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    Plenarprotokoll 11/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 17. Januar 1990 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung (Aufnahmeverfahren für Aus- und Übersiedler; Zielfestsetzungen zur Vermeidung, Verringerung und Verwertung von Abfällen von Verpackungen aus Kunststoff für Nahrungs- und Genußmittel sowie Konsumgüter) Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14439 A Dr. Penner SPD 14440 C Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14440 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 14441 B Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14441 C Frau Hämmerle SPD 14441 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14442 A Scharrenbroich CDU/CSU 14442 B Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14442 C Frau Ganseforth SPD 14443 A Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14443 A Feilcke CDU/CSU 14443 B Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14443 B Dr. Scheer SPD 14443 C Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14443 C Dr. Czaja CDU/CSU 14444 C Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14444 D Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 14445 A Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 14445 B Dr. Scheer SPD 14445 D Wimmer, Parl. Staatssekretär BMVg 14445 D Scharrenbroich CDU/CSU 14445 D Dr. Hennig, Parl. Staatssekretär BMB .4446 A Dr. Hirsch FDP 14446 B Wimmer, Parl. Staatssekretär BMVg 14446 B Schäfer (Offenburg) SPD 14446 C Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 14446 C Frau Garbe GRÜNE 14446 D Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 14446 D Frau Dr. Hartenstein SPD 14447 A Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 14447 A Stahl (Kempen) SPD 14447 B Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 14447 C Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur US-Invasion in Panama Volmer GRÜNE 14457 C, 14463 C Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU 14458 C Wischnewski SPD 14459 B Irmer FDP 14460 A, 14465 D Schäfer, Staatsminister AA 14461 A, 14466 C Frau Wieczorek-Zeul SPD 14461 D Lowack CDU/CSU 14462 C Dr. Holtz SPD 14463 D Lummer CDU/CSU 14464 D Duve SPD 14467 A Dr. Pohlmeier CDU/CSU 14468 A Scharrenbroich CDU/CSU 14468 D Vizepräsidentin Renger 14462 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 187. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Januar 1990 Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde — Drucksachen 11/6220 vom 12. 01. 90 und 11/6229 vom 16. 01. 90 — Beförderung von Nuklearmaterial durch das Tochterunternehmen der Deutschen Bundesbahn „Nuclear Cargo and Service" (NCS) DringlAnfr 1, 2 Dr. Kübler SPD Antw PStSekr Gröbl BMU 14448 A, 14448 C ZusFr Dr. Kübler SPD 14448 B, 14448 D ZusFr Frau Wollny GRÜNE 14449 A ZusFr Weiss (München) GRÜNE 14449 A ZusFr Reuter SPD 14449 C Ergebnisse der Untersuchungen über Eruptionen des Eifelvulkanismus im LaacherSee-Gebiet; Berücksichtigung dieser Untersuchungsergebnisse bei der Frage des Standorts des noch nicht genehmigten Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich MdlAnfr 5, 6 Pauli SPD Antw PStSekr Dr. Probst BMFT 14449 D, 14450 B ZusFr Pauli SPD 14450 A, 14450 B ZusFr Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE . 14450 C Vereinbarkeit der Geldsammlung für Waffenkäufe für die Guerillabewegung in El Salvador mit den bundesdeutschen Gesetzen MdlAnfr 8 Dr. Müller CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Jahn BMJ 14451 A ZusFr Dr. Müller CDU/CSU 14451 A ZusFr Frau Eid GRÜNE 14451 B ZusFr Jäger CDU/CSU 14451 C ZusFr Gansel SPD 14451 C ZusFr Volmer GRÜNE 14451 D Aufhebung der mit Gesetz vom 7. April 1977 in das Strafgesetzbuch der DDR eingefügten Strafbestimmungen noch vor der Schlußphase des Volkskammer-Wahlkampfes zum Schutz der Meinungs- und Reisefreiheit MdlAnfr 11 Jäger CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Jahn BMJ 14452 A ZusFr Jäger CDU/CSU 14452 B ZusFr Dr. Müller CDU/CSU 14452 C ZusFr Gansel SPD 14452 C Beteiligung bundesdeutscher Dienststellen an der Entlassung des ehemaligen DDR-Staatssekretärs Schalck-Golodkowski aus der Untersuchungshaft; Kenntnis des Aufenthaltsorts MdlAnfr 12 Gansel SPD Antw PStSekr Dr. Jahn BMJ 14452 D ZusFr Gansel SPD 14453 A ZusFr Frau Wollny GRÜNE 14453 C ZusFr Lowack CDU/CSU 14453 D Lieferung von Ersatzteilen für G-3-Gewehre während des Golfkrieges durch die Hamburger Firma Körber AG MdlAnfr 13 Frau Vennegerts GRÜNE Antw PStSekr Beckmann BMWi 14453 D ZusFr Frau Vennegerts GRÜNE 14454 A ZusFr Müller (Pleisweiler) SPD 14454 B ZusFr Frau Eid GRÜNE 14454 B Herkunft der in der südafrikanischen Armee verwendeten G-3-Gewehre und der Waffen des Typs HK 43 MdlAnfr 14, 15 Frau Eid GRÜNE Antw PStSekr Beckmann BMWi 14454 C, 14455 B ZusFr Frau Eid GRÜNE 14454C, 14455 B ZusFr Volmer GRÜNE 14454D, 14455 C ZusFr Lowack CDU/CSU 14455 A ZusFr Dr. Müller CDU/CSU 14455 A Lieferung von Ersatzteilen für die Herstellung von MP 5 und G-3-Gewehren ins Ausland MdlAnfr 16, 17 Dr. Mechtersheimer GRÜNE Antw PStSekr Beckmann BMWi 14456 A ZusFr Dr. Mechtersheimer GRÜNE 14456 A Lieferung von G-3-Gewehren aus portugiesischer Lizenzproduktion nach Lateinamerika; Herkunft der G-3-Gewehre der nicaraguanischen Contra MdlAnfr 18, 19 Volmer GRÜNE Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 187. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Januar 1990 III Antw PStSekr Beckmann BMWi 14456 C, 14457 A ZusFr Volmer GRÜNE 14456 D, 14457 A Nächste Sitzung 14469 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 14471* A Anlage 2 Anlage eines Hubschrauber-Landeplatzes auf dem geräumten US-Militärdepot bei Mörsfeld MdlAnfr 1, 2 Gerster (Worms) SPD SchrAntw PStSekr Carstens BMF 14471* B Anlage 3 Einfrieren von Drogengeldern im Ausland verurteilter Drogentäter auf Grund des Ersuchens eines anderen Staates MdlAnfr 9, 10 Dr. de With SPD SchrAntw PStSekr Dr. Jahn BMJ 14471* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 187. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Januar 1990 14439 187. Sitzung Bonn, den 17. Januar 1990 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 19. 01. 90 Dr. Ahrens SPD 19. 01. 90 * Antretter SPD 19. 01. 90 * Biehle CDU/CSU 19. 01. 90 ** Dr. Emmerlich SPD 19. 01. 90 Frau Frieß GRÜNE 19. 01. 90 Dr. Geißler CDU/CSU 17. 01. 90 Gerster (Worms) SPD 17. 01. 90 Glos CDU/CSU 19.01.90 Dr. Götz CDU/CSU 19. 01, 90 Grünbeck FDP 19.01.90 Harries CDU/CSU 19.01.90 Häuser SPD 19.01.90 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 19. 01. 90 Frau Hensel GRÜNE 19. 01. 90 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 19. 01. 90 Graf Huyn CDU/CSU 17. 01. 90 Ibrügger SPD 19. 01. 90 ** Koschnick SPD 18.01.90 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 17. 01. 90 Meyer SPD 17.01.90 Müller (Düsseldorf) SPD 17. 01. 90 Nagel SPD 19.01.90 Petersen CDU/CSU 19. 01. 90 ** Pfeifer CDU/CSU 19.01.90 Rappe (Hildesheim) SPD 17. 01. 90 Rauen CDU/CSU 19.01.90 Reddemann CDU/CSU 19. 01. 90 * Repnik CDU/CSU 19.01.90 Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 19. 01. 90 Gmünd) Schwarz CDU/CSU 19.01.90 Dr. Stoltenberg CDU/CSU 19. 01. 90 Such GRÜNE 17.01.90 Dr. Uelhoff CDU/CSU 19. 01. 90 Uldall CDU/CSU 19.01.90 Weiß (Kaiserslautern) CDU/CSU 19. 01. 90 Frau Dr. Wilms CDU/CSU 19. 01. 90 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Carstens auf die Fragen des Abgeordneten Gerster (Worms) (SPD) (Drucksache 11/6220 Fragen 1 und 2): Welche andere Zweckbestimmung ist für das offenbar geräumte Militärdepot der US-Streitkräfte zwischen Mörsfeld, Stein-Bockenheim, Wonsheim und Tiefenthal in Rheinhessen von amerikanischer Seite vorgesehen? Kann die Bundesregierung bestätigen, daß die US-Streitkräfte für diese Liegenschaft trotz des Widerstands der benachbarten Gemeinden die Anlage eines Hubschrauber-Landeplatzes erwägen? Anlagen zum Stenographischen Bericht Zu Frage 1: Das US-Militärdepot in Mörsfeld-Wonsheim wird nach wie vor als Gerätelager genutzt. Es ist keine Nutzungsänderung vorgesehen. Zu Frage 2: Nach Angaben der amerikanischen Streitkräfte werden frühere Planungen, einen provisorischen Hubschrauber-Landeplatz einzurichten, nicht weiterverfolgt. Anlage 3 Antwort des Pari. Staatssekretärs Dr. Jahn auf die Fragen des Abgeordneten Dr. de With (SPD) (Drucksache 11/6220 Fragen 9 und 10): Könnte die Bundesregierung einem Ersuchen eines fremden Staates nach Einfrieren und schließlich Überführen von Drogengeldern bei/bzw. aus Banken entsprechen, nachdem im Ausland die ordnungsgemäße Beschlagnahme bzw. die rechtskräftige Verurteilung des Drogentäters erfolgt ist (Gewinnabschöpfung, Einziehung und Verfall, Geldwäsche)? Wenn nein, welche Maßnahmen müßten getroffen werden, um derartigen Ersuchen nachkommen zu können? Zu Frage 9: Nach dem derzeit geltenden Recht ist bei eingehenden ausländischen Ersuchen im Zusammenhang mit Drogengeldern zu unterscheiden, ob im ausländischen Staat bereits eine rechtskräftige Einziehungsoder Verfallsentscheidung vorliegt oder nicht. Liegt eine rechtskräftige Anordnung des Verfalls eines Vermögensvorteils oder der Einziehung eines Gegenstandes vor, so ist deren Vollstreckung nach § 49 Absatz 4 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen vom 23. Dezember 1982 unzulässig. Soweit dem Ersuchen eine Tat zugrunde liegt, die auch nach deutschem Recht strafbar ist, käme allenfalls in Betracht, ein selbständiges Einziehungsverfahren gemäß § 440 der Strafprozeßordnung durchzuführen. Liegt eine ausländische rechtskräftige Anordnung des Verfalls eines Vermögensvorteils oder der Einziehung eines Gegenstandes noch nicht vor, so ist nach dem Wortlaut der §§ 66, 67 IRG die Beschlagnahme und Herausgabe von Gegenständen, wozu auch Bankforderungen gehören, die der Betroffene oder ein Beteiligter durch die dem Ersuchen zugrunde liegende Tat oder als Entgelt für solche Gegenstände erlangt hat, zulässig, sofern eine ordnungsgemäße Beschlagnahmeanordnung des ersuchenden Staates vorliegt und gewährleistet ist, daß Rechte Dritter unberührt bleiben und unter Vorbehalt herausgegebene Gegenstände auf Verlangen unverzüglich zurückgegeben werden. Zu Frage 10: Das derzeitige rechtshilferechtliche Instrumentarium ist, soweit es sich speziell um Gewinnabschöpfungen im Rahmen des illegalen Betäubungsmittelhandels handelt, lückenhaft und unvollständig. Die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich 14472* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 187. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Januar 1990 wird jedoch durch das neue Übereinkommen der Vereinten Nationen von 1988 gegen unerlaubten Drogenverkehr weitgehend verbessert werden. Die Bundesrepublik Deutschland hat das Übereinkommen unterzeichnet und beabsichtigt, es so schnell wie möglich zu ratifizieren und anzuwenden. Neben der Pönalisierung der Geldwäsche, wodurch dem Erfordernis der beiderseitigen Strafbarkeit bei eingehenden Rechtshilfeersuchen, die auf Zwangsmaßnahmen gerichtet sind, Genüge getan wird, wird die Bundesregierung eine neue Rechtsvorschrift einbringen, nach der bei entsprechenden Ersuchen um Vollstreckung ausländischer Einziehungsanordnungen von der Möglichkeit des selbständigen Einziehungsverfahrens nach § 440 Strafprozeßordnung Gebrauch zu machen ist, sofern die übrigen Voraussetzungen nach nationalem Recht gegeben sind.
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    Rede von Heinrich Lummer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zunächst einmal nicht nur an den Kollegen Holtz die Bemerkung, daß wir alle Opfer bedauern, die Noriegas und auch die der amerikanischen Invasion; das sollte klar sein.
    Wenn eine solche Aktuelle Stunde beantragt wird, dann fragt man sich: Welchen Zweck hat sie? Es ist ganz offenkundig, daß der Zweck von seiten der GRÜNEN gewesen ist und noch ist, die Amerikaner anzugreifen, zu diskreditieren, ihnen die Meinung zu sagen.

    (Zuruf von den GRÜNEN: Scharfsinnig! — Conradi [SPD]: Wir sind ein freies Parlament!)

    Wenn das in einer derartigen Weise geschieht, wie das durch Herrn Volmer gemacht worden ist, dann ist man in einer schwierigen Situation. Man wird manchmal gewissermaßen gezwungen, eine Rolle zu verteidigen, wo man es so deutlich vielleicht nicht tun wollte. Aber ich bitte um Verständnis: Das, was hier gegenüber den Amerikanern geschehen ist, ist ebenso unerträglich wie falsch.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, man ist doch in der Politik oftmals in der Situation, daß man zwischen zwei



    Lummer
    Übeln wählen muß oder daß man zwei Übel in Kauf nehmen muß. So ist es wohl auch hier bis zu einem gewissen Grade gewesen, und wir sollten uns sagen: Die Sache ist vorbei, die man eine „Gerechte Sache" genannt hat, obwohl das nicht überall so verstanden wurde, und vielleicht mit gutem Grund.

    (Dr. Holtz [SPD]: Wie verstehen Sie das?)

    Aber, meine Damen und Herren, ich kenne viele — auch und gerade von den hier schon zitierten Südamerikanern, die hohe Positionen haben — , die sich auf der einen Seite ungemein darüber freuen, daß die Amerikaner das gemacht haben, was sie gemacht haben, die nun aber auf der anderen Seite wieder die Chance haben, die Amerikaner in die Pfanne zu hauen. Das ist eine Philosophie, die nicht meine eigene ist, aber das spürt man doch allenthalben.
    Ich finde, wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie das denn im Ergebnis zu sehen ist. Was ist passiert? Es gibt einen Diktator — einen blutrünstigen Diktator, der zum Teil selber exekutiert hat — weniger auf der Welt.

    (Conradi [SPD]: Der Zweck heiligt die Mittel, ja?)

    — Sehen Sie, Sie machen es sich wirklich ein bißchen zu einfach. Wir sind post festum bei einer Bewertung und Abwägung. Wenn ein Diktator weniger vorhanden ist — und wenn ich es richtig sehe, gibt es so etwas nur noch in Kuba und in Nicaragua; in Chile wird es ja bald vorbei sein — , wird man immerhin eine insgesamt positive Tendenz sehen, und das war ja auch ein erklärtes Ziel der Vereinigten Staaten.

    (Stratmann [GRÜNE]: 4 000 Menschen weniger!)

    Zweitens gibt es einen gefährlichen internationalen Drogenhändler weniger. Wenn man weiß, was der Drogenhandel für die Menschheit bedeutet, auch und insbesondere in Nordamerika, weiß man, welche Last mit diesem Herrn jetzt weggenommen ist.

    (Volmer [GRÜNE]: Warum handelt denn der CIA mit Drogen? Warum wurden die Contras aus Drogengeldern bezahlt?)

    Aber dies, was man positiv nennen kann, wird eben durch das überschattet, was an Opfern vorhanden ist. Jedermann wird bei all dem sagen müssen, daß sich natürlich die Frage nach Ziel und Mittel stellt. Das ist doch ganz selbstverständlich. In der Politik geschieht das ja auch oft genug. Also sage ich: Da ist viel Positives, aber es bleibt ein Stück Bitterkeit.
    Insofern muß man sich Gedanken darüber machen, ob das alles so richtig gewesen ist und wie es weitergehen soll. Der Kollege Wischnewski hat ja besonders auf die Frage hingewiesen: Was muß jetzt passieren? Herr Kollege, Sie haben gesagt: Abzug, okay; Sie haben gesagt: Wiedergutmachung ist erforderlich. Ich füge hinzu, daß — auch das ist schon gesagt worden — nicht der Eindruck entstehen darf, daß die jetzige Regierung gewissermaßen von Gnaden der Amerikaner regiert.

    (Wischnewski [SPD]: Das habe ich nicht gesagt!)

    — Nein, nein, ich sage das. — Deshalb ist es gut, wenn wiederum freie Wahlen stattfinden. Das wäre für die Legitimation der neuen Regierung gut und würde den Erfolg, was die Wiederherstellung von Demokratie betrifft, abrunden.
    Des weiteren greife ich etwas auf, was der Kollege Lowack angedeutet hat, und ich meine, darüber sollten wir ernsthaft nachdenken. Herr Irmer hat mit einem Beispiel auch darauf verwiesen: Was hätten Sie denn im Falle Rumäniens, wo es ja an einem seidenen Faden hing, gemacht, wenn die Russen zugunsten einer demokratischen Entwicklung eingegriffen hätten? Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie die internationale Gemeinschaft mit solchen Verbrechern wie Ceausescu und Noriega fertig wird. Wir haben das Instrumentarium nicht! Hauen Sie doch nicht nur die Vereinigten Staaten in die Pfanne, nachdem die festgestellt haben: Alles andere hat nicht funktioniert, und jetzt müssen wir irgend etwas tun. So einfach ist das nicht! Lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, wie wir einen Ausweg aus solchen Situationen finden. Ich meine, das sind die Lehren, die man aus einer abgewogenen Bewertung ziehen sollte. Man darf nicht einfach den Versuch machen, hier mit einer Aktuellen Stunde einen in die Pfanne zu hauen, und damit hat es sich dann. So geht es nicht!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Irmer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Irmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Kollegen! Es ist erfreulich, daß durch differenzierte Beiträge von seiten der Opposition noch einmal darauf hingewiesen worden ist, wie schwierig doch die Beurteilung dieser Lage ist, und ich bin auch Herrn Lummer für seine letzten Bemerkungen außerordentlich dankbar. Selbstverständlich, lieber Uwe Holtz, beklagen wir die Opfer. Wir beklagen aber auch die Drogentoten, die Tausende und Abertausende von Drogentoten, die u. a. Leute wie Noriega auf dem Gewissen haben.

    (Volmer [GRÜNE]: Mit welchen Banken hat Noriega eigentlich seine Geschäfte gemacht?)

    Wir sollten diese Gelegenheit auch dazu nutzen, Überlegungen hinsichtlich der politischen Folgen anzustellen. Eines wissen wir: Noriega hätte sich nicht so lange halten können — unter der teilweisen Zustimmung in seinem eigenen Land und von benachbarten Ländern — , wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich als „nationaler David" gegenüber dem ,,imperialistischen Goliath" USA aufzuspielen und immer wieder in Szene zu setzen.

    (Duve [SPD]: Der ihn aufgebaut hatte!)

    Das ist ein Problem. Die USA sollten selbstverständlich darüber nachdenken, wie sie in Zukunft mit ihren südlichen Nachbarn, speziell denen in Mittelamerika, verfahren.
    Glücklicherweise löst sich der Ost-West-Konflikt auf bzw. ist bereits zum großen Teil aufgelöst. Dieser Ost-West-Konflikt hat eine ganz besonders abscheuliche Konsequenz gehabt: nämlich daß die Super-



    Irmer
    mächte in anderen Regionen, z. B. in der Dritten Welt, Stellvertreterkriege geführt haben.

    (Volmer [GRÜNE]: Jetzt tut es nur noch eine!)

    Jetzt kommt es darauf an, die Auflösung und die Überwindung des Ost-West-Konfliktes auch dazu zu nutzen, weltweit die regionalen Konflikte zu beseitigen und aufzulösen.

    (Frau Wieczorek-Zeul [SPD]: Das war doch mein Punkt!)

    Die Konsequenz ist natürlich, daß sich die Amerikaner künftig strikt heraushalten müssen, sich insbesondere militärischen Interventionen oder auch Unterstützungen der Contra und all diesem enthalten müssen.

    (Dr. Mechtersheimer [GRÜNE]: Richtig!)

    Auch das muß für uns eine Lehre aus der Panamageschichte sein.

    (Volmer [GRÜNE]: Jetzt reden Sie ganz anders als vor zehn Minuten!)

    — Lieber Herr Volmer, ich hatte vorhin nur fünf Minuten Zeit und hatte Mühe, meinen Unwillen über Ihre undifferenzierte Betrachtungsweise zu zügeln. Da reichen fünf Minuten fast gar nicht aus.

    (Volmer [GRÜNE]: Aber ich hatte ja auch nur fünf Minuten!)

    Ich wollte in der zweiten Runde etwas zu dem politischen Gesamtzusammenhang sagen.
    Ich glaube, wir sollten unseren amerikanischen Freunden folgendes sagen: wir erwarten von ihnen, daß sie die Auflösung des Ost-West-Konfliktes als einen Neubeginn auch zur Lösung der regionalen Konflikte, insbesondere der Lage in Mittelamerika, betrachten.

    (Dr. Mechtersheimer [GRÜNE]: Das ist die massivste USA-Kritik, die Sie jetzt geleistet haben!)

    Es ist auf die Dauer gesehen schlicht nicht hinnehmbar, daß statt sozialer Reformen, deren Ausbleiben ja die Ursache aller Probleme auch in dieser Region ist, daß statt soziale Konflikte zu lösen versucht wird, durch Macht, Einflußnahme und Pression die jetzige Situation in einer Gegend aufrechtzuerhalten, die es längst verdient hat, selbständig zu sein, auf eigene Füße stehen zu kommen und unabhängig zu sein.
    Da ist allerdings — Heidi, da gebe ich dir vollkommen recht — in erster Linie die Europäische Gemeinschaft gefordert. Gerade weil die Amerikaner durch ihr Verhalten in der Vergangenheit dort diskreditiert sind und es schwer haben, als seriöser und hilfsbereiter Partner akzeptiert zu werden, bietet sich hier eine große Aufgabe für die Europäische Gemeinschaft, die bereits begonnen hat, aktiv zu werden.
    Auch für Panama — ganz zum Schluß — ist jetzt ein hoffnungsvoller Neubeginn möglich. Ich stimme denen zu, die gesagt haben, es sollte dort möglichst bald erneut freie Wahlen geben. Die bisherige Opposition wird diese Wahlen gewinnen, kein Zweifel. Panama kann damit an die Rolle anknüpfen, die es früher —
    siehe den Namen „Contadora" — in der gesamten Region als ein Friedensfaktor gespielt hat.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)