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    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Dr. Hans de With


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wie Sie stehe auch ich voller Trauer und Entsetzen vor dem ruchlosen Mord an Alfred Herrhausen. Ich sage dies auch als früherer Parlamentarischer Staatssekretär im Justizministerium, der die Zeit der ersten Mordserie der RAF-Terroristen erlebt hat. Ich weiß von damals, wie gut es war, daß die Demokraten bei der Strafverfolgung zusammenstanden, damals die CDU/CSU in der Opposition. Sie, meine Damen und Herren von der Bundesregierung, sollen wissen, daß es heute unter umgekehrten Vorzeichen nicht anders sein wird. Das erfordert die Solidarität der Demokraten.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Seit nunmehr schon, man kann sagen: historischen Zeiten, nämlich seit der Leipziger Demonstration am 9. Oktober und der Öffnung der Grenzen der DDR am 9. November, hat sich nicht nur für Deutschland die Welt verändert. Noch nie hat, das läßt sich weiter sagen, die Deutschlandpolitik eine Haushaltsdebatte so dominiert wie diese. Neben den Forderungen der Oppositionsgruppen der DDR nach Aufgabe des Macht- und Monopolanspruches der SED und nach Einführung der Freizügigkeit ist in unseren Medien deren weiterer Ruf nach Rechtsstaatlichkeit etwas in den Hintergrund getreten. Dabei haben die Rechtsanwälte in der DDR sehr früh, nämlich schon am 25. Oktober, freimütig auf Mißstände hingewiesen.
    Am 16. November schließlich hat der zuständige Staatssekretär Wittenbeck vom DDR-Justizministerium reagiert. Dabei erwähnte er die Notwendigkeit der Änderung des Strafrechts und der Sicherung der richterlichen Unabhängigkeit. Wirklich Konkretes hat er bisher nicht bekanntgegeben. Erstaunen muß in diesem Zusammenhang, daß der neue Justizminister der DDR der alte ist, der die Justizgesetzgebung seit 1976 zu verantworten hat.
    Um so mehr besteht Anlaß — das sage ich in aller Form — , daß wir Juristen uns intensiver als bisher mit den in der DDR nötigen Rechtsreformen beschäftigen, auch zur Sicherung der Unumkehrbarkeit des bisherigen Reformprozesses.

    (Beifall des Abg. Wiefelspütz [SPD])

    Neben der Streichung von Art. 1 der Verfassung der DDR, der das Machtmonopol der SED festgeschrieben hat, sollten umgehend in folgenden sechs Bereichen Reformen in Angriff genommen werden:
    Erstens. Das Strafrecht, insbesondere das uferlos ausgeweitete Staatsschutzstrafrecht, sollte rasch entrümpelt und von Gummiparagraphen befreit werden. Beinahe jedes mißliebige Verhalten gegenüber dem Staat kann zur Zeit noch mit einem Strafrechtsparagraphen verfolgt werden.
    Zweitens. Ebenso wichtig erscheint die Reform des Strafprozeßrechts. Noch immer befindet sich der Beschuldigte bis zum Abschluß der Untersuchungen voll in der Hand der Polizei. Den Richter kann er nicht anrufen; der Strafgefangene untersteht dem Innenminister. In politischen Prozessen, in denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist — das ist fast immer der Fall — , erhalten weder Angeklagter noch Verteidiger die Anklageschrift. Das Urteil wird ihnen nicht ausgehändigt.
    Drittens. Fast alle Richter in der DDR sind Mitglied der SED. Der Direktor des jeweiligen Gerichts kann jedes Verfahren an sich ziehen. Kein Wunder, daß selbst Justizstaatssekretär Wittenbeck eingeräumt hat, daß es Verstöße gegen die richterliche Unabhän-



    Dr. de With
    gigkeit gegeben habe. Zur Sicherung der Stellung des gesetzlichen Richters ist ein neues Fundament vonnöten.
    Viertens. In der DDR können nur 600 Rechtsanwälte agieren. Aber nicht nur die geringe Zahl beeinträchtigt die Rechtssicherheit, auch ihre Stellung als unabhängiges Organ der Rechtspflege erfordert grundlegende Änderungen.
    Fünftens. Die Amnestie sollte nicht nur für die jüngste Zeit gelten. Das von Flüchtlingen beschlagnahmte Vermögen muß zurückgegeben werden. Persönliche Urkunden sind nachzuschicken, und die noch fortbestehenden Zwangsmaßnahmen in Vermögenswerten müssen aufgehoben werden.
    Sechstens. Am 1. Juli 1989 ist in der DDR zwar ein Gesetz in Kraft getreten, nach dem Gerichte Verwaltungsentscheidungen in Einzelfällen nachprüfen können, es fehlt jedoch eine Generalklausel. Der Staat ist nicht Beklagter, und letzte Instanz ist das Erstgericht. Wer die Willkür des Staates letztlich brechen will, muß eine durchgehende Verwaltungskontrolle verlangen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, nur ein Rechtsstaat mit unabhängigen Richtern, einer freien Advokatur und mit für jedermann einklagbaren Rechten gegenüber staatlicher Macht können auf die Dauer Vertrauen schaffen.

    (Beifall bei der SPD)

    Dazu gehört konstituierend vor allem aber die Festschreibung der Eigenwertigkeit des Rechts, losgelöst von jedem Dogma.
    Die Beschäftigung mit den Vorgängen in der DDR kann freilich nicht bedeuten, daß wir Sozialdemokraten die Justizpolitik dieser Bundesregierung nicht einer kritischen Würdigung unterziehen. Das Bundesjustizministerium war fleißig und hilfreich wie immer, wofür wir als Opposition an dieser Stelle Ihren Mitarbeitern danken.

    (Beifall bei der SPD)

    Anerkennung, sage ich auch, verdienen insonderheit die Arbeiten am Betreuungsgesetz, das wir zur Reform des Vormundschafts- und Pflegeschaftsrechts jedenfalls, betone ich erneut, im Kern mittragen werden, nachdem die Vorlage der Bundesregierung mit unserem vorher eingebrachten Antrag im Grunde deckungsgleich ist. Ich sage auch, Herr Justizminister, wir bringen Ihrer Haltung bei Fragen der Änderung des Strafvollzugsgesetzes unseren Respekt entgegen. Ich hoffe, das wird hilfreich sein. Aber da gibt es schlimme Defizite, die wir Ihnen nicht nachsehen können.
    Seit der letzten Legislaturperiode haben wir Sozialdemokraten versucht, im Bundestag eine Mehrheit dafür zu finden, daß endlich auch die Vergewaltigung in der Ehe wie die Vergewaltigung außerhalb der Ehe bestraft wird. Was sich hier abgespielt hat, ist in der Tat ein einziges Trauerspiel.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Im Mai dieses Jahres hat die Koalition unseren Entwurf in zweiter und dritter Lesung rundweg abgelehnt. Hier frage ich mich: Wo ist der Liberale, der mit ganzem Einsatz für die Frauen mutig ein Zeichen setzt und damit erreicht, daß wir den Anschluß an den europäischen Reformgeleitzug wenigstens nicht ganz und gar verpassen?
    Einer Ihrer Vorgänger, Herr Minister, Gustav Radbruch, hat 1922 selbst zur Feder gegriffen, als es darum ging, die Zulassung der Frauen zu Justizämtern durchzusetzen. Das gelang ihm schließlich auch. Sie, Herr Minister, hinterlassen hingegen hier einen Scherbenhaufen, der noch dazu mit der Unfähigkeit der Koalitionsregierung letztlich an die Glaubwürdigkeit des ganzen Parlaments rührt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Wenn Sie dazu seltsame Zwischenrufe machen, beweisen Sie, daß Sie noch nicht begriffen haben, worum es geht.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Noch Hans-Jochen Vogel hat als Bundesminister der Justiz Arbeiten in Auftrag gegeben, um den Umweltschutz als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern. Unser Gesetzentwurf schmort seit Jahren im Rechtsausschuß dahin, nur weil sich die Koalition nicht entschließen kann, einer Vorlage zuzustimmen, die das Staatsziel Umweltschutz ohne Gesetzesvorbehalt im Grundgesetz verankert wissen will. Bewegt sich die Bundesregierung hier nicht, wird es für den Umweltschutz im Grundgesetz auch in dieser Legislaturperiode ein schwarz-gelbes Leichenbegängnis geben.

    (Zuruf von der SPD: Eine Schande!)

    Nicht erst seit der Rhein-Verschmutzung 1986 durch das Baseler Sandoz-Werk erheben die Menschen in unserem Land zusammen mit der Fachöffentlichkeit die Forderung nach einer Verbesserung der Umwelthaftung und des Umweltstrafrechts. Am 12. August 1988, Herr Minister, haben Sie einen Entwurf angekündigt. Ich sehe ihn noch immer nicht. Dabei weiß jeder, daß im Grunde nur Beratungszeit bis zur Sommerpause des nächsten Jahres zur Verfügung steht.
    In den USA, in Großbritannien, in Italien, in Frankreich und in Luxemburg ist die sogenannte Geldwäsche bereits Straftatbestand. Die Schweiz hat vorgestern — ich sagte: vorgestern — die Geldwäsche unter Strafe gestellt. Liechtenstein wird in Zukunft dasselbe tun. Die SPD-Bundestagsfraktion hat ihre Vorlage eingebracht. Nur Sie nehmen sich Zeit. Sie und der Bundesminister der Justiz, kann man sagen, haben viel zu spät begonnen, sich dieser Situation überhaupt zu stellen. Hinzu kommt eine nicht mehr verständliche Verzögerung, nachdem nun wirklich alle Welt die Einführung der Strafbarkeit für die Geldwäsche fordert. Ich frage Sie, und ich meine das ganz ernst: Ist Ihnen hier ein Zeichen durch den Strafgesetzgeber doch nicht so wichtig, oder haben Sie bange vor den Banken?
    Der Katalog der Versäumnisse und Zögerlichkeiten könnte fortgeführt werden. Die Bundesrepublik — das kann ich am Schluß wirklich betont sagen — hat einst im Rahmen der westlichen Nationen auf fast



    Dr. de With
    allen Gebieten in der Rechtspolitik an der Spitze gestanden. Jetzt haben wir Mühe, der Rechtsentwicklung hinterherzuhinken. Das ist die Frucht schwarzgelber Rechtspolitik, die oft genug den Startschuß verpaßt, die Hürden nur quälend und zu spät angeht und dabei nicht selten auf der Strecke bleibt.
    Den Justizhaushalt lehnen wir ab.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete von Schmude.

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Justizhaushalt wird wie immer bescheiden gefahren. Ausgabensteigerungen von 4,1 % stehen sogar Mehreinnahmen von 5,5 % gegenüber. Ich möchte zu drei Punkten etwas sagen.
    Der Generalbundesanwalt hat in seinen Erläuterungen zum Haushalt auf eine beunruhigende Zunahme terroristischer Gewaltakte in der Bundesrepublik verwiesen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist leider wahr!)

    Eine traurige Bestätigung dafür haben wir erst heute durch den abscheulichen Mordanschlag auf Herrn Herrhausen erfahren.
    Anschläge gegen die bei uns stationierten Streitkräfte etwa durch die IRA und Aktivitäten des internationalen Terrorismus häufen sich. In dem Bericht heißt es:
    Mit dem Strom der Asylanten werden auch deren Probleme importiert.
    Der Kurdenprozeß in Düsseldorf, aber auch zahlreiche terroristische Straftaten von Asylbewerbern etwa aus Sri Lanka begründen die dringende Notwendigkeit für ein neues Referat beim Generalbundesanwalt.
    Ich gehe davon aus, daß die Sozialdemokraten ihre bisher ablehnende Haltung jetzt auch aufgeben.

    (Frau Nickels [GRÜNE]: Hoffentlich nicht!)

    Die katastrophale Unterbringung der Generalbundesanwaltschaft macht den Neubau eines Dienstgebäudes erforderlich. Durch den dann möglichen Abbau der Sicherheitsmaßnahmen wird der bedrükkende Festungscharakter beim Bundesgerichtshof beseitigt. Bis zur Fertigstellung des Neubaus werden wir durch eine kurzfristige Bürocontainerlösung die unzulängliche Raumsituation beim Generalbundesanwalt verbessern.

    (Zuruf von der SPD: Michael, wer hat das vorgeschlagen?)

    — Das warst du.
    Das deutsche Patentamt hatte noch 1977 einen ausgeglichenen Haushalt. 1989 betrug die Unterdeckung bereits 65,2 Millionen DM. Sie wird, wenn nichts geschieht, bis 1991 auf 128,6 Millionen DM ansteigen. Investitionen von mehr als 350 Millionen DM stehen an, für Sanierungsmaßnahmen ebenso wie für die Datentechnik. Eine Gebührenerhöhung, seit 1976 die erste, wird voraussichtlich schon zum 1. Oktober 1990 mit etwa 20 % notwendig. Dabei muß auch die Gebührenstruktur überprüft werden. Insbesondere muß geprüft werden, ob nicht ähnlich wie beim Europäischen Patentamt eine Einspruchsgebühr eingeführt wird. Die Einspruchsquoten liegen beim Europäischen Patentamt nur bei 10,3 %, hingegen beim deutschen Patentamt immer noch 22,4 %.
    Die durch die Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung anhaltend gute Konjunkturlage spiegelt sich beim deutschen Patentamt leider nur teilweise wider. Die Warenzeichenanmeldungen sind stark gestiegen, nämlich um 11 %. Aber die Patentanmeldungen sind in den letzten Jahren um 10 % zurückgegangen.
    Parallel dazu hat das Europäische Patentamt einen rasanten Anstieg zu verzeichnen, nämlich innerhalb von zwei Jahren um fast 30 % . Deshalb ist eine engere Zusammenarbeit der beiden in München ansässigen Ämter in Zukunft dringend geboten.
    Die uns alle bewegenden Ereignisse in der DDR werfen auch die Frage auf, ob und inwieweit Untersuchungen zum Justizwesen in der DDR bei uns angestellt werden. Beim Justizministerium selbst gibt es bis heute keinen entsprechenden Rechtsvergleich zwischen der Bundesrepublik und der DDR.

    (Dr. de With [SPD]: Schau, schau!)

    Das dem Ministerium zugeordnete Institut für Ostrecht weist nun in seiner Satzung aus: Erforschung der Rechtssysteme in der UdSSR, insbesondere Erforschung von Rechtsauffassung und Rechtsanwendung in der SBZ.
    Zu meiner großen Überraschung habe ich jetzt feststellen müssen, daß 1973 dem Institut auf Veranlassung der damaligen Bundesregierung — man spricht im Hintergrund von Egon Bahr — für diesen Aufgabenbereich DDR-Rechtsforschung die notwendigen Mittel entzogen wurden, und dies, obwohl immer wieder darauf verwiesen wurde, daß eine Ostrechtsforschung unter Ausklammerung der DDR überhaupt nicht möglich ist.

    (Dr. de With [SPD]: Das macht das Gesamtdeutsche Institut!)

    — Das Gesamtdeutsche Institut sammelt lediglich Rechtsquellen.
    Das Ganze erinnert in fataler Weise an die Erfassungsstelle für Menschenrechtsverbrechen in Salzgitter,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    wo sich die SPD-regierten Bundesländer samt und sonders davongestohlen haben.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, selbstverständlich muß jetzt schnellstens geprüft werden, wie ein umfassender deutsch-deutscher Rechtsvergleich sichergestellt werden kann und wie die Zusammenarbeit der Justiz zu gestalten ist. Der soziale Rechtsstaat, wie ihn



    von Schmude
    unser Grundgesetz vorgibt, ist heute auch für unsere Landsleute in der DDR zu einem politischen Ziel, ja zu einem politischen Vorbild geworden.
    Für den unverzichtbaren Beitrag, den unsere Justiz zur Attraktivität unserer freiheitlichen Ordnung insgesamt leistet, möchte ich an dieser Stelle einmal herzlich danken.
    Die Koalitionsfraktionen, meine Damen und Herren, stimmen dem Justizhaushalt ohne Einschränkungen voll zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Zuruf von der SPD: Das war eine schwache Rede!)