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ID1117417700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 11/174 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 174. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 Inhalt: Verzicht des Abg. Schily auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 13099 A Eintritt der Abg. Frau Kottwitz in den Deutschen Bundestag 13099 A Zusatztagesordnungspunkt 4: Einspruch des Abgeordneten Böhm (Melsungen) gegen den am 26. Oktober erteilten Ordnungsruf 13099 B Tagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (Rentenreformgesetz 1992 — RRG 1992) (Drucksachen 11/4124, 11/4452, 11/5490, 11/5530, 11/5493) b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Unruh und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sofortprogramm für eine Alters-Grundsicherung zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Beck-Oberdorf, Hoss, Frau Unruh und der Fraktion DIE GRÜNEN: Zur Gleichbehandlung aller Arbeitnehmer/innengruppen sowie erwerbstätiger und nicht erwerbstätiger Erziehender bei der Bewertung von Kindererziehungszeiten in der Alterssicherung und zur Heraufsetzung der Bemessungsgrundlage von 75 Prozent auf 100 Prozent des Durchschnittseinkommens in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 11/1401, 11/4964, 11/5490, 11/5530) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Unruh, Frau Beck-Oberdorf, Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN: Zur Gleichbehandlung von Rentnern/innen und Beamten/innen bei den Auswirkungen der Steuerreform (Drucksache 11/4957) Hüser GRÜNE (zur GO) . . . 13100C, 13100D Bohl CDU/CSU (zur GO) 13100 C Hoss GRÜNE (zur GO) 13101A Cronenberg (Arnsberg) FDP (zur GO) . 13101D Jahn (Marburg) SPD (zur GO) 13102 A Günther CDU/CSU 13102B Frau Unruh fraktionslos (Erklärung nach § 30 GO) 13107D Dreßler SPD 13108A, 13159C Cronenberg (Arnsberg) FDP 13113B Hoss GRÜNE 13116A Scheu CDU/CSU 13119 D Heyenn SPD 13122 C Heinrich FDP 13125A Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 13127 A Frau Limbach CDU/CSU 13129B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13131 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13133A, 13159A Egert SPD 13139 B Frau Würfel FDP 13151 A Frau Unruh fraktionslos 13152 A Kolb CDU/CSU 13153D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 Frau Steinhauer SPD 13155 B Dr. Biedenkopf CDU/CSU 13157 B Vizepräsident Stücklen (Abstimmungen) 13179 C, 13188B Namentliche Abstimmungen 13178D, 13179A, B Ergebnisse . 13182D, 13184 A, 13185C, 13186D Tagesordnungspunkt 2: Befragung der Bundesregierung (Die Flüchtlingsbewegung und die Situation in den Aufnahmelagern; Aktuelle Fragen) Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13142 D Dr. Penner SPD 13143 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13143 D Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 13144 B Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . 13144 B Bohl CDU/CSU 13144 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13144 D Frau Dr. Vollmer GRÜNE 13145A Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13145 B Frau Hämmerle SPD 13146A Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13146B Lüder FDP 13146 C Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13146D Dr. Blüm, Bundesminister BMA 13147 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 13147 B Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13147 C Frau Hensel GRÜNE 13147D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13148A Oostergetelo SPD 13148D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13149A Dr. Hitschler FDP 13149B Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . . 13149 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 13149D Dr. Stavenhagen, Staatsminister BK . . . 13149 D Müntefering SPD 13150B Frau Hasselfeldt, Bundesminister BMBau . 13150 C Tagesordnungspunkt 7: a) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Beamtenversorgungsgesetzes und sonstiger dienst- und versorgungsrechtlicher Vorschriften (BeamtVGÄndG) (Drucksachen 11/5136, 11/5372, 11/5537, 11/5548) b) Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Unruh, Frau Beck-Oberdorf, Hoss und der Fraktion DIE GRÜNEN: Zur Gleichbehandlung von Rentnern/innen, Beamten und Bundestagsabgeordneten bei der Reform der Alterssicherungssysteme (Drucksachen 11/4125, 11/4965, 11/5537) Fellner CDU/CSU 13160A Bernrath SPD 13162A Richter FDP 13164 C Hoss GRÜNE 13166C Heistermann SPD 13167 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI . . . 13169 A Frau Unruh fraktionslos 13170 C Vizepräsident Stücklen (Abstimmungen) 13179D Tagesordnungspunkt 8: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes (Drucksachen 11/5303, 11/5498, 11/5500) b) Zweite und Dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Elften Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes, eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes und eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 11/5408; Artikel 4 aus Drucksachen 11/5136, 11/5372, 11/5499, 11/5501) c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP: Zur Änderung des Abgeordnetengesetzes zu dem Antrag des Abgeordneten Häfner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Zur Änderung des Abgeordnetengesetzes: Altersversorgung der Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Unruh und der Fraktion DIE GRÜNEN: Sterbegeld für Abgeordnete zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Unruh, Frau Trenz und der Fraktion DIE GRÜNEN: Anrechnung der Rente auf die Altersentschädigung für Mitglieder des Deutschen Bundestages (Drucksachen 11/5304, 11/5338, 11/3109, 11/1597, 11/5499) Dr. Rüttgers CDU/CSU 13172B Wiefelspütz SPD 13173 B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 III Dr. Hoyer FDP 13175 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 13176 C Frau Unruh fraktionslos 13177E Eimer (Fürth) FDP (Erklärung nach § 31 GO) 13178A Vizepräsident Stücklen (Abstimmungen) 13180B Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Schätzung der EG- Getreideernte durch die EG-Kommission Eigen CDU/CSU 13188D Oostergetelo SPD 13189D Bredehorn FDP 13190 C Kreuzeder GRÜNE 13191B, 13194 C Susset CDU/CSU 13192 B Sielaff SPD 13193 A Heinrich FDP 13193 D Michels CDU/CSU 13194 D Frau Weyel SPD 13195 C Dr. von Geldern, Parl. Staatssekretär BML 13196 C Wimmer (Neuötting) SPD 13197 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 13198D Tagesordnungspunkt 9: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung und Vereinfachung der Vereinsbesteuerung (Vereinsförderungsgesetz) (Drucksachen 11/4176, 11/4305, 11/5582, 11/5607) b) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung des Gemeinnützigkeitsrechts (Drucksachen 11/390, 11/5582) c) Zweite und dritte Beratung des von dem Abgeordneten Büchler (Hof), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Gesetzes zur Verbesserung des Gemeinnützigkeitsrechts (Drucksachen 11/1334, 11/5582) d) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag des Abgeordneten Dr. Apel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Steuerliche Erleichterungen für die gemeinnützigen Sportvereine und andere gemeinnützige Vereine (Drucksachen 11/124, 11/5582) Dr. Grünewald CDU/CSU 13201 A Opel SPD 13203 C Rind FDP 13208 C Hüser GRÜNE 13211 C Spilker CDU/CSU 13213 D Schmidt (Salzgitter) SPD 13215 C Tillmann CDU/CSU 13217 C Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF . . . 13218B Namentliche Abstimmung 13219 C Ergebnis 13219D Erklärung der Bundesregierung zur vorläufigen Freigabe von Besuchsreisen und Ausreisen aus der DDR Seiters, Bundesminister BK 13221 A Dr. Vogel SPD 13221 C Dr. Dregger CDU/CSU 13222 A Dr. Lippelt (Hannover) GRÜNE 13222 C Mischnick FDP 13223 A Jahn (Marburg) SPD (zur GO) 13223 D Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde (Fortsetzung) — Drucksache 11/5528 vom 3. November 1989 — Ratifizierung der Zusatzabkommen zum Genfer Protokoll; Ausklammerung der im Zusatzprotokoll enthaltenen atomaren Vorbehaltsklausel bei der Ratifikation durch die Sowjetunion MdlAnfr 13, 14 Dr. Hirsch FDP Antw StMin Schäfer AA . . . 13181A, 13181 C ZusFr Dr. Hirsch FDP . . . . 13181A, 13181 C ZusFr Kittelmann CDU/CSU 13182 A ZusFr Oostergetelo SPD 13182B ZusFr Dr. Soell SPD 13182 C Berichtigung 13223* A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13225* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 Abs. 1 GO des Abgeordneten Dr. Soell und weiterer Abgeordneter der SPD zur Abstimmung über den Entwurf des Rentenreformgesetzes 1992 . . . . 13225* C Anlage 3 Erklärung nach § 31 Abs. 2 GO der Abgeordneten Schmidt (Nürnberg) (SPD) zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/5544 IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 und über den Entschließungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/5547 (beide zum Entwurf des Rentenreformgesetzes 1992) 13226* C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Lutz (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes 13226* C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Stiegler und weiterer Abgeordneter der SPD zur Abstimmung über den Entwurf des Rentenreformgesetzes 1992 13227* B Anlage 6 Erstellung eines Registers potentieller Knochenmarkspender zur Behandlung der Leukämie MdlAnfr 6 — Drs 11/5528 — Frau Walz FDP SchrAntw PStSekr Dr. Probst BMFT . . 13227* D Anlage 7 Gutachten des Bundesgesundheitsamtes zum Antrag der Tabakindustrie auf Erteilung eines Ausnahmegenehmigung für den schwedischen Mundtabak MdlAnfr 10 — Drs 11/5528 — Frau Würfel FDP SchrAntw PStSekr Pfeifer BMJFFG . . 13228* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 13099 174. Sitzung Bonn, den 9. November 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 173. Sitzung, Seite 13087 D: Im letzten Absatz ist am Beginn der 5. Zeile das Wort „nicht" zu streichen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 10.11.89 Becker (Nienberge) SPD 10.11.89 Beckmann FDP 10.11.89 Böhm (Melsungen) CDU/CSU 10.11.89 * Frau Bulmahn SPD 10.11.89 Büchner (Speyer) SPD 10.11.89 ** Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 10.11.89 ** Dr. Dollinger CDU/CSU 10.11.89 Frau Eid GRÜNE 10.11.89 Engelhard FDP 9. 11.89 Engelsberger CDU/CSU 10.11.89 Ewen SPD 10. 11.89 Frau Geiger CDU/CSU 10.11.89 Dr. Geißler CDU/CSU 10.11.89 Grünbeck FDP 9.11.89 Häfner GRÜNE 9.11.89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 10. 11.89 Dr. Hennig CDU/CSU 9. 11.89 Dr. Hornhues CDU/CSU 10. 11.89 Höffkes CDU/CSU 10.11.89 * Jung (Limburg) CDU/CSU 9. 11.89 Klein (Dieburg) SPD 10. 11.89 Klein (München) CDU/CSU 10.11.89 Dr. Knabe GRÜNE 10.11.89 Dr. Kohl CDU/CSU 10.11.89 Dr. Kreile CDU/CSU 10.11.89 Linsmeier CDU/CSU 10.11.89 Lintner CDU/CSU 10.11.89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 10.11.89 Lowack CDU/CSU 10.11.89 Frau Luuk SPD 10.11.89 Dr. Müller CDU/CSU 10.11.89 ** Paintner FDP 10.11.89 Pfeifer CDU/CSU 10.11.89 Reuschenbach SPD 9.11.89 Frau Rock GRÜNE 10.11.89 Dr. Rüttgers CDU/CSU 9. 11.89 Dr. Schmude SPD 10. 11.89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 10.11.89 Steiner SPD 10.11.89 * Frau Dr. Timm SPD 10.11.89 Toetemeyer SPD 10.11.89 Verheugen SPD 10.11.89 Volmer GRÜNE 10.11.89 Weiß (Kaiserslautern) CDU/CSU 10.11.89 Wissmann CDU/CSU 10.11.89 Wüppesahl fraktionslos 10.11.89 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 Abs. 1 GO der Abgeordneten Dr. Soell, Duve und Weisskirchen (Wiesloch) (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf des Rentenreformgesetzes 1992 Das dem Bundestag vorliegende Gesetzgebungswerk zur Rentenreform ist wahrscheinlich in der Lage, unser Rentensystem für die nächsten 10 bis 15 Jahre auf eine einigermaßen solide Grundlage zu stellen. Aber was wird danach? Auch wenn die Altersstruktur, insbesondere das Verhältnis von aktiv Erwerbstätigen zu Rentnern und Pensionären, noch nicht in jeder Einzelheit vorausberechenbar ist (es hängt ab von der Dauer der Lebensarbeitszeit, dem Anteil erwerbstätiger Frauen, der Altersstruktur der Zuwanderung), kann niemand an der Tatsache vorbeisehen, daß sich das Verhältnis Erwerbstätige zu Rentnern, das heute bei 2 : 1 liegt, spätestens nach dem Jahre 2005 auf ein Verhältnis 1 : 1 zubewegt. Einigermaßen realistische Schätzungen über die dann notwendigen Beitragssätze liegen in Größenordnungen von 25 bis 30 To des Bruttoeinkommens. Dies sind angesichts einer wohl kaum sinkenden Steuerlast unerträgliche Sätze. Hinzu kommt, daß dann der sogenannte Generationenvertrag vollends zum Generationenbetrug wird, jedenfalls zum Betrug derer, die Kinder aufgezogen haben, die angesichts eines nur in schwachen Ansätzen vorhandenen Familienlastenausgleichs meist über eine sehr viel geringere soziale und private Altersvorsorge verfügen und nun erleben müssen, daß ihre Kinder sowie deren Kinder (sofern diese noch Kinder kriegen wollen) den in der Regel besser versorgten Kinderlosen die höheren Renten, Pensionen, Lebensversicherungen, Kapitalerträge etc. erarbeiten müssen. Im Extremfall einer alleinerziehenden Frau (die Alleinerziehenden sind zu 90 % Frauen), die 1 bis 2 Kinder aufzieht und meist kaum oberhalb des Existenzminimums gelebt und entsprechend gering „geklebt" hat, kann deren Rente geringer ausfallen als der dann monatlich fällige Arbeitnehmerbeitrag eines ihrer Kinder. Nach Schätzung von Familienverbänden liegen die durchschnittlichen finanziellen Kosten für die Pflege und Erziehung von Kindern zwischen DM 500, - bis 750,- monatlich. Bei einem angenommenen Durchschnittssatz von DM 600, - beträgt in 20 Jahren der (verzinste) Aufwand über DM 150 000,- pro Kind. Davon wird vom Staat höchstens ein Anteil von 20 bis 25 % (seit den BAföG-Kürzungen eher weniger) ausgeglichen. Zugleich sind die Steuer- und Beitragslasten von Familien mit Kindern mindestens genauso hoch wie die von Kinderlosen, da ihr Verbrauchsteueranteil angesichts des nicht absenkbaren Grundbedarfs relativ höher ist als bei Haushalten ohne Kinder. 13226* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 Wenn sich die heute schon bestehenden Verteilungsungerechtigkeiten des „Generationenvertrages" nicht noch verdoppeln und verdreifachen sollen, dann muß die Rentenreform durch Lösungen ergänzt werden, die ab den 90er Jahren den Familienlastenausgleich deutlich verbessern und einen Kapitalstock ansammeln, der auch für die Jahre nach 2005 die Beitragslast in erträglichen Grenzen hält. Künftige Entscheidungen über die Sicherung des Alterslastenausgleichs sollten ohne Neuregelung des Familienausgleichs nicht mehr stattfinden. Dazu zwei konkrete Vorschläge: a) Erhöhung des Kindergeldes auf DM 300, — pro Monat ab dem ersten Kind (zu finanzieren aus den rd. 24 Mrd. Kindergeld und Kinderfreibeträgen und aus den rd. 33 Mrd., die ab 1990 das Ehegattensplitting kosten wird). b) Nutzung der Erträge aus der Wertschöpfungsabgabe zum Aufbau eines Kapitalstocks, dessen Verteilungsmodus nicht durch politische Tagesmehrheiten, sondern nur mit Zweidrittelmehrheit, d. h. verfassungsrechtlich verankert, verändert werden darf. Er soll dazu benutzt werden, die nach dem Jahr 2005 wahrscheinlich notwendigen Beitragserhöhungen zu begrenzen. Inwieweit der von mehreren Seiten in die Diskussion gebrachte Vorschlag der unterschiedlichen Beitragssätze für Erwerbstätige mit und ohne Kinder zur Finanzierung eines solchen Kapitalstocks herangezogen werden kann, müßte noch intensiver diskutiert werden. In einer Form, die eine Beitragsstaffel nur für den Arbeitnehmerbeitrag vorsieht, ist er nicht akzeptabel. Würde auch ein Arbeitgeberbeitrag entsprechend herangezogen, wäre dies ein erheblicher Beitrag zu einer aktiven Beschäftigungspolitik und zur Gleichstellung der Frau, weil es finanziell attraktiv würde, Frauen und Männer mit Kindern einzustellen, für die dann niedrigere Arbeitgeberbeiträge zu zahlen wären. Kurz zusammengefaßt: Schon bisher war der „Generationenvertrag" eine Fiktion — angesichts gerade noch vertretbarer Beitragssätze und bei Berücksichtigung der enormen Wiederaufbaulasten, die die Rentnergeneration der letzten drei Jahrzehnte zu tragen hatte, immerhin eine zeitweise akzeptable Fiktion. Künftig schafft diese Fiktion immer unerträglichere Verteilungsungerechtigkeiten. Es sollte zwar Konsens sein und bleiben, daß wir — auch auf Grund des Mißbrauchs in der Vergangenheit — keine aktive Bevölkerungspolitik betreiben wollen. Tatsächlich ist eine Beibehaltung dieses ungerechten „Generationenvertrages" Bevölkerungspolitik — nur in ihrer negativsten Form. Weil Alterslastenausgleich und Familienlastenausgleich sachlich zusammengehören und dies in der Rentenreform '92 nicht berücksichtigt ist, lehne ich das vorliegende Gesetz ab. Anlage 3 Erklärung nach § 31 Abs. 2 GO der Abgeordneten Schmidt (Nürnberg) (SPD) zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/5544 und über den Entschließungsantrag der Fraktion DIE GRÜNEN auf Drucksache 11/5547 (beide zum Entwurf des Rentenreformgesetzes 1992) Ich unterstütze im Grundsatz die in der Begründung aufgeführten Ziele, halte aber die vorgeschlagenen Lösungswege teilweise für falsch bzw. befürchte, daß sie zu ungewünschten Konsequenzen führen könnten. Eine detaillierte Überprüfung war mir in der kurzen Zeit, seitdem mir diese Anträge bekannt wurden, nicht möglich. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Lutz (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes und eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Ich werde bei der Abstimmung über die zehnte Novelle zum Abgeordnetengesetz, mit der die Altersentschädigung der Bundetagsabgeordneten neu geregelt wird, mit Nein stimmen. Wenn man die Zustimmung verweigert, tut man gut daran, um nicht mißverstanden zu werden, folgende Bemerkung vorauszuschicken: Meine Altersentschädigung würde durch die Neuregelung nicht nur nicht tangiert — ich hätte sowohl nach dem alten wie dem neuen Recht ganz ohne Übergangsregelung die Höchstpension erreicht. Ich spreche also nicht pro domo. Das macht es mir leichter, den Grund meines Nein hier vorzutragen. Ich zweifle ferner nicht an, daß der Deutsche Bundestag, wenn er sich schon zu einschneidenden Veränderungen in den zwei wichtigsten Alterssicherungssystemen entschließt, seine eigene Versorgung nicht draußen vor lassen kann. Das hätte ihn allerdings nicht daran gehindert, zu einer intelligenten Lösung zu finden, die nicht neue Probleme aufwirft, die ganz außerhalb des Versorgungssystems entstehen. Meine Ablehnung des Gesetzes ist bestimmt durch die im § 20 vorgesehene Streckung der erforderlichen Mitgliedschaftsdauer zur Erreichung der Höchstversorgung. 16 Jahre waren es bisher, 18 Jahre werden es künftig sein. Ich habe schon zu Beginn der Beratungen meine Bedenken gegen einen solchen Schritt angemeldet. Und ich habe in zahlreichen Gesprächen mit Mitgliedern aus allen Fraktionen dieses Hauses festge- Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 13227* stellt, daß diese Bedenken im Grunde von sehr vielen Kolleginnen und Kollegen geteilt werden. Aber wie das leider nur allzuoft der Fall ist: die Bedenken werden geteilt, aber dann zuckt man die Achseln und sagt, die Einwände seien zwar alle richtig, aber man könne leider nichts machen, weil eine Korrektur von der Öffentlichkeit prompt mißverstanden werden würde. Im Klartext wird die heutige Verlängerung der Frist zur Erreichung der Höchstversorgung dazu führen, daß ein MdB künftig nicht mehr volle vier Legislaturperioden dem Parlament angehören muß, sondern fünf. Daran dürften wir alle miteinander kein Interesse haben. Die Welt um uns herum ist in einem stürmischen Wandel begriffen. Es ist dem parlamentarischen System nur förderlich, wenn die Rotation in diesem Haus immer wieder für Blutauffrischung sorgt. Man muß das Prinzip nicht gleich auf die Spitze treiben, wie DIE GRÜNEN das tun bzw. getan haben, aber man sollte zumindest nicht neue Hemmnisse gegen einen personellen Wandel im Bundestag einbauen. Genau das aber geschieht mit dieser Neuregelung, und davor kann man nicht eindringlich genug warnen. Nun höre ich schon den Einwand — er wird meist mit gewölbter Brust und sonorer Stimme vorgetragen — kein Mitglied dieses Hauses würde etwa nur deshalb noch einmal um die Rückkehr in den Bundestag kämpfen, weil es die Höchstpension noch nicht erreicht habe. Da Politiker aber auch nur Menschen sind, klingen solche Beteuerungen hohl und gehen an der Sache vorbei. Tatsächlich wird diese Neuerung die Erneuerung und Verjüngung des Parlaments erheblich behindern, und ich frage mich, welches Interesse dieses Haus und welches Interesse das deutsche Volk daran haben kann, daß die alten Hasen, die Routiniers, die oft auch schon im harten Parlamentsalltag verschlissenen bzw. skeptisch oder gar zynisch gewordenen Politiker dazu verleitet werden, noch einmal anzutreten. Diese neue Bestimmung ist der Entwicklung unserres Gemeinwesens nicht förderlich. Ich sehe traurig ein weiteres Mal, daß sich der Deutsche Bundestag aus lauter Angst, sonst draußen mißverstanden zu werden, selbst ein Bein stellt. Und ich will daran nicht mitschuldig werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Stiegler, Amling, Bamberg, Büchler (Hof), Kastner, Kißlinger, Kolbow, Lambinus, Leidinger, Lutz, Müller (Schweinfurt), Nagel, Reuter, Dr. Schöfberger, Sieler (Amberg), Dr. SkarpelisSperk, Vahlberg, Dr. Wernitz, Wimmer (Neuötting) (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf des Rentenreformgesetzes 1992 Wir haben dem Rentenreformgesetz 1992 in dritter Lesung nicht zugestimmt und uns dabei von folgenden Erwägungen leiten lassen: Das Rentenreformgesetz 1992 enthält viele positive Regelungen. Wir danken der Verhandlungskommission der SPD-Bundestagsfraktion dafür, daß es ihr gelungen ist, den Koalitionsparteien viele Verbesserungen abzuringen. Das gilt auch für die Hinausschiebung der Anhebung der Altersgrenzen. Die Tatsache, daß die Koalitionsfraktionen aber nicht bereit waren, auf die Anhebung der Altersgrenzen und damit die Verlängerung der Lebensarbeitszeit insgesamt zu verzichten, veranlaßt uns, dem Rentenreformgesetz insgesamt nicht zuzustimmen. Wir halten die Anhebung für arbeitsmarktpolitisch verfehlt, weil in Zeiten der andauernden Massenarbeitslosigkeit die allgemeine Lebensarbeitszeit verkürzt und nicht verlängert werden muß, um allen die Chance der Erwerbsarbeit zu geben. Wir meinen, daß die Anhebung der Lebensarbeitszeit auch angesichts des Zustroms vorwiegend jüngerer Aus- und Übersiedler und der damit verbundenen Wirkungen für den Altersaufbau unserer Gesellschaft auch nicht erforderlich ist. Wir sind der Überzeugung, daß die von uns angestrebte höhere Erwerbstätigkeit der Frauen ebenfalls dazu beiträgt, auf eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit verzichten zu können. Wir wollen, daß sich die Arbeitnehmer nach einem arbeitsreichen Leben außerhalb der Erwerbsarbeit selbst verwirklichen können. Die reichste Industrienation Europas kann das auch gewährleisten. Wir werden deshalb nicht ruhen, in der kommenden Legislaturperiode mit einer anderen Mehrheit die Verlängerung der Lebensarbeitszeit wieder zu streichen. Wir wissen uns dabei einig mit der gesamten sozialdemokratischen Fraktion. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Probst auf die Frage der Abgeordneten Frau Walz (FDP) (Drucksache 11/5528 Frage 6) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß zur Ausschöpfung der deutlich gestiegenen Möglichkeiten, Leukämie durch Knochenmarkübertragungen zu heilen, ein Register potentieller Knochenmarkspender erforderlich ist, da nur etwa 30 % der Patienten geeignete Spender in der eigenen Familie haben, und inwieweit ist sie bereit, sich an dem Aufbau eines solchen Registers zu beteiligen? Die Knochenmarktransplantation stellt eine zur Chemotherapie alternative, derzeit noch experimentelle Methode bei der Therapie von Leukämien dar. Fortschritte bei dieser Therapiemöglichkeit sind offenbar aber zu verzeichnen. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Knochenmarktransplantation und die Deutsche Gesellschaft für Bluttransfusionsmedizin und Immunhämatologie haben nunmehr ein länderübergreifendes Verbundprojekt mehrerer Kliniken initiiert, das die weiteren 13228* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 174. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. November 1989 Therapiemöglichkeiten mit der nicht-verwandten Knochenmarktransplantation wissenschaftlich überprüfen soll. Im Zuge dieses Forschungsvorhabens werden auch die Rahmenbedingungen für den Aufbau einer Spenderdatei untersucht. Das Vorhaben ist zwischenzeitlich vom zuständigen Expertenkreis bei der Deutschen Krebsgesellschaft, die sich derzeit um eine Finanzierung des Forschungsvorhabens durch geeignete Förderorganisationen bemüht, positiv begutachtet worden. Die Bundesregierung begrüßt dieses Vorhaben, das sicher einen wesentlichen Beitrag zur Beurteilung der Etablierung der Therapie und einer dazu notwendigen Spenderdatei liefern wird. Sie wird sich um die Umsetzung des Programms bei entsprechend positiven Ergebnissen im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemühen. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Pfeifer auf die Frage der Abgeordneten Frau Würfel (FDP) (Drucksache 11/5528 Frage 10) : Kann die Bundesregierung mitteilen, ob das Bundesgesundheitsamt ein Gutachten zu dem Antrag der Tabakindustrie auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung für den schwedischen Mundtabak in portionierter Form erarbeitet und an das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit weitergeleitet hat? Ja. Das Bundesgesundheitsamt hat auf Weisung des Bundesministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit zu dem Antrag auf Erteilung einer Ausnahmegenehmigung nach § 37 in Verbindung mit § 48 LMBG für den Import und das Inverkehrbringen eines schwedischen Mundtabakerzeugnisses in Portionsbeuteln Stellung genommen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uta Würfel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Um heute hier die frauenspezifischen Aspekte des Rentensicherungsgesetzes darstellen zu können, habe ich drei Kollegen meiner Fraktion bitten müssen, mir jeweils zwei Minütchen ihrer selbst kurz bemessenen Redezeit abzutreten. Ich glaube, das ist ein Vorgang, der zeigt, wie dringend wir eine Parlamentsreform benötigen.

    (Beifall der Abg. Frau Dr. Hamm-Brücher [FDP])

    Ich habe also meinen Kollegen zu danken, erstens daß sie es mir ermöglichen, hier überhaupt zu sprechen, und zweitens daß sie im Rahmen des Konsenses zwischen SPD, CDU/CSU und uns entschieden für die Berücksichtigung der Interessen der Frauen im Rentensicherungsgesetz eingetreten sind.
    Meine Damen und Herren, meine politische Tätigkeit begann ich vor 15 Jahren mit Veröffentlichungen, in denen ich auf die skandalöse Ungerechtigkeit gegenüber unseren Müttern hinwies, die sich durch die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung ebenso auszeichnete wie durch das Nicht-Berücksichtigen der großen gesamtgesellschaftlichen Leistung der Kindererziehung in der Rente dieser Mütter, obwohl — dies ist das Verblüffende daran — das System der gesetzlichen Rentenversicherung auf der nachkommenden Generation fußt. Von dem Zeitpunkt an, zu dem Solidarsysteme zur Absicherung verschiedener Risiken des einzelnen geschaffen wurden, können die Erziehung von Kindern und die Pflege behinderter und schwer pflegebedürftiger Abgehöriger nicht länger ausschließlich Privatsache sein. Es ist unumgänglich, daß die vor allem von Frauen übernommenen und für das Funktionieren unserer Gesellschaft unverzichtbaren Tätigkeiten, die bislang von den Frauen ausschließlich für Gotteslohn geleistet wurden, sowohl eine höhere ideelle Anerkennung als auch eine höhere materielle Bewertung erfahren.
    Die Zeiten, in denen lediglich entlohnte Tätigkeit zu gesellschaftlicher Anerkennung und zu einer Rente führte, sind nun Gott sei Dank vorbei; denn mit dem vorliegenden Rentensicherungsgesetz erfahren unsere Mütter und pflegenden Frauen eine weitere materielle Aufwertung. Ihre gesellschaftliche Aufwertung, meine Damen und Herren, wird nur gelingen, wenn wir grundsätzlich zu einer anderen Bewertung des Begriffs „Arbeit" kommen.
    Der Wermutstropfen — und Sie wissen, Wermut ist bitter — , der mir das Erreichte allerdings ganz schön vergällt, ist die Tatsache, daß es auf Grund der für mich nicht nachvollziehbaren, von Herrn Blüm als „Philosophie" bezeichneten, von mir allerdings „Ideologie" genannten Bedenken der Kollegen von der CDU/CSU leider nicht gelang, für die berufstätigen Mütter die notwendige Anerkennung ihrer Erziehungsleistung in der Rentenversicherung zu erreichen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Herr Blüm, ich möchte jetzt Ihren Blutdruck nicht in die Höhe treiben, muß aber fortfahren: An dem Einsatz unserer Verhandlungsführer hat es nicht gefehlt, und ich möchte, daß die berufstätigen Mütter draußen das wissen. Wir Freien Demokraten halten diese Situation für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Herr Blüm, es darf nicht zwei Sorten von Müttern geben.

    (Günther [CDU/CSU]: Gibt es ja auch nicht!)

    Ich finde, wir alle, auch die Kollegen von der CDU und der CSU, sollten uns dazu verstehen, die Kindererziehung als solche als eine gesamtgesellschaftliche Leistung anzuerkennen und diese materielle Anerkennung dann auch den Müttern zu gewähren, die berufstätig sind oder sein müssen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD)

    Denn, Herr Blüm, auch berufstätige Mütter sind ja Mütter, und ich meine, es steht niemandem zu, Klassifizierungen in angeblich engagierte HausfrauenMütter und berufstätige Mütter vorzunehmen.

    (Günther [CDU/CSU]: Es geht um die Rentenlücke! Das andere ist das Kindergeld!)

    Vor allem alleinerziehende Mütter, die ja meist berufstätig sein müssen, damit Mutter und Kind nicht von den Wohltätigkeiten der Solidargemeinschaft abhängig werden, müssen sich nun in der Tat wieder einmal benachteiligt fühlen.
    Ich würde mir schon wünschen, daß diese von Ihnen so genannte Philosophie, die man genauso gut als — bitte verzeihen Sie — eine ideologische Verbohrtheit bezeichnen kann, in Zukunft nicht länger ein Hemmschuh für die Herstellung von Gerechtigkeit für berufstätige Mütter ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Herr Blüm, wir müßten uns einmal zusammensetzen, um das noch mal zu erörtern.
    Ich habe auch Verständnis für die Forderung, die materielle Anerkennung dieser Erziehungsleistung habe für alle Mütter gleich hoch zu sein, was bedeutet, daß die Beamtin im Rahmen ihrer Pension den gleichen Betrag gutgeschrieben bekommt wie die Hausfrau in ihrer Rente. Ich bedaure jedoch, daß im Zusammenhang mit weiteren Maßnahmen in der Beamtenversorgung die Beamtinnen eine überproportionale Minderung ihrer Versorgung in Kauf nehmen müssen, wenn sie eine Teilzeitbeschäftigung aufnehmen oder sich wegen der Kindererziehung für einige Jahre beurlauben lassen. Das kann nicht gewollt sein und bedarf deshalb weiterer Überlegungen, wie Herr Dreßler sagte, in einer Denkpause.

    (Vorsitz : Vizepräsident Westphal)

    Natürlich ist für mich noch ein weiterer Punkt unbefriedigend, den ich hier kurz anführen möchte. Das zweite und das dritte Rentenversicherungsjahr für Erziehungsleistungen können, wie wir gehört haben, aus finanziellen Gründen erst den Müttern gutgeschrieben werden, deren Kinder nach 1992 zur Welt kommen. Ich bedaure dies, denn hier schaffen wir



    Frau Würfel
    erneut Ungleichheit. Dennoch war — wir haben auch das gehört — eine andere Regelung nicht erreichbar, wenn der Konsens nicht gefährdet werden sollte. Bei diesem Rentensicherungsgesetz ging es nun darum, daß wir alle gemeinsam in diesem Hause etwas zuwege bringen, und ich glaube, wir können auch froh und stolz auf das sein, was wir zuwege gebracht haben.

    (Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Heinz Westphal
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Unruh.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gertrud Unruh


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GRÜNE)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Volksvertreterinnen und Volksvertreter! Einige Stunden habe ich zugehört und Zwischenrufe gemacht, ich bin aber nicht schlauer geworden. Was Sie gerade, verehrte FDP-Kollegin, von Kindererziehungszeiten auch für die erwerbstätigen Mütter, von dem großen Konsens und, daß es dann doch nicht ging, gesagt haben, kann ich nicht verstehen. Man kann wegen Frauen und Müttern ja auch einmal etwas platzen lassen. Daß die Sozialdemokraten so ein komisches Verständnis von Demokratie haben, dazu kann ich nichts.
    Die GRÜNEN treten jetzt so vehement für Kindererziehungszeiten, also für Babygeld obendrauf, und natürlich für die Grundsicherung der Alten, oder wie man das sagt, ein. Das Bündnis ist zugrunde gegangen, weil das bei den GRÜNEN überhaupt nicht selbstverständlich war. Die Abgeordnete Marieluise Beck-Oberdorf, Herr Minister Blüm, vertrat ungefähr Ihre Ansicht; das muß ich hier doch einmal feststellen dürfen.

    (Dreßler [SPD]: Hört! Hört!)

    — Vielleicht ist sie auch deshalb nicht hier. Zusätzlich stellte sie diese sogenannte Baby-Rente obendrauf, die wir Grauen Panther in einem Wahlprogramm zum Bündnis der GRÜNEN gefordert haben, als „Gebärprämie", als „Kopfprämie" und sonst etwas dar. Deshalb ist das Bündnis mit den GRÜNEN ja kaputtgegangen und nicht deshalb, weil es da so eine komische Trude Unruh gab, die ja nach wie vor vor Ihnen steht, mit einem Graue-Panther-Mandat.
    Da haben wir Alten gesagt: Hallo, wenn keine Partei mit uns will, dann müssen wir uns opfern; dann initiieren wir einfach eine Altenpartei. Wir Alten müssen unser Schicksal dann ja wohl selber in die Hand nehmen. Wenn ich dann sehe, wie Sie sich selber einen Lebensstandard verpassen, den ich Ihnen gönne, und wenn Sie dann hier noch sagen, Herr Blüm: Bei den Rentnern zählt ja nicht nur die Rente, die sie bekommen, nein, es zählt ja auch das Haushaltseinkommen, dann möchte ich einmal wissen, wer von Ihnen überhaupt eine Rente verdient hat.
    Man kann ja nicht so tun, als ob das Haushaltseinkommen nur die Rentner anginge.

    (Zuruf des Abg. Dr. Becker [Frankfurt] [CDU/CSU])

    — Notieren Sie sich das einmal, Herr Dr. Becker. Auch Sie wollen ja so ein soziales Herz haben.
    Das ist nicht die Mindestrente von irgendwelchen Frauen, die einmal nebenbei gearbeitet haben. Die Angestelltenfrau, wenn sie z. B. 25 bis 30 Erwerbsjahre hat, bekommt 867,19 DM. Die Arbeiterfrau, wen sie 25 bis 30 Jahre selbständig gearbeitet hat, bekommt 557 DM. Der Arbeitermann, wenn er 25 bis 30 Jahre gearbeitet hat, bekommt 962,56 DM. Der Angestelltenmann, wenn er 25 bis 30 Jahre gearbeitet hat, bekommt 1 271 DM. Also tun Sie hier doch nicht so!
    Wenn wir um eine Mindestrente kämpfen — mit „wir" meine ich die Grauen Panther — , dann sind wir nicht so dumm und fordern dem Staat sonstwas ab, sondern sagen: Die Solidarität aller ist mit einer Mindest- und Höchstrente zu versehen. Wir Grauen Panther sehen überhaupt nicht ein, warum der Bundeskanzler — er hat ja ein hohes Haushaltseinkommen — mehr als 3 500 DM Rente haben soll. So etwas ähnliches hatten wir von Ihnen erwartet: Mindest- und Höchstrente für alle und eigene Einzahlungen.
    Da liegen wir mit dem DGB ganz gut. Was Sie jetzt in die Rente hineingebracht haben, tut doch weh. Was der DGB hier schreibt, Herr Kolb, für Sie vielleicht sehr lesenswert. Oder gehören Sie nicht zum christlichen Flügel Ihrer Partei? Der DGB sagt: Nur 30 % der Arbeiter erreichen die derzeitige Altersgrenze. Herr Dreßler, sie sind kaputtgearbeitet, z. B. durch Berufskrankheiten. Dann wird eine Erwerbsverlängerung bis zum 65. Lebensjahr von Ihnen mitgetragen! Sie SPD haben das vorhin ja glaubwürdig dargestellt: 1997 wollen Sie das überprüfen. Ich sage Ihnen: 1997 fällt bei Ihnen — genau wie die jetzigen Berechnungen — alles zusammen. Es ist noch gar nicht neu wissenschaftlich hochgerechnet, Herr Dreßler. Deshalb kann ich den Antrag der GRÜNEN nur unterstützen: Wir hätten in eine neue Beratungsphase eintreten müssen; denn alles das, was Sie — angefangen beim Herrn Minister — uns vormachen, trifft doch nicht mehr zu.
    Auch ich freue mich, daß jetzt die Rentenkassen überquellen — sie quellen über! —; es sind 25 Milliarden DM und mehr drin. Sie haben zur Zeit nicht die Macht; aber warum haben Sie, CDU-CSU-FDP und SPD, denn nicht unsere Massenarbeitslosigkeit beseitigt? Meinen Sie, unsere Männer und Söhne könnten nicht genausogut reinhauen wie die Übersiedler oder Aussiedler, die zu uns kommen? — Also, das stimmt doch vorne und hinten nicht.
    Wie haben Sie die Rentenkassen geplündert! VdK, Reichsbund und andere haben es mir bestätigt — ich wußte es nicht — : Zur SPD-Zeit sind 25 % abdynamisiert worden, und heute geht die Niveauabgleichung wieder los. Es trifft immer diese kleinen Leute aus der Arbeiter- und Rentenversicherung.
    Noch etwas: Herr Dreßler, es ist Ihnen doch nicht unbekannt, was die ÖTV schreibt. Sie schreibt: Renten ab 1992 anders berechnet! Gesetzentwurf von Koalition und SPD stabilisiert Rentennettoniveau auf viel zu niedrigem Stand! Sie können weiter lesen: Die allgemeine Bemessungsgrundlage hängt sieben Jahre zurück. Das müssen Sie sich einmal vorstellen! Das sind doch wissenschaftliche Daten; darauf muß man sich doch berufen. Wie soll das sonst gehen, Herr Minister, mit Ihrem christlichen Grundwert im Kopf?



    Frau Unruh
    — Nach Ihrem Haushaltseinkommen brauchen Sie doch keine Pension. Legen wir doch demnächst die Rente nach Haushaltseinkommen fest; machen wir es doch so! Ich habe doch nichts dagegen. Es aber so zu machen, wie Sie es jetzt vorschlagen, geht natürlich nicht.
    Herr Dreßler, wir kennen uns seit 1968.

    (Zurufe von der SPD: Was? — Dreßler [SPD]: Ja!)

    — Ja, natürlich, selbstverständlich.

    (Kolb [CDU/CSU]: Herr Dreßler, das spricht nicht für Sie!)

    — Lieber Herr Kolb, mit Ihnen hätte ich bestimmt keine so langjährige Freundschaft bis heute durchgehalten, weil Sie nämlich der Roßtäuscher par excellence sind.

    (Kolb [CDU/CSU]: Ich hätte sie nicht einmal angenommen!)

    Aber bei Herrn Dreßler kann ich mir ungefähr vorstellen, was in seinem echten sozialdemokratischen Herz vorgeht. Aber das müssen Sie selber mit Ihrem Gewissen vereinbaren. Ich freue mich schon auf den nächsten Wahlkampf, wo auch Sie sagen werden: Wau, Wau, Grundsicherung, und, und, und!

    (Heiterkeit)

    Die sozialdemokratischen Frauen haben das aber schon im Wahlkampf 1986 gesagt. — Also, wir sollten hier nicht immer so blauäugig tun. Aber ich bin mir sicher, die Sozialdemokraten wissen letztlich, was sie den kleinen Leuten schuldig sind.
    Herr Dreßler, auch ich habe zwei Anträge im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung eingebracht. Sie sind natürlich gemeinschaftlich wie immer abgeschmiert worden. Gut, ihr Sozialdemokraten habt entdeckt, daß das Wiederaufleben der Arbeiterwitwenrente nötig ist.

    (Zuruf des Abg. Haack [Extertal] [SPD])

    — Halten Sie sich einmal bedeckt! Sie waren nicht da; sonst hätten Sie jetzt diesen Einwurf nicht gemacht.
    — Ich finde es toll, daß endlich entdeckt worden ist
    — und damit etwas Gerechtigkeit kommt —, daß die Arbeiterwitwen, die keine Kinder hatten, bis 1947 ausgeschlossen waren. Diese Frauen bekamen keine Witwenrente — nur die Frauen, deren verstorbener Ehemann Angestellter war.
    Und wo sind wir heute? — Ich hatte erst die SPD gefragt: Bringen Sie einen Antrag dazu? Da war kaum was drin. Dann habe ich versucht, eine solchen Antrag in diesem Kungel zu stellen, um einfach zu sagen: Könnt ihr das nicht ab 1. Januar 1990 machen?
    — Nein.
    Dann habe ich gesagt: Eine Rentenerhöhung von nur 2,1 °A. ist bei dem heutigen Lebensstandard ein bißchen wenig. Könnt ihr nicht, weil die Rentenkasssen überquellen, einmalig ein bißchen angleichen? Gebt doch 1 % mehr! — Nein. — Das tut natürlich alles sehr, sehr weh.
    Dann gibt es noch das berühmt-berüchtigte Weihnachtsgeld sowie 13., 14. Monatsgehalt usw., Herr Minister. Da könnte ja einmal etwas für die Rentner
    passieren. Wir könnten damit anfangen, auch diesen Rentnern, denen man mehr als 500 Milliarden DM zweckentfremdet hat — das waren „Fremdentnahmen" aus den Rentenkassen; bitte denken Sie daran! — einmal ein kleines Weihnachtsgeld oder Ausgleich zu geben.
    Den Liberalen, die immer so toll tun,

    (Zuruf von der FDP: Die sind toll!)

    möchte ich sagen: Haben Sie nicht einmal überlegt, daß es eine andere Rente, so á la öffentlicher Dienst, geben könnte? Diese Zusatzkasse würde dann ganz anders gestaltet, nämlich — ich habe die Berechnungen auf dem Tisch — : 100 DM Arbeitgeber, 100 DM Arbeitnehmer.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Nix, nix, Freund. — Wissen Sie, was dabei herauskommt? Wenn das in eine Lebensversicherung eingezahlt wird, haben Sie nach 30 Jahren 260 000 DM verfügbares Kapital. Wenn das mit 6 % angelegt wird, haben Sie 1 300 DM jeden Monat im Pott. Warum kommen nicht einmal solche Vorlagen?
    Ich wünsche Ihnen allen gute Besserung. Die Grauen kommen, und wir werden euch, die Sozialdemokraten, so in die Enge treiben, daß ihr müßt, ob ihr wollt oder nicht.