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ID1119800200

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    Plenarprotokoll 11/198 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 198. Sitzung Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15247 A Tagesordnungspunkt 15: a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London und über die Vorbereitungsarbeiten zur 3. INK vom 7. bis 8. März 1990 in Den Haag (Drucksache 11/6373) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor zu dem Entschließungsantrag der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über den Stand der Arbeiten zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen NordseeschutzKonferenz (2. INK) vom 24. bis 25. November 1987 in London zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über die weitere Entwicklung der Belastung der Gewässer durch Ammonium-Stickstoff und Phosphor — Drucksachen 11/3847, 11/4213, 11/4515, 11/6496 — Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . 15248 A Lennartz SPD 15249 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 15251 B Frau Garbe GRÜNE 15253 C Eylmann CDU/CSU 15255 A Dr. Heydemann, Minister des Landes Schleswig-Holstein 15256C, 15267 A Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . 15257 B, 15258 C Harries CDU/CSU 15260 D Schütz CDU/CSU 15262 A Eylmann CDU/CSU 15263 B Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 15264 A Schütz SPD 15264 C Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von dem Abgeordneten Bachmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität (Drucksache 11/6449) in Verbindung mit 11 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 198. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 Zusatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes — Zweites Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität — (. . . StrÄndG — 2. UKG) (Drucksache 11/6453) Bachmaier SPD 15268 A Dr. Laufs CDU/CSU 15269 C Häfner GRÜNE 15270 B Funke FDP 15271 B Eylmann CDU/CSU 15272 A Engelhard, Bundesminister BMJ 15273 B Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Umwelthaftungsgesetzes — UmweltHG (Drucksache 11/6454) Dr. Hüsch CDU/CSU 15274 B Bachmaier SPD 15276 B Kleinert (Hannover) FDP 15277 B Häfner GRÜNE 15278 C Schütz SPD 15280 B Engelhard, Bundesminister BMJ 15281 C Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Dr. Däubler-Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Arbeitnehmerhaftung (Drucksache 11/5086) Frau Steinhauer SPD 15282 D Dr. Hüsch CDU/CSU 15284 A, 15290 C Hoss GRÜNE 15286 D Kleinert (Hannover) FDP 15287 D Dr. Pick SPD 15288 D Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 15290A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 15291 A Nächste Sitzung 15292 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15293* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15293* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 198. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Februar 1990 15247 198. Sitzung Bonn, den 16. Februar 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP 16. 02. 90 Dr. Ahrens SPD 16. 02. 90 Dr. Apel SPD 16. 02. 90 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 16. 02. 90 Börnsen (Ritterhude) SPD 16. 02. 90 Borchert CDU/CSU 16.02.90 Dr. Briefs GRÜNE 16. 02. 90 Büchner (Speyer) SPD 16. 02. 90 Frau Conrad SPD 16. 02. 90 Daweke CDU/CSU 16.02.90 Frau Dempwolf CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 16. 02. 90 Duve SPD 16.02.90 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 16. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 16. 02. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 16. 02. 90 Gansel SPD 16.02.90 Gattermann FDP 16.02.90 Gerster (Mainz) CDU/CSU 16. 02. 90 Glos CDU/CSU 16.02.90 Dr. Götz CDU/CSU 16. 02. 90 Grünbeck FDP 16.02.90 Haack (Extertal) SPD 16. 02. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 16. 02. 90 Heimann SPD 16.02.90 Frau Hillerich GRÜNE 16. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 16. 02. 90 Ibrügger SPD 16. 02. 90** Jaunich SPD 16.02.90 Jungmann (Wittmoldt) SPD 16. 02. 90 Kastning SPD 16.02.90 Kittelmann CDU/CSU 16. 02. 90* Klein (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 16. 02. 90 Kohn FDP 16.02.90 Kolbow SPD 16.02.90 Kühbacher SPD 16.02.90 Kuhlwein SPD 16.02.90 Lamers CDU/CSU 16.02.90 Lattmann CDU/CSU 16.02.90 Leidinger SPD 16.02.90 Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 16. 02. 90 Lohmann (Witten) SPD 16. 02. 90 Maaß CDU/CSU 16.02.90 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 16. 02. 90 Menzel SPD 16.02.90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 16. 02. 90 Mischnick FDP 16.02.90 Neumann (Bremen) CDU/CSU 16. 02. 90 Niggemeier SPD 16.02.90 Paintner FDP 16.02.90 Petersen CDU/CSU 16. 02. 90** Poß SPD 16.02.90 Reuschenbach SPD 16.02.90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Riedl (München) CDU/CSU 16. 02. 90 Roth (Gießen) CDU/CSU 16. 02. 90 Schäfer (Offenburg) SPD 16. 02. 90 Dr. Scheer SPD 16. 02. 90* Frau Schilling GRÜNE 16. 02. 90 Schluckebier SPD 16.02.90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 16. 02. 90 Dr. Schmude SPD 16. 02. 90 von Schmude CDU/CSU 16. 02. 90 Schneider (Idar-Oberstein) CDU/CSU 16.02.90 Dr. Schöfberger SPD 16. 02. 90 Schreiber CDU/CSU 16.02.90 Schröer (Mülheim) SPD 16. 02. 90 Frau Schulte (Hameln) SPD 16. 02. 90 Sielaff SPD 16.02.90 Steiner SPD 16. 02. 90* Stobbe SPD 16.02.90 Straßmeier CDU/CSU 16.02.90 Frau Trenz GRÜNE 16. 02. 90 Frau Unruh fraktionslos 16. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 16. 02. 90** Vosen SPD 16.02.90 Dr. Waigel CDU/CSU 16. 02. 90 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 16. 02. 90 Wetzel GRÜNE 16.02.90 Frau Wieczorek-Zeul SPD 16. 02. 90 Wischnewski SPD 16.02.90 Wissmann CDU/CSU 16.02.90 Würzbach CDU/CSU 16.02.90 Zierer CDU/CSU 16. 02. 90* Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 12. Februar 1990 ihren Antrag „Qualitative Veränderung des integrierten Entwicklungsvorhabens Bondoc/Philippinen" - Drucksache 11/4733 - zurückgezogen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Drucksache 11/4986 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4081 Nr. 2.3 Drucksache 11/5954 Nr. 2.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/5722 Nr. 2.3 Drucksache 11/5954 Nr. 2.2-2.4, 2.6-2.9 Drucksache 11/6017 Nr. 2.4 -2.7 Drucksache 11/6125 Nr. 1-4 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/3200 Nr. 2.33 Drucksache 11/4534 Nr. 2.22, 2.24 Drucksache 11/4680 Nr. 2.16 Drucksache 11/5145 Nr. 3.36
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter H. Carstensen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der damalige Bundesinnenminister Dr. Zimmermann hat 1983 eine richtige Entscheidung getroffen, als von ihm die Initiative zur 1. Internationalen NordseeschutzKonferenz in Bremen ausging. Zweck dieser Konferenz war, wie er das damals formulierte, einen internationalen Konsens über die Grundsätze der Umweltpolitik für die Nordsee zu erzielen, und Ziel war es, zu konkreten Umweltschutzmaßnahmen zu kommen und bestehenden internationalen Gremien neue Impulse zu geben.
    Meine Damen und Herren, bei allen Unkenrufen und auch bei mancher Unzufriedenheit, die insbesondere die Opposition im Deutschen Bundestag draußen zum Ausdruck bringt,

    (Opel [SPD]: Zu Recht!)

    hat sich die Nordseeschutz-Konferenz, die die SPD, lieber Herr Opel, leider nie zustande gebracht hat, trotz alledem bewährt.

    (Schütz [SPD]: So alt ist die auch noch nicht!)

    — Aber Sie hatten doch vorher doch auch ein bißchen Zeit. — Nordseeprobleme werden international behandelt, weil auch die Verschmutzung der Nordsee international ist. Aus diesem Grund müssen auch die Beschlüsse zur Begrenzung international getragen werden.
    Genauso muß die Nordseeschutz-Konferenz aber auch dazu dienen, daß Nachlässigkeiten und grobe, unentschuldbare Versäumnisse einiger Staaten angeprangert werden können, um es öffentlich zu machen.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN: Auch der Bundesrepublik!)

    Auch deshalb begrüße ich es, wenn Dänemark und Norwegen und auch wir kürzlich scharf gegen Großbritannien protestiert haben, wo neue Genehmigungen zur Abfall- und Giftmüllverklappung erteilt worden sind.
    Auch wir, lieber Herr Töpfer,

    (Opel [SPD]: Wo ist er denn?) der offensichtlich im Stau steckt — —

    Ich gehe davon aus, lieber Herr Opel, daß Herr Töpfer gleich kommen wird. Auch einige von Ihnen haben offensichtlich im Stau gestanden. Ich bitte, das morgens doch vielleicht zu entschuldigen. — Wir sollten deutlich unser Mißfallen und unsere Verstimmung ausdrücken. Was nützen nationale Anstrengungen beim Verbot von Dünnsäureverklappungen, bei der Hohe-See-Verbrennung, wenn eigene Vermeidungsaktivitäten von anderen Ländern nicht mitgetragen oder unterlaufen werden?
    Es ist allerdings Aufgabe der Länder, durch Planung, Einrichtung und Umrüstung von Kläranlagen im kommunalen Bereich dafür zu sorgen, daß die Belastung der Vorfluter mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen möglichst niedrig gehalten wird.
    Richtlinien, Verordnungen und Zielvorgaben hat es genügend gegeben. Auch der Vorwurf der SPD, Bonn gebe für den Schutz der Nordsee keine müde Mark aus, ist genauso unhaltbar wie lächerlich. Ich will das, damit das auch die Kollegen aus Schleswig-Holstein einmal merken, am Beispiel der Landesregierung Schleswig-Holstein deutlich machen.
    Die Landesregierung prahlt mit ihren Aktivitäten zum Meeresschutz durch Ausbau von Kläranlagen.

    (Opel [SPD]: Zu Recht!)

    Ich unterstütze, lieber Herr Professor Heydemann, ausdrücklich jede Aktivität auf diesem Gebiet. Ich erwarte aber ebenso ausdrücklich eine ehrliche Darstellung, wer denn finanziert und wer Geld zur Verfügung stellt.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Ob das Geld richtig angelegt ist!)

    In Ihrer Broschüre zum Gewässerschutz schreiben Sie: 120 Millionen DM stellt das Land zur Verfügung, 7,5 Millionen DM werden vom Bund erwartet. Wenn ich mir dann die Anträge zum Strukturfonds des Bundes ansehe, dann sehen Maßnahmen, nur auf den Kreis Nordfriesland bezogen, folgendermaßen aus:

    (Opel [SPD]: Was macht denn Bayern für den Küstenschutz?)

    — Nun reden wir erst einmal über Schleswig-Holstein, lieber Herr Opel.

    (Opel [SPD]: Das hat doch mit Küstenschutz nichts zu tun!)

    Für den Ausbau der Kläranlagen gibt es in Husum 1,34 Millionen DM vom Bund und 195 000 DM vom Land, in St. Peter Ording 171 000 DM vom Bund und 47 000 DM vom Land. In Westerland und Wyk auf Föhr sieht es ähnlich aus. Für Bredstedt gibt es 360 000 DM vom Bund und 0 DM, keine müde Mark, Herr Opel, vom Land. Nochmals für Husum kommen 720 000 DM vom Bund und 0 DM vom Land. Für Kampen gibt es 208 000 DM vom Bund und 0 DM vom Land.
    Wenn Sie die ganzen Ausbaumaßnahmen in der Untergruppe 11 zusammenzählen, dann sieht die Kostenverteilung bei 10,4 Millionen DM — nur im Kreis Nordfriesland — folgendermaßen aus: 5,3 Millionen DM für die Gemeinden, davon 4,7 Millionen DM vom Bund und schlappe 430 000 DM vom Land. Dann reden Sie hier von „keiner müden Mark" von Bonn!
    Wenn Sie sich dann die „Projektliste Arbeit und Umwelt" ansehen, die Sie ebenfalls nach draußen tragen, dann werden dort für Abwasserentsorgung einschließlich Schiffsentsorgung und Gewässerschutz 64 Millionen DM investiert, davon in 1989 42 Millionen DM für die Finanzierung — man höre: in einem Landesprogramm aus dem Strukturfonds 21 Millionen DM und aus Komplementärmitteln ebenfalls 21 Millionen DM. Weil dann ja nichts übrig bleibt, betragen die „regulären Haushaltsmittel des Landes" 0 DM, keine müde Mark!

    (Opel [SPD]: Aber das ist doch alles keine Direktfinanzierung!)

    Es ist nun nicht so, daß sich das Land das nicht leisten kann oder daß es kein Geld hat. Es leistete sich im



    Carstensen (Nordstrand)

    letzten Jahr auch noch, wie es Wolfgang Börnsen herausfand, 46 Millionen DM aus der Strukturhilfe nicht abzurufen. Der Umweltminister produziert Gutachten in Schleswig-Holstein, produziert aber auch die weitaus höchsten Haushaltsreste.

    (Schutz [SPD]: Was steht denn in SchleswigHolstein an?)

    Sie sollten, lieber Herr Heydemann, vielleicht auch hier noch einmal sagen, was mit den Spendenmitteln, die beim Seehundsterben aufgebracht wurden, passieren soll. Nun erzählen Sie den Leuten bloß nicht, daß sie draußen im Wesselburener Loch eine Kamera auf einem Sendemast aufbauen wollen, damit die Leute in Büsum die Seehunde beim Spielen besehen können. Es ist peinlich, was Sie mit den Spendenmitteln machen.
    Sagen Sie uns bitte auch, lieber Herr Heydemann, wenn Sie hier gleich reden, wie Sie den Leuten erklären wollen, daß Sie ihnen einerseits sagen, sie sollen für die Phosphateliminierung und für die Stickstoffeliminierung Geld ausgeben, und sie sollen bei den Abwassergebühren mehr bezahlen, wenn Sie andererseits noch jetzt eine Genehmigung für die Verklappung in die Ostsee geben wollen und Engholm losschicken, der sagen soll: Alle bisherigen Untersuchungen zeigen, daß im Aushub am SkandinavienKai der Nährstoffreichtum der Sande das Problem ist und nicht die Schadstoffbelastung.

    (Opel [SPD]: Wer wollte denn die Verklappung?)

    Ich staune darüber, daß Sie sich hier hinstellen und sagen, wir müssen etwas für die Nordsee tun, wir müssen etwas für die Seen tun, aber vom Bürgermeister in Lübeck zum sofortigen Vollzug aufgefordert werden und gleichzeitig die Genehmigung zur Verklappung aussprechen wollen.
    Die öffentlichen Mittel, die in die Verbesserung der Kläranlagen fließen, um Stickstoff und Phosphor zu eliminieren, sind gut angelegt, weil sie zielgerichtet helfen und die Nordsee entlasten. Unstrittig ist auch, daß in der Landwirtschaft Einschränkungen hingenommen werden müssen. Aber wo, bei wem, und wie, diese Frage ist hier ungleich schwerer zu beantworten. Die Frage steht leider noch immer im Raum: Welche Mengen an Phosphor und Stickstoff kommen aus der Landschaft, wieviel kommt davon aus der Landwirtschaft und dort aus welcher Art der Landbewirtschaftung? Dies muß sicherlich ganz sauber aufgebröselt werden.

    (Zuruf von der SPD: Wir werden das so lange prüfen, bis alles vorbei ist!)

    Diejenigen, die nach dem Motto argumentieren: Extensiver oder biologischer Anbau ist gut, intensiver ist schlecht, machen sich die Sache etwas zu einfach.

    (Opel [SPD]: Das ist richtig!)

    Es muß dort in die Bewirtschaftung eingegriffen werden, sie muß beschränkt oder geändert werden, wo nicht nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis gearbeitet wird. Das hat grundsätzlich nichts mit der Intensität zu tun. Die Bilanz der Nährstoffe ergibt eine Aussage zum Verlust von Phosphaten und von
    Stickstoff in den Gewässern — nicht die absolute Höhe der Düngung, sondern die Differenz zwischen Düngung und Entzug. Vorschläge, etwa den Halmverkürzer CCC zu verbieten oder eine Stickstoffsteuer einzuführen, sind nicht zielgerichtet. Sie werden im Bereich der Nährstoffauswaschung keinen Erfolg haben.

    (Zuruf von der SPD: Aber was ist zielgerichtet?)

    Es muß dort angesetzt werden, wo mit den zur Verfügung stehenden Mitteln der größte Erfolg für die Nordsee zu erreichen ist.

    (Zuruf von der SPD: Wo?)

    Auch aus diesem Grund möchte ich Sie, lieber Herr Minister Töpfer, auffordern, ermuntern, bei der nächsten Konferenz einen Schwerpunkt auf die Sanierung der Flüsse auch aus Osteuropa zu legen, auf die Sanierung von Elbe und Weser.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD — Zurufe von der SPD: Das wird aber Zeit! Das wird aber langsam Zeit!)

    Wir begrüßen ausdrücklich Ihr Engagement, die Ostanlieger an Elbe und Weser mit in die internationalen Konferenzen miteinzubinden.
    Wir erwarten aber auch, daß mit den westeuropäischen Nachbarn an der Nordsee härter verhandelt wird; insbesondere mit Großbritannien, damit der Sozialminister Jansen, unser ehemaliger Kollege aus der SPD-Fraktion, auch weiterhin — wie jetzt gerade auf Sylt — von fixierten Qualitätsstandards, von den systematischen Badewasseranalysen an der Nordsee und vom sauberen Badewasser als den unabdingbaren Voraussetzungen für den Fremdenverkehr reden kann.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zurufe von der SPD: Das ist richtig! Und das nicht nur auf Sylt!)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Herr Lennartz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Lennartz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Töpfersche Umweltpolitik

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ist sehr gut!)

    richtet sich streng nach der Aristotelischen Dramentheorie.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Er hat gelesen!)

    — Es muß erst zur Krisis kommen, ehe die handelnden Personen zur Vernunft kommen, ehe etwas Vernünftiges geschieht.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Hättet ihr jemals solch eine Vorsorgepolitik gemacht! — Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Wenn ihr jemals dieser Theorie gefolgt wäret!)




    Lennartz
    Den ersten Teil dieser Dramenlehre, Herr Minister Töpfer, beherrschen Sie wirklich perfekt: Drohende Umweltkatastrophen werden mit Konferenzen begleitet. Mit vollmundigen Ankündigungen präsentieren Sie Scheinmaßnahmen, die die Katastrophe weder verlangsamen noch aufhalten können.
    Beim zweiten Teil muß sich der Aristoteles-Schüler Töpfer allerdings noch als sehr gelehrig erweisen; denn etwas Vernünftiges, hier besser Durchgreifendes ist in wichtigen Feldern der Umweltpolitik dieser Bundesregierung leider nicht abzusehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Die Politik des Zögerns und Zauderns, der freiwilligen Vereinbarungen, des Abwartens bis zum Reparaturfall richtet unweigerlich unsere letzten natürlichen Lebensgrundlagen zugrunde:

    (Zuruf von der SPD: Leider!) den Boden, die Luft und das Wasser.

    Das staunende Publikum erlebt derweil die Krisis im Drama Umweltpolitik der Bundesregierung. Zur Zeit wird die Szene Nordseeschutzpolitik gespielt. Die Akteure, die Teilnehmer der 3. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz, reden wirr durcheinander, während die Uhr unerbittlich weiterläuft und die Nordsee Stunde für Stunde, Tag für Tag mit Tausenden von Tonnen Schadstoffen belastet wird,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Auch aus Nordrhein-Westfalen!)

    was nicht zu geschehen brauchte, meine Damen und Herren, wenn vorsorgende Umweltschutzpolitik in der Bundesrepublik und in den übrigen Anrainerstaaten wirklich betrieben würde.
    Der von der Bundesregierung vorgelegte Bericht zur Umsetzung der Beschlüsse der 2. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz kann nicht darüber hinwegtäuschen: Der Nordseeschutz der Bundesregierung ist völlig unzureichend.

    (Beifall bei der SPD)

    Es tröstet auch nicht, daß andere Anrainerstaaten, Herr Kollege Carstensen, wie etwa Großbritannien noch übler auftreten. Die Tatsache, daß ein Elefant im Porzellanladen herumtobt, rechtfertigt ja nicht, ihm noch die letzten erhaltenen Stücke Meissener Porzellans hinterherzuwerfen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Nein, der Bericht und der deutsche Entwurf für die Abschlußerklärung der 3. Internationalen Nordseeschutz-Konferenz lassen keine wesentlichen Fortschritte erkennen.

    (Zuruf von der SPD: Leider!)

    Waren schon die Beschlüsse der 2. Konferenz in ihrer Substanz nicht geeignet, die Nordsee vor einem wirklichen Exodus wirksam zu sanieren,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das glauben ja nicht einmal die Leute Ihrer Fraktion!)

    und war schon das 10-Punkte-Programm der Bundesregierung von 1988, Herr Kollege, völlig unzureichend — es ist ja trotz der mageren Aussagen noch
    nicht einmal umgesetzt worden — , so sind die vom Deutschen Bundestag geforderten weitergehenden Maßnahmen, Herr Kollege Carstensen, noch nicht einmal im Bericht bewertet worden, geschweige denn im Forderungskatalog für die 3. Internationale Nordseeschutz-Konferenz enthalten.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Darüber würde ich einmal mit Matthiesen sprechen! Der erzählt Ihnen etwas anderes!)

    Die Bundesregierung, Herr Kollege, versucht mit ihrem Bericht erneut darüber hinwegzutäuschen, daß sie nicht imstande ist, für Industrie und Landwirtschaft klare Rahmenvorschriften zu geben,

    (Beifall bei der SPD)

    klar zu sagen, wie Schadstoffe und Nährstoffeinträge drastisch vermindert werden sollen, klare Produktions- und Verwendungsverbote und Beschränkungen für wassergefährdende Stoffe vorzugeben.
    Herr Kollege Töpfer, wer nicht in der Lage ist, zu Hause gefährliche Pflanzenschutzmittel zu verbieten, den technisch möglichen und wirtschaftlich zumutbaren Stand der Technik für die Abwasserreinigung in der Industrie vorzuschreiben und damit endlich einmal qualitativ etwas zu erreichen, auf eine umweltverträgliche Landwirtschaft umzuschwenken, das Wattenmeer als einzigartigen ökologischen Lebensraum wirksam zu schützen, das Chemikaliengesetz, das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz, das Düngemittelgesetz, das Bundesnaturschutzgesetz und das Abfallgesetz so zu gestalten, daß diese Gesetze endlich auch den Schutz der Meere regeln — darum geht es —, der darf nicht mit dem Finger auf die Briten zeigen.
    Herr Kollege Töpfer, vielleicht können Sie uns nachher von diesem Platz aus sagen, wann Sie das Bundesnaturschutzgesetz endlich einmal einbringen werden. Geschieht das noch in dieser Legislaturperiode?

    (Zuruf von der SPD: Das fragen wir uns auch!)

    Statt dessen tappt diese Bundesregierung im dunkeln und kennt selbst nicht einmal die Zahlen, die 85er Schadstofffrachten, die bis 1995 halbiert werden sollen.
    Meine Damen und Herren, auch die einzelnen Schadstoffarten, deren Transport durch die Flüsse in die Nordsee bis 1995 halbiert werden soll, stehen nicht fest. Eine Liste von ganzen 37 Stoffen liegt vor, deren Einleitung bis zum Jahre 1995 auf 50 % der geschätzten Einleitungen von 1985 reduziert werden soll.
    Von den 129 extrem giftigen Stoffen, die von der EG-Kommission schon in den 70er Jahren zum Verbot durch nationales Recht empfohlen wurden, ist in der Bundesrepublik Deutschland bisher nur ein einziger, nämlich PCB, verboten. Warum, Herr Kollege Töpfer, soll sich die Konferenz nicht auf diese 129 Stoffe beziehen?
    Statt zu handeln und giftige Stoffe aus den Flüssen herauszuhalten, hält Minister Töpfer heute noch in seinem Nordseebericht diese Liste für viel zu umfangreich. Es ist ein Jammer, daß die reichsten Industrie-



    Lennartz
    nationen der Erde nicht in der Lage sein sollen, den Stand der Technik für Abwasserreinigung vorzuschreiben und die sogenannte wirtschaftliche Verfügbarkeit der Technik zum Credo zu erheben.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Damit sind reinen Wirtschaftlichkeitsüberlegungen Tür und Tor geöffnet.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Über wen sprechen Sie jetzt?)

    Die Entscheidung über Leben und Tod der Nordsee wird in den Vorstandsetagen der Chemiekonzerne und bei Ihrer heißgeliebten Landwirtschaft statt in den Regierungszentralen fallen.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Das ist ein Armutszeugnis, Herr Kollege Töpfer,

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Über welche Regierung und welches Land reden Sie? Er spricht von Großbritannien!)

    aber leider kein Einzelfall in Ihrer Amtszeit als Umweltminister.
    Zwei Beispiele neben vielen weiteren, die noch zu nennen wären, zeigen: Minister Töpfer ist nicht bereit zuzupacken. Versteckspiel hinter den ökologisch Fußkranken in der EG als Ersatz für eine vernetzte konsequente und effektive Nordseeschutzpolitik, das wird hier geboten. Es ist halt das alte Lied: Der Bundesregierung fehlt das ökologische Bewußtsein, und deshalb verletzt sie bei jeder umweltpolitischen Grundsatzentscheidung den ökologischen Generationenvertrag.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Unseren Kindern und Kindeskindern werden so ökologische Wüsten und tote Meere hinterlassen,

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    mit irreparablen Schäden, die niemand mit noch so großen Anstrengungen wird beheben können.
    „Entscheidend ist, was hinten rauskommt" ; diesen oft belächelten Satz des Bundeskanzlers sollten Sie, Herr Töpfer, endlich beherzigen. Entscheidend ist, was an Schadstoffen in den Flußmündungen verbleibt und bequem in die Nordsee „entsorgt" wird.

    (Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Und die Verklappung in die Ostsee!)

    Das ist heute und bei Ihrer Politik absehbar auch in den nächsten Jahren noch viel zuviel, um die Nordsee am Leben zu erhalten.
    Wer aus der Vergangenheit nicht gelernt hat, wer die Gegenwart nicht beherrscht, der hat auch keine Zukunft. Herr Töpfer, handeln Sie endlich!
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)