Rede:
ID1117906900

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    Vokabeln: 6
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    4. Frau: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Unruh.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Werner Zywietz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Das können wir mal an anderer Stelle machen. Wir sehen uns ja häufiger. Ich möchte die zehn Minuten Redezeit, die mir zustehen, nutzen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Er ist lernfähig!)

    — Na, das bezweifle ich. Wir haben in den letzten zwei Tagen hier schon zu viele Beweise dafür bekommen, daß es mit der Lernfähigkeit dieses Teils des Hauses nicht so weit her ist.

    (Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es hofft der Mensch, solang' er lebt; das ist auch mein Grundsatz. — Aber zu anderer Zeit.

    (Frau Unruh [fraktionslos]: Gucken Sie doch zur SPD!)

    Von den verbleibenden 26 Milliarden DM — ich habe die Zahl erwähnt — entfallen 12 Milliarden DM auf die Kriegsopferversorgung. Ich möchte für die FDP sagen: Wir stehen zu der Erhöhung und auch zu der Strukturanpassung. Wenn man überhaupt einen Satz zu dieser eigentlich selbstverständlichen Ausgabenposition sagen möchte, kann man nur sagen: Diese Zahlungen sind eine ständige Mahnung, eine



    Zywietz
    vernünftige Friedens- und Entspannungspolitik zu betreiben.

    (Zustimmung bei der FDP und der CDU/ CSU)

    Damit komme ich zu den verbleibenden — wer mitgerechnet hat, wird das bestätigen — 14 Milliarden DM, von denen 12,7 Milliarden DM für die Arbeitsmarktpolitik aufgewendet werden. Dazu möchte ich schon etwas sagen, weil hier in bezug auf die Bundesanstalt für Arbeit und überhaupt in bezug auf die Arbeitsmarktpolitik doch ziemlich viele Nebelkerzen abgeschossen worden sind.
    Natürlich ist das auch für uns noch ein Problem. Wir hätten die Zahl der Arbeitslosen gern noch verringert, aber festzustellen ist auch, daß es seit 1983 ein reales Plus bei den Beschäftigten — das ist der entscheidende Punkt — von 1,2 Millionen gibt und daß in dem Sachverständigengutachten für das nächste Jahr ebenfalls steigende Zahlen prognostiziert worden sind. Das ist das Ergebnis der vorhin im Ansatz skizzierten Politik, und das sind gute Ergebnisse.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Dabei hat die SPD 4 Millionen Arbeitslose prognostiziert!)

    Denn wenn die Arbeitsmarktpolitik besser wird, dann brauchen wir nicht — wie jetzt — noch 8,2 Milliarden DM für Arbeitslosenhilfe auszugeben. Das sind die Zusammenhänge. Wir geben es auch aus Überzeugung, aber noch besser ist es natürlich, wenn die Zahlen durch eine vernünftige Wirtschaftspolitik reduziert werden. Da beißt keine Maus den Faden ab.

    (Frau Unruh [fraktionslos]: Die meisten kriegen erst gar nichts, weil sie durchfallen!)

    — Das kann man doch nicht formal behandeln. Sie müssen eine Wirtschaft leistungsfähig erhalten,

    (Frau Unruh [fraktionslos]: Sie müssen die Menschen leistungsfähig erhalten!)

    und das ist nur dann der Fall, wenn Arbeitsplätze vorhanden sind, wenn Leistungen und Produkte entstehen, die verkauft werden können, die die Kosten dekken und die Ertrag bringen. Damit und mit nichts anderem können Sie das soziale System finanzieren. Ein gutes Wort mag ja auch gut sein, aber letztlich ist Sozialpolitik immer noch das Bereitstellen von Geldmitteln, die andere erworben haben, und zwar für diejenigen, die — aus welchen Gründen auch immer — in dem Wettbewerbsprozeß und in dem Leistungsganzen nicht ganz mitgekommen sind oder nicht mitkommen konnten, was auch immer im Hintergrund eine Rolle gespielt haben mag.
    So sehen wir die Politik, die wir eingeleitet haben. Wir sind der Meinung, daß die Wirtschaftspolitik, die wir von der FDP aus maßgeblich mitgestaltet haben, der zentrale Hintergrund dieses Haushalts ist.

    (Frau Unruh [fraktionslos]: Daimler/MBB läßt grüßen!)

    Es wird deutlich, daß wir für die leistungsorientierte Arbeitsmarktförderung — nicht für die Beschäftigungsförderung; das ist etwas anderes — das Entsprechende tun. Wir ermöglichen so eine Wirtschaft, die es gestattet, das soziale Netz so zu finanzieren, wie es in diesem Haushalt seinen Ausdruck findet.
    Darauf sind wir stolz. Dies halten wir für richtig. Darum stimmen wir im Gegensatz zur SPD diesem Einzeletat zu.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Unruh.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gertrud Unruh


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Verehrte Frau Präsidentin! Werte Volksvertreter und Volksvertreterinnen!

    (Kolb [CDU/CSU]: Das war die letzte Höflichkeit!)

    — Ich fange mit einer großen Höflichkeit an. — Es sind heute in der Bundesrepublik Deutschland zwei Morde passiert. Ob sie politisch sind, weiß noch niemand. Aber es sollte uns doch zu denken geben, daß so etwas in der Bundesrepublik überhaupt möglich ist. Da sollten wir alle in uns gehen. Ob es fanatische Menschen sind, ob es die RAF ist, gleichgültig, wer es ist: Irgendwo hat alles seine menschliche Ursache.
    Millionen von Menschen fühlen sich in diesem unserem Vater- oder Mutterland sehr benachteiligt. Christliche Grundwerte anerkennen das bis heute nicht. Es wird gelacht, wenn über Altersarmut gesprochen wird, es wird gelacht, wenn es z. B. um Ihren Medizinischen Dienst geht, Herr Minister.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Hängt das mit dem Mord zusammen?)

    Ich will Ihnen einmal Briefe vorlesen, die deutlich machen, was es heißt, diesem Medizinischen Dienst ausgeliefert zu sein und ihn als Mensch ertragen zu müssen.

    (Strube [CDU/CSU]: Was hat das alles miteinander zu tun?)

    — Das hat damit zu tun, daß es bei uns REPs gibt, daß die Rechten im Kommen sind.
    Zu Ihrem Medizinischen Dienst, Herr Minister, möchte ich Ihnen folgendes vorlesen — ich übergebe es Ihnen anschließend —; zunächst geht es um einen Brief an Sie, dessen Kopie an mich geschickt wurde. Ich zitiere:
    Wie Sie aus der Kopie des Krankenhausberichtes ersehen, bin ich seit einem Sturz im Jahre 1976 querschnittsgelähmt (nur der linke Arm und die linke Hand sind partiell zu gebrauchen) und auf den Rollstuhl und ganztätig auf eine Pflegekraft ... angewiesen. Um ihm
    — gemeint ist die Pflegekraft —
    einen Urlaub zu ermöglichen, stellte ich obigen Antrag.
    Ich will nicht alles vorlesen. In dem Brief heißt es weiter:
    Der mir vorgelegte umfangreiche Fragenkatalog bestätigte meine volle Pflegebedürftigkeit — bis auf zwei Punkte:
    Punkt 1: Ich kann selbständig meine Zähne putzen und

    (Unruhe bei der CDU/CSU)




    Frau Unruh
    — jetzt hören Sie doch mal zu, Sie Christen —
    Punkt 2: Meine soziale Kontaktfähigkeit, also meine Fähigkeit, mich mit ihm
    — gemeint ist der Medizinische Dienst — zu unterhalten, sei gegeben.
    Daraus wurde der Schluß gezogen: Ablehnung. Jetzt hören Sie weiter gut zu:
    Während des Gesprächs zitierte Dr. H. den ähnlich gelagerten Fall einer MS-Patientin, die beide Arme und beide Beine nicht gebrauchen kann, also total pflegebedürftig ist, aber von Dr. H. dennoch nicht anerkannt wurde.
    Das hat Ihr Medizinischer Dienst so entschieden. Sie stellen zwar 5 Milliarden DM für die berühmt-berüchtigten Pflegestunden zur Verfügung. Nur, wer bekommt sie denn dann in der häuslichen Pflege, wenn sie einen Medizinischen Pflegedienst in die Haushalte reinschieben und so etwas dabei rauskommt, Herr Minister? Ich schäme mich für Sie. Und ich bin froh, daß es „Die Grauen" gibt, denn so haben diese Menschen wenigstens eine Möglichkeit, das, was ihnen wehtut, das, was sie beleidigt und demütigt, zumindest an meine Adresse zu geben.

    (Fuchtel [CDU/CSU]: Da sind sie an der falschen Adresse!)

    Ich gebe es nicht auf, Herr Minister Blüm, daß Sie sich mit dieser Partei noch ändern. Wir haben einen Appell an Sie gerichtet; auch an Sie. Die Hälfte von Ihnen kann ich vergessen. Ich hoffe ja, daß dann andere Menschen im nächsten Deutschen Bundestag hier sitzen. Daß die GRÜNEN für Soziales und Arbeit nicht viel im Kopf haben, das sehen sie auch selbst. Deshalb bin ich froh, daß wir Grauen Panther diesen Schritt gewagt haben und daß wir den kleinen Leuten in der Bundesrepublik Deutschland wieder Lebensmut geben können, egal, ob wir in den Bundestag reinkommen, oder nicht, meine Herren. Aber Sie werden sich im Laufe des Wahlkampfs ändern müssen, sonst verlieren Sie nämlich noch mehr Wählerstimmen. Dafür werde auch ich sorgen!
    Eine halbe — halbe! — Million Personen in Rentnerhaushalten hat weniger als 600 DM Haushaltseinkommen, Herr Minister. Insgesamt 5,7 Millionen in Rentnerhaushalten haben weniger als 1 000 DM pro Kopf zum Leben zur Verfügung. Eine Beamtenmindestpension ist 1 600 DM,

    (Kolb [CDU/CSU]: Bei zwei Personen!)

    für höhere Beamte 3 000 DM — neu geordnet —. Was meinen Sie, was Sie diesem Volk, diesem Staat noch alles zumuten können? Dick im Fettnäpfchen sitzen und kürzen und kürzen und kürzen, rumtäuschen mit einem Medizinischen Dienst,

    (Kolb [CDU/CSU]: Und Sie schwafeln!)

    rumtäuschen mit persönlichen Hilfen, die es dann nicht gibt: Daß diese Menschen verzweifeln müssen, das glauben Sie doch wohl selbst.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Wenn sie Sie hören, schon!)

    Und ich kann Ihnen sagen: Lesen Sie einmal die Bibel durch, dann wissen Sie vielleicht, wenn es einen Herrgott gibt, was Sie — —

    (Frau Karwatzki [CDU/CSU]: Den gibt es!)

    — Wenn es ihn gibt, dann haben Sie alle keinen Gott als Gewissen. Dann würden Sie nämlich bei den schwächsten Menschen hier bei uns in der Bundesrepublik nicht so furchtbar täuschend handeln.

    (Zuruf des Abg. Dr. Friedmann [CDU/CSU]) Ich kann Ihnen noch Briefe vorlesen,


    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein! — Strube [CDU/CSU]: Lesen Sie ruhig weiter!)

    Sie kriegen sie doch auch. Oder nicht? Sonst wären Sie doch keine Volksvertreterin.
    So eine „alte Arme in Deutschland" bin auch ich, so wie viele Tausende auch. Aufgewachsen in Berlin, 4 Kinder großgezogen. Alarm jede Nacht, evakuiert nach Ost-Preußen. Nach dem Krieg kamen wir (...)

    — da und dahin —
    Stand (...)

    — jahrelang —
    auf dem Wochenmarkt Obst/Gemüse. Mit 50 kam die Scheidung; schuldlos geschieden, auf Unterhalt aus Angst (...)

    Viele Frauen haben heute noch Angst. Es gibt ja Frauenhäuser, meine Herren.

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Männer auch!)

    — Das fehlt mir noch, dieser dreckige Zwischenruf „Männer auch". Lassen Sie es doch endlich! Bemerken Sie doch mal, was in dieser Gesellschaft möglich ist!

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Viel ist möglich!)

    Aus Angst! Aus Angst auf Unterhalt verzichtet: Wissen Sie überhaupt, was das heißt? Wissen Sie überhaupt, was in Ihrer Nachbarschaft los ist? Also lassen Sie diese furchtbare Zwischenbemerkung.

    (Kolb [CDU/CSU]: Woher wissen Sie, was in Ihrer Nachbarschaft ist?)

    Ich zitiere weiter:
    Dann bei der Arbeiterwohlfahrt (...)


    (Feilcke [CDU/CSU]: Warum helfen Sie denn nicht?)

    — Sie sind doch ganz ruhig, Sie Frauenheld! (Lachen bei der CDU/CSU) Also:
    Dann bei der Arbeiterwohlfahrt (...)

    — Ich zeige Ihnen den Typen nachher! — als „Küchenhilfe".
    Weiter heißt es da:
    Ich wollte immer arbeiten; meine Rente ist heute
    insgesamt 408 DM; ich habe vier Kinder; die ge-



    Frau Unruh
    ben mir auch Geld; nur, wie demütigend es für mich als Mutter ist, das kann ich nicht begreifen in diesem Staat. Es ist furchtbar, so ärmlich darzustehen.
    Der letzte Brief.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Der letzte Brief. Hören Sie zu! Sie haben es ja nicht nötig mit Ihren Pensionen in der Tasche, wofür Sie nichts tun.

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Also so arroganten Leuten wie Ihnen hören wir nicht zu!)

    Jetzt habe ich das letzte Mal 9 DM Rentenerhöhung bekommen. Nun beträgt meine Rente 470 DM ... Und wie teurer ist alles wieder geworden?
    Gut zugehört? Ich habe nicht umsonst den Antrag eingebracht: Bitte Rente um 1 % aufstocken, weil das alles vorne und hinten nicht langt. Wer macht denn diese Mieterhöhung? Warum ist das alles möglich? Sie wissen es doch, warum! Alte Menschen müssen 600, 700 DM bezahlen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Haben Sie mal von Sozialhilfe gehört? — Kolb [CDU/CSU]: Was machen Sie denn? Sie haben doch zwei Häuser in Kressbronn abgestaubt!)

    — Halten Sie die Klappe, Mensch! Wissen Sie überhaupt, was Sie in dieser Bundesrepublik Deutschland mit Ihrem Gequatsche anrichten?

    (Feilcke [CDU/CSU]: Sie sind doch Vermieterin! — Zuruf von der CDU/CSU: Frau Präsidentin, drehen Sie der mal den Saft ab! — Zuruf von der SPD: Was soll das denn? — Zuruf: Aber die Zeit läuft weiter!)

    — Ich brauche keine Zeit. Ihre Zeit läuft ab.
    Jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Ich war sogar voriges Jahr beim Sozialamt, mit meinen 470 DM Rente. Was meinen Sie, was sich da abgespielt hat? Da habe ich 110 DM ... bekommen. Aber das werde ich nie wieder tun. Das ist ja so entwürdigend ... Ich wäre am liebsten weggelaufen. Diese Bettelei. Warum können wir nicht bei der Rente was dabeibekommen, damit man nicht betteln gehen muß?
    — Haben Sie schon einmal gebettelt? (Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)

    — Sie haben gebettelt? Wann haben Sie denn gebettelt?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Für andere!)

    — Für andere haben Sie gebettelt? Wo denn? Das würde mich schon einmal interessieren. Das wird ja immer dramatischer: Die Herren Abgeordneten der CDU gehen für andere betteln.

    (Kolb [CDU/CSU]: Wer gibt Ihnen das Recht, sich so aufzuführen? Das ist doch katastrophal! Ihre Selbstgerechtigkeit ist unerträglich!)

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine ganz andere
    Erkenntnis in diesem Staate, daß in diesem Staate hoffentlich die soziale Gerechtigkeit einkehrt. Deshalb
    muß die SPD wieder dran, aber nicht mit der FDP, sondern mit den „Grauen" .

    (Zurufe von der CDU/CSU: Das ist doch die absolute Dummheit! — Wie kann man so selbstgerecht sein?)