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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/195 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 195. Sitzung Bonn, Freitag, den 9. Februar 1990 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 15009 A Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Gebühren für die Benutzung von Bundesfernstraßen mit schweren Lastfahrzeugen (Drucksache 11/6336) . 15009 A Zusatztagesordnungspunkt: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresgutachten 1989/90 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 11/5786) 15009 B Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Weltweites Chemiewaffenverbot: Notwendige Initiativen nach der Pariser Konferenz (Drucksache 11/4054) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Beratung des Antrags des Abgeordneten Erler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Unterrichtung von Öffentlichkeit und Parlament über die Planung und Vorbereitung des Abzugs amerikanischer C-Waffen aus der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 11/6310) Dr. Scheer SPD 15009 D Lummer CDU/CSU 15011 C Dr. Scheer SPD 15012 D Frau Beer GRÜNE 15014 A Dr. Feldmann FDP 15015 C Frau Dr. Götte SPD 15017 A Schäfer, Staatsminister AA 15017 D Reimann SPD 15018 D Erler SPD 15020 A Dr. Uelhoff CDU/CSU 15021 D Tagesordnungspunkt 18: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs für ein Gesetz zur Neuregelung des Ausländerrechts (Drucksache 11/6321) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Drucksache 11/4732) c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Asylverfahrensgesetzes (Drucksache 11/4958) d) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Bundesausländergesetzes (Drucksache 11/5637) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Ausländerzentralregister (Drucksache 11/5828) Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 15023 A Dr. Schmude SPD 15024 D Dr. Penner SPD 15025 B Schröer (Mülheim) SPD 15028 B Dr. Hirsch FDP 15031 B Dr. Penner SPD 15032 C Frau Trenz GRÜNE 15033 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 15034 C Dr. Bull, Minister des Landes SchleswigHolstein 15039 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1990 Dr. Schäuble CDU/CSU 15041 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 15042 A Lüder FDP 15043 B Such GRÜNE 15043 D Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 15045 A Meneses Vogl GRÜNE 15046 C Fellner CDU/CSU 15048A Wartenberg (Berlin) SPD 15049 C Tagesordnungspunkt 19: Beratung der Großen Anfrage des Abgeordneten Dr. Wieczorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Stand der multilateralen Handelsverhandlungen (Uruguay-Runde) (Drucksachen 11/5089, 11/5626) Dr. Wieczorek SPD 15051 D Kittelmann CDU/CSU 15055 D Volmer GRÜNE 15057 B Funke FDP 15058 C Niegel CDU/CSU 15059 C Beckmann, Parl. Staatssekretär BMWi . 15060 D Eigen CDU/CSU 15061 D Zusatztagesordnungspunkt 13: Aktuelle Stunde betr. Teilgenehmigung für die Pilotkonditionierungsanlage Gorleben als Prüfstein der neuen deutsch-deutschen Umweltpolitik der Bundesregierung Frau Wollny GRÜNE 15062D, 15068 D Harries CDU/CSU 15063 C Schütz SPD 15064 C Dr.-Ing. Laermann FDP 15065 D Dr. Kübler SPD 15066 C Dr. Friedrich CDU/CSU 15067 D Grüner, Parl. Staatssekretär BMU . . . 15069 B Stahl (Kempen) SPD 15070 D Nächste Sitzung 15072 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 15073* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15073* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 195. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Februar 1990 15009 195. Sitzung Bonn, den 9. Februar 1990 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Ahrens SPD 09. 02. 90 Antretter SPD 09. 02. 90 Bahr SPD 09. 02. 90 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 09. 02. 90 Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Briefs GRÜNE 09. 02. 90 Dr. von Bülow SPD 09. 02. 90 Clemens CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Conrad SPD 09. 02. 90 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 09. 02. 90 Daweke CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Dempwolf CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Ehrenberg SPD 09. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 09. 02. 90 Gallus FDP 09. 02. 90 Gerstein CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Götz CDU/CSU 09. 02. 90 Graf SPD 09. 02. 90 Dr. Häfele CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Hauchler SPD 09. 02. 90 Hauser (Esslingen) CDU/CSU 09. 02. 90 Frhr. Heereman von CDU/CSU 09. 02. 90 Zuydtwyck Heimann SPD 09. 02. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 09. 02. 90 Heyenn SPD 09. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 09. 02. 90 Klose SPD 09. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 09. 02. 90 Kohn FDP 09. 02. 90 Kolbow SPD 09. 02. 90 Kossendey CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Kreile CDU/CSU 09. 02. 90 Kreuzeder GRÜNE 09. 02. 90 Lattmann CDU/CSU 09. 02. 90 Leidinger SPD 09. 02. 90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 09. 02. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 09. 02. 90 Frau Nickels GRÜNE 09. 02. 90 Opel SPD 09. 02. 90 Paintner FDP 09. 02. 90 Pesch CDU/CSU 09. 02. 90 Pfeifer CDU/CSU 09. 02. 90 Rawe CDU/CSU 09. 02. 90 Reuschenbach SPD 09. 02. 90 Rind FDP 09. 02. 90 Frau Rock GRÜNE 09. 02. 90 Frau Schätzle CDU/CSU 09. 02. 90 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Frau Schilling GRÜNE 09. 02. 90 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 09. 02. 90 von Schmude CDU/CSU 09. 02. 90 Schulhoff CDU/CSU 09. 02. 90 Seehofer CDU/CSU 09. 02. 90 Spilker CDU/CSU 09. 02. 90 Straßmeir CDU/CSU 09. 02. 90 Tietjen SPD 09. 02. 90 Frau Dr. Timm SPD 09. 02. 90 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Vogel SPD 09. 02. 90 Vogel (Ennepetal) CDU/CSU 09. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 09. 02. 90 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 09. 02. 90 Weiss (München) GRÜNE 09. 02. 90 Weisskirchen (Wiesloch) SPD 09. 02. 90 Wetzel GRÜNE 09. 02. 90 Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 09. 02. 90 Wissmann CDU/CSU 09. 02. 90 Würtz SPD 09. 02. 90 Zierer CDU/CSU 09. 02. 90 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 26. Januar 1990 ihre Kleine Anfrage auf Drucksache 11/6293 zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/4410 Drucksache 11/4881 Drucksache 11/5496 Innenausschuß Drucksache 11/1762 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 11/3758 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 11/6285 Nr. 2.12 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 11/4534 Nr. 2.23 Drucksache 11/4758 Nr. 2.33 Drucksache 11/5051 Nr. 52 Drucksache 11/5145 Nr. 3.35 Drucksache 11/5642 Nr. 3.22
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es sind zwei Gründe, aus denen ich hier das Wort zur beabsichtigten Neuregelung des Ausländerrechts ergreife. Zum einen
    sind die Innenminister der Länder in besonders hohem Maße an diesem Thema der Gesetzgebung des Bundes interessiert.

    (Dr. Olderog [CDU/CSU]: Deswegen sitzen sie auch alle da!)

    — Ich bin ja da.

    (Gerster [Mainz] [CDU/CSU]: Das ist nicht viel, aber etwas!)

    Die Landesregierung und besonders die Innenminister müssen sich der Öffentlichkeit und den Betroffenen gegenüber immer wieder verantworten für die rechts- und sozialstaatlich angemessene Umsetzung des Ausländerrechts. Ständig sind wir mit schwierigsten Rechtsanwendungsproblemen konfrontiert, ständig müssen wir auch Entscheidungen treffen, die vom Gesetz des Bundes so vorgezeichnet sind, für die betroffenen Menschen aber oft hart, manchmal unerträglich erscheinen.
    Um der Einheitlichkeit der Verwaltungspraxis willen und um keine Sogwirkung in der einen oder anderen Richtung entstehen zu lassen, nehmen wir es manchmal sogar hin, daß Entscheidungen des Bundes oder anderer Länder als Richtlinie gelten, die das einzelne Land aus seiner Einschätzung heraus so nicht getroffen hätte, und dies ist auch ein Stück Antwort auf das, was Herr Abgeordneter Gerster eben sagte, daß auch in Ländern, die von Sozialdemokraten regiert werden, manchmal harte Entscheidungen gefällt werden müssen. Es gibt da eine starke Einbindung in Vorgaben des Bundes, insbesondere bei der Einbürgerung.
    Die Einwirkung der Länder über den Bundesrat ist gerade im jetzigen Gesetzgebungsverfahren, den Gesetzentwurf der Bundesregierung betreffend, nicht wirksam genug. Die Damen und Herren Funktionäre, von denen Sie, Herr Gerster, eben sprachen, ersetzen ja wohl nicht die Arbeit der Parlamentarier, des nach der Verfassung zuständigen Gesetzgebers.

    (Beifall bei der SPD — Gerster [Mainz] [CDU/ CSU]: Wer hat das denn gesagt?)

    — Es klang bei Ihnen ganz so, als könnte das Parlament auf eine ausführliche und gründliche Debatte verzichten, weil doch schon so viele Tagungen veranstaltet worden sind.
    Die Bundesregierung hat ihren Gesetzentwurf erst mit Schreiben vom 5. Januar 1990 dem Bundesrat zugeleitet und hat gleichzeitig die Vorlage als besonders eilbedürftig bezeichnet, so daß diese schon nach drei Wochen, also vor Eingang der Stellungnahme des Bundesrates, diesem Hohen Hause zugeleitet werden konnte. Der Bundesrat seinerseits war aber bei aller Bereitschaft, sehr schnell zu arbeiten, erst Ende Januar in der Lage, den Entwurf im Ausschuß zu beraten. Das Plenum des Bunderates kann, wie Sie sicher wissen, erst in einer Woche, am 16. Februar, seine Stellungnahme beschließen.

    (Dr. Penner [SPD]: Ein unglaubliches Verfahren bei einem solchen Gesetz!)

    Ich möchte deshalb einige wesentliche Punkte der Kritik — auch aus der Ausschußberatung des Bundesrates — hier schon heute vortragen.



    Minister Dr. Bull (Schleswig-Holstein)

    Ich melde mich hier heute aber noch aus einem zweiten Grund zu Wort, nämlich weil die sozialdemokratisch regierten Länder an der Alternative zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung mitgewirkt haben, an dem Entwurf eines Bundesausländergesetzes, den die SPD-Bundestagsfraktion dankenswerterweise erarbeitet hat, wobei sie Vertreter der Länder Berlin, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Schleswig-Holstein an der Arbeit hat teilnehmen lassen. Dafür sind wir dankbar. Wir haben unsere Erfahrungen und Vorschläge in diesen Fraktionsentwurf einbringen können, und es soll deutlich werden, daß die A-Länder hinter diesem Entwurf stehen. Dieser Entwurf ist von Ihnen, Frau Abgeordnete Trenz, und ebenso von Ihnen, Herr Abgeordneter Gerster, völlig verzerrt dargestellt worden; das wird die weitere Diskussion ergeben.
    Wir verkennen nicht, daß der Entwurf der Bundesregierung in manchen Punkten deutlich fortschrittlicher ausgefallen ist als seine Vorgänger, die ja in der regierungsinternen Diskussion steckengeblieben sind. Auch die Bürgerrechts- und Ausländerorganisationen sowie die Kirchen, die im Ergebnis den Regierungsentwurf äußerst kritisch beurteilen, erkennen an, daß er in einigen durchaus wichtigen Punkten Verbesserungen enthält, z. B. die Rechtsansprüche auf Aufenthaltserlaubnis und Aufenthaltsberechtigung, daß er ein Recht auf Wiederkehr für junge Ausländer und für Rentner einführt und daß er ein eigenständiges Aufenthaltsrecht der Ehegatten regelt.
    Aber wir kritisieren, daß der Entwurf den somit beschrittenen Weg nicht konsequent weitergeht, sondern an verschiedenen Stellen halbherzig bleibt, die Tatbestandsvoraussetzungen zu eng zieht und sie zum Teil im Vergleich zu den bisher bundeseinheitlich geltenden Regelungen sogar höherschraubt. Das gilt insbesondere für die Vorschriften über den Familiennachzug, die Aufenthaltsverfestigung und die Einbürgerung, aber auch für die an sich ja positiv zu bewertende Wiederkehr-Regelung. Die Altfallregelung in § 98 des Entwurfs erscheint uns ebenfalls unzureichend.
    Der Mangel an Konsequenz und an Großzügigkeit ist offensichtlich auch der Grund dafür, daß dieser Entwurf so umfangreich und unübersichtlich ausgefallen ist. Der materielle Teil des Ausländerrechts im geltenden Gesetz umfaßt rund 20 Paragraphen. Ebenso ist es im SPD-Entwurf. Die Bundesregierung braucht dafür die dreifache Zahl von Paragraphen, über 60. Natürlich muß man anerkennen, daß damit die eine oder andere Frage im Gesetz selbst beantwortet wird, die sonst in den Verwaltungsvorschriften geregelt werden müßte; aber es ist doch ganz offensichtlich, daß die zahllosen Vorbehalte und Einschränkungen, die die Bundesregierung für nötig hält, zu einer Aufblähung des Gesetzestextes geführt haben, die man nur beklagen kann.
    In diesem Labyrinth von fein gesponnenen Normen werden sich ja vielleicht nach einiger Zeit — ich befürchte, erst nach Jahren — die Mitarbeiter der Ausländerbehörden zurechtfinden, die ausländischen
    Mitbürgerinnen und Mitbürger aber ganz gewiß nicht.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Es ist doch so — das wissen Sie als Experten doch —, daß schon das gegenwärtige Recht außerordentlich schwer zu verstehen ist, daß man sich intensivst einarbeiten muß, wenn man alle Feinheiten erkennen will.

    (Frau Dr. Sonntag-Wolgast [SPD]: Wohl wahr!)

    Es muß ein Anliegen der Gesetzgebung sein, dies zu vereinfachen, dies klarer und auch für den Normalbürger und die Normalbürgerin verständlicher zu gestalten.

    (Meneses Vogl [GRÜNE]: Richtig!)

    Wäre die Bundesregierung so vorgegangen wie die SPD-Fraktion, hätte sie also generell in der gebotenen Liberalität Rechts- und Regelansprüche eingeräumt, ohne dabei nun wieder so stark zu differenzieren und zu hohe Anforderungen zu stellen, dann hätte man eben auch weniger Zusatzklauseln, Ausnahmeklauseln, Härteklauseln gebraucht. Der Entwurf der SPD-Bundestagsfraktion beweist, daß schon in dem Gesetz selbst weitgehend abschließende Regelungen getroffen werden können, wenn man es nur will, wenn man sich nur zu einer solch konsequenten Politik durchringt.
    Meine Damen und Herren, wenn ich hier Großzügigkeit und Liberalität einfordere, muß ich wohl noch einem möglichen Mißverständnis entgegentreten: Ziel deutscher Ausländerpolitik kann nicht sein — ich denke, daß hier ein ganz weitgehender Konsens besteht — , so viele Menschen wie nur möglich zur Einreise zu bewegen oder ihnen Anreize dazu zu geben. Wir sind zwar eines der reichsten Länder dieser Welt, und wir können sehr, sehr viele Ressourcen aufbringen, um mit denen, die zu uns wollen, menschlich anständig umzugehen. Aber wir sind trotzdem nicht in der Lage, alles Elend dieser Welt in unseren engen Grenzen zu bewältigen.
    Wir haben aber eine Verpflichtung, sehr geehrter Herr Bundesminister, insbesondere gegenüber Hunderttausenden von Menschen zu erfüllen, die wir oder die unsere Vorgänger, die insbesondere die deutsche Wirtschaft mit ihren Familienangehörigen als Arbeitskräfte gerufen haben. Arbeitskräfte, das sind nicht seelenlose Maschinen. Es sind Menschen gekommen. Hier sind nicht Produktionsfaktoren verlagert worden, wie man das vielleicht abstrakt ausdrücken könnte, sondern eben Menschen. Um deren persönliche Schicksale und deren Familienschicksale geht es. Menschen wollen mit ihren Familien zusammenleben. Deswegen sind die Regeln über den Nachzug von Ehegatten und Kindern so unerhört bedeutsam.


Rede von Heinz Westphal
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    Bitte sehr, Herr Minister.