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    Plenarprotokoll 11/195 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 195. Sitzung Bonn, Freitag, den 9. Februar 1990 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15009 A Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Gebühren für die Benutzung von Bundesfernstraßen mit schweren Lastfahrzeugen (Drucksache 11/6336) . 15009 A Zusatztagesordnungspunkt: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 1989/90 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 11/5786) 15009 B Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Weltweites Chemiewaffenverbot: Notwendige Initiativen nach der Pariser Konferenz (Drucksache 11/4054) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags des Abgeordneten Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Unterrichtung von Öffentlichkeit und Parlament über die Planung und Vorbereitung des Abzugs amerikanischer C-Waffen aus der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 11/6310) Dr. Scheer SPD 15009 D Lummer CDU/CSU 15011 C Dr. Scheer SPD 15012 D Frau Beer GRÜNE 15014 A Dr. Feldmann FDP 15015 C Frau Dr. Götte SPD 15017 A Schäfer, Staatsminister AA 15017 D Reimann SPD 15018 D Erler SPD 15020 A Dr. Uelhoff CDU/CSU 15021 D Tagesordnungspunkt 18: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs für ein Gesetz zur Neuregelung des Ausländerrechts (Drucksache 11/6321) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Drucksache 11/4732) c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Asylverfahrensgesetzes (Drucksache 11/4958) d) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Bundesausländergesetzes (Drucksache 11/5637) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Ausländerzentralregister (Drucksache 11/5828) Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 15023 A Dr. Schmude SPD 15024 D Dr. Penner SPD 15025 B Schröer (Mülheim) SPD 15028 B Dr. Hirsch FDP 15031 B Dr. Penner SPD 15032 C Frau Trenz GRÜNE 15033 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 15034 C Dr. Bull, Minister des Landes SchleswigHolstein 15039 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1990 Dr. Schäuble CDU/CSU 15041 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 15042 A Lüder FDP 15043 B Such GRÜNE 15043 D Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 15045 A Meneses Vogl GRÜNE 15046 C Fellner CDU/CSU 15048A Wartenberg (Berlin) SPD 15049 C Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Dr. Wieczorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Stand der multilateralen Handelsverhandlungen (Uruguay-Runde) (Drucksachen 11/5089, 11/5626) Dr. Wieczorek SPD 15051 D Kittelmann CDU/CSU 15055 D Volmer GRÜNE 15057 B Funke FDP 15058 C Niegel CDU/CSU 15059 C Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi . 15060 D Eigen CDU/CSU 15061 D Zusatztagesordnungspunkt 13: Aktuelle Stunde betr. Teilgenehmigung für die Pilotkonditionierungsanlage Gorleben als Prüfstein der neuen deutsch-deutschen Umweltpolitik der Bundesregierung Frau Wollny GRÜNE 15062D, 15068 D Harries CDU/CSU 15063 C Schütz SPD 15064 C Dr.-Ing. Laermann FDP 15065 D Dr. Kübler SPD 15066 C Dr. Friedrich CDU/CSU 15067 D Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . 15069 B Stahl (Kempen) SPD 15070 D Nächste Sitzung 15072 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 15073* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15073* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1990 15009 195. Sitzung Bonn, den 9. Februar 1990 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Ahrens SPD 09. 02. 90 Antretter SPD 09. 02. 90 Bahr SPD 09. 02. 90 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 09. 02. 90 Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Briefs GRÜNE 09. 02. 90 Dr. von Bülow SPD 09. 02. 90 Clemens CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Conrad SPD 09. 02. 90 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 09. 02. 90 Daweke CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Dempwolf CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Ehrenberg SPD 09. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 09. 02. 90 Gallus FDP 09. 02. 90 Gerstein CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Götz CDU/CSU 09. 02. 90 Graf SPD 09. 02. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Hauchler SPD 09. 02. 90 Hauser (Esslingen) CDU/CSU 09. 02. 90 Frhr. Heereman von CDU/CSU 09. 02. 90 Zuydtwyck Heimann SPD 09. 02. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 09. 02. 90 Heyenn SPD 09. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 09. 02. 90 Klose SPD 09. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 09. 02. 90 Kohn FDP 09. 02. 90 Kolbow SPD 09. 02. 90 Kossendey CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Kreile CDU/CSU 09. 02. 90 Kreuzeder GRÜNE 09. 02. 90 Lattmann CDU/CSU 09. 02. 90 Leidinger SPD 09. 02. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 09. 02. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 09. 02. 90 Frau Nickels GRÜNE 09. 02. 90 Opel SPD 09. 02. 90 Paintner FDP 09. 02. 90 Pesch CDU/CSU 09. 02. 90 Pfeifer CDU/CSU 09. 02. 90 Rawe CDU/CSU 09. 02. 90 Reuschenbach SPD 09. 02. 90 Rind FDP 09. 02. 90 Frau Rock GRÜNE 09. 02. 90 Frau Schätzle CDU/CSU 09. 02. 90 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Schilling GRÜNE 09. 02. 90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 09. 02. 90 von Schmude CDU/CSU 09. 02. 90 Schulhoff CDU/CSU 09. 02. 90 Seehofer CDU/CSU 09. 02. 90 Spilker CDU/CSU 09. 02. 90 Straßmeir CDU/CSU 09. 02. 90 Tietjen SPD 09. 02. 90 Frau Dr. Timm SPD 09. 02. 90 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Vogel SPD 09. 02. 90 Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 09. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 09. 02. 90 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 09. 02. 90 Weiss (München) GRÜNE 09. 02. 90 Weisskirchen (Wiesloch) SPD 09. 02. 90 Wetzel GRÜNE 09. 02. 90 Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 09. 02. 90 Wissmann CDU/CSU 09. 02. 90 Würtz SPD 09. 02. 90 Zierer CDU/CSU 09. 02. 90 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 26. Januar 1990 ihre Kleine Anfrage auf Drucksache 11/6293 zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/4410 Drucksache 11/4881 Drucksache 11/5496 Innenausschuß Drucksache 11/1762 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/3758 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/6285 Nr. 2.12 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/4534 Nr. 2.23 Drucksache 11/4758 Nr. 2.33 Drucksache 11/5051 Nr. 52 Drucksache 11/5145 Nr. 3.35 Drucksache 11/5642 Nr. 3.22
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Meine Damen und Herren! Wenn man das Welthandelsvolumen 1988 mit immerhin 2 880 Milliarden US-Dollar betrachtet und wenn man dabei bedenkt, daß die Bundesrepublik mit 323 Milliarden US-Dollar dabei die größte Handelsnation war, dann, meine ich, ist es schon Zeit, sich über die GATT-Verhandlungen zu unterrichten, von deren Erfolg sehr viel abhängt. Wie weit das Interesse daran ist, ist eine zweite Frage.
    Aber wir hielten und halten es für notwendig, daß diese GATT-Runde ein Erfolg wird. Wir haben das auch in unserem Berliner Programm gesagt. Herr Kollege Kittelmann, bei Berlin müßten Sie eigentlich mithören. Wir sagen nämlich im Berliner Programm, daß wir die Chancen der Bundesrepublik Deutschland im weltweiten Wettbewerb wahren und für die Entwicklungsländer neue Chancen eröffnen wollen. Ein fairer Welthandel muß durch sanktionsfähige internationale Regeln gesichert werden.
    Wir lehnen es aber, um das gleich an dieser Stelle mit zu sagen, ab, dies in Form von Exportoffensiven insbesondere in den Entwicklungsländern zu tun. Denn wir müssen auf deren besonderen Entwicklungsstand Rücksicht nehmen, und wir müssen auch darauf Rücksicht nehmen, daß sie ja bei weitem nicht



    Dr. Wieczorek
    die Stärksten in diesem Spiel sind. Dies gilt dann auch und gerade für den Bereich der multinationalen Unternehmen.
    Wir müssen nun die Uruguay-Runde daraufhin prüfen, ob Grundsätze unserer Handels- und Wirtschaftspolitik in den Verhandlungen ausreichend berücksichtigt werden. Diese Grundsätze definiere ich wie folgt: Stärkung des GATT als Institution zur Beilegung von Streitigkeiten, weiterer Abbau der Zölle und anderer protektionischer Handelshemmnisse, Erweiterung der Zuständigkeiten des GATT insbesondere bei Dienstleistungen, Schutz geistigen Eigentums und Schutz bei der Industriepolitik und Reform des Handels mit landwirtschaftlichen Produkten. Dabei geht es allerdings darum, den landwirtschaftlichen Familienbetrieb zu erhalten, bei dem wir ja wissen, daß er durch eine umweltverträgliche Produktion dem Landschaftsschutz und dem Umweltschutz helfen kann.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)

    — Sie kennen doch die Vorschläge, die auch wir dazu gemacht haben. Da sind wir doch — so hoffe ich — gar nicht so weit voneinander entfernt. Außerdem sind wir der Ansicht: Wir sollten darauf achten, daß die Nahrungsmittelproduktion in den Entwicklungsländern geschützt wird, und zwar sowohl in bezug auf die Menge — daß sie genug haben — , aber auch in bezug darauf, daß sie ihre eigene Produktion entwickeln können.
    Schließlich geht es noch um die Zurückdrängung unfairer Handelspraktiken. Ich nenne hier nur dumping, laser beaming und industrial targeting usw.

    (Bohl [CDU/CSU]: Können Sie das einmal erklären?)

    — Das mache ich für Sie gern anschließend. Ich glaube, die anderen verstehen es schon.
    Gerade mit diesen Maßnahmen wird der Wettbewerb zunehmend behindert, und damit wird ein freier Austausch von Gütern in Frage gestellt.
    Die Verhandlungen in Genf laufen schon seit gut drei Jahren und sollen in diesem Jahr zum Abschluß gebracht werden. Da von diesen Verhandlungen — ich habe vorhin die Ausgangszahlen genannt — bei uns ganz entscheidende Fragen unserer Einkommensentwicklung, der Kohlepolitik, der Finanz-, der Verkehrs- und Rechtspolitik berührt werden, sind wir der Ansicht, daß es notwendig ist, daß sich der Deutsche Bundestag mit diesen Fragen beschäftigt. Dies gilt, auch wenn die Zuständigkeit formal bei der EG liegt. Da wir aber nun bei weitem die größte Handelsnation sind, ist es wohl auch unsere Aufgabe, uns damit zu beschäftigen. Ich habe ein bißchen den Eindruck, als wäre es der Bundesregierung ganz recht gewesen, wenn wir das nicht getan hätten. Denn es werden auch möglicherweise einige Ergebnisse dabei herauskommen, die man nicht so gerne noch vor dem Wahlkampf in die Öffentlichkeit bringen möchte. Aber vielleicht bekommen wir dazu noch ein paar Erläuterungen.
    Ich möchte nun zu den einzelnen Verhandlungsbereichen ein paar Bemerkungen machen. Es geht zunächst um den Marktzugang, um Agrarverhandlungen, um institutionelle Fragen und um die weitere Entwicklung des GATT-Vertragswerkes und um neue Themen im GATT. Beim Marktzugang geht es nicht nur um die klassischen Fragen wie Zollabbau und den Abbau nichttarifärer Handelshemmnisse z. B. im Rohstoff- und Textilhandel. Vielmehr geht es auch um den Subventionsabbau und insbesondere um Art. XIX des GATT, der schon in der Tokio-Runde Verbesserungen erfahren hat, der aber immer noch sehr ref ormbedürftig ist. Es mag zwar auch sein, daß der Zollabbau nach den letzten Runden nicht mehr die große Rolle spielt, aber es gibt immer noch sehr entwickelte Länder, die bei den Zöllen Schwierigkeiten machen. Ich möchte hier nur Australien nennen.
    Es gibt auch eine Reihe von Schwellenländern, die inzwischen in einem Status sind, wo sie sehr wohl ihre Märkte mehr öffnen könnten, als das bisher der Fall war.
    In der Kennedy- und in der Tokio-Runde wurden die Zölle nach einer allgemeinen Formel abgebaut. heute wird diskutiert, ob es nicht ein System von Angebot und Nachfrage in diesen Bereichen gibt. Wir möchten uns dafür aussprechen, soweit wie nur irgend möglich ein solches System nicht zu wählen, sondern bei den allgemeinen überprüfbaren Regeln zu bleiben. Wir möchten dabei die Bundesregierung, wenn sie diesen Ansatz hat, ausdrücklich unterstützen.
    Der Zollabbau muß nach unserer Auffassung auch durch den Abbau der nichttarifären Hemmnisse ergänzt werden. Diese Hemmnisse überragen in vielen Bereichen inzwischen die Bedeutung von Zöllen. Wir hätten gerne mehr darüber gehört, welche Möglichkeiten in diesem Bereich bestehen. Insbesondere interessiert uns die Frage: Gibt es hier eine Möglichkeit, das zu quantifizieren? Gibt es die Möglichkeit, zu solchen allgemeinen Runden zu kommen? Uns interessiert, ob dies möglich ist. Gehört haben wir dazu bisher nichts.
    Was den Handel mit Rohstoffen angeht, so ist mir die Antwort, die wir auf unsere Anfrage bekommen haben, nicht ganz behaglich; dies gilt besonders für die Kohle.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Nicht ganz?)

    Denn wir wissen ja von der EG-Kommission, daß Australien inzwischen sehr darauf drängt, die Märkte zu öffnen. In der Kommission scheint ein Nachgeben möglich zu sein. Wenn dies aber geschieht, dann sehe ich nicht, wie unser Kohlebergbau erhalten bleiben kann, wie dann die Kohlevorrangpolitik fortgesetzt werden kann und wie dann unter diesen Bedingungen der Jahrhundertvertrag erfüllt werden kann. Was das für soziale Folgen hat, brauche ich Ihnen nicht zu schildern.
    Deswegen meine ich: Hier wären wir gut beraten, gemeinsam die Bundesregierung zu drängen, um ihr den Rücken für Brüssel zu stärken, denn darüber wird in Brüssel entschieden.

    (Eigen [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Hier zeigt sich übrigens auch exemplarisch, daß, auch wenn man Freihändler ist, man auch immer ein-



    Dr. Wieczorek
    mal sündigt. Ich meine, es gibt aber notwendige Sünden in diesem Zusammenhang, denn es gibt nun einmal auch gesellschaftspolitische und sozialpolitische Erfordernisse, die zu berücksichtigen sind. Wir haben das ja auch in vielen Ausnahmefällen getan. Ich nenne hier nur den Bereich Textil.
    Bei dem Bereich Textil meine ich, daß natürlich die Interessen der Entwicklungsländer geschützt werden müssen. Das ist zu verstehen. Aber wir haben auch den Schutz unserer Industrie zu berücksichtigen. Da gilt es wohl nach Branchen zu differenzieren. Es gibt Bereiche in der Textilindustrie, etwa bei Garnen und Stoffen, wo eigentlich Wettbewerb stattfinden könnte. In anderen Bereichen wiederum, bei Bekleidung und Schuhen, ist es ausgesprochen schwierig. Ich meine, hier sollten wir aber vor allen Dingen darauf drängen, daß die Achtung von Markenzeichen, Design und Geschmacksmustern endlich besser durchgesetzt wird, weil diese natürlich einen echten Wettbewerbsvorteil bedeuten. Auf die Dauer macht es keinen Sinn, mit Subventionen Lohndifferenzen auszugleichen.

    (Beifall bei der SPD und des Abg. Funke [FDP])

    Die von der Bundesregierung unterstützte Reform des Art. XIX des GATT scheint mir auch unbedingt notwendig zu sein, denn gerade in diesem Bereich sind ungeheure Unsitten und Mißbräuche eingetreten. Das fängt mit den Grauzonenmaßnahmen bei freiwilligen Exportbeschränkungen und Marktabsprachen an. Dies sind letzten Endes Maßnahmen, die häufig dem Recht des Stärkeren folgen und damit die Grundphilosophie des GATT gefährden.
    Nun zum Subventionsabbau, der in diesen Bereich mit hineingehört. Wir sind zwar alle dafür, aber er ist schwierig, wie wir wissen. Trotzdem würde es gerade uns als Bundesrepublik gut anstehen, hier weitere entscheidende Schritte zu machen, denn nur auf diesem Wege kann man dann Anspruchsgrundlagen gegenüber anderen Ländern gewinnen, und die sind sehr notwendig, denn in diesem Subventionsbereich wird ja immer noch sehr viel Jux und Dollerei betrieben.

    (Eigen [CDU/CSU]: Bei Kohle!)

    Die Auseinandersetzung, die wir etwa über den Airbus hatten, ist ja ein deutliches Beispiel dafür, daß Subventionen der verschiedensten Art gewährt werden, bei uns, aber auch bei Boeing über den Verteidigungshaushalt. Ich glaube, darüber muß man sich dann ernsthaft auseinandersetzen.

    (Eigen [CDU/CSU]: Bei der Kohle! — Funke [FDP]: Herr Eigen, wer im Glashaus sitzt, sollte mit ganz kleinen Kieselsteinen werfen!)

    — Das ist richtig: Wer im Glashaus sitzt, muß mit kleinen Kieselsteinen werfen; aber Sie wissen auch, daß es immerhin eine sozialliberale Bundesregierung war, die die Subventionen einmal gekürzt hat. Ich wollte den Zwischenruf gern aufnehmen. Bei der jetzigen Bundesregierung hört man darüber immer viel, aber
    es fehlt ein bißchen daran, wie es in der amerikanischen Werbewirtschaft heißt: „Where is the beef?' .

    (Niegel [CDU/CSU]: Wir haben die Investitionszulagen bei der Zonenrandhilfe gekürzt!)

    — Das war sicherlich etwas, was für die Leute dort sehr erfreulich war. Das führen wir dann jetzt im Zusammenhang mit den besonderen Verkehrsnotwendigkeiten, die sich nun stellen, wieder ein.
    Aber ich möchte jetzt gern nicht über Zonenprobleme, sondern über GATT sprechen. Ich muß allerdings eines hinzufügen: Wir werden auch bei diesen Verhandlungen verstärkt die mitteleuropäischen Länder und deren Interessen einbeziehen müssen. Ich meine nicht nur den Wirtschaftsraum DDR, sondern gerade auch Polen, Ungarn und Tschechoslowakei, denn wir haben hier das Problem, daß diese Länder zwar zum Teil Beobachterstatus haben, zum Teil Mitglied sind, daß aber Übergangsregelungen gelten, die auf die Dauer so nicht aufrechtzuerhalten sind. Ich darf an die Codices erinnern.
    Zum Subventionsabbau habe ich meine Bemerkungen gemacht. Wir müssen allerdings auch einsehen, daß es Subventionen etwa im Bereich der Versorgungssicherheit, beim Verbraucherschutz und unter Umweltgesichtspunkten geben wird. Hier befinden wir uns zum Teil in Auseinandersetzungen, wo die Problematik mit dem rein marktwirtschaftlichen Kostendenken nicht allein befriedigend gelöst werden kann.
    Ich möchte zweitens auf den Bereich der Landwirtschaft zu sprechen kommen. Bei den landwirtschaftlichen Produkten hat es von Anfang an im GATT ein Sonderregime gegeben. Wenn es jetzt die Amerikaner sind, die sagen, dies müßte alles abgeschafft werden, ist das besonders lustig, denn es war der amerikanische Kongreß, der damals durchgesetzt hat, daß der Agrarbereich aus dem GATT herausgenommen wurde. Wenn ich mir die Forderung etwa von Herrn Yeutter und anderen ansehe und gleichzeitig sehe, was die neue amerikanische Farm Bill vorsieht, dann habe ich keinerlei Verständnis mehr für diese Art, Politik zu machen, bei der zwar der Subventionsabbau von allen gefordert wird, zu Hause aber in einem neuen Gesetz gerade fortgeschrieben wird.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Ich meine, daß natürlich das, was im Agrarbereich geschieht, im Bereich der EG vorangetrieben werden muß. Die EG wird auch im Agrarbereich beim GATT noch Federn lassen müssen. Ich glaube, darüber müßten wir uns ganz ehrlich aussprechen können. Wir sollten aber darauf achten, daß Grundelemente der EG-Agrarpolitik — ich habe das vorhin im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Familienbetrieben und dem gesagt, was damit verbunden ist — erhalten bleiben. Ich nenne nur Aspekte des Landschafts- und Umweltschutzes, die für uns vorrangig sind.
    Ich kann in aller Deutlichkeit feststellen, daß ich beim Lesen der Antwort auf diese Frage nicht gerade vor Begeisterung gejauchzt habe. Denn es ist unbestritten, daß natürlich auf den US-amerikanischen
    15054 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Febtuar 1990
    Dr. Wieczorek
    Plains oder in Australien oder in Argentinien viel besser und billiger Getreide produziert werden kann. Das ist also nicht der Punkt. Es muß uns allerdings darum gehen, daß wir die Kosten, die damit weltweit verbunden sind — es wird jetzt ja auch über die Bodenerosion und die Veränderung des Klimas diskutiert — , auch mit zu tragen haben. Deswegen ist die Frage schon ganz entscheidend, welche Art von Landwirtschaft wir uns leisten.
    Wenn ich daran denke, daß in den USA nicht nur das Grundwasser durch Überdüngung und alles das, was wir auch kennen, Pestizide und chemische Stoffe — —

    (Eigen [CDU/CSU]: Bei uns ist nichts im Grundwasser drin!)

    — Ich bin zufällig noch in einem Kreistag, und wir haben auch Wasseruntersuchungen durchgeführt. Da haben wir schon Probleme.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: „Zufällig"? Warum nicht absichtlich?)

    — Natürlich absichtlich. Aber ich wollte den Zufall auf den Einwand beziehen: Da haben wir allerdings schon Probleme, verehrter Herr Kollege, ob in dem Bereich noch alles den EG-Vorschriften entspricht. Ich möchte daran lieber nicht rühren und statt dessen etwas anderes sagen. Wir haben in den USA das Problem — —

    (Bohl [CDU/CSU]: Wir wollen noch wissen, in welchem Kreistag Sie sitzen!)

    — Woher komme ich wohl? Aus Groß-Gerau natürlich. Ein schöner Kreistag mit 52 % SPD-Mehrheit!

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sind das die schlechten Autofahrer mit diesem „GG"?)

    — Das kann nur ein Berliner sagen, der ja noch nicht einmal weiß, wie man über 100 fährt.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Das war eine Spitze gegen Herrn Momper! Der Herr Wartenberg ist schon weg, sonst hätte er sich sofort dagegen gewandt!)

    — Ja, im nächsten Wahlkampf kannst du das verwenden. Aber jetzt wollen wir einmal fortfahren.
    Ich halte das, was in den USA in der Landwirtschaft passiert, insbesondere in den Plains, auch deshalb für sehr gefährlich, weil das Grundwasser nicht nur verdorben, sondern auch zunehmend aufgebraucht wird und weil damit natürlich eine Versteppung und Verwüstung eintreten kann, die uns allen Sorge macht.

    (Volmer [GRÜNE]: Das haben wir in der Lüneburger Heide auch!)

    Ich glaube also, in der Frage der Landwirtschaftspolitik sind wir gut beraten, zwar die notwendigen Konzessionen zu machen, aber auch darauf zu achten, daß wir eine lebensfähige, umweltorientierte Landwirtschaft in Europa behalten.
    Nun zum Bereich der tropischen Produkte. Da ist einiges getan worden, aber auch hier befriedigt mich die Antwort nicht. Es wird gesagt, es sei ein Handelsvolumen von 20 Milliarden Dollar betroffen. Das ist ja schön; aber eigentlich geht es doch darum, was man für die betreffenden Länder zusätzlich tun kann. Ich glaube, da müßte man noch ein bißchen mehr Butter bei die Fische tun. Denn es sind ja gerade die ärmeren Völker, die in diesem Bereich Handel treiben, allerdings auch mit einem Problem, über das wir zu Recht diskutieren. Das ist zum einen die Frage des Schutzes der tropischen Regenwälder auf dem Holzsektor, aber es geht auch darum, daß solche Länder in der Landwirtschaft eben nicht darauf umgestellt werden, nur zu exportieren, während die Eigenversorgung der Bevölkerung hintansteht. Hierin müssen wir einen Bereich sehen, in dem wir mit den Regeln des simplen Handels nicht weiterkommen. Ich bin aber dafür, das, wenn es notwendig ist, im GATT einzufangen, damit es ein vernünftiges Regelwerk gibt, nicht aber dieses Gesetz des Dschungels, das wir im Moment in diesem Bereich haben.
    Eine kleine Bemerkung kann ich mir in diesem Zusammenhang nicht verkneifen: Die Antwort auf unsere Frage nach den Tee- und Kaffeesteuern hat mich schon ein bißchen amüsiert. Entweder hat die Presse frei erfunden, daß Herr Bangemann das gesagt hat, oder er hat es gesagt. Ich habe den Eindruck, Sie mußten den früheren Wirtschaftsminister wieder einmal in Schutz nehmen, möglicherweise ohne genau darauf zu sehen, ob er es denn nun wirklich gesagt hat oder nicht. Die Vermutung, die Presse habe das frei erfunden, scheint mir bei diesem Thema aber wirklich ungewöhnlich phantasiereich zu sein.
    Nun zu den institutionellen Reformen des GATT. Wir begüßen die Bereitschaft der Bundesregierung, das GATT zu stärken. Das GATT hat sicherlich ähnliche Funktionen wie IWF und Weltbank. Es sollte daher in eine permanentere Institution übergeführt werden. Wir begrüßen, daß die Außenminister sich treffen, und zwar künftig alle zwei Jahre, aber das ist nach unserer Ansicht nicht genug. Wenn es denn Länderberichte gibt, müssen sie auch aufbereitet und ausgewertet werden, und es müssen Konsequenzen gezogen werden. Allerdings meine ich, daß sich diese Länderberichte nicht — wie die IWF-Berichte — immer mit den kleineren oder ärmeren oder schwächeren Ländern zu beschäftigen hätten, sondern daß dann auch bei den großen Handelsnationen Tacheles geredet werden muß. Da gibt es jede Menge zu berichten, und da wird mancher Bericht dann auch uns in der Bundesrepublik möglicherweise sehr ärgern. Aber wenn man das eine will, muß man auch das andere tragen. Wir würden jedenfalls einen solchen Weg voll mitgehen.
    Was das GATT als Institution angeht, so möchte ich als weiteren Punkt das Streitbeilegungsverfahren ansprechen. Es ist dort immer noch besser als in vielen anderen Bereichen, und es sollte weiter gestärkt werden. Wir haben gesehen, daß manches dadurch nicht zu schaffen ist. Ich denke an den Hormonstreit oder an die amerikanischen Zollgebühren. Entscheidend scheint mir aber in diesem Zusammenhang eines zu sein — ich hoffe, daß das die Meinung des gesamten Hauses ist — : Wir müssen gerade unseren amerikanischen Freunden sehr deutlich sagen, daß sie sich mit ihrer Export Trading Act, mit ihrem 301-Verfahren, mit Maßnahmen, die sie einseitig ansetzen können, eigentlich nicht in der Position befinden, darüber zu urteilen, was nun dem GATT konform ist oder nicht.



    Dr. Wieczorek
    Wir möchten Sie ausdrücklich auffordern, mit dafür zu sorgen, daß in den GATT-Verhandlungen geregelt wird, daß es solche Möglichkeiten einseitiger Maßnahmen, wie sie etwa im 301-Verfahren vorgesehen sind, nicht mehr geben kann.
    Nun zu den neuen Themen: Die fanden wir spannend, und ich muß sagen, daß mir die Beantwortung der Fragen in diesem Bereich auch Freude gemacht hat. Da hat man sich wirklich Mühe gegeben. Lassen Sie mich dazu nur ein paar Anmerkungen machen.
    Da gibt es zum einen das Dienstleistungsproblem. Da werden wir sehr schnell in die Bereiche kommen, die bei uns heikel sind, in den Baubereich und andere. Die Debatte über das Ausländerrecht, die hier vorher gelaufen ist und die wir zum Teil mitgehört haben, trifft genau diesen Punkt. Ich meine, die Bundesregierung wäre sehr gut beraten, wenn sie frühzeitig sagen würde, daß neue Freizügigkeiten, wenn sie sich aus den GATT-Verhandlungen ergeben, genau das Recht von fremden Arbeitern betreffen, hier zu arbeiten und zumindest zeitweise hier zu wohnen. Das muß man frühzeitig sagen! Man darf nicht erst hinterher mit den Ergebnissen aus Genf mit der Tür ins Haus fallen; denn das wäre gerade wieder der Nährboden, auf dem diejenigen, die Ausländerfeindlichkeit schüren, Erfolg hätten. Deswegen meine ich, wir sollten in dem Zusammenhang offener fahren. Ich möchte Sie dazu auffordern.
    Das gleiche gilt im übrigen auch für die Berufsvereinigungen. Auch für Ärzte, Dienstleister und ähnliche wird künftig mehr Freizügigkeit vorgesehen werden. Wir behandeln dieses Problem jetzt schon in der EG mit Hängen und Würgen, aber künftig wird es, wenn es im GATT geregelt wird, auch weltweit existieren, zumindest bei den GATT-Mitgliedern. Das geht dann sogar bis zu solchen Fragen wie: Wer kann hier Staatsdiener sein? Die Antwort scheint so einfach zu sein: Das kann nur ein Deutscher sein. — Nur, wie ist das denn in den Bereichen, in denen woanders etwas privatrechtlich geregelt wird, was bei uns über den Staat geregelt wird? Ich glaube, hier sollten wir uns sehr bemühen, das, was aus dem Bereich GATT kommt und was Ergebnis der Verhandlungen sein wird, aus zwei Gründen rechtzeitig zu diskutieren: einmal, weil, wie ich schon gesagt habe, die Bevölkerung ein Anrecht darauf hat, sich rechtzeitig einstellen zu können, zweitens aber auch, weil es nur durch Offenheit in diesem Punkt geschafft werden kann, daß wir nicht in eine Situation kommen, wo das im Wahlkampf zum gegenseitigen Schlagabtausch mißbraucht wird; denn das würde möglicherweise das Gesamtergebnis GATT, von dem wir alle hoffen, daß es ein gutes wird, mehr als gefährden.
    Ich spare mir jetzt eine Bemerkung zum local content. Ich fürchte, da wird die gute Absicht nicht beibehalten werden können.
    Ich möchte aber zum Schluß noch etwas zum Schutz des geistigen Eigentums sagen. Wir sind sehr dafür, daß in diesem Bereich etwas gemacht wird und mehr Rechtssicherheit kommt. Ich glaube aber, es wird sehr notwendig sein, in diesem Bereich auch dafür zu sorgen, daß Entwicklungsländer Zugang zu diesen Technologien haben. Das heißt, es darf nicht von einer Konzernentscheidung abhängig sein, ob z. B. ein bestimmtes Pharmaprodukt in Lizenz hergestellt werden darf oder nicht. Ich glaube, hier müssen wir auch Überlegungen anstellen, ob es Zwangslizenzen geben sollte, ob es bestimmte Regeln für die Ausnutzung solcher Technologien geben sollte. Gerade im Hinblick auf die Entwicklungsländer müssen wir so etwas als Gegengabe dafür bieten, daß diese Entwicklungsländer bereit sind, den Schutz des geistigen Eigentums auch zu ihrer Sache zu machen. Gerade aus der Situation, die dort gegeben ist, können wir das nach unserer Auffassung nicht auf der heutigen Basis machen, wonach das eine private Entscheidung ist, durch die möglicherweise ganze Regionen von solchen technischen Entwicklungen, insbesondere auch im Pharmabereich oder in verwandten Bereichen, abgehängt werden. Hier muß eine klare Regelung gefunden werden.

    (Beifall bei der SPD — Eigen [CDU/CSU]: Forschen ist freiwillig!)

    — Forschen ist freiwillig. Aber die Ergebnisse der Forschung, die von uns allen mitbezahlt wird — daran muß man immer ein bißchen denken — , sind ja wohl dazu da, der Menschheit insgesamt zu dienen. Hier kann nicht der pure Kommerz die einzige Regel sein. Gerade wenn man sagt, wir wollen euch künftig darauf festlegen, daß ihr anerkennt, daß es diese Rechte gibt — denn es geht ja darum, die Piraterie, die bisher möglich ist, abzuschaffen; dafür sind auch wir —, muß es ein Äquivalent geben, Herr Kollege.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kittelmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Kittelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir danken der Bundesregierung für die Beantwortung der Großen Anfrage, weil sie, wie auch mein Vorredner schon zu Einzelfragen betont hat, eine gute Gelegenheit ist, über den Stand zu reflektieren, obwohl die letzten Monate seit der Beantwortung der Anfrage schon wieder bestimmte neue Grundlagen gesetzt haben.
    Das Treffen der EG-Außenminister am Montag dieser Woche hat eine chronische Krankheit im Welthandel auch bei uns in Europa erneut zum Thema der Wirtschaftspolitiker gemacht, nämlich den Protektionismus. Gerade angesichts der sich abzeichnenden deutschen Wirtschafts- und Währungsunion muß uns Deutschen als Angehörigen der nach Ost und West am stärksten exportorientierten Nation an der Beseitigung der Geißel Protektionismus wohl mit am meisten gelegen sein.
    Trotz des Zieles eines gemeinsamen europäischen Marktes glauben die Regierungen Frankreichs, Italiens, Spaniens und Portugals, sie könnten weiterhin z. B. an Importquoten für japanische Pkw festhalten. Dabei sollen, was einem vernünftigen Menschen kaum noch verständlich ist, in Großbritannien produzierte Autos auf diese Quote angerechnet werden, weil auf ihrer Motorhaube „Toyota" oder ,,Datsun' steht. Da werden in den USA hergestellte Kopiergeräte plötzlich auf Beschluß der EG-Kommission zu japanischen Geräten, weil das zentrale Steuerungsele-



    Kittelmann
    ment aus Japan kommt. Da beschwören einerseits die USA den freien Welthandel und begrenzen andererseits — aus vermeintlichen Gründen der nationalen Sicherheit — die Importquote von Maschinen zur Papierproduktion.
    Das sind nur wenige Beispiele von Protektionismus, die ich weiter fortführen könnte und die allein in der letzten Woche in der Öffentlichkeit eine Rolle gespielt haben.
    Protektionismus ist aber auch der entscheidende Feind der internationalen Arbeitsteilung. Er steht den Prinzipien des GATT diametral entgegen. Diesen Regeln des GATT haben sich immerhin 96 Staaten formal unterworfen. Sie geben vor, unter Beachtung des GATT 95 % des Welthandels abzuwickeln. Da wird noch sehr viel getäuscht, da wird noch sehr viel geschoben, da wird noch sehr viel an den Prinzipien vorbei an Sondervereinbarungen getroffen.
    Die von mir willkürlich genannten Beispiele von Protektionismus, wie ich sie eingangs meiner Rede erwähnt habe, machen deutlich, wie dringend notwendig eine Reform des GATT ist. Dabei kann es nicht darum gehen, das Regelwerk an die Verstöße anzupassen, sondern dabei geht es darum, die bestehenden Regeln zur besseren Durchsetzung zu bringen. Wir ermuntern die Bundesregierung seit Jahren, in dieser Frage jede Form von Härte zu beweisen. Dies allerdings auch mit reinem Gewissen des Widerstandes gegen Versuchungen, die an uns herangetragen werden.
    Jedes Regel- und Vertragswerk — damit auch das GATT — kann nur dann wirken, wenn dahinter auch die Entschiedenheit aller Vertragspartner steht, die Regelungen umzusetzen. 1986, Herr Bohl, in Punta del Este, begann die Uruguay-Runde; sie hat damals das neue GATT durchgesetzt, und die neuen Entwicklungen in Ost-Europa werden in den nächsten Wochen in dieser Frage Bedeutung für das GATT gewinnen.
    Die Staaten des RGW — soweit man das ganze noch so nennen kann — , dessen auf Autarkie angelegtes System gescheitert ist, werden aktiver Teil des GATT werden. Zwar haben beispielsweise die Tschechoslowakei und Kuba als Gründungsmitglieder schon mitgewirkt, aber es zeigte sich während der letzten Jahrzehnte, daß planwirtschaftlich organisierte Volkswirtschaften mit ihren Außenwirtschaftsmonopolen nicht in ein System des freien Welthandels zu integrieren sind.
    Aber diese neue Position der Staaten im Osten Europas erfordert auch Veränderungen im GATT, die die CDU/CSU nachdrücklich anfordert. Wir sollten nicht vergessen, daß sich aus den Veränderungen erhebliche strukturelle Verschiebungen im Welthandel ergeben könnten. Mittlerweile — eigentlich schon seit einiger Zeit — hat auch die Sowjetunion Interesse an einer Mitgliedschaft im GATT gezeigt. Da zeigt es sich, wie schnell sich die Welt verändert. Lange hat sie das GATT als amerikanisches Instrumentarium zur Steuerung der Weltwirtschaft angesehen. Zwar ist es für eine Mitgliedschaft der Sowjetunion noch zu früh, weil die wirtschaftlichen Realitäten der UdSSR noch nicht den Herausforderungen eines freien Welthandels gerecht werden, aber wir teilen die inzwischen vernünftige Ansicht der US-Administration, daß den Sowjets ein Beobachterstatus im GATT gewährt werden sollte.
    Die Veränderungen im Osten Europas werden die Verhandlungen über die GATT-Reformen nicht leichter machen, aber sie machen sie auf jeden Fall interessanter.
    Wir wissen, bei den Verhandlungen geht es um 15 Themenbereiche, die in vier zentrale Themenblöcke unterschieden werden: Da gibt es zunächst die institutionellen Reformen, darüber hinaus die traditionellen Sektoren, die die Handelsregeln verbessern sollen und in denen Sonderregelungen und Sonderrechte abgebaut werden müssen. Ich denke hier nur an die für Deutschland immer interessanten Verhandlungen und Diskussionen über das Welttextilabkommen. Der Kollege Niegel wird nachher unter anderem etwas zu der Agrarsituation sagen.
    Weiterhin geht es auch um die Ausdehnung des GATT auf neue Bereiche. Hierzu hat Herr Wieczorek vorhin schon die Fragen der Dienstleistungen und des Schutzes des geistigen Eigentums erwähnt. Gerade in der Frage des Schutzes des geistigen Eigentums werden allerdings die von ihm erwähnten Probleme, wahrscheinlich nicht über GATT zu regeln sein; abgesehen davon, daß es unserer Politik widerspricht, den Zugang der Dritten Welt von Zwangstechnologien abhängig zu machen. Wir hatten die ganzen Probleme jahrelang bei der Seerechtskonferenz, und da schlummern sie auch noch in einer anderen Frage.
    Darüber hinaus streben wir mit der Uruguay-Runde Maßnahmen der allgemeinen Marktöffnung an, weil dies aktiver Beitrag zu mehr Handeln sein kann. Wir brauchen weitere Zollsenkungen, den Abbau von nichttarifären Handelshemmnissen und gezielte Importerleichterungen etwa für tropische Produkte im Interesse der Entwicklungsländer.
    Meine Damen und Herren, das alles geschieht nicht nur in einem handelspolitischen Umfeld von Protektionismus, Bilateralismus, Sektoralismus und Regionalismus, das ich geschildert habe, sondern da gibt es auch noch die berüchtigten Selbstbeschränkungsabkommen, die viele Länder untereinander abschließen. Vor allen Dingen Japan entwickelt sich da zum Weltmeister.
    Der Regionalismus findet seinen stärksten Ausdruck in dem Versuch einiger unserer Partner in der EG, den Binnenmarkt als eine geschlossene Veranstaltung zu sehen. Ähnliche Bestrebungen können wir im pazifischen Raum beobachten. Wir haben die politische Aufgabe, darauf zu achten, daß sich dieses nicht durchsetzt.
    Für uns sollte eines klar sein: Für die Bundesrepublik Deutschland überwiegen die gesamtwirtschaftlichen Vorteile einer aktiven Beteiligung an der Uruguay-Runde. Deshalb ermuntere ich die Bundesregierung zu weiterem positiven Verhandeln.
    Für die Bundesrepublik, für die CDU/CSU-Fraktion besteht zur Erneuerung und Stärkung des GATT als Institution keine Alternative.



    Kittelmann
    An die Adresse der SPD darf ich etwas Nachdenkliches sagen. Ich finde, daß Sie dabei sind, die Möglichkeiten des GATT zu überfrachten. Die in Ihrer Anfrage angesprochenen sozialen und ökologischen Grundstandards, die Sie im GATT festgeschrieben haben wollen, würden dieses Regelsystem im GATT überfordern. Wir sind ebenfalls für Grundstandards. Wir sind auch für ökologische Grundstandards.

    (Volmer [GRÜNE]: Sie dürfen nur nicht verbindlich sein!)

    Aber wir zweifeln daran, daß dieses im GATT möglich ist. Ähnliches gilt für die Frage der Zwangslizenzen, die Sie, Herr Wieczorek, vorhin angesprochen haben.
    Die Frage des Engagements der multinationalen Konzerne wird auch nicht so lösbar sein, wie Sie es sich vorstellen.

    (Roth [SPD]: Sie haben nichts dazugelernt!)

    — Ihr hättet eure Redezeit doch teilen sollen; dann hättest du auch etwas sagen können, Wolfgang.
    Ich bin sicher, daß der schwierigste Teil der Verhandlungen der Bundesregierung noch bevorsteht. Es wird immer wieder Störfaktoren geben wie das amerikanische Handelsgesetz, also einseitige Maßnahmen von Verhandlungspartnern. Es wird schwierig werden, in der Vielzahl von Fragen Einigkeit zu erzielen. Aber nur diese Einigkeit kann dem Welthandelssystem helfen, kann der Vielzahl protektionistischer Störversuche widerstehen. Wir müssen alles tun, um die Durchsetzungskraft zu stärken.
    Wir wollen die Liberalisierung des Welthandels. Die CDU/CSU unterstützt die Verhandlungsführung der EG. Sie unterstützt vor allen Dingen die Position der Bundesregierung in den Gremien der Europäischen Gemeinschaft, wo immer noch „Europrotektionismus" eine für Europa notwendige Entwicklung des freien Welthandels gefährdet.
    Europa wird also die Herausforderung nur bestehen, wenn es nicht wie im 19. Jahrhundert Wälle um seine Volkswirtschaft errichtet. Die heutige Debatte über das GATT, die schon am kommenden Mittwoch im Wirtschaftsausschuß fortgesetzt wird, war, glaube ich, eine wesentliche Zwischenetappe im Rahmen einer für die Öffentlichkeit nicht immer erkennbaren, aber für uns Wissende doch deutlich werdenden wichtigsten Konferenzen, die im Moment in der Welt stattfinden.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)