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ID1116125000

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    Plenarprotokoll 11/161 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 161. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Inhalt: Nachruf auf den Bundesminister a. D. Dr. Bruno Heck 12163 A Nachruf auf die frühere Vorsitzende des Petitionsausschusses und Parlamentarische Staatssekretärin Frau Lieselotte Berger . 12163 D Begrüßung des Präsidenten des Reichstags des Königreichs Schweden und einer Delegation 12164 B Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Rappe (Hildesheim) 12164 C Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12164 C Umbenennung des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen in „Ausschuß für Post und Telekommunikation" 12164 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 10. März 1988 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Seeschiffahrt und zum Protokoll vom 10. März 1988 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit fester Plattformen, die sich auf dem Festlandsockel befinden (Drucksache 11/4946) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungsbindungsgesetzes (Drucksache 11/4482) 12164 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 11/5242) 12165 A Tagesordnungspunkt 4: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik Dr. Blüm, Bundesminister BMA 12165 B Heinemann, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 12170 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 12173 C Dreßler SPD 12176 C Hauser (Krefeld) CDU/CSU 12180 A Stratmann GRÜNE 12181 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12184 A Rappe (Hildesheim) SPD 12187 A Scharrenbroich CDU/CSU 12189 B Frau Frieß GRÜNE 12191 A Heinrich FDP 12192B Weiermann SPD 12193 A Linsmeier CDU/CSU 12195 A Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Martiny, Roth, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz des Lebensmittels Trinkwasser (Drucksachen 11/4293, 11/5179) II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Lennartz SPD 12197 B Frau Garbe GRÜNE 12198D Frau Limbach CDU/CSU 12200 B Grünbeck FDP 12202 B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 12205 A Frau Blunck SPD 12207 B Kroll-Schlüter CDU/CSU 12209 A Kiehm SPD 12211 C Dr. Göhner CDU/CSU 12213 B Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Zweiten Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Bauschäden zu dem Antrag der Abgeordneten Dr.-Ing. Kansy, Ruf, Dr. Vondran, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Nolting, Zywietz, Frau Dr. Segall, Dr. Feldmann und der Fraktion der FDP: Bauwerkschäden (Drucksachen 11/343, 11/798, 11/4368) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Bericht über Schäden an Gebäuden Zwischenzeitliche Veränderungen und Erfolge bei der Schadensvorbeugung und Schadensbeseitigung — Zusätzliche Maßnahmen — (Drucksachen 11/1830, 11/4368) Ruf CDU/CSU 12214 B Conradi SPD 12216B Dr. Hitschler FDP 12218B Frau Teubner GRÜNE 12219 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 12220 C Tagesordnungspunkt 7: Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (Drucksachen 11/4307, 11/5132) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 13 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/4789) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über viehseuchenrechtliche Fragen beim innergemeinschaftlichen Handel mit Embryonen von Hausrindern und ihre Einfuhr aus dritten Ländern (Drucksachen 11/4238 Nr. 2.9, 11/5040) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung des Rates über die viehseuchenrechtlichen Bedingungen für den innergemeinschaftlichen Handel mit Geflügel und Bruteiern sowie für ihre Einfuhr aus Drittländern (Drucksachen 11/4337 Nr. 10, 11/5041) e) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 126 zu Petitionen (Drucksache 11/5185) f) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 127 zu Petitionen (Drucksache 11/5186) g) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 128 zu Petitionen (Drucksache 11/5187) h) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 129 zu Petitionen (Drucksache 11/5188) i) Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens (Drucksache 11/5200) . 12222 A Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Zwangsarbeit" (Drucksache 11/4704) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Politische und rechtliche Initiativen der Bundesregierung gegenüber den Nutznießern der NS-Zwangsarbeit (Drucksache 11/4705) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Individualentschädigung für ehemalige polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter der NS-Herrschaft durch ein Globalabkommen (Drucksache 11/4706) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 III d) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Unrecht" (Drucksache 11/4838) e) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Aufstockung des Härtefonds für Nationalgeschädigte beim Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (Drucksache 11/4841) f) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für Zwangsarbeit" (Drucksache 11/5176) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Verbesserung der in den Richtlinien der Bundesregierung über Härteleistungen an Opfer von nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen im Rahmen des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes vorgesehenen Leistungen und Erleichterungen bei der Beweisführung (Drucksache 11/5164) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Wisniewski und der Fraktion der CDU/CSU und des Abgeordneten Lüder und der Fraktion der FDP: Bericht über private Initiativen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs (Drucksache 11/5254) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Wisniewski und der Fraktion der CDU/CSU und des Abgeordneten Lüder und der Fraktion der FDP: Bericht über den Härtefonds für Nationalgeschädigte beim Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (Drucksache 11/5255) Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 12223D, 12232A Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 12225 C Waltemathe SPD 12228 A Lüder FDP 12230A Lambinus SPD 12232 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12233 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 12234 A Carstens, Parl. Staatssekretär BMF . . . 12235 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Frau Geiger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Fraktion der FDP: Ost-West-Wirtschaftsbeziehungen (Drucksachen 11/1553, 11/2260) Kittelmann CDU/CSU 12240 D Dr. Gautier SPD 12243 C Funke FDP 12246B Stratmann GRÜNE 12247 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12250B Vahlberg SPD 12251D Lattmann CDU/CSU 12254 B Tagesordnungspunkt 10: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 26. November 1987 zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (Drucksachen 11/4028, 11/4819) Seesing CDU/CSU 12256 C Singer SPD 12257 A Irmer FDP 12258 C Meneses Vogl GRÜNE 12259 C Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 12260 B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 124 zu Petitionen (Drucksache 11/5151) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 125 zu Petitionen (Drucksache 11/5152) Frau Garbe GRÜNE 12261 B Frau Dempwolf CDU/CSU 12261 D Frau Ganseforth SPD 12262D, 12264 B Funke FDP 12263D, 12267 C Frau Limbach CDU/CSU 12265 D Frau Nickels GRÜNE 12267 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Alpentransitverkehr und seine Auswirkungen auf die Umwelt (Drucksachen 11/4099, 11/4949) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Weiss (München) GRÜNE 12268 C Oswald CDU/CSU 12270B Bamberg SPD 12272 B Gries FDP 12274 B Dr. Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 12276D Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wartenberg (Berlin), Dr. Penner, Dr. Nöbel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Datenschutzrechtliche Anforderungen an das Schengener Informationssystem (S.I.S.) (Drucksache 11/5023) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Datenschutzrechtliche Probleme einer Europäischen Fahndungsunion (Drucksache 11/5245) Graf SPD 12277 C Dr. Blens CDU/CSU 12279B Such GRÜNE 12279 D Lüder FDP 12281 A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . . 12281 D Wüppesahl (fraktionslos) 12282 C Nächste Sitzung 12283 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12285* A Anlage 2 Deutsch-sowjetische Erklärung über die Nichtigkeit des Hitler-Stalin-Pakts MdlAnfr 7 22.09.89 Drs 11/5225 Jäger CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 12285* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 12163 161. Sitzung Bonn, den 28. September 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 29. 09. 89 Antretter SPD 29. 09. 89 * Bindig SPD 29. 09. 89 * Böhm (Melsungen) CDU/CSU 29. 09. 89 * Büchner (Speyer) SPD 29. 09. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Emmerlich SPD 29. 09. 89 Engelhard FDP 29.09.89 Dr. Feldmann FDP 29. 09. 89 * Fellner CDU/CSU 29.09.89 Frau Fischer CDU/CSU 29. 09. 89 * Gallus FDP 29.09.89 Gansel SPD 29.09.89 Dr. Geißler CDU/CSU 28. 09. 89 Genscher FDP 29.09.89 Gerstein CDU/CSU 29.09.89 Häfner GRÜNE 29.09.89 Hasenfratz SPD 29.09.89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Holtz SPD 29. 09. 89 Höffkes CDU/CSU 29.09.89 * Ibrügger SPD 29.09.89 Irmer FDP 29. 09. 89 * Jaunich SPD 28.09.89 Frau Kelly GRÜNE 29. 09. 89 Kittelmann CDU/CSU 29. 09. 89 * Klein (Dieburg) SPD 29. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 29. 09. 89 * Dr. Kohl CDU/CSU 29. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 29. 09. 89 Lenzer CDU/CSU 28. 09. 89 * Frau Luuk SPD 29. 09. 89 * Dr. Müller CDU/CSU 29. 09. 89 * Niegel CDU/CSU 29. 09. 89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 29. 09. 89 Pfeifer CDU/CSU 28.09.89 Pfuhl SPD 29. 09. 89 * Reddemann CDU/CSU 29. 09. 89 * Repnik CDU/CSU 28.09.89 Reuschenbach SPD 29.09.89 Rixe SPD 29.09.89 Frau Rost (Berlin) CDU/CSU 29. 09. 89 Roth SPD 29.09.89 Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 29. 09. 89 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 29. 09. 89 Schäfer (Mainz) FDP 28. 09. 89 Dr. Scheer SPD 29. 09. 89 * Schmidt (München) SPD 29. 09. 89 * von Schmude CDU/CSU 29. 09. 89 * Schulze (Berlin) CDU/CSU 29. 09. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Soell SPD 29. 09. 89 * Steiner SPD 29. 09. 89 * Stobbe SPD 29.09.89 Dr. Struck SPD 29. 09. 89 Tietjen SPD 29.09.89 Frau Trenz GRÜNE 29. 09. 89 Dr. Unland CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Vondran CDU/CSU 29. 09. 89 Vosen SPD 29.09.89 Dr. Waigel CDU/CSU 29. 09. 89 Westphal SPD 29.09.89 Frau Würfel FDP 29. 09. 89 Zierer CDU/CSU 29. 09. 89 ' Anlage 2 Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Jäger (CDU/CSU) (Drucksache 11/5225 Frage 7): Gibt es Gespräche oder schon Verhandlungen der Bundesregierung mit der sowjetischen Regierung über eine gemeinschaftliche Erklärung der Ex-tunc-Nichtigkeit des verbrecherischen Hitler-Stalin-Pakts vom 23. August 1939 einschließlich seiner geheimen Zusatzprotokolle, und wie beurteilt die Bundesregierung ein solches Vorhaben, etwa im Hinblick auf den Prager Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei über das Münchner Abkommen vom 29./30. September 1938? Den ersten Teil der Frage beantworte ich wie folgt: Die Bundesregierung hat mit der sowjetischen Regierung keine Gespräche über eine Erklärung zu den Abmachungen vom 23. August 1939 und vom 28. September 1939 geführt. Zum zweiten Teil der Frage antworte ich wie folgt: Zu einer gemeinschaftlichen Erklärung besteht derzeit kein Anlaß. Die Bundesregierung hat ihre Auffassung zum Hitler-Stalin-Pakt wiederholt zum Ausdruck gebracht. Der Bundeskanzler hat am 1. September 1989 erklärt, daß die Vereinbarungen von 1939 für die Bundesrepublik Deutschland nicht rechtsgültig sind und daß wir aus dem Pakt selbst und aus seinen Zusatzvereinbarungen keinerlei Rechtfertigung für nachfolgende Völkerrechtsverstöße des Deutschen Reiches und der Sowjetunion herleiten. Zu verweisen ist auch auf die Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Graf Huyn (Drucksache 11/4725) am 2. Juni 1989. Die Haltung der Bundesregierung ist damit klar zum Ausdruck gekommen. Anders als etwa bei Artikel I des Prager Vertrags besteht kein vertraglicher Regelungsbedarf.
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    Rede von Georg Bamberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Verehrte Anwesende! Die ökonomische und ökologische Situation in den Alpen beschäftigt den Bundestag — Gott sei Dank — nicht zum erstenmal. Gestern habe ich im Verkehrsausschuß zu begründen versucht, warum wegen eines ausufernden und nicht mehr tragbaren Straßentransits durch und über die Alpen eine Konvention zum Schutz der Alpen, unseres Lebensraums, unbedingt erforderlich ist. Gründe sind der unsachgemäße Gebrauch der Natur durch die Übererschließung, der Fremdenverkehr um jeden Preis und die Gier nach Teilhabe am großen Urlaubskuchen, sprich: Geld. Das geht nach dem Motto — ich habe versprochen, ich sage es noch einmal — : weil's halt da sind, die Berg'. Das hat ein ganz berühmter Bergsteiger gesagt.
    Ich habe — das muß ich sagen — Verständnis dafür, daß die Orte in den Bergen teilhaben wollen. Ich bin in einem kleinen Bergort aufgewachsen. Ich weiß, wie es früher ausgeschaut hat. Ich werde oft gefragt: Sag mal, wie schön war es denn damals? Ich gebe darauf immer die gleiche Antwort: So schön es damals war, so arm waren wir auch. — Man muß auch diese Situation verstehen.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Das Thema ist viel zu komplex, als daß man es bei diesem Hinweis oder bei der Aufzählung der bekannten Zahlen bewenden lassen könnte. Nehmen wir also ein paar Beispiele aus einem ganz kleinen Teil der Alpen und stellen ihnen einen Satz aus der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage gegenüber. Der Alpenraum sei ein Ökosystem, schreibt die Bundesregierung, das auf Veränderungen durch den Menschen hochsensibel reagiere, und bedürfe deshalb des Schutzes der Menschen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Stellen wir dem jetzt ein normales Wochenende gegenüber, z. B. den letzten Samstag: 281 Autos rasen auf bayerischen Autobahnen ineinander, 26 Schwer-, 78 Leichtverletzte kommen in die Krankenhäuser.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das war aber an einer Stelle, wo ein Tempolimit besteht!)

    — Ja, gut, darüber können wir uns unterhalten. — Stellen wir dieser Aussage des weiteren einen normalen Werktag gegenüber. Nehmen wir den heutigen Tag: 6 000 Lkw donnern über die Inntal-Autobahn. Das sind 1,2 Millionen Lkw im Jahr, eine Kolonne von Lissabon quer durch Europa bis Wladiwostok. — Aber die Alpen sind doch, sogar nach Erkenntnis der Bundesregierung, ein hochsensibles Ökosystem!
    Gehen wir noch einen Schritt weiter auf der InntalAutobahn und betrachten die Schadstoffmengen nur in Tirol und im Rosenheimer Bereich auf einer Strecke von 50 km: 800 Tonnen Kohlenmonoxid, 190 Tonnen Stickoxid, 130 Tonnen Schwefeldioxid, Blei und Quecksilber bleiben zurück. Eine unbezweifelbare Prognose besagt: Wenn die Verkehrspolitik nicht geändert, umgestaltet wird, dann verdoppeln sich all diese Horrorzahlen bis zum Jahr 2000.
    Was geschieht mit dem auf Veränderung durch den Menschen so hochsensibel reagierenden Alpenraum überhaupt? Was tun wir der Natur an? Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wenn die Anwohner — 100 000 wurden in der Gegend beobachtet — zu 67 % lärmgeschädigt sind, zu 38 % Schlafstörungen haben, dann registrieren wir das schon kaum noch.

    (Weiss [München] [GRÜNE]: Das weiß die Bundesregierung gar nicht, sagt sie in der Antwort!)




    Bamberg
    Was ist nun eigentlich bei der Bundesregierung geschehen, damit sie ihren eigenen Feststellungen Nachdruck verleiht? Ich muß leider sagen, es ist nichts geschehen — außer den üblichen Politikerversprechen, die niemand mehr hören kann, die in einer Politikersprache gegeben werden, in der uns niemand mehr versteht und die uns insgesamt nicht glaubwürdiger macht. Es geht nicht darum, jeden Tag neue Ideen zu gebären, sondern darum, daß das für richtig Erkannte ein für allemal durchgezogen wird.
    Wenn ich Vorwürfe erhebe, dann will ich diese auch begründen. Die Bundesregierung hat zugelassen, daß durch die sogenannten Leitlinien für die Bahn z. B. 30 % des Personals abgebaut werden. Sie hat damit meines Erachtens alle zukunftsweisenden Ideen, die man bei einem so hochkarätigen und hochbezahlten Management vermuten dürfte, gar nicht zustande kommen lassen, oder im Keime erstickt.

    (Zuruf von der SPD: Stranguliert!)

    Ergebnis ist die Resignation der Eisenbahner. Ich weiß, wovon ich spreche. Selbst diejenigen aus dem Mittelmanagement, die Referenten und Dezernenten bei den Direktionen, die ich als Menschen kenne, welche „ihre Bahn" mit Klauen und Zähnen verteidigt haben, haben völlig resigniert, weil sie aus allgemeiner Personalnot, aber auch aus Mangel an Lok- und Wagenwärtern die — wenn auch nur geringfügig, aber immerhin — steigende Nachfrage nicht bewältigen können.

    (Dr. Jobst [CDU/CSU]: So ist es nicht richtig, Herr Kollege Bamberg!)

    Wirklichkeit zwischen Werbung und dem, was geschieht; ich stelle es nur in den Raum.
    Machen wir die Verantwortlichen auch verantwortlich dafür — ich will es jetzt von dieser Stelle aus tun —, daß die Bahn — ich habe Beweise dafür — Frachtgut für ganze Güterzüge ablehnen, bestellte Sonderzüge im Personenverkehr ausfallen lassen muß, weil sie nicht in der Lage ist, das zu bewältigen, obwohl nach öffentlicher Aussage die Gleiskapazität über den Brenner z. B. noch 42 % mehr hergäbe.
    Ich habe mir lange überlegt, ob ich das in der Öffentlichkeit sagen soll, aber ich glaube, daß man es sagen muß: Weil Schrankenwärter fehlen, müssen Züge offene Schranken mit Befehl — wie es in der Fachsprache heißt — befahren. Fast ein Skandal. Wie reagiert darauf das hochsensible Ökosystem Alpen, wenn es denn könnte? Die Verantwortlichen haben nach meiner Meinung auch versagt, weil sie z. B. in der Arge Alp, diesem hochgepriesenen Instrument, seit 17 Jahren reden und reden und reden, aber nicht handeln können oder wollen,

    (Zurufe von der SPD: So ist es! — Ein Altherrenklub ! )

    bei der Konferenz letzte Woche zum Transitverkehr nicht einmal ein gemeinsames Abschlußkommuniqué fertiggebracht haben. Dafür haben andere — das wurde bereits gesagt — mit einem Nachtfahrverbot reagiert. Machen wir uns nichts vor: Das Nachtfahrverbot bleibt. Mache sich keiner nur die Spur einer Illusion oder glaube keiner, mit der Drohung mit Gegenmaßnahmen nach dem Motto „Das lassen wir uns
    nicht gefallen" könnte man etwas erreichen. Das ist nicht der Fall. Wir sind nur vom „Die werden sich schon nicht trauen" — bayerische Staatsregierung — bis „nicht gefallen lassen" gekommen und weiter nicht.
    Das Nachtfahrverbot haben wir verschuldet, die Bundesregierung. Ich sage bewußt: wir alle möglicherweise. Das Nachtfahrverbot hat der Wähler in Tirol, nicht die Politik erreicht. Wenn der Landeshauptmann von Tirol Alois Partl sagt, wir können unsere Bevölkerung nicht verraten, dann drückt er damit nur aus, daß in Tirol keine Partei mehr gewählt wird, die am Nachtfahrverbot rüttelt. Die ÖVP hat deswegen ja drastische Einbrüche gehabt. Darum könnten die auch gar nicht, selbst wenn sie es wollten. Der Wähler ist doch der Souverän gewesen.
    Ich weiß, daß gerade in meinem Landkreis unübersehbare Folgen auftreten können, vor allem auch im Grenzort Kiefersfelden; ich kenne die Situation dort aus eigener Anschauung. Ich habe für das Güterverkehrsgewerbe Verständnis. Aber ich habe auch — das möchte ich nicht verschweigen — große Sympathie und Verständnis für Österreich, für Tirol, das nicht mehr zuläßt, daß die geplagte Bevölkerung noch mehr von diesem Verkehrsinfarkt gepeinigt wird. Warum sollte ohne diese doch mutige und schwierige Entscheidung, die uns auch sehr betroffen gemacht hat, etwas geschehen, wenn 20 Jahre lang nichts geschehen ist? Es war doch die einzige Möglichkeit, uns zu etwas zu zwingen. Ich habe übrigens noch vor zwei Jahren von dieser Stelle aus gewarnt und diesen Schritt vorhergesagt, der sich von allen Seiten angebahnt hat.

    (Zuruf von der SPD: Da hat er Recht!)

    Wenn die Bundesregierung, also die Mehrheit der Opposition in unseren eingefahrenen Gleisen schon nicht Recht geben kann, so meine ich doch fragen zu dürfen, ob wir nicht endlich diese eingefahrenen Gleise verlassen müßten. Der Bürger versteht das nicht mehr.

    (Dr. Weng [Gerungen] [FDP]: Fangen Sie einfach damit an, Herr Kollege!)

    — Ich bin noch nicht so weit. Ich habe noch zwei Minuten. Vielleicht können wir uns nachher noch darüber unterhalten.

    (Heiterkeit — Zuruf von der SPD: Der Weng sitzt im Haushaltsausschuß; der macht das!)

    Wenn das schon so viel Spaß auslöst, frage ich: Macht es Sie eigentlich nicht nachdenklich, daß konservative Politiker, der Alois Partl in Tirol, der Adolf Ogi in der Schweiz — den einen kenne ich ein bißchen, den anderen kenne ich sehr gut —, durch mutige Entscheidungen unter der Präambel „Dem Menschen Vorrang vor dem Verkehr" eine Politik eingeleitet haben, die die einzig richtige ist? Ich könnte Ihnen Zigtausende von Unterschriften von Menschen aus dem bayerischen Inntal vorlegen, die ein radikales Umschalten begrüßen würden. Das sind Menschen, die mir nicht nahestehen, die sicherlich andere



    Bamberg
    wählen als uns, die sicherlich der CSU näher stehen. Zigtausende!

    (Tillmann [CDU/CSU]: Das ist doch nicht die Frage!)

    — Das ist meines Erachtens schon die Frage.
    Die Auswirkungen des Alpentransits auf die Umwelt, auf unseren Lebensraum dulden keinen Zeitaufschub beim Handeln mehr. Jetzt soll das Machbare gemacht werden. Soll der Bahn kurzfristig finanziell in den Hintern getreten werden, wenn es möglich ist, um die freien Gleiskapazitäten aufzufüllen. Das muß möglich sein. Wenn Lok und Wagen fehlen, sollen sie die von irgendwo leihen. Herr Staatssekretär, das muß die Politik möglicherweise mit einleiten. Sie muß längerfristig im Sinne unseres Entschließungsantrags handeln und in der eigenen Logik bleiben: Schutz und Erhaltung des Alpenraumes mit seinem hochsensiblen Ökosystem, damit Reden und Handeln eins wird.
    Im übrigen glaube ich persönlich, daß nach allen Prognosen wir alle miteinander an Verkehrsgeboten für die Schiene, möglicherweise an Verkehrsverboten, an Lenkungsmaßnahmen — an sie ist in der Großen Koalition unter Georg Leber schon einmal gedacht worden, aber letztlich sind sie nicht zustande gekommen — auf keinen Fall mehr vorbeikommen werden.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Gries.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ekkehard Gries


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Lyrik meiner schriftlichen Aufzeichnungen könnte mich jetzt veranlassen, über die Schönheit, über die Einzigartigkeit, aber auch
    — im Ernst — über die ökologische Bedeutung des Alpengebiets zu reden; wir wissen das alle. Bisher hat das auch keiner in Zweifel gezogen. Deshalb will ich darauf verzichten.
    Wir sind uns im Hause Gott sei Dank einig, daß es darum geht, eines der größten natürlichen Gebiete in Europa zu erhalten. Wir sind uns auch darüber einig
    — kein Mensch bestreitet das; Michael Weiss, auch die Regierung in ihrer Antwort auf die Große Anfrage nicht — , in welchem Maß dieses Gebiet belastet ist, und zwar ganz eindeutig durch uns, durch die Menschen, die dieses Gebiet nutzen und dort leben.
    Daß wir — und das ist Gegenstand unserer Diskussion — gerade auf Grund des Personenverkehrs wie des Güterverkehrs die großen Belastungen haben, ist auch unbestreitbar. Ich will die Zahlen gar nicht wiederholen, die geradezu unglaublichen Zuwachsraten, die wir in den letzten Jahren zu verzeichnen hatten, ob das Tonnagen oder Personen und Pkws sind. Das, was sich nach allen Prognosen — über die man immer streiten kann — unbestreitbar vollziehen wird, ist die erhebliche Zunahme des Personen- und des Güterverkehrs. Es ist auch unbestreitbar, Michael Weiss
    — selbst wenn man das nicht quantifizieren kann und die Regierung mitunter sagt, darüber liegen uns keine Daten vor — , daß das Ökosystem der Alpen in erheblichem Maße — so wie andere Stellen der Bundesrepublik oder dieser Welt überhaupt — belastet ist.
    Es gibt, glaube ich, insofern Übereinstimmung, als dieses Gebiet belastet ist, als dieses Gebiet einen besonderen Schutz verdient und wir alle gemeinsam — alle gemeinsam, sage ich; nicht nur in diesem Haus, sondern alle, die Alpenländer, ganz Europa — nach Lösungen suchen müssen, um diesen zunehmenden Gefährdungen entgegenzutreten. Das ist klar.
    Unterschiedlich sind die Wege, unterschiedlich sind die Methoden und Maßnahmen, die im einzelnen vorgeschlagen werden. Hier gibt es ganz klare Gegensätze. Man sollte nicht darum herumreden. Die Liberalen sind überzeugte Europäer, DIE GRÜNEN sind das nicht.

    (Weiss [München] [GRÜNE]: Und die Liberalen in Österreich?)

    Ihr wollt eben Europa nicht. Das haben wir ja aus dem Europawahlkampf noch im Ohr. Wir wollen den gemeinsamen europäischen Markt. Gemeinsamer europäischer Binnenmarkt bedeutet aber auch den ungehinderten, freien Transport, die Beweglichkeit von Gütern, Menschen und Dienstleistungen. Dann kann ich z. B. den Italienern, die am meisten betroffen sind, nicht etwa sagen: Bleibt ihr — aus unserer Sicht — mal hinter den Alpen. Verdient, trinkt, eßt, produziert, was ihr wollt, aber ihr habt bei uns nichts verloren. Das heißt: Der freie Warenverkehr, der freie Menschenverkehr muß natürlich möglich gemacht werden. Man muß dann sehen, wie man das mit einem ökologisch vertretbaren System vereinbaren kann.
    Es ist auch völlig unrealistisch, wenn DIE GRÜNEN in ihren Fragen implizit, davon ausgehen, man könne den zunehmenden Verkehr in irgendeiner Weise eingrenzen oder auch nur stabilisieren. Auch das ist nun wahrlich so wirklichkeitsfremd, daß man sich nicht zu lange damit aufzuhalten braucht.
    Ich halte es auch für völlig falsch — ich sage das einmal in Richtung Sozialdemokraten, weil das manchmal anklingt —, auf der einen Seite für Arbeitszeitverkürzung, d. h. für die Verlängerung der Freizeit zu plädieren und auf der anderen Seite zu verhindern, daß sich die Menschen — wegen der Zunahme der Freizeit — z. B. im Alpengebiet in ihrer Freizeit bewegen.
    Ich rede jetzt gar nicht davon, daß Sie den vielen Menschen im Alpengebiet damit die Existenzgrundlage nähmen. Schorsch Bamberg hat das doch dargestellt. Wie war es denn früher, und wie ist es — ich meine das jetzt nur wirtschaftlich, nur ökonomisch — heute? Für viele Bergbauern, für viele Alpenländler ist es doch viel besser geworden. Wollen Sie denen die Existenz nehmen, bloß weil Schadstoffbelastungen jetzt etwas stärker geworden sind? Wollen Sie denen die Touristen nehmen?

    (Weiss [München] [GRÜNE]: Die Touristen im Wipptal bleiben wegen der Belastung durch den Verkehr weg!)

    Das kann doch im Ernst gar keiner wollen. Hier gibt es ideologische Positionen, mit denen man das Kind mit dem Bade ausschüttet.



    Gries
    Ich sage noch eines — das ist auch an die Sozialdemokraten gerichtet — : Wir sind uns in der Zielsetzung einig, aber in den Methoden mit Sicherheit nicht. Wenn ich nur das Wort Tempolimit schon wieder höre. Jetzt spreche ich einmal zu den Sozialdemokraten, nicht zu den GRÜNEN, weil es da schon langsam langweilig wird. Das Tempolimit macht auf den Alpentransitstraßen überhaupt nichts aus. Entweder ist die Geschwindigkeit schon geregelt oder die Fahrzeuge bewegen sich permanent im Stau. Was sollen da noch solche Sprüche über Tempolimit, die z. B. in der Entschließung stehen? Das sind Ladenhüter, die wirklich in die Kiste der Planwirtschaft gehören.

    (Bamberg [SPD]: Dann gibt es in ganz Europa Planwirtschaft! — Vahlberg [SPD]: Und in den Vereinigten Staaten!)

    — Ich habe seit langem keine so eindeutig sozialistische — so müßte man fast sagen — Wirtschaftstheorie gehört und gelesen wie in diesem Entschließungsantrag.
    Wenn ich allein schon das Wort Beförderungsgebote höre.

    (Bamberg [SPD]: Das ist von mir!)

    Da wird mir schon ganz komisch. Das ist der Zwang, den Sie anordnen wollen.

    (Daubertshäuser [SPD]: Haben wir heute schon! — Bamberg [SPD]: Dieses Wort hat die Große Koalition geboren!)

    Dann ordnen Sie doch an, daß mindestens drei Leute im Pkw sitzen müssen, mindestens fünfzehn auf dem Lkw oder daß bestimmte Kistengrößen nur noch per Lkw transportiert werden dürfen, nicht mehr im Kofferraum eines Pkw. Beförderungsgebote sind wirklich das allerletzte, was eine Marktwirtschaft vertragen kann.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das läuft auch nicht in den Alpen. Deshalb sage ich: Wir sind auch hier für einen offenen Markt, für europäische Lösungen.

    (Weiss [München] [GRÜNE]: Dieses Wort hat Minister Warnke einmal im Zusammenhang mit Gefahrgut gebraucht!)

    Aber das Wichtige ist doch: Um die Ursachen zu bekämpfen, muß das abgasarme, das leise Auto her, und zwar flächendeckend. Das ist das einzige, was hilft. Wenn wir hier wirklich etwas tun wollen, müssen wir die Schadstoffe, die Geräuschbelästigung in diesem ganzen Bereich reduzieren. Damit helfen wir nämlich den Leuten im einzelnen, aber nicht — ich denke, ich lese nicht recht, lieber Klaus Daubertshäuser — mit dem Verbot von Helikopterflügen, gepaart mit dem Tempolimit.

    (Vahlberg [SPD]: Sie sollten sich ein anderes Feld aussuchen, um neckische Anmerkungen zu machen!)

    Ich hätte mir überlegt, ob man das wirklich unterschreiben muß.
    Auch das Stichwort Schwerlastabgabe kommt munter daher. Ich frage mich, was die Leute davon haben.
    Das macht ein Auto nicht leiser, macht die Luft nicht sauberer.

    (Weiss [München] [GRÜNE]: Aber es verbessert die Konkurrenzsituation der Eisenbahn!)

    Die Schwerlastabgabe kassiert der Staat. Das ist ein völliger Blödsinn. Tut mir leid. Das bringt überhaupt nichts.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Was wir brauchen, sind schnelle Maßnahmen, ist die Verbesserung der gegenwärtigen Situation. Hier sind wir uns wieder einig. Es darf im Grunde genommen kein zusätzlicher Verkehr auf die Straße kommen. Vielmehr müßte bestehender Verkehr von der Straße auf die Schiene. Das ist die wichtigste Maßnahme, die gemacht werden muß.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das bedeutet nicht nur Tunnelbauten. Tunnelbauten sind eine ganz vernünftige Sache. Hier stimme ich den GRÜNEN zu. Die haben das in ihrem Entschließungsantrag sehr sauber herausgearbeitet. Trotzdem habe ich das Gefühl: Ihr zieht euch da schon wieder aus der Schlinge. Ich bin der Meinung, wir brauchen die Tunnelbauten, die Großbauprojekte. Aber wir können vorher anderes tun, nämlich die bestehenden Strecken verbessern. Hierdurch könnten wir einen großen Teil der Probleme lösen. Wir sollten in diese Technik investieren und politische Entscheidungen treffen, damit Tunnelbauten gesichert sind. Aber damit die Leute in der jetzigen Situation nicht vertröstet werden müssen,

    (Weiss [München] [GRÜNE]: Wir müssen jetzt etwas tun!)

    müssen wir schon vorher alles tun, damit die Bundesbahn und andere Eisenbahnen tätig werden können.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Weiss [München] [GRÜNE]: Selbst wenn Sie einen Tunnel bauen, kommt nicht mehr Verkehr auf die Schiene!)

    Das gilt für viele Maßnahmen: Ausbau von Strekken, Ausbau von Terminals — auch da stimme ich den GRÜNEN zu. Es hat gar keinen Zweck, an der Grenze Riesenterminals zu bauen. Die Terminals sollen in Hamburg stehen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wenn etwas von Hamburg nach Rom muß, soll das schon in Hamburg auf die Schiene gehen und nicht auf die Straße.

    (Vahlberg [SPD]: Der Tunnel auch! — Dr. Jobst [CDU/CSU]: Dagegen sind die GRÜNEN in Hamburg!)

    — DIE GRÜNEN sind immer nur theoretisch für etwas. Wenn es darum geht, die Dinge handfest zu machen, sind sie immer dagegen. Deshalb kommt ja nie etwas dabei heraus.



    Gries
    Von der Konzeption her stimmen wir zu. Es muß umgeladen werden, und zwar frühzeitig und nicht erst an der Grenze, damit die Belastung auf der Straße schon bei uns im Inland beseitigt werden kann.

    (Vahlberg [SPD]: Wartet ihr, daß wir die Regierung übernehmen?)

    Ich muß jetzt mit meiner Redezeit etwas haushalten. Ich nenne das Stichwort Bahnkommission. Der Bahnsanierungsplan hat auch unter dem Gesichtspunkt des Transitverkehrs Vorrang.

    (Daubertshäuser [SPD]: Die Bahnkommission ist ein Verschiebebahnhof!)

    Das ist ein europäisches Problem, das ist nicht nur ein EG-Problem. Ich habe den Eindruck, daß wir hier in der Vergangenheit nicht am besten abgeschnitten haben, daß z. B. die EG nicht in der richtigen Weise — —

    (Vahlberg [SPD]: Die Bundesregierung!)

    — Ich sage das kritisch zu uns.

    (Vahlberg [SPD]: Die Bundesregierung!)

    Das betrifft die Bundesregierung in der gleichen Weise wie die EG. Warum denn eigentlich nicht?
    Es ist nicht mit dem nötigen Ernst und Nachdruck verhandelt worden, vielleicht auch nicht mit der notwendigen Bereitschaft, sich finanziell und technisch zu beteiligen,

    (Sehr gut! bei der FDP — Richtig! bei der SPD)

    so daß wir hier noch nicht weiter sind. Vielleicht hat man gedacht: Wir sind die großen Motze, wir werden die kleinen Österreicher und die paar Schweizer schon noch in den Senkel stellen.

    (Beifall bei der FDP — Vahlberg [SPD]: So ist es!)

    Das ist natürlich keine Politik. Aber sicherlich ist das über weite Strecken ein bißchen dilatorisch behandelt worden. Damit muß Schluß sein. Die EG muß jetzt ernsthaft verhandeln.

    (Vahlberg [SPD]: Obwohl wir das seit Jahren fordern!)

    — Sie waren viele Jahre an der Regierung und haben es nicht gemacht. Sie hätten den Tunnel schon längst aufgraben können. Das haben Sie natürlich alles nicht gemacht. Also Schuldzuweisungen nutzen uns überhaupt nichts. Das möchte ich in dieser aktuellen Diskussion noch einmal sagen.

    (Weiss [München] [GRÜNE]: Der Tunnel ist in der jetzigen Situation kontraproduktiv! Jetzt sind andere Lösungen gefragt!)

    — Ich finde, Schuldzuweisungen sind durchaus unangebracht, wenn wir über das Verhalten von Österreich und der Schweiz reden. Ich halte das für einen mehr als unfreundlichen Akt.
    Bei dem, was die Schweizer mit uns mit der 28Tonnen-Regelung gemacht haben, sind wir viel zu lange ruhig geblieben.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Nein, wir hätten damals reagieren müssen. Wir sind auch jetzt fast wieder ruhig bei dem, was die Österreicher mit dem Nachtfahrverbot mit uns machen.

    (Bamberg [SPD]: Das einzig Richtige!)

    — Nein, es ist falsch. — Schorsch Bamberg, ich verstehe das nur unter einem Gesichtspunkt, nämlich daß sie sagen: Mit diesen Kolossen von der EG bis zu den anderen, ist sonst nicht zu reden. Soweit verstehe ich es. Nur, es ist trotzdem falsch, und es ist unfreundlich, um es harmlos auszudrücken.
    Ich bin nicht derjenige, der sagt: Wir drohen genauso als Reaktion. Es reizt einen natürlich zu sagen: Dann fährt der Schweizer Lkw ebenso nur noch mit höchstens 28 t, und dann fährt auch der Österreicher nachts nicht mehr bei uns. Dann haben wir auf beiden Seiten nachts 25 km Stau; das nützt den Bürgern überhaupt nichts.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Für uns kommt deshalb nur in Frage, realistisch zu bleiben, die Dinge zu sehen und nach schnellen wirtschaftlichen und technischen Lösungen zu suchen, d. h. den Verhandlungsweg einzuschlagen und nicht den von leeren Drohgebärden. Das nutzt überhaupt niemandem.
    Ich sage — wenn ich darf, Herr Präsident — noch einen letzten Satz — auch an unsere Industrie — : Ich habe mir auf der IAA die Autos angeguckt, nicht die glänzenden — da kommt man nicht heran —, aber die Nutzfahrzeuge. Dabei habe ich festgestellt, daß es schon heute Autos gibt, die diese angebliche 80-dB-
    Norm erfüllen können. Da habe ich plötzlich festgestellt, daß es schon Filter und partikelreinigende Einrichtungen gibt. Ich nenne jetzt keine Firma; das gibt es aber.
    Das erinnert mich ein bißchen an die Diskussion über bleifreies Benzin und den Einbau des Katalysators. Die Wirtschaft sollte von ihren technischen Fähigkeiten Gebrauch machen, um dem Umweltschutz und den Menschen zu dienen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)