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ID1116805500

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    Plenarprotokoll 11/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. Oktober 1989 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Elften Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes, eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes und eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 11/5408) 12707 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Wahlvorschlag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN für die Wahl der vom Deutschen Bundestag gemäß § 32 Abs. 1 des Poststrukturgesetzes vorzuschlagenden Mitglieder des Infrastrukturrats beim Bundesminister für Post und Telekommunikation (Drucksache 11/5409) 12707 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Verbot von Selbstbedienung beim Verkauf von Arzneimitteln (Drucksachen 11/1127, 11/3048) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksache 11/5373) Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 12707 D Jaunich SPD 12708 C Frau Würfel FDP 12710 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 12711 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 12711 D Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags des Abgeordneten Reddemann und weiterer Abgeordneter: Unterrichtung des Deutschen Bundestages über den Stand der Unterzeichnung und Ratifizierung europäischer Abkommen und Konventionen durch die Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 11/5180) Dr. Soell SPD 12713 B Böhm (Melsungen) CDU/CSU 12714 C Frau Beer GRÜNE 12715 C Irmer FDP 12716 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 12717 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (Drucksache 11/5392) Gerstein CDU/CSU 12718 A Jung (Düsseldorf) SPD 12719 D Dr.-Ing. Laermann FDP 12721 B Stratmann GRÜNE 12722 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12724 B Menzel SPD 12726 B Hinsken CDU/CSU 12727 D Zusatztagesordnungspunkt 9: Aktuelle Stunde betr. Beteiligung und Verantwortung der Bundesregierung an II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Oktober 1989 der Entsendung der plutoniumbestückten Jupitersonde Galileo in den Weltraum durch die NASA Frau Wollny GRÜNE 12729 B Dr. Rüttgers CDU/CSU 12730 A, 12738 A Fischer (Homburg) SPD 12730 D Dr.-Ing. Laermann FDP 12731 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12732 D Vosen SPD 12734 C Seesing CDU/CSU 12735 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 12735 D Timm FDP 12736 B Frau Ganseforth SPD 12737 B Seidenthal SPD 12739 A Jäger CDU/CSU 12740 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Reform des Jugendgerichtsverfahrens (Drucksache 11/4892) Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12740 D Seesing CDU/CSU 12744 A Frau Nickels GRÜNE 12745 B Irmer FDP 12746 D Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMJ 12748 B Tagesordnungspunkt 19: Beratung des Antrags des Abgeordneten Müntefering, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soziale Fortentwicklung des Wohngeldes (Drucksache 11/5267) Menzel SPD 12749 D Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 12751 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 12753 D Dr. Hitschler FDP 12754 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 12755 C Nächste Sitzung 12756 D Berichtigung 12756 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12757* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 12757* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Oktober 1989 12707 168. Sitzung Bonn, den 20. Oktober 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 167. Sitzung, Seite 12600 B, Zeile 13: Statt „2020" ist „2000" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 20. 10. 89 Amling SPD 20. 10. 89 Andres SPD 20. 10. 89 Austermann CDU/CSU 20. 10. 89 Bachmaier SPD 20. 10. 89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 20. 10. 89 Büchner (Speyer) SPD 20. 10. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 20. 10. 89 * Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 20. 10. 89 Clemens CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Dempwolf CDU/CSU 20. 10. 89 Duve SPD 20. 10. 89 Eich GRÜNE 20. 10. 89 * Frau Eid GRÜNE 20. 10. 89 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Feldmann FDP 20. 10. 89 Francke (Hamburg) CDU/CSU 20. 10. 89 Fuchtel CDU/CSU 20. 10. 89 Gattermann FDP 20. 10. 89 Dr. Geißler CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Dr. Götte SPD 20. 10. 89 Dr. Götz CDU/CSU 20. 10. 89 Grünbeck FDP 20. 10. 89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 20. 10. 89 Hauser (Esslingen) CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 20. 10. 89 Häfner GRÜNE 20. 10. 89 Freiherr Heereman von CDU/CSU 20. 10. 89 Zuydtwyck Heimann SPD 20.10. 89 Heinrich FDP 20. 10. 89 Höffkes CDU/CSU 20. 10. 89 Huonker SPD 20. 10. 89 Irmer FDP 20. 10. 89 ** Kastning SPD 20. 10. 89 Kittelmann CDU/CSU 20. 10. 89 ** Klein (Dieburg) SPD 20. 10. 89 Kolb CDU/CSU 20. 10. 89 Kolbow SPD 20. 10. 89 Koltzsch SPD 20. 10. 89 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU 20. 10. 89 Kroll-Schlüter CDU/CSU 20. 10. 89 Leidinger SPD 20. 10. 89 Louven CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Luuk SPD 20. 10. 89 Maaß CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 20. 10. 89 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 20. 10. 89 Michels CDU/CSU 20. 10. 89 Mischnick FDP 20. 10. 89 Möllemann FDP 20. 10. 89 Oostergetelo SPD 20. 10. 89 Paterna SPD 20. 10. 89 Rappe (Hildesheim) SPD 20. 10. 89 Reuschenbach SPD 20. 10. 89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Rind FDP 20. 10. 89 Rixe SPD 20. 10.89 Sauer (Stuttgart) CDU/CSU 20. 10. 89 Schanz SPD 20. 10. 89 Schäfer (Mainz) FDP 20. 10. 89 Dr. Scheer SPD 20. 10. 89 ** Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 20. 10. 89 Dr. Schmude SPD 20. 10. 89 Schreiner SPD 20. 10.89 Schröer (Mülheim) SPD 20. 10. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 20. 10. 89 Schütz SPD 20. 10. 89 Frau Dr. Segall FDP 20. 10. 89 Stobbe SPD 20. 10. 89 Dr. Struck SPD 20. 10. 89 Stücklen CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Trenz GRÜNE 20. 10. 89 Verheugen SPD 20. 10. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 20. 10. 89 Dr. Waigel CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Warnke CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 20. 10. 89 Weiß (Kaiserslautern) CDU/CSU 20. 10. 89 Westphal SPD 20. 10. 89 Dr. Wieczorek SPD 20. 10. 89 Wimmer (Neuötting) SPD 20. 10. 89 Wissmann CDU/CSU 20. 10. 89 Zander SPD 20. 10. 89 Zierer CDU/CSU 20. 10. 89 * Dr. Zimmermann CDU/CSU 20. 10. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Drucksache 11/3755 Drucksache 11/3756 Drucksache 11/4022 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/5051 Nr. 40 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/3882 Nr. 3.41 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/883 Nr. 119 Drucksache 11/4161 Nr. 2.26 Drucksache 11/4534 Nr. 2.21
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heinz Menzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Minister, Sie haben nach der Haltung der SPD gefragt. Wir sind für die Erfüllung der Vereinbarungen, die in der Kohlenrunde getroffen worden sind, und halten es für den Bergbau und für die Bergleute für unzumutbar, daß die Vereinbarung, wenn die Tinte darunter noch nicht trocken ist, schon wieder in Frage gestellt wird, ganz gleich von wem.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Laermann, daß bei der Kohle eine geringere Menge zum Einsatz kommt, als ursprünglich bei Abschluß des Kohlevertrags vorgesehen war, kommt daher, daß die Prognosen, die damals gestellt worden sind und auf Grund derer den einzelnen Energieträgern bestimmte Margen zugedacht worden sind, nicht in Erfüllung gegangen sind, daß aber die Industrie ihre Kernkraftwerke, die sie auf Grund dieser Prognosen errichtet hat, ohne Einschränkung ans Netz hat gehen lassen. Das mußte natürlich zu Lasten eines anderen Energieträgers gehen. Darin liegt das Problem.
    Wohl kaum ein Wirtschaftszweig benötigt eine derart langfristige Betriebsplanung wie der Bergbau. Seine Zielvorgaben aber werden stark von politischen Entscheidungen bestimmt. Das ist nicht neu. Damit mußte der Bergbau die letzten 30 Jahre leben. Die politischen Zielvorgaben aber sind immer wieder bestimmt von der jeweiligen Energiesituation auf der Welt.
    Die politischen Entscheidungen fielen und fallen in der Bundesrepublik weitgehend in diesem Hause. In immer stärkerem Maße erfolgt auch hier — genau wie in anderen Wirtschaftszweigen — die Integration in die Europäische Gemeinschaft. Bereits heute versucht die EG-Kommission, sich immer stärker in die deutsche Kohlepolitik einzumischen. Während wir mit dem Vertragswerk zur Kohleverstromung ein Konzept haben, ist ein solches Konzept auf europäischer Ebene nicht zu erkennen.
    Die EG-Kommission hat zwar 1986 energiepolitische Leitlinien aufgestellt, die bis 1995 gelten sollten, ihre Energiepolitik weicht aber stark von diesen Leitlinien ab.
    Soweit es die Kohle betrifft, sahen diese Leitlinien eine Erhöhung des Anteils der festen Brennstoffe am Energieverbrauch vor. Trotz Stabilisierung der Steinkohlenförderung innerhalb der Gemeinschaft auf ca. 200 Millionen t wird aber der Importanteil bei Kohle von 26 auf 33 % innerhalb der EG steigen.
    In der Bundesrepublik haben wir unsere Energiepolitik darauf ausgerichtet, den Erhalt einer bedeutenden Förderkapazität für eine Grundversorgung mit Energie zu sichern. Das ist auch die Konsequenz aus den Ölpreiserhöhungen 1972 und 1978 und aus den Erfahrungen, die wir damals gemacht haben. Eine solche Grundversorgung mit Energie auch in Krisenzeiten hat uns die EG-Kommission bis heute noch nicht garantiert. Dazu ist sie wohl auch nicht in der Lage.
    Jeder weiß, daß die Kohle weiterhin erheblicher Hilfen bedarf, wenn die Förderkapazität im vereinbarten Umfang erhalten bleiben soll. Letztlich dient auch der vorliegende Gesetzentwurf diesem Ziel, geht es doch darum, den Ausgleichsfonds so zu stabilisieren, daß der Absatz in der vom Bundeskanzler mit den kohlefördernden Ländern vereinbarten Menge in der Größenordnung von 40,9 Millionen t an die Stromwirtschaft materiell ermöglicht wird.
    Niemand wird bestreiten, daß es dazu einer großen Kraftanstrengung bedarf. Als Abgeordneter aus dem Revier sage ich allen Beteiligten, die zu dieser Regelung beigetragen haben, meinen herzlichen Dank. Ich möchte aber daran erinnern, daß die Stimmung im Revier zu diesem Zeitpunkt auf dem Siedepunkt war, und dazu, Herr Minister, haben Sie mit Ihrer Untätigkeit damals nicht unwesentlich beigetragen. Nun geht es darum, die Vereinbarung umzusetzen.
    Es ist aber falsch, so zu tun, als ob es sich bei diesen notwendigen Leistungen für die Kohle um ein Almosen für den Bergbau und für die Bergleute handelt. Die Leistungen erbringen die Verbraucher, um sich einen Grundpfeiler an Sicherheit in der Energieversorgung zu erhalten.
    Momentan leistet der deutsche Verbraucher einen Beitrag an die Kohle; das ist richtig. Ursache ist der Energiepreisverfall seit 1986. Dieser Energiepreisverfall hat uns in der Energieimportrechnung Ersparnisse von rund 60 Milliarden DM gegenüber 1985 gebracht. Er hat aber, da die Kohlehilfen vom jeweiligen Ener-



    Menzel
    giepreis abhängen, die Kohlehilfen um ca. 5 Milliarden DM pro anno ansteigen lassen. Die Einsparungen durch den vorübergehenden Weltenergiepreisverfall machen also ein Mehrfaches von dem aus, was die deutschen Verbraucher durch diesen Preisverfall an die Kohle leisten, um die Versorgungssicherheit durch den Erhalt des Bergbaus in seiner jetzigen Größenordnung zu gewährleisten. Ich sage das an die Adresse derer, die davon reden, daß diese Leistungen der Wirtschaft nicht mehr zumutbar sind.
    Die Kritiker der Hilfen an die Kohle lassen auch außer acht, daß die Regelungswerte der Kohlepolitik so gestaltet sind, daß die Bergbauunternehmen unabhängig von den Weltenergiepreisen höchstens eine Kostendeckung erreichen können. Daraus folgt, daß in Zeiten von sehr hohen Weltenergiepreisen — da eine Anpassung der Kohlepreise an die Weltenergiepreise hier im Lande nicht möglich war — keine Reserve für schwierige Jahre gebildet werden konnte. Niemand kann davon ausgehen, daß die derzeitigen Weltenergiepreise langfristig Bestand haben werden.
    Wer glaubt, die heimische Kohle im nennenswerten Umfang zur Stromerzeugung durch Importkohle ersetzen zu können, und weiter glaubt, daß das keinen Einfluß auf den Importkohlenpreis hätte, dem mögen folgende Zahlen zu denken geben: Die EG ist mit 64 Millionen t größter Importeur von Kesselkohle. Daneben setzt sie ca. 150 Millionen t Kohle aus EG-Förderung in den EG-Kraftwerken ein. Das Welthandelsvolumen für Kesselkohle liegt bei ca. 155 Millionen t.
    Diese Zahlen lassen klar erkennen, daß jeder nennenswerte Ausfall heimischer Kohle drastische Auswirkungen auf den Weltkohlemarkt hätte. Gerade Marktwirtschaftlern dürfte einleuchten, daß das nicht ohne Folgen für die Energiepreise bleibt, was wir ja beim Ölpreis in den 70er Jahren schmerzlich zu spüren bekommen haben.
    Bei der Bewertung der Hilfen für Kohle kann auch nicht die Rolle des Bergbaus als Produzent und Auftraggeber unberücksichtigt bleiben. Der Steinkohlebergbau beschäftigt heute nicht nur ca. 150 000 Menschen direkt, von ihm sind auch unmittelbar weitere 200 000 Beschäftigte in den Zulieferindustrien und im Versorgungsbereich des Steinkohlebergbaus abhängig. Der Produktionswert des deutschen Steinkohlebergbaus liegt bei 21 Milliarden DM. Das Auftragsvolumen des Bergbaus an seine Zulieferer beträgt 101/2 Milliarden DM. Da der Bergbau auf einige Reviere konzentriert ist, weiß jeder, welche Bedeutung er für diese Regionen hat.
    Unvollkommen wäre es, würde man die Bedeutung des Bergbaus für die Entwicklung neuer Technologien außer acht lassen. Der deutsche Maschinenbau ist weltweit der größte Exporteur von Bergwerksmaschinen. Er hat auf diesem Gebiet einen Marktanteil von 40 % und liegt doppelt so hoch wie der durchschnittliche Weltmarktanteil des deutschen Maschinenbaus.
    Wenn die deutschen Steinkohlekraftwerke hinsichtlich der Ausnutzung der eingesetzten Energie eine Weltspitzenstellung haben, wenn die bei uns eingesetzten Technologien zur SO2- und NOx-Minderung in der Welt ihresgleichen suchen, wenn bei uns eine Kraftwerksgeneration in der Entwicklung ist, durch die die eingesetzte Energie um 25 % besser genutzt werden kann als heute, dann ist auch dies das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen Kohleforschung und kohleverarbeitender Industrie. Jeder, der die momentanen Hilfen für die Kohle bewertet, darf auch diese Zusammenhänge nicht außer acht lassen.
    Alle Maßnahmen zum Erhalt der heimischen Steinkohleförderung, die sich langfristig aus Versorgungssicherheitsgründen, aus regionalpolitischen Gründen, aus den Verpflichtungen, die wir alle gegenüber den Bergarbeitern haben, und aus technologischen Gesichtspunkten ergeben, sind gut vertretbar.
    Der Bergbau und die Bergarbeiter sind keine Almosenempfänger der deutschen Wirtschaft und des deutschen Verbrauchers. Sie tragen mit ihrer Leistung dazu bei, die Sicherheit unserer Versorgung mit Energie und unseren technologischen Vorsprung auf diesem Sektor in der Welt zu erhalten.
    Wir alle haben Grund, den Bergarbeitern für ihre Leistungen zu danken.
    Das sind jedenfalls die Überlegungen, von denen aus wir an die Beratung des Gesetzentwurfes herangehen werden.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD — Gerstein [CDU/CSU]: Da können wir ja auf Zustimmung hoffen!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Hinsken.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ernst Hinsken


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Eben wurde darauf hingewiesen, daß sich seitens der Revierländer heute niemand auf der Bundesratsbank befindet.

    (Zurufe von der CDU/CSU: So ist es! — Gerstein [CDU/CSU]: Schade!)

    Ich möchte das doch noch einmal aufgreifen, Herr Kollege Becker, weil zumindest die Beamten hierher hätten kommen können, damit das große und laute Dröhnen draußen auch durch Anwesenheit im Plenum unterstrichen wird, um hervorzuheben, wie sehr gerade dieses Problem auf den Nägeln brennt.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP — Becker [Nienberge] [SPD]: Es ist Sitzung des Bundesrats!)

    Daß als einziges Bundesland das Land Bayern hier vertreten ist, spricht dafür, daß man auch als revierfernes Land natürlich an der Entwicklung teilhaben möchte.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP — Becker [Nienberge] [SPD]: Dort sind die meisten Beamten!)

    Es spricht für die Bundesregierung, daß Sie, Herr Bundeswirtschaftsminister, mit dem Staatssekretär und
    anderen Bundesregierungsmitgliedern heute zuge-



    Hinsken
    gen sind, um zu unterstreichen, welche Bedeutung gerade diese Debatte hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP — Becker [Nienberge] [SPD]: Der Bundeskanzler fehlt!)

    Herr Bundeswirtschaftsminister Haussmann hat bereits darauf hingewiesen, daß wir in den letzten Wochen in einer gewissen Beratungshektik waren. Um die Zeit zu verkürzen, waren die Koalitionsfraktionen bereit, diesen Gesetzentwurf einzubringen.
    Der Gesetzentwurf ist ein Kompromißvorschlag, der den Vorstellungen der revierfernen Länder nicht gerecht wird. Deren Regierungen monieren vor allem, daß sie an der Entwicklung des sogenannten Kohlekompromisses, auf dem dieser Gesetzesvorschlag beruht, nicht beteiligt waren. Herr Bundeswirtschaftsminister, ich möchte deshalb die Bitte aussprechen, nicht nur die Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen und vom Saarland hinzuzuziehen, sondern in Zukunft auch die revierfernen Länder zu berücksichtigen und mit einzuladen.
    Aber auch für die Revierländer weist gerade dieser Gesetzentwurf meines Erachtens keinen optimalen Weg. Für die Revierländer, auch für die Familien der Bergleute und für uns alle in der Bundesrepublik wäre es besser, statt in die Erhaltung einiger unwirtschaftlicher Zechen in den Strukturwandel, hin zu modernen, zukunftsträchtigen Industrien zu investieren. Erhaltungssubventionen zementieren Mißwirtschaft und lähmen den notwendigen Strukturwandel. Zuviel Kapital und zuviel Techniker werden durch die Kohle gebunden und fehlen dann den Revierländern bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben.
    Die Auseinandersetzung, welchen Weg die Mehrheit der Bürger in Nordrhein-Westfalen und im Saarland in Zukunft gehen wollen, muß in den Ländern selbst geführt werden. Die revierfernen Länder und vor allen Dingen die bayerischen Stromverbraucher haben über den Ausgleichsfonds seit 1976 — das möchte ich besonders erwähnen — rund 3 Milliarden DM für die deutsche Steinkohle aufgebracht. Der Positivsaldo Nordrhein-Westfalens beim Ausgleichsfonds beläuft sich seit 1976 auf über 6 Milliarden DM. Wenn man sich vorstellt, dieses Geld wäre in eine zukunftsgerichtete Struktur- und Mittelstandspolitik geflossen, wann wären die Revierländer zugkräftige Motoren unseres Wirtschaftswachstums, und die Arbeitslosigkeit wäre wesentlich geringer. Aber ich fürchte, die notwendige Aufbruchstimmung in Nordrhein-Westfalen und im Saarland wird nicht zu erreichen sein, solange sich die zukunftsgerichteten Kräfte in diesen Ländern nicht durchsetzen und solange die alten Regierungen weiter werkeln, letztendlich subventioniert auch durch Milliardenzahlungen der Stromverbraucher, die aus anderen Bundesländern kommen.

    (Zurufe von der SPD)

    Es war daher höchste Zeit, daß wenigstens der Revierausgleich und die Erschwerniszuschläge für niederflüchtige Kohle aus dem Ausgleichsfonds herausgenommen werden. Zwar übernehmen die Revierländer nur einen Bruchteil dieser Kosten, die Hauptlast trägt aber der Bundeshaushalt. Aber so wird damit doch wenigstens deutlich, wo die Verantwortlichkeiten liegen und worum es im Zentrum geht: weniger um die Sicherung der nationalen Energieversorgung, die angesichts des gemeinsamen europäischen Marktes heute in ganz anderen Dimensionen erfolgt, sondern vielmehr um strukturpolitische, sozialpolitische und vielfach konservierende Maßnahmen für eine heute unwirtschaftliche Branche, die sich in zwei Bundesländern konzentriert.
    Meine Freunde in der CDU und in der CSU haben stets den Standpukt vertreten, daß wir diese Länder angesichts der besonderen Probleme des Kohlebergbaus nicht allein lassen können. Voraussetzung dafür ist und bleibt aber der Konsens in den Grundfragen der gesamten Energiepolitik.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Die SPD-geführten Regierungen der Revierländer haben mit ihrer Forderung nach einem Ausstieg aus der Kernenergie — das wurde heute mehrfach erneut betont — sowie mit ihrer Kohlevorrangpolitik diesen Konsens aufgekündigt. Nur wenn dieser Konsens wiedergewonnen wird und auch die Zukunft der Kernenergie dauerhaft und verbindlich abgesichert wird, können die revierfernen Länder an der Zukunftssicherung der Kohle mitwirken.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies ist die materielle und politische Grundlage des Jahrhundertvertrages und damit auch des Kohlepfennigs. Zumindest in der Begründung dieses Gesetzes muß deshalb klargestellt werden, daß die Kohleverstromungsfrage in engem Zusammenhang mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie steht einschließlich der Entsorgung der Kernkraftwerke und der Endlagerung.
    Meine Kollegen, die EG hat der Bundesrepublik aufgegeben, ihre Kohleverstromungshilfen bis 1993 abzubauen. Ein Abbau um nur einen Viertelprozentpunkt jährlich entspricht weder den Vorstellungen der EG-Kommission, noch trägt er den berechtigten Interessen der Stromverbraucher der Nichtrevierländer ausreichend Rechnung. In guter Gesellschaft mit dem FDP-Wirtschaftsminister des Landes Niedersachsen, Herrn Hirche, halte ich für das kommende Jahr einen Kohlepfennigsatz von unter 8 % und eine jährliche Absenkung um rund 1 Prozentpunkt für zwingend erforderlich, und das ist auch machbar.
    Meine Fraktion wird diese Frage nochmals überdenken und hat hierzu eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Diese wird auch die Möglichkeiten zu prüfen haben, den Kohlepfennigsatz stärker regional zu spreizen und den Ölausgleich zu plafondieren.
    Ich begrüße die vorgesehene Stundung von Forderungen aus dem Ölausgleich in Abhängigkeit von den Zahlungsmöglichkeiten des Ausgleichsfonds. Auch der Verlängerung des 2-Milliarden-DM-Kredits kann grundsätzlich zugestimmt werden.
    Meine Damen und Herren, ich möchte zusammenfassen. Der vorgelegte Gesetzentwurf enthält richtige Ansatzpunkte, bedarf aber in einigen Positionen deutlicher Verbesserungen und Ergänzungen. Dazu ein Beispiel. Ein mittelständischer Betrieb im strukturschwachen Gebiet meiner Heimat mit ca. 300 Beschäftigten könnte jedem Mitarbeiter jährlich ca.



    Hinsken
    500 DM mehr Lohn zukommen lassen, wenn die Belastung durch den Kohlepfennig nicht wäre. So kann es doch nicht weitergehen.

    (Becker [Nienberge] [SPD]: Wir können das doch aus der Landwirtschaft nehmen!)

    Der vorliegende Gesetzentwurf sieht zu Recht einen schrittweisen Abbau des Kohlepfennigs vor. Aber die Schritte sind zu klein. Wenn unsere Fraktion diesen Gesetzentwurf trotz vieler Bedenken eingebracht hat, so bringt sie damit zum Ausdruck, daß sie nach wie vor zur Erfüllung des Jahrhundertvertrages für die deutsche Steinkohle steht. Es liegt jetzt an Ihnen, meine Kollegen von der SPD, daß die Grundlage dieses Vertrages wiederhergestellt wird: der Konsens in den Grundfragen der gesamten Energiepolitik einschließlich der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)