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ID1117901000

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    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Lieselotte Wollny


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zur Debatte steht der Haushalt des Bundesumweltministeriums. Heute und in den vergangenen Tagen ist mehrmals auf die Erhöhung des Etats mit Stolz hingewiesen worden. Sieht man jedoch, wofür diese Erhöhung erfolgte, so wird klar erkenntlich, daß es sich hier in Wirklichkeit um ein Atomministerium handelt. Deshalb sollte der Bundestag der Ehrlichkeit halber endlich die Umbenennung des Ministeriums beschließen. Das katastrophale Absinken des Herrn Ministers auf der Beliebtheitsskala, auf der er doch einmal ganz oben stand, beweist, daß niemand mehr auf diesen Etikettenschwindel hereinfällt.
    Umweltschutz, wenn man ihn wirklich will, müßte den gesamten Etat wie ein roter Faden durchziehen. Davon kann jedoch überhaupt nicht die Rede sein. Das wäre auch von einer Regierung wie der unseren einfach zuviel verlangt. Bei einer Politik, die ausschließlich auf Wachstum und sogenannten Lebensstandard auf Kosten von Umwelt und Lebensqualität programmiert ist, erscheint das Wirken eines Umweltministers im Nebenberuf wie der Kampf des Don Quichotte gegen Windmühlenflügel.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dabei wird er — genau wie der oben Genannte — nicht müde, immer neue, großartige Maßnahmen anzukündigen. Die Ergebnisse geraten dann allerdings meistens zur Blamage, z. B. die Umweltverträglichkeitsprüfung, eine gute und wichtige Idee — ohne Frage. Nach langer, schwerer Schwangerschaft kreißte der Berg und gebar eine Maus.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Ein Mäuschen!)




    Frau Wollny
    Nächster Punkt, das Umwelthaftungsrecht: Ergebnis gleich Null. Herr Töpfer möchte ja vielleicht, aber die Kollegen spielen nicht mit.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Ja, das ist sein Pech!)

    Besonders Herr Engelhard hat Bedenken. Und so kann man sagen: Außer Spesen nichts gewesen.
    Bei dem großen Thema Klimaschutz — viel Gerede, aber Taten? Beim FCKW-Verbot wollte Herr Töpfer der Industrie nicht wehtun und bestand auf langen Fristen. Da mußte Herr Schmidbauer ihm das Heft aus der Hand nehmen und ein Verbot bis 1991 durchsetzen.
    Wie verhält es sich mit der Giftmüllverbrennung auf hoher See? Zuerst hieß es, daß es die umweltverträglichste Art der Entsorgung sei. Erst als sich die Folgen nicht mehr vertuschen ließen, wurde ein Ende angekündigt, aber von Jahr zu Jahr verschoben. Nun soll es 1991 sein, aber nur, wenn bis dahin zehn Verbrennungsanlagen an Land vorhanden sind. Eine typisch Töpfersche Lösung: Die nächste Verschiebung ist schon vorprogrammiert.
    Aber das Naturschutzgesetz, das sollte nun wirklich der große Wurf, das Kernstück der Umweltpolitik werden. Aber was ist daraus geworden? Wieder die Rechnung ohne den Wirt oder ohne Ihre Kollegen gemacht, Herr Töpfer! Da hat Herr Kiechle Angst um seine Großagrarier,

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Richtig!)

    und Herr Waigel sitzt auf dem Geldsack und zeigt die kalte Schulter.
    Das Scheitern des Umweltministers Töpfer ist das Scheitern der Umweltpolitik der Regierung, wenn sie es damit denn jemals ernst gemeint hätte!

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wen wundert es, daß in dieser Situation die revolutionäre Entwicklung in der DDR und anderen osteuropäischen Ländern der Bundesregierung und auch Herrn Töpfer gelegen kommt? Eine willkommene Ablenkung von den eigenen Problemen! Mit dem Tenor „Ein Reich, ein Volk, ein Profit" will man die Früchte des Widerstandes der Bevölkerung in der DDR für sich einheimsen und für die eigene Profilierung nutzen.
    Die DDR mit ihren gravierenden Umweltproblemen verspricht, ein umfangreicher Markt für Reparaturtechnologien zu werden. Da muß ja schließlich jedes Unternehmerherz höherschlagen. Doch so begrüßenswert es ist — das bestreiten wir keineswegs, Herr Töpfer — , daß jetzt auf Grund der Umweltvereinbarung von 1987 konkrete Projekte mit bundesdeutscher finanzieller Unterstützung zur Reduzierung der Wasser- und Luftbelastung realisiert werden sollen, so sehr ist auch vor einem Ausnutzen dieser umweltpolitischen Situation durch schnellen Verkauf von Reparaturtechnologien, die dann einen grundlegenden Wandel der Produktionsstruktur verhindern, zu warnen. Denn die DDR hat in ihrer heutigen Situation die einmalige Chance, mit der notwendigen Umstrukturierung ihrer Wirtschaft zu einem ökologischen Wirtschaften zu gelangen. Doch dafür bedarf es Zeit, Geld und gut überlegter Konzepte.
    Wir können unser Wissen, unsere Vorstellungen, unser Know-how zur Selbstfindung zur Verfügung stellen, und zwar ohne Bedingungen. Es darf nicht nur um einen schnellen Absatz für unsere Reparaturtechnologien gehen, um eine Abfallkippe für unseren Müll, um den Export unseres Weges der Umweltzerstörung. Leider aber sieht es so aus, als ob dieser Weg beschritten werden soll.
    Im Energiebereich spekulieren Sie bereits über Stromlieferungen, um den Braunkohleeinsatz in der DDR zu vermindern. Natürlich muß da etwas getan werden, aber die Besorgnis kann nicht darauf reduziert werden, daß man dabei gleich den Absatz deutschen Atomstroms im Kopf hat. Das Energieproblem in der DDR ist vor allem ein Problem der Effizienz. Der Primärenergieverbrauch pro Kopf ist doppelt so hoch wie in der BRD, und der ist, wie wir alle wissen, nicht gerade sparsam.
    Umstrukturierung in der Industrie, Schließung veralteter Anlagen und ein System effizienter Energienutzung werden das Energieproblem in der DDR ganz anders aussehen lassen. Doch hört man von den Plänen der EVU, die DDR jetzt an das Verbundnetz anzuschließen, dann wird die Absicht deutlich. Einer Energiewende will man in der DDR offenbar überhaupt erst gar keine Chance geben. Oder warum will Siemens/KWU in den Bau des AKW Stendal einsteigen? Die Atomwirtschaft wittert neue Absatzmöglichkeiten. Daß die DDR in die Reaktorsicherheitskommission einbezogen werden soll, kann wohl als eindeutiges Indiz dieser Marschrichtung angesehen werden. Just diese atomhörige Kommission soll nun ihre hausgemachte Sicherheitsphilosophie auch noch in die DDR transportieren. In der BRD ist von der RSK nur Negatives zu vermelden. Sie hat das Monopol auf die Reaktorsicherheit und schafft es, auch jeden Störfall, jedes Sicherheitsproblem zu negieren. Öffentlichkeit bleibt da wie selbstverständlich vor der Tür.
    Offenheit — Glasnost im Neudeutschen — , die DDRler und DDRlerinnen sich gerade erkämpfen, wäre auch bei uns absolut notwendig.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN)

    Wir können heute von der DDR-Bevölkerung lernen, von ihrem Mut, von ihrer Zivilcourage und von ihrer Durchsetzungskraft. Glasnost in der BRD, eine sanfte ökologische Revolution, das wäre auch hier angesagt. Wenn sich das Gefälle zwischen BRD und DDR verändern soll, dann muß sich auch in diesem Punkt etwas verändern. Auch hier heißt es, Offenheit zu fordern; Offenheit in Fragen der Situation der Umwelt, der gesundheitlichen Gefährdung, hinsichtlich aller zur Verfügung stehender Fakten und Daten.
    Wann wird auch in der Bundesrepublik der Wille der Bevölkerung respektiert, sei es in den Fragen des Ausstiegs aus der Atomenergie, sei es in der Frage des Willens nach einer sauberen und zukunftsträchtigen Umwelt? Oder soll es dem Prinzip der demokratischen Beteiligung an Entscheidungsprozessen entsprechen, wenn die eh bescheidenen Mitspracherechte durch Polizeieinsatz und behördliche Schikanen verweigert werden, wie z. B. kürzlich im Erörterungsverfahren in Mülheim-Kärlich?



    Frau Wollny
    Entspricht es dem Grundsatz der Demokratie, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes permanent in mühseliger Kleinarbeit ihre Informationen über Umweltbelastung usw. besorgen müssen, wenn selbst Parlamentarier oftmals nur durch heimlich gegebene Informationen die wichtigsten Dinge erfahren, wenn Wissenschaftler, die es wagen, gegen die verordnete Meinung zu sprechen, Repressionen ausgesetzt werden, die oftmals bis zum Verlust der Existenz reichen?
    Erst wenn alle diese Forderungen auch bei uns erfüllt sind, kann bei uns ernsthaft von einem Willen zum Umweltschutz gesprochen werden.
    Danke schön.

    (Beifall bei den GRÜNEN)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Herr Dr. Weng.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Wir stehen alle unter dem Eindruck der furchtbaren Nachricht über das schlimme Attentat auf den Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Wenn ich richtig informiert bin, wird der Deutsche Bundestag hierzu nachher eine Erklärung des Bundesinnenministers hören. Ich habe Verständnis, wenn die jetzige Debatte nicht ganz so aufmerksam verfolgt wird. Auf der anderen Seite bitte ich um Verständnis dafür, daß wir die Debatte zunächst fortführen.
    Meine Damen und Herren, die vorausschauende Umweltpolitik der Koalitionsmehrheit im Haushaltsausschuß und ihrer Berichterstatter für das Umweltministerium dokumentiert sich in diesem Jahr besonders eindrucksvoll. Erstmals im laufenden Haushalt 1989 haben wir erreicht, daß aus dem Etat des Umweltministers auch Pilotprojekte in der DDR zur Verminderung von Umweltbelastungen finanziert werden können.
    Ich habe seinerzeit darauf hingewiesen, daß dies in zweierlei Hinsicht von großem Nutzen für uns ist. Zum ersten ist hier die Verringerung der Belastung zu nennen. Schadstoffemissionen in Luft und Wasser kennen ja keine Grenzen. Wenn in der DDR in der Nähe der Grenze eine Reduzierung der Schadstoffe mit unserer Unterstützung erreicht wird, so ist dies von direktem Nutzen auch für unsere Bürger.
    Zweitens. Uns war klar, daß ein solches Unterfangen auch indirekte Auswirkungen in die DDR hinein haben würde. Die dortigen Bürger, die nicht in Grenznähe wohnen, haben natürlich ein gleiches Interesse an sauberer Luft und gutem Wasser. Sie werden entsprechende Maßnahmen auch in ihrem Umfeld fordern.
    Wenn jetzt sechs Projekte zur Luft- und Gewässerreinhaltung, die von uns mit insgesamt 300 Millionen DM unterstützt werden, unmittelbar vor der Auftragsvergabe stehen und Bürger der DDR von westdeutscher Umwelttechnologie profitieren können, zeigt dies, in welchem Maß wir bereits vor dem Abbau der Mauer und vor der Öffnung der Grenzen zu konkreten Schritten der Zusammenarbeit bereit waren.
    Umweltpolitische Überlegungen der Koalition — ich übertreibe nicht, wenn ich die FDP hier als drängenden Teil bezeichne — haben zusätzlichen Anschub durch den CDU-Bundesparteitag erhalten, auf dem mit Bundesumweltminister Töpfer nicht nur eine Person, sondern ein qualifizierter und engagierter Umweltpolitiker mit dem höchsten Stimmergebnis in den Vorstand der CDU gewählt worden ist.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Eine indirekte Auswirkung dieses Parteitagsbeschlusses war, daß wir einmütig u. a. die Investitionen zur Verminderung der Umweltbelastung weiter erhöht haben. Bekanntlich hatten ja die Kollegen der Koalition in all den Jahren seit dem Bestehen des Umweltministeriums dieses Haus aus den grundsätzlichen Spar- und Kürzungsüberlegungen ausgenommen, was ebenfalls deutlich macht, daß wir die Notwendigkeiten aktiver Umweltpolitik längst erkannt haben.

    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, Punkt 2 der Erklärung des Herrn Bundeskanzlers vom vorgestrigen Tag zur Entwicklung des Verhältnisses zur DDR betrifft ausdrücklich die Intensivierung der Zusammenarbeit im Bereich des Umweltschutzes. Wir fühlen uns dadurch zusätzlich bestätigt und motiviert. Wir wissen, daß im Augenblick elf weitere Umweltvorhaben für eine vergleichbare Unterstützung der DDR vorgeschlagen sind. Wir gehen davon aus, daß nach dem Besuch des Bundeskanzlers in der DDR auf der Basis eines gemeinsamen Maßnahmenpakets weitere Projekte in den Förderkatalog aufgenommen werden. Beim Umweltschutz haben wir einen Bereich, der unabhängig vom Zeitpunkt der angekündigten politischen Änderungen in der DDR umgehend in Angriff genommen werden kann und bereits in Angriff genommen worden ist und der jetzt umgehend verstärkt werden kann. Wir stehen hierzu.
    Den im Raum stehenden Zahlen an Technologietransfer von ca. 360 Millionen DM aus der Bundesrepublik würden Eigenleistungen der DDR im Wert von ca. 630 Millionen Ost-Mark gegenüberstehen. Leider reicht die Zeit nicht, die Maßnahmen im einzelnen darzustellen. Aber es sind sehr wichtige, sehr interessante und auch für unsere Bevölkerung sehr weitreichende Projekte, die hier in Angriff genommen werden.
    Ein zusätzlicher Hinweis: Das Sachverständigengutachten 1989/90 weist unter anderem ausdrücklich darauf hin, daß die Qualität unseres Wirtschaftswachstums durch die Investitionen im Umweltschutz und durch den Umweltschutz als solchen zunehmend verbessert wird.

    (Zustimmung bei der FDP)

    Eine weitere Entscheidung, die durch die Aktivität der Koalitionsberichterstatter zustande kam — und ich bin hier dem Kollegen Schmitz (Baesweiler) für seine Kooperation ausdrücklich verbunden — : Es wird künftig möglich sein, daß der Bund auch Pilotprojekte zur Sanierung von Fließgewässern im ökologischen Bereich dieser Projekte fördert. Auf die Idee gebracht hatte uns das Gewässersanierungsprogramm Glems des Regierungspräsidiums von Stuttgart, dem wir aufgrund seiner sorgfältigen konzeptio-



    Dr. Weng (Gerlingen)

    nellen Erarbeitung gern einen Anstoß von Bundesseite geben wollen. Ein kleines Flüßchen, das einen großen, bevölkerungsreichen Ballungsraum entwässert, soll konsequent saniert werden. Wenn das Umweltministerium mitteilt, daß hierbei zusätzliche Maßnahmen, insbesondere die Schaffung von Lebensräumen für wildlebende Pflanzen und Tiere im Uferrandbereich, einschließlich erforderlicher Vernetzungselemente sowie Maßnahmen gegen Stoffeinträge im Einzugsbereich der Nebenbäche wünschenswert und erforderlich seien, so ist dies in unserem Sinn.
    Ich sage das auch mit Blick auf andere Diskussionen über Landesaufgaben und die Finanzierung von Landesaufgaben. Die Finanzverteilung hat sich in letzter Zeit ausdrücklich zugunsten der Länder verändert — zu Lasten des Bundes; an vielen Stellen sehr zugunsten der Gemeinden. Die Gemeinden stehen finanziell unter den Gebietskörperschaften wirklich am besten da. Man muß auch einmal sagen, daß diese Gebietskörperschaften mit ihrer dafür vorhandenen Finanzausstattung ihre Aufgaben erledigen müssen und nicht bei allem auf den Bund weisen dürfen. Ich sage deshalb ausdrücklich: Wir können nicht und wir wollen nicht die Aufgaben der Bundesländer übernehmen. Dafür haben sie ihre Finanzausstattung. Aber wir wollen Signale und Impulse setzen, damit politisch Wichtiges und politisch Wünschenswertes schneller in Gang kommt, als es ohne diese Signale in Gang käme.

    (Zustimmung bei der FDP)

    Natürlich wollen wir Eigeninitiativen fördern. Hierbei sind die Umweltverbände wichtige Ansprechpartner — viel zu schade, um sie grünen Ideologen zu überlassen.

    (Lachen bei den GRÜNEN)

    Der Umweltminister hat bei unserem gemeinsamen Besuch im Wollmatinger Ried bei Konstanz gesehen, welch vorzügliche Arbeit hier z. B. der Deutsche Bund für Vogelschutz und seine Helfer leisten. Sie erinnern sich: Der Bund fördert den Ankauf und die Weiterentwicklung von Naturschutzgebieten von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung. Auch hier hat die Koalition im Haushaltsausschuß ja eine deutliche Erhöhung der Mittel beantragt und den Beschluß erreicht. Zusätzlich aber haben wir beschlossen, daß der Deutsche Bund für Vogelschutz künftig um 50 000 DM erhöhte Mittel im Jahr für Projektförderung seines Naturschutzseminars erhält.

    (Baum [FDP]: Sehr gut!)

    Wir wollen hiermit ausdrücklich das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen in den Umweltverbänden würdigen, die in täglichem Einsatz einen wertvollen und wichtigen Beitrag zur Verbesserung unserer Umweltsituation leisten.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die meisten Fortschritte im Umweltbereich werden nicht durch den Haushalt des Umweltministers erreicht; sie werden durch Gesetze, durch Auflagen, durch steuerliche Förderung, auch durch die wachsende Vernunft unserer Bürger erreicht. Auch durch
    Appelle aus dem politischen Raum werden diese Verbesserungen erreicht. Wer nur den Etat des Bundesumweltministers hier in der Diskussion in den Raum stellt, der — das hat der Finanzminister ja gestern gegenüber der Frau Matthäus-Maier schon deutlich gemacht — versucht, hier falsche Eindrücke nach außen zu geben. Der Bundeshaushalt zahlt nicht die Entschwefelung der Kraftwerksanlagen. Was wäre, wenn wir die steuerlichen Gegebenheiten beim Kfz belassen hätten und dann aus diesem Topf der zusätzlichen Steuereinnahmen den Menschen, die ihre Kraftfahrzeuge mit Katalysator kaufen, den Katalysator bezahlt hätten? Es wäre eine unsinnige Geschichte. Hier werden Dinge einfach auf andere Weise erledigt, die für die Umwelt nötig und wichtig sind.
    Ich sage trotzdem: Der Umfang des Haushalts des Umweltministeriums spielt zwar keine Rolle, aber die Maßnahmen dort und das Wachstum dieses Haushalts haben Signalcharakter. Das überproportionale Wachstum ist auch eine Demonstration politischen Willens. Denn die Koalition hat die umweltpolitischen Notwendigkeiten längst erkannt; sie trägt ihnen weiterhin Rechnung. Die FDP-Fraktion unterstützt dies aus voller Überzeugung. Sie stimmt dem Haushalt des Umweltministers zu.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)