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ID1117910600

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    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Margit Conrad


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Der Einzelplan des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit bietet aus sozialdemokratischer Sicht nicht nur Erfreuliches, obwohl es einige Ansätze darin gibt, die wir gemeinsam beschlossen haben und die wir auch mittragen, insbesondere die Leistungen für die Integration von Aus- und Übersiedlern.
    Aber ich komme zum Familienlastenausgleich: Das, was die Bundesregierung für Familien, für Kindererziehung, für Kindergeld ausgibt, hat seit Ihrem Regierungsantritt mit den Steigerungen des Gesamthaushaltes nie Schritt gehalten. Ich habe Ihnen das letztes Jahr schon einmal vorgerechnet, und auch
    meine Überprüfungen in diesem Jahr haben ergeben, daß der Anteil des Familienlastenausgleichs am Bundeshaushalt im letzten Jahr vor der „Wende" 1982 noch 12,5 % betrug. Im Jahre 1990 werden Sie lediglich einen Anteil von 11,8 % haben. Und wenn ich über all die Jahre Ihrer Regierungszeit zusammenrechne, was Sie bei den Familien gegenüber sozialliberalen Zeiten eingespart haben, dann komme ich auf eine Summe von 52 Milliarden DM.

    (Walther [SPD]: Was?)

    Ich gebe zu: Sie haben zwar einige Leistungen in sich ausgeweitet, aber der Anteil des Familienlastenausgleichs am Bundeshaushalt ist bis heute insgesamt nicht gestiegen. Sie sind gerade dabei, sich an das Niveau von 1982 heranzuarbeiten.

    (Frau Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Leider wahr!)

    Unüberbrückbare Unterschiede zwischen Ihnen und uns scheint es leider bei den Leistungen für Kinder zu geben. Jedesmal, wenn Sie an der Regierung waren, wurden die Leistungen für Kinder immer zugunsten der Besserverdienenden verändert.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Es kann doch nicht richtig sein, daß Familien mit höherem Einkommen für ihr Kind bei der Steuer zweieinhalbmal so viel entlastet werden wie einkommensschwache Familien.

    (Beifall bei der SPD)

    Es kann auch nicht ausreichen, daß das Kindergeld für das erste Kind seit 1975, also seit 15 Jahren, gerade 50 DM beträgt. Diese 50 DM reichen — das weiß auch ich auf Grund jüngster Erfahrung — noch nicht einmal für die Pampers in einem Monat. Unsere Alternative heißt: 200 DM Kindergeld für jedes Kind.

    (Beifall bei der SPD)

    Kinder brauchen ihre Eltern, Kinder brauchen aber auch außerfamiliäre Betreuung. Es ist gut, daß Kinder in einem größeren Bezugsfeld erzogen werden. Und die Mütter brauchen außerfamiliäre Betreuung, um Familie und Beruf vereinbaren zu können.
    Ich bedaure es, daß die Finanzminister der Länder eine ablehnende Haltung gegenüber dem Kinder- und Jugendhilfegesetz signalisiert haben. Der Grund aber ist nachvollziehbar. Es war unseriös von Ihnen, vorzurechnen, die Mehrbelastungen würden nur 480 Millionen DM ausmachen. Herr Pfeifer — er ist jetzt gerade nicht da —, Ihr Parlamentarischer Staatssekretär, hat gemeint, hier vor allen Dingen sozialdemokratische Länder angreifen zu müssen.

    (Walther [SPD]: Was?)

    Bleiben Sie doch bei der Wahrheit! Die größten Proteste kamen schon bis zur Vorlage des Regierungsentwurfs aus Niedersachsen. Das ist ja auch logisch. Denn es sind die Länder Niedersachsen und Bayern, die den größten Nachholbedarf bei Kinderbetreuungseinrichtungen haben.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Auch ich bedaure diesen Konflikt, weil es mir um Kinderbetreuung, um Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Ich habe aber Verständnis für die Haltung



    Frau Conrad
    der Länder und Gemeinden, die doch zunehmend, Gesetz für Gesetz, Leistungen dort übernehmen müssen, wo sich der Bund aus der Verantwortung zurückzieht. Ich nenne hier die Kosten für Langzeitarbeitslosigkeit, die Lasten für Aus- und Übersiedler und die Steuerreform, deren dritte Stufe die Länder und Gemeinden mit 11 Milliarden DM mitfinanzieren. Es ist doch Ihre Politik in der Vergangenheit gewesen, die die Städte in enorme Finanznöte getrieben hat.

    (Kalb [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr!)

    Seitdem Sie regieren, haben sich die gesamten Sozialhilfelasten auf über 30 Milliarden DM in diesem Jahr verdoppelt. Das ist die Realität in unserer Bundesrepublik.
    Wenn Sie es wirklich ernst gemeint hätten mit der Verbesserung der familienergänzenden Betreuung von Kindern, dann hätten Sie früher und rechtzeitig gemeinsam mit den Ländern nach Finanzierungsmöglichkeiten für dieses Gesetz gesucht. Die Bundesregierung kann sich hier nicht einfach aus der Verantwortung stehlen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie helfen den Ländern noch nicht einmal bei der Betreuung der Kinder von Aus- und Übersiedlern. Sie könnten dafür sofort 250 Millionen DM einsparen, wenn Sie auf das unsägliche Dienstmädchenprivileg verzichten würden.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie wissen, daß die meisten Familien nicht das entsprechende Einkommen haben, um sich eine Haushaltshilfe, die sozialversichert beschäftigt ist, leisten zu können. Aber Sie leisten sich den Luxus, Bestverdienende mit 500 DM im Monat über die Steuer zu bezuschussen.
    Ich sage Ihnen einmal, was die Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen dazu gesagt hat: „Die in Aussicht genommene Begünstigung ist vielmehr sozialpolitisch unausgewogen, verfassungsrechtlich und steuersystematisch bedenklich, familien- und frauenpolitisch fragwürdig." — Ich habe dem nichts hinzuzufügen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört, daß Frauen nach einer Phase, in der sie sich ganz der Kindererziehung widmen, Wiedereinstiegsmöglichkeiten in den Beruf haben. Die Bundesregierung hat ein entsprechendes Programm aufgelegt. Sie haben es mit lediglich 5 Millionen DM ausgestattet. Im gleichen Jahr haben Sie 50 Millionen bei den Einarbeitungszuschüssen nach dem AFG, die ja auch den Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf zugute kommen sollen, gestrichen. Das Programm verkommt angesichts einer solchen Politik zu einer Alibiveranstaltung.
    Zusätzliche Mittel für die finanzielle Verstärkung des Wiedereingliederungsprogramms, die wir beantragt haben, stehen bei Ihnen nicht zur Verfügung. Dagegen war es Ihnen mühelos möglich, in diesem Jahr 15 Millionen DM und im nächsten Jahr 19 Millionen DM für das einzusetzen, was sich hinter dem vielsagenden Titel „Zukunft der Familie " verbirgt. Es ist kein Förderprogramm für Familien, sondern ein Subventionsprogramm für die Werbeindustrie.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Mit Millionenbeträgen kleistern Sie Plakatwände in der gesamten Bundesrepublik zu. Ich habe mich heute morgen beim Aufstehen schon wieder geärgert, weil auch neben meiner Wohnung in Bonn eine 3 mal 4 m große Plakatwand steht, die damit vollgekleistert ist. Es mag ja sein, daß Sie ihre Familienpolitik so verkaufen müssen, als würden Sie für Frühstücks-Rama werben, es kann aber kein Zufall sein, daß Sie ein Jahr vor der Bundestagswahl damit beginnen. Der Bundeshaushalt ist — auch zwei Jahre vor der Wahl — nicht dazu da, Werbekampagnen für die Bundesregierung zu finanzieren. Bestreiten Sie das gefälligst aus der Kasse Ihrer Parteizentrale im Konrad-AdenauerHaus.

    (Beifall bei der SPD)

    Bei diesen, aber auch bei den vorhin genannten Maßnahmen merkt man nicht, daß es in Ihrem Haus einen Frauenstab mit insgesamt 31 Stellen gab und gibt, der sich um Frauenfragen kümmern soll. Die Ideen und Programme, die das Haus Lehr verlassen, machen immer den Eindruck, als hätte man einen großen Bogen um die Frauenabteilung gemacht.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Der Bundesrechnungshof hat dies auch erkannt und schreibt in seinem Bericht: „Bis heute sind die Zuständigkeiten nicht ausreichend geklärt. Der bisher sehr eingeschränkte Aufgaben- und Kompetenzzuwachs rechtfertigt nicht den personellen Ausbau des Arbeitsstabes Frauenpolitik. " — Ich erkläre ausdrücklich: Sie haben jederzeit unsere Unterstützung für einen Frauenstab, der Kompetenzen in allen die Frauen betreffenden Fragen hat. Wenn dieser Stab nicht über die entsprechende Kompetenz verfügt, dann liegt das auch an dem mangelnden Interesse der Ministerin an dem Thema „Frauenpolitik".

    (Beifall bei der SPD)

    Der Bundesjugendplan wird von Ihnen seit Jahren sträflich vernachlässigt. Die Jugendverbände mit ihren Tausenden von Mitgliedern krebsen seit Ihrer Regierungsübernahme mit Minimalausstattungen herum. Der von Ihnen vorgelegte Regierungsentwurf sah zudem vor, bei den Jugendverbänden drastisch zu kürzen, insbesondere beim Bundesjugendring. Das haben die Berichterstatter zumindest zum Teil verhindert, wofür ich dankbar bin.
    Die Mitgliedsverbände des Bundesjugendrings haben sich erlaubt — da sehe ich den Hintergrund dieser Kürzungen — , eine Zeitungsanzeige anläßlich der Wahl der Republikaner ins Berliner Abgeordnetenhaus zu schalten. Darin wurden als Ursachen des Wahlverhaltens junger Menschen auch das Versagen der Politik, Massenarbeitslosigkeit und fehlendes Vertrauen in die Politik genannt. Herr Hoffacker wittert dahinter wieder einmal klassenkämpferische Parolen — ich zitiere aus Ihrer Presseerklärung — und nennt das „linksradikales Vokabular" . Wir haben schon einmal im Parlament eine ähnliche Auseinandersetzung gehabt, als Sie bei Jugendverbänden, die



    Frau Conrad
    sich gegen die Volkszählung ausgesprochen hatten, auch über die Bundesmittel Strafaktionen exekutieren wollten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch dummes Zeug!)

    Ihre Mittelkürzungen jetzt, ob Sie es wollen oder nicht, stehen im Zusammenhang mit dieser Auseinandersetzung mit dem Bundesjugendring. Herr Hoffakker, damit richten Sie Schaden an bei jungen Menschen, damit schafft man kein Vertrauen bei jungen Leuten.

    (Beifall bei der SPD)

    In den jugendpolitischen Anhörungen im Deutschen Bundestag hört man Reden über die Zukunftsängste vieler Jugendlicher, Reden über die Distanz vieler junger Menschen gegenüber der Politik, Reden über die Integrationsprobleme viele Jugendlicher aus fremden Lebenszusammenhängen. Wie paßt es dann zusammen, daß die Bundesregierung, wenn sie einen Haushalt aufstellt, die notwendigen Mittel für die politische Bildung im Jugendbereich kürzt? Wir machen hierbei nicht mit.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir vermissen bei vielen Themen, so auch bei dem wichtigen Thema AIDS, das Engagement der Ministerin.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Sehr wohl!)

    Den Rückgang des Einsatzes der Ministerin für diese Frage sieht man auch an den rückläufigen Mitteln für die Aufklärung, für die Betreuung und Versorgung der Menschen, die HIV-infiziert oder AIDS-krank sind. Ich sage das auch, weil ich es traurig finde: Wir haben morgen den Welt-AIDS-Tag. Ich bin sicher, da werden wieder Reden gehalten. Der Haushalt gibt jedenfalls keinen Anlaß mehr zur Freude über eine ausreichende Ausstattung. Bereits im letzten Jahr haben Sie den Rotstift bei den Forschungsmitteln angesetzt, so, als hätten wir heute bereits einen Impfstoff oder ein Mittel zur Heilung.
    Die Eindämmung der neuen Infektionen hängt nach wie vor einzig und allein von der Aufklärung der Bevölkerung ab, von ihrer Informiertheit über Risikoverhalten und Schutzmöglichkeiten. Dies ist eine dauerhafte Aufgabe. In San Francisco hat sich gezeigt, daß die Rücknahme der AIDS-Aufklärung zu einem Anstieg der Zahl von Neuinfektionen geführt hat. Deswegen verstehen wir nicht, wieso man innerhalb eines Jahres die Mittel für die Aufklärung um 12 Millionen DM — das entspricht 25 % der bisherigen Mittel — auf 35 Millionen DM kürzt. Wir machen hier nicht mit.
    Die Aufklärung muß auch Bundesaufgabe bleiben. Aber wir erwarten von der Bundesregierung, daß sie sich intensiv mit den Ländern auseinandersetzt, um gemeinsam nach einer Anschlußfinanzierung für die Betreuungsmaßnahmen bei Infizierten zu suchen, wenn die Bundesprojekte auslaufen.
    Vielleicht gab es ältere Menschen, die Hoffnung in eine renommierte Altersforscherin gesetzt haben, weil sie glaubten, nun eine Anwältin für ihre Probleme im Kabinett zu haben. Wenn wir den Haushalt betrachten, sehen wir, daß wir im Kabinett eine Anwältin für Altersforscher und nicht für alte Menschen haben.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    War es denn, nachdem sich Herr Riesenhuber in der Öffentlichkeit gebrüstet hat, die Altersforschung mit einem 40-Millionen-Programm zu beglücken, wirklich notwendig, daß Sie, Frau Lehr, in Ihrem Haushalt noch einmal 7 Millionen DM für die Alternsforschung — da gibt es ja kleine Unterschiede — zusätzlich ausweisen?

    (Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU]: Da gibt es noch ein echtes Manko! Begreift das doch einmal!)

    Es wäre Ihre Sache gewesen, mit Haushaltsansätzen für Maßnahmen in der Altenpolitik wirklich Zeichen zu setzen, für Projekte, die bundesweit in den Gemeinden bei den alten Menschen das Gefühl hinterlassen, daß man ihre Probleme versteht, daß sie mit ihren Erfahrungen für die Gesellschaft wertvolle Bürgerinnen und Bürger sind und daß es nicht zu dem vielbeschworenen Konflikt zwischen jungen und alten Menschen kommen muß.
    Für solche konkreten Maßnahmen haben Sie gerade 1 Million DM zusätzlich vorgesehen. Dieses Verhältnis zu den 47 Millionen DM für die Forschung war sogar Ihrer Fraktion und der Koalition zu kraß. Wir haben lediglich — das war Ihr Vorschlag — um 1 Million DM kürzen können. Ich halte nach wie vor das Mißverhältnis zwischen Forschung und Projekten für viel zu groß.
    Die Bundesregierung ist gegenüber den Trägern von Zivildienststellen Finanzverpflichtungen eingegangen. Es handelt sich um Wohlfahrtsverbände, um kleine Projekte, die vor allem in der Betreuung von Schwerstbehinderten und im Bereich der mobilen sozialen Dienste tätig sind. Mittlerweile sind die Träger dieser Einrichtungen in Vorlage getreten für Aufwandszuschüsse in Höhe von mehr als 100 Millionen DM. Sie stehen bei diesen Organisationen mit 100 Millionen DM in der Kreide. Auch der Haushalt 1990 sieht nicht vor, diese Altschulden abzubauen. Wir halten es für unerträglich, daß der Bund seinen Haushalt auf Kosten von Einrichtungen sozialer Träger und eventuell sogar auf Kosten der Existenz kleiner und kleinster Träger saniert, die mittlerweile über Kredite zwischenfinanzieren müssen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich komme zum Schluß. Der Einzelplan des Bundesministeriums insgesamt und die Jugend-, Familien-, Frauen- und auch Altenpolitik dieser Regierung

    (Walther [SPD]: Die „Lehr " stellenpolitik!)

    haben in für uns wichtigen Fragen wenig mit sozialdemokratischen Vorstellungen von einer gerechten und solidarischen Gesellschaft zu tun. Wir lehnen diesen Einzelplan ab.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Kalb.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bartholomäus Kalb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Wie schon im Vorjahr weist auch heuer der Haushalt der Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit eine überdurchschnittliche Steigerungsrate auf. Im Laufe des Beratungsverfahrens wurden weitere Erhöhungen, per Saldo um rund 174 Millionen DM, auf rund 22,5 Milliarden DM vorgenommen. Damit wird deutlich, welch große Bedeutung Bundesregierung und Koalitionsfraktionen den Aufgaben und politischen Inhalten dieses Geschäftsbereichs beimessen.
    In der Steigerungsrate des Haushalts spiegeln sich u. a. die Beschlüsse von CDU/CSU und FDP zur Verbesserung des Erziehungs- und des Kindergelds wider. Wir wollen damit die familienorientierte Politik verstärkt fortsetzen. In keinem Jahr der SPD-Regierung wurde den Belangen der Familie und speziell der Frauen so stark Rechnung getragen wie unter dieser Regierung.

    (Zander [SPD]: Das glaubt doch keiner!)

    Die Einführung des Erziehungsgeldes und die Anrechnung von Kindererziehungszeiten in der Rente sowie die steuerliche Entlastung von Familien sind beachtliche Leistungen dieser Regierung. Gerade mit diesen Maßnahmen haben wir es ermöglicht, leichter ja zum Kind und ja zur Familie zu sagen. Das Ja zum Kind ist für Frauen heute zunehmend auch davon abhängig, wie sehr sie Familie und Beruf vereinbaren können, und auch davon, wie schwierig oder wie leicht es ist, nach Zeiten der Kindererziehung wieder in den Beruf einzusteigen. Wir unterstützen dieses Anliegen der Frauen nachdrücklich sowohl bei der Teilzeitarbeit als auch beim Angebot flexibler Arbeitszeiten.
    Wir bemühen uns in besonderer Weise um Bildung und Fortbildung und um die nötige Qualifikation für den Wiedereinstieg in das Berufsleben. Daß wir hier auf dem richtigen Weg sind, zeigen konkrete Zahlen: 800 000 Arbeitsplätze mehr für Frauen seit der Wende 1982/83!

    (Purps [SPD]: Was denn für Arbeitsplätze?)

    Insofern eröffnet unsere erfolgreiche Wirtschaftspolitik auch bessere Chancen und Alternativen für die Frauen. Die Wirtschaft wird sich in den nächsten Jahren gezwungen sehen, mehr Arbeitsplätze anzubieten, die auch den unterschiedlichen Bedürfnissen von Frauen gerecht werden.
    Ziel unserer Politik ist es, die Entscheidungspielräume für die einzelne Familie und für die einzelnen Personen zu erweitern, indem wir finanzielle Belastungen für die Familien verringern. In diesem Sinne ist auch die Verlängerung des Erziehungsgeldes und des Erziehungsurlaubs auf 15 und dann auf 18 Monate zu verstehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Unionsgeführte Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg werden das Erziehungsgeld ihrerseits weiter verlängern. Wo bleiben eigentlich die familienpolitischen Leistungen der SPD-geführten Länder?

    (Zander [SPD]: Die haben mehr Kindergärten und Ganztagsschulen!)

    Niemand hindert sie daran, Gleiches zu tun.

    (Frau Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Schauen Sie sich die Arbeitsplätze in Bayern an!)

    Von seiten der Opposition wurden unsere familienpolitischen Anstrengungen mit so bösen Worten wie „Familienideologie" oder „dumpfe Familienidylle" kritisiert. Bitte, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, nehmen Sie zur Kenntnis: Wir diskriminieren niemanden, der sich, aus welchen Gründen auch immer, anders entscheidet.

    (Zander [SPD]: Das wäre auch verfassungswidrig!)

    Aber wir wollen auch in diesem Punkt unserer moralischen Verpflichtung und dem Auftrag des Grundgesetzes — ich danke für das Stichwort — gerecht werden, das Ehe und Familie unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stellt.

    (Zander [SPD]: So ist es!)

    Familien haben nicht nur materielle Sorgen. Eltern sorgen sich oft noch mehr um die Zukunft ihrer Kinder. Dabei spielen Fragen der Ausbildung und der Berufswahl eine zentrale Rolle.
    Seit 1985 hat sich das Verhältnis von Angebot an Ausbildungsplätzen zur Nachfrage erheblich verbessert. Wie der Berufsbildungsplan 1989 ausweist, standen noch 1985 für 100 nachgefragte Ausbildungsplätze nur 95 als Angebot zur Verfügung. 1988 kamen dagegen auf 100 nachgefragte bereits 106 angebotene Ausbildungsplätze. Der 1988 erreichte Angebotsüberhang an Ausbildungsplätzen von 5,9 % und die weiter günstige Entwicklung stellen eine enorme Verbesserung der Chancen für Jugendliche dar. Dieses Ergebnis ist das beste der letzten zehn Jahre.
    Die Jugendarbeitslosigkeit — Sie haben sie heuer nicht mehr erwähnt; im letzten Jahr war sie noch zentraler Bestandteil Ihrer Rede, Frau Kollegin — liegt so niedrig wie noch nie. Ich erinnere mich noch gut an jene Zeiten noch vor wenigen Jahren, als besorgte Eltern nach 30, 40 vergeblichen Bewerbungen zu uns in die Bürgersprechstunden kamen und um Unterstützung für ihre Söhne und Töchter bei den Bewerbungen baten.

    (Zuruf von der SPD: Zu mir kommen die immer noch!)

    Heute ist die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt und Arbeitsmarkt für Jugendliche völlig umgekehrt. Dies liegt nicht nur an den inzwischen schwächer werdenden Jahrgangsstärken, sondern ist ganz wesentlich eine Folge der ausgezeichneten wirtschaftlichen Entwicklung. Wir sollten den jungen Leuten ruhig sagen, daß eine gute Haushalts-, Finanz- und Wirtschaftspolitik ihre ganz persönlichen Möglichkeiten, Chancen und Zukunftsperspektiven entscheidend verbessert hat.
    Darüber hinaus wird es notwendig sein, die Jugend in diese Gesellschaft hineinzunehmen, ihr Aufgaben



    Kalb
    zuzuweisen und ihr Verantwortung für Staat und Gesellschaft zu übertragen. Wir sollten wirklich überlegen, ob wir nicht bewußt wieder mehr Freiräume für das Engagement junger Menschen schaffen können.
    Ich persönlich war sehr positiv überrascht, mit welchem Idealismus und mit welcher Einsatzbereitschaft viele Jugendliche gemeinsam mit den Helfern der Hilfsorganisationen daran mitgearbeitet haben, den Zustrom der DDR-Übersiedler gerade auch im ostbayerischen Raum, wohin der erste Ansturm aus Ungarn kam, zu bewältigen und diese Menschen zu betreuen. Ich will das auch hier sehr dankbar erwähnen.
    In den Dank einschließen möchte ich die vielen engagierten Beamten, insbesondere die jungen Beamten des Bundesgrenzschutzes und der Polizeien der Länder, die eine Arbeit bis an die Grenze der physischen und psychischen Belastbarkeit geleistet haben. Das hat auch Mut gemacht und, von mir aus gesehen, wieder Hoffnungen für diese und in diese junge Generation geweckt.
    Angesichts der dramatischen Veränderungen im Osten insgesamt und in der DDR im besonderen sowie der vielen Übersiedler und Besucher aus der DDR könnte ich mir schon etwas mehr an Aktivität und Kreativität einiger offizieller bundesdeutscher Jugendverbände vorstellen. Unglaublich ist ein Vorgang bei der Sozialistischen Jugend Deutschlands „Die Falken" , welche in ihrem Verbandsorgan „Sozialistische Zeitung"

    (Zuruf von der SPD: Was du alles liest!)


    (Botschafts(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Dieser soeben geschilderte Vorgang ist schlicht ein Skandal. Der Zusammenbruch und das Scheitern des Sozialismus im Osten scheint angesichts des Zerbrechens jahrelang gehegter und geliebter Illusionen und Träume für die Sozialisten im Westen noch schmerzhafter, ja, sogar mit Höllenqualen verbunden zu sein. Anders ist ein solcher Vorgang überhaupt nicht zu erklären. Dabei birgt die jetzige Entwicklung ungeheure Aufgaben und Chancen für die Jugend unseres Landes und für die Jugend in West- und in Osteuropa. Wir haben deshalb gerne die Mittel für den internationalen Jugendaustausch aufgestockt. Die Jugend kann hier einen ganz wesentlichen und wichtigen Beitrag für die Begegnung, für Verständigung und Freundschaft der Völker leisten.
    Ein weiterer Bereich, in dem wir die Ansätze im Laufe der Beratung stark erhöht haben, ist die Bekämpfung des Drogen-, Rauschmittel- bzw. Suchtmittelmißbrauchs. Wir begrüßen es sehr, daß die Bundesregierung ein Gesamtkonzept vorgelegt hat, das mehrere Einzelpläne betrifft. Nur so ist das weitere Vordringen internationaler Drogensyndikate einzudämmen. Aufklärung, Beratung, Vorbeugung und erforderlichenfalls Hilfe und Therapie ist die eine Seite; gleichzeitig müssen aber durch nationale Vorsorge und internationale Zusammenarbeit die fast weltweit verbrecherisch tätigen Organisationen bekämpft und deren Operationsmöglichkeiten eingeengt werden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Ein neuer Schwerpunkt, auch wenn er finanziell nicht so sehr ins Gewicht fällt, ist die Altenpolitik. Angesichts des sich dramatisch veränderten demographischen Aufbaus unserer Bevölkerung sehe ich darin eine entscheidende gesellschaftspolitische Herausforderung. Wir werden beispielsweise den Fragen nachzugehen haben, welche Aufgaben können ältere Mitbürger nach Überschreitung des Renten- oder Pensionsalters übernehmen, welche Freiräume für ehrenamtliches und teilzeitmäßiges Engagement müssen wir unter Umständen neu schaffen, wie können die sozialen Kontakte Alleinstehender, Hochbetagter oder Pflegebedürftiger verbessert werden, welche Einrichtungen sind erforderlich, wie kann das Zusammenleben zweier oder mehrerer Generationen ermöglicht oder wiederhergestellt werden? Das reicht bis zu der Frage, ob wir es uns leisten können, das Wissen, die Erfahrung, die Ideen und die bei durchaus vielen vorhandene Schaffenskraft relativ brachliegen zu lassen.
    Nebenbei bemerkt: Es erscheint mir fraglich, ob wir diese Aufgaben bewältigen können, solange wir uns ständig schamhaft davor drücken, das Wort „alt" in diesem Zusammenhang auszusprechen.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Wenn wir beim amtierenden Präsidenten von einem „alten" Parlamentarier sprechen, dann sagen wir dies mit allem Respekt, mit Hochachtung und Anerkennung für die parlamentarischen Leistungen. Also das Wort „alt" kann in dem Sinne durchaus auch ein hohes Prädikat sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Eines erscheint mir aber — damit komme ich zum Schluß — sehr sicher: Wir können keinesfalls — die Kollegin Unruh ist ja nicht mehr da — die weitere Aufsplitterung und generationenbezogene Interessenpolitik gebrauchen. Das führt im Ergebnis zum Gegeneinander und zum Streit zwischen den Generationen. Wir brauchen aber in unserer Gesellschaft mehr Miteinander und weniger Gegeneinander.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)