Rede von
Heinrich
Seesing
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Dazu werde ich nachher etwas sagen! — Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich wage zu bezweifeln, daß es in dieser Aktuellen Stunde nur um die Sorge vor einem Plutoniumunfall auf dem Jupiter geht. Wenn man nämlich einmal zusammenstellt, was von Vertretern der GRÜNEN zur Weltraumforschung schon alles gesagt wurde, muß der Verdacht aufkommen, daß nach der Kernenergie und der Gentechnologie nun die Weltraumforschung zum Angriffsziel dieser — von mir aus gesehen — Antiforschungspolitik der GRÜNEN werden soll.
Nun möchte ich etwas über den Namen sagen. Galileo Galilei ist zwar schon vor 347 Jahren gestorben, aber sein Forschen, sein Denken, seine Erkenntnisse, vielleicht auch sein Versagen wirken bis heute nach.
Über sein Versagen will ich gleich noch ein erläuterndes Wort sagen.
Seine Neugier, die Dinge der Erde und des Weltraums zu erfahren, hat ihn zum Forscher, zum Begründer der modernen Naturwissenschaften werden lassen. Mit einem selbstgebauten Fernrohr, das seinen Namen trägt, entdeckte er vor 380 Jahren neben den Sonnenflecken auch vier große Jupitermonde, und damit sind wir schon fast beim Thema.
Aber da ist noch das Versagen des Galileo Galilei. Schon vor seiner Geburt war im ermländischen Frauenburg der Domherr Nikolaus Kopernikus gestorben. Er hatte genügend geforscht und nachgedacht, um die Erde aus dem Mittelpunkt der Welt rücken zu können. Er widmete sein kopernikanisches Weltsystem mit der Sonne als Mittelpunkt des Planetensystems dem damaligen Papst Paul III. Ich glaube, er war gut beraten, so zu handeln, denn als Galileo Galilei diese Lehre bekräftigte, wurde er von der Inquisition zum Widerruf gezwungen. Wenn es auch heißt, Galilei habe gesagt „Und sie dreht sich doch" — gemeint ist: die Erdbahn um die Sonne —, so bleibt doch der Makel des Versagens an ihm haften. Wir würden heute sagen, er hat aus Angst um sein bißchen Leben gekniffen. Aber Galilei hat das Leben vorgezogen. Er setzte darauf, daß er schon recht bekommen würde — in der Zukunft, irgendwann. Seine Erwartungen erfüllten sich.
Die Neugier treibt den Menschen schließlich immer wieder dazu, nach neuen Erkenntnissen zu streben. Deswegen möchten wir z. B. auch alles über den Planeten Jupiter wissen — wie einst Galilei. Wie ich eingangs sagte, habe ich die große Sorge, daß die Bemühungen der GRÜNEN — oder von Teilen der Fraktion DIE GRÜNEN — weniger mit den Isotopenbatterien der NASA-Jupitersonde „Galileo" zu tun haben; denn auf Grund der intensiven Überprüfungen, die in den USA von externen Experten bei jedem konkreten Projekt durchgeführt werden, darf ich davon ausgehen, daß für die Sicherheit alles nur Erdenkliche getan wurde. Ich kann mir nicht denken, daß ein Forschungsminister Matthöfer das bei seinen Entscheidungen vorher nicht auch berücksichtigt hätte.
Deswegen glaube ich auch nicht — und jetzt passen Sie bitte auf — an eine Gefährdung von Leben oder Lebewesen auf dem Jupiter, und ich denke dabei noch nicht einmal an diese grünen Männchen, sondern an einfachste Formen von Lebensäußerungen. Ich glaube eher daran, daß Sie, meine Damen und Herren von den GRÜNEN oder einige GRÜNE, sich nicht nur gegen den Fortschritt der Technik wenden, sondern nunmehr auch gegen den uralten Instinkt des Menschen, sein Wissen zu bereichern und seinen Horizont zu erweitern.