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ID1117904300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es fällt schwer, sich an diesem Vormittag wieder auf das Alltagsgeschäft des Parlaments zu konzentrieren. Aber das muß wohl sein.
    Ich möchte im Zusammenhang mit dem vorgelegten Haushalt nur einen Aspekt herausgreifen — das ist sicherlich einer der zentralen Aspekte — , nämlich die Art und Weise, wie in diesem Haushalt mit den krisengeschüttelten Hochschulen umgegangen wird. Ich möchte dabei Ihre Aufmerksamkeit auf ein ganz zentrales, grundsätzliches Problem lenken.
    Statt mit einer konzeptionell durchdachten Haushaltspolitik haben wir es — das sehen wir als das grundsätzliche Problem an — im Hause Möllemann inzwischen mit einer hektischen Politik der Sonderprogramme zu tun. Das beinhaltet weitreichende Gefahren für die Zukunft. Der Unterschied zwischen einem Sonderprogramm und regulärer Haushaltspolitik liegt doch wohl darin: Sonderprogramme mögen für die Bewältigung kurz- und höchstens mittelfristiger Notlagen tauglich sein, aber für die Lösung von strukturellen, langfristigen Problemen, wie sie gegenwärtig im Hochschulsystem existieren, sind Sie ungeeignet.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Ich frage Sie, Herr Möllemann: Halten Sie die Überlastung der Hochschulen tatsächlich für ein kurz- oder mittelfristiges Problem? Ich weiß, die Antworten kennen Sie selber. Die Überlast hat sich bereits tief in die Strukturen unserer Hochschulen hineingefressen. Wenn sich nichts ändert, bleibt die Überlastmisere der Normalzustand der Hochschulen in den nächsten



    Wetzel
    zwei Jahrzehnten, bleibt deren Bewältigung also politisch eine Langfristaufgabe, die nicht mit Sonderprogrammen zu lösen ist.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN und der SPD)

    Weder die Überlastproblematik noch die Probleme des wissenschaftlichen Nachwuchses noch die Probleme bezüglich der studentischen Wohnheime noch die besonderen Probleme der Fachhochschulen noch die großen Defizite in der autonomen Hochschulforschung sind kurz- oder mittelfristig zu bewältigende Probleme. Sie verlangen eine Gesamtkonzeption. Sie vertragen keine Sonderprogrammhektik. Sie verlangen nach einer stetigen und regulären Haushaltspolitik.
    Meine Damen und Herren, aber nicht allein daß im Ministerium weder an einem inhaltlichen noch an einem entsprechenden finanzpolitischen Konzept gearbeitet würde bzw. daß ein derartiges vorläge, nein, Herr Möllemann benutzt nach unserem Dafürhalten seine Politik der Sonderprogramme als Schutzschild, als Versteck. Wenn es einmal nicht so klappt, wie es angekündigt wurde, dann haben eben — das ist die Standardausrede — die Länder schuld.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: So ist es ja auch!)

    Vor allem die Finanzminister der Länder sind dann schuld.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: So ist es!)

    — Sicher, Herr Kollege. Auch ich halte die letztens dargelegte Position der Finanzminister der Länder für reichlich übergeschnappt.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    In der Sicht der Finanzminister der Länder sind ja von den 1,5 Millionen, die heute in der BRD studieren, ungefähr 500 000 Phantomstudenten. Sie gelten als „nicht belastungsrelevant". Das ist zweifellos ein gefährlicher Unsinn, gefährlich, weil hier die Fundamente der zukünftigen Wissenschafts- und Hochschulpolitik zur Disposition gestellt werden.
    Aber je verrückter die Finanzminister, um so leichter können Sie sich, Herr Möllemann — und das tun Sie in letzter Zeit ständig — , hinter der Rolle eines Ankündigungsministers von Sonderprogrammen verstecken. Ich kann dies hier aus Zeitgründen nur an einem Beispiel deutlich machen, an der Nachwuchsförderung und dort vor allem an der Frauenförderung:
    Herr Minister, ich nehme an, Ihre Ministerialbeamten haben Sie mittlerweile darüber informiert, daß Sie zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses keine Sonderprogrammvereinbarungen mit den Ländern benötigen, sondern eigene Kompetenzen haben.

    (Frau Odendahl [SPD]: Ja!)

    Und ich frage: Wie nehmen Sie diese Kompetenzen eigentlich wahr? In der Studienförderung z. B. verzeichnen wir vom Haushalt 1989 auf den Haushalt 1990 einen Zuwachs von ganzen 0,5 Millionen DM,

    (Zuruf von den GRÜNEN: Lächerlich!)

    in der Promotionsförderung einen Zuwachs von 0,5 Millionen DM. Da muß ich Frau Männle korrigieren — ich sehe jetzt gar nicht, wo sie sitzt; sie ist nicht mehr da — , denn sie sprach von einem Zuwachs von 3 Millionen DM. Das ist ein Rechenkunststück; denn ursprünglich war der Ansatz um 2,5 Millionen DM gekürzt.

    (Frau Odendahl [SPD]: So ist das!)

    Dann ist in den Haushaltsberatungen diese Kürzung rückgängig gemacht worden, und 0,5 Millionen DM sind dazugekommen. Also nicht um 3 Millionen DM, sondern gerade mal um 500 000 DM ist die Promotionsförderung in dieser gegenwärtigen Notsituation erhöht worden, von der wir alle wissen, daß sie vor allem auch eine Situation des Mangels an wissenschafltichem Nachwuchs ist.
    Ähnlich sieht es in der Förderung des promovierten wissenschaftlichen Nachwuchses aus. Hier haben wir einen Zuwachs von ganzen 100 000 DM. Bei der Förderung im Rahmen des Heisenberg-Programms haben wir schließlich einen Zuwachs in Höhe von 0,0 Millionen DM.
    So nehmen Sie Ihre Kompetenzen im Rahmen der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wahr! Herr Möllemann, da muß ich fragen: Für wie dumm halten Sie die Öffentlichkeit eigentlich? Da wir gerade bei einer Haushaltsberatung sind: Man muß sich doch inzwischen wirklich auch fragen, wie teuer diese Unmengen von Sand sind, die Sie hier der Öffentlichkeit in die Augen streuen.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD — Kastning [SPD]: Es gibt auch billigen Sand!)

    Auf der einen Seite jammern Sie völlig zu Recht in der Öffentlichkeit mehr als ein halbes Jahr lang, wie notwendig doch ein Bund-Länder-Sonderprogramm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sei. Sie wollten es mit stolzen 480 Millionen DM aus Bundesmitteln ausstatten. Wenn es dagegen um die reguläre Haushaltspolitik geht, wo Sie unmittelbare Eingriffs-, Zugriffs- und Konzeptualisierungschancen haben, dann sind Sie, wie wir an den geschilderten Beispielen sehen, gerade noch bereit, 1,1 Millionen DM zuzulegen. Also — einmal umgerechnet — ganze 0,2 % Ihrer öffentlichen Versprechungen für Sonderprogramme bringen Sie in Ihrer eigenen regulären Haushaltspolitik unter.
    Meine Damen und Herren, da werden die Sonderprogramme und der Widerstand der Länder und ihrer Finanzminister plötzlich zu einem Verschiebebahnhof, bei dem übrigbleibt, daß hochschulpolitisch nichts Entscheidendes passiert. Ich nenne das eine systematische Unterlassungs- und Vernebelungspolitik. Gerade für die Frauen verbirgt sich dahinter eine Entwicklung, die deprimierend und verheerend ist. — Ich sehe gerade die rote Lampe leuchten. Diesen Gedanken darf ich aber kurz noch zu Ende führen.
    Sie haben völlig recht, Herr Minister und die anderen Kolleginnen und Kollegen, wenn Sie davon ausgehen, daß ab 1995 in den darauffolgenden zehn Jahren eine große Nachwuchslücke klafft, weil mehr als 50 % der Lehrstuhlinhaber ausscheiden werden. Gerade hier besteht die große Chance, das extreme Un-



    Wetzel
    Bleichgewicht zwischen Männern und Frauen an den Hochschulen durch eine systematische Nachwuchsförderung für Frauen zu korrigieren. Indem aber die Förderung insgesamt unterbleibt, werden die Frauen ein weiteres Mal auf, ich schätze, einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren vertröstet, bis sie an den Hochschulen endlich eine Chance als Wissenschaftlerinnen bekommen können.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Meine Damen und Herren, mit dieser Politik sind wir im Grundsätzlichen und im Detail nicht einverstanden. Was aussteht, sind eine hochschulpolitische Konzeption und entsprechende Finanzierungsmodelle und eine öffentliche Debatte darüber, wie das gemeinsam mit Bund und Ländern zu realisieren ist.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine Damen und Herren, bevor ich dem Bundesminister Möllemann das Wort gebe, möchte ich Sie kurz über die Geschäftslage orientieren. Ich gehe davon aus, daß diese Debatte gegen 12.40/12.45 Uhr beendet sein wird. Wir werden dann in die Mittagspause eintreten und ganz normal um 14 Uhr fortfahren. Es gibt also keine Vorverlegung des Wiederbeginns der Sitzung. Der Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern wird ab 17 Uhr beraten. Ich hoffe, daß damit einige Unklarheiten beseitigt sind.
Wir können in der Debatte fortfahren. Das Wort hat der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, Herr Möllemann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen W. Möllemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nachdem nun bekanntgeworden ist, daß nach Alfred Herrhausen auch sein Fahrer am Ort des Verbrechens umgekommen ist, fällt es mir um so schwerer, hier überhaupt noch eine Rede zu halten. Offen gestanden würde ich meinen Text am liebsten zu Protokoll geben. Es ist auch schwierig, sich auf eine Auseinandersetzung einzulassen, wiewohl die Argumente und auch die Form ihres Vortrags durch einige meiner Vorredner dazu reizen würden. Erlauben Sie mir deswegen, daß ich nur das vortrage, was ich zum Haushalt zu sagen habe.
    Die Bundesrepublik Deutschland steht in den kommenden Jahren vor einer Reihe tiefgreifender Herausforderungen: demographisch, wirtschaftlich, technisch, ökologisch und kulturell. Wir können diese Herausforderungen nur bestehen, wenn wir durch zusätzliche Investitionen in die Bereiche Bildung und Kultur, Wissenschaft und Forschung die notwendigen Qualifikationen schaffen. Dabei geht es nicht nur um Inhalte. Es geht auch um notwendige Qualitätssteigerungen in diesen Bereichen, wenn wir den Anschluß an internationale Standards in Lehre, Wissenschaft, Forschung und Qualifizierung unserer Fachkräfte nicht verlieren wollen. Diese — wie von mehreren Vorrednern zu Recht gesagt wurde — zukunftssichernden Investitionen verlangen in vielen Fällen einen erheblichen zusätzlichen Kostenaufwand.
    Der Entwurf des Bundeshaushalts 1990, so wie er jetzt verabschiedet werden soll, trägt diesem Erfordernis Rechnung. Er sieht eine überproportionale Steigerung der Ausgaben in dem von mir zu vertretenden Haushalt um 10,1 % gegenüber dem Vorjahr vor. Das ist angesichts der Steigerung des Gesamthaushalts um 3 % eine beachtliche Steigerungsrate. Die Bundesregierung führt damit ihre bereits mit dem vorigen Haushalt eingeleitete finanzielle Trendwende im Bildungs- und Wissenschaftsbereich fort. Ich freue mich darüber und werte das als einen weiteren Schritt, der deutlich macht, daß wir den hohen Stellenwert der Bildungs- und Wissenschaftspolitik im Rahmen einer vernünftigen Gesamtpolitik richtig sehen.
    Die für das Jahr 1990 zusätzlich vorgesehenen Mittel sollen schwerpunktmäßig zur Förderung des Hochschulbaus und der Hochschulforschung, für Leistungsverbesserungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz, für den Studentenwohnraumbau, für verstärkte internationale Zusammenarbeit und für die Integration von Aus- und Übersiedlern eingesetzt werden.
    Ich möchte auf vier Schwerpunkte des Einzelplans näher eingehen.
    Erster Punkt: Hochschule und Wissenschaft. Die Hochschul- und Wissenschaftspolitik in der Bundesrepublik befindet sich in einer Phase höchster Anforderungen und Anstrengungen. Die anhaltende Belastung unserer Hochschulen sowie die Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses machen zusätzliche finanzielle Anstrengungen erforderlich. Der Haushaltsentwurf sieht dazu eine ganze Reihe von Verbesserungen vor.
    Erstens. Für das von Bund und Ländern vereinbarte Zwei-Milliarden-Programm zur Sicherung der Leistungsfähigkeit und zum Offenhalten der Hochschulen in besonders belasteten Fachrichtungen wird wie schon im Nachtragshaushalt 1989 auch in diesem Haushalt die entsprechende Rate von 150 Millionen DM zur Verfügung gestellt.
    Zweitens. Die Mittel für den Hochschulbau werden um 100 Millionen DM, also um 10 %, auf 1,1 Milliarden DM erhöht. Auf der Grundlage dieser Entscheidung konnte bereits im Juli dieses Jahres der 19. Rahmenplan für den Hochschulbau mit den Ländern verabschiedet werden. Er ist in Kraft. Er umfaßt ein Gesamtvolumen von 10,8 Milliarden DM.
    Drittens. Der Zuschuß des Bundes an die Deutsche Forschungsgemeinschaft zur Förderung und Verbesserung der Hochschulforschung steigt um 5 % von 609,7 auf 639,9 Millionen DM.
    Viertens. Die Mittel der Begabtenförderung und der Begabtenförderungswerke wurden auf 90 Millionen DM angehoben. Dadurch wird es möglich, diese Mittel stärker als bisher zur Förderung auch besonders qualifizierter Fachhochschulstudenten und Fachhochschulabsolventen einzusetzen.
    Fünftens. Der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages hat sich darüber hinaus am 9. November meine Zielsetzung zu eigen gemacht, für die Verbesserung anwendungsbezogener Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen ein Programm aufzulegen. Über seine Ausgestaltung im einzelnen müssen



    Bundesminister Möllemann
    Bund und Länder noch verhandeln. Der Bund erhält danach die Möglichkeit, Verpflichtungen in Höhe von 10 Millionen DM einzugehen. Neben den Fachhochschullehrern profitiert davon vor allem die Praxis. Für die Fachhochschulen ist diese Zusammenarbeit ein wichtiges Instrument zur kontinuierlichen Anpassung von praxisorientierter Lehre und Forschung sowie zum Wissenschaftstransfer.
    Sechstens. Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs in Graduiertenkollegs werden erstmals mit 10 Millionen DM gefördert. Am 21. Dezember werden die Regierungschefs von Bund und Ländern eine Vereinbarung nach Art. 91b des Grundgesetzes zur Einrichtung und Förderung von Graduiertenkollegs unterzeichnen. Die Planungen gehen dahin, in den nächsten drei Jahren bis zu 50 Graduiertenkollegs einzurichten. Ich bewerte dies als einen wichtigen Schritt zu einem in der Bundesrepublik neuartigen Forschungsstudium im Anschluß an die Graduierung.
    Meine Damen und Herren, trotz der genannten Verbesserungen sind im Hinblick auf die neuesten Prognosen und Annahmen zur Entwicklung der Studentenzahlen weitere erhebliche finanzielle Anstrengungen von Bund und Ländern für den Hochschul- und Wissenschaftsbereich in den nächsten Jahren erforderlich. Dies betrifft den Hochschulbau, aber auch andere wichtige strukturelle Fragen unseres Hochschulsystems, vor allem die Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
    Hier besteht — da stimme ich mit meinen Vorrednern völlig überein — weiterer dringender Handlungsbedarf. Sie wissen aber auch, daß wir darüber, weil das natürlich eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern ist, am 21. Dezember in einem Gespräch des Kanzlers mit den Ministerpräsidenten, einigen Hochschulministern und den Präsidenten der Wissenschaftsorganisationen sprechen wollen.
    Ich kann Ihnen hier berichten, daß wir gestern abend ein Gespräch des Bundeskanzlers, des Forschungs- und des Bildungsministers mit den Präsidenten der sechs Wissenschaftsorganisationen hatten. Dort war einmütig die Meinung, daß das von Herrn Riesenhuber und mir zur Diskussion gestellte Programm — es ist ein Programm, weil sich dieses Erfordernis jetzt in besonderer Dringlichkeit stellt — von Bund und Ländern über 6 Milliarden DM in einem Zeitraum von zehn Jahren vernünftig ist. Aber Sie wissen auch, daß sich die Bundesländer dazu noch nicht verbindlich und gemeinsam eingelassen haben.
    Heute und morgen tagen die Kultusminister der Länder in Berlin. Ich bin gespannt, was man dort sagen wird; denn ich habe die Stellungnahme der Länderfinanzminister sehr sorgfältig gelesen.

    (Kuhlwein [SPD]: Haben Sie denn eine Zusage von Herrn Waigel?)

    — Ich spreche hier für die Bundesregierung. Seien Sie ganz entspannt, Herr Kollege. Sie haben, als ich das erste Sonderprogramm, das ich vorhin beschrieb, vorgeschlagen habe, Zweifel geäußert, ob das durchkommen würde. Es ist umgesetzt. Sie haben Zweifel geäußert, ob wir für den Studentenwohnraumbau ein gemeinsames Programm hinbekommen würden. Es ist beschlossen und wird umgesetzt. Gehen Sie davon aus, wir werden auch zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses von Bundesseite aus das tun, was notwendig ist. Wir warten jetzt auf die Festlegung der Länder.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der zweite Punkte ist das Sonderprogramm für den Studentenwohnraumbau; ich deutete es gerade an. Die am 7. November 1989 getroffene Entscheidung der Koalition zum studentischen Wohnungsbau ist ein wirksamer Beitrag zur Beseitigung der unbestreitbaren Engpässe auf dem Wohnungssektor. Die Regierungskoalition ist damit meinem Vorschlag gefolgt, zur Schaffung zusätzlicher Studentenwohnungen ab 1990 ein neues Programm aufzustellen, bei dem Bund und Länder zusammenwirken. Ich möchte an dieser Stelle dem Haushaltsausschuß meinen Dank dafür aussprechen, daß er bei den abschließenden Beratungen einmütig dieses Programm noch in den Haushalt 1990 eingestellt hat. Mit diesem Programm wird ab 1990 in sehr kurzer Zeit etwa 1 Milliarde DM in den studentischen Wohnraumbau fließen. Der Bund bringt davon 300 Millionen DM auf. Von den Ländern wird ein Betrag in gleicher Höhe erwartet. Der Rest muß von den Trägern aufgebracht werden. Auf diese Weise wird es möglich sein, binnen kurzer Zeit etwa 20 000 zusätzliche Studentenwohnplätze zu schaffen. Gegenwärtig stehe ich in Verhandlungen mit den Ländern über den Abschluß einer entsprechenden Verwaltungsvereinbarung. Ich hoffe, daß auch diese am 21. Dezember von den Regierungschefs unterschrieben werden kann.
    Die gegenwärtige Unruhe bei den etwa 1,5 Millionen Studierenden hat ihre Ursache auch in deren Schwierigkeiten, eine angemessene Unterbringung am Hochschulort zu erträglichen Preisen zu erhalten. Mit Unterstützung des Bundes sind bereits in der Vergangenheit 136 000 Wohnplätze geschaffen worden. Dafür hat der Bund 1,1 Milliarden DM ausgegeben. Unter der seinerzeitigen Federführung der Minister Engholm und Apel hat der Bund Ende 1980 seine Förderung des studentischen Wohnraumbaus abrupt beendet. Ich glaube, Herr Kollege Kuhlwein, Sie waren da irgendwo auch noch mitbeteiligt. Danach ist in vielen Ländern auf diesem Gebiet zu wenig geschehen.

    (Abg. Kuhlwein [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Sie müssen sich nachher zu Wort melden.

    (Kuhlwein [SPD]: Ich wollte das nur richtigstellen und hoffe, daß Sie mir die Mögichkeit dazu geben!)