Rede:
ID1119316800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 12
    1. der: 2
    2. Das: 1
    3. Wort: 1
    4. hat: 1
    5. Finanzsenator: 1
    6. Freien: 1
    7. und: 1
    8. Hansestadt: 1
    9. Hamburg,: 1
    10. Herr: 1
    11. Professor: 1
    12. Krupp.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/193 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 193. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 7. Februar 1990 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (deutschlandpolitische Fragen; Agrarbericht der Bundesregierung) Seiters, Bundesminister BK 14831 B Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14831 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14832 C Frau Matthäus-Maier SPD 14832 D Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14832 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14833 B Frau Matthäus-Maier SPD 14833 B Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14833 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 14833 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14833 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 14834 A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14834 A Roth SPD 14834 B Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14834 C Westphal SPD 14835 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14835 B Werner (Ulm) CDU/CSU 14835 C Seiters, Bundesminister BK 14835 D Dreßler SPD 14836 A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14836 B Wüppesahl fraktionslos 14837 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14838 A Lüder FDP 14838A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14838 B Oostergetelo SPD 14838 D Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14838 D Jahn (Marburg) SPD 14839A Seiters, Bundesminister BK 14839 B Reuschenbach SPD 14840 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 14840A Zusatztagesordnungspunkt 1 Aktuelle Stunde betr. Stand der Soforthilfe der Bundesregierung für die DDR Roth SPD 14851 C Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14852 B Frau Vennegerts GRÜNE . . . 14853B, 14858 C Wissmann CDU/CSU 14854 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 14855 B Frau Matthäus-Maier SPD 14856 B Glos CDU/CSU 14857 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14859 A Dr. Krupp, Senator der Freien und Hansestadt Hamburg 14859 D Dr. Biedenkopf CDU/CSU 14861 B Reimann SPD 14862 B Grünbeck FDP 14863 B Lintner CDU/CSU 14864 A Schäfer (Offenburg) SPD 14865 A Dr. Neuling CDU/CSU 14866 A Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 11/6348 vom 2. Februar 1990 — Verhinderung einer 3%igen Preissenkung für Getreide MdlAnfr 1 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . . 14840 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Februar 1990 ZusFr Eigen CDU/CSU 14840D ZusFr Oostergetelo SPD 14841 B ZusFr Austermann CDU/CSU 14841 C ZusFr Bredehorn FDP 14841 D ZusFr Frau Flinner GRÜNE 14842 A Verhinderung des Preisverfalls für Butter- und Magermilch MdlAnfr 2 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 14842 C ZusFr Eigen CDU/CSU 14842 C ZusFr Oostergetelo SPD 14843 B ZusFr Bredehorn FDP 14843 D Finanzierung der Millionenhilfe der DDR für Nicaragua durch die bundesdeutschen Steuerzahler MdlAnfr 3 Dr. Müller CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB 14844 A ZusFr Dr. Müller CDU/CSU 14844 B ZusFr Bindig SPD 14844 C ZusFr Büchler (Hof) SPD 14844 D Entschuldigung des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen für seine Äußerungen über die DDR-Sozialdemokraten MdlAnfr 4 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Hennig BMB 14845 A ZusFr Gansel SPD 14845 D ZusFr Jungmann SPD 14847 C ZusFr Antretter SPD 14847 D ZusFr Büchler (Hof) SPD 14848 A Verhandlungen mit der DDR über den Bau einer Schnellbahnverbindung Berlin—Hannover; Einsatz zusätzlicher Fern- und Eilzüge MdlAnfr 10, 11 Schulze (Berlin) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 14848C, 14849 A ZusFr Schulze (Berlin) CDU/CSU 14848D, 14849A Anpassung der Verkehrsplanung an die politischen Veränderungen in Osteuropa MdlAnfr 12, 13 Antretter SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 14849B, 14850 A ZusFr Antretter SPD 14849B, 14850 A ZusFr Bachmaier SPD 14849 D Gansel SPD (Erklärung nach § 30 GO) . 14850 C Dr. Hennig, Parl. Staatssekretär BMB (Erklärung nach § 30 GO) 14850 D Vizepräsident Westphal 14847 B Nächste Sitzung 14866 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14867* A Anlage 2 Zulassungsuntersuchungen für neue Arzneimittel MdlAnfr 5 — Drs 11/6348 — Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw StSekr Chory BMJFFG . . . . 14867* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Februar 1990 14831 193. Sitzung Bonn, den 7. Februar 1990 Beginn: 13.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 09. 02. 90 Dr. Briefs GRÜNE 09. 02. 90 Dr. von Bülow SPD 09. 02. 90 Carstens (Emstek) CDU/CSU 07. 02. 90 Clemens CDU/CSU 09.02.90 Frau Conrad SPD 7. 02. 90 Frau Dempwolf CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 09. 02. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 8. 02. 90 Frau Frieß GRÜNE 07. 02. 90 Dr. Hauchler SPD 9. 02. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 09. 02. 90 Hornung CDU/CSU 07. 02. 90 Frau Kelly GRÜNE 07. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 09. 02. 90 Kohn FDP 09. 02. 90 Lattmann CDU/CSU 09. 02. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 09. 02. 90 Frau Nickels GRÜNE 09. 02. 90 Opel SPD 09. 02. 90 Frau Schilling GRÜNE 09. 02. 90 Spilker CDU/CSU 09. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 09. 02. 90 ) Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 09. 02. 90 Würtz SPD 09. 02. 90 Anlage 2 Antwort des Staatssekretärs Chory auf die Frage des Abgeordneten Dr. Weng (Gerlingen) (FDP) (Drucksache 11/6348 Frage 5): Was hindert die Bundesregierung, die Zulassungsuntersuchungen für neue Arzneimittel privatwirtschaftlich zu organisieren und dadurch zu erreichen, daß das ständige Nichteinhalten der gesetzlichen Frist wenigstens mittelfristig abgebaut wird? Das Zulassungsverfahren nach dem Arzneimittelgesetz beruft auf Regelungen in den Pharmazeutischen Richtlinien der Europäischen Gemeinschaften. In Artikel 3 der 1. Pharmazeutischen Richtlinie 65/65/EWG ist bestimmt, daß die Zulassung durch die Anlagen zum Stenographischen Bericht zuständige Behörde des Mitgliedstaates zu erteilen ist. Diese Vorschrift steht einer privatwirtschaftlichen Organisation des Zulassungsverfahrens entgegen. Grundlage dieser Bestimmung in der 1. Pharmazeutischen Richtlinie war die gemeinsame Überzeugung der Mitgliedstaaten, daß angesichts der gesundheitlichen Risiken, die mit neuen aber auch bereits bekannten Arzneimitteln verbunden sein können, eine präventive Kontrolle in der Verantwortung des Staates geboten ist. An dieser Grundsatzentscheidung haben alle Mitgliedstaaten festgehalten. Nur auf dieser Grundlage kann auch mit Aussicht auf Erfolg das vom Deutschen Bundestag seit langem bejahte Prinzip der gegenseitigen Anerkennung einzelstaatlicher Zulassungsentscheidungen statt einer zentralen europäischen Zulassungsstelle verfolgt werden. Daneben sprechen aber auch fachliche Überlegungen gegen eine private Organisationsform der Arzneimittelzulassung. Es dient der Gewährleistung von fachlich ausgewogenen und weitgehend abgesicherten Entscheidungen, wenn bei einer Stelle Fachwissen aus dem Zulassungsverfahren, aus der Aufbereitung des Altmarktes und aus Verfahren der Risikoabwehr gebündelt wird. Dies ist jetzt beim Arzneimittelinstitut des Bundesgesundheitsamtes der Fall. Würde das Zulassungsverfahren dort ausgelagert, so würde dennoch aus grundsätzlichen Erwägungen des Gesundheitsschutzes die Risikoabwehr beim Bundesgesundheitsamt bleiben müssen. Problematisch wäre dann aber, daß das Bundesgesundheitsamt durch Entzug des Zulassungsverfahrens von einem wesentlichen Teil seines wissenschaftlichen Hintergrundes abgekoppelt würde. Die verantwortungsvolle Wahrnehmung der Risikoabwehr würde dadurch erheblich gefährdet. Zum Abbau des Zulassungsstaus wird jedoch neben den auf Vorschlag des Bundesrechnungshofes bereits getroffenen Verbesserungen der Aufbau- und Ablauforganisation externer Sachverstand unabhängiger Wissenschaftler soweit wie möglich einbezogen. Dies geschieht im Rahmen der 3. AMG-Novelle bei der Prüfung der pharmazeutischen Qualität und soll jetzt im Rahmen der 4. Novelle auch bei der Beurteilung von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit und bei der Vorprüfung der Anträge vorgesehen werden. Darüber hinaus wird zur Zeit mit dem Bundesminister der Finanzen und dem Bundesrechnungshof über den wegen der gestiegenen Antragszahlen notwendigen Umfang der Personalverstärkung verhandelt, damit der Antragsstau bis 1993 abgebaut werden kann.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Helmut Haussmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, entscheidend wäre, daß sich alle wichtigen Parteien im Deutschen Bundestag darauf verständigen, daß wir uns alle getäuscht haben, daß wir ständig dazulernen

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das stimmt!)

    und daß auch das, was heute hier gesagt wird, noch nicht der letzte Vorschlag sein kann,

    (Beifall bei der SPD)

    sondern daß wir uns in einer großen demokratischen Anstrengung mit richtigen währungs- und wirtschaftspolitischen Ergebnissen und Antworten offenhalten müssen, wenn die DDR, die nach wie vor ein souveränes Land ist, ihre Entscheidung getroffen hat, meine Damen und Herren.
    Deshalb ist es richtig, daß wir heute den Bürgern in der DDR sagen: Die DDR hat von allen Ländern in Osteuropa die besten Voraussetzungen und die bestqualifizierten Menschen. Wir haben die besten Voraussetzungen und die größten Mittel, um ein deutschdeutsches Wirtschaftswunder schnell in Gang zu setzen, meine Damen und Herren. Deshalb sollten die Menschen in der DDR bleiben.
    Meine Damen und Herren, wir wollen nicht lange über die Ausgangslage streiten. Aber wahr ist auch, daß sich die Sozialdemokraten heute mit der guten, stabilen D-Mark schmücken und daß wir hier viele Diskussionen über eine andere Geldmengensteuerung und über mehr Kreditprogramme erlebt haben. Wenn wir dem gefolgt wären, hätte die D-Mark heute in der DDR nicht diesen guten Klang. Auch das gehört zur historischen Wahrheit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Erst fangen Sie so lieb an, und dann werden Sie so pampig!)

    Wahr ist, Frau Kollegin, daß Sie unsere Wachstumsraten jetzt gerne in der DDR mit verteilen würden. Wahr ist aber auch, daß Sie immer gegen die Steuerreform waren, daß Sie von Anfang an die Senkung der Lohnzusatzkosten bekämpft haben und daß Sie immer gegen die Änderung des Ladenschlusses waren. Das heißt, all die Maßnahmen, meine Damen und Herren, die uns wirtschaftlich stark gemacht haben, wurden von Ihnen zunächst bekämpft. Deshalb sage ich: Wir, die Koalition der christlichen Union und der Freien Demokraten, haben diese Erfolge mit unserer Politik erreicht, und daher bestimmen wir jetzt, wie wir der DDR am besten helfen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Entscheidend ist neben den notwendigen Sofortmaßnahmen, die ja eingeleitet sind, bei denen wir aber das Problem haben, daß sie kurzfristig nicht greifen können, weil der Mittelstand nicht mehr vorhanden ist, weil das Kammerwesen nicht mehr da ist, weil vieles in den SED-Bezirks- und Kommunalregierungen versickert — das ist ja nicht ein Geldmangel, sondern ein Strukturmangel in der DDR —, die Perspektive „Marktwirtschaft und D-Mark" , und insofern kommt der Währung eine enorme, eine entscheidende psychologische Bedeutung für die Zukunftspläne der Menschen zu. Deshalb hat die Bundesregierung heute entschieden, daß wir unverzüglich in konkrete Verhandlungen über eine künftige Währungsunion mit durchgreifenden Wirtschaftsreformmaßnahmen eintreten.
    Meine Damen und Herren, eine Währungsunion alleine, ohne radikale Wirtschaftsreformen, wäre sinnlos, ja sie würde indirekt auch die gute deutsche D-Mark gefährden. Das heißt, Währungsunion ohne Gewerbefreiheit, ohne Privateigentum, ohne Steuerreform macht keinen Sinn.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Insofern müssen diese beiden Elemente eng miteinander verbunden bleiben, und ich nehme zur Kenntnis, daß die Sozialdemokraten nach ihrer bisherigen ausschließlichen Betonung der Währungsfrage inzwischen auch Fragen der Wirtschaftsreform ernster nehmen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das ist doch lächerlich! — Dreßler [SPD]: Reden Sie nicht so ein Blech!)

    Ich halte das für einen großen Fortschritt.
    Nun gebe ich zu, daß der bisherige Weg, mit SED-Vertretern zu besseren Ergebnissen zu kommen, im Grunde gescheitert ist. Wir haben leider viel Zeit verloren.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Stimmt!)

    Die Abmachungen wurden nicht eingehalten. Insofern macht es nur Sinn, sich jetzt rechtzeitig auf die Situation nach dem 18. März vorzubereiten, und die Bundesregierung wird das in enger Kooperation mit der Deutschen Bundesbank tun.
    Es gibt, wie die heutige Kabinettsitzung gezeigt hat, keinerlei Meinungsverschiedenheiten, und deshalb wiederhole ich, an die Bürger in der DDR gewandt: Ein gemeinsames deutsch-deutsches Wirtschaftswunder ist möglich. Die DDR hat die besten Voraussetzungen. Sie hat fleißige, motivierbare Menschen. Die Bundesregierung hat das Wissen; die deutsche Privatwirtschaft hat das Kapital, um viele neue zukunftsorientierte Arbeitsplätze aufzubauen. Eines muß klar sein: Platz für Steuererhöhungen und Platz für Arbeitszeitverkürzungen gibt es in dieser Situation nicht mehr.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Finanzsenator der Freien und Hansestadt Hamburg, Herr Professor Krupp.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute wird ja über Sofortmaßnahmen gesprochen, und dazu will ich erst einmal eine kleine Bemerkung aus Ländersicht machen. Der Nachtragshaushalt ist für uns natürlich ein Anlaß,
    14860 Deutscher Bundestag — 11, Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Februar 1990
    Senator Dr. Krupp (Hamburg)

    noch stärker auf Sofortmaßnahmen zu drängen, denn die Länder werden mit den Problemen, die sie mit der Übersiedlung von DDR-Bürgern haben, alleingelassen. Dies möchte ich hier noch einmal betonen, allerdings heute darüber nicht streiten; das werden wir dann an anderer Stelle tun.
    Die erste und wichtigste Sofortmaßnahme ist das Angebot einer Währungsunion. Es hat ja lange gedauert, bis sich die Bundesregierung dazu durchgerungen hat. Ich kann nur begrüßen, daß wir jetzt so weit sind.
    Allerdings würde ich davon abraten, sich über die Meinung der DDR-Bürger zu viele Sorgen zu machen. Mir ist eigentlich nur bekannt, daß die SED erhebliche Bedenken gegen eine Währungsunion hat. Im übrigen können wir, glaube ich, in dieser Frage den 18. März ganz gelassen abwarten.
    Mit Nachdruck möchte ich der Auffassung widersprechen, daß ein österreichisches Modell möglich oder gar vorteilhaft wäre. Das kann ich nicht so sehen. Die Einkommensdifferenzen in jedem realistischen österreichischen Modell wären so hoch, daß die Abwanderungswelle weiter gefördert würde. Dies ist nicht vertretbar.

    (Beifall bei der SPD)

    Das hängt natürlich vom Kurs ab, aber bei einem österreichischen Modell müssen Sie den Kurs stützen, und es ist gar kein Zweifel, daß die DDR nicht in der Lage sein wird, den Kurs zu stützen; also müßte die Bundesbank ihn stützen.
    Es ist aber keine Frage, daß der Preis einer Kursstützung unter Unsicherheit — Unsicherheit wäre bei einem österreichischen Modell immer vorhanden — bei weitem zu hoch ist. Deswegen ist ein österreichisches Modell unwirtschaftlich; dies muß man einmal kapieren.
    Darüber hinaus birgt jedes Österreichmodell eine Inflationsgefahr in der DDR in sich. Nur über eine Währungsunion kann ich die Inflationsentwicklung in der DDR anders gestalten als z. B. in Polen oder in Ungarn. Aber Polen und Ungarn wollen wir als Modell für die DDR nicht vorsehen.
    Ich würde gerne auch darauf verweisen, daß demgegenüber die Währungsunion wirtschaftlich vernünftig ist. Sie ist einmal die einzige Möglichkeit, die ich jedenfalls kenne, um die Leistungsbilanzüberschüsse der Bundesrepublik Deutschland, auf die wir alle stolz sind, auf einfache Art und Weise auch für die DDR zu nützen. Wir bekommen eine Möglichkeit, einen unmittelbaren Druck im Außenhandel abzumildern. Diese Chance für die DDR sollten wir wahrnehmen. Es ist auch die einzige Möglichkeit, um die Inflation in West und Ost — das will ich gleich dazu sagen — unter Kontrolle zu haben.
    Ich habe den Eindruck, daß in vielen Diskussionen die Grundtatbestände der DDR nicht richtig bekannt sind. Man muß sehen, daß wir nach groben Schätzungen — man kann das aber gerne verfeinern — in der DDR, gemessen in bundesrepublikanischen Preisen, etwa eine Produktivität je Beschäftigten haben, die halb so hoch wie bei uns ist. Wir haben demgegenüber Einkommen, die brutto etwa bei 30 bis 33 % liegen,
    netto bei etwa 42%. An dieser Stelle gibt es einfach die Möglichkeit, eine solide Lösung zu erreichen, eine Lösung, die für uns auch die sinnvollste ist. Es gibt zugleich die Möglichkeit — ich habe eben schon darauf hingewiesen —, die Inflation unter Kontrolle zu haben.
    Aber an einer Stelle möchte ich allen Vorrednern zustimmen: Die Einführung einer Währungsunion reicht nicht aus. Deswegen ist es eigentlich erforderlich, daß eine Regierung, die den Gedanken der Währungsunion nun aufgreift, auch einmal konkret sagt, an welcher Stelle weitere Dinge notwendig sind.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU: Das ist doch gesagt worden! — Das hat doch Graf Lambsdorff gesagt!)

    — Aber Entschuldigung, es ist doch nicht damit getan, daß wir über einen 400-Millionen-ERP-Fonds reden.
    Ich will hier ganz deutlich sagen, daß wir drei unterschiedliche Probleme haben. Es gibt erstens die Frage, wie wir die Entwicklung der Wirtschaft in der DDR schnell vorantreiben. Hier ist sicher das Setzen auf privates Engagement notwendig und unterstützenswert. Ob allzuviel staatliches Geld dort hinein sollte, würde ich erst einmal vorsichtig beurteilen.
    Wir haben eine zweite Schwierigkeit: Wir brauchen

    (Dr. Meyer zu Bentrup [CDU/CSU]: Keine Investitionslenkung!)

    — keine Investitionslenkung; das ist völlig richtig, das würde ich unterstreichen. Wir brauchen aber ein Bankensystem in der DDR. Ich habe bisher keine konkreten Vorschläge gesehen, wie dieses Bankensystem entwickelt werden soll. Dieses ist aber notwendig.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Sicher! — Dieser Meinung sind wir alle!)

    Drittens: Wir brauchen Vorschläge, wie man sich die finanzielle Situation des Staatshaushalts vorstellt. In diesem Zusammenhang hat mich erschreckt, was ich über Steuerreformen gehört habe. Ich würde an dieser Stelle ganz gerne etwas ausführlicher berichten, wie das aussieht.

    (Bohl [CDU/CSU]: Sie haben aber nur zehn Minuten!)

    — Die Zeit werde ich schon einhalten, keine Angst.
    Am Anfang steht das Thema Preisreform. Da sind wir uns, glaube ich, alle einig. In der Bundesrepublik wird das nur unter der Überschrift diskutiert, daß die Preissubventionen abgebaut werden müssen. Der Prozeß ist übrigens im Gang; das ist wahrscheinlich nicht das Hauptproblem.
    Das Hauptproblem besteht darin, daß die Preise der gesamten volkseigenen Wirtschaft mit hohen Abgaben belastet sind. Dagegen ist unsere Mehrwertsteuer überhaupt nichts. Diese Abgaben dürften, wenn man sie alle aufaddiert, bei 100 % liegen. Dies heißt natürlich auch, daß die Preise, die in der DDR zur Zeit vorliegen, so verzerrt sind, daß eine Preisreform überhaupt keinen Sinn macht, wenn sie nicht von einer Neugestaltung des Finanzsystems begleitet ist. Davon habe ich bisher wenig gehört. Dieses ist keine Frage



    Senator Dr. Krupp
    einer Steuerreform, sondern es ist an vielen Stellen erst einmal die Einführung von Steuern, denn das jetzige Steuersystem ist ein System, das marginale Teile der Volkswirtschaft betrifft. Ein Steuersystem in unserem Sinne ist dort nicht vorhanden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das kann man doch einführen!)

    — Ja, natürlich müssen wir ein Steuersystem einführen, aber ich will hier einmal sagen, man kann hier nicht locker über Währungsunion reden, und das ist, wenn ich das richtig sehe, heute geschehen — —

    (Wissmann [CDU/CSU] sowie weitere Zurufe von der CDU/CSU: Frau MatthäusMaier!)

    — Nein, Frau Matthäus-Maier hat dieses — —

    (Lachen und weitere Zurufe bei der CDU/ CSU)

    — Dann lesen Sie noch einmal in der „Zeit" nach, was sie da geschrieben hat.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Da steht die Steuer drin, Herr Haussmann!)

    Lesen Sie mal nach.
    Jetzt will ich aber noch einen Schritt weitergehen und sagen: Man soll sich nichts vormachen, eine neue Finanzverfassung, welcher Gebietskörperschaft auch immer — ich will diese Frage heute gar nicht vertiefen — , bedeutet, daß wir neu über Finanzausgleiche nachdenken müssen. Finanzausgleich heißt sowohl horizontal wie vertikal innerhalb der Bundesrepublik, aber insbesondere zwischen DDR und Bundesrepublik. Es ist aus meiner Sicht völlig ausgeschlossen, daß wir die Währungsunion einführen, wenn wir nicht zugleich diese zentralen Fragen klären, und zwar schnell klären.
    Dann sind wir erst bei der dritten Aufgabe, nämlich die Infrastruktur in Angriff zu nehmen. Man muß sich darüber im klaren sein, auch dieses ist unverzichtbar.
    Wenn Sie dies alles zusammennehmen, muß ich sagen, habe ich zur Zeit den Eindruck, daß die Regierung das Ausmaß der Aufgabe noch nicht begriffen hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Aufgabe ist weitaus größer als die der Einführung einer Währungsunion. Die Zeit drängt, und man kann es nur begrüßen, daß wir uns nun endlich von der Behutsamkeit von Stufenplänen verabschieden. Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern der DDR wieder Perspektiven geben. Dies wird etwas kosten. Darüber sollte sich jeder im klaren sein. Es ist aber allemal sinnvoller, dieses Geld zu investieren, und zwar in der DDR zu investieren, als es für die Betreuung von Übersiedlern zu konsumieren.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)