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ID1116106700

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    Plenarprotokoll 11/161 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 161. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Inhalt: Nachruf auf den Bundesminister a. D. Dr. Bruno Heck 12163 A Nachruf auf die frühere Vorsitzende des Petitionsausschusses und Parlamentarische Staatssekretärin Frau Lieselotte Berger . 12163 D Begrüßung des Präsidenten des Reichstags des Königreichs Schweden und einer Delegation 12164 B Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Rappe (Hildesheim) 12164 C Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12164 C Umbenennung des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen in „Ausschuß für Post und Telekommunikation" 12164 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 10. März 1988 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Seeschiffahrt und zum Protokoll vom 10. März 1988 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit fester Plattformen, die sich auf dem Festlandsockel befinden (Drucksache 11/4946) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungsbindungsgesetzes (Drucksache 11/4482) 12164 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 11/5242) 12165 A Tagesordnungspunkt 4: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik Dr. Blüm, Bundesminister BMA 12165 B Heinemann, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 12170 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 12173 C Dreßler SPD 12176 C Hauser (Krefeld) CDU/CSU 12180 A Stratmann GRÜNE 12181 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12184 A Rappe (Hildesheim) SPD 12187 A Scharrenbroich CDU/CSU 12189 B Frau Frieß GRÜNE 12191 A Heinrich FDP 12192B Weiermann SPD 12193 A Linsmeier CDU/CSU 12195 A Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Martiny, Roth, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz des Lebensmittels Trinkwasser (Drucksachen 11/4293, 11/5179) II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Lennartz SPD 12197 B Frau Garbe GRÜNE 12198D Frau Limbach CDU/CSU 12200 B Grünbeck FDP 12202 B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 12205 A Frau Blunck SPD 12207 B Kroll-Schlüter CDU/CSU 12209 A Kiehm SPD 12211 C Dr. Göhner CDU/CSU 12213 B Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Zweiten Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Bauschäden zu dem Antrag der Abgeordneten Dr.-Ing. Kansy, Ruf, Dr. Vondran, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Nolting, Zywietz, Frau Dr. Segall, Dr. Feldmann und der Fraktion der FDP: Bauwerkschäden (Drucksachen 11/343, 11/798, 11/4368) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Bericht über Schäden an Gebäuden Zwischenzeitliche Veränderungen und Erfolge bei der Schadensvorbeugung und Schadensbeseitigung — Zusätzliche Maßnahmen — (Drucksachen 11/1830, 11/4368) Ruf CDU/CSU 12214 B Conradi SPD 12216B Dr. Hitschler FDP 12218B Frau Teubner GRÜNE 12219 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 12220 C Tagesordnungspunkt 7: Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (Drucksachen 11/4307, 11/5132) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 13 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/4789) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über viehseuchenrechtliche Fragen beim innergemeinschaftlichen Handel mit Embryonen von Hausrindern und ihre Einfuhr aus dritten Ländern (Drucksachen 11/4238 Nr. 2.9, 11/5040) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung des Rates über die viehseuchenrechtlichen Bedingungen für den innergemeinschaftlichen Handel mit Geflügel und Bruteiern sowie für ihre Einfuhr aus Drittländern (Drucksachen 11/4337 Nr. 10, 11/5041) e) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 126 zu Petitionen (Drucksache 11/5185) f) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 127 zu Petitionen (Drucksache 11/5186) g) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 128 zu Petitionen (Drucksache 11/5187) h) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 129 zu Petitionen (Drucksache 11/5188) i) Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens (Drucksache 11/5200) . 12222 A Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Zwangsarbeit" (Drucksache 11/4704) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Politische und rechtliche Initiativen der Bundesregierung gegenüber den Nutznießern der NS-Zwangsarbeit (Drucksache 11/4705) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Individualentschädigung für ehemalige polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter der NS-Herrschaft durch ein Globalabkommen (Drucksache 11/4706) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 III d) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Unrecht" (Drucksache 11/4838) e) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Aufstockung des Härtefonds für Nationalgeschädigte beim Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (Drucksache 11/4841) f) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für Zwangsarbeit" (Drucksache 11/5176) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Verbesserung der in den Richtlinien der Bundesregierung über Härteleistungen an Opfer von nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen im Rahmen des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes vorgesehenen Leistungen und Erleichterungen bei der Beweisführung (Drucksache 11/5164) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Wisniewski und der Fraktion der CDU/CSU und des Abgeordneten Lüder und der Fraktion der FDP: Bericht über private Initiativen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs (Drucksache 11/5254) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Wisniewski und der Fraktion der CDU/CSU und des Abgeordneten Lüder und der Fraktion der FDP: Bericht über den Härtefonds für Nationalgeschädigte beim Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (Drucksache 11/5255) Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 12223D, 12232A Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 12225 C Waltemathe SPD 12228 A Lüder FDP 12230A Lambinus SPD 12232 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12233 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 12234 A Carstens, Parl. Staatssekretär BMF . . . 12235 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Frau Geiger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Fraktion der FDP: Ost-West-Wirtschaftsbeziehungen (Drucksachen 11/1553, 11/2260) Kittelmann CDU/CSU 12240 D Dr. Gautier SPD 12243 C Funke FDP 12246B Stratmann GRÜNE 12247 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12250B Vahlberg SPD 12251D Lattmann CDU/CSU 12254 B Tagesordnungspunkt 10: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 26. November 1987 zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (Drucksachen 11/4028, 11/4819) Seesing CDU/CSU 12256 C Singer SPD 12257 A Irmer FDP 12258 C Meneses Vogl GRÜNE 12259 C Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 12260 B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 124 zu Petitionen (Drucksache 11/5151) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 125 zu Petitionen (Drucksache 11/5152) Frau Garbe GRÜNE 12261 B Frau Dempwolf CDU/CSU 12261 D Frau Ganseforth SPD 12262D, 12264 B Funke FDP 12263D, 12267 C Frau Limbach CDU/CSU 12265 D Frau Nickels GRÜNE 12267 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Alpentransitverkehr und seine Auswirkungen auf die Umwelt (Drucksachen 11/4099, 11/4949) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Weiss (München) GRÜNE 12268 C Oswald CDU/CSU 12270B Bamberg SPD 12272 B Gries FDP 12274 B Dr. Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 12276D Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wartenberg (Berlin), Dr. Penner, Dr. Nöbel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Datenschutzrechtliche Anforderungen an das Schengener Informationssystem (S.I.S.) (Drucksache 11/5023) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Datenschutzrechtliche Probleme einer Europäischen Fahndungsunion (Drucksache 11/5245) Graf SPD 12277 C Dr. Blens CDU/CSU 12279B Such GRÜNE 12279 D Lüder FDP 12281 A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . . 12281 D Wüppesahl (fraktionslos) 12282 C Nächste Sitzung 12283 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12285* A Anlage 2 Deutsch-sowjetische Erklärung über die Nichtigkeit des Hitler-Stalin-Pakts MdlAnfr 7 22.09.89 Drs 11/5225 Jäger CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 12285* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 12163 161. Sitzung Bonn, den 28. September 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 29. 09. 89 Antretter SPD 29. 09. 89 * Bindig SPD 29. 09. 89 * Böhm (Melsungen) CDU/CSU 29. 09. 89 * Büchner (Speyer) SPD 29. 09. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Emmerlich SPD 29. 09. 89 Engelhard FDP 29.09.89 Dr. Feldmann FDP 29. 09. 89 * Fellner CDU/CSU 29.09.89 Frau Fischer CDU/CSU 29. 09. 89 * Gallus FDP 29.09.89 Gansel SPD 29.09.89 Dr. Geißler CDU/CSU 28. 09. 89 Genscher FDP 29.09.89 Gerstein CDU/CSU 29.09.89 Häfner GRÜNE 29.09.89 Hasenfratz SPD 29.09.89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Holtz SPD 29. 09. 89 Höffkes CDU/CSU 29.09.89 * Ibrügger SPD 29.09.89 Irmer FDP 29. 09. 89 * Jaunich SPD 28.09.89 Frau Kelly GRÜNE 29. 09. 89 Kittelmann CDU/CSU 29. 09. 89 * Klein (Dieburg) SPD 29. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 29. 09. 89 * Dr. Kohl CDU/CSU 29. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 29. 09. 89 Lenzer CDU/CSU 28. 09. 89 * Frau Luuk SPD 29. 09. 89 * Dr. Müller CDU/CSU 29. 09. 89 * Niegel CDU/CSU 29. 09. 89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 29. 09. 89 Pfeifer CDU/CSU 28.09.89 Pfuhl SPD 29. 09. 89 * Reddemann CDU/CSU 29. 09. 89 * Repnik CDU/CSU 28.09.89 Reuschenbach SPD 29.09.89 Rixe SPD 29.09.89 Frau Rost (Berlin) CDU/CSU 29. 09. 89 Roth SPD 29.09.89 Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 29. 09. 89 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 29. 09. 89 Schäfer (Mainz) FDP 28. 09. 89 Dr. Scheer SPD 29. 09. 89 * Schmidt (München) SPD 29. 09. 89 * von Schmude CDU/CSU 29. 09. 89 * Schulze (Berlin) CDU/CSU 29. 09. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Soell SPD 29. 09. 89 * Steiner SPD 29. 09. 89 * Stobbe SPD 29.09.89 Dr. Struck SPD 29. 09. 89 Tietjen SPD 29.09.89 Frau Trenz GRÜNE 29. 09. 89 Dr. Unland CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Vondran CDU/CSU 29. 09. 89 Vosen SPD 29.09.89 Dr. Waigel CDU/CSU 29. 09. 89 Westphal SPD 29.09.89 Frau Würfel FDP 29. 09. 89 Zierer CDU/CSU 29. 09. 89 ' Anlage 2 Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Jäger (CDU/CSU) (Drucksache 11/5225 Frage 7): Gibt es Gespräche oder schon Verhandlungen der Bundesregierung mit der sowjetischen Regierung über eine gemeinschaftliche Erklärung der Ex-tunc-Nichtigkeit des verbrecherischen Hitler-Stalin-Pakts vom 23. August 1939 einschließlich seiner geheimen Zusatzprotokolle, und wie beurteilt die Bundesregierung ein solches Vorhaben, etwa im Hinblick auf den Prager Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei über das Münchner Abkommen vom 29./30. September 1938? Den ersten Teil der Frage beantworte ich wie folgt: Die Bundesregierung hat mit der sowjetischen Regierung keine Gespräche über eine Erklärung zu den Abmachungen vom 23. August 1939 und vom 28. September 1939 geführt. Zum zweiten Teil der Frage antworte ich wie folgt: Zu einer gemeinschaftlichen Erklärung besteht derzeit kein Anlaß. Die Bundesregierung hat ihre Auffassung zum Hitler-Stalin-Pakt wiederholt zum Ausdruck gebracht. Der Bundeskanzler hat am 1. September 1989 erklärt, daß die Vereinbarungen von 1939 für die Bundesrepublik Deutschland nicht rechtsgültig sind und daß wir aus dem Pakt selbst und aus seinen Zusatzvereinbarungen keinerlei Rechtfertigung für nachfolgende Völkerrechtsverstöße des Deutschen Reiches und der Sowjetunion herleiten. Zu verweisen ist auch auf die Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Graf Huyn (Drucksache 11/4725) am 2. Juni 1989. Die Haltung der Bundesregierung ist damit klar zum Ausdruck gekommen. Anders als etwa bei Artikel I des Prager Vertrags besteht kein vertraglicher Regelungsbedarf.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sieglinde Frieß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Auseinandersetzung um die Arbeitszeitverkürzung hat schon Tradition. Schon immer haben Liberale und Konservative versucht, gemeinsam mit den Unternehmern zugunsten des Profits der Unternehmer Arbeitszeitverkürzung zu verhindern. Am liebsten wäre es ihnen derzeit, wenn sich Löhne und Arbeitszeiten wieder an die Zeit vor 100 Jahren anpassen würden.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Mein Gott, wo leben Sie denn? — Grünbeck [FDP]: Abschaffen!)

    Was Herr Haussmann eben sagte, ist nichts Neues; es ist einfach Altes in neuem Gewand, nur haben sich die Argumente ein bißchen verändert. Früher wurde einmal die Arbeitszeit gegen das Einkommen ausgespielt, dann war Arbeitszeitverkürzung für Erwerbslosigkeit verantwortlich, und jetzt sind mittlerweile die Beschäftigten, die Arbeitszeitverkürzung fordern, schuld an der ganzen Misere der Welt.
    Ich will hier ein Zitat von Herrn Haussmann bringen:
    Wer die Arbeitszeit verkürzt, sorgt gleichzeitig für die Zwangsstillegung von Wissen und Erfahrung, die nicht nur bei uns, sondern auch in vielen Entwicklungsländern dringend gebraucht würden.

    (Sehr richtig! bei der FDP)

    Diese Aussage bedeutet ja, daß Arbeitszeitverkürzung Wissen verringern würde. Folglich würde das auch heißen, daß die Menschen, die zur Zeit in der Dritten Welt 20 Stunden pro Tag arbeiten, überqualifiziert werden.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP — Günther [CDU/CSU]: So einen Quatsch habe ich selten gehört! — Frau Roitzsch [Quickborn] [CDU/CSU]: Ist das grüne Mengenlehre?)

    Ich denke, es ist nicht eine Frage der Arbeitszeit, sondern es ist eine Frage von Qualifikation.
    Damit sind wir beim Thema Facharbeiter-, vielleicht auch Facharbeiterinnenmangel. Seit Jahren sind die Unternehmer an einer Beschäftigtensituation interessiert, die sich an folgendem Motto orientiert: sowenig Arbeitsplätze, rechtlos, billig und so flexibel wie möglich. Das heißt, neu eingestellt wurde in der letzten Zeit nur durch Zwang, durch Tarifkämpfe und Streiks. Arbeitsverhältnisse nach dem Prinzip des Heuerns und Feuerns wurden nur mit dem größtmöglichen Widerstand teilweise verhindert.
    Qualifizierung war ewig lang kein Thema, im Gegenteil: Es wurde immer mehr dequalifiziert. Im letzten Jahrzehnt z. B. wurde Ausbildung insgesamt um fast ein Drittel reduziert. Jetzt heißt es auf einmal: Es sind keine Facharbeiter und Facharbeiterinnen mehr da.
    Wer ist denn nach der Logik von Herrn Minister Haussmann, Blüm und Konsorten schuld? Die Erwerbslosen und die Gewerkschaften sind dafür verantwortlich. Und Sie sind wieder aus dem Schneider, denn Sie würden gerne, aber es gibt ja keine Arbeitskräfte.
    Doch ich bin Herrn Minister Haussmann an sich ganz dankbar; denn er ist ehrlich. Sie, Herr Haussmann, sagen frank und frei, was Sie wollen, wo viele in der CDU/CSU, aber auch Teile in der SPD sich hinter angeblichen Verbesserungen verstecken. Sie fordern Verzicht von Arbeitszeitverkürzung und weniger Lohn bei Neueinstellungen, was natürlich eindeutig ein Eingreifen in die Tarifautonomie ist. Die CDU/ CSU dagegen hat derzeit gesetzliche Maßnahmen ergriffen — ich erinnere an den § 116 AFG — , die die Rechte der Beschäftigten massiv einschränken und die ebenfalls ein Eingreifen in die Tarifautonomie darstellen.
    Genauso, denke ich, ist es bei der SPD. Sie fordern heute eine Debatte über die Äußerungen von Herrn Minister Haussmann, sind empört und regen sich jetzt vor der NRW-Kommunalwahl natürlich besonders auf, und gleichzeitig vertreten viele Teile der SPD — wie auch Lafontaine — Lohnverzicht, Teilzeitarbeit, Flexibilisierung. Sie greifen damit — das wurde auch aus Gewerkschaftskreisen und auch von Ihren eigenen Kollegen angegriffen — natürlich auch in die Tarifautonomie, in die Tarifauseinandersetzung ein.
    Ich denke, Herr Minister Haussmann, Sie sagen, was Sie denken. Die anderen heucheln Verbesserungen, meinen aber dasselbe: Zugunsten des bundesdeutschen Kapitals und seiner Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt sollen die Beschäftigten noch mehr ausgebeutet, noch wehrloser, noch angepaßter werden.
    Alle, wie Sie hier sitzen, greifen durch ihre Politik in bestimmter Form in die Tarifautonomie ein. Sie nehmen Partei für die Unternehmer und deren Profite und schwächen damit die Gewerkschaften in ihrer Mobilisierungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit. Ich finde das ja ganz in Ordnung — das meine ich ehrlich — , denn das ist eben Ihre Position. Auch wir GRÜNEN greifen in diese Diskussion ein, und wir nehmen eindeutig Partei für die Gewerkschaften. Wir unterstützen sie im Kampf um die 35-Stunden-Woche bei Lohnausgleich und sind sogar der Meinung — das hat Herr Haussmann schon gesagt — , daß derzeit schon die 30-Stunden-Woche anstehen müßte.

    (Beifall des Abg. Stratman [GRÜNE])




    Frau Frieß
    Eine tägliche Arbeitszeitverkürzung ist für uns einer der wichtigsten Ansätze zur Umverteilung der bezahlten Arbeit, aber auch der Hausarbeit. Neben den bereits registrierten Erwerbslosen gibt es noch über 2 Millionen erwerbslose Frauen, denen das Recht auf einen gesicherten Arbeitsplatz ständig abgesprochen wird. Wir GRÜNEN fordern folglich besonders für Frauen das Recht auf einen Arbeitsplatz. Wir sind deswegen für Arbeitszeitverkürzung. Wir fordern Arbeitszeitverkürzung ferner als Voraussetzung zur Pflicht zur Hausarbeit für Männer.

    (Hinsken [CDU/CSU]: Haben Sie zu Hause überhaupt einen Mann?)

    — Ja, Sie könnten auch einmal ein bißchen mehr machen.
    In diesem Zusammenhang kritisieren wir natürlich auch die Gewerkschaften. Wir sind der Meinung, daß die Gewerkschaften derzeit viel zu wenig für die Interessen von Frauen, für Quotierung, für die unteren Lohngruppen — das betrifft auch wieder Frauenarbeitsplätze — tun. Dafür werden wir uns einsetzen, und wir werden in die Tarifdebatte eingreifen, und zwar zugunsten der Beschäftigten und vor allem im Interesse der Frauen.

    (Beifall des Abg. Stratmann [GRÜNE] — Grünbeck [FDP]: Sie wollen also doch in die Tarifautonomie eingreifen!)

    — Ja, wie Sie auch.


Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Heinrich.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist zwar müßig, Selbstverständlichkeiten dauernd zu wiederholen, aber da es offensichtlich doch sehr viele Menschen gibt, die Selbstverständlichkeiten einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen, müssen Sie sich einige Wiederholungen gefallen lassen.
    Zu diesen Selbstverständlichkeiten gehört für mich z. B. das Bekenntnis zur Tarifautonomie. Das stellt auch von uns niemand in Frage. Wir haben das vorhin sehr deutlich diskutiert. Dieses Bekenntnis zur Tarifautonomie bedeutet jedoch nicht, gleichzeitig auf Kritik und Bewertung des Verhaltens der Tarifparteien zu verzichten. Wir lassen uns jedenfalls weder von Gewerkschaften noch von den Arbeitgeberverbänden einen Maulkorb umbinden.

    (Beifall bei der FDP)

    Wenn das, was als Ergebnis von Tarifverhandlungen herauskommt, zu Lasten von Wirtschaft und Gesellschaft, vor allem aber zu Lasten der Arbeitslosen geht, dann ist ein Punkt erreicht, an dem ein verantwortlicher Politiker mit seiner Meinung nicht mehr hinter dem Berg halten darf.

    (Reimann [SPD]: Das sind doch alles Behauptungen!)

    Ich kann es Ihnen daher nicht ersparen, zu wiederholen, daß ich eine Politik der generellen Arbeitszeitverkürzung in der derzeitigen Situation für volkswirtschaftlich unverantwortlich halte. Wer sich in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, zusätzliche qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, bereitfindet, auch noch die Arbeitszeit an vorhandenen Arbeitsplätzen zu verkürzen, der schafft keine Beschäftigung, sondern der schafft im Gegenteil Arbeitslosigkeit.

    (Beifall bei der FDP)

    Wir brauchen keine Arbeitszeitverkürzung, sondern wir brauchen eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, um die Arbeitskosten durch eine bessere Auslastung der Kapazitäten niedrig und damit unsere Konkurrenzfähigkeit hochzuhalten. Wir brauchen mehr Arbeitsflexibilisierung, um den Bedürfnissen der Menschen in ihren Familien gerecht zu werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)

    Wir brauchen aber auch größere Anstrengungen der Betriebe zugunsten einer Weiterqualifizierung ihrer Belegschaft, um dem bedrohlich werdenden Mangel an Fachkräften abzuhelfen. Wenn die Arbeitszeitverkürzung zur Schulung und Weiterqualifizierung genutzt wird, so ist dagegen nichts einzuwenden.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Grundvoraussetzungen für eine weitere nachhaltige Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt sind im wesentlichen gegeben, nämlich Wirtschaftswachstum, Geldwertstabilität und sozialer Frieden. Dies sind Voraussetzungen, um eine möglichst sozial gerechte Gesellschaft zu erreichen. Denn nur was vorher erarbeitet worden ist, kann nachher verteilt werden.
    Nach wie vor problematisch ist allerdings die Wirtschaftsstruktur in einigen Regionen der Bundesrepublik Deutschland. Aber das ist jetzt nicht mein Thema, sondern ich möchte noch eine Anmerkung als Sozialpolitiker machen: Wir müssen das Instrumentarium der Arbeitsmarktpolitik ausbauen. Wir brauchen eine bessere Feinsteuerung. Dort, wo positive Ansätze erkennbar sind, müssen die Systeme weiter ausgebaut werden.
    Ein positiver Ansatz z. B. ist, daß wir 4 % weniger behinderte Arbeitslose im Vergleich zum vergangenen Jahr haben. Das reicht aber noch nicht, denn 125 000 gemeldete behinderte Arbeitslose sind nach wie vor zuviel.

    (Günther [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Seit Jahren fordern wir, daß die Behindertenquote von 6 % der Beschäftigten von den staatlichen und privaten Arbeitgebern eingehalten werden soll. Leider Gottes bewegt sich in diesem Sektor so gut wie gar nichts. Das reiche Land Baden-Württemberg z. B. ist nach wie vor ein Schlußlicht in dieser Reihe. An Stelle von Einstellungen von Behinderten bezahlt man viel lieber die Ausgleichsabgabe.
    Da alle Appelle bisher wenig gebracht haben, müssen wir uns überlegen, ob wir nicht die Ausgleichsabgabe von derzeit 150 DM anheben.

    (Frau Flinner [GRÜNE]: Das nützt doch überhaupt nichts!)

    Damit erreichen wir erstens einen stärkeren Druck auf die öffentlichen und privaten Arbeitgeber, ihren gesetzlichen Verpflichtungen auch nachzukommen, und zweitens, mit den höheren Einnahmen die Entlohnungen der Behinderten in den beschützenden



    Heinrich
    Werkstätten auf ein angemessenes Niveau zu bringen.

    (Günther [CDU/CSU]: Jawohl!)

    Wir dürfen die Behinderten von dem gesellschaftlichen Leben außerhalb der Werkstätten nicht völlig ausgrenzen.

    (Günther [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ihnen muß die Möglichkeit gegeben werden, ihre individuellen und persönlichen Bedürfnisse stärker als bisher aus der eigenen Tasche finanzieren zu können. Auch diese Menschen haben Anspruch darauf, daß ihre Leistung, die durch ihre gesundheitliche und soziale Situation bestimmt ist, angemessen anerkannt wird.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)