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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will in der Tat zu einigen Bemerkungen, die in der Debatte gemacht worden sind, klarstellende Anmerkungen machen. Aber ich möchte mich zunächst einmal bei den Mitgliedern des Haushaltsausschusses und vor allen Dingen bei den Berichterstattern der Einzelpläne 06 und 36 sehr herzlich für die vertrauensvolle und faire Zusammenarbeit sowie für viele faire Worte in dieser Debatte bedanken.
    Um das vorweg zu sagen: Ein Bundestrainer, Herr Kollege Kühbacher — jetzt ist er nicht da, aber es wird ihm ausgerichtet werden — , der sich an Doping beteiligen würde, verstieße gegen seine Pflichten. Die arbeitsrechtlichen Konsequenzen wären ganz unvermeidlich. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Ich habe keinerlei Anlaß, daran zu zweifeln, daß Bundestrainer das tun, was auch der Deutsche Sportbund und die anderen Organisationen des Sports mit aller Entschiedenheit und mit Unterstützung des Bundesministers des Innern tun, nämlich mit allen ihnen zu Gebote stehenden Möglichkeiten den Mißbrauch leistungsfördernder Mittel im Sport zu bekämpfen. Dabei bleibt es, und dagegen werden auch Bundestrainer nicht verstoßen. Wenn sie es täten, müßten die Konsequenzen gezogen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Nun ist in dieser Debatte, meine Damen und Herren, viel von Zusammenarbeit gesprochen worden. Und es war ja auch, was an einem Tag wie diesem sicher richtig und geboten ist, ein ganz eigener Ton, jedenfalls über weite Strecken, in dieser Debatte. Ich werte dies als ein hoffnungsvolles Zeichen. Ich bin — jeder, der mich ein bißchen kennt, weiß es — zu dieser Zusammenarbeit bereit.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Keine Vorschußlorbeeren!)

    Ich hoffe, daß wir auch im Verhältnis zwischen Bund und Ländern und zwischen den Ländern untereinander, insbesondere auf dem Gebiet der inneren Sicherheit, wieder mehr Zusammenarbeit und weniger Auseinanderstreben haben werden. Ich glaube, dies würde unserem demokratischen Rechtsstaat nützen, und ich denke, daß in diesem Zusammenhang insbesondere auch Alleingänge, die in der Debatte angesprochen worden sind, Alleingänge von einzelnen Bundesländern und schon gar von Berlin in der Zukunft nicht mehr vorkommen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich will nun auch, Herr Kollege Nöbel, daran erinnern — Johannes Gerster hat es eben schon gesagt —, daß wir am 10. November mit den Vertretern aller Bundesländer zusammengesessen haben, um darüber zu beraten — wir, Herr Kollege Vogel, hatten am Vorabend ein entsprechendes Gespräch —, wie wir uns auf das vorbereiten könnten, was durch die Öffnung der Grenze, die Deutschland teilt, an diesem ersten Wochenende sein würde. Wir haben dort auch über
    Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung, Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 13825
    Bundesminister Dr. Schäuble
    Möglichkeiten gesprochen, allerdings nicht öffentlich, Herr Nöbel, die Sie jetzt hier öffentlich — ich weiß nicht genau, zu wessen Nutzen — ausgebreitet haben. Wir haben damals gesagt, wir sollten uns nicht am ersten Tag, an dem die DDR Mauer und Stacheldraht durchlässig macht, den Kopf vor allen Dingen darüber zerbrechen, wie wir verhindern, daß möglicherweise mal einer 100 DM zuviel nimmt. Und wenn Sie sehen, wie viele inzwischen zu viel in Anspruch genommenes Begrüßungsgeld freiwillig zurückgezahlt haben, dann finde ich, daß unsere Entscheidung damals, die wir gemeinsam, alle elf Länder und der Bundesinnenminister, getroffen haben, richtig war.

    (Dr. Nöbel [SPD]: Darum geht es doch gar nicht!)

    Morgen werden wir mit dem Senat von Berlin darüber beraten, wie wir gemeinsam dauerhafte Regelungen finden und schaffen können, wie wir Entscheidungen verbessern können, die — Sie haben es richtigerweise gesagt — 1981 unter anderen Umständen getroffen worden sind. Aber das hat auch ein bißchen mit zwischenstaatlichen Beziehungen zu tun.
    Meine Damen und Herren, wovor ich warne, ist, daß wir hier in der Bundesrepublik Deutschland nach der Freude, die so viele Menschen ganz spontan bewegt hat, die ja auch uns an dem 9. November abends hier in diesem Hause ganz spontan bewegt hat, über dem Mißbrauch im einzelnen, den es bei allen Regelungen gibt — es sind ja alles Menschen, und die in der DDR sind auch nicht anders als wir hier, wahrscheinlich nicht sehr viel besser und nicht sehr viel schlechter —, das Gute der Gesamtentwicklung übersehen. Man sollte auch nicht die Freude darüber, daß die Grenze im geteilten Deutschland jetzt durchlässig geworden ist, zerreden, und weder Sie noch jemand in Ihrer Partei sollten in die Nähe derjenigen in unserer Bevölkerung geraten, die politische Geschäfte — das unterstelle ich Ihnen nicht — mit Ressentiments und Neidgefühlen gegenüber Aus- und Übersiedlern machen wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Ich würde wirklich davon abraten!

    Ich habe — und auch daran möchte ich heute erinnern — ein oder zwei Tage zuvor hier im Bundestag davon gesprochen, daß wir niemals Aus- und Obersiedler, die als Deutsche zu uns kommen, zurückweisen werden. Dies gilt auch heute, und dabei wird es auch in der Zukunft bleiben. Es muß niemand Sorge haben, daß hier Tore verschlossen werden, die andere dabei sind zu öffnen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Aber ich habe auch gesagt — und auch dieses gilt — , daß angesichts der vielen hunderttausend, die in diesem Jahr schon zu uns gekommen sind, jeder, der jetzt weiter zu uns kommt, wissen muß, daß die Verhältnisse, unter denen er vielleicht eine ganze Zeitlang wird leben müssen, nicht einfach sein werden. Wir sollten niemandem Illusionen machen. Ich habe dies klar und deutlich gesagt. Beides gilt, und beides gilt auch heute.
    Aber weil die Verhältnisse so schwierig sind, sollten wir, nachdem wir das Eingliederungsleistungs-Anpassungsgesetz doch ohne große Kontroversen gemeinsam verabschiedet haben und damit doch sichergestellt haben, daß Deutsche, die als Aus- und Obersiedler zu uns kommen nicht besser, aber auch nicht schlechter behandelt werden als Deutsche, die schon lange in der Bundesrepublik Deutschland leben, die Diskussion wirklich nicht fortsetzen; sie nützt niemandem. Wir haben dies gemeinsam erarbeitet, und ich denke, das Ziel wird auch erreicht. In Wahrheit haben diejenigen, die als Aus- und Übersiedler zu uns kommen, ein viel schwereres Schicksal hinter sich und noch eine ganze Wegstrecke Schwierigkeiten vor sich, und wir haben es leichter. Ich denke, wir sollten dies unserer Bevölkerung auch immer wieder sagen. Wir sollten, wenn die Teilung Deutschlands weniger wird, auch bereit und in der Lage sein, ein Stück weit mehr zu teilen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Die Veränderungen in Deutschland, in Europa, meine Damen und Herren, berühren den Geschäftsbereich des Bundesinnenministers in vielfältiger Weise. Ich will das hier nicht alles im einzelnen aufführen, aber zwei Bemerkungen möchte ich machen. Die eine betrifft den Bundesgrenzschutz. Insbesondere Herr Kollege Deres hat von der veränderten Aufgabenstellung für den Bundesgrenzschutz gesprochen. Ich möchte mich übrigens ausdrücklich für das bedanken, was Herr Kühbacher und andere zu den vielen Bediensteten vieler Verwaltungen im Bereich des Bundesinnenministers, beim Bundesverteidigungsminister und in ehrenamtlichen Organisationen gesagt haben. Ich habe mehrfach davon gesprochen, daß dies ein Gütezeichen für die Leistungsfähigkeit unseres öffentlichen Dienstes und für den Leistungswillen und die Einsatzbereitschaft unserer Beamten, Angestellten und Arbeiter im öffentlichen Dienst ist. Ich möchte dies ausdrücklich sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Was den Bundesgrenzschutz betrifft, der sich in diesen Wochen und Monaten in ganz besonderer Weise bewährt hat und noch bewährt, so wird er eine veränderte Aufgabenstellung haben. Wir arbeiten daran, wir sind darüber auch im Gespräch. Aber es ist ganz klar — ich denke, daß es auch aus dem Bereich der Bundesländer überhaupt keinen Widerspruch dagegen geben wird — , daß wir auch in Zukunft einen Bundesgrenzschutz als eine bundesweite, im wesentlichen verbandsmäßig strukturierte Einsatzreserve für große Lagen benötigen werden. Wir werden für den Bundesgrenzschutz Lösungen erarbeiten, die diesem Bedürfnis entsprechen.
    Meine zweite Bemerkung betrifft den Verfassungsschutz. Herr Kollege Nöbel, an sich trage ich ungerne Angelegenheiten einzelner Mitarbeiter in der Öffentlichkeit vor, noch dazu vor diesem Hause. Aber vielleicht sollten Sie doch, was diesen Mitarbeiter im Bereich des Bundesamtes für Verfassungsschutz betrifft, wissen, daß er sofort nach Bekanntwerden seiner Aktivitäten für diese rechtsradikale Partei innerdienstlich umgesetzt worden ist. Aber er ist seitdem krank.

    (Zuruf des Abg. Dr. Nöbel [SPD])




    Bundesminister Dr. Schäuble
    — Entschuldigung, Sie müssen immer die zweite Satzhälfte hören, bevor Sie widersprechen. — Er ist unmittelbar nach dem Bekanntwerden innerdienstlich im Haus umgesetzt worden, er ist aber seitdem krankgemeldet. Deshalb war es bisher überhaupt nicht möglich, mit ihm ein Versetzungsgespräch zu führen. Das ist die reine Wahrheit, und daraus können Sie alles weitere ableiten. Ich finde, wir sollten diese Diskussion nicht fortsetzen, weil sie uns wirklich in völlig falsche Verdächtigungen führt. Im übrigen sind wir auch bei solchen Mitarbeitern an Recht und Gesetz gebunden,

    (Duve [SPD]: Wie bei den Postbeamten in den 70er Jahren!)

    und der Bundesinnenminister wird sich in jedem Fall an Recht und Gesetz halten. Er wird sich jedenfalls immer darum bemühen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Ich will zum Verfassungsschutz und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch noch die folgende Bemerkung machen. Wir haben vor kurzem bei der feierlichen Übergabe des neuen Dienstgebäudes für das Bundesamt für Verfassungsschutz — einige Kollegen sind dabei gewesen — über Veränderungen der Aufgabenstellung, die sich durch die Entwicklung zwischen Ost und West in Europa und Deutschland auch für den Verfassungsschutz ergeben, ganz offen gesprochen. Es ist gar keine Frage, daß diese Entwicklungen am Verfassungsschutz nicht vorbeigehen. Aber es ist auch keine Frage — auch dies zeigt uns der heutige Tag — , daß wir auch in Zukunft eine wehrhafte Demokratie bleiben müssen und daß wir einen leistungsfähigen Verfassungsschutz auch in Zukunft brauchen, damit wir uns unter allen Umständen Frieden, Freiheit und innere Sicherheit sowie Rechtsstaatlichkeit bewahren können.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir werden uns über eine Reihe von wichtigen Themen der Innenpolitik in den kommenden Monaten an Hand von Gesetzgebungsvorlagen aus dem Hause und Gesetzgebungsvorlagen der Bundesregierung intensiv unterhalten. Ich bin sicher, daß wir über das Asylverfahrensrecht noch intensive Beratungen führen werden. Ich bin ganz zuversichtlich, daß wir uns in Kürze über einen Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Novellierung des Ausländerrechts auch im Deutschen Bundestag unterhalten werden. Ich bleibe bei meiner Formulierung, daß ich ganz zuversichtlich bin.

    (Zuruf von der SPD)

    — Bevor das Kabinett entschieden hat, können Sie niemals ganz sicher sein. Aber wenn dieser Bundesinnenminister sagt, er sei zuversichtlich, dann können Sie schon davon ausgehen, daß das auch so werden wird. Wir werden das, wie ich das öffentlich oft genug gesagt habe, rechtzeitig vorlegen. Jedenfalls bin ich da unverändert und verstärkt ganz zuversichtlich.
    Der Bundesfinanzminister wird Vorschläge für ein kulturfreundliches Steuerrecht noch in dieser Legislaturperiode vorlegen. Auch darüber werden wir zu beraten haben.
    Ich denke, über ein Thema haben wir in der Vergangenheit lange und intensiv mit einem guten Abschluß beraten. Deswegen habe ich nicht ganz verstanden, warum das heute wieder problematisiert worden ist. Wir haben im Bereich des zivilen Bevölkerungsschutzes zunächst einmal von der Verfassungslage unseres Grundgesetzes auszugehen. Diese sieht Möglichkeiten für den Bund ganz analog zu dem, was die Aufgabenstellung für den Bundesgrenzschutz auch in Zukunft verstärkt sein wird, nur unter bestimmten Voraussetzungen vor, nämlich im Sinne eines doppelten Nutzen.
    Deswegen haben wir ja im Katastrophenschutzgesetz gesetzgeberisch die Entwicklung vollzogen, daß wir in der Lage sind, bei einer klar geteilten verfassungsmäßigen Zuständigkeit zwischen Bund und Ländern auch vom Bund aus das Notwendige für den zivilen Bevölkerungsschutz zu tun.
    Wie notwendig entsprechende Vorkehrungen sind, erleben wir immer wieder. Ich würde mir und uns allen wünschen, daß es bei der Vorsorge bleibt und daß wir niemals auf die Vorsorge zurückgreifen müssen. Aber wenn eine Notlage eintreten würde und wir nicht Vorsorge getroffen hätten, dann wären wir unserer Verantwortung nicht gerecht geworden.
    Deswegen bedanke ich mich bei all denjenigen, die mitgeholfen haben, das Katastrophenschutzgesetz zu verabschieden. Ich bedanke mich ferner bei allen, die mitgeholfen haben, die entsprechenden Mittel auch im Haushalt 1990 zu veranschlagen. Ich bitte Sie alle um Zustimmung zu den Einzelplänen 06 und 36.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren, das Wort hat der Abgeordnete Wüppesahl.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Wüppesahl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GRÜNE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, daß über den Fall des „Republikaners" im Bundesamt für Verfassungsschutz noch andere Dinge deutlich werden als die Gesichtspunkte, auf die Herr Schäuble dieses Problem kapriziert hat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es einen Linken in führender Position beim Bundesamt für Verfassungsschutz hätte geben können, ohne daß das aufgefallen und er bereits entfernt worden wäre.

    (Beifall des Abg. Such [GRÜNE] — Zuruf von der CDU/CSU: Ach du lieber Gott!)

    Das zeigt auch, daß im Bundesamt für Verfassungsschutz ein Korpsgeist herrscht, der diesen Mann erst dann zum Problem werden läßt, wenn sich herausstellt, daß er bei den „Republikanern" ist. Deswegen, Herr Schäuble, gehört der Verfassungsschutz, wie er jetzt arbeitet, nach den Erkenntnissen aus Berlin, aber auch nach den vielen Skandalen in Köln, abgeschafft. Was Sinn für die Politik macht, ist ein Politikberatungsinstrument. Dafür brauchen Sie nicht den Verfassungsschutz.



    Wüppesahl
    Herr Gerster zog wie ein losgelassener Kettenhund über Herrn Kühbacher in Sachen Zivilschutz her.

    (Fellner [CDU/CSU]: Na, na!)

    Auch wenn ich Herrn Kühbacher an anderen Stellen nicht beipflichten kann, muß ich doch sagen: Er hat hier nun wirklich eine kooperative Nachdenklichkeit gezeigt, ob man, angesichts der jüngsten Entwicklungen im besonderen, noch an den vorhandenen Haushaltsstellen für den Bereich Zivilschutz festhalten sollte. So darüber zu walzen, wie Sie das hier getan haben, drückt natürlich auch Ihr Selbstverständnis von Politik aus.
    Aber nun zu dem, was der keiner Fraktion angehörende Abgeordnete Thomas Wüppesahl Ihnen, wie es seinem Leistungsstandard entspricht, mit den 40 klug durchdachten Änderungsanträgen zu den Einzelplänen, die wir zur Zeit diskutieren, präsentiert hat. Zumindest einige möchte ich Ihnen etwas näherbringen.
    Ich bin der Auffassung, daß im Kap. 06 40 Tit. 681 11 3 Millionen DM für eine Stiftung zur Wiedergutmachung von NS-Unrecht eingestellt gehören. In meiner Heimatstadt haben Tausende von Zwangsarbeitern aus dem KZ Neuengamme gearbeitet und zum Teil ihr Leben gelassen. Zumindest eine Kirchengemeinde hat jetzt endlich einen Gedenkstein für die Sinti und Roma — die einzige Familie, die wir noch bei uns in der Stadt Geesthacht haben, ist während der NS-Zeit ungefähr um die Hälfte dezimiert worden — aufgestellt. Seit 1987 konnte ich miterleben, wie durch das Verhalten insbesondere der Bundesfinanzverwaltung jeder aufrechte Ansatz, Genugtuung auch nur auf dem untersten materiellen Level zu schaffen, vernichtet worden ist.
    Ein Änderungsantrag betrifft die Reisekostenvergütungen für Auslandsdienstreisen, Tit. 527 02. Das ist ein harmlos wirkender Titel, aber tatsächlich verstekken sich dahinter viele Abschiebungen in Länder, in denen mit dem Tod der abgeschobenen Personen gerechnet werden muß. Ich beantrage die Streichung dieses Titels.
    Im Kap. 06 24 soll der Ansatz des Titels der Kosten für die Aufstellung der 7. Bereitschaftspolizeiabteilung in Bayern gekürzt werden,

    (Zuruf des Abg. Fellner [CDU/CSU])

    einer Abteilung, Herr Fellner, die geschaffen wurde, als man davon ausging, daß die Wiederaufarbeitungsanlage fertiggestellt würde. Unabhängig davon, daß sie wegen der WAA überflüssig geworden ist, ist auf jeden Fall der von Ihnen in den Koalitionsfraktionen immer wieder angeführte Grund abhanden gekommen.

    (Fellner [CDU/CSU]: Die sollte nicht wegen der WAA aufgestellt werden, und deswegen ist sie absolut nicht überflüssig!)

    Das ist tatsächlich Vergeudung von Steuermitteln und eine unnötige Aufblähung des Polizeiapparates.
    Ich habe mich aber auch einmal an zwei Bundesländer herangewagt, die ich persönlich ganz gut kenne. Ich möchte die Bereitschaftspolizeiabteilung in Schleswig-Holstein von zur Zeit drei Einsatzhundertschaften auf eine reduzieren, die dann mit ihren vier
    Zügen über das Land verteilt werden soll. Bei einer sinnvollen gesellschaftspolitischen Vorgehensweise wäre eine solche Hundertschaft völlig ausreichend, vielleicht sogar noch zuviel.
    Ähnliches gilt für Hamburg. Von den vier Hundertschaften der dortigen Abteilung soll ebenfalls zunächst wenigstens eine gestrichen werden. Sie wissen ja selbst, daß ich auf Grund meiner beruflichen Biographie gerade in Hamburg sehr gut beurteilen kann, daß diese Kräfte im sachbearbeitenden Dienst weitaus sinnvoller eingesetzt werden könnten.
    Der Datenschutz ist heute in der Debatte so gut wie gar nicht aufgetaucht. Ich beschränke mich auf folgenden Gesichtspunkt: Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz soll, so mein Änderungsantrag zum Titel 422 01, um 20 zusätzliche Planstellen besser ausgestattet werden. Wir haben vorhin gehört, daß mal eben 230 zusätzliche Stellen geschaffen wurden, um die Asylanträge schneller bewältigen zu können. Während selbst Regierungsvertreter sagen, der größte Teil der 2 Milliarden DM des Innenetats werde durch das BKA und den BGS verursacht, haben wir zur Kenntnis zu nehmen, daß im Bundeskriminalamt gleichzeitig 387 zusätzliche Stellen für die Rauschgiftbekämpfung geschaffen werden sollen. Und dann schafft es diese Koalition nicht, den Bundesbeauftragten für den Datenschutz auch nur im untersten Bereich personell so auszustatten, daß er den vermehrt aufgetretenen Anforderungen gerecht werden kann. Weil wir das hier seit drei Jahren so diskutieren, unterstelle ich Ihnen inzwischen, daß Sie bewußt dafür sorgen, daß der Bundesbeauftragte für den Datenschutz strukturell schwach gehalten wird, damit die Problematisierung im Bereich des Datenschutzes, die für die Politik, die Sie zu verantworten haben, weiß Gott schon haarsträubend genug ist, nicht noch negativer ausfällt.
    Im Zusammenhang mit dem Schengener Abkommen soll der Tit. 532 31, Entgelte für die Entwicklung von automatischen Verfahren, gestrichen werden. Das Ausländerzentralregister soll mit dem Visa-System effektiver gemacht werden, ohne daß die notwendigen gesetzlichen Grundlagen und Datenschutzbestimmungen geschaffen wurden.

    (V o r sitz : Vizepräsident Westphal)

    Zum Kapitel 06 10 — es ist eines meiner Lieblingsthemen — Titel 686 02 — Ausbildungs- und Ausrüstungshilfe zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität im Ausland: Meine Damen und Herren, die Rauschgiftverbindungsbeamten — das haben wir inzwischen empirisch belegt — leisten keinen wirksamen Beitrag zur Reduzierung des Drogenproblems.
    Ich möchte in diesem Zusammenhang auch den von der SPD in diesen Tagen vorgelegten Antrag über die Geldwäsche noch einmal anführen. Ich habe das an anderer Stelle bereits gesagt. Sie werden mit einer solchen Vorgehensweise, ob Sie die Grenze meldepflichtiger Bareinzahlungen bei 50 000 oder 100 000 DM setzen, das Problem nicht bewältigen können. Jeder Insider, jeder Banker kann Ihnen sagen, daß die Banken auch jetzt schon illegale Geschäfte mit den sogenannten Tafelgeschäften machen. Da werden Summen transportiert, die wirklich



    Wüppesahl
    in keiner Buchhaltung auftauchen. Deswegen wird auch ein solches Gesetz zum Ansatz Geldwäsche in jedem Fall im Sande verlaufen, weil die Banken, auch die deutschen Banken, natürlich ein eigenes Interesse daran haben, sich diese speziellen und zahlungskräftigen Kunden zu erhalten.
    Der Titel 422 01 — Bezüge der planmäßigen Beamten — soll um 5,6 Millionen DM gekürzt werden. Das sind exakt die Rauschgiftverbindungsbeamten. Sie setzen in der Regierungskoalition nach wie vor mit weitem Abstand als erste Prämisse bei der Bekämpfung der Drogenproblematik auf die Repression. Wir hören gleichzeitig, selbst von Bundeskanzler Kohl bei der Regierungsbefragung nach der entsprechenden Kabinettssitzung, daß die gesundheitspolitischen Aspekte im Vordergrund stehen sollen. Das ist reine Augenwischerei; Ihre praktische Politik sieht anders aus.
    Wenn Sie deutsche Beamte oder Institutsangehörige in das Ausland schicken wollen, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was dort an Drogenproblematik in den jeweiligen Ländern existiert, dann wäre es notwendig, ganz andere Wissenschaftsfakultäten dort hinzusenden, wie z. B. Ethnologen.
    Der Titel 684 06 — Förderung demokratischer Widerstandskämpfer und Verfolgtenorganisationen — soll um 500 000 DM erhöht werden. Unter Gefährdung ihres Lebens leisteten viel zu wenige Menschen während der Nazidiktatur Widerstand. Diese Gruppen sollten, sofern sie noch lebende Mitglieder haben, langsam so bedient werden, daß auch durch diesen Geldbetrag zum Ausdruck gebracht wird, wie heute ihre Courage von damals bewertet wird.
    Der Titel 532 07, die von Frau Seiler-Albring angeführte unabhängige Regierungskommission zur Untersuchung von Ursachen der Gewalt und zur Entwicklung von Konzepten zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt, muß gestrichen werden. Die eigentliche Begründung für die Einführung dieser Kommission ist hinfällig geworden. Gerade die FDP wollte auf Grund der Koalitionsgespräche zusätzliche Informationen über die Notwendigkeit oder den möglichen Verzicht auf bestimmte Gesetze im Bereich der inneren Sicherheit gewinnen. Diese Gesetze sind fast sämtlich bereits auf den Weg geschickt bzw. verabschiedet.
    Die Schutzbauanlagen werden in einer Reihe von Änderungsanträgen von mir als zu streichen angeführt. Ich mache dazu keine weiteren Ausführungen, weil die Nachdenklichkeit von Herrn Kühbacher bereits zum Ausdruck gebracht hat, wie meine Intention dabei aussieht.
    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluß. Der Etat zum Bereich des Innenministeriums geht weit an den tatsächlichen Problemen vorbei. Viele dieser Aspekte habe ich Ihnen jetzt im Stakkato dargestellt. Es gibt noch weit mehr.
    Ich bin einigermaßen entsetzt darüber, daß die bisherige Politik hier so fortgeführt wird. Ich würde mir wünschen, daß sich zumindest eine beachtliche Zahl von Stimmen hinter meinen einzelnen Änderungsanträgen wiederfindet.
    Ich bedanke mich für die teilweise erbrachte Aufmerksamkeit.