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    Plenarprotokoll 11/177 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 177. Sitzung Bonn, Dienstag, den 28. November 1989 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 13479 A Nachträgliche Überweisung eines Antrages — Drucksache 11/5692 — an den Haushaltsausschuß 13479 B Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistik der Straßenverkehrsunfälle (Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz) (Drucksache 11/5464) . . 13479A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksachen 11/5000, 11/5321, 11/5389) Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes Dr. Vogel SPD 13479 D Dr. Bötsch CDU/CSU 13488 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 13492 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 13496 A Dr. Kohl, Bundeskanzler 13502 D Voigt (Frankfurt) SPD 13514 B Bohl CDU/CSU 13516A Frau Eid GRÜNE 13518 C Genscher, Bundesminister AA 13520 B Dr. Meisner, Senator des Landes Berlin . 13523 C Wüppesahl fraktionslos 13525 A Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13527 A Roth SPD 13527 D Austermann CDU/CSU 13529 C Jungmann (Wittmoldt) SPD 13532 A Namentliche Abstimmung 13533 D Ergebnis 13536 B Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen Hiller (Lübeck) SPD 13534 A Dr. Neuling CDU/CSU 13538 A Frau Frieß GRÜNE 13541 D Hoppe FDP 13544 A Frau Dr. Wilms, Bundesminister BMB . 13545 D Frau Terborg SPD 13548 D Lintner CDU/CSU 13550 D Heimann SPD 13552 C Weisskirchen (Wiesloch) SPD 13553 B Stratmann GRÜNE (Erklärung nach § 31 GO) 13555 A Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts Waltemathe SPD 13555 C Dr. Rose CDU/CSU 13557 C Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 13561 B Hoppe FDP 13563 A Stobbe SPD 13564 A II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 28. November 1989 Frau Beer GRÜNE 13567 D Genscher, Bundesminister AA 13568 C Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Diller SPD 13572 C Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 13574 B Frau Flinner GRÜNE 13576 C Bredehorn FDP 13578 C Kiechle, Bundesminister BML 13579 C Koltzsch SPD 13582 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation Frau Faße SPD 13584 B Bohlsen CDU/CSU 13587 D Hoss GRÜNE 13589 C Funke FDP 13590 D Dr. Schwarz-Schilling, Bundesminister BMPT 13591 D Nächste Sitzung 13594 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 13595* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 28. November 1989 13479 177. Sitzung Bonn, den 28. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 01. 12. 89 * Amling SPD 28.11.89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 01. 12. 89 Frau Dempwolf CDU/CSU 01. 12. 89 Dr. Dollinger CDU/CSU 01. 12. 89 Engelsberger CDU/CSU 29.11.89 Graf SPD 28.11.89 Dr. Haack SPD 01. 12. 89 Frhr. Heereman von CDU/CSU 28. 11. 89 Zuydtwyck Dr. Hennig CDU/CSU 29. 11. 89 Frau Hensel GRÜNE 28. 11. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 28. 11. 89 Höffkes CDU/CSU 01. 12.89 Hörster CDU/CSU 28. 11.89 Kißlinger SPD 01. 12.89 Klein (Dieburg) SPD 01. 12. 89 Dr. Klejdzinski SPD 28. 11. 89* Linsmeier CDU/CSU 01. 12.89 Frau Luuk SPD 01. 12. 89 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Lüder FDP 28.11.89 Meneses Vogl GRÜNE 01. 12. 89 Mischnick FDP 28.11.89 Niegel CDU/CSU 01. 12. 89 * Poß SPD 28. 11.89 Rappe (Hildesheim) SPD 28. 11. 89 Frau Rock GRÜNE 01. 12. 89 Frau Schilling GRÜNE 28. 11. 89 Frau Schoppe GRÜNE 28. 11. 89 Schreiber CDU/CSU 30. 11.89 Schröer (Mülheim) SPD 01. 12. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 01. 12. 89 Singer SPD 28. 11.89 Dr. Stark (Nürtingen) CDU/CSU 28. 11. 89 Dr. Stoltenberg CDU/CSU 28. 11. 89 Tietjen SPD 01. 12.89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 28. 11. 89 Verheugen SPD 30. 11.89 Vosen SPD 28. 11.89 Dr. Warnke CDU/CSU 28. 11. 89 Werner (Ulm) CDU/CSU 28. 11. 89 Frau Wilms-Kegel GRÜNE 01. 12. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rolf Koltzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren, wir haben vor dem Hintergrund dessen, was in Osteuropa vor sich geht, sehr bedauert, daß wir für den Praktikantenaustausch keine Unterstützung leisten konnten.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Zustimmung des Abg. Kroll-Schlüter [CDU/CSU])



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung, und zwar zuerst über die Änderungsanträge, die von der Fraktion DIE GRÜNEN gestellt worden sind. Das sind zunächst drei hintereinander, die ich in der Reihenfolge der Drucksachen-Nummern aufrufe.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 11/5772? Den bitte ich ums Handzeichen. — Wer



Vizepräsident Westphal
stimmt dagegen? — Enthaltungen? — Dieser Änderungsantrag ist mit großer Mehrheit abgelehnt.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 11/5773? Den bitte ich ums Handzeichen. — Wer stimmt dagegen? — Enthaltungen? — Dieser Änderungsantrag ist mit der gleichen Mehrheit wie der vorherige abgelehnt worden.
Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 11/5774? Den bitte ich ums Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen? — Es ist dieselbe große Mehrheit wie die, die die vorherigen Änderungsanträge abgelehnt hat.
Wir stimmen jetzt über den Änderungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 11/5882 unter Nr. VII ab.
Wer stimmt für diesen Antrag? Den bitte ich ums Handzeichen. — Wer stimmt dagegen? — Enthaltungen? — Dieser Änderungsantrag ist mit Mehrheit abgelehnt.
Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/5912? Den bitte ich ums Handzeichen. — Wer stimmt dagegen? — Enthaltungen? — Dieser Änderungsantrag ist mit großer Mehrheit abgelehnt worden.
Jetzt stimmen wir über den Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — in der Ausschußfassung ab.
Wer für diesen Einzelplan stimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. — Wer stimmt dagegen? — Enthaltungen? — Dieser Einzelplan ist angenommen, und zwar mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen.
Ich rufe den heute abend letzten Einzelplan auf: Einzelplan 13
Geschäftsbereich des Bundesministers für Post und Telekommunikation
— Drucksachen 11/5563, 11/5581 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Bohlsen Walther
Frau Rust
Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der SPD auf Drucksache 11/5882 unter Nr. X vor.
Nach einer Vereinbarung im Ältestenrat ist für die Beratung eine Stunde vorgesehen. — Ich sehe, Sie sind damit einverstanden.
Ich kann die Aussprache eröffnen. Das Wort hat die Abgeordnete Frau Faße.

(Pfeffermann [CDU/CSU]: Wirklich 20 Minuten? — Frau Faße [SPD]: Sie werden's überstehen!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nun liegt er zur Verabschiedung vor, der erste Haushalt nach der Neustrukturierung der Bundespost, der erste Haushalt des umbenannten Ministeriums für Post und Telekommunikation. Farbe bekennen, in Zahlen darlegen, wo's langgehen soll, ist Aufgabe diese Plans.
    Es besteht eine besondere Situation und damit die besondere Schwierigkeit, daß es keine Vergleichshaushalte aus den früheren Jahren gibt. Vergleichbarkeit mit anderen Ministerien in bezug auf Personalausstattung und Öffentlichkeitsarbeit herzustellen, ist nicht möglich.

    (Walther [SPD]: Das stimmt!)

    Dieser Haushalt hat damit seine besondere Wertigkeit. Er hat die Chance, richtungweisend zu sein. Er trägt aber auch das Risiko, Fehleinschätzungen in sich zu bergen. Ich billige all denen, die an diesem Zahlenwerk gearbeitet haben, zu, daß es nicht einfach war, diesen Haushalt vorzulegen.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Richtig!)

    Andererseits haben alle gewußt, in welcher Form und wann das Poststrukturgesetz verabschiedet würde.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Na, na, na!) Zeit war also genug vorhanden.


    (Pfeffermann [CDU/CSU]: So einfach ist das auch wieder nicht!)

    Leider liegen uns die Wirtschaftspläne der Unternehmen noch nicht vor. Auch wenn sie nicht zur Beratung im Bundestag anstehen, wäre es doch sinnvoll gewesen, Einblick nehmen zu können.

    (Walther [SPD]: Richtig!)

    Sie enthalten schließlich Aussagen zur Unternehmensphilosophie. Es steht die Zusage, gegeben in der Ausschußberatung, daß im Dezember die Vorstände ihr Votum abgeben. Aber, Herr Minister, gestatten Sie mir die Frage: Wo bleiben Ihre Vorstände?

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Der Dezember hat ja noch gar nicht richtig angefangen! Im Dezember!)

    In welcher geeigneten Form, frage ich hier — gibt es dazu konkrete Vorstellungen? — , sollen dann diese Wirtschaftspläne veröffentlicht werden?

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Ja!)

    Bei der Aufteilung des Ministeriums haben wir es mit fünf Abteilungen zu tun: Grundsatzabteilung, Regulierung und Wettbewerbskontrolle, Technische Zulassungen, Unternehmen der Bundespost, Zentralabteilung.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Und viel zu viele Genossen, die berücksichtigt werden!)

    Hier sei die Frage gestattet, ob fünf Abteilungen eigentlich sinnvoll sind, auch wenn unterschiedliche Bereiche zu bearbeiten sind. Der Bundesrechnungshof wird gebeten, nach etwa zwei Jahren die Organisation zu überprüfen. Diesen Hinweis der Berichterstatter kann ich nur unterstützen.
    Einige Bemerkungen zum Bereich Personal: Auf den ersten Blick könnte man meinen, daß der Verwaltungsapparat mit demnächst 400 Mitarbeitern im Bundesministerium für Post und Telekommunikation gewaltig geschrumpft sei. Das Gegenteil ist der Fall:



    Frau Faße
    Rechnet man nämlich korrekterweise die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Generaldirektionen hinzu, so zählt man mittlerweile etwa 2 000 Beschäftigte. Gegenüber etwa 1 250 Beschäftigten im Bundespostministerium vor der Postreform ist das immerhin eine Steigerung von rund 70 %.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Frau Kollegin, weil Sie es sind: Das ist eine Milchfraurechnung!)

    Ob diese Ausweitung des Verwaltungsapparates ebenso wie die Aufblähung der Entscheidungsgremien — Vorstände, Aufsichtsräte, Direktorium, Ministerium einschließlich aller nachgeordneten Kontroll-und Zulassungsbehörden sowie Infrastrukturrat — zu mehr unternehmerischer Freiheit führt, darf wohl mit Recht hinterfragt werden.

    (Funke [FDP]: Der Sozialismus siegt!)

    Personalprobleme, die noch zu lösen sind, finden sich reichlich, beispielsweise im Telekom-Bereich. Die Sorge der dort Tätigen besteht darin, daß die freie Wirtschaft viel lukrativer als der jetzige Arbeitgeber ist. Wechsel des Arbeitsplatzes ist angesagt, wenn hier nicht gehandelt wird.
    In welche Richtung, in welchen Dimensionen wird gedacht, um für bisherige Beamte und neu einzustellende Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben? Das sind Fragen, die schnellstens einer Antwort bedürfen.
    Die Lösung darf auf keinen Fall heißen: Zulagen für den Telekom-Bereich und neue, schlechtere Bemessungsgrundlagen für das Personal in unseren Postämtern.
    Der Eindruck, daß auf der einen Seite gespart werden muß, um Geld für andere Bereiche freizumachen, ist eindeutig vorhanden. Es geht nicht an, Arbeitsbedingungen für den einen zu verschlechtern, um andere Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dies wird völlig unabhängig davon diskutiert, in welchem der drei Bereiche jemand tätig ist. Ungerechtigkeiten führen zu Unmut und sicherlich nicht zu besonderer Motivation.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Aber doch nicht bei der Post!)

    Ich kann ja verstehen, daß man die Dreiteilung der Post in selbständige Unternehmen seinen Arbeitnehmern, aber auch der Bevölkerung schmackhaft machen muß. Daß dort große Schwierigkeiten bestehen, zeigt der Haushaltsansatz für entsprechende Werbemaßnahmen in Höhe von 600 000 DM.
    Wir möchten Ihnen, Herr Minister, aber nicht dabei helfen, die Neustrukturierung des Post- und Fernmeldewesens, die wir in dieser Form ablehnen, in der Öffentlichkeit als Wundertat des Jahrhunderts darzustellen. Wir beantragen die Kürzung des Titels 531 01 — Öffentlichkeitsarbeit — um 200 000 DM.
    Wir wollen Ihnen beim Geldsparen aber gerne weiterhelfen, nämlich beim Kapitel 13 05. Beim Titel 531 01 — Kosten für Fachveröffentlichungen und Dokumentationen — schlagen wir vor, diesen Posten um 60 000 DM zu kürzen.
    Wenn Ihr Konzept so gut ist, verkauft es sich doch fast von allein. Ich denke, auch Sie sind aufgefordert, wirtschaftlich zu handeln, wie Sie es von Ihren drei Unternehmen verlangen.
    Beim Bundesamt für Zulassungen im Fernmeldewesen sind Sie ebenfalls sehr großzügig. Die Einnahmen decken nicht einmal die Personalausgaben. Es gilt die Frage zu stellen, ob dieses Amt nicht kostendeckend bzw. kostendeckender durch Erhöhung von Gebühren und tariflichen Entgelten unter Berücksichtigung des internationalen Gebührenniveaus arbeiten sollte.
    Heute werden feste Preise für die Prüfung durch die Zulassungsordnung verabschiedet, im vergangenen Jahr durch den Postverwaltungsrat erhoben. Eine Überprüfung dürfte angesagt sein, wenn Kostendek-kung angestrebt wird.
    Dieser vorgelegte Haushalt ist bei Ihnen im Ministerium — den Eindruck habe ich — unter „abgehakt" bereits zu den Akten gelegt.

    (Zuruf von der SPD: Mit heißer Nadel gestrickt!)

    Den mühsamen Versuch, konkrete Zahlen vorzulegen und Perspektiven aufzuzeigen, kann ich nur mit einem „Ungenügend" zensieren.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Na, na! — Zuruf von der FDP: Sind Sie Lehrerin? — Zuruf von der CDU/CSU: Solch oberlehrerhafte Manieren!)

    Aber Ihre Sorgen liegen zur Zeit ja auch in einem anderen Bereich. Hätten Sie den Mobilfunk, so wie wir dies fordern, nicht dem sogenannten freien Markt überlassen, denn hätten Sie in den letzten Tagen und Wochen sicherlich ruhiger schlafen können.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Der ist nicht zum Schlafen Minister geworden! — Weitere Zurufe)

    Einen privaten Netzträger wollen Sie zulassen. Da entscheidet der Minister für Post und Telekommunikation selbst über seinen Konkurrenten — schon ein spezieller Fall, oder meinen Sie nicht?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hätten wir zwei doch auch gern!)

    Wir sind dagegen, daß das Netzmonopol ausgehöhlt wird. Ich frage Sie: Wenn es denn nun schon so sein soll, warum dann nicht zwei oder drei Anbieter auf regionaler Ebene? Wofür werden Sie sich unter welchen Kriterien entscheiden? Oder haben Sie sich schon entschieden

    (Zuruf von der CDU/CSU: Dazu sagt er heute abend besser nichts!)

    und werden vielleicht sogar vor dem 12. Dezember die Öffentlichkeit informieren? Überflügeln deutschamerikanische Großunternehmen die Zusammenschlüsse des Mittelstands? Wer bekommt die Zulassung für einen expandierenden Markt, in dem jede investierte Mark eine Gewinngarantie hat?
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese von uns nicht gewollte unglückliche Entscheidung des Bundesministers, im Mobilfunk einen privaten Betreiber zuzulassen, die in der Öfffentlichkeit übereinstimmend als Lizenz zum Gelddrucken für diesen privaten



    Frau Faße
    Betreiber bezeichnet wurde, zeigt, daß wir mit unserer Befürchtung recht hatten, daß dieser Bundesminister zielstrebig den Plan verfolgt, Einnahmen aus dem öffentlichen Bereich der Deutschen Bundespost in private Taschen zu lenken.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das müssen Sie zurücknehmen! So geht das auf gar keinen Fall!)

    Angesichts der enormen Aufwendungen, die die Deutsche Bundespost zur Modernisierung ihrer Fernmeldenetze aufbringen muß, und aufgrund des anerkannten Infrastrukturauftrags der Bundespost braucht diese auch die Einnahmen aus dem Mobilfunk zur Finanzierung ihrer Aufgaben.
    Der Bundesminister gibt vor, mit der Zulassung eines zweiten Mobilfunkbetreibers im Interesse der Kunden mehr Wettbewerb einführen zu wollen. Diese Behauptung ist angesichts der Tatsache, daß in einem Markt, in dem nur zwei Anbieter tätig sind, ein echter Preis- und Leistungswettbewerb gar nicht möglich ist, nicht gerade überzeugend.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Wenn man solche Voraussetzungen formuliert!)

    Ich will hier nicht erneut alle Argumente aufführen, die wir in der Debatte über die Postreform gegen das Poststrukturgesetz der Bundesregierung vorgetragen haben,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die waren auch falsch!)

    aber ich stelle fest, daß wir — im Unterschied zum damaligen Oppositionsverständnis der heutigen größten Regierungsfraktion — auch auf diesem Gebiet keine platte Blockadepolitik betrieben haben. Wir sind uns durchaus darüber im klaren, daß die rasche Entwicklung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechniken Anpassungen und Änderungen erforderlich macht

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Besonders bei der Personalpolitik!)

    und daß die Deutsche Bundespost von ihrer heutigen Verwaltungsstruktur zu einem effizienten, mehr markt- und kundenorientierten Unternehmen weiterentwickelt werden muß.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na endlich!)

    Wir haben uns jedoch mit Nachdruck dagegen gewehrt, daß die Bundesregierung mit ihrer Postreform die Einheit dieses Unternehmens zerstört, die einheitliche Personalvertretung schwächt und die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Bundespost und damit ihren Infrastrukturauftrag gefährdet.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das sollten Sie noch einmal überdenken!)

    Die Umsetzung dieses Gesetzes in die Praxis bestätigt diese Befürchtung.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Das stimmt nicht!)

    Dies gilt etwa im Hinblick auf die Berufung der Vorsitzenden der Aufsichtsräte und Vorstände bei den drei Unternehmen. Hier wird deutlich, daß der Bundesminister den Einfluß der Wirtschaft bewußt ge-
    stärkt und die gemeinwirtschaftliche Orientierung in den Hintergrund gedrängt hat.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Der wollte keine Neue Heimat!)

    Wie wenig Wert der Postminister darauf legt, die tiefen Gräben, die er mit der Postreform insbesondere zu seinem eigenen Personal und zur Deutschen Postgewerkschaft aufgerissen hat, zu überbrücken, wird auch daran deutlich, daß er sich rundheraus geweigert hat, wenigstens das für Personal verantwortliche Vorstandsmitglied in den jeweiligen Postunternehmen mit Vorschlagsrecht durch die Gewerkschaft zu berufen.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Die sind doch zum Teil Mitglieder der Deutschen Postgewerkschaft! — Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Er darf aber jederzeit Mitglied der Gewerkschaft sein!)

    Mit dieser ablehnenden Haltung verzichtet der Minister auf ein dringend notwendiges soziales Gegengewicht.

    (Zuruf des Abg. Pfeffermann [CDU/CSU])

    Er vergibt damit die Chance, nach langen kontroversen Auseinandersetzungen einen Weg zum Ausgleich einzuschlagen, der dringend erforderlich ist. Die Deutsche Bundespost und der für die Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaft ausschlaggebende Sektor der Informations- und Kommunikationstechnik brauchen nach Jahren kontroverser politischer Diskussion eine Phase der Stabilisierung.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Und da leisten Sie jetzt einmal einen Beitrag!)

    Die Unternehmen der Deutschen Bundespost brauchen engagierte und motivierte Mitarbeiter. Das bisherige Verhalten des Bundesministers bewirkt leider das Gegenteil. Bis heute, fünf Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes, wissen die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch nicht, wo demnächst ihr Schreibtisch stehen wird, wer ihr künftiger Vorgesetzter sein wird und welche Aufgaben sie in Zukunft übernehmen sollen. Geradezu ein Witz, wenn es nicht so traurig wäre, ist die Tatsache, daß wichtige Vorstandsbereiche immer noch nicht besetzt sind, obwohl die Teilunternehmen ab 1. Januar voll funktionsfähig ihre Arbeit aufnehmen sollen. Kein privates Unternehmen könnte sich eine solche Umstrukturierung, eine solche lange Zeit der Lähmung und Stagnation leisten, wie sie dieser Postminister der Bundespost zumutet.

    (Zuruf von der SPD: Leider wahr!)

    Unabhängig von allen sachlichen Einwendungen, die wir gegen diese Postreform haben, ist festzustellen, daß der Bundespostminister seine Schularbeiten, von denen er lange gewußt hat, schlicht und einfach nicht gemacht hat.
    Meine Damen und Herren, der Bundesminister hat nicht nur bei der praktischen Umsetzung der Postreform versagt. Viel gravierender ist, daß er auch den



    Frau Faße
    sogenannten Gelben Bereich der Deutschen Bundespost in eine ungewisse Zukunft entläßt.

    (Zuruf von der FDP: Daß es z. B. keine dreieckigen Briefmarken gibt!)

    — Dusseliger ging es wohl nicht.
    In den nunmehr sieben Jahren seiner Amtszeit hat es der Minister nicht geschafft, zukunftsweisende Konzepte insbesondere für den verlustbringenden Paket- und Päckchendienst zu entwickeln. Der Verdacht liegt nahe, daß mit der Wahl des Vorstandsvorsitzenden für die Deutsche Bundespost — Postdienst nunmehr eine Sanierung in diesem Bereich durch überzogene Rationalisierung und durch Diensteabbau eingeleitet werden soll.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Blanke Unterstellungen sind das!)

    Auch wir sind der Auffassung, daß die wirtschaftliche Lage des Paket- und Päckchendienstes verbessert werden muß. Dazu wäre es zunächst aber einmal notwendig, faktische Wettbewerbsverzerrungen, denen die Deutsche Bundespost gegenüber den privaten Paketdiensten ausgesetzt ist, abzubauen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß auch in diesem Bereich die Frage eines Beförderungsvorbehaltes unter bestimmen Konditionen geprüft werden müßte. Auch dieser Dienst ist eine Infrastrukturaufgabe, die die Deutsche Bundespost im Interesse der Bürger und der Wirtschaft flächendeckend und zu einheitlichen Bedingungen und Entgelten erbringen muß. Die Wahrnehmung und Erfüllung dieses öffentlichen Auftrages schließen ein rein betriebswirtschaftiches Vorgehen zur Verbesserung der Kostendeckung beim Paket-und Päckchendienst aus. Wir werden sehr genau darauf achten, welche Maßnahmen hier in der nächsten Zeit vom Unternehmensvorstand durchgeführt werden.
    Gespannt bin ich auch, wie sich die Deutsche Bundespost — Postbank im Wettbewerb behaupten soll, wenn ihre Tätigkeit weiter auf den Spar- und Girodienst beschränkt bleibt.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Sie sind halt viel zu fantasielos!)

    Ich halte es für unverzichtbar, daß die Deutsche Bundespost — Postbank künftig in die Lage versetzt werden muß, ihre Tätigkeitsfelder auszuweiten. Auch hier wird sich zeigen, ob der Bundespostminister und sein Vorstand willens und in der Lage sind, für die zukünftige Entwicklung der Postbank tatsächlich etwas zu tun.
    Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zu den Themenbereichen machen, die uns heute den ganzen Tag über beschäftigt haben: die wirtschaftliche Lage in der DDR. Für den hier diskutierten Bereich ist festzustellen, daß die notwendigen Sanierungen und Modernisierungen der Infrastruktur im Telekommunikationsbereich von größter Wichtigkeit sind. Zwischen Unternehmen der Bundesrepublik und der Post der DDR sind Kontakte bereits vorhanden. Wir haben die Rahmenbedingungen zu stellen, um unternehmerische Zusammenarbeit zu ermöglichen. Dies ist sicherlich nicht kurz- und auch nicht mittelfristig, sondern nur langfristig mit unserer Hilfe zu lösen. Ich halte dies für den einzelnen Menschen, aber natürlich auch für unsere gesamte Wirtschaft für sehr wichtig.

    (Walther [SPD]: Sehr gut!)

    Der vorgelegte Haushalt, meine Herren, wird von uns abgelehnt.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Das sollten Sie aber noch einmal bedenken!)

    Dies ist nicht unser Haushalt, weil er auf einem Gesetz basiert, das wir so nicht wollten.

    (Pfeffermann [CDU/CSU]: Aber an dessen Ausführung wir uns gern beteiligen! Vorstandsmitglieder stellen, aber im Plenum nicht die Verantwortung übernehmen — das haben wir gerne! — Gegenruf des Abg. Walther [SPD]: Rede hier nicht im Plural!)

    Er wird von uns wegen der fehlenden Perspektiven und der für uns zu großen Risiken und Unsicherheiten abgelehnt, die in diesem Zahlenwerk ersichtlich sind.
    Das war's, Herr Pfeffermann. Ich hoffe, Sie konnten es verkraften.
    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN — Pfeffermann [CDU/CSU]: Oh, das Verkraften war weniger schwierig! Das habe ich gern: Vorstandsmitglieder stellen, aber im Plenum nein sagen! — Gegenruf des Abg. Walther [SPD]: Nein, Gerhard, nicht im Plural! Im übrigen habt ihr lauter CDU-Leute da drin! — Lachen des Abg. Pfeffermann [CDU/CSU])