Rede von
Dr.
Antje
Vollmer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Eben dies ist natürlich das Problem, wenn man das von diesem Pult aus macht. Denn aus hohem Respekt vor der Unabhängigkeit der Presse finde ich eigentlich, daß sich Politiker, insbesondere Parteipolitiker, da heraushalten sollen, weswegen ich z. B. auch dagegen bin, daß es die Rundfunkräte und die Fernsehräte gibt, in denen, wie Sie ja wissen, alle anderen Parteien außer den GRÜNEN sehr viel Einfluß im Hinterzimmer nehmen.
Nur, was machen Sie, wenn Sie den Eindruck haben, daß eine solch wichtige Beeinflussung von Politik und Menschenschicksalen über dieses Medium passiert, dessen Freiheit Sie hoch respektieren, und daß die Selbstkontrolle dieses Mediums nicht mehr klappt, daß sie jedenfalls nicht mehr öffentlich geschieht? Ich vermute ja, daß sehr viele Journalisten über diese Wirkung sehr wohl Zweifel hatten und daß darüber diskutiert worden ist. Wahrscheinlich hat man auch versucht, die Sache zu ändern. Ich finde, die Berichterstattung hat sich inzwischen erheblich geändert, weil sich auch die Wirklichkeit in der DDR geändert hat. Womöglich sagt man sogar: Gerade weil wir das so dramatisch zugespitzt haben, ist in der DDR dann irgendwann dieser Punkt gekommen, an dem sie gesagt haben: Es reicht. Aber ich finde, es ist hoch gefährlich, wenn man so mit diesem Medium und damit mit der Kultur Politik macht und Menschenschicksale beeinflußt.
— Gerade deswegen — die Zeit ist ja nun vorbei — ist es sinnvoll, das dann wenigstens nachträglich zu diskutieren. Wenn wir schon sagen, es seien manchmal Entschuldigungen fällig, dann weiß ich eigentlich nicht, warum gerade das allermächtigste der Medien, die in der Öffentlichkeit wirken, dies nur durch Stille und konstruktive Veränderung reflektieren muß, während sich jeder andere dann auch der öffentlichen Kritik stellen muß.