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ID1119800600

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    5. Garbe.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/198 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 198. Sitzung Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15247 A Tagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London und über die Vorbereitungsarbeiten zur 3. INK vom 7. bis 8. März 1990 in Den Haag (Drucksache 11/6373) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor zu dem Entschließungsantrag der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor — Drucksachen 11/3847, 11/4213, 11/4515, 11/6496 — Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 15248 A Lennartz SPD 15249 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 15251 B Frau Garbe GRÜNE 15253 C Eylmann CDU/CSU 15255 A Dr. Heydemann, Minister des Landes Schleswig-Holstein 15256C, 15267 A Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . 15257 B, 15258 C Harries CDU/CSU 15260 D Schütz CDU/CSU 15262 A Eylmann CDU/CSU 15263 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 15264 A Schütz SPD 15264 C Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität (Drucksache 11/6449) in Verbindung mit 11 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 198. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität — (. . . StrÄndG — 2. UKG) (Drucksache 11/6453) Bachmaier SPD 15268 A Dr. Laufs CDU/CSU 15269 C Häfner GRÜNE 15270 B Funke FDP 15271 B Eylmann CDU/CSU 15272 A Engelhard, Bundesminister BMJ 15273 B Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Umwelthaftungsgesetzes — UmweltHG (Drucksache 11/6454) Dr. Hüsch CDU/CSU 15274 B Bachmaier SPD 15276 B Kleinert (Hannover) FDP 15277 B Häfner GRÜNE 15278 C Schütz SPD 15280 B Engelhard, Bundesminister BMJ 15281 C Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Dr. Däubler-Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Arbeitnehmerhaftung (Drucksache 11/5086) Frau Steinhauer SPD 15282 D Dr. Hüsch CDU/CSU 15284 A, 15290 C Hoss GRÜNE 15286 D Kleinert (Hannover) FDP 15287 D Dr. Pick SPD 15288 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 15290A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 15291 A Nächste Sitzung 15292 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15293* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15293* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 198. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 15247 198. Sitzung Bonn, den 16. Februar 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP 16. 02. 90 Dr. Ahrens SPD 16. 02. 90 Dr. Apel SPD 16. 02. 90 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 16. 02. 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 16. 02. 90 Borchert CDU/CSU 16.02.90 Dr. Briefs GRÜNE 16. 02. 90 Büchner (Speyer) SPD 16. 02. 90 Frau Conrad SPD 16. 02. 90 Daweke CDU/CSU 16.02.90 Frau Dempwolf CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 16. 02. 90 Duve SPD 16.02.90 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 16. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 16. 02. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 16. 02. 90 Gansel SPD 16.02.90 Gattermann FDP 16.02.90 Gerster (Mainz) CDU/CSU 16. 02. 90 Glos CDU/CSU 16.02.90 Dr. Götz CDU/CSU 16. 02. 90 Grünbeck FDP 16.02.90 Haack (Extertal) SPD 16. 02. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 16. 02. 90 Heimann SPD 16.02.90 Frau Hillerich GRÜNE 16. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 16. 02. 90 Ibrügger SPD 16. 02. 90** Jaunich SPD 16.02.90 Jungmann (Wittmoldt) SPD 16. 02. 90 Kastning SPD 16.02.90 Kittelmann CDU/CSU 16. 02. 90* Klein (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 16. 02. 90 Kohn FDP 16.02.90 Kolbow SPD 16.02.90 Kühbacher SPD 16.02.90 Kuhlwein SPD 16.02.90 Lamers CDU/CSU 16.02.90 Lattmann CDU/CSU 16.02.90 Leidinger SPD 16.02.90 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 16. 02. 90 Lohmann (Witten) SPD 16. 02. 90 Maaß CDU/CSU 16.02.90 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 16. 02. 90 Menzel SPD 16.02.90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 16. 02. 90 Mischnick FDP 16.02.90 Neumann (Bremen) CDU/CSU 16. 02. 90 Niggemeier SPD 16.02.90 Paintner FDP 16.02.90 Petersen CDU/CSU 16. 02. 90** Poß SPD 16.02.90 Reuschenbach SPD 16.02.90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Riedl (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Roth (Gießen) CDU/CSU 16. 02. 90 Schäfer (Offenburg) SPD 16. 02. 90 Dr. Scheer SPD 16. 02. 90* Frau Schilling GRÜNE 16. 02. 90 Schluckebier SPD 16.02.90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 16. 02. 90 Dr. Schmude SPD 16. 02. 90 von Schmude CDU/CSU 16. 02. 90 Schneider (Idar-Oberstein) CDU/CSU 16.02.90 Dr. Schöfberger SPD 16. 02. 90 Schreiber CDU/CSU 16.02.90 Schröer (Mülheim) SPD 16. 02. 90 Frau Schulte (Hameln) SPD 16. 02. 90 Sielaff SPD 16.02.90 Steiner SPD 16. 02. 90* Stobbe SPD 16.02.90 Straßmeier CDU/CSU 16.02.90 Frau Trenz GRÜNE 16. 02. 90 Frau Unruh fraktionslos 16. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 16. 02. 90** Vosen SPD 16.02.90 Dr. Waigel CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 16. 02. 90 Wetzel GRÜNE 16.02.90 Frau Wieczorek-Zeul SPD 16. 02. 90 Wischnewski SPD 16.02.90 Wissmann CDU/CSU 16.02.90 Würzbach CDU/CSU 16.02.90 Zierer CDU/CSU 16. 02. 90* Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 12. Februar 1990 ihren Antrag „Qualitative Veränderung des integrierten Entwicklungsvorhabens Bondoc/Philippinen" - Drucksache 11/4733 - zurückgezogen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Drucksache 11/4986 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4081 Nr. 2.3 Drucksache 11/5954 Nr. 2.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/5722 Nr. 2.3 Drucksache 11/5954 Nr. 2.2-2.4, 2.6-2.9 Drucksache 11/6017 Nr. 2.4 -2.7 Drucksache 11/6125 Nr. 1-4 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/3200 Nr. 2.33 Drucksache 11/4534 Nr. 2.22, 2.24 Drucksache 11/4680 Nr. 2.16 Drucksache 11/5145 Nr. 3.36
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Torsten Wolfgramm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Ich wundere mich schon ein bißchen, daß Sie das Kind so verleugnen. Wir sind doch eigentlich ganz froh, daß es jetzt in die Jahre kommt. Wie sahen denn die Vorbereitungen zur 1. Nordseeschutz-Konferenz und die Konferenz selbst aus? Wir konnten damals doch gar nicht erwarten, daß die anderen Nordseeanrainerländer sich an Vereinbarungen beteiligen, die die Nordsee wirklich zu schützen beginnen. Ich bin der Meinung, daß sich dieses Kind tatsächlich positiv entwikkelt. Ich betrachte es auch mit einem gewissen Wohlgefallen.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Dazu besteht überhaupt kein Grund!)

    Der vorliegende Bericht erhebt nicht nur die Forderung nach einer 3. Nordseeschutz-Konferenz, sondern er zeigt auch, wie die von der 2. Nordseeschutz-Konferenz aufgestellten Forderungen umgesetzt werden.

    (Lachen bei der SPD)

    Ich meine, das sieht positiv aus gegenüber dem, was wir vorher hatten.

    (Schütz [SPD]: Herr Töpfer ist da andere Meinung!)

    Wir erwarten mit großer Spannung, was die SPD in der DDR nach der Wahl am 18. März auf diesem Gebiet alles auf die Beine stellen wird. Wir erwarten auch mit großer Spannung, wie Sie auf Ihre Kollegen in Polen Einfluß nehmen. Wir erwarten natürlich auch mit großer Spannung, Herr Lennartz, wie Sie jetzt nach Großbritannien fahren werden, weil wir ja gesehen haben, daß Großbritannien allerlei Verzögerungen und Retardierungen einbaut. Wir warten mit großer Spannung darauf, daß Sie dort vor Ort für die Nordsee kämpfen.
    Das Szenario, das Sie hier dargestellt haben, ist nicht eindrucksvoll. Es ist vor allen Dingen auch nicht eindrucksvoll, wenn Sie das als Schauveranstaltung abqualifizieren, was auf der bevorstehenden Nordseeschutz-Konferenz zu leisten ist. Eine Schauveranstaltung setzt ja voraus, daß Schaulustige am Wege stehen und die Sache betrachten. Sie halten in dieser Angelegenheit ein wenig Maulaffen feil. Das ist ein sehr schöner alter Ausdruck, der genau das beschreibt, was Sie im Augenblick tun.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie beteiligen sich nicht ernsthaft an der Sache. Sie nehmen keinen Einfluß auf die von Ihnen regierten Länder. Sie fordern vom Bund Daten. Sie stellen aber nicht fest, daß die Daten von den Ländern, in denen die SPD die Regierung stellt, nicht geliefert werden. Der Bund kann nur die Daten nennen, die die Länder ihm liefern. Herr Töpfer kann keine anderen Daten vorlegen als die, die die Länder ihm liefern. Herr Lennartz, da wäre es Ihre Aufgabe zu helfen. Dann könnten Sie tatsächlich hinterher darauf verweisen, was Sie Positives geleistet haben.
    Auch die Abkürzung INK macht deutlich, daß wir uns einem Normalverfahren nähern: Wenn eine Konferenz eine feste Abkürzung erhält, macht das deutlich, daß wir uns in eine nützliche Routine begeben haben.
    15252 Deutscher Bundestag — 1 1. Wahlperiode — 198. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990
    Wolfgramm (Göttingen)

    Das UVP-Gesetz, die Novelle zum Chemikaliengesetz, die — wie wir hoffen — in Kürze abzuschließende Novellierung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und die Novellierung des Abwasserabgabengesetzes zeigen, daß wir unsere Aufgaben auf diesen Gebieten ernst nehmen.
    Die Novelle des Abwasserabgabengesetzes erfordert natürlich noch einigen Beratungs- und auch, wie ich hoffe, Veränderungsbedarf. Wir werden uns in dieser Sache sehr engagieren.

    (Lennartz [SPD]: Hoffentlich schaffen Sie das, was Sie im Ausschuß gesagt haben! Dann würde ich Ihnen einen Strauß roter Rosen geben!)

    — Lieber Herr Kollege Lennartz, wir werden uns ja dann wiedersehen. Aber wir zweifeln bei Ihren Worten immer etwas: Sie fordern und unterstützen etwas, und hinterher kritisieren Sie es. Diese Position ändern Sie so, wie Schwammerin nach einem warmen Regen wachsen.

    (Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Durchsetzung des Einbringungsstopps für Dünnsäure im vergangenen Jahr halte ich für einen ganz wichtigen Markstein. Den haben Sie in Ihrer Betrachtung scheinbar vergessen. Das war damals bei Ihrem Vortrag einer Ihrer Hauptpunkte. Man muß auch ein bißchen konsequent in dem sein, was man als Kritik vorträgt, weil die Nordsee Gott sei Dank inzwischen bei uns im Bundestag eine kontinuierliche Betrachtung erfährt. Ich bedauere, daß sich auf der Bundesratsbank nur die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein tummeln. Ich meine, daß sich auch NRW, das hier übrigens allerhand Verzugsdefizite aufweist, vielleicht auch dieser Debatte widmen könnte.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Der kriegt Sodbrennen, wenn er seine Kollegen aus Schleswig-Holstein sieht!)

    Herr Lennartz, das wäre einen Anruf in NRW wert, daß Sie sagen, es wäre nützlich, daß NRW hier an der Debatte teilnimmt.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Klaus Matthiesen soll hier mal was sagen! — Schütz [SPD]: Wir wollen mal abwarten, welche Länder an der Debatte teilnehmen!)

    Herr Carstensen ist schon auf das Beispiel Niedersachsen eingegangen. Ich meine, daß die Niedersachsen die Phosphateliminierung mit dem Programm für Kläranlagen für über 20 000 Einwohnergleichwerte hier wirklich unterstützen. Das ist immerhin eine Reduzierung um 70 %. Das ist ein sehr ordentlicher Wert, der hier erreicht wird, und wir warten auch sehr darauf, was uns die sozialdemokratischen Länder da vorschlagen und bieten werden.
    Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Strukturhilfe im Haushaltsbereich, die wir hier seinerzeit nach einigen Mühen im Bundestag aus der Taufe gehoben haben, stärker für den Bereich des Gewässerschutzes für die Nordsee eingesetzt werden soll.

    (Opel [SPD]: Das kann doch nicht sein! Hessen hat doch nichts mit der Nordsee zu tun!)

    — Aber Herr Kollege Opel, natürlich wissen Sie, daß der Rhein und die Elbe mit allen Zu- und Nebengewässern in die Nordsee fließen. Dazu gehören fast alle hessischen Flüsse. Das ist uns schon in der Schule deutlich gemacht worden.

    (Opel [SPD]: Nordseeschutz und Küstenschutz sind eine nationale Aufgabe!)

    Die meisten Flüsse in der Bundesrepublik fließen in die Nordsee. Nur die südlichen entwässern in das Stromgebiet der Donau. Deshalb ist es für die Nordsee hilfreich, wenn wir da etwas tun.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Die Strukturhilfe beträgt immerhin 2,5 Milliarden DM, und 2,5 Milliarden DM zusätzlich für die Nordsee einzusetzen, ist hilfreicher als Ihre Zwischenrufe. Das muß ich hier mal festhalten.

    (Opel [SPD]: Die stören Sie natürlich, weil sie wahr sind!)

    — Über die Wahrheit, Herr Kollege, werde ich mich nachher noch ein bißchen auseinandersetzen, wenn ich mich mit der Frage Aristoteles und Lennartz beschäftige. Da werden wir noch zu einigen Erkenntnissen kommen.

    (Heiterkeit)

    Ich erwarte von der Konferenz besonders die Durchsetzung des Vorsorgeprinzips, denn das ist ein Handlungsgrundsatz, den wir international einbringen müssen, und da muß die Nordsee-Konferenz hilfreich sein und damit Vorgaben für die Ostsee-Konferenz leisten, von der ich hoffe, daß wir sie an dieser Stelle auch demnächst behandeln können. Die Sowjetunion scheint mit ihrer Umweltkommission auf einem guten Weg zu sein. Allerdings ist sie im Augenblick noch in der Phase der Bestandsaufnahme. Die Bestandsaufnahme ist nötig, um festzustellen, wie krank die Patienten sind. Erst dann kann man zur Therapie kommen.
    Ich habe Großbritannien schon angesprochen. Ich meine, wir als Parlamentarier sollten alles tun, um auf Großbritannien einzuwirken und hier ein stärkeres Verständnis für die Situation der Nordsee zu schaffen. Das bedeutet auch das Vorziehen des Verbrennungsstopps auf See.

    (Schütz [SPD]: Den haben wir schon!)

    — Den sollten wir bei Großbritannien vorziehen. Das bedeutet die Erklärung zum Sondergebiet.

    (Lennartz [SPD]: Erstmal das eigene Haus sauberhalten, dann hat man auch ein Recht, auf andere zu schimpfen!)

    Das bedeutet natürlich auch die Schutzregelung für das Wattenmeer.
    Der hohe Druck der Öffentlichkeit und auch der Medien machen verschiedene Verbesserungen in diesem Bereich möglich, die vorher nicht gesehen wor-



    Wolfgramm (Göttingen)

    den sind. Die Halbierung der Nähr- und Schadstoffeinträge hätten wir sicher nicht durch eine zusätzliche Öffentlichkeitswirkung ohne weiteres erreichen können. Aber es fehlt noch die Erarbeitung einer Nordseeschutz-Konvention, und es fehlt auch die ernsthafte und beschlußkräftige Teilnahme der Länder DDR und Tschechoslowakei. Beides wird sich durch die deutsch-deutsche Entwicklung erheblich verbessern, wie ich hoffe. Ich meine, daß nicht nur der Beobachterstatus, sondern der Teilnehmerstatus in diesem Bereich wichtig ist.
    Übrigens, wenn wir die Entwicklung der östlichen Nachbarländer sehen, dann haben wir natürlich über die Bestandsaufnahme hinaus eine Fülle von Aufgaben vor uns, bei denen Parlamentarier nicht nur tätig sein sollten, sondern auch tätig werden müssen. Es geht um die Frage, wie wir im einzelnen Einfluß nehmen auf das Bewußtsein in diesen Ländern. Das können wir durch vielfältige Kontakte, durch Gespräche, durch Vorträge und ähnliches mehr unterstützen. Ich rufe dazu besonders die Opposition auf, weil sie damit ihre Ernsthaftigkeit unterstreichen kann, die sie hier gern vorträgt, die wir ihr ja auch nicht bestreiten wollen.
    Bei der Frage der Ernsthaftigkeit, Herr Kollege Lennartz, möchte ich nun zu dem Aristoteles-Zitat kommen. Wenn man Aristoteles zitiert, sollte man vorher Sokrates lesen. Platon läßt Sokrates — wenn ich das recht erinnere — in seinem „Gastmahl" sagen: Bevor man eine Theorie aufstellt. soll man vorher sehr sorgfältig nachdenken.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Das wird aber der Nordsee ordentlich helfen!)

    Wie gesagt: Lesen Sie Sokrates, dann werden Sie möglicherweise nicht immer sofort Aristoteles zitieren.
    Was uns in Niedersachsen besonders interessiert, ist die Salzfracht von Werra und Weser. Das ist sicher nicht das, was die Nordsee auf das äußerste belastet, aber für uns ist das ein wichtiger Punkt. Wir hoffen und erwarten, Herr Kollege Töpfer, daß das Salzeis, auf dem dieses Problem lange Zeit gelegen hat, nun schmilzt — Salz ist dabei ja hilfreich — und wir auch zu dieser Frage demnächst eine Vereinbarung haben werden.

    (Opel [SPD]: Heißt im Klartext: Er soll endlich in die Puschen kommen!)

    Zum Schluß meine ich, daß wir uns darauf konzentrieren sollten, daß das Nordsee-Gutachten fortgeschrieben wird. Ich habe das an diesem Platz schon mehrfach gefordert und wäre sehr dankbar, wenn Anstrengungen dafür unternommen würden.
    Wir sind bei der Nordsee in der Situation, daß der Patient, der sich in einem sehr ernsten Stadium befindet, nunmehr durch das Erkennen der Krankheit und durch die nach Konsilium der Ärzte eingeleiteten Therapien die Chance hat, wieder zu gesunden.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Da wäre ich aber sehr vorsichtig!)

    Dazu brauchen wir aber immer wieder Bestandsaufnahmen, damit wir wissen, wo wir noch zusätzlich verstärkt eingreifen müssen.
    Im übrigen möchte ich festhalten, daß der Bundesumweltminister und sein Haus für die bevorstehenden Verhandlungen auf der Nordseeschutz-Konferenz unsere volle Unterstützung haben. Wir erhoffen und erwarten denn auch den entsprechenden Erfolg.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat Frau Garbe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Charlotte Garbe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Welches Nordsee-Anrainerland ist denn nun mit der Umsetzung der Beschlüsse dar 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz am weitesten gekommen?

    (Austermann [CDU/CSU]: Liechtenstein!)

    Wer hat den Ernst der Stunde erfaßt und erkannt, daß alle, aber auch wirklich alle Anstrengungen gemacht werden müssen, um die Nordsee überhaupt noch retten zu können?

    (Schütz [SPD]: Luxemburg!)

    Verehrte Kollegen und Kolleginnen, „Deutschland als größte Schadstoffquelle " so überschrieb die „Neue Zürcher Zeitung" kürzlich einen Artikel über Rhein- und Nordseeschutzmaßnahmen der Bundesregierung.

    (Austermann [CDU/CSU]: Die sollen sich mal in Basel umgucken!)

    Diesen Tenor haben wir allerdings in den letzten Tagen und Wochen von seiten der Regierung und des Umweltministers in Vorbereitung der 3. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz nicht heraushören können.
    Tatsache ist aber: Die Internationale Rheinschutzkommission hat Ende November 1989 in Brüssel erstmals einen Bericht über die Emission prioritärer Stoffe vorgelegt, woraus ersichtlich wurde, daß die Bundesrepublik bei 18 von 27 Substanzen jeweils der größte Einleiter war und noch immer ist.

    (Schütz [SPD]: Braucht man nur den Bericht zu lesen!)

    Der Tod der Nordsee beginnt im Binnenland, verehrte Kollegen und Kolleginnen. Die Namen der Emittenten sind bekannt, beispielsweise die von denen, die die größten Einleiter von Organochlorverbindungen in der Bundesrepublik waren: BASF AG, Ludwigshafen, Deutsche Solvay, Hoechst AG, Frankfurt, Bayer AG, Leverkusen, Hüls AG, Marl, und andere gehören dazu. Absolute Spitzenreiter sind die Zellstoffwerke, die Papierwerke Aschaffenburg und Mannheim, Holzmann, Karlsruhe, Westfälische Zellstoff. Hier ist zugleich ein anschauliches Beispiel Ihrer Versäumnisse gegeben, Herr Minister. Mit unglaublicher Halsstarrigkeit, so möchte ich es einmal nennen, denken Sie beim Stichwort Ökologie an Produktion mit nachgeschalteten Reinigungstechnologien. Der Gedanke, mit Ihren ganzen Vorschriften dafür zu sorgen, daß keine Verfahren und Produkte mit gefährlichen Stoffen eingesetzt werden, liegt Ihnen offensichtlich fern. Weiterhin ist der Begriff Vorsorge, den Sie so gern im Munde führen, für Sie nicht verknüpft mit den Erfordernissen der Naturverträglichkeit,



    Frau Garbe
    sondern mit der Frage, welche Reinigungstechnologien wirtschaftlich verfügbar sind. Das Ergebnis sind dann so schlappe Verwaltungsvorschriften wie die für die Zellstoffindustrie. Sie darf auch in Zukunft — nach dem Stand der Technik — erhebliche AOXMengen in die Gewässer einleiten, obwohl die Chlorbleiche in der Zellstoffindustrie überholt ist. Es gibt chlorfreie Alternativen, und es gibt Produktalternativen, meine sehr verehrten Kollegen und Kolleginnen. Bei einem erheblichen Anteil der Papiere kann auf eine Bleichung ganz und gar verzichtet werden. Hier ist der Beweis.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Dieser Prozeß ist im Ausland vor Jahren in Gang gekommen. Deshalb: Vorreiter Bundesrepublik — Fehlanzeige.
    Die Folge Ihrer kurzatmigen und perspektivlosen Bemühungen, die Giftfracht durch Filteranlagen zurückzuhalten, ist: Es entsteht immer mehr Sondermüll, obwohl dieser uns ja nun schon wirklich bis zum Hals steht.
    Wer Vorreiter sein will, Herr Minister, sollte etwas weiter denken. Sie sind Vorreiter bestenfalls in der Vertagung der Probleme durch technisches Krisenmanagement. Da hilft es auch nichts, auf die Briten zu verweisen, die so große Bremser seien, oder darauf, daß Sie ausdrücklich die kritische Haltung der Umweltverbände unterstützen, daß Ihre Gedanken international nicht akzeptiert werden. Sie, Herr Minister, werden sich an dem messen lassen müssen, was Sie hier tun, und das ist, gemessen an den Riesenproblemen, leider sehr wenig.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Wenn Sie etwas vorzuweisen hätten, wäre Ihr Stand bei den Verhandlungen wesentlich besser, wenn Sie nämlich Erfolge bei der Schadstoffvermeidung nachweisen könnten, wenn Sie Maßnahmen vorweisen könnten, die der Reduzierung atmosphärischer Schadstoffe dienen und den Regen wieder entgiften. Verehrte Kollegen und Kolleginnen, Regenwasser enthält nicht nur Pestizide, vielfach in Konzentrationen über den zulässigen Grenzwerten für Trinkwasser, sondern auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die bis zum Zehnfachen des zulässigen Grenzwertes im Trinkwasser ausmachen. Ja, der ganze chemische Zoo spiegelt sich inzwischen in unserem Regenwasser wider.
    Einen besseren Stand hätten Sie auch, Herr Minister, wenn Sie bei der Nährstoffreduzierung in der Landwirtschaft Erfolge vorweisen könnten, wenn Sie ernstzunehmende und klare Konzepte zur Ökologisierung der Landwirtschaft vorweisen könnten. Dazu zählt selbstverständlich auch die Information der Bauern und Verbraucher über die Umweltschäden durch die heutige Landwirtschaft.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Niedersächsische Gülleverordnung!)

    Die Meeresanalysen des Deutschen Hydrographischen Institutes beweisen: Die Pestizidbelastung der Nordsee nimmt schleichend zu. Neue Pestizide werden in zunehmender Zahl in der Nordsee gefunden. Die Lindankonzentrationen haben sich in den letzten
    Jahren nahezu vervierfacht. Die Fortpflanzungsfähigkeit der Fische in der Nordsee ist durch die persistenten Organohalogenverbindungen erheblich herabgesetzt.

    (Opel [SPD]: Vor allem im Wattenmeer!)

    Verehrte Kollegen und Kolleginnen, die Liste der Umweltsünden ließe sich noch beliebig lange fortsetzen. Aber die Frage ist: Wann endlich wird das Ruder zur Rettung der Nordsee herumgerissen? Wir haben nicht mehr viel Zeit dazu.

    (Hüser [GRÜNE]: Bei dieser Regierung nicht! — Schütz [SPD]: Hoffentlich bald!)

    Es muß mit Entschlossenheit gehandelt werden. Sie sollten deshalb die von uns seit Jahren eingebrachten Konzepte endlich befolgen.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Meine sehr verehrten Kollegen und Kolleginnen, notwendig ist, dem Vermeidungsprinzip allerhöchste Priorität einzuräumen. Nicht die Industrie darf für technische Anforderungen bestimmend sein, sondern Maßstab der Dinge muß die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen sein.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Wir brauchen strukturelle Änderungen in der Landwirtschaft und im Verkehrsbereich. Wir stellen diese Forderungen mit einem Entschließungsantrag erneut zur Abstimmung. Wir appellieren an Ihre moralische Pflicht. Fordern Sie mit uns, daß sich die Bundesregierung auf der 3. Internationalen NordseeschutzKonferenz für ein grundsätzliches Einleitungsverbot für krebserregende, erbgutverändernde, fruchtschädigende, anreicherungsfähige, schwer abbaubare oder toxische Stoffe einzusetzen hat. Das sind wir nicht nur der Nordsee schuldig, sondern auch vor allem unseren Kindern und Kindeskindern, meine lieben Kollegen und Kolleginnen. Fordern Sie mit uns, daß die Versäumnisse auf nationaler Ebene endlich abgestellt werden.
    Die Bundesregierung hat es versäumt, der Schadstoffvermeidung Vorrang vor nachsorgenden Reparaturtechnologien einzuräumen.

    (Opel [SPD]: Das stimmt!)

    Die Bundesregierung hat es versäumt, die Substitution umweltschädlicher Produkte und Produktionsverfahren zu fördern und gesetzlich vorzuschreiben. Die Bundesregierung hat es versäumt, der weiteren Umweltzerstörung durch den Autoverkehr mit einem ökologisch verträglichen Verkehrskonzept entgegenzuwirken. Die Bundesregierung hat es versäumt, durch zügige Erarbeitung der Verwaltungsvorschriften zur 5. Novelle des Wasserhaushaltsgesetzes die Voraussetzungen für die schnelle Etablierung des Standes der Technik in der Abwasserreinigung zu schaffen.
    Mit all diesen Versäumnissen geht Herr Töpfer Anfang März nach Den Haag. Liebe Kollegen und Kolleginnen, das ist das Rüstzeug, mit dem der Minister andere Länder — Nordseeanrainer — überzeugen will, doch nun bitte etwas mehr für die Nordsee zu tun. Es ist zu befürchten, daß auch die 3. Internationale Nordseeschutz-Konferenz in Den Haag nicht den gro-



    Frau Garbe
    ßen Durchbruch zur Rettung der Nordsee bringen wird. Das bedeutet aber ein weiteres Anwachsen der Schadstoffbürde.
    Die Bundesregierung trägt daran nicht die alleinige Schuld; aber die Bundesregierung hat es zu verantworten, daß sie bei den Verhandlungen nicht das Gewicht einer wirklichen Vorreiterrolle in die Waagschale werfen kann.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Die Versäumnisse sind offensichtlich und allseits bekannt. Die Bundesregierung hat somit eine weitere Chance zur Rettung der Nordsee vertan.
    Ich danke für ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)