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ID1119803000

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    Plenarprotokoll 11/198 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 198. Sitzung Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15247 A Tagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London und über die Vorbereitungsarbeiten zur 3. INK vom 7. bis 8. März 1990 in Den Haag (Drucksache 11/6373) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor zu dem Entschließungsantrag der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor — Drucksachen 11/3847, 11/4213, 11/4515, 11/6496 — Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 15248 A Lennartz SPD 15249 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 15251 B Frau Garbe GRÜNE 15253 C Eylmann CDU/CSU 15255 A Dr. Heydemann, Minister des Landes Schleswig-Holstein 15256C, 15267 A Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . 15257 B, 15258 C Harries CDU/CSU 15260 D Schütz CDU/CSU 15262 A Eylmann CDU/CSU 15263 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 15264 A Schütz SPD 15264 C Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität (Drucksache 11/6449) in Verbindung mit 11 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 198. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität — (. . . StrÄndG — 2. UKG) (Drucksache 11/6453) Bachmaier SPD 15268 A Dr. Laufs CDU/CSU 15269 C Häfner GRÜNE 15270 B Funke FDP 15271 B Eylmann CDU/CSU 15272 A Engelhard, Bundesminister BMJ 15273 B Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Umwelthaftungsgesetzes — UmweltHG (Drucksache 11/6454) Dr. Hüsch CDU/CSU 15274 B Bachmaier SPD 15276 B Kleinert (Hannover) FDP 15277 B Häfner GRÜNE 15278 C Schütz SPD 15280 B Engelhard, Bundesminister BMJ 15281 C Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Dr. Däubler-Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Arbeitnehmerhaftung (Drucksache 11/5086) Frau Steinhauer SPD 15282 D Dr. Hüsch CDU/CSU 15284 A, 15290 C Hoss GRÜNE 15286 D Kleinert (Hannover) FDP 15287 D Dr. Pick SPD 15288 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 15290A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 15291 A Nächste Sitzung 15292 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15293* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15293* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 198. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 15247 198. Sitzung Bonn, den 16. Februar 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP 16. 02. 90 Dr. Ahrens SPD 16. 02. 90 Dr. Apel SPD 16. 02. 90 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 16. 02. 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 16. 02. 90 Borchert CDU/CSU 16.02.90 Dr. Briefs GRÜNE 16. 02. 90 Büchner (Speyer) SPD 16. 02. 90 Frau Conrad SPD 16. 02. 90 Daweke CDU/CSU 16.02.90 Frau Dempwolf CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 16. 02. 90 Duve SPD 16.02.90 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 16. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 16. 02. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 16. 02. 90 Gansel SPD 16.02.90 Gattermann FDP 16.02.90 Gerster (Mainz) CDU/CSU 16. 02. 90 Glos CDU/CSU 16.02.90 Dr. Götz CDU/CSU 16. 02. 90 Grünbeck FDP 16.02.90 Haack (Extertal) SPD 16. 02. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 16. 02. 90 Heimann SPD 16.02.90 Frau Hillerich GRÜNE 16. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 16. 02. 90 Ibrügger SPD 16. 02. 90** Jaunich SPD 16.02.90 Jungmann (Wittmoldt) SPD 16. 02. 90 Kastning SPD 16.02.90 Kittelmann CDU/CSU 16. 02. 90* Klein (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 16. 02. 90 Kohn FDP 16.02.90 Kolbow SPD 16.02.90 Kühbacher SPD 16.02.90 Kuhlwein SPD 16.02.90 Lamers CDU/CSU 16.02.90 Lattmann CDU/CSU 16.02.90 Leidinger SPD 16.02.90 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 16. 02. 90 Lohmann (Witten) SPD 16. 02. 90 Maaß CDU/CSU 16.02.90 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 16. 02. 90 Menzel SPD 16.02.90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 16. 02. 90 Mischnick FDP 16.02.90 Neumann (Bremen) CDU/CSU 16. 02. 90 Niggemeier SPD 16.02.90 Paintner FDP 16.02.90 Petersen CDU/CSU 16. 02. 90** Poß SPD 16.02.90 Reuschenbach SPD 16.02.90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Riedl (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Roth (Gießen) CDU/CSU 16. 02. 90 Schäfer (Offenburg) SPD 16. 02. 90 Dr. Scheer SPD 16. 02. 90* Frau Schilling GRÜNE 16. 02. 90 Schluckebier SPD 16.02.90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 16. 02. 90 Dr. Schmude SPD 16. 02. 90 von Schmude CDU/CSU 16. 02. 90 Schneider (Idar-Oberstein) CDU/CSU 16.02.90 Dr. Schöfberger SPD 16. 02. 90 Schreiber CDU/CSU 16.02.90 Schröer (Mülheim) SPD 16. 02. 90 Frau Schulte (Hameln) SPD 16. 02. 90 Sielaff SPD 16.02.90 Steiner SPD 16. 02. 90* Stobbe SPD 16.02.90 Straßmeier CDU/CSU 16.02.90 Frau Trenz GRÜNE 16. 02. 90 Frau Unruh fraktionslos 16. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 16. 02. 90** Vosen SPD 16.02.90 Dr. Waigel CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 16. 02. 90 Wetzel GRÜNE 16.02.90 Frau Wieczorek-Zeul SPD 16. 02. 90 Wischnewski SPD 16.02.90 Wissmann CDU/CSU 16.02.90 Würzbach CDU/CSU 16.02.90 Zierer CDU/CSU 16. 02. 90* Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 12. Februar 1990 ihren Antrag „Qualitative Veränderung des integrierten Entwicklungsvorhabens Bondoc/Philippinen" - Drucksache 11/4733 - zurückgezogen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Drucksache 11/4986 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4081 Nr. 2.3 Drucksache 11/5954 Nr. 2.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/5722 Nr. 2.3 Drucksache 11/5954 Nr. 2.2-2.4, 2.6-2.9 Drucksache 11/6017 Nr. 2.4 -2.7 Drucksache 11/6125 Nr. 1-4 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/3200 Nr. 2.33 Drucksache 11/4534 Nr. 2.22, 2.24 Drucksache 11/4680 Nr. 2.16 Drucksache 11/5145 Nr. 3.36
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Harries


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Manchmal habe ich den Eindruck, wir übersehen alle, daß wir bei der Erledigung eines wichtigen Problems gemeinsam in einem Boot sitzen. Aber das Rollenspiel muß wohl sein, muß durchgehalten werden. Da macht es keinen Unterschied, ob man nun die Bänke der Opposition drückt oder nicht.
    Wir erinnern uns, glaube ich, alle noch an die Aussprache, an die Diskussion vor und nach der ersten Nordseekonferenz. Damals waren die Erwartungen besonders hoch, und hinterher war die Enttäuschung ebenfalls sehr groß. Dabei meine ich, daß diese Einstellungen — vorher und hinterher in der Bewertung — von vornherein nicht realistisch waren und sein konnten. Wichtig war damals etwas ganz anderes, nämlich daß ein Anfang gemacht wurde, daß die Anrainerstaaten der Nordsee bereit waren, sich an einen Tisch zu setzen, und damals begonnen haben, ein gemeinsames Bewußtsein für die Probleme der Nordsee zu entwickeln. Bei diesem Problembewußtsein ist es dann keineswegs geblieben. Vielmehr wurden konkrete Schritte in der Gesetzgebung und in der Durchführung eingeleitet.
    Schon die zweite Nordseeschutz-Konferenz führte zu klaren Beschlüssen, Erfolgen und eindrucksvollen Zielen. Ich nenne das große Ziel, bis 1995 zu ereichen, daß alle Anrainerstaaten die Einleitung von Schadstoffen und Nährstoffen um 50 % auf der Basis von 1985 senken.
    Die Zwischenbilanz der Bundesrepublik und der derzeitigen Bundesregierung

    (Zuruf von der SPD: Der derzeitigen!)

    ist dabei positiv. Der Bundestag hat zahlreiche wichtige Gesetze verabschiedet, die sich auf die Nordsee



    Harries
    beziehen und Auswirkungen hinsichtlich des Schutzes der Nordsee haben werden.

    (Frau Dr. Sonntag-Wolgast [SPD]: Das reicht doch alles nicht aus!)

    Die Verabschiedung weiterer Verordnungen und Richtlinien steht bevor.

    (Lennartz [SPD]: Die Gesetze bedürfen eines Inhaltes!)

    Man muß eben erkennen, verehrter Herr Lennartz, daß zwischen dem Erlaß von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien und dem Vollzug notwendigerweise eine Zeit liegt, die überbrückt werden muß. Strukturmittel für die Länder für die Investitionen im Umweltbereich zu vergeben, was wir im Bund jährlich in Milliardenhöhe getan haben, dauert. Jeder, der in der Praxis tätig war, weiß, daß zwischen den Phasen der Planung und des Bauens Jahre liegen, die wir gemeinsam überbrücken und durchstehen müssen, vor allen Dingen in der politischen Diskussion und auch vor der Öffentlichkeit, um hier zu einer fairen und richtigen Aussage zu kommen: Vollzug ist etwas anderes als der Erlaß von Gesetzen.
    Meine Damen und Herren, genauso muß doch erkannt werden, daß für die wichtigen Investitionen, die Bund, Länder und Gemeinden vornehmen und die wir eingeleitet haben, nicht nur Millionen, sondern Milliarden aufgebracht werden müssen, von den Kommunen, von den Ländern, von der Privatseite, d. h. von unseren Bürgern und auch von der Wirtschaft. Geld kommt nun einmal bekanntlich, wie es viele wohl immer noch annehmen, nicht aus der Druckmaschine, sondern muß vorher verdient und aufgebracht werden.

    (Lennartz [SPD]: Das ist Ihre rein wirtschaftliche Betrachtung der Ökologie!)

    Eine dritte Erkenntnis. Neben der Zeit für Erlaß und Vollzug von Gesetzen und der Erforderlichkeit von Geld müssen wir uns darüber klar sein, daß wir in einer internationalen Gemeinschaft leben und hier nicht allein handeln, nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen können,

    (Lennartz [SPD]: Wer ist denn der größte Verschmutzer der Nordsee?)

    sondern auch kompromißbereit sein müssen. Wir sind nicht der Nabel der Welt, sondern haben Nachbarn, mit denen wir gemeinsam handeln und richtige Ziele durchsetzen müssen.

    (Opel [SPD]: Man kann doch vorausgehen!)

    Meine Damen und Herren, ich sprach von einer positiven Zwischenbilanz. Die Strukturmittel, die in Milliardenhöhe fließen und von den Ländern mit dem erklärten Ziel verwendet werden, die dritte Stufe der Kläranlagen zur Eliminierung von Phosphor und Nitraten zu fördern, habe ich erwähnt. Wir haben in der Bundesrepublik bleifreies Benzin, wir haben inzwischen etliche Millionen Autos, die mit dem Dreiwegekatalysator ausgerüstet sind, und diese Politik geht weiter.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: 40 % des Stickstoffeintrags kommt vom Autoverkehr!)

    — Verehrte Frau Garbe, die GroßfeuerungsanlagenVerordnung hat bewirkt, daß Schwefeldioxid und Stickoxide im Millionenumfang vermindert worden sind. Die Dünnsäureverklappung ist im letzten Jahr eingestellt worden. Die Verbrennung auf See wird voraussichtlich in diesem Jahr oder, wenn nicht, im nächsten Jahr eingestellt werden.

    (Schütz [SPD]: Ist schon von uns aus eingestellt!)

    Klärschlamm wird von uns nicht mehr in die Nordsee verbracht; die Engländer handeln anders. PCB ist bei uns bereits verboten. Auch die Pflanzenschutzmittelverordnung und das Randstreifenprogramm — ich erweitere dies um die Gülleverordnung meines Landes Niedersachsen — haben bewirkt, daß die Auswirkungen von Schadstoffen auf die Landschaft zumindest erheblich reduziert wurden. Ich nenne dann die Verabschiedung des Chemikaliengesetzes vor kurzem hier im Hause und die bevorstehende Verabschiedung der Novellen zum Bundes-Immissionsschutzgesetz und zum Abwasserabgabengesetz.
    Ich meine schon, daß das eine eindrucksvolle Zwischenbilanz ist. Dies gilt vor allem, wenn man bereit ist, Parallelen zu den anderen Anrainerstaaten zu ziehen, die längst nicht diese Erfolge vorweisen können. Das ändert überhaupt nichts daran, daß die Arbeit noch nicht getan ist und daß wir auf die Zusammenstellung der Schlußbilanz hoffentlich 1995, wenn es geht eher, mit Spannung warten.
    Es ist für mich überhaupt keine Frage, daß unsere Landwirtschaft weitere Anstrengungen machen muß.

    (Schütz [SPD]: Das ist richtig!)

    Ich bitte, fairerweise zu bedenken, daß es bei diesem Berufsstand auch um die Existenz geht. Es geht nicht nur um die Düngung.

    (Lennartz [SPD]: Das müssen Sie in die andere Richtung sagen! Die verhandelt in der EG!)

    Das zwingt uns, hier weiterhin mit Augenmaß eine vernünftige Politik zu betreiben und nicht etwas im Hauruckverfahren zu vollziehen.
    Ich bin auch der Auffassung, daß der Einbau des Katalysators in alle Gebrauchtwagen und die Neuwagen vorrangig erreicht werden muß,

    (Opel [SPD]: Warum haben Sie dann das Gesetz abgelehnt?)

    daß die Nordsee Sondergebiet werden muß und daß das Vorsorgeprinzip greifen und im Grunde die Reparatur eingetretener Schäden ablösen muß.
    Ein letztes Wort, meine Damen und Herren, zu der deutsch-deutschen Entwicklung. Wir stehen davor, daß wir in Kürze die Verantwortung für den anderen Teil Deutschlands zu übernehmen haben.

    (Lennartz [SPD]: Wer ist denn „wir"?)

    Das bedeutet, daß wir dort unglaublich große Umweltprobleme aufzuarbeiten haben. Das werden wir tun, dazu sind wir bereit, dazu sind wir in der Lage. Ich appelliere aber auch hier an uns, daß wir das mit Augenmaß und nicht im Hauruckverfahren tun. Wir



    Harries
    sollten nicht versuchen, dort unseren Level, der gut und hoch ist, in kürzester Zeit zu erreichen, sondern im Interesse der Arbeitsplätze und einer vernünftigen Entwicklung drüben Augenmaß und Vernunft walten lassen.
    Ich bedanke mich beim Bundesumweltminister, daß er durch die ersten eingeleiteten Pilotprojekte die richtige Weichenstellung nicht zuletzt im Interesse der Nordsee vorgenommen hat.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Herr Schütz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dietmar Schütz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben hier gerade phantastische Worte gehört. Die Zwischenbilanz sei sehr positiv, hat Herr Harries gesagt. Die Strukturmittel seien nur genau dahin geflossen, wohin sie fließen sollten, nämlich in Maßnahmen für die Nordsee. Herr Eylmann hat gesagt, daß wir, wenn wir uns mit der DDR vergleichen — da stimme ich ihm zu — , phantastisch aussehen und die DDR schlecht aussieht. Das sind alles Ablenkungsmanöver, die Sie hier machen. Wir sollten doch wirklich einmal an den Bericht herangehen und fragen: Haben wir das geleistet, was wir wollten, und wie sieht es genau aus?

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Die vollmundige Presseerklärung des Bundesumweltministers, in der er z. B. behauptet, daß Phosphat und Nitrat 1995 um 50 % gesenkt sind, ist eine auch durch seinen eigenen Bericht an keiner Stelle gestützte Absichtserklärung.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Richtig!)

    Ich will das einmal genauer angucken, weil ich dies in der Tat als eine der entscheidenden Stellen — auch Herr Heydemann hat schon darauf hingewiesen — ansehe: Wie ist die Nährstoffbelastung?
    Was die Phosphateinträge in die Gewässer der Bundesrepublik angeht, so haben wir eine Reduzierung des Phosphats aus den kommunalen Abwässerbehandlungsanlagen und aus der Industrie auf unter 50 %, wie Sie in dem uns vorliegenden Bericht darstellen. Wir haben aber bei den diffusen Quellen überhaupt keine abschätzbaren Ergebnisse, und diese diffusen Quellen machen beim Phosphor fast 50 % aus. Der Bericht wagt eben keine Einschätzung dieses Problems.
    Die Stickstoffeinträge weisen ein ähnliches, aber noch bedenklicheres Bild auf. Auch hier werden die Einträge aus den kommunalen Kläranlagen und aus industriellen Direkteinleitern nach den Schätzungen um etwa 50 % reduziert sein. Ich kann dem folgen, weil wir uns bei den Kläranlagen anstrengen. Aber auch hier betragen die Nitrateinträge aus diffusen Quellen — das ist vor allem immer die Landwirtschaft — deutlich mehr als 500k .

    (Widerspruch des Abg. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU])

    Auch deren Anteil an der Reduzierung kann bis 1995 nicht geschätzt werden.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist eine schwache Logik: Das ist dann die Landwirtschaft! — Gegenruf von der SPD: Das steht doch im Bericht!)

    Die diffusen Quellen sind vor allem die Landwirtschaft; da gibt es kein Vertun.
    Herr Carstensen, ich will Ihnen ein ganz aktuelles Zahlenbild aus meinen Wahlkreis geben. Die Landkreise Friesland und Wilhelmshaven haben gerade eine Untersuchung gemacht und haben gefragt: Was geht an N und P, also an Nitrat und Phosphor, aus den kommunalen Abwasseranlagen in die Nordsee, und was geht aus diffusen Quellen heraus? Sie haben z. B. die Zahl von 21 % bei Nitrat und bei Phosphor von 24 % aus den kommunalen Abwasseranlagen. Aus den ganzen Sielen gehen jeweils 79 % bei Nitrat und 76 % bei Phosphat heraus. Das siützt noch einmal die eigentlich auch im Bericht angelegte Tendenz, daß wir uns, verdammt noch mal, mit den diffusen Quellen nachhaltiger beschäftigen müssen

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    und daß wir das, was Herr Heydemann vorgeschlagen hat — ich stimme da zu — machen müssen, daß wir uns nämlich wirklich einmal mit unseren Landwirtschaftsministerkollegen anlegen müssen.
    Ergebnis dieser ganzen Untersuchung ist, daß wir diese Problematik nicht in den Griff bekommen, solange wir die Belastungen in der Landwirtschaft, Herr Carstensen, nicht verringern. Wir haben diese Erkenntnisse schon seit Jahren. Jedesmal, wenn wir hier stehen, reden wir über das gleiche Problem. Wir bekommen es aber nicht in den Griff.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Vergessen Sie nicht: Die strengste Gülleverordnung in Deutschland hat Niedersachsen!)

    Ich zitiere wieder diesen Bericht: Wir haben Verhandlungen mit der Landwirtschaft, um Gegenmaßnahmen zur Nährstoffproblematik einzuleiten, z. B. verhandeln wir über eine Düngemittelausbringungsverordnung. Wir verhandeln über Maßnahmekataloge der Landwirtschaft zur Verminderung der Nährstoffeinträge in die Gewässer. Wir versuchen, die Umsetzung von Flächenstillegungs- und Extensivierungsprogrammen voranzutreiben.
    Es wird zur Zeit leider nicht mehr über die Landwirtschaftsklausel des Bundesnaturschutzgesetzes verhandelt; das wurde von meinen Kollegen schon vorhin gesagt. Es wird nicht mehr über eine klare flächenbezogene Landwirtschaft verhandelt. Wir werden das noch einmal hier ins Parlament einbringen. Wir haben auch die Übermaßproduktion der Gülle nicht im Griff.
    Wenn ich an meinen eigenen Wahlkreis denke und nach Südoldenburg gucke, dann sehe ich, wie die Landkreise täglich untereinander kämpfen, weil die Gülle aus Südoldenburg in die anderen Landkreise transportiert wird. Sie streiten sich über die Durchsetzung der Gülleverordnung.
    Daß wir das alles nicht in den Griff bekommen, ist eine Folge des Zauderns bei nachhaltigen Verhand-



    Schütz
    lungen. Auch das schildert der Bericht; insofern ist er richtig. Er schildert ferner drastisch die Folgen dieses Zauderns.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Jetzt müssen Sie noch sagen: Die Bundesregierung ist das!)

    — Herr Göhner, ich habe erst einmal aufgezeigt, was eigentlich los ist. Vor allen Dingen sind diese ganzen Verordnungen meist Angelegenheit der Bundesregierung;

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Nein, in keinem einzigen Fall!)

    nicht nur, auch der Länder. — Ich komme gleich noch einmal darauf.
    Ich will jetzt nur noch einmal die Problematik darstellen. Die Nährstoffeutrophierung — das zeigt der Bericht auch — hat in der Nordsee das entscheidenste Problem heraufbeschworen, nämlich das Algenblühen und das Planktonblühen, die großen Algenteppiche in der Nordsee im vorigen Jahr. Das ist nach wie vor das größte Problem, weil durch das Absinken dieser Algenteppiche die Sauerstoffentziehung für Flora und Fauna eintritt und dann die Nordsee umkippt. Sie erinnern sich noch an die Berichte, wonach das an einigen Stellen schon geschehen ist, und dieser Vorgang ist jederzeit zu befürchten. Das ist das Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Der Nährstoffeintrag muß reduziert werden.
    Neben dieses Hauptziel der Nährstoffreduzierung tritt das nicht minder wichtige Ziel der Unterbindung der schleichenden Vergiftung der Nordsee. Wenn wir uns die Schadstofftabellen angucken, müssen wir uns dabei klarmachen, daß die Schadstoffreduzierung an vielen Stellen nicht um 50 % passiert ist; an einigen Stellen ist es so. An den Stellen, wo wir deutliche Werte oberhalb von 70, 80 % haben, so sagen Sie dann, sei die Reduzierung nicht so eingetreten, weil die Schwermetalle schon in einem Zeitraum davor reduziert worden seien, daß wir also die Schwermetalle Cadmium und Blei — ich glaube, das sind die Zahlen; um es genau zu sagen, müßte ich die Tabelle hier haben — nicht um 50 % reduzieren könnten. Auch hier, meine ich, müssen wir noch viele Anstrengungen unternehmen, um die Vergiftung der Nordsee zu stoppen.