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ID1116802800

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    Plenarprotokoll 11/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Bonn, Freitag, den 20. Oktober 1989 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Elften Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes, eines Zehnten Gesetzes zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes und eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 11/5408) 12707 A Zusatztagesordnungspunkt 7: Wahlvorschlag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP und der Fraktion DIE GRÜNEN für die Wahl der vom Deutschen Bundestag gemäß § 32 Abs. 1 des Poststrukturgesetzes vorzuschlagenden Mitglieder des Infrastrukturrats beim Bundesminister für Post und Telekommunikation (Drucksache 11/5409) 12707 A Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Verbot von Selbstbedienung beim Verkauf von Arzneimitteln (Drucksachen 11/1127, 11/3048) b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksache 11/5373) Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 12707 D Jaunich SPD 12708 C Frau Würfel FDP 12710 B Frau Wilms-Kegel GRÜNE 12711 A Dr. Voigt (Northeim) CDU/CSU 12711 D Tagesordnungspunkt 17: Beratung des Antrags des Abgeordneten Reddemann und weiterer Abgeordneter: Unterrichtung des Deutschen Bundestages über den Stand der Unterzeichnung und Ratifizierung europäischer Abkommen und Konventionen durch die Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 11/5180) Dr. Soell SPD 12713 B Böhm (Melsungen) CDU/CSU 12714 C Frau Beer GRÜNE 12715 C Irmer FDP 12716 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer, Staatsminister AA 12717 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Dritten Verstromungsgesetzes (Drucksache 11/5392) Gerstein CDU/CSU 12718 A Jung (Düsseldorf) SPD 12719 D Dr.-Ing. Laermann FDP 12721 B Stratmann GRÜNE 12722 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12724 B Menzel SPD 12726 B Hinsken CDU/CSU 12727 D Zusatztagesordnungspunkt 9: Aktuelle Stunde betr. Beteiligung und Verantwortung der Bundesregierung an II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Oktober 1989 der Entsendung der plutoniumbestückten Jupitersonde Galileo in den Weltraum durch die NASA Frau Wollny GRÜNE 12729 B Dr. Rüttgers CDU/CSU 12730 A, 12738 A Fischer (Homburg) SPD 12730 D Dr.-Ing. Laermann FDP 12731 D Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 12732 D Vosen SPD 12734 C Seesing CDU/CSU 12735 B Dr. Daniels (Regensburg) GRÜNE 12735 D Timm FDP 12736 B Frau Ganseforth SPD 12737 B Seidenthal SPD 12739 A Jäger CDU/CSU 12740 A Tagesordnungspunkt 18: Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Reform des Jugendgerichtsverfahrens (Drucksache 11/4892) Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 12740 D Seesing CDU/CSU 12744 A Frau Nickels GRÜNE 12745 B Irmer FDP 12746 D Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMJ 12748 B Tagesordnungspunkt 19: Beratung des Antrags des Abgeordneten Müntefering, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soziale Fortentwicklung des Wohngeldes (Drucksache 11/5267) Menzel SPD 12749 D Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 12751 C Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 12753 D Dr. Hitschler FDP 12754 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 12755 C Nächste Sitzung 12756 D Berichtigung 12756 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 12757* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 12757* D Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 168. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Oktober 1989 12707 168. Sitzung Bonn, den 20. Oktober 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 167. Sitzung, Seite 12600 B, Zeile 13: Statt „2020" ist „2000" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 20. 10. 89 Amling SPD 20. 10. 89 Andres SPD 20. 10. 89 Austermann CDU/CSU 20. 10. 89 Bachmaier SPD 20. 10. 89 Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 20. 10. 89 Büchner (Speyer) SPD 20. 10. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 20. 10. 89 * Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 20. 10. 89 Clemens CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Dempwolf CDU/CSU 20. 10. 89 Duve SPD 20. 10. 89 Eich GRÜNE 20. 10. 89 * Frau Eid GRÜNE 20. 10. 89 Dr. Faltlhauser CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Feldmann FDP 20. 10. 89 Francke (Hamburg) CDU/CSU 20. 10. 89 Fuchtel CDU/CSU 20. 10. 89 Gattermann FDP 20. 10. 89 Dr. Geißler CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Dr. Götte SPD 20. 10. 89 Dr. Götz CDU/CSU 20. 10. 89 Grünbeck FDP 20. 10. 89 Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 20. 10. 89 Hauser (Esslingen) CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 20. 10. 89 Häfner GRÜNE 20. 10. 89 Freiherr Heereman von CDU/CSU 20. 10. 89 Zuydtwyck Heimann SPD 20.10. 89 Heinrich FDP 20. 10. 89 Höffkes CDU/CSU 20. 10. 89 Huonker SPD 20. 10. 89 Irmer FDP 20. 10. 89 ** Kastning SPD 20. 10. 89 Kittelmann CDU/CSU 20. 10. 89 ** Klein (Dieburg) SPD 20. 10. 89 Kolb CDU/CSU 20. 10. 89 Kolbow SPD 20. 10. 89 Koltzsch SPD 20. 10. 89 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU 20. 10. 89 Kroll-Schlüter CDU/CSU 20. 10. 89 Leidinger SPD 20. 10. 89 Louven CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Luuk SPD 20. 10. 89 Maaß CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 20. 10. 89 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 20. 10. 89 Michels CDU/CSU 20. 10. 89 Mischnick FDP 20. 10. 89 Möllemann FDP 20. 10. 89 Oostergetelo SPD 20. 10. 89 Paterna SPD 20. 10. 89 Rappe (Hildesheim) SPD 20. 10. 89 Reuschenbach SPD 20. 10. 89 Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Rind FDP 20. 10. 89 Rixe SPD 20. 10.89 Sauer (Stuttgart) CDU/CSU 20. 10. 89 Schanz SPD 20. 10. 89 Schäfer (Mainz) FDP 20. 10. 89 Dr. Scheer SPD 20. 10. 89 ** Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 20. 10. 89 Dr. Schmude SPD 20. 10. 89 Schreiner SPD 20. 10.89 Schröer (Mülheim) SPD 20. 10. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 20. 10. 89 Schütz SPD 20. 10. 89 Frau Dr. Segall FDP 20. 10. 89 Stobbe SPD 20. 10. 89 Dr. Struck SPD 20. 10. 89 Stücklen CDU/CSU 20. 10. 89 Frau Trenz GRÜNE 20. 10. 89 Verheugen SPD 20. 10. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 20. 10. 89 Dr. Waigel CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. Warnke CDU/CSU 20. 10. 89 Dr. von Wartenberg CDU/CSU 20. 10. 89 Weiß (Kaiserslautern) CDU/CSU 20. 10. 89 Westphal SPD 20. 10. 89 Dr. Wieczorek SPD 20. 10. 89 Wimmer (Neuötting) SPD 20. 10. 89 Wissmann CDU/CSU 20. 10. 89 Zander SPD 20. 10. 89 Zierer CDU/CSU 20. 10. 89 * Dr. Zimmermann CDU/CSU 20. 10. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Drucksache 11/3755 Drucksache 11/3756 Drucksache 11/4022 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/5051 Nr. 40 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/3882 Nr. 3.41 Ausschuß für Forschung und Technologie Drucksache 11/883 Nr. 119 Drucksache 11/4161 Nr. 2.26 Drucksache 11/4534 Nr. 2.21
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ludwig Gerstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der heute vorliegende Entwurf zur Novellierung des Dritten Verstromungsgesetzes, den wir nun in erster Lesung beraten, dient dazu, die Koalitionsvereinbarungen vom 19. Juli 1989 und die Ergebnisse der Gespräche zwischen dem Bundeskanzler und den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen und des Saarlandes zur Lösung der Kohlenfrage praktisch umzusetzen.
    Ich bin der Meinung, daß diese Umsetzung gerade angesichts der großen Schwierigkeiten und des sehr komplizierten Sachverhalts sehr gut gelungen ist. Es ist Entscheidendes erreicht worden. Der Ausgleichsfonds zur Sicherung des Einsatzes deutscher Steinkohle in der Stromwirtschaft wird mit den vorgesehenen Maßnahmen stabilisiert. Der Absatz deutscher Steinkohle an die Stromwirtschaft wird nun auf durchschnittlich 40,9 Millionen t je Jahr bis 1995 festgeschrieben. Das bedeutet aber auch, daß der Anpassungsprozeß des deutschen Steinkohlenbergbaus so, wie er 1987 vereinbart worden ist, ohne Störungen ablaufen kann. Das gibt den Bergbauunternehmen Planungssicherheit für die kommenden Jahre.
    Mit der parallel zu den Vereinbarungen erfolgten Berufung der Mikat-Kommission, der ja alle Beteiligten zugestimmt haben, ist darüber hinaus sichergestellt, daß die notwendigen Anschlußregelungen für die Zeit nach 1995 rechtzeitig entwickelt werden können. Wir werden, so hoffe ich, die ersten Ergebnisse dieser Kommissionsarbeit spätestens im März nächsten Jahres vorliegen haben.
    Meine Damen und Herren, durch das Gesetz — das ist neu — wird die Ausgleichsabgabe, der sogenannte Kohlepfennig, zum erstenmal für vier Jahre im voraus festgelegt werden. Mit einer Ausgleichsabgabe von 8,25 %, die bis zum Jahre 1993 auf 7,5 % absinkt, können nach heutigem Preisstand nicht nur die laufenden Ansprüche des Fonds bedient werden, sondern, wie
    dies bereits in diesem Jahr erfolgt, auch Schulden, die in den vergangenen Jahren aufgelaufen sind, abgetragen werden.
    Der Ausgleichsfonds wird darüber hinaus dadurch entlastet, daß die Elektrizitätswirtschaft einmalig auf Ansprüche in Höhe von 650 Millionen DM verzichtet, weil eine Steigerung der Abnahmemengen in den kommenden Jahren entfällt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der Fonds bereits durch Maßnahmen der Bundesregierung, nämlich durch die seit Anfang 1989 geltende Heizölsteuererhöhung, entlastet worden ist.
    Weiterhin sieht der Gesetzentwurf vor, daß in Zukunft die Erschwerniszuschläge für niederflüchtige Kohle und die Zuschüsse zum Ausgleich von Revierunterschieden gestrichen werden. Dadurch wird der Fonds jährlich um 480 Millionen DM entlastet. Es ist vereinbart — das festzuhalten ist wichtig — , daß die betroffenen Schachtanlagen für die Preisnachlässe, die sie nun in entsprechender Höhe ihren Abnehmern zu gewähren haben, Ausgleichszahlungen aus den Haushalten des Bundes und der Revierländer erhalten.
    Meine Damen und Herren, vor der endgültigen Beschlußfassung des Deutschen Bundestages über diesen Gesetzentwurf müssen — das wird im Rahmen der anstehenden Beratungen auch geschehen — noch eine Reihe von Fragen abschließend und sicher geklärt werden. Uns geht es dabei vor allen Dingen um folgende Punkte.
    Erstens. Es ist sicherzustellen, daß die Stromwirtschaft von der theoretischen, sich aus dem Vertrag ergebenden Möglichkeit, nach dieser Novellierung Vertragsverhältnisse zu kündigen, keinen Gebrauch macht. Hier sind noch Vereinbarungen erforderlich, die solche — natürlich nicht gewollten — Wirkungen der Novellierung sicher ausschließen.
    Zweitens. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, gerade für das Saarland, für das Ruhrrevier und die Außenreviere: Die Bergbauunternehmen, die durch den Wegfall der bisher aus dem Fonds gewährten Erschwerniszuschläge betroffen sind, müssen haushaltsrechtliche Sicherungen erhalten, die gewährleisten, daß zum Ausgleich in ausreichendem Umfange öffentliche Mittel zur Verfügung stehen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Drittens. Meine Damen und Herren, es muß alles getan werden, damit das gesamte Maßnahmenpaket von der EG-Kommission gebilligt wird. Wir gehen davon aus, daß dies möglich ist. Wir gehen ferner davon aus, daß durch die Beschlüsse des Deutschen Bundestages, die wir bis zur dritten Lesung zu fassen haben, die Möglichkeiten der Bundesregierung, bei der Kommission entsprechende Positionen hart zu vertreten, erheblich verbessert werden.
    Lassen Sie mich hinzufügen, daß sicherlich auch der neue deutsch-französische Kohlekonsens — ich betone: Kohlekonsens —, der, wie wir hören, bei den Verhandlungen im Zusammenhang mit den Fragen der Kernenergie in Paris erzielt worden ist oder sich abzeichnet — vielleicht wird der Wirtschaftsminister noch Näheres darüber ausführen — , dazu beitragen



    Gerstein
    wird, die Verhandlungen mit der EG-Kommission zu erleichtern.
    Bei den Beratungen wird natürlich gerade auch in Anbetracht der neuen Vierjahresfrist die Höhe der festzulegenden Ausgleichsabgabe für den genannten Zeitraum eine entscheidende Rolle spielen. Die jetzt vorgeschlagenen Sätze, die ich vorgetragen habe, sind notwendig, damit bei heutigem Preisstand nicht nur die Ausgleichszahlungen an die Stromwirtschaft, die jährlich entstehen, bedient werden können, sondern zusätzlich auch ein Schuldenabbau erfolgen kann.
    Dennoch — damit wende ich mich an die Kollegen aus den revierfernen Ländern — habe ich Verständnis dafür, daß den revierfernen Ländern und den Kollegen, die deren Interessen hier im Deutschen Bundestag vertreten, die Zustimmung zu dieser Ausgleichsabgabe für vier Jahre und in dieser Höhe erhebliche Probleme bereitet. Ich bin hier heute morgen in der angenehmen Lage, darauf verweisen zu können, daß sich der Kollege Hinsken in seinem Beitrag insbesondere mit dieser Frage beschäftigen wird.
    Insgesamt ist festzustellen — ich hoffe, Sie stimmen mit mir überein — : Der Gesetzentwurf und die damit zusammenhängenden Vereinbarungen sind für den deutschen Steinkohlenbergbau, seine Belegschaften und letztendlich für die Sicherung der Energieversorgung in der Bundesrepublik von hohem Wert. Ich möchte hinzufügen, daß diese Vereinbarungen immerhin bedeuten, daß der Absatz von mehr als 55 %, also von mehr als der Hälfte der Gesamtförderung des deutschen Steinkohlenbergbaus bis 1995 gesichert ist.
    Lassen Sie mich noch darauf hinweisen, daß die getroffenen Entscheidungen und Vereinbarungen, die natürlich nicht alle zufriedenstellen, auch im Hinblick auf die energiepolitischen Veränderungen der letzten Jahre gewürdigt werden müssen. Es fehlt die Redezeit, um diesen Gedankengang im einzelnen auszuführen. Ich möchte aber doch sagen, daß es weltweit eine ganze Reihe von Entwicklungen gibt — die wir ja auch, was den Schutz der Erdatmosphäre angeht, hier in einer Enquete-Kommission behandeln — , die in den letzten Jahren eben nicht so sehr für, sondern eher gegen den Einsatz teurer Steinkohle sprechen.
    Wir müssen weiter zur Kenntnis nehmen, daß das Argument, mit dem wir hier ja auch gemeinsam operiert haben, nämlich die Frage der Sicherheit unserer nationalen Energieversorgung, nicht verlorengegangen ist, aber doch immerhin auch weltweit zunehmend angezweifelt wird. Auch die Aussagen der Weltenergiekonferenz in Montreal vor wenigen Wochen haben deutlich werden lassen, daß weltweit die Fragen der Sicherung der Energieversorgung insgesamt, was die zur Verfügung stehenden Primärenergieträger und -mengen angeht, zur Zeit eher entspannt betrachtet werden. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den deutschen Steinkohlenbergbau.
    Lassen Sie mich zum Schluß noch eine Bemerkung mit Blick auf die beginnenden Beratungen machen. Ich bitte, dabei folgendes zu bedenken. Der Bundeskanzler hat zur Lösung der Kohlefrage im Gespräch
    mit den Ministerpräsidenten der Revierländer Gemeinsamkeit — begrenzte Gemeinsamkeit, aber immerhin ein Stück Gemeinsamkeit — hergestellt, eine Gemeinsamkeit, die auch die Tarifpartner im wesentlichen mit einbezieht. Nur so sind die Vereinbarungen, über die wir heute beraten, möglich geworden.
    Meine Damen und Herren, im Interesse einer sicheren Energieversorgung der Bundesrepublik, im Interesse der Bergleute in den Revieren und im Interesse des Bergbaus selbst ist jetzt die Fortsetzung dieser Gemeinsamkeit in der Kohlefrage gefordert. Es wäre allerdings hilfreich, wenn diese Gemeinsamkeit auch für den Bereich der Kernenergie, der hier bisher ausgeklammert ist, wiederhergestellt werden könnte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich bin sicher, wir können die noch offenstehenden Fragen, die ich hier kurz angerissen habe, bis zur dritten Lesung klären. Ich hoffe, meine Damen und Herren von der Opposition, wir werden dann auch Ihre Zustimmung zu dem Gesetzentwurf erhalten. Das wäre doch wirklich für die Verhandlungen in Brüssel ganz besonders hilfreich. Denn wir brauchen dort Stärke und Einigkeit. Wir können damit, wie ich meine, ein sicheres und tragfähiges Fundament für den Einsatz deutscher Steinkohle in den nächsten Jahren sichern.
    Lassen Sie mich hinzufügen: Wie so oft in den vergangenen Monaten und Jahren können sich der deutsche Steinkohlenbergbau und die Bergleute auf den Bundeskanzler und diese Koalition verlassen.
    Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Jung (Düsseldorf).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Jung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der von den Koalitionsfraktionen praktisch in der letzten Minute eingebrachten Novelle zum Dritten Verstromungsgesetz versuchen Sie, den Scherbenhaufen wieder zu kitten, den Sie mit Ihrer verfehlten Kohlepolitik angerichtet haben. Aber ich meine, Herr Gerstein, allein dieser Versuch ist es wert, anerkannt zu werden.
    Wir erinnern daran, daß es der Bundeswirtschaftsminister und starke Kräfte der Regierungsparteien insbesondere in den revierfernen Ländern waren, die mit ihrer Salamitaktik Stück für Stück aus dem Jahrhundertvertrag herausbrechen wollten und damit die nationale Kohlepolitik in die Krise gestürzt haben. Der damalige Wirtschaftsminister Bangemann hat es nämlich nach dem Ölpreisverfall und nach dem Absacken des Dollarkurses bewußt unterlassen, den Kohlepfennig für die Jahre 1986 und 1987 rechtzeitig und gesetzeskonform anzuheben. Diese Unterlassung, die wir immer wieder kritisiert haben, hat den Verstromungsfonds in die bekannten Finanzierungsschwierigkeiten gebracht.
    Wäre der Kohlepfennig seinerzeit ausreichend erhöht worden, dann hätte sich die Bugwelle von nicht erfüllten Ausgleichsansprüchen der Energieversorgungsunternehmen nicht so aufgetürmt. Dann wäre auch der Verstromungsfonds nicht in die Verschul-



    Jung (Düsseldorf)

    dung getrieben worden, die jetzt zum Anlaß für die Novellierung genommen wird. Dann hätte es nicht die völlig überflüssige Diskussion über den Beitrag der heimischen Steinkohle zur Sicherung unserer Energieversorgung gegeben.
    Wenn die Bundesregierung wirklich zur Kohle gestanden hätte, hätte sie auch nicht die Interventionen aus Brüssel herausgefordert, die jede nationale Kohlepolitik in der Zukunft erschweren werden. Die Krise der Kohlepolitik ist also hausgemacht, meine Damen und Herren. Sie hat einzig und allein politische Gründe.
    Erst als der Bundeskanzler, gedrängt von seinen Parteiverbänden in den Revierländern, mitbekam, daß die Kohlepolitik seines neuen Wirtschaftsministers Haussmann seine eigenen Zusagen an die Bergleute Lügen strafen könnte, hat er eingegriffen. Der vom Kanzler nun endlich geführte Dialog mit den Regierungschefs von Nordrhein-Westfalen und dem Saarland hat zu dem Kompromiß vom August geführt, der eine neue Ausgangslage geschaffen hat. Herr Haussmann, Sie sollten daher endlich damit aufhören, diesen Kompromiß durch so unbedachte Äußerungen wie auf dem Steinkohletag immer wieder zu gefährden.

    (Beifall bei der SPD)

    Dieser Kompromiß mutet den Bergleuten, den Zechengesellschaften und Revierländern zwar weitere Opfer zu, er könnte ihnen aber auch ein Stück Perspektive zurückgeben, wenn der Jahrhundertvertrag wirklich bis 1995 gesichert wird und eine Anschlußregelung ermöglicht, die über das Jahr 2000 hinausgeht. Das muß aber bei der vorgelegten Novelle bezweifelt werden.
    Meine Damen und Herren, wir begrüßen es, daß der Jahrhundertvertrag bis 1995 gesichert bleiben soll. Wir begrüßen es auch, daß eine Expertenkommission eingesetzt wurde, die eine Konzeption für eine nationale Kohlepolitik, die im künftigen Europäischen Energiebinnenmarkt Bestand hat, und insbesondere eine konsensfähige Anschlußregelung nach 1995 erarbeiten soll. Wir müssen allerdings anmerken, daß dies auch das Eingeständnis des Wirtschaftsministers ist, der sich selbst außerstande gesehen hat, der deutschen Kohle eine langfristige Perspektive zu geben.
    Wir nehmen zur Kenntnis, meine Damen und Herren, daß die zu verstromende Menge heimischer Steinkohle bei 40,9 Millionen t im Jahr stabilisiert werden soll. Das schafft zumindest vorübergehend Planungssicherheit für alle Beteiligten. Wir können aber auch nicht übersehen, daß die Bundesregierung damit ihre Zusagen aus der Kohlerunde vom Dezember 1987 nicht eingehalten hat.
    Meine Damen und Herren, mit der vorgesehenen Novellierung bleiben eine ganze Reihe von Risiken bestehen, die sich nicht zuletzt aus der mangelhaften Absicherung des Gesetzesvorhabens ergeben. Ich möchte hier nur die wichtigsten erwähnen:
    Erstens. Dem Bundeswirtschaftsminister ist es nicht gelungen, einen substantiellen Solidarbeitrag der Stromerzeuger zur Konsolidierung der Finanzsituation des Verstromungsfonds zu erreichen, wahrhaft
    ein unzulängliches Ergebnis, wenn man sich daran erinnert, daß die Stromwirtschaft noch im Sommer 1988 einen Betrag von 2 Milliarden DM angeboten hatte. Der jetzt vereinbarte Verzicht der Stromerzeuger von rund 650 Millionen DM ist nämlich kein Solidarbeitrag; denn diese Ansprüche entstehen gar nicht, wenn die Verstromungsmenge auf 40,9 Millionen t begrenzt wird. Dabei ist sogar noch unklar, ob es bei einer Mengenreduzierung von 3,9 Millionen t bleibt, die ja von den Vertragspartnern noch verhandelt wird. Wir wissen bis heute nicht, welche zusätzlichen Anpassungsverlangen von der Stromwirtschaft noch gestellt werden. Wer von Ihnen in der Koalition kann bei diesen Unklarheiten eigentlich garantieren, daß die Mengen bei 40,9 Millionen t festgeschrieben sind? Wann gibt es hierzu eine klare Vereinbarung zwischen der Elektrizitätswirtschaft und dem Bergbau?
    Wer kann darüber hinaus bestätigen, daß die mit Ihrer Novelle vorgesehene Stundung des Ölausgleichs von allen Elektrizitätsversorgungsunternehmen akzeptiert wird? Man hört von heftigem Widerstand süddeutscher Energieversorgungsunternehmen. Wer kann angesichts dieser Unklarheiten garantieren, daß alle Partner des Jahrhundertvertrags mitmachen? Oders anders gefragt: Wann gibt es eine Erklärung der Elektrizitätsversorgungsunternehmen, daß sie bei den beabsichtigten Änderungen des Verstromungsgesetzes auf die Möglichkeit verzichten, sich ihren Verpflichtungen aus dem Jahrhundertvertrag zu entziehen? Darauf hätten wir gerne klare Antworten des Bundeswirtschaftsministers.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Kollege Jung, wann sind Sie dafür, daß der Konsens über die Kernenergie wiederhergestellt wird?)

    Zweitens. Die Herausnahme des Revierausgleichs und der Erschwerniszuschläge für die niederflüchtige Kohle sollen den Verstromungsfonds um jährlich 480 Millionen DM entlasten. Völlig unklar ist, wie hoch der Selbstbehalt des Bergbaus angesetzt wird und welche Finanzlasten auf die Haushalte des Bundes und der Bergbauländer zukommen. Sie wissen so gut wie wir, daß eine Reihe von Zechen den Wegfall oder die Reduzierung der Erschwerniszuschläge für die niederflüchtige Kohle nicht verkraften können. Und Sie wissen auch, daß das Saarland bei seiner kritischen Finanzsituation keine anteilige Übernahme für den ausfallenden Revierausgleich vornehmen kann.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Schlecht gewirtschaftet!)

    Drittens. Mit der Haushaltsfinanzierung werden neue Risiken im Hinblick auf die Genehmigungspraxis der Europäischen Gemeinschaft eingegangen. Wie aus Brüssel zu hören ist, gibt sich die Kommission mit den vorgelegten Plänen zum Abbau der Kohlehilfen ohnehin nicht zufrieden. Das bedeutet doch, daß die von der Bundesregierung verfolgte Strategie, mit der Kommission zu einer Verhandlungslösung zu gelangen, scheitern kann. Darum fordern wir die Bundesregierung nachdrücklich auf, meine Damen und Herren, der Klage der Bergbauunternehmen gegen die Entscheidung der Kommission vom März doch



    Jung (Düsseldorf)

    noch beizutreten, um keine Rechtspositionen aufzugeben.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Macht ihr mit, dann schaffen wir es!)

    Damit werden die Chancen für eine Verhandlungslösung nach unserer Auffassung nicht geschwächt, sondern vielmehr gestärkt. Damit würden auch die Voraussetzungen geschaffen werden, den Kohlepfennig in einer ausreichenden Höhe festzusetzen, um die Finanzierungssituation des Verstromungsfonds endgültig zu konsolidieren.
    Viertens. Die degressive Gestaltung des Kohlepfennigs bis 1993 beinhaltet ein doppeltes Risiko. Einmal ist überhaupt nicht erfindlich, warum Sie mit der Verstromungsnovelle die Ausgleichsabgabe nur bis zum Jahre 1993 festsetzen wollen. Das steht im offensichtlichen Widerspruch zu der Erklärung der Bundesregierung, sie wolle den Jahrhundertvertrag bis 1995 sichern. Das schafft erneut Verunsicherung bei allen Beteiligten.

    (Gerstein [CDU/CSU]: Wir brauchen doch Spielraum in den letzten zwei Jahren, nach oben oder nach unten!)

    Zum anderen ist völlig unklar, wie sich der Ölpreis und der Dollarkurs in den nächsten Jahren entwickeln werden. Sollten sie beide oder auch nur einer von ihnen wieder sinken, dann bringen sie den Verstromungsfonds erneut in Finanzierungsnöte, die in den letzten beiden Jahren des Jahrhundertvertrags noch schwerer zu überwinden sind.
    Meine Damen und Herren, die so mit der heißen Nadel zuammengenähte Novelle bleibt so lange ein Flickwerk, wie Sie nicht die Risiken beseitigt haben, die der Bergbau, die vor allem die Bergleute und ihre Familien zu tragen haben. Wir hätten uns eine solidere Lösung der Probleme gewünscht, die bei gutem Willen auch möglich gewesen wäre. Aber an diesem guten Willen hat es eben gefehlt, zumindest beim zuständigen Bundeswirtschaftsminister. Ich hoffe daher auf die Koalitionsfraktionen. Wir sind zur Zusammenarbeit bereit.

    (Beifall bei der SPD)