der Versuch, solche Fische anzulanden, vereitelt werden. Die Kontrolle auf See ist äußerst effizient. Alle deutschen Kontrollschiffe (die drei Schutzboote des BML, Kontrollschiffe der Länder, Zollboote) haben 1989 534 Kontrollen in der Nordsee vorgenommen. Dabei sind 27 Verstöße festgestellt worden. Die Bundesregierung ist ständig bestrebt, die Effizienz durch eine noch bessere Koordination mit den Ländern zu erhöhen. So hat Anfang März 1990 wieder 15886* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 eine Koordinierungssitzung mit allen an der Fischereikontrolle beteiligten Behörden (BML, Zoll und Länder) stattgefunden. In die Überlegungen werden auch mögliche technische Verbesserungen (Videokontrolle durch Hubschraubereinsatz, Satellitenüberwachung) einbezogen. Es hat sich allerdings gezeigt, daß die problematischsten Verstöße — Inlettfischerei (Einlegen eines verbotswidrig engmaschigen Netzes) und — die Verwendung eines vorgetäuschten Scheuerschutzes (beide sind in der Regel mit Reißleinen versehen, um kurz vor der Kontrolle beseitigt zu werden) gerichtsfest nur durch Kontrolleure an Bord der Fischereifahrzeuge festgestellt werden können. Hinzuweisen ist noch darauf, daß die Länder über die Seefischmärkte Größenkontrollen vornehmen. Soweit Anlandungen nicht über die Seefischmärkte erfolgen, nimmt der Zoll Mengenfeststellungen vor. Die Länder haben für 1989 30 Verstöße bei den Hafenkontrollen festgestellt. Davon waren 14 Fälle von untermaßigem Fisch zu verzeichnen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Frage des Abgeordneten Antretter (SPD) (Drucksache 11/6762 Frage 4): Ist der Bundesregierung bekannt, wann in Frankreich die Entscheidung über die Anbindung des TGV-Ost über Straßburg in die Bundesrepublik Deutschland erfolgt, und bis zu welchem Zeitpunkt erwartet die Bundesregierung Übereinstimmung über die Streckenführung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich? Eine Entscheidung über die Trassenführung des TGV-Est ist durch die französische Regierung bisher nicht gefällt worden. Der Bundesminister für Verkehr hat unmittelbar nach Bekanntwerden der Überlegungen des von der französischen Regierung eingesetzten Beauftragten für Trassenführung und Finanzierung, Herrn Essig, die erneute Einberufung der gemeinsamen deutsch-französischen Arbeitsgruppe zur Schnellbahnverbindung veranlaßt. Sie hat inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. Es sind damit die Voraussetzungen geschaffen worden, die noch anstehenden gemeinsamen Untersuchungen über die Streckenführung auf deutscher und französischer Seite bis Ende 1990 abzuschließen. Die Bundesregierung geht davon aus, daß im Anschluß daran eine Entscheidung getroffen wird. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Schulte auf die Frage des Abgeordneten Stiegler (SPD) (Drucksache 11/6762 Frage 5): Bis wann wird die Bundesregierung eine Regelung erlassen, wonach die alten Motorradsturzhelme, die zwar nicht amtlich genehmigt, aber den Anforderungen der Verkehrssicherheit entsprechen, weiterverwendet werden dürfen, und wird dann denen, die bisher kostenpflichtig verwarnt wurden, die Verwarnungsgebühr zurückerstattet werden? Die Ausnahmeverordnung für Kraftrad- Schutzhelme tritt am 28. März 1990 in Kraft. Sie bestimmt, daß Schutzhelme, die nicht in amtlich genehmigter Bauart ausgeführt sind, bis zum 31. Dezember 1992 weiter verwendet werden dürfen, wenn sie eine ausreichende Schutzwirkung beim Führen von Krafträdern bieten. Die Ausnahmeverordnung war deshalb erforderlich, weil eine hinreichende polizeiliche Überwachung der ab 1. Januar 1990 geltenden ECE-Regelung nicht sichergestellt werden konnte. Die Überwachung der Regeln der Straßenverkehrs-Ordnung ist Sache der Bundesländer. Dies gilt insbesondere auch für die Erteilung von Verwarnungen. Die Verwarnungsgelder sind auf Grund einer gültigen Rechtslage erteilt worden, die den Bürgern seit längerer Zeit bekannt war. Materiell wird auch weiterhin voll an ihr festgehalten, weil ein der ECE-Regelung entsprechender Kraftrad-Schutzhelm auch in Zukunft die beste Gewähr gegen Kopfverletzungen bei einem Unfall gibt. Anlage 6 Antwort des Staatssekretärs Jagoda auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Niese (SPD) (Drucksache 11/6762 Fragen 6 und 7): Treffen Darstellungen der Sendung „Plus-Minus" zu, wonach entlassene Spitzenmanager in Absprache mit ihren vorherigen Arbeitgebern im Grunde unzulässig Arbeitslosenunterstützung bis zu mehreren tausend DM monatlich beziehen, obwohl diesen arbeitslosen Managern von ihren Konzernen hohe Abfindungssummen gezahlt werden, ohne daß diese Abfindungen, wie bei anderen Arbeitslosen auch, auf das Arbeitslosengeld angerechnet werden? Trifft es zu, daß dieses Verfahren von den Konzernen und Großunternehmen bereits seit zehn Jahren betrieben wird und die Bundesanstalt für Arbeit auf Grund gesetzlich fehlender Regelungen auf diese Weise rund 400 Millionen DM jährlich an arbeitslose Manager zahlen muß? Der Bundesregierung ist bekannt, daß in vielfacher Form — vorwiegend ältere — Arbeitnehmer, die aus ihrem Arbeitsverhältnis ausscheiden, von ihrem bisherigen Arbeitgeber Abfindungen neben dem Bezug von Arbeitslosengeld erhalten. Ich erinnere dabei nur an die Vielzahl von Sozialplänen, in denen oft Abfindungen von beträchtlicher Höhe vereinbart werden, die zum Ziel haben, die mit dem Verlust des Arbeitsplatzes verbundene Beeinträchtigung des sozialen Besitzstandes auszugleichen und damit letztlich auch dem sozialen Frieden zu dienen. Diese Praxis ist nicht auf Spitzenmanager beschränkt, sondern betrifft — wenn sie sich die Vielzahl der Sozialpläne ansehen — Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 15887* Arbeitnehmer aus allen Berufen und Schichten. Insofern dürften die in der Sendung Plusminus genannten Beispiele insbesondere zur Höhe der gezahlten Abfindungen nicht repräsentativ sein. Ob die in der Sendung genannten Zahlen zutreffen, kann nicht bestätigt werden, da der Bundesanstalt für Arbeit hierzu keine Daten vorliegen. Zur Rechtslage ist folgendes zu bemerken: Die Tatsache allein, daß ein Arbeitnehmer wegen der Beendigung seines Arbeitsverhältnisses eine Abfindung erhält, beeinflußt den Anspruch auf Arbeitslosengeld nicht. Arbeitslosengeld ist eine von der individuellen Bedürftigkeit und den Vermögensverhältnissen des Arbeitnehmers unabhängige — auf Beitragsleistung beruhende — Versicherungsleistung. Abfindungen werden nur dann auf das Arbeitslosengeld „angerechnet", wenn der Arbeitnehmer vorzeitig — d. h. ohne Einhaltung der ordentlichen Kündigungsfrist des Arbeitgebers — aus dem Arbeitsverhältnis ausgeschieden ist. Dies gilt in gleicher Weise für Abfindungen aus Sozialplänen wie für individuelle Entschädigungen, wie sie z. B. die in der Sendung genannte Firma Aral AG an ihre ehemaligen Führungskräfte gezahlt hat. Richtig ist, daß derartig hohe Einkünfte, die während der Arbeitslosigkeit gezahlt werden, die Arbeitsbereitschaft des Arbeitslosen beeinträchtigen können. So hat eine Untersuchung der Bundesanstalt für Arbeit in zwei Vermittlungsstellen eines süddeutschen Arbeitsamtes ergeben, daß rd. 20 v. H. der Arbeitslosen gegen Zahlung hoher Abfindungen aus dem Arbeitsverhältnis ausgeschieden sind. Das war Anlaß für die Bundesregierung, den Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit zu bitten, zu dieser Frage eine Sonderuntersuchung in weiteren Arbeitsämtern durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung liegen noch nicht vor. Nach Auswertung der Ergebnisse der Untersuchung wird zu prüfen sein, ob die gesetzlichen Regelungen geändert werden müssen. Dabei werden die Interessen der Arbeitnehmer, die Abfindungen aus Sozialplänen erhalten, zu berücksichtigen sein. Anlage 7 Antwort des Staatssekretärs Jagoda auf die Fragen der Abgeordneten Frau Steinhauer (SPD) (Drucksache 11/6762 Fragen 8 und 9) : Hält die Bundesregierung unter Bezug auf ihre Antworten vom 12. Februar 1990 auf Frage 22 (Drucksache 11/6497) nach wie vor die Personalausstattung der Bundesanstalt für Arbeit für die Wahrnehmung der umfangreichen Aufgaben für ausreichend, und wie ist die derzeitige Belastung der Beschäftigten? Wie viele Überstunden sind zum Beispiel seit 1989 insgesamt und getrennt nach Landesarbeitsämtern geleistet worden? Die Ihnen am 12. Februar 1990 erteilte Antwort trifft auch heute noch zu. Die Bundesregierung anerkennt ausdrücklich die Leistung, die die Mitarbeiter der Bundesanstalt für Arbeit bei der zusätzlichen Betreuung der rat- und arbeitsuchenden DDR-Bürger erbringen. Sie geht davon aus, daß die Bundesanstalt hin- sichtlich ihrer Personalausstattung mit weit über 70 000 Mitarbeitern eine Obergrenze erreicht hat, die sie in die Lage versetzt, ihre Aufgaben gegenüber der Bevölkerung einschließlich der Aus- und Übersiedler zu erfüllen. Aktuelle Mehrbelastungen müssen daher zunächst durch organisatorische Maßnahmen aufgefangen werden. Hierbei ist in erster Linie an personelle Umsetzung innerhalb der Arbeitsämter sowie von nicht so stark belasteten zu den stark belasteten Arbeitsämtern zu denken. Nach Mitteilung des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit hat er bisher rund 400 Kräfte vorübergehend umgesetzt. Daneben versuchen die Arbeitsämter, dem Beratungsbedürfnis der DDR-Bürger durch die Durchführung von weniger personalaufwendigen Gruppeninformationstagen Rechnung zu tragen. Ihre zweite Frage beantworte ich wie folgt: Nach Auskunft der Bundesanstalt für Arbeit wurden folgende Überstunden geleistet: Landesarbeitsamtsbezirk 1989 Januar 1990 Schleswig-Holstein-Hamburg 741 905 Niedersachsen-Bremen 1 254 1 929 Nordrhein-Westfalen 34 378 7 422 Hessen 1 251 2 474 Rheinland-Pfalz-Saarland 2 138 3 011 Baden-Württemberg 4 764 428 Nord-Bayern 5 717 749 Süd-Bayern 7 621 2 365 Berlin 750 90 Besondere Dienststellen 488 263 Zusammen 59 102 19 636 Die Gesamtzahl der 1989 geleisteten Überstunden würde umgerechnet 37 Jahreskräfte ergeben. Im Januar 1990 hat die Zahl der Überstunden zwar zugenommen, teilweise sogar erheblich, trotzdem ist die Überstundenleistung im Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten weiterhin gering. Überstunden werden nicht nur durch die Beratung von Übersiedlern oder DDR-Bürgern ausgelöst. Traditionell werden bei den Arbeitsämtern in den Wintermonaten Überstunden in stärkerem Maße notwendig. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wimmer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Feldmann (FDP) (Drucksache 11/6762 Frage 13): Wie beurteilt es die Bundesregierung, daß in den vergangenen Monaten verstärkt Wehrpflichtige mit einer Ankündigungszeit von nur zwei oder drei Wochen zum Wehrdienst einberufen wurden und sich demzufolge kaum auf die neuen Lebensumstände einrichten können, und wie wird sie sicherstellen, daß es zukünftig nicht mehr zu solch kurzen Einberufungsfristen kommt? Nach den gesetzlichen Bestimmungen (§ 21 Abs. 1 Wehrpflichtgesetz i. V. m. § 13 Abs. 4 Musterungsverordnung) müssen die Einberufungsbescheide 15888* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 4 Wochen vor dem Einberufungstermin zugestellt sein. Die Zustellung erfolgt in der Regel jedoch bereits 2 bis 3 Monate vor dem jeweiligen Einberufungstermin. Eine Unterschreitung der Frist ist nur dann zulässig, wenn Wehrpflichtige als Ersatz für Ausfälle vorgesehen sind. Diese Wehrpflichtigen sind dann jedoch unter Einhaltung der allgemeinen Einberufungsfrist schriftlich darüber zu unterrichten, daß sie kurzfristig — bis etwa 14 Tage vor dem jeweiligen Termin — einberufen werden können. Diese Regelung ist notwendig, weil die Stellen der kurzfristig ausfallenden Wehrpflichtigen im Rahmen der Bedarfsdeckung mit anderen Wehrpflichtigen nachbesetzt werden müssen. Mir ist kein Fall bekannt, in dem die gesetzlich vorgegebenen Fristen nicht eingehalten wurden, es sei denn, daß ein Wehrpflichtiger sich aus persönlichen Gründen mit einer kurzfristigen Einberufung ausdrücklich einverstanden erklärt hat. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Daniels (Regensburg) (GRÜNE) (Drucksache 11/6762 Fragen 15 und 16): Hat die Bundesregierung angesichts ihrer — nach Pressemeldungen — positiven Entscheidung über die von der Elektrizitätswirtschaft/DWK vorgelegten Musterverträge zur Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente aus deutschen Leichtwasserreaktoren, die diese mit der französischen Firma COGEMA und der British Nuclear Fuels (BNFL) ausgehandelt haben, die angekündigte Prüfung der Anlagen von La Hague und Sellafield nach deutschen Sicherheitsmaßstäben bereits abgeschlossen, und in welcher Form werden diese Ergebnisse veröffentlicht? In welchen Preishorizonten bewegen sich die angestrebten Abmachungen mit den Anlagen-Betreibern von Sellafield und La Hague über die Bearbeitung der deutschen Atomabfälle, und wann sollen die ersten Hin- und Rücklieferungen erfolgen? Zu Frage 15: Entsprechend der „Gemeinsamen Erklärung über die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland im Bereich der friedlichen Nutzung der Kernenergie" vom 6. Juni 1989 ist eine deutsch-französische Expertengruppe gebildet worden, die den Auftrag hat, gemeinsame Überlegungen zur Sicherheit der Entsorgungsanlagen anzustellen und ihre Schlußfolgerungen hierzu vorzulegen. Das Mandat für diese Expertengruppe, das der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit Pressemitteilung vom 6. Juni 1989 veröffentlicht hat, sieht folgendes vor: „Diese Expertengruppe ist damit beauftragt, für beide Regierungen einen Informationsaustausch vorzunehmen und gemeinsame Überlegungen über die Sicherheitsziele und über die in vergleichbaren Entsorgungsanlagen beider Länder gewählten technischen Eigenschaften anzustellen, damit diese Ziele erreicht werden. Innerhalb dieses Mandates bilden Wiederaufarbeitung und Abfallendlagerung besondere Punkte des gemeinsamen Interesses. Die Gruppe wird sich insbesondere auf die in beiden Ländern existierenden Arbeiten und Untersuchungen zu diesen Anlagen beziehen, wobei die Besonderheit jeder Anlage zu berücksichtigen ist." Die Expertengruppe wird ihre Arbeitsergebnisse Anfang 1991 vorlegen. In gleicher Weise besteht gemäß der Gemeinsamen Erklärung über die arbeitsteilige Zusammenarbeit in der Kernenergie mit Großbritannien vom 25. Juli 1989 Übereinstimmung darin, daß bei der Konzeption der neuen britischen Wiederaufarbeitungsanlage THORP die höchsten Standards in bezug auf Sicherheit und Umweltschutz zur Anwendung kommen sollen. In diesem Zusammenhang werden die Kontakte zwischen den britischen Aufsichtsbehörden und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ausgebaut und die Sicherheitsstandards für Wiederaufarbeitungsanlagen zum besonderen Gegenstand der Gespräche gemacht. Wo notwendig, werden auf dieser Basis gemeinsame Vorschläge zur fortlaufenden Weiterentwicklung der Standards erarbeitet. Ein Bericht über diese bilateralen Kontakte soll ebenfalls Anfang 1991 vorgelegt werden. Die Arbeitsergebnisse der Expertengruppen sollen in Form von Arbeitsberichten veröffentlicht werden. Zu Frage 16: Einzelheiten bezüglich der Kostenstruktur unterliegen gemäß § 19 Abs. 1 Satz 3 Atomgesetz in Verbindung mit § 139b der Gewerbeordnung der Geheimhaltung. Wann die Anlieferung der abgebrannten Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken zur Wiederaufarbeitung an die COGEMA bzw. BNFL erfolgt und wann die bei der Wiederaufarbeitung zurückgewonnenen Reststoffe Uran und Plutonium sowie die dabei anfallenden radioaktiven Abfälle in die Bundesrepublik Deutschland zurückgeliefert werden, wird im Rahmen der noch abzuschließenden Einzelverträge geregelt. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gröbl auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein (SPD) (Drucksache 11/6762 Fragen 18 und 19): Welche Kosten fallen für die Entsorgung von Glühbirnen und für KompaktLeuchtstofflampen an, und in welchem Verhältnis stehen diese Kosten zum spezifischen Energieverbrauch der jeweiligen Lichtquelle? Sind der Bundesregierung Verfahren bekannt, wie das Abfallaufkommen bei KompaktLeuchtstofflampen (z. B. Quecksilber, Cadmium, Blei, Strontium) durch Recycling vermindert werden kann, und um welche Verfahren handelt es sich? Zu Frage 18: Die Kosten für die Entsorgung von Leuchtstofflampen durch spezielle Firmen betragen zwischen 25 und 40 Pfennig pro Lampe. Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 203. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. März 1990 15889* Die Entsorgung herkömmlicher Glühlampen erfolgt in der Regel über den Hausmüll. Geht man davon aus, daß die Lebensdauer einer Glühlampe nur 1/8 der einer Kompakt-Leuchtstofflampe und das Gewicht einer Glühlampe etwa 40 g beträgt, sind für eine Leuchtstofflampe acht Glühlampen mit einem Gesamtgewicht von 320 g zu entsorgen. Bei angenommenen Entsorgungskosten von ca. 100 DM pro Tonne Hausmüll entstehen für die Entsorgung der acht Glühlampen Kosten von insgesamt etwa 3 Pfennig. Bei einem Kostenvergleich zwischen herkömmlichen Glühlampen und Kompakt-Leuchtstofflampen sind neben den eingesparten Kosten aufgrund des verminderten Stromverbrauchs auch die durch den aufwendigeren Herstellungsprozeß verursachten höheren Kosten zu berücksichtigen. In dieses Kalkül ist ferner die längere Lebensdauer einer KompaktLeuchtstofflampe einzubeziehen. Bei Berücksichtigung dieser Faktoren kommt man bei einem Vergleich zum Ergebnis, daß die durch einen höheren Arbeits-, Material- und Energieeinsatz verursachten höheren Herstellungskosten einer Kompakt-Leuchtstofflampe durch die gegenüber Glühlampen bis zu 8-fach höhere Lebensdauer und den um bis zu 80 reduzierten Stromverbrauch bei gleicher Lichtmenge deutlich kompensiert wird. Zu Frage 19: Für die Entsorgung von Entladungslampen sind je nach Lampentyp unterschiedliche Inhaltsstoffe von Bedeutung. Konventionelle Glühlampen bestehen vorwiegend aus Glas, Wolfram, Kupfer, Nickel, Molybdän und Aluminium. Entladungslampen enthalten geringe Mengen an Antimon, Barium, Blei, Indium, Strontium und Yttrium. Dabei sind Menge und Zusammensetzung der Inhaltsstoffe abhängig vom Lampentyp bzw. dem Herstellungsverfahren. Für Quecksilber ergibt sich, daß Kompakt-Leuchtstofflampen je nach Typ im Mittel 4,5 bis 40 mg Quecksilber enthalten können. Cadmium ist in den neuen Kompakt-Leuchtstofflampen westeuropäischer Hersteller nicht mehr enthalten. Da die Entsorgung einzelner Leuchtlampen aus privaten Haushaltungen gemeinsam mit Hausmüll — auch nach Aussage des Umweltbundesamtes — tolerierbar erscheint, sind diese in der Regel auch nicht von der Hausmüllentsorgung ausgeschlossen. Aus Vorsorgegründen sollte aber so wenig Quecksilber wie möglich auf Hausmülldeponien oder in Hausmüllverbrennungsanlagen gelangen und deshalb Entladungslampen aller Typen, sofern sie nicht verwertet werden, der Sonderabfallentsorgung (Sonderabfalldeponie/Monodeponie) zugeführt werden. Dies gilt insbesondere für größere Mengen an Leuchtstoffröhren, wie sie beim turnusgemäßen Auswechseln in Behörden, Gewerbebetrieben und Großbetrieben anfallen. Da ein laufendes Forschungsvorhaben (Recycling von Entladungslampen) durch die Firma Lampenverwertungsgesellschaft mbH (LVG) bisher befriedigende Ergebnisse gebracht hat, kann zumindest die technische Seite der Verwertung weitgehend als gelöst betrachtet werden. Das technische Niveau der Recyclingverfahren ist noch recht unterschiedlich. Allen gemeinsam ist die selektive Abtrennung und teilweise Wiederverwertung des Quecksilbers der Leuchtstofflampen. Wesentliche Unterschiede treten bei der Verwertung der restlichen Komponenten der Leuchtstofflampen (Glas, Leuchtstoff und Metallsockel) auf. Die Firma LVG (Lampen-Verwertungs-Gesellschaft) entwickelt mit finanzieller Unterstützung des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit eine Aufbereitungsanlage, die das Lampenglas in einer Qualität gewinnt, die eine direkte Rückführung in die Lampenherstellung gestattet. In Zukunft wird auch die Wiedergewinnung der Leuchtstoffe möglich sein. Viele Träger von Sonderabfalldeponien haben auf diese Situation bereits reagiert und schließen Leuchtstofflampen von der Deponierung aus. Damit werden die Großverbraucher von Leuchtstofflampen mittelfristig gezwungen, die verbrauchten Lampen in die Verwertung zu geben. Der BMU prüft derzeit, ob eine Rücknahmeverpflichtung einschließlich der Lampen von Kleinverbrauchern auf der Grundlage von § 14 AbfG zielführend ist.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Danke, nein.
    Ich will noch einmal eines deutlich machen: Wir stimmen sicherlich in den Zielsetzungen überein — ich gehöre der Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" an — , daß wir Energie einsparen müssen. Aber wir müssen dabei realistische Zeiträume ansetzen. Wenn mir jemand sagt, man könne den Wärmebedarf um bis zu 90 % — insbesondere im Bereich Hausbau — reduzieren, stimme ich ihm selbstverständlich zu. Das ist erreichbar. Nur, der Gebäudeumschlag vollzieht sich in 70 bis 80 Jahren. Wenn ich sehe, welche Zeiträume wir uns für die Einsparung vorgegeben haben, muß ich ganz einfach abdiskontieren, so daß das, was Sie hier als Ist-Wert vorgeben, vielleicht in 70, 80 Jahren, aber nicht direkt erreichbar ist.

    (Dr. Daniels [Regensburg] [GRÜNE]: Da hat er recht!)

    Zum Gedanken der Energiedienstleistung. Sie haben hier unkritisch Entwicklungen, die Sie auf dem amerikanischen Markt finden, übernommen. Wir in der Bundesrepublik Deutschland haben völlig andere Strukturen. Wir haben viel früher als die Amerikaner eingespart. Ich will nicht sagen, daß wir deshalb den Lovins-Gedanken nicht übernehmen sollten. Aber er wird bei uns nicht mehr so viel bringen wie in den USA, die vor einer völlig anderen Situation stehen.
    Im übrigen fällt mir dabei natürlich auf, daß Sie von dem Gedanken der Energiedienstleistung, siehe Lovins, in dem Moment etwas Abstand genommen haben, als Lovins zu den 700 Wissenschaftlern in den USA gehörte, die deutlich gesagt haben, daß, wenn wir der Klimakatastrophe entgehen wollten, der Einsatz von Kernenergie im Moment unverzichtbar sei und auch auf absehbare Zeit nicht verzichtbar sei.

    (Dr. Daniels [Regensburg] [GRÜNE]: Das hat er so nicht gesagt!)

    — Er hat das Memorandum mit unterschrieben.

    (Dr. Daniels [Regensburg] [GRÜNE]: Wir stehen voll hinter Lovins, keine Sorge!)

    Aber warum Sie sich, wie das in der Enquete deutlich erkennbar wurde, langsam davon absetzen, ist eigentlich ganz erstaunlich.

    (Dr. Daniels [Regensburg] [GRÜNE]: Wir stehen voll hinter Lovins!)

    Ich unterstreiche noch einmal den Satz von Ludwig Gerstein, daß wir einen Energie-Mix brauchen, auch in Zukunft, und daß wir deshalb natürlich auch keine Politik machen können, so regional wir auch immer denken mögen, Herr Jung, die vor dem Hintergrund einer Region den Einsatz eines Energieträgers ungeachtet der damit verbundenen CO2-Belastung noch ausbauen will. Wie Sie Ihren Einsparungsanteil erzielen wollen, den wir erzielen müssen, bei gleichzeitiger Steigerung, wie Sie gesagt haben, und nicht nur Konstanthaltung des Kohleeinsatzes,

    (Jung [Kandel] [SPD]: Des „Anteils" habe ich gesagt!)

    ist natürlich schon ein Punkt, den Sie wesentlich deutlicher erklären müssen, als Sie dies getan haben. Die bisherigen Rechnungen, die darauf aufbauen, sind falsch. Ich sage das ganz deutlich.
    Im übrigen ist das natürlich mit Ihrem potentiellen Koalitionspartner wiederum wenig abgestimmt. Wenn Ihr potentieller Koalitionspartner auch den Einsatz von Importkohle berücksichtigen will, dann weiß ich nicht, wie Sie den Jahrhundertvertrag realisieren wollen.
    Das alles sind die Positionen, bei denen Sie immer punktuell denken, aber die Zusammenfügung zu einem in sich geschlossenen System nicht schaffen. Das ist der Punkt. Wir kommen aber nur mit Überlegungen weiter, die Nebenwirkungen und Langzeitwirkungen berücksichtigen und die nicht auf kurzfristige Effekthascherei abstellen.
    Bedauerlicherweise muß man den GRÜNEN attestieren: kein Denken über den Tag hinaus, kurzfristige Effekthascherei ohne Effizienz. Es ist bedauerlich, daß man Ihnen das attestieren muß.

    (Dr. Daniels [Regensburg] [GRÜNE]: Von Ihnen können wir das ertragen!)

    — Das ist keine Wertung, das ist ein Sachverhalt, Herr Daniels.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Sperling.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dietrich Sperling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir könnten uns alle einig werden, daß wir dieses Thema unangemessen behandelten, wenn wir es so behandelten, wie wir es jetzt tun, wenn gleichzeitig Meldungen über den Ticker gingen, daß in Greifswald ein Kernkraftwerk durchginge oder in Spanien ein Kernkraftwerk in Brand geraten sei, oder wenn wir in diesen Tagen Meldungen herausgeben müßten, daß Kinder gescheiterweise auf den Wiesen nicht spielen würden, weil Tschernobyl jetzt stattfinde.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Oder der liebe Gott BAföG zahlt!)

    Wir leisten uns die Debatte, wie sie jetzt hier abläuft,

    (Gerstein [CDU/CSU]: Unglaublich!)




    Dr. Sperling
    deswegen, weil zur Zeit keine Katastrophe stattfindet.

    (Abg. Gerstein [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Nein, Herr Gerstein, mir stehen nur fünf Minuten zur Verfügung. Das werden Sie schon aushalten.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Aber die Katastrophe findet doch Tag für Tag in der DDR statt, und zwar wegen Schwefeldioxid, wegen Braunkohlenkraftwerken!)

    Wir leisten uns diese Debatte, weil derzeit keine Kernkraftkatastrophe stattfindet.
    Ein anderer Punkt, um den es mir dabei geht, ist, daß wir alle mit einer Bevölkerung leben, die jede Woche nach einer schönen Wahrscheinlichkeitsrechnung und mit großer Gewißheit davon ausgeht, daß Lotto- und Totowetten zu Hauptgewinnen führen. Mit demselben Rechenverfahren läßt sich auf Grund des anderen gesellschaftlichen Tatbestands der Kernkraftversorgung auf dieser Erde errechnen, wie häufig Kernkraftwerke durchgehen werden.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Deshalb spielen so viele schon Lotto!)

    Das Bewußtsein von der Risikoträchtigkeit unserer Energieversorgungspolitik ist weder in der Bevölkerung noch derzeit hier in unserem sogenannten Hohen Hause verbreitet. Das ist so.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Dr. Knabe [GRÜNE]: Leider! — Gerstein [CDU/CSU]: Das ist der typische falsche Schluß! Jede Energieversorgung hat ein Risiko!)

    — Dies ist so.
    Die Frage, ob wir uns auf Dauer eine solche Energieversorgung leisten können, haben alle schon mit der Antwort „nein" versehen; denn auch die Regierungsparteien von heute sagen, die Kernenergie solle eine Übergangsenergie sein, aber keiner sagt, wie schnell man aussteigen will.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Weil es keiner weiß!)

    Der zweite Punkt, um den es mir geht, ist, daß sich alle diejenigen, die sagen „Wir wollen aus der Kernenergie heraus", was ja die Grundlage der Anträge der GRÜNEN heute ist, Verfahren überlegen müssen, die die Bevölkerung mitträgt.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Ja!)

    Da können die GRÜNEN — sehr zu ihrem eigenen Leidwesen, auch zu meinem — nur sagen: Die Dringlichkeit, mit der dieses Thema eigentlich zu debattieren wäre, wird von der Bevölkerung nicht empfunden. Man kann darüber nachdenken, was dies bedeutet. Wer deshalb den Weg aus der Kernenergie heraus beschreiten will, muß ein Programm entwickeln, dessen Realismus von der Bevölkerung akzeptiert wird,

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Und das haben Sie gemacht!)

    so daß es nicht als Verkündung von bösen Botschaften begriffen wird.
    Dies ist bisher offenkundig nicht gelungen, denn die Beruhigungsbonbons von jener Seite des Hauses werden von der Bevölkerung sehr viel lieber geschluckt als das, was an Warnungen bezüglich der Risikoträchtigkeit unserer Energieversorgung angemessen wäre.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Was ist mit CO2?)

    Dies ist die Situation, was die Kernenergie angeht.
    Nun, Herr Gerstein, komme ich zur CO2-Problematik. Alles, was man bisher an Planungen entwickelt hat, ist dadurch, daß wir in Deutschland jetzt „wir" zu beiden bisherigen deutschen Staaten sagen und zu einer gemeinsamen Energiepolitik für Deutschland kommen müssen, neu zu überdenken.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Da sind wir uns einig!)

    Die Antwort auf die Frage, was wir in Deutschland für alle Deutschen an Energiepolitik zu leisten haben, sieht heute etwas anders aus, da wir für Greifswald und Bitterfeld und andere Komplexe mit Verantwortung zu tragen beginnen, wenn nicht rechtlich, so doch moralisch-politisch.
    Dies führt dazu, daß wir die Energiepolitik in Deutschland anders zu betrachten haben, als dies bisher der Fall war. Ich glaube, darunter leidet auch das Antragsbegehren der GRÜNEN. Denn wenn man in der DDR die sehr viel gefährlicheren Kraftwerke schließt und außerdem die akute Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung durch Braunkohlenkraftwerke beenden will, dann müßte das Nachdenken über die Zeitabläufe und darüber, wieviel man in welcher Zeit erreichen kann, in etwas anderer Weise erfolgen, als es in Ihrem Antrag zugrunde gelegt worden ist.
    Ich glaube, daß deshalb der dritte Punkt, auf den ich zu sprechen kommen möchte, der eigentlich entscheidende ist. Da muß ich sagen, Herr Timm und Herr Lippold: Es stimmt halt leider nicht, daß es eine gezielte Energiesparpolitik dieser Bundesregierung und der sie tragenden Parteien gäbe. Im Gegenteil: Sie geben sich mit dem zufrieden, was Sie als Erfolg bezeichnen und was Sie als relative Meßziffern in die Welt setzen. Das ist ja auch schon etwas.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Eine ganze Menge!)

    Aber für diejenigen, die es sowohl mit der Verminderung der Risiken der Kernenergie als auch mit der Verminderung der Belastung der Erdatmosphäre und der Gesundheitsgefährdung von Menschen wirklich ernst meinen, müßten für das Energiesparen sehr viel mehr tun, als zur Zeit irgendwo und in den vergangenen sieben Jahren von dieser Bundesregierung geleistet worden ist.
    Wenn Sie das ernst nehmen würden, dann würden Sie die Anträge der GRÜNEN nutzen, wenigstens ein vernünftiges Energiesparprogramm für beide deutsche Staaten in ihrer Gemeinsamkeit zu beraten. Vielleicht kommt es ja dazu.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Timm [FDP]: Diese Anträge bedeuten ja mehr Energieverbrauch!)