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ID1117900800

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    Plenarprotokoll 11/179 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 179. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13733 A Erklärung zum Mordanschlag auf den Sprecher der Deutschen Bank, Dr. Alfred Herr-hausen 13744 A Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 16 Geschäftsbereich des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Waltemathe SPD 13733 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13736 D Frau Wollny GRÜNE 13739 D Dr. Weng (Gerlingen) FDP 13741 A Schäfer (Offenburg) SPD 13742 D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU . . . 13744 C Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Frau Dr. Wegner SPD 13748 C Frau Männle CDU/CSU 13750 C Frau Hillerich GRÜNE 13753 B Kastning SPD 13754 D Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU . . 13757 B Wetzel GRÜNE 13758 D Möllemann, Bundesminister BMBW . . 13760B, 13766 D Frau Odendahl SPD 13764 C Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung Sieler (Amberg) SPD 13768B Strube CDU/CSU 13770 B Hoss GRÜNE 13772D Zywietz FDP 13774 D Dreßler SPD 13779 C Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13782 C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13788 A Scharrenbroich CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 13788 C Andres SPD (Erklärung nach § 32 GO) . 13789 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Frau Conrad SPD 13790 B Kalb CDU/CSU 13793 A Frau Schoppe GRÜNE 13795 A Zywietz FDP 13796 D Link (Diepholz) CDU/CSU 13798 D Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13801 C Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 13804 C Frau Matthäus-Maier SPD 13807 B II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 179. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 30. November 1989 Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13808C, 13824 C Kühbacher SPD 13809 B Deres CDU/CSU 13812 D Such GRÜNE 13815A Frau Seiler-Albring FDP 13817 A Dr. Nöbel SPD 13819D Gerster (Mainz) CDU/CSU 13822 B Wüppesahl fraktionslos 13826 D Duve SPD 13828 C Kühbacher SPD (Erklärung nach § 31 GO) 13829A Frau Dr. Vollmer GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13829 C Gerster (Mainz) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 13829 D Lüder FDP (Erklärung nach § 31 GO) . 13830 B Kleinert (Marburg) GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13830 C Namentliche Abstimmungen 13831 A Ergebnisse 13851B, 13852D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung in Verbindung mit Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 11/5576) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt IV: Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 123 zu Petitionen (Drucksache 11/5150) in Verbindung mit Tagesordnungspunkt V: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Fuchs (Verl), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rücktritt der Bundesrepublik Deutschland von dem Entwicklungsvorhaben „Europäisches Jagdflugzeug/Jagdflugzeug 90" zu dem Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN: Ausscheiden der Bundesrepublik Deutschland aus dem Entwicklungsvorhaben Jagdflugzeug 90 (Drucksachen 11/3018, 11/3592, 11/4269) Horn SPD 13832 B Müller (Wadern) CDU/CSU 13834 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 13837 B Frau Seiler-Albring FDP 13839 D Dr. Stoltenberg, Bundesminister BMVg . 13842 D Kühbacher SPD 13846 A Dr. Friedmann CDU/CSU 13849 A Namentliche Abstimmung 13850 B Ergebnis 13854 D Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt 13854 A Einzelplan 03 Bundesrat 13854 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag 13854 B Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Dr. de With SPD 13856 B von Schmude CDU/CSU 13858 A Häfner GRÜNE 13859 A Irmer FDP 13860 B Engelhard, Bundesminister BMJ 13862 D Haushaltsgesetz 1990 (Drucksachen 11/5579, 11/5580) 13864 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksachen 11/5001, 11/5322, 11/5390, 11/5731) . . 13865A Nächste Sitzung 13865 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13867* A 179. Sitzung Bonn, den 30. November 1989 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01.12.89* Amling SPD 30.11.89 Austermann CDU/CSU 01.12.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01.12.89 Frau Blunck SPD 30.11.89 Börnsen (Ritterhude) SPD 30.11.89 Büchner (Speyer) SPD 01.12.89 * Frau Dempwolf CDU/CSU 01.12.89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01.12.89 Frau Fuchs (Verl) SPD 30.11.89 Dr. Haack SPD 01.12.89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 01.12.89 Frhr. Heereman von Zuydtwyck CDU/CSU 01.12.89 Höffkes CDU/CSU 01.12.89 Hörster CDU/CSU 30.11.89 Ibrügger SPD 01.12.89 Jaunich SPD 01.12.89 Kißlinger SPD 01.12.9 Klein (Dieburg) SPD 01.12.89 Klein (München) CDU/CSU 30.11.89 Kolbow SPD 01.12.89 Dr. Kreile CDU/CSU 01.12.89 Kreuzeder GRÜNE 01.12.89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Linsmeier CDU/CSU 01.12.89 Lowack CDU/CSU 01.12.89 Frau Luuk SPD 01.12.89 Meneses Vogl GRÜNE 01.12.89 Müller (Düsseldorf) SPD 30.11.89 Niegel CDU/CSU 01.12.89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 01.12. 89 Paterna SPD 01.12.89 Pfeifer CDU/CSU 01.12.89 Repnik CDU/CSU 30.11.89 Frau Rock GRÜNE 01.12.89 Frau Schilling GRÜNE 01.12.89 Schreiber CDU/CSU 30.11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01.12.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01.12.89 Seiters CDU/CSU 30.11.89 Sielaff SPD 30.11.89 Dr. Stavenhagen CDU/CSU 30.11.89 Tietjen SPD 01.12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 01.12.89 Frau Trenz GRÜNE 01.12.89 Verheugen SPD 30.11.9 Vogt (Düren) CDU/CSU 30.11.89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 01.12.89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01.12.89 Dr. Zimmermann CDU/CSU 30.11.89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Peter Schmitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Waltemathe, wenn ich mir so die gesamten Reden anhöre und alle Anträge aus der Opposition durchlese, dann müßte der Verteidigungsetat zwischenzeitlich mehr als 100 Milliarden DM betragen; denn so viel wollten Sie mit Ihren Anträgen streichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, der Etat des Bundesumweltministers weist auch für das Jahr 1990 eine ausgezeichnete Bilanz auf.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Das Ritual beginnt!)

    Der Umwelthaushalt steigt nach Abschluß der Beratungen im Haushaltsausschuß auf 967 Millionen DM, auf fast eine Milliarde. Sieht man von dem Sonderfaktor der Errichtung des Bundesamtes für Strahlenschutz einmal ab, so beträgt die Steigerung im Umweltetat immerhin 16,2 %. Sie liegt also mehr als fünfmal so hoch wie beim Gesamthaushalt, der um 3 steigt. Die Koalition und die von ihr getragene Bundesregierung setzen damit den konsequenten Ausbau der Ressourcen des Umweltschutzes auch in diesem Jahr und im kommenden Jahr fort.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Schmitz (Baesweiler)

    Im Haushaltsausschuß haben die Koalitionsfraktionen gegenüber dem Regierungsentwurf 11,8 Millionen DM zusätzlich in den Etat eingestellt, und zwar ist der Bereich Naturschutzgroßprojekte um 3 auf 25 Millionen DM erhöht worden. Aus diesem Programm, das in der Öffentlichkeit große Resonanz gefunden hat, werden Vorhaben gefördert, die national und international beispielhafte Anstöße für konkreten Naturschutz geben.

    (Beifall des Abg. Dr. Weng [Gerlingen] [FDP])

    Weitere 5 Millionen DM haben wir im Haushaltsausschuß zusätzlich für die Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben auf dem Gebiete des Naturschutzes bewilligt. Darüber hinaus haben wir weitere Erhöhungen der Investitionsmittel für Umweltschutzprojekte um 5 auf 140 Millionen DM beschlossen. Insgesamt erfährt dieser Titel gegenüber dem laufenden Jahr eine Steigerung um 25 Millionen DM, d. h. um mehr als 20 %.
    Umweltpolitisch vordringlich sind neue Projekte im Bereiche der Sonderabfallverbrennung sowie zusätzliche Pilotprojekte zur Verminderung grenzüberschreitender Schadstoffbelastungen, vor allen Dingen in Zusammenarbeit mit der DDR, mit der CSSR und mit Polen. Auf diesen Punkt komme ich noch zurück, meine Damen und Herren.
    Auch die Mittel für die Aufklärung der Bevölkerung auf dem Gebiet des Umweltschutzes haben wir erhöht, nämlich um 2 auf 11,4 Millionen DM. Das, Herr Kollege, fand ja Ihre Kritik. Wir sprechen hier von Aufklärung der Bevölkerung. Wenn ich mir ansehe, was in diesem Bereich von grünen Gruppen und von Verbänden der verschiedensten Art an falscher Aufklärung in Szene gesetzt wird, dann ist es notwendig, daß wir Sachaufklärung betreiben; denn eines ist klar: Wir müssen dies für das umweltgerechte Verhalten der Bevölkerung machen. Umweltgerechtes Verhalten im Alltag bedeutet — das zeigt das Beispiel des Katalysators — , daß dieser Erfolg mit den umweltpolitischen Entscheidungen, aber auch mit dem Verhalten des einzelnen Bürgers steht und fällt. Darauf kommt es ganz entscheidend an.

    (Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Dann muß der Minister erst einmal die Geschwindigkeitsbegrenzung einhalten!)

    — Herr Kollege Jungmann, hören Sie gut zu.
    Wenn man Umweltpolitik wie wir im Gegensatz zu anderen für den Bürger und mit dem Bürger gestalten will,

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Über den Bürger hinweg!)

    dann bedarf es der umfassenden Information.

    (Schäfer [Offenburg] [SPD]: Das beste wäre eine gute Politik!)

    Dabei halte ich es für außerordentlich wichtig, daß wir damit bereits in den Schulen ansetzen, damit wir den jungen Mitbürger über die richtige Umweltpolitik aufklären.
    Umweltschutz ist eine Querschnittsaufgabe. Ich könnte das tun, was von Ernst Waltemathe gesagt
    worden ist: Jetzt würden wir darauf verweisen. Aber es ist und bleibt eine Querschnittsaufgabe. Man kann nicht auf der einen Seite Anträge zum Schutz der Insel Sylt stellen und den Einzelplan 10 damit behelligen — ich sage das einmal ganz deutlich — und andererseits sagen: Das hat alles nichts mit Umweltschutz zu tun; das ist etwas ganz anderes; das hat mit der Regierung nichts zu tun. Wenn wir nun aus dem Einzelplan 10 5 Millionen DM zum Schutz der Insel Sylt zur Verfügung stellen, dann müßte es doch auch Ihnen, Herr Kollege Waltemathe, und den anderen einleuchten, daß das eine Querschnittsaufgabe ist und daß das mit Umweltschutz ganz konkret etwas zu tun hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Jungmann [Wittmoldt] [SPD]: Das hat mit Umweltschutz nichts zu tun! Das ist Erhaltung der Lebensbedingungen der Menschen gegen die See! Sie wissen gar nicht, wo Sylt liegt!)

    Politik ist bei Ihnen mehr mit politischer Absicht gepaart, nicht mit Einsicht. Dies ist der Punkt, an dem wir das machen. Ich bin ja gerne bereit, Herr Kollege Jungmann, Ihre Anträge unter diesem Aspekt demnächst abzulehnen, wenn Sie Ihre Argumentation so fortsetzen.
    Meine Damen und Herren, von den gesamten 5,9 Milliarden DM der Umweltschutzausgaben aus dem Bundeshaushalt entfallen 735 Millionen DM auf Umweltschutzmaßnahmen im Rahmen des Strukturhilfeprogrammes, und zwar 1989 und folgende: jedes Jahr, zehn Jahre lang. Dies hat für die Finanzierung von Umweltprojekten große Bedeutung gewonnen, eigentlich auch gegen Ihren Willen; das haben wir heute morgen ja schon gehört. Wir hatten das immer vorausgesagt, auch wenn die Opposition das jetzt nicht wahrhaben will.
    Die zusätzlichen Gelder aus diesem Strukturhilfegesetz fließen vor allen Dingen in den Bau moderner Kläranlagen und kommen damit vorrangig dem Schutz der Gewässer zugute. Hier wird also Entscheidendes für die Nordsee und die Ostsee getan.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nur wer das nicht wahrhaben will, der verschließt einfach die Augen und will den Leuten Sand in die Augen streuen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)

    Diesen Beitrag kann allerdings nur derjenige leisten — jedes Land hat den Auftrag dazu — , der diese Mittel auch abruft. Da müssen Sie dem Johannes Rau mal Beine machen. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat in den letzten Jahren allein für den Gewässerschutz 550 Millionen DM aus ihren Etats gestrichen, und sie hat von dem, was die Bundesregierung ihr jetzt zur Verfügung stellt, nämlich über 750 Millionen DM im Jahr, für das Jahr 1989 200 Millionen DM überhaupt nicht belegt. 167 Millionen DM werden gar nicht abgerufen, meine Damen und Herren.
    Demjenigen, der es beim Umweltschutz nun wirklich gut meint, müßte doch eigentlich einleuchten, daß die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, die jetzt Kläranlagen bauen müssen, die jetzt ihre Vorfluter verändern müssen, dieses Geld dringend brau-



    Schmitz (Baesweiler)

    chen. Ich kann nur jeden Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen aufrufen: Wenden Sie sich an Johannes Rau. Und ich kann der Opposition nur sagen: Machen Sie dem Johannnes Rau in dieser Hinsicht mal Beine.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Das gilt nicht nur für Rau, auch für die anderen!)

    Sonst geht er, was den Umweltschutz angeht, als lahmer Gaul durchs Ziel.

    (Fellner [CDU/CSU]: Wenn er es überhaupt erreicht!)

    Das müssen wir hier zur Klarheit und Wahrheit einmal sagen.
    Anstatt die bereitgestellten Mittel auszuschöpfen, wird hier lamentiert. Dies ist keine gerechte Politik. Herr Kollege Waltemathe, deswegen ist der Antrag, den Sie hier gestellt haben, abzulehnen.
    Meine Damen und Herren, diese Art der Umweltpolitik, wie sie die Opposition betreibt, führt schlußendlich dazu, daß wir mehr den Verbraucher und nicht denjenigen belasten, der verursacht. Das ist der grundsätzliche Streit, den wir austragen müssen.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Das ist nicht unsere Intention!)

    Die Qualität einer Umweltpolitik zeigt sich daran, ob konsequent das Verursacherprinzip angewandt und durchgesetzt wird oder nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie das nicht wollen, dann müssen Sie sich hier hinstellen und das sagen.

    (Zurufe von der SPD)

    — Warten Sie ab, da unterscheiden wir uns. — Wer dieses Prinzip ernst nimmt, muß dafür eintreten, daß sich die Kosten der Umweltbelastung im Budget und in den Bilanzen der Verursacher niederschlagen und nicht im Bundeshaushalt. Das haben Sie bis heute immer noch nicht begriffen.
    Nur über die Kosten, die sich in den Preisen niederschlagen, führt der Weg vom Verursacherprinzip zum Vorsorgeprinzip und zum Vermeidungsprinzip. Das haben SPD und GRÜNE bis heute offenbar immer noch nicht begriffen. Wer wie die Opposition eine Finanzierung nur über die öffentlichen Haushalte fordert, der belastet schlußendlich ausschließlich den kleinen Mann, der mit der Beseitigung von Schäden nichts zu tun hat. Diejenigen sind für die Schäden verantwortlich, die sie anrichten.
    Verursacherorientierte Umweltpolitik ist nur erfolgreich, wenn, wie geschehen, Industrie und Gewerbe für das laufende Jahr und für die kommenden Jahre mehr als 17 Milliarden DM mit steigender Tendenz für den Schutz unserer Umwelt ausgeben, ohne daß dafür nur eine einzige Mark hier in diesem Bundeshaushalt aufzutauchen braucht. Wir brauchen umweltpolitische Instrumente und Rahmenbedingungen, die das finanzielle Eigeninteresse der Wirtschaft und des einzelnen Bürgers für den Umweltschutz mobilisieren helfen. Dazu gehört auch wachstumsfreundliches Klima — eigentlich hatte ich hier den Zwischenruf von den GRÜNEN erwartet, was schon
    Wachstum sei; aber wir brauchen das — , das umweltverträglichen technischen Fortschritt fördert. Die gegenwärtige Lage der deutschen Wirtschaft bietet hierfür günstige Voraussetzungen.
    Ich darf daran erinnern, daß wir unserer Wirtschaft schon einiges zugemutet und abverlangt haben. Das ist auch richtig so. Ich nenne beispielsweise das Gesetz zur Umweltverträglichkeitsprüfung, durch das die Grundlage für einen umfassenden „Umwelt-TÜV" gelegt wurde, die Novellierung des Chemikaliengesetzes, den Ausbau des Immissionsschutzgesetzes zu einem umfassenden Anlagensicherheitsgesetz, die neue Störfallverordnung, die neue TA Abfall, die Erhöhung der Abwasserabgabe. Hinzu kommt, daß wir die Verbrennung von deutschem Giftmüll auf der Nordsee Ende 1991, also drei Jahre früher als geplant, einstellen können. Meine Damen und Herren, das sind alles Ordnungsrahmen, die eine umweltverträgliche soziale Marktwirtschaft braucht.
    Es ist schon erstaunlich, zu sehen, daß der Opposition immer noch nicht aufgefallen ist, daß wir mit diesem Ordnungsrahmen, den wir geschaffen haben, und mit marktwirtschaftlichen Anreizen sogar unmittelbar arbeitsmarktpolitische Erfolge erzielt haben und daß das Sonderprogramm „Arbeit und Umwelt", das immer wieder dargestellt wird, längst in der Verwirklichung begriffen ist, nur weil wir die richtigen Akzente gesetzt haben, und zwar nicht ausschließlich dadurch, daß wir im Bundeshaushalt Gelder eingestellt haben. Ein Beschäftigungsprogramm im Stil der SPD, das ist ein Schlag ins Wasser; das ist eine alte Platte, meine Damen und Herren. Sie sollten es nicht mehr aufwärmen.
    Es ist richtig — wir spüren ja in den letzten Tagen das besondere politische Gewicht sehr deutlich; lassen Sie mich auch das in aller Deutlichkeit sagen —, daß wir — ich erinnere mich noch an die Diskussionen, die wir untereinander im Haushaltsausschuß geführt haben — mit der DDR bereits frühzeitig im Vorfeld diese Fragen klären. Das war ja gar nicht so einfach. Es hat sich herausgestellt, daß die Idee des Bundesumweltministers, sich, was die DDR angeht, mit konkreten Projekten in diese Richtung zu beschäftigen und dort zu einem Dialog zu kommen, wie man das macht, die richtige Richtung ist.
    Ich denke, wir müssen auch, wenn sich dies so weiterentwickelt, darüber nachdenken, in welche Bereiche wir noch zusätzlich hineingehen. Da sollte es nicht an Mitteln fehlen, meine Damen und Herren. Dies ist gut angelegtes Geld.
    Ich stehe nicht an, zu erklären: Wir wären bereit, hier einiges zu tun. Denn eines bedrückt auch uns: Umweltpolitik macht an den Grenzen nicht halt.

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Binsenwahrheit!)

    Ich nehme nur einen einzigen Fall heraus. Wenn es richtig ist, daß innerhalb der DDR, was die Nutzung der Braunkohle angeht, 300 Millionen Tonnen und mehr verbrannt werden, dann brauchen wir uns nicht zu fragen, welche Umweltschäden dies bedeutet. Denn die Kraftwerke sind nicht mit Filteranlagen versehen. Deshalb begrüßen wir eigentlich das hier beispielhafte Vorhaben der Modernisierung der Ent-



    Schmitz (Baesweiler)

    schwefelungsanlage im Braunkohleveredlungswerk Espenhain.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Was heißt denn „eigentlich"? Ja oder Nein?)

    — Ich sage: beispielhaft. (Stahl [Kempen] [SPD]: Ja oder Nein?)

    — Deshalb begrüßen wir das, und wir denken, daß dies fortgesetzt werden kann.
    Wer die Verhandlungen und die Hintergründe der Verhandlungen der letzten Jahre kennt, muß wissen, daß es gar nicht so einfach gewesen ist. Hier möchte ich ausdrücklich Bundesminister Töpfer und seinem Haus einmal dafür danken, daß er dies in einer schwierigen Phase der Verhandlungen und in einer schwierigen Situation, in der sich die DDR befunden hat, und in diesem Umbruch in dieser subtilen Art und Weise verhandelt hat, so daß diese Projekte jetzt durchgeführt werden können. Das ist ein Pfund, mit dem wir deutsch-deutsch wuchern können, meine Damen und Herren. Sie sollten das hier endlich einmal anerkennen.

    (Beifall des Abg. Harries [CDU/CSU])

    Da hätte ich auch einmal Beifall von Ihnen erwartet; aber das können Sie ja wahrscheinlich nicht.

    (Demonstrativer Beifall des Abg. Jungmann [Wittmoldt] [SPD] — Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Die Betonung war so gut!)

    — Das ist eben der Punkt. Der Ton macht die Musik, Herr Kollege. Da sind Sie wahrscheinlich amusikalisch, wie wir feststellen können.
    Meine Damen und Herren, in den vor uns liegenden Jahren wird es darauf ankommen, daß wir in der innerdeutschen Zusammenarbeit im Bereich des Umweltschutzes auf allen Ebenen die Dinge weiter ausbauen. Hier sehe ich beispielsweise Förderungsmöglichkeiten auch für die Umweltstiftung des Bundes.
    Es ist jetzt auch von Ihnen kritisiert worden, daß diese vom Finanzminister verwaltet wird. Meine Damen und Herren, das ist nun einmal im Stiftungsrecht so; das ist kein böser Wille in diese Richtung. Aber ich denke, im Verhältnis zur Koalition können wir dies auch noch regeln. Ich meine jedoch ebenfalls, daß es wichtig ist, daß diese Mittel unbedingt den mittelständischen Unternehmen mit zur Verfügung gestellt werden. Große Unternehmungen sind imstande, das oft aus eigener Kraft machen zu können. Ich würde den Finanzminister bitten, mit darauf zu achten, daß dies auch mittelständischen Unternehmen zur Verfügung gestellt wird.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich festhalten: Der Bundesumweltminister Klaus Töpfer und sein Haus haben im zurückliegenden Jahr mit großem Einsatz hervorragende Arbeit geleistet. Es wundert ja nicht — das ärgert Sie wahrscheinlich ganz besonders — , daß Klaus Töpfer der bekannteste Umweltpolitiker in der Bundesrepublik Deutschland ist, meine Damen und Herren; ob Sie das haben wollen oder nicht, er ist es.

    (Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

    Es ist ein Politiker, dem die Menschen zutrauen, daß er die ökologischen Zukunftsaufgaben zu bewältigen in der Lage ist.

    (Waltemathe [SPD]: Das freut den Herrn Schmidbauer gar nicht!)

    — Das freut den Herrn Schäfer mit Sicherheit nicht; da haben Sie recht.

    (Waltemathe [SPD]: Den Herrn Schmidbauer!)

    Die CDU/CSU-Fraktion wird dem Umweltschutz auch in den kommenden Jahren bei der Verteilung der personellen — ich betone: der personellen; Herr Kollege Weng telefoniert gerade — und finanziellen Ressourcen den hohen Stellenwert einräumen, den wir vor allen Dingen unseren Kindern, aber auch den dann kommenden Generationen schuldig sind, meine Damen und Herren. Deswegen werden wir von der Union diesem Etat und dieser Regierung und auch besonders diesem Minister

    (Waltemathe [SPD]: Begeistert zustimmen!) begeistert zustimmen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Wollny.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lieselotte Wollny


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zur Debatte steht der Haushalt des Bundesumweltministeriums. Heute und in den vergangenen Tagen ist mehrmals auf die Erhöhung des Etats mit Stolz hingewiesen worden. Sieht man jedoch, wofür diese Erhöhung erfolgte, so wird klar erkenntlich, daß es sich hier in Wirklichkeit um ein Atomministerium handelt. Deshalb sollte der Bundestag der Ehrlichkeit halber endlich die Umbenennung des Ministeriums beschließen. Das katastrophale Absinken des Herrn Ministers auf der Beliebtheitsskala, auf der er doch einmal ganz oben stand, beweist, daß niemand mehr auf diesen Etikettenschwindel hereinfällt.
    Umweltschutz, wenn man ihn wirklich will, müßte den gesamten Etat wie ein roter Faden durchziehen. Davon kann jedoch überhaupt nicht die Rede sein. Das wäre auch von einer Regierung wie der unseren einfach zuviel verlangt. Bei einer Politik, die ausschließlich auf Wachstum und sogenannten Lebensstandard auf Kosten von Umwelt und Lebensqualität programmiert ist, erscheint das Wirken eines Umweltministers im Nebenberuf wie der Kampf des Don Quichotte gegen Windmühlenflügel.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Dabei wird er — genau wie der oben Genannte — nicht müde, immer neue, großartige Maßnahmen anzukündigen. Die Ergebnisse geraten dann allerdings meistens zur Blamage, z. B. die Umweltverträglichkeitsprüfung, eine gute und wichtige Idee — ohne Frage. Nach langer, schwerer Schwangerschaft kreißte der Berg und gebar eine Maus.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Ein Mäuschen!)




    Frau Wollny
    Nächster Punkt, das Umwelthaftungsrecht: Ergebnis gleich Null. Herr Töpfer möchte ja vielleicht, aber die Kollegen spielen nicht mit.

    (Frau Garbe [GRÜNE]: Ja, das ist sein Pech!)

    Besonders Herr Engelhard hat Bedenken. Und so kann man sagen: Außer Spesen nichts gewesen.
    Bei dem großen Thema Klimaschutz — viel Gerede, aber Taten? Beim FCKW-Verbot wollte Herr Töpfer der Industrie nicht wehtun und bestand auf langen Fristen. Da mußte Herr Schmidbauer ihm das Heft aus der Hand nehmen und ein Verbot bis 1991 durchsetzen.
    Wie verhält es sich mit der Giftmüllverbrennung auf hoher See? Zuerst hieß es, daß es die umweltverträglichste Art der Entsorgung sei. Erst als sich die Folgen nicht mehr vertuschen ließen, wurde ein Ende angekündigt, aber von Jahr zu Jahr verschoben. Nun soll es 1991 sein, aber nur, wenn bis dahin zehn Verbrennungsanlagen an Land vorhanden sind. Eine typisch Töpfersche Lösung: Die nächste Verschiebung ist schon vorprogrammiert.
    Aber das Naturschutzgesetz, das sollte nun wirklich der große Wurf, das Kernstück der Umweltpolitik werden. Aber was ist daraus geworden? Wieder die Rechnung ohne den Wirt oder ohne Ihre Kollegen gemacht, Herr Töpfer! Da hat Herr Kiechle Angst um seine Großagrarier,

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Richtig!)

    und Herr Waigel sitzt auf dem Geldsack und zeigt die kalte Schulter.
    Das Scheitern des Umweltministers Töpfer ist das Scheitern der Umweltpolitik der Regierung, wenn sie es damit denn jemals ernst gemeint hätte!

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Wen wundert es, daß in dieser Situation die revolutionäre Entwicklung in der DDR und anderen osteuropäischen Ländern der Bundesregierung und auch Herrn Töpfer gelegen kommt? Eine willkommene Ablenkung von den eigenen Problemen! Mit dem Tenor „Ein Reich, ein Volk, ein Profit" will man die Früchte des Widerstandes der Bevölkerung in der DDR für sich einheimsen und für die eigene Profilierung nutzen.
    Die DDR mit ihren gravierenden Umweltproblemen verspricht, ein umfangreicher Markt für Reparaturtechnologien zu werden. Da muß ja schließlich jedes Unternehmerherz höherschlagen. Doch so begrüßenswert es ist — das bestreiten wir keineswegs, Herr Töpfer — , daß jetzt auf Grund der Umweltvereinbarung von 1987 konkrete Projekte mit bundesdeutscher finanzieller Unterstützung zur Reduzierung der Wasser- und Luftbelastung realisiert werden sollen, so sehr ist auch vor einem Ausnutzen dieser umweltpolitischen Situation durch schnellen Verkauf von Reparaturtechnologien, die dann einen grundlegenden Wandel der Produktionsstruktur verhindern, zu warnen. Denn die DDR hat in ihrer heutigen Situation die einmalige Chance, mit der notwendigen Umstrukturierung ihrer Wirtschaft zu einem ökologischen Wirtschaften zu gelangen. Doch dafür bedarf es Zeit, Geld und gut überlegter Konzepte.
    Wir können unser Wissen, unsere Vorstellungen, unser Know-how zur Selbstfindung zur Verfügung stellen, und zwar ohne Bedingungen. Es darf nicht nur um einen schnellen Absatz für unsere Reparaturtechnologien gehen, um eine Abfallkippe für unseren Müll, um den Export unseres Weges der Umweltzerstörung. Leider aber sieht es so aus, als ob dieser Weg beschritten werden soll.
    Im Energiebereich spekulieren Sie bereits über Stromlieferungen, um den Braunkohleeinsatz in der DDR zu vermindern. Natürlich muß da etwas getan werden, aber die Besorgnis kann nicht darauf reduziert werden, daß man dabei gleich den Absatz deutschen Atomstroms im Kopf hat. Das Energieproblem in der DDR ist vor allem ein Problem der Effizienz. Der Primärenergieverbrauch pro Kopf ist doppelt so hoch wie in der BRD, und der ist, wie wir alle wissen, nicht gerade sparsam.
    Umstrukturierung in der Industrie, Schließung veralteter Anlagen und ein System effizienter Energienutzung werden das Energieproblem in der DDR ganz anders aussehen lassen. Doch hört man von den Plänen der EVU, die DDR jetzt an das Verbundnetz anzuschließen, dann wird die Absicht deutlich. Einer Energiewende will man in der DDR offenbar überhaupt erst gar keine Chance geben. Oder warum will Siemens/KWU in den Bau des AKW Stendal einsteigen? Die Atomwirtschaft wittert neue Absatzmöglichkeiten. Daß die DDR in die Reaktorsicherheitskommission einbezogen werden soll, kann wohl als eindeutiges Indiz dieser Marschrichtung angesehen werden. Just diese atomhörige Kommission soll nun ihre hausgemachte Sicherheitsphilosophie auch noch in die DDR transportieren. In der BRD ist von der RSK nur Negatives zu vermelden. Sie hat das Monopol auf die Reaktorsicherheit und schafft es, auch jeden Störfall, jedes Sicherheitsproblem zu negieren. Öffentlichkeit bleibt da wie selbstverständlich vor der Tür.
    Offenheit — Glasnost im Neudeutschen — , die DDRler und DDRlerinnen sich gerade erkämpfen, wäre auch bei uns absolut notwendig.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN)

    Wir können heute von der DDR-Bevölkerung lernen, von ihrem Mut, von ihrer Zivilcourage und von ihrer Durchsetzungskraft. Glasnost in der BRD, eine sanfte ökologische Revolution, das wäre auch hier angesagt. Wenn sich das Gefälle zwischen BRD und DDR verändern soll, dann muß sich auch in diesem Punkt etwas verändern. Auch hier heißt es, Offenheit zu fordern; Offenheit in Fragen der Situation der Umwelt, der gesundheitlichen Gefährdung, hinsichtlich aller zur Verfügung stehender Fakten und Daten.
    Wann wird auch in der Bundesrepublik der Wille der Bevölkerung respektiert, sei es in den Fragen des Ausstiegs aus der Atomenergie, sei es in der Frage des Willens nach einer sauberen und zukunftsträchtigen Umwelt? Oder soll es dem Prinzip der demokratischen Beteiligung an Entscheidungsprozessen entsprechen, wenn die eh bescheidenen Mitspracherechte durch Polizeieinsatz und behördliche Schikanen verweigert werden, wie z. B. kürzlich im Erörterungsverfahren in Mülheim-Kärlich?



    Frau Wollny
    Entspricht es dem Grundsatz der Demokratie, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes permanent in mühseliger Kleinarbeit ihre Informationen über Umweltbelastung usw. besorgen müssen, wenn selbst Parlamentarier oftmals nur durch heimlich gegebene Informationen die wichtigsten Dinge erfahren, wenn Wissenschaftler, die es wagen, gegen die verordnete Meinung zu sprechen, Repressionen ausgesetzt werden, die oftmals bis zum Verlust der Existenz reichen?
    Erst wenn alle diese Forderungen auch bei uns erfüllt sind, kann bei uns ernsthaft von einem Willen zum Umweltschutz gesprochen werden.
    Danke schön.

    (Beifall bei den GRÜNEN)