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ID1117915200

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    7. Kühbacher.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir alle stehen unter dem Eindruck des heimtückischen Mordanschlages auf Alfred Herrhausen und auf seinen Fahrer Jakob Nix, der den Anschlag glücklicherweise überlebt hat und außer Lebensgefahr ist.
    Sie werden deshalb verstehen, daß ich zu Beginn der Aussprache über den Haushalt des Innenministeriums einige Sätze zur inneren Sicherheit sagen möchte. Zu anderen Punkten der Innenpolitik werde ich mich, je nach Verlauf der Debatte, später in der Aussprache äußern.
    Viele in der Öffentlichkeit — vielleicht auch mancher von uns — haben nach dem mißglückten Anschlag auf Staatssekretär Tietmeyer im September vergangenen Jahres geglaubt und gehofft, die RAF wäre zur Einsicht gekommen, daß ihr Kampf gegen diesen demokratischen Staat sinnlos ist und daß ihre Terroraktionen das demokratische System nicht erschüttern können. Die Sicherheitsbehörden selbst haben immer darauf hingewiesen, daß diese Ruhe eine trügerische sei, und sie haben stets auf die Fähigkeit der RAF zu terroristischen Aktionen abgehoben. Sie haben auch die möglichen Sicherheitsmaßnahmen und -vorkehrungen getroffen. Dies gilt für die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern gleichermaßen.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Das ist nicht wahr!)

    Der Terrorismus bedroht ja nicht eine bestimmte Gruppe oder bestimmte Personen, er bedroht nicht bestimmte Institutionen oder Parteien, er bedroht uns alle. Der Terrorismus ist eine Bedrohung für unsere Demokratie, für unser Volk, und deswegen müssen alle demokratischen Kräfte in der Abwehr des Terrorismus zusammenstehen.
    Wir sind den Herausforderungen in den 70er Jahren gemeinsam entgegengetreten. Die Morde an Buback, Ponto, Schleyer, an Zimmermann, Beckurts und von Braunmühl, sie haben nicht dazu geführt, daß dieser Staat zurückgewichen ist. Daß der Terrorismus nicht nur Repräsentanten des Staates, der Politik oder der Wirtschaft bedroht, sondern auch vor allen anderen Menschen keinen Halt macht, das zeigt sich ja darin, daß den Anschlägen auch Fahrer, Begleiter, in anderen Fällen amerikanische Soldaten zum Opfer gefallen sind.
    Die Sicherheitsvorkehrungen eines demokratischen Rechtsstaats — darüber, meine Damen und Herren, sollte sich niemand Illusionen hingeben — können solche Mordanschläge nicht und niemals hundertprozentig ausschließen. Wir leben in einem demokratischen, in einem offenen Staat, in einer freien Gesellschaft, und das bedeutet auch das Inkaufnehmen von Sicherheitsrisiken. Niemand kann und niemand will einen totalen Überwachungsstaat oder absolute Sicherheitsmaßnahmen, wenn es sie denn geben sollte, verwirklichen. Dies wäre im übrigen genau



    Bundesminister Dr. Schäuble
    das, was die Terroristen wollen. Sie wollen ja unseren freien Staat beseitigen, die Freiheit untergraben.
    Trotzdem, meine Damen und Herren, müssen und werden wir uns die Frage stellen, welche Sicherheitsmaßnahmen weiter verbessert werden können. Aber wir werden dies vernünftigerweise erst nach genauer Analyse des Tathergangs tun können. Ich denke, daß wir darüber in den Ausschüssen dieses Hauses in den nächsten Wochen beraten sollten. Heute ist es dazu zu früh. Niemand sollte auch den Erkenntnissen des Generalbundesanwalts vorgreifen, der die Ermittlungen übernommen hat und der das Bundeskriminalamt mit den Ermittlungen beauftragt hat.
    Ich will zum Stand der Ermittlungen hier keine Einzelheiten sagen — ich kann das auch gar nicht —, aber erste Eindrücke, die ich heute vormittag am Tatort hatte, geben mir doch Anlaß zu der Bemerkung, daß es mir auch wichtig erscheint, daß neben den Sicherheitsbehörden auch unsere Bevölkerung ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit walten läßt. Niemand sollte sich scheuen, ihm verdächtig vorkommende Aktivitäten, Auffälligkeiten frühzeitig der Polizei zu melden. Bei terroristischen Anschlägen ist es wie bei der allgemeinen Kriminalität: Die Polizei kann nicht überall sein. Gerade bei der Verhinderung von Verbrechen sind rechtzeitige Hinweise aus der Bevölkerung oft entscheidend für die Verhinderung oder auch für die Festnahme der Täter.
    Meine Damen und Herren, bei aller Erschütterung über den Mord: Es wird den Terroristen nicht gelingen, diesen freiheitlichen Rechtsstaat und seine Institutionen zu erschüttern. Sie werden intakt bleiben, und wir alle tragen, dafür Verantwortung.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kühbacher.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus-Dieter Kühbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Minister, ich danke Ihnen für Ihre Worte heute vormittag und soeben.
    Meine Damen und Herren, nachdem der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Hans-Jochen Vogel seinen Abscheu und seine Empörung über die feige Mordtat an Alfred Herrhausen bekundet hat und über die Trauer hinweg zur Entschlossenheit und Besonnenheit bei der Verfolgung der RAF-Terroristen aufrief, möchte ich meine ganz persönliche Betroffenheit hier heute aussprechen.
    Alfred Herrhausen, seine Familie und seine persönlichen Mitarbeiter gehörten auf Grund der exponierten beruflichen Stellung des Ermordeten zu dem Kreis der höchstgefährdeten Personen in der Bundesrepublik. Er und wir wußten dies.
    Gegen mit brutaler Präzision vorbereitete Mordabsichten gibt es keinen perfekten Schutz, es sei denn um den Preis der totalen Isolation. Die Gewalt hier bei uns ist die gleiche verabscheuungswürdige Gewalt wie die der Rauschgiftbosse in Lateinamerika oder
    anderer Mörder. Mörder handeln immer aus niedrigen und hinterhältigen Motiven.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Die Polizei wird die Täter verfolgen. Als Bürger dieses Staates und als Abgeordneter bin ich ganz sicher, daß unser Staat und unsere auf freiheitlichen Prinzipien ruhende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung durch Mörder nicht ernsthaft zu gefährden ist.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Halten wir einen Moment inne, befehlen wir Alfred Herrhausens Seele und unser Schicksal in Gottes Hände.
    Unsere Verfassung ist allemal stärker als die Bluttaten Wahnsinniger.
    Meine Damen und Herren, ich bedanke mich bei Ihnen für den Beifall, weil wir hier in der Tat zusammenzustehen haben. Ich denke, es war eine gute Sache, daß wir, die wir in der Innenpolitik etwas näher zusammenrücken, wenn wir schwierige Diskussionen haben, uns auf eine Debatte vorbereitet haben, die heute einmal anders sein sollte als die üblichen Schlagabtäusche hier im Haus. Ich brauche von meiner Rede nichts umzuändern; denn ich hatte eine solche Rede hier vor.
    Herr Minister, ich möchte damit beginnen, daß ich Ihnen an dieser Stelle stellvertretend für die so oft gescholtenen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, Beamte, Angestellte, Arbeiter, Polizeibeamte, Soldaten ausdrücklich dafür danke, daß diese mit der Bewältigung der Aufgaben, die mit dem Aussiedlerzustrom, mit dem Übersiedlerzustrom, die in den letzten Monaten und Wochen auf uns zugekommen sind, in hervorragender, selbstloser Weise fertiggeworden sind.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bin stolz auf die Leistungen des öffentlichen Dienstes, und ich bin auch stolz auf die Einsatzbereitschaft — ich sage es einmal ausdrücklich — der vielen kleinen Beamten, Angestellten und Arbeiter, der Lokomotivführer im Zonenrandgebiet, die noch einmal mehr Überstunden machen, des Reinigungspersonals, der Bahnpolizei, des Bundesgrenzschutzes, der Zollbeamten und wie sie alle da sind; denn sie hatten die Hauptlast zu tragen, und sie haben es mit Freude gemacht.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der Abg. Frau Wollny [GRÜNE])

    Nun laufe ich Gefahr, irgend jemanden zu vergessen. Ich möchte mich ausdrücklich bedanken bei den Wohlfahrtsorganisationen, die ja ehrenamtlich tätig sind, die geholfen haben, ob es nun in den Übergangslagern, in den Aufnahmestellen oder unmittelbar bei der Begrüßung der Besucher war, die jetzt kurz in die Bundesrepublik gekommen sind, beim Deutschen Roten Kreuz, bei der AWO, bei den Paritätischen Wohlfahrtsorganisationen, nicht zuletzt bei den Kata-



    Kühbacher
    strophenschutzorganisationen und den Feuerwehren, die vor Ort sofort geholfen haben.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Frau Wollny [GRÜNE])

    Was kann uns denn eigentlich mit größerer Zufriedenheit erfüllen, als das unverzüglich geschehen ist, was ich hier — ich gebe zu, leider unter Gelächter der Kollegen — im September von dem Verteidigungsminister gefordert habe, nämlich die Kasernen frei zu machen für die Menschen, die da kommen. Ich höre auch von meinen Söhnen, die bei der Bundeswehr sind, daß es richtig Sinn macht, hier zu helfen. Eine bessere Bestätigung, daß unsere jungen Leute in Ordnung sind, kann man doch gar nicht bekommen.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, der Etat des Innenministers enthält einige Dinge, die ich hier nun ansprechen möchte, weil ich Ihre Unterstützung brauche, weil wir heute vielleicht einmal in der Lage sind, über uns selbst und über die Bewältigung der Aufgaben nachzudenken.
    Wir erlauben uns im Jahre 1989, für den Bereich der zivilen Verteidigung, für den Schutzraumbau oder — ich drücke es mal plastisch aus — für den Bunkerbau 112 Millionen DM ausgeben zu wollen. Sind wir eigentlich wirklich gut beraten, in der gegenwärtigen Situation so weiterzumachen, wie wir das seit 30 Jahren tun — und völlig unzulänglich tun? Sollten wir uns nicht gegenseitig Mut machen, uns einmal kurz zu besinnen und zu fragen, ob die Prioritäten nicht anders zu setzen sind?
    Für die Bevölkerung für den Fall eines konventionellen Krieges oder eines begrenzten Einsatzes von Kernwaffen einen Mindestschutz bereitstellen zu wollen und zu wissen, daß ein solcher Schutz im Moment nur für maximal 3 % der Bevölkerung möglich ist, sollte uns doch wirklich daran erinnern, mit diesem Unsinn aufzuhören.

    (Beifall bei der SPD)

    Fangen wir am besten bei uns selbst an: Wir brauchen den Bunker, die atombombensicheren Schleusentore an der Tiefgarage unter der Gronau nicht.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Denken wir doch auch einmal gemeinsam darüber nach, ob es sinnvoll ist, für den Sirenenwarndienst, der seit 30 Jahren unverändert besteht, in jedem Jahr 84 Millionen DM auszugeben — als ob wir denn glaubten, daß heute noch über Nacht Tieffliegeralarm ausgelöst werden müßte.

    (Kalisch [CDU/CSU]: Sie wissen doch genau, daß das nicht nur dafür ist!)

    Lassen Sie uns doch gemeinsam darüber nachdenken, ob wir bei den Vorwarnzeiten, die wir ja alle kennen, Herr Kalisch, nicht auf intelligentere Instrumente, auf die intelligente Bevölkerung setzen können, die dann, wenn es zu Krisensituationen kommt, ohnehin das Radio einschaltet, und ob das nicht ausreicht. 84 Millionen DM könnten sicherlich sinnvoller eingesetzt werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Und fragen wir einmal danach, ob es denn sinnvoll ist, wenn wir doch wissen, daß die Schutzraumbauten nur für 3 % der Bevölkerung ausreichen, weiterhin psychologische und soziologische Untersuchungen aus Steuergeldern zu finanzieren, um eine Abschätzung des Verhaltens der Bevölkerung, der Entscheidungsträger und der Einsatzkräfte bei den Belastungssituationen eines Krieges abzufragen? Wer will denn aus diesen Erkenntnissen Handlungsanleitungen ablesen können?
    Ich denke, es gibt Dinge anzusprechen, über die wir gemeinsam nachdenken sollten. Herr Minister, wir müssen auch über unsere Mitarbeiter im Ministerium nachdenken. Es war leider keine Ruhmestat, daß nach der klugen Vorbereitung der Entscheidung durch die Fachleute im BGS für die Rettungshubschrauber — obwohl gut begründet und in der Sache gut vorgetragen — im Haushaltsplan des Deutschen Bundestages der gedachte Endpreis ausgedruckt wird. Es war in der Sache gut vorbereitet, aber irgend jemand hat so gepennt, daß er die fünf potentiellen Anbieter auffordert, bei uns einen Endpreis von 163,4 Millionen DM abzufordern. Auch dieses gehört zu einem verantwortlichen Handeln, und ich wäre dankbar, wenn wir gemeinsam unseren Ärger in Richtung des Finanzministeriums und Ihrer Spezialisten dort Ausdruck geben. Auch das gehört zum verantwortlichen Handeln von Staatssekretären, solche Vorlagen für die Wirtschaft nicht zu liefern. Es handelt sich schließlich um Steuergelder.
    Nun sage ich etwas sehr Gewagtes, ich weiß das. Ich sage das deshalb, weil mein Kollege Walther das schon vor zwölf Jahren einmal versucht hat.

    (Walther [SPD]: Hier bin ich! — Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Der war schon immer ein kluger Kopf!)

    — Entschuldigung. — Wollen wir nicht gemeinsam einmal darüber nachdenken, ob für die 850 Beschäftigten des Bundesverbandes für den Selbstschutz oder für die 1 400 Beschäftigten des Bundesamtes für Zivilschutz in der heutigen Zeit nicht passendere und notwendigere Aufgabenerfüllungen möglich sind? Lassen Sie uns nachdenken!

    (Beifall bei der SPD)

    Nun, Herr Minister, habe ich eine ganz persönliche Bitte: Wenn das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken in einer Presseveröffentlichung befürchtet, daß es in dem kommenden Winter in Polen zu akuten Hungersnöten kommt, lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, ob wir es verantworten können, den Lebensmittelvorrat, den wir für den Fall eines Krieges vorhalten, nicht für eine friedliche Sache einzusetzen! Ich will dafür nicht plädieren, ich will das hier auch nicht besser wissen. Wir müßten es im Zweifelsfall gemeinsam verantworten. Aber ich glaube, es ist des Nachdenkens wert, ob wir in der gegenwärtigen Situation einen Krieg befürchten müssen oder ob wir nicht damit vielmehr gerade gegenüber Polen un-



    Kühbacher
    sere Friedfertigkeit durch staatliches Helfen unter Beweis stellen können.

    (Vorsitz : Vizepräsidentin Renger)

    Meine Damen und Herren, der Aufgabenblock innere Sicherheit beträgt fast 2 Milliarden DM, und im wesentlichen werden die Mittel für die Personalkosten beim Bundesgrenzschutz und beim Bundeskriminalamt benötigt. Herr Minister, auch der Bundesgrenzschutz bedarf der fürsorglichen Anleitung zu neuem Denken. Es kann nicht sein, daß nach der Eröffnung der neuen Grenzübergänge und dem wirklich hohen Einsatz der Beamten dort, in den Abteilungen nunmehr die bisherige Streifentätigkeit an der noch geschlossenen DDR-Grenze bis um das Vierfache erhöht wird, als sei der Einmarsch von Betriebskampfgruppen zu erwarten, während der Grenzschutzeinzeldienst überhaupt nicht mehr weiß, wie er seine Überstunden abarbeiten kann.

    (Beifall bei der SPD und der Abg. Frau Wollny [GRÜNE])

    Eine derartige Abschottung innerhalb des Bundesgrenzschutzes — das ist unsere Bundespolizei — , weil die Abteilungskommandeure oder die Gruppenkommandeure befürchten, sage ich mal, daß ihnen ein Teil ihrer Bereitschaftspolizisten abhanden kommen könnte, weil dort an den Grenzübergängen notwendigerweise etwas getan werden muß, kann nicht hingenommen werden. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie einmal die Streifenbücher, die Arbeitsnachweise in den Abteilungskommandos, daraufhin überprüfen lassen könnten, ob im September, Oktober und November 1989 erhebliche Unterschiede bei den Bestreifungen der nunmehr offenen Grenze und der damals geschlossenen Grenze vorkommen. Diese Information habe ich, wie ich meine, aus seriöser Quelle. Ich habe immer befürchtet, daß offensichtlich der Wunsch, viele Untergebene zu haben, wichtiger ist als die Aufgabenerfüllung vor Ort. Ich will niemandem zu nahe treten, weil ich weiß, daß die einzelnen Grenzschutzbeamten ihren Dienst wirklich gut machen.
    Nun lassen Sie mich einen ganz kleinen Satz sagen zu dem nächsten großen Aufgabenblock in Ihrem Haushalt, zu den Kriegsfolgelasten. Wir haben schon 1981 hier an dieser Stelle und weiter darüber hinaus in den Ausschüssen gemeinsam darüber nachgedacht — unter anderen politischen Mehrheiten, Herr Minister — , ob wir im Bereich des Lastenausgleichsrechts, des Vertriebenenrechts, des Kriegsgefangenenentschädigungsrechts nicht zu einer Schlußnovelle kommen sollten, um diese Ausgabenfolge wirklich zu beenden. Ich ermuntere Sie ganz ausdrücklich dazu, und ich ermuntere meine Kollegen dazu, hier zu gemeinsamen Überlegungen zu kommen,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    nicht nur wegen der Bürokratie, sondern auch wegen der Ungerechtigkeiten, die sich aus hier nunmehr in hohen finanziellen Beträgen ergeben. Ich will zu den Beträgen hier bewußt nichts sagen, weil ich glaube, daß ich damit meine Verantwortung überdehnen würde, falls diese Rede öffentlich gehört wird. Aber wir müssen an dieses Gebiet heran, weil dieses nun wirklich den Sozialneid schürt. Wir müssen gemeinsam darüber nachdenken, und vielleicht ist es ja möglich, mit einer Schlußnovelle hier Einhalt zu gebieten.
    Ich möchte mich, Herr Minister, bei einigen Mitarbeitern in Ihrem Hause ausdrücklich bedanken, daß es möglich war, 40 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Mittel freizubekommen — schon im letzten Jahr ohne zusätzliche Einplanung, in diesem Jahr mit Hilfe der Kollegen der CDU und der FDP — einzuplanen für die Herrichtung von Gedenkstätten, die an das nationalsozialistische Unrecht erinnern. Ihr Haus hat es im letzten Jahr möglich gemacht, daß in Schleswig-Holstein ein kirchlicher Friedhof wieder angemessen hergerichtet werden konnte. In diesem Haushalt sind für 1990 Mittel eingeplant, um in Hadamar, einer berüchtigten Stätte, einige Räumlichkeiten herzurichten, die als Erinnerungs- und natürlich auch als Belehrungsstätte dienen soll. Es ist auch möglich, bei der Bundeszentrale für politische Bildung Mittel zur Verfügung zu stellen, damit dort ein pädagogisches Konzept entwickelt wird.
    Nun kann ich mir einen Hinweis an die GRÜNEN nicht verkneifen. Sie stellen nachher zur namentlichen Abstimmung einen Antrag zum Thema Salzgitter-Drütte. Ich habe die Unterlagen da und kann Ihnen das daher nicht ersparen. Dieser Antrag ist nicht etatreif, weil die Vorbereitungen in Salzgitter nicht so weit sind.

    (Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: In der Diskussion ist klargeworden, daß jetzt alles da ist!)

    — Frau Vollmer, Sie können dazu ja nachher reden. Ich habe die aktuellen Informationen des Bundestagsabgeordneten Wilhelm Schmidt, der sich vor Ort an dieser Sache selbst beteiligt. Es hilft doch nichts. Warum nehmen die GRÜNEN an dieser Stelle nicht zur Kenntnis, daß wir für Hadamar — auch mit der Unterstützung des Kollegen Kleinert — etwas gemacht haben, daß wir pädagogische Konzepte erarbeiten? Warum müssen Sie an dieser empfindlichen Stelle öffentlich zu so einem Versuch des Überholens antreten?

    (Zuruf von der SPD: Schauantrag!)

    Wir sind uns doch als demokratische Parteien einig: Hier ist kein Platz für grüne Eitelkeiten, Frau Vollmer. Ich sage das jetzt einmal so.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP — Frau Dr. Vollmer [GRÜNE]: Unverschämt!)

    Herr Minister, ein Wort zu den großen Aufgaben im Sportbereich. Ich denke, wir sind da auf gutem Wege. Aber lassen Sie sich aus meiner Sicht eines gesagt sein. Der Kollege Deres hat uns in einer stillen Stunde über die schlimmen Auswirkungen des Dopings — auch auf die Moral — unterwiesen. Ich denke, von Ihnen und von uns wäre ein Wort nötig, daß wir nicht zulassen werden, daß Bundestrainer aus dem Haushalt finanziert werden, die entweder wissen oder aber dulden, daß Leistungssport in der Bundesrepublik über das Mittel des Dopings getrieben wird. Wir werden dafür aus meiner Sicht keine öffentlichen Mittel weiter bereitstellen können. Wer das macht, muß da-



    Kühbacher
    mit rechnen, daß ihm die Finanzmittel des Bundes entzogen werden. Wir wollen keine Doping-Bundestrainer.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Nun muß ich meine Kollegen direkt ansprechen, insbesondere die Kollegen von der CSU. Kollege Rose, warum ist es denn nicht möglich, daß wir im Deutschen Bundestag — —

    (Anhaltende Zurufe der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE] zur SPD)