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ID1117916500

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    6. Seiler-Albring.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manfred Such


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Betroffenheit meiner Fraktion über das schreckliche Attentat auf den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und dessen Fahrer Jakob Nix habe ich heute morgen bereits in einer Presseerklärung zum Ausdruck gebracht. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer.
    Es ist jetzt nicht die Zeit, in Hektik und Aktionismus zu verfallen und Rundumschläge zur Mitschuldfrage zu machen. Die Tathintergründe müssen mit Ruhe und Besonnenheit aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. In dieser Arbeit muß die Polizei Unterstützung finden. Wir, d. h. die Politik, haben uns mit weisen Ratschlägen herauszuhalten.
    Meine Damen und Herren, es ist in dieser Situation natürlich nicht leicht, zum Haushalt des Innenministers kritisch Stellung zu nehmen. Es muß aber weiter eine sachliche Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Standpunkte stattfinden, auch und gerade in dieser Situation. Die Haushaltsdebatte wird überschattet von einem Mord; die Probleme bestehen jedoch weiterhin und werden nicht durch Schweigen gelöst.
    Ich möchte die unterschiedlichen Standpunkte zur Innenpolitik an einigen Beispielen deutlich machen und komme zunächst zur Ausländer- und Flüchtlingspolitik sowie dem Umgang mit Aus- und Übersiedlern und Übersiedlerinnen. Hierzu habe ich noch deutlich die bis vor einiger Zeit zu hörenden Beschwörungsformeln der Bundesregierung im Ohr, soweit es um die Abwehr von Flüchtlingen aus der sogenannten Dritten Welt ging: „Wir sind kein Einwanderungsland. Wir stoßen an die Grenzen der Aufnahmekapazität. " Und so weiter. Was tatsächlich alles möglich ist, wenn man nur will, zeigt sich jetzt, wo wir in der Bundesrepublik binnen kurzer Zeit eine halbe Million neuer Bürgerinnen und Bürger aus der DDR, aus Osteuropa und aus der UdSSR begrüßen können. Da wird plötzlich auf dem Wohnungsmarkt, bei den Sozialleistungen und nicht zuletzt bei den direkten Hilfen auch durch die Bürgerinnen und Bürger möglich, was stets als unmöglich und unzumutbar galt.
    Ich begrüße diese Anstrengungen; das möchte ich hier unmißverständlich klarstellen. Es muß dafür gesorgt werden, daß die Hilfsbereitschaft und die Akzeptanz der Bevölkerung auch auf Dauer tragfähig bleiben. Dies wird allerdings um so fraglicher, wenn die erbrachten Leistungen etwa der Bundesanstalt für Arbeit faktisch durch massive Einsparungen und Beschränkungen bei den einheimischen Arbeitslosen z. B. beim Abbau von AB- und Qualifizierungsmaßnahmen oder bei der Verschärfung der Verfügbarkeitsmaßstäbe finanziert werden.
    Daneben wird jedoch die Diskriminierung der Flüchtlinge aus der sogenannten Dritten Welt jetzt
    immer deutlicher. Für sie gibt es statt eines Begrüßungsgeldes und freundlicher Worte an der Grenze vielfach gleich eine Zurückweisung, statt Freizügigkeit Residenzpflicht, statt Wohnungsbauprogramm und bevorzugter Wohnungsvermittlung Kasernierung in Sammellagern, statt Eingliederungsgeld und weiterer Hilfen gekürzte Sozialhilfe, statt intensiver Jobvermittlung Zwangsarbeit nach dem Bundessozialhilfegesetz.
    Diese unterschiedliche Behandlung der Menschen nach dem fragwürdigen Kriterium der Deutschstämmigkeit muß aufhören.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Die GRÜNEN fordern die Gleichbehandlung aller Einwanderinnen und Einwanderer und Flüchtlinge ungeachtet der Herkunft, Hautfarbe, der kulturellen oder religiösen Bekenntnisse usw.
    Dieses Ziel wird jedoch durch die Pläne zur Novellierung des Ausländerrechts verstellt. In der Sache knüpft der vorliegende Innenminister-Entwurf an den Zimmermann-Flop vom Februar letzten Jahres und dessen „Ausländer raus"-Motto an. Nach der strikten Ablehnung durch kirchliche Gruppen, Fachverbände etc. muß dieses Vorhaben wie sein Vorgänger in der Versenkung verschwinden.
    Nebenbei bemerkt: Die SPD-Vorstellungen zum Ausländerrecht, die die Strukturen der Diskriminierung zum Teil bedenkenlos übernehmen, sind für uns keine Alternative, sondern ein Ärgernis, auch im Hinblick auf rot-grüne Kooperationsmöglichkeiten.

    (Bernrath [SPD]: Haben Sie sie überhaupt gelesen? Müssen Sie sich bei Ihren Leuten anbiedern? — Dr. Penner [SPD]: Der reinste Opportunismus!)

    Mit diesem Politikbereich Ausländerpolitik hängt das zweite anzusprechende Beispiel zum Teil eng zusammen: die Zusammenarbeit der Bundesregierung mit den westeuropäischen Nachbarn, etwa mit den Schengener Vertragsstaaten. Das erste Folgeabkommen, das in vierzehn Tagen unterzeichnet werden soll, wird im Gegensatz zum Mauerdurchbruch im Osten zur Folge haben, daß die Schutzwälle um Europa zur koordinierten Abwehr von Einwanderinnen und Einwanderern und Flüchtlingen erhöht werden.
    Ebenso kritikwürdig sind die geplanten Kooperationsmaßnahmen im Bereich der inneren Sicherheit. Obwohl die entsprechenden Vorhaben seit langem auf den Wunschlisten der Sicherheitsbehörden standen und obwohl die geplante Öffnung der Binnengrenzen immer weiter verschoben wird, werden die Pläne weiterhin als bloße Ausgleichsmaßnahmen hierfür verkauft.
    Für die Errichtung des Schengener Informationssystems, zu dessen Vorbereitung mit dem vorliegenden Haushaltsentwurf die ersten Mittel bereits eingeworben werden, ist kein zwingender Bedarf erkennbar. In den geplanten Details droht das SIS zu einem Selbstbedienungsladen für Nachrichtendienste und Polizeibehörden zu werden.
    Die vor vier Wochen auf der Konferenz der Datenschutzbeauftragten bekräftigten Forderungen wur-



    Such
    den in der Konzeption weitgehend ignoriert. Es ist daran zu erinnern, daß viele der Teilnehmerstaaten immer noch kein oder nur ein kümmerliches Datenschutzrecht haben. Europäische Datenschutzinstanzen fehlen.

    (Abg. Lüder [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Herr Kollege, ich lasse eine Zwischenfrage erst vor meinem letzten Satz zu, damit Sie mir meine Rede nicht aus dem Zusammenhang reißen.

    (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)

    — Kolleginnen und Kollegen, man hat da seine Erfahrungen mit solchen Zwischenfragen.

    (Zuruf von der SPD: Nur gute!)

    Insgesamt verfolgt das ganze Vertragswerk die Tendenz, bestehende nationale Standards an Bürger- und Bürgerinnenrechten und Schutzbestimmungen auf ein geringeres Niveau herunterzuharmonisieren.
    Dritter Bereich: Drogenpolitik. Hier regiert weiterhin Konzeptlosigkeit, Verständnislosigkeit und im Zweifel dumpfe Abwehr und Repression. Soweit im Rahmen der Schengener Vertragsverhandlungen auf die liberalen Niederländer und Niederländerinnen massiver Druck ausgeübt wurde, ist dies um so bedauerlicher, als angesichts der relativen Erfolge der dortigen Drogenpolitik wahrlich kein Anlaß zu nationaler Überheblichkeit und zur Vereinheitlichung der hiesigen miserablen Praxis besteht. Solange hier selbst die Diskussion über mögliche Veränderungen und Liberalisierungsmaßnahmen bereits als gefährlich bezeichnet wird und mutige Vorschläge wie die von Herrn Voscherau sogleich verworfen werden, wird man die von den Gewinnmöglichkeiten bestimmte Dynamik des Drogenhandels nicht verringern können, ebensowenig die dramatische Verelendung der Konsumenten sowie die Beschaffungskriminalität. Ich frage mich tatsächlich, ob wir der Bevölkerung unter diesem Gesichtspunkt zumuten können, daß Eigentumsgefährdungen und Kriminalität angesichts dieses Konzepts in Zukunft ansteigen werden. Und wir haben auch eine Verantwortung für die Konsumenten, die unter den Bedingungen anhaltender Kriminalisierung und Beharren auf dem Abstinenz-Dogma vor die Hunde gehen könnten, um es einmal so auszudrükken.
    Die beschlossenen Ausweitungen der Prävention und therapeutischen Hilfe sind unzureichend. Repressivmaßnahmen, Herr Minister, wie Personalaufstokkungen der Polizei, Vermögensstrafe, unwirksamer Verfall und Bestrafung der Geldwäsche sind ungeeignete Mittel zur Bekämpfung der Drogenkriminalität.
    Viertes Beispiel: Zivilverteidigung — der Einzelplan 36 wird hier heute mitberaten — . Auch hier fehlt es an den notwendigen Änderungen, z. B. angesichts der Veränderungen im Ost-West-Verhältnis. Statt dessen verfolgt das Innenministerium weiter Feindbilder von gestern. Die kürzliche Verabschiedung des Katastrophenschutzergänzungsgesetzes mit seinen zusätzlichen Kriegsdienstpflichten ist dafür das beste Beispiel.

    (Kalisch [CDU/CSU]: Sie haben doch keine Ahnung!)

    Daß die Gelder für toten und nutzlosen Bunkerbau — trotz der herrschenden Wohnungsnot und des Feilschens um Mittel für den Wohnungsmarkt — mit diesem Haushalt nochmals — auf 110 Millionen DM — erhöht werden, wird der Bevölkerung nur schwerlich begreiflich gemacht werden können.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Das zunehmende Wortgeklingel um eine angebliche Friedensnützlichkeit all dieser Maßnahmen auch für tägliche Unglücksfälle ist ein allzu durchsichtiger Versuch, verlorene Akzeptanz wiederzugewinnen. Dies zeigt schon die strikte Ablehnung des Innenministeriums, über eine bedingungslose Mitfinanzierung und Förderung des friedensmäßigen Katastrophenschutzes — ohne Beharren auf dessen Kriegsmitwirkung — nachzudenken.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Platte ist schon alt!)

    Zusammenfassend stelle ich fest: Diese Innenpolitik ist erfolgslos, konzeptlos, phantasielos.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Fellner [CDU/ CSU]: Jetzt sind wir dich los!)

    Es bedarf dringender Veränderungen. Die GRÜNEN- Vorstellungen liegen geschlossen auf dem Tisch. Die bloße Polemik, die Sie, Herr Innenminister Schäuble, diesen Thesen im Sommer entgegengesetzt haben, wird die Wählerinnen und Wähler auf Dauer nicht überzeugen können.
    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, auf ein besonderes Anliegen der GRÜNEN möchte ich abschließend noch eingehen. Bekanntlich sind die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und insbesondere die Anerkennung und Entschädigung der NS-Opfer einer unserer innenpolitischen Schwerpunkte. Seit Jahren fordern wir zusätzliche Mittel für die bisher ausgeschlossenen Verfolgten und vor allem andere Lösungen.
    Nach wie vor unterstützen wir die Initiative, eine Bundesstiftung für alle NS-Opfer einzurichten, denen Anerkennung und eine würdige Entschädigung bislang versagt blieben. Die notwendigen Finanzmittel dafür müssen im Haushaltsplan fest verankert werden.
    Darüber hinaus — und Sie wissen, daß wir darauf in diesem Jahr noch einmal besonders hingewiesen haben — muß es einen eigenen Bundesfonds für die ehemaligen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen geben,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    die bekanntlich von jeglicher Entschädigung ausgeschlossen worden sind. Diese Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen wurden mehrheitlich aus den heutigen Ostblockstaaten deportiert und hier unter fürchterlichsten Bedingungen zur Arbeit gezwungen. Es hat diese Menschen, die noch heute in Polen leben, die dieses Grauen überlebt haben, unerträglich enttäuscht, daß der Bundeskanzler ihnen bei seinem Polenbesuch in diesem Monat erneut die kalte Schulter zeigte.
    Dieses Parlament sollte den Mut aufbringen, ein Zeichen zu setzen, daß man an einer nachträglichen



    Such
    Aussöhnung mit Polen interessiert ist, indem man das Leiden dieser Menschen ernst nimmt.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Kolleginnen und Kollegen, Sie haben heute die Chance, den Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen eben diesen Mut und Ihre Aufrichtigkeit durch Ihre Unterstützung unseres Haushaltsantrages zu beweisen.
    Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Fellner [CDU/ CSU]: Jetzt sind wir dich los!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Seiler-Albring.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ursula Seiler-Albring


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diejenigen von uns, die auf Grund ihrer Tätigkeit — u. a. als Berichterstatter — die Arbeit des Bundeskriminalamtes näher kennen, wissen, welch unmittelbares Entsetzen sich mit einer Nachricht verbindet, wie wir sie heute morgen hören mußten.
    Meine Fraktion ist von der Nachricht über die Ermordung von Dr. Alfred Herrhausen entsetzt und tief erschüttert. Wir möchten in diesen Stunden seinen Angehörigen unser Mitgefühl übermitteln. Dies gilt auch dem verletzten Fahrer.
    Der Anschlag ist ein Zeichen sinnloser Barbarei und erbarmungsloser Kaltblütigkeit. In welcher Welt der Trostlosigkeit und des Hasses leben die Täter — in einer Zeit, in der die Menschen doch aufeinander zugehen und sich über realistische Chancen auf Abrüstung und die Bewahrung des Friedens freuen — , die zu einer solch sinnlosen Tat fähig sind.
    Das Attentat hat uns wieder einmal sehr schmerzhaft deutlich gemacht, daß der Kampf gegen den Terrorismus noch lange nicht beendet ist. Wir müssen alles tun, um bei der Bekämpfung des menschenverachtenden Terrorismus nicht nachzulassen.
    Dem Hohen Haus liegt die bisher noch nicht beratene Entschließung des Europäischen Parlaments vom 26. Mai dieses Jahres zu den Problemen im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Terrorismus vor. Darin wird für die internationale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet u. a. die Einsetzung eines Europäischen Gerichtshofes für Straftatbestände des Terrorismus sowie allgemein die Schaffung einer europäischen Polizei gefordert.
    Auch wir Freien Demokraten halten die Einrichtung eines zentralen EG-Kriminalpolizeiamtes zumindest für diskussionswürdig. Unsere Fraktionsvorsitzendenkonferenz hat dies noch am letzten Wochenende in Saarbrücken im Hinblick auf die unbestreitbare Tatsache beschlossen, daß der Wegfall der Grenzen im EG-Raum neben sehr vielen positiven natürlich auch problematische Folgen haben wird, z. B. für die effektive Verbrechensbekämpfung.
    Meine Damen und Herren, für Gewalt gibt es keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung. Aber es gibt natürlich Ursachen für Gewalt, denen wir uns stellen müssen. Die Bundesregierung hat Ende 1987 eine unabhängige Regierungskommission zur Ver-
    hinderung und Bekämpfung von Gewalt eingesetzt. Diese Kommission wird ihren Bericht voraussichtlich schon bald, nämlich im Januar 1990, dem Herrn Bundeskanzler überreichen. Ihr Auftrag umfaßte neben der Ursachenforschung auch die Entwicklung von praxisnahen Handlungskonzepten. Dieser Bericht sollte von uns allen sehr sorgfältig ausgewertet werden. Eventuell aufgezeigte Wege zur Gewaltbekämpfung sollten wir gemeinsam beschreiten.
    Kommen wir zurück zu dem aktuellen Haushalt des kommenden Jahres für den Bereich des Innenministers. Nicht erst seit dem historischen 9. November 1989 fanden die umwälzenden Ereignisse in der DDR und in Osteuropa in immer stärker anschwellenden Zuwandererzahlen ihren Ausdruck. Zweifelsfrei hat die Abstimmung mit den Füßen einen gewichtigen Anteil am Durchbruch der Reformbewegung in der DDR. Wir erinnern uns: Erst wenige Wochen liegt die bewegende Szene nach der Erklärung von Außenminister Hans-Dietrich Genscher in der Nacht von Prag zurück.
    Über der dramatischen aktuellen Entwicklung in der DDR, die uns zu Recht tief bewegt, dürfen wir nicht übersehen, daß nach wie vor Menschen deutscher Volkszugehörigkeit zu uns kommen, die während vieler schwerer Jahre unter für uns kaum nachzuvollziehenden Bedingungen an dem Wunsch, als Deutsche unter Deutschen zu leben, festgehalten haben. Wir respektieren die souveräne Entscheidung dieser Menschen, zu uns zu kommen, und heißen sie auch willkommen.
    Wir wissen, daß die Eingliederung vor allem dieses Personenkreises eine Herausforderung von geschichtlicher Dimension für unseren Staat und unsere Gesellschaft ist. Die Steigerung im Haushalt des Bundesinnenministeriums von 6,1 % gegenüber 1989 geht vor allen Dingen auf den erhöhten Aufwand für Aus- und Übersiedler zurück, der mit einem Plus von 18,9 % zu Buche schlägt und die Bewilligungen für Vertriebene, Flüchtlinge, Kriegsgeschädigte und Aussiedler auf über 1,1 Milliarden DM steigen läßt. Es ist selbstverständlich, daß wir heute noch nicht absehbaren bzw. überschaubaren Entwicklungen im nächsten Jahr dann durch eine angemessene Mittelzuweisung Rechnung tragen werden.
    Ein großer Teil der organisatorischen Abwicklung der Aufnahme, Begrüßung und ersten Betreuung wurde nicht zuletzt auch von Mitarbeitern des Ministeriums geleistet. Die weitgehend reibungslose Aufnahme so vieler Aus- und Übersiedler in diesem Jahr — bis zum letzten Sonntag sind allein 284 000 Übersiedler förmlich erfaßt worden — ist eine Leistung, die unser aller Anerkennung verdient. Sie wurde möglich durch die vertrauensvolle und unbürokratische Zusammenarbeit zwischen Behörden, Kirchen, Verbänden und Privatpersonen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Klaus-Dieter Kühbacher hat eben in seiner Rede einen großen Teil dieser Helfer und Helferorganisationen genannt. Ich freue mich ganz besonders, daß er auch die vielen Wehrpflichtigen genannt hat, die in Zelte gezogen sind und ihre Unterkünfte für Familien und alte Menschen freigemacht haben.



    Frau Seiler-Albring
    Die Aussiedler sind uns willkommen. Hinzu kommen muß aber nach unserer Ansicht auch eine aktive Hilfe für diejenigen Menschen, die in ihren Siedlungsgebieten bleiben wollen, ihr Leben zu erleichtern und insbesondere ein Leben unter Wahrung ihrer kulturellen Identität als Deutsche zu ermöglichen, ist deshalb ebenso dringlich.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Die soziale Integration von Aussiedlern in der Bundesrepublik ist nicht zuletzt eine Frage der Akzeptanz in unserer Gesellschaft. Diese Akzeptanz wird gefährdet, wenn sich einheimische Bürger gegenüber ihren neuen Nachbarn benachteiligt fühlen. Das Eingliederungsanpassungsgesetz hat Vergünstigungen, die zum Teil ja nur minimalen Umfang hatten, aber dennoch zu Neid, Mißgunst und Ablehnung geführt haben, abgebaut. Dennoch: Jeder Aussiedler wird auch zukünftig bei uns eine faire Chance haben, in möglichst kurzer Zeit die Schritte in ein normales bürgerliches Leben zu tun.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die gestrige Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Asyl in der Bundesrepublik Deutschland ruft ein anderes, durch die aktuellen Ereignisse etwas in den Hintergrund getretenes Problem in die Erinnerung zurück. Wir Liberalen halten an dem Grundsatz fest, daß das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Asyl unantastbar ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Um so mehr unterstützen wir die Bemühungen des Bundesinnenministers, durch weitere Dezentralisierung das Anerkennungsverfahren zu beschleunigen und durch zeitnahe Entscheidungen am Ort zentraler Ausländerbehörden eine Abschiebung abgelehnter Asylbewerber durch die Lander zu erleichtern.
    Es bleibt zu hoffen, daß alle Lander diese Bemühungen unterstützen und ihrerseits die erforderlichen Maßnahmen für ein reibungsloses Zusammenwirken der Ausländerbehörden mit den Außenstellen des Bundesamts in Zirndorf ermöglichen.
    Im Haushalt 1990 ist mit der Ausbringung von 225 neuen Stellen eine wesentliche Voraussetzung für die Beschleunigung der Verfahren geschaffen. Dazu beitragen wird auch die für 1990 vorgesehene Verbesserung der Leitungsstruktur des Bundesamts. Hier möchte ich allen Berichterstatterkollegen und dem Haushaltsausschuß danken, daß sie sich dem Anliegen nicht verschlossen haben und für das Amt, dessen Mitarbeiterzahl von 120 im Jahre 1976 auf 945 im kommenden Jahr steigen wird, eine dem Aufgabenzuwachs adäquate stellenmäßige Ausstattung auch der Leitungsebene beschlossen haben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Eine Bemerkung zum Ausländer- und zum Asylverfahrensrecht. Die FDP hat zu dem Kompromiß im Ausländerrecht und im Asylverfahrensrecht erheblich beigetragen. Ich möchte dem Innenminister, aber auch den Kollegen, vor allen Dingen Johannes Gerster, Hermann Fellner und Dr. Hirsch, sehr herzlich dafür danken, daß diese komplizierte Materie in so befriedigender Weise gelöst werden konnte. Ich erinnere mich mit Freude daran, daß auch der Kollege Kühbacher für seine Fraktion die Bereitschaft, dieses mitzutragen, signalisiert hat; denn, meine Damen und Herren, wir brauchen endlich klares Recht für unsere ausländischen Mitbürger. Ein Mißerfolg würde nicht nur sie enttäuschen; er würde rechtsradikaler und rassistischer Demagogik Auftrieb geben. Das sollten wir alle bedenken.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ein Wort zum Schengener Abkommen. Dieses Abkommen, das den Wegfall der Binnengrenzen in der Europäischen Gemeinschaft regelt, sollte ursprünglich zum 1. Januar 1990 in Kraft treten. Dies ist zunächst verschoben worden, weil noch Regelungsbedarf z. B. im Bereich des Datenschutzes und der Harmonisierung des Asylrechts bestand. Nunmehr soll am 15. Dezember 1989 das notwendige Zusatzabkommen verabschiedet werden. Ich betone, daß wir als FDP den geplanten Abbau der Grenzkontrollen nachdrücklich begrüßen, weil wir die Verbesserung der grenzübergreifenden Freizügigkeit zwischen den europäischen Kernstaaten als eine wichtige Voraussetzung zur Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes sehen. Wir halten es aber für unabdingbar, daß der Abbau der Grenzkontrollen von einer Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden begleitet wird, damit der Grenzabbau nicht zu einem Sicherheitsdefizit führt.
    Wir appellieren daher an die Bundesregierung und die Regierungen der Bundesländer, erstens durch geeignete Maßnahmen die innere Sicherheit nach Wegfall der Personenkontrollen an den EG-Binnengrenzen in der Bundesrepublik zu gewährleisten und zweitens — das wird eine sehr große Aufgabe sein — die auf den BGS und den Zoll zukommenden Anpassungsprobleme in enger Abstimmung mit den Betroffenen möglichst einvernehmlich zu regeln.
    Ein anderes Kapitel im Haushalt des Bundesinnenministeriums betrifft die Kulturförderung des Bundes. Sie hat im vorliegenden Haushalt eine Steigerung um 8,1 % erfahren. Unter den vielen begrüßenswerten Maßnahmen hebe ich aus aktuellem Anlaß eine hervor, die uns hier im Deutschen Bundestag schon mehrmals beschäftigt hat: den Aufbau des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Bonn und Berlin, Bundesregierung und Senat haben vor geraumer Zeit vertraglich vereinbart, das Projekt „Historisches Museum" zu realisieren. Mein Kollege Wolfgang Lüder hat in der Aussprache am 27. Oktober 1989 zur Aufgabe des Deutschen Historischen Museums ausgeführt:
    Das Deutsche Historische Museum kann einen unverrückbaren, unübersehbaren Beitrag zum Verständnis unserer gemeinsamen Geschichte geben. Die Chancen sind gut, daß die Museumsbesucher aus dem In- und Ausland, aus Ost und West, aus Nord und Süd nach Errichtung dieses Hauses ein vertieftes und kritisches Verständnis von der deutschen Geschichte haben. Deswegen und in diesem Geiste bejahen wir das Projekt.
    Der Berliner Senat ist dabei — ich habe Gegenteiliges bis jetzt leider nicht hören können — , dieses Projekt „Deutsches Historisches Museum" nicht als einen



    Frau Seiler-Albring
    Glücksfall in einer historisch bedeutsamen Situation dieser Stadt zu begreifen, sondern durch koalitionsinternes Gezerre aufs Spiel zu setzen und zu gefährden.

    (Bernrath [SPD]: Sie sind wirklich nicht auf dem laufenden! Sie hätten die Anhörung hören müssen! Sie sind überhaupt nicht auf dem laufenden!)

    Um so mehr freut es mich, daß es gelungen ist, dem Aufbaustab um Professor Stölzl durch eine Mittelsteigerung die Durchführung einer weiteren Ausstellung zu ermöglichen, um so zu zeigen, mit welch fachlicher Kompetenz und international anerkanntem Sachverstand am Projekt „Deutsches Historisches Museum" gearbeitet wird.
    Zum Schluß gehe ich kurz noch auf ein anderes Thema ein, das in den letzten Wochen auf Grund der innerdeutschen Entwicklung ebenfalls etwas in den Hintergrund getreten ist, in seinen bedrückenden Dimensionen für unsere Gesellschaft aber nichts an Brisanz verloren hat, im Gegenteil. Es ist das Ansteigen der Drogenkriminalität in der Bundesrepublik und in ganz Europa.
    Rekordmengen an sichergestelltem Rauschgift sollten uns nicht in der Illusion wiegen, das Problem in den Griff bekommen zu haben. Sicher, die Sachmittelausstattung und die Stellenmehrungen im Bereich des Bundeskriminalamts, die wir auch in diesem Jahr konsequent weitergeführt haben, zeitigt Erfolge. Gestatten Sie mir dabei den kurzen Hinweis, daß das erst im Mai in Dienst gestellte Nordseeboot im Bereich des Aufgriffs von Drogen auf See erste Erfolge vorweisen kann.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Haben die etwa eine Flaschenpost aufgefangen?)

    Die aufgegriffenen Mengen deuten vor allem darauf hin, daß der nicht mehr aufnahmefähige nordamerikanische Markt die internationalen Drogenverbrecher zunehmend auf die europäischen Märkte ausweichen läßt. Drogenabhängigkeit kann jeden treffen. Die Zerstörung der Lebensperspektiven unzähliger junger Menschen, unglückliche Familien und ruinierte Partnerschaften sind die Folgen.
    Die Bundesregierung hat mit der Vorlage des nationalen Rauschgiftbekämpfungsplanes deutlich gemacht, daß sie sich bewußt ist, daß neue Strategien der intensivierten Drogenbekämpfung zu entwickeln und durchzusetzen sind.
    Wir Freien Demokraten legen großen Wert darauf, festzustellen, daß wir bereit sind, an der Bewältigung dieser nationalen Aufgabe mitzuarbeiten und die notwendigen Mittel dafür bereitzustellen.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir gehen insbesondere davon aus, daß die Legalisierung von sogenannten harten Drogen ein untaugliches Mittel im Kampf gegen die Drogenkriminalität ist.
    Es ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen in diesen nationalen Rauschgiftbekämpfungsprogrammen aufgeführt. Wir meinen, daß weitere gesetzgeberische Maßnahmen im Bereich des Betäubungsmittelrechtes, der Strafprozeßordnung, des Asylverfahrens und des Ausländerrechtes zur Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Bekämpfung der Drogenkriminalität geprüft werden müssen. Nur durch eine konzentrierte Anstrengung aller Kräfte wird es uns gelingen, diese Geißel der Menschheit in den Griff zu bekommen und zu vernichten.
    Der Haushalt des Innenministers ist ein Dach für vielfältige politische Aufgabenbereiche. Prioritäten sind in diesem Jahr zwangsläufig durch aktuelle innerdeutsche Situationen gesetzt worden. Manches hätten wir Berichterstatter gern zusätzlich eingesetzt, manches natürlich auch lieber gestrichen, je nach politischem Geschmack.
    Insgesamt halten wir Freien Demokraten den Haushalt des Innenministers für ausgewogen und werden ihm daher zustimmen. Das gleiche gilt für den Einzelplan 36.
    Mir verbleibt, Herr Minister, mich sehr herzlich bei Ihnen und den Mitarbeitern Ihres Hauses für die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr zu bedanken. Den gleichen Dank möchte ich gerne meinen Kollegen Berichterstattern ebenfalls übermitteln.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)