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ID1119315600

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    Plenarprotokoll 11/193 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 193. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 7. Februar 1990 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (deutschlandpolitische Fragen; Agrarbericht der Bundesregierung) Seiters, Bundesminister BK 14831 B Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14831 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14832 C Frau Matthäus-Maier SPD 14832 D Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14832 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14833 B Frau Matthäus-Maier SPD 14833 B Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14833 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 14833 C Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14833 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 14834 A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14834 A Roth SPD 14834 B Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14834 C Westphal SPD 14835 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14835 B Werner (Ulm) CDU/CSU 14835 C Seiters, Bundesminister BK 14835 D Dreßler SPD 14836 A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14836 B Wüppesahl fraktionslos 14837 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14838 A Lüder FDP 14838A Vogt, Parl. Staatssekretär BMA 14838 B Oostergetelo SPD 14838 D Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14838 D Jahn (Marburg) SPD 14839A Seiters, Bundesminister BK 14839 B Reuschenbach SPD 14840 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 14840A Zusatztagesordnungspunkt 1 Aktuelle Stunde betr. Stand der Soforthilfe der Bundesregierung für die DDR Roth SPD 14851 C Dr. Waigel, Bundesminister BMF . . . 14852 B Frau Vennegerts GRÜNE . . . 14853B, 14858 C Wissmann CDU/CSU 14854 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 14855 B Frau Matthäus-Maier SPD 14856 B Glos CDU/CSU 14857 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 14859 A Dr. Krupp, Senator der Freien und Hansestadt Hamburg 14859 D Dr. Biedenkopf CDU/CSU 14861 B Reimann SPD 14862 B Grünbeck FDP 14863 B Lintner CDU/CSU 14864 A Schäfer (Offenburg) SPD 14865 A Dr. Neuling CDU/CSU 14866 A Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksache 11/6348 vom 2. Februar 1990 — Verhinderung einer 3%igen Preissenkung für Getreide MdlAnfr 1 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . . 14840 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Februar 1990 ZusFr Eigen CDU/CSU 14840D ZusFr Oostergetelo SPD 14841 B ZusFr Austermann CDU/CSU 14841 C ZusFr Bredehorn FDP 14841 D ZusFr Frau Flinner GRÜNE 14842 A Verhinderung des Preisverfalls für Butter- und Magermilch MdlAnfr 2 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Dr. von Geldern BML . . 14842 C ZusFr Eigen CDU/CSU 14842 C ZusFr Oostergetelo SPD 14843 B ZusFr Bredehorn FDP 14843 D Finanzierung der Millionenhilfe der DDR für Nicaragua durch die bundesdeutschen Steuerzahler MdlAnfr 3 Dr. Müller CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Hennig BMB 14844 A ZusFr Dr. Müller CDU/CSU 14844 B ZusFr Bindig SPD 14844 C ZusFr Büchler (Hof) SPD 14844 D Entschuldigung des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen für seine Äußerungen über die DDR-Sozialdemokraten MdlAnfr 4 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Hennig BMB 14845 A ZusFr Gansel SPD 14845 D ZusFr Jungmann SPD 14847 C ZusFr Antretter SPD 14847 D ZusFr Büchler (Hof) SPD 14848 A Verhandlungen mit der DDR über den Bau einer Schnellbahnverbindung Berlin—Hannover; Einsatz zusätzlicher Fern- und Eilzüge MdlAnfr 10, 11 Schulze (Berlin) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 14848C, 14849 A ZusFr Schulze (Berlin) CDU/CSU 14848D, 14849A Anpassung der Verkehrsplanung an die politischen Veränderungen in Osteuropa MdlAnfr 12, 13 Antretter SPD Antw PStSekr Dr. Schulte BMV 14849B, 14850 A ZusFr Antretter SPD 14849B, 14850 A ZusFr Bachmaier SPD 14849 D Gansel SPD (Erklärung nach § 30 GO) . 14850 C Dr. Hennig, Parl. Staatssekretär BMB (Erklärung nach § 30 GO) 14850 D Vizepräsident Westphal 14847 B Nächste Sitzung 14866 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14867* A Anlage 2 Zulassungsuntersuchungen für neue Arzneimittel MdlAnfr 5 — Drs 11/6348 — Dr. Weng (Gerlingen) FDP SchrAntw StSekr Chory BMJFFG . . . . 14867* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. Februar 1990 14831 193. Sitzung Bonn, den 7. Februar 1990 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 09. 02. 90 Dr. Briefs GRÜNE 09. 02. 90 Dr. von Bülow SPD 09. 02. 90 Carstens (Emstek) CDU/CSU 07. 02. 90 Clemens CDU/CSU 09.02.90 Frau Conrad SPD 7. 02. 90 Frau Dempwolf CDU/CSU 09. 02. 90 Dr. Dollinger CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Fischer CDU/CSU 09. 02. 90 Francke (Hamburg) CDU/CSU 8. 02. 90 Frau Frieß GRÜNE 07. 02. 90 Dr. Hauchler SPD 9. 02. 90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 09. 02. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 09. 02. 90 Hornung CDU/CSU 07. 02. 90 Frau Kelly GRÜNE 07. 02. 90 Dr. Knabe GRÜNE 09. 02. 90 Kohn FDP 09. 02. 90 Lattmann CDU/CSU 09. 02. 90 Müller (Schweinfurt) SPD 09. 02. 90 Frau Nickels GRÜNE 09. 02. 90 Opel SPD 09. 02. 90 Frau Schilling GRÜNE 09. 02. 90 Spilker CDU/CSU 09. 02. 90 Voigt (Frankfurt) SPD 09. 02. 90 ) Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 09. 02. 90 Würtz SPD 09. 02. 90 Anlage 2 Antwort des Staatssekretärs Chory auf die Frage des Abgeordneten Dr. Weng (Gerlingen) (FDP) (Drucksache 11/6348 Frage 5): Was hindert die Bundesregierung, die Zulassungsuntersuchungen für neue Arzneimittel privatwirtschaftlich zu organisieren und dadurch zu erreichen, daß das ständige Nichteinhalten der gesetzlichen Frist wenigstens mittelfristig abgebaut wird? Das Zulassungsverfahren nach dem Arzneimittelgesetz beruft auf Regelungen in den Pharmazeutischen Richtlinien der Europäischen Gemeinschaften. In Artikel 3 der 1. Pharmazeutischen Richtlinie 65/65/EWG ist bestimmt, daß die Zulassung durch die Anlagen zum Stenographischen Bericht zuständige Behörde des Mitgliedstaates zu erteilen ist. Diese Vorschrift steht einer privatwirtschaftlichen Organisation des Zulassungsverfahrens entgegen. Grundlage dieser Bestimmung in der 1. Pharmazeutischen Richtlinie war die gemeinsame Überzeugung der Mitgliedstaaten, daß angesichts der gesundheitlichen Risiken, die mit neuen aber auch bereits bekannten Arzneimitteln verbunden sein können, eine präventive Kontrolle in der Verantwortung des Staates geboten ist. An dieser Grundsatzentscheidung haben alle Mitgliedstaaten festgehalten. Nur auf dieser Grundlage kann auch mit Aussicht auf Erfolg das vom Deutschen Bundestag seit langem bejahte Prinzip der gegenseitigen Anerkennung einzelstaatlicher Zulassungsentscheidungen statt einer zentralen europäischen Zulassungsstelle verfolgt werden. Daneben sprechen aber auch fachliche Überlegungen gegen eine private Organisationsform der Arzneimittelzulassung. Es dient der Gewährleistung von fachlich ausgewogenen und weitgehend abgesicherten Entscheidungen, wenn bei einer Stelle Fachwissen aus dem Zulassungsverfahren, aus der Aufbereitung des Altmarktes und aus Verfahren der Risikoabwehr gebündelt wird. Dies ist jetzt beim Arzneimittelinstitut des Bundesgesundheitsamtes der Fall. Würde das Zulassungsverfahren dort ausgelagert, so würde dennoch aus grundsätzlichen Erwägungen des Gesundheitsschutzes die Risikoabwehr beim Bundesgesundheitsamt bleiben müssen. Problematisch wäre dann aber, daß das Bundesgesundheitsamt durch Entzug des Zulassungsverfahrens von einem wesentlichen Teil seines wissenschaftlichen Hintergrundes abgekoppelt würde. Die verantwortungsvolle Wahrnehmung der Risikoabwehr würde dadurch erheblich gefährdet. Zum Abbau des Zulassungsstaus wird jedoch neben den auf Vorschlag des Bundesrechnungshofes bereits getroffenen Verbesserungen der Aufbau- und Ablauforganisation externer Sachverstand unabhängiger Wissenschaftler soweit wie möglich einbezogen. Dies geschieht im Rahmen der 3. AMG-Novelle bei der Prüfung der pharmazeutischen Qualität und soll jetzt im Rahmen der 4. Novelle auch bei der Beurteilung von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit und bei der Vorprüfung der Anträge vorgesehen werden. Darüber hinaus wird zur Zeit mit dem Bundesminister der Finanzen und dem Bundesrechnungshof über den wegen der gestiegenen Antragszahlen notwendigen Umfang der Personalverstärkung verhandelt, damit der Antragsstau bis 1993 abgebaut werden kann.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Matthias Wissmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Vennegerts, ich habe den Eindruck, Sie lesen am Schreibtisch in Bonn Ihre Parteiprogramme,

    (Frau Vennegerts [GRÜNE]: Nein!)

    statt mit den Menschen in der DDR zu reden; denn sonst hätten Sie im ersten Teil Ihrer Ausführungen nicht den Eindruck erweckt, als wollten die Menschen gar nicht, daß wir hinüberkommen, daß wir mit ihnen reden, daß wir ihnen zuhören,

    (Frau Vennegerts [GRÜNE]: Quatsch! — Frau Teubner [GRÜNE]: Wann haben Sie denn angefangen, mit denen zu reden?)

    ja daß wir — das sage ich ebenfalls — auch politisch mit ihnen diskutieren. Wir drängen uns nicht auf,

    (Frau Vennegerts [GRÜNE]: Was? Sie bevormunden!)

    aber wir nehmen gerne die Einladungen unserer Landsleute an, drüben mit ihnen zu reden. Das werden wir auch in Zukunft tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer mit den Menschen in der DDR spricht, weiß: Sie wollen schnell eine Verbesserung ihrer Lebenssituation. Darauf hat die Bundesregierung mit ihrem Soforthilfeprogramm geantwortet. Sie stellt medizinische Hilfe zur Verfügung, sie finanziert zusätzliche Umweltschutzprojekte, sie investiert in das Telefonsystem, sie verbessert die Verkehrswege, sie hilft bei der Existenzgründung von Selbständigen. Zehntausende von DDR-Bürgern wollen noch in den nächsten Monaten selbständig werden. Die Anträge können jetzt gestellt werden.
    Die Bundesregierung ist, wie das Kabinett gestern mit Recht entschieden hat, bereit, mit der DDR zusammen eine Wirtschafts- und Währungsunion zu bilden, damit die DDR-Landsleute möglichst schnell für ihre Leistung harte Mark in die Hand bekommen.
    Also nicht, Herr Kollege Roth und Frau MatthäusMaier, die Stabilisierung der Ost-Mark ist gefragt,

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Jeder weiß, daß es unsere Idee war!)

    sondern eine gemeinsame stabile deutsche Währung, auf deren Basis der wirtschaftliche Fortschritt in der DDR und die grundlegende Veränderung der Lebenssituation der Menschen drüben erreicht werden können. Allerdings ist klar: Diese Währungsunion kann nur sinnvoll sein, wenn sie auf einem soliden, stabilen Fundament steht.

    (Glos [CDU/CSU]: Richtig!)

    Deswegen, so meinen wir, muß dringend eine umfassende Preisreform mit einer freien Preisbildung in der DDR durchgesetzt werden. Deswegen muß eine leistungsfördernde Steuerreform geschaffen werden. Deswegen muß eine vollständige Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit ermöglicht werden. Deswegen muß eine vollständige Tarif- und Koalitionsfreiheit erreicht werden. Es muß die völlige Zulassung von Privateigentum geben.
    Das, was wir gemeinsam wollen — ich glaube, darüber dürfte es keinen Unterschied in diesem Hause geben — , ist eine Wirtschafts- und Währungsunion auf stabilem Fundament. Die D-Mark als gemeinsame Währung soll d e r Stabilitätsanker auch im europäischen Währungssystem bleiben. Das muß doch unser Ziel sein für die Menschen hüben und für die Menschen drüben.
    Meine Damen und Herren, wir müssen uns auch darüber im klaren sein, daß es nur gelingen wird, zu einem wirtschaftlichen Aufbruch in der DDR beizutragen, wenn nicht nur die großen Betriebe auf beiden Seiten unterwegs sind, wenn drüben privatisiert und dezentralisiert wird, sondern wenn vor allem die Zehntausende von kleinen und mittleren Betrieben, die schon da sind und die sich gründen werden, von



    Wissmann
    uns ermutigt und unterstützt werden. 100 000 gründungswillige Unternehmer sind nach den jüngsten Erhebungen in der DDR auf dem Sprung. Es muß doch unser Ziel sein, denen mit Mitteln aus dem ERP-Gründungsprogramm und mit zinsgünstigen Krediten zu helfen. Diese Unternehmen schaffen neue Arbeitsplätze, sorgen für eine bessere Lebensmittelversorgung, sorgen für Heimwerker- und Baumärkte.
    Ich halte wenig davon, hier in diesem Hause die kleinkarierte Diskussion fortzusetzen, die vorhin vom Kollegen Roth begonnen wurde. Wir sollten hier einen Wettlauf um die besseren Ideen veranstalten, aber nicht eine kleinkarierte Auseinandersetzung darüber, wer zuerst da war.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich meine, wir brauchen hier Anregungen für die Zukunft und nicht die Schlachten von vorgestern.
    Die DDR braucht unsere Unterstützung. Sie braucht einen schnellen Beitrag zu einer deutschen Währungs- und Wirtschaftsunion auf solidem ordnungspolitischem Fundament; denn dann haben wir die Voraussetzungen zu schaffen, um die staatliche Einheit Deutschlands zügig zu erreichen und damit unserem Land eine gute Zukunft zu geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Graf Lambsdorff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die GRÜNEN werden kaum in die Gefahr kommen, eine Einladung zum Auftritt im Wahlkampf in der DDR zu erhalten, wenn sie solche Reden halten, wie wir sie eben gehört haben. Das Problem erledigt sich auf diese Weise. Sie können dem Beschluß des Runden Tisches folgen.
    Das Tempo des wirtschaftlichen und politischen Verfalls in der DDR nimmt zu; wir wissen das. Der Strom der Übersiedler schwillt an. Er verschärft die Probleme drüben und führt zu Spannungen bei uns. Jeder weiß: Die Bürger der DDR brauchen eine Zukunftsperspektive, ein Zeichen der Hoffnung, damit wir zwar immer noch keine Gewißheit, aber doch eine Chance haben, daß das vielleicht endet. Wenn das nicht geschieht, packen immer mehr ihre Koffer.
    Herr Roth, Sie haben schon recht: Der Drang zur deutschen Einheit ist so stark geworden, daß alle bisherigen Pläne Makulatur geworden sind — so haben Sie gesagt — und natürlich auch die früheren politischen Vorstellungen der SPD zur Wiedervereinigungspolitik.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Und der FDP!)

    Der Prozeß der deutschen Einigung sollte und darf sich nicht in chaotischen Bahnen vollziehen. Er sollte geordnet vor sich gehen. Das ist gewiß der bessere Weg. Jeder von uns wird das so sehen.
    Wir begrüßen es, daß die Bundesregierung bereit ist, mit der DDR unverzüglich in Verhandlungen über eine Währungsunion mit einer Wirtschaftsreform einzutreten. Was eine Wirtschaftsunion eigentlich
    sein soll, hat mir bisher noch niemand erklären können.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das lernen Sie auch noch, Graf Lambsdorff! — Roth [SPD]: In drei bis vier Wochen wissen Sie es!)

    Aber Währungsunion mit Wirtschaftsreform ist notwendig. Die Währungsunion allein bringt allerdings nichts. Gutes Geld in eine falsche Wirtschaftsordnung zu stecken, das ruiniert auch noch das gute Geld.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Wer fordert das?)

    — Ich sage es ja nur. Anfangs haben Sie es gefordert.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Dummes Zeug!)

    Inzwischen haben Sie von Ihren früheren Vorstellungen soviel gestrichen, daß Sie nunmehr richtigen Positionen näherkommen. Aber das können Sie ja gleich hier erklären.

    (Roth [SPD]: Die Währungsunion erklärt Lambsdorff!)

    — Lieber Herr Roth, ich bin voll beeindruckt von der Situation der Bundesrepublik. Wir sind das mit Währungsexperten am reichsten gesegnete Land dieser Welt. Das hat sich in den letzten 14 Tagen gezeigt.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Außer Ihnen!)

    — Ich nehme mich gerne davon aus, jawohl. Ich verstehe davon gar nichts.
    Die Stabilität der D-Mark, ihr internationales Ansehen dürfen auch im Interesse der DDR und dessen, was wir da vor uns haben, was wir zu leisten haben, nicht gefährdet werden. Ohne Reformen würde der Zustrom von privatem Kapital gar nicht erst einsetzen. Und darauf kommt es entscheidend an. Es kommt bei diesen Größenordnungen nicht entscheidend auf öffentliche Mittel an, sondern auf privates Kapital.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Was „Reformen" im einzelnen bedeutet, will ich gar nicht aufzählen. Wahrscheinlich sind wir uns darüber einig, was notwendig ist. Aber wenn Sie sagen, Herr Roth, alle Parteien in der DDR seien für die Soziale Marktwirtschaft, so ist das verbal richtig. Die Wirtschaftspolitik der Frau Luft nehmen wir davon aus. Die versteht es immer noch nicht. Aber was Herr Ibrahim Böhme dazu verkündet, zeigt, daß er es auch nicht versteht. Das ist nicht die Soziale Marktwirtschaft, und das sind nicht die Vorstellungen, die die DDR braucht. Es sind jetzt die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die Reformen nach den Wahlen am 18. März schleunigst umgesetzt werden können. Sie müssen auch sozial flankiert werden — das ist zu Recht gesagt worden — , vor allem durch zwei Dinge: durch eine Arbeitslosenversicherung und durch eine Anpassung oder Sicherung des Rentenniveaus. Hier, meine ich, müssen wir in angemessener Weise zeitlich befristet Hilfe und Leistungen zusagen, um den Übergang in dieser transitorischen Periode abzufedern.
    Für die währungspolitische Zusammenarbeit gibt es verschiedene Modelle. Ich will sie hier gar nicht im



    Dr. Graf Lambsdorff
    einzelnen behandeln. Eines steht fest: Das österreichische Modell könnte morgen eingeführt werden.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Das ist doch dummes Zeug!)

    Es gäbe überhaupt keinen Zeitverlust. Die Einführung der D-Mark West in der DDR hätte erheblich mehr Probleme, brauchte eine Änderung des Bundesbankgesetzes, so gestern Herr Pöhl. Übrigens ist den meisten wahrscheinlich gar nicht bewußt, Herr Roth, daß dies die Währungsreform bedeutete, mit all den Härten und Ungerechtigkeiten und mit ganz fatalen Rückwirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in der DDR. Es wäre schon ein besserer Weg, die D-Mark und die Mark der DDR zu verbinden, wobei sich die DDR-Staatsbank in ihrer stabilitätsorientierten Politik der Führung durch die Deutsche Bundesbank anvertraute.

    (Roth [SPD]: Wer soll denn intervenieren? — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Die DDR? Lächerlich! — Roth [SPD]: Mit Papiergeld?)

    Meine Damen und Herren, die daraus entstehenden Belastungen für Bevölkerung und Wirtschaft der DDR sind gering im Vergleich zur Härte eines Währungsschnittes. Aber wir wollen hier nicht über Einzelheiten diskutieren.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Besser nicht!) Das kann man in fünf Minuten nicht!

    Schon vor dem 18. März kann und soll es auf den Feldern Gesundheitswesen, Umweltschutz, Telekommunikation und Verkehrswesen Hilfe geben. Das ist auch schon vereinbart. Es ist geschehen. Die Zahlen, die der Finanzminister hier genannt hat, sind ausreichend und zufriedenstellend und zeigen, daß die Bundesregierung handelt.
    Wir müssen dafür Sorge tragen, meine Damen und Herren, daß unsere Wirtschaft stark genug bleibt, um das zu schaffen und zu erreichen, was notwendig ist. — Ja, da nicken Sie freundlich. Dann hören Sie auf, uns Steuererhöhungen vorzuschlagen, die die Wirtschaft beschädigen würden,

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Wer schlägt Steuererhöhungen vor?)

    und sagen Sie ihren Freunden, daß überzogene Tarifabschlüsse, wie sie zur Zeit verhandelt werden, gerade jetzt Gift für die Wirtschaft sind

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    und auch Gift für die Bewältigung der deutsch-deutschen Einigung,

    (Becker [Nienberge] [SPD]: Das war immer so: Die Arbeitnehmer sollen das bezahlen!)

    die jetzt erfreulicherweise so nahe vor der Tür steht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)