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ID1116103200

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    Plenarprotokoll 11/161 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 161. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Inhalt: Nachruf auf den Bundesminister a. D. Dr. Bruno Heck 12163 A Nachruf auf die frühere Vorsitzende des Petitionsausschusses und Parlamentarische Staatssekretärin Frau Lieselotte Berger . 12163 D Begrüßung des Präsidenten des Reichstags des Königreichs Schweden und einer Delegation 12164 B Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Rappe (Hildesheim) 12164 C Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12164 C Umbenennung des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen in „Ausschuß für Post und Telekommunikation" 12164 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 10. März 1988 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Seeschiffahrt und zum Protokoll vom 10. März 1988 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit fester Plattformen, die sich auf dem Festlandsockel befinden (Drucksache 11/4946) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wohnungsbindungsgesetzes (Drucksache 11/4482) 12164 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 11/5242) 12165 A Tagesordnungspunkt 4: Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik Dr. Blüm, Bundesminister BMA 12165 B Heinemann, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 12170 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 12173 C Dreßler SPD 12176 C Hauser (Krefeld) CDU/CSU 12180 A Stratmann GRÜNE 12181 D Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12184 A Rappe (Hildesheim) SPD 12187 A Scharrenbroich CDU/CSU 12189 B Frau Frieß GRÜNE 12191 A Heinrich FDP 12192B Weiermann SPD 12193 A Linsmeier CDU/CSU 12195 A Tagesordnungspunkt 5: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Dr. Martiny, Roth, Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz des Lebensmittels Trinkwasser (Drucksachen 11/4293, 11/5179) II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Lennartz SPD 12197 B Frau Garbe GRÜNE 12198D Frau Limbach CDU/CSU 12200 B Grünbeck FDP 12202 B Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 12205 A Frau Blunck SPD 12207 B Kroll-Schlüter CDU/CSU 12209 A Kiehm SPD 12211 C Dr. Göhner CDU/CSU 12213 B Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Zweiten Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Bauschäden zu dem Antrag der Abgeordneten Dr.-Ing. Kansy, Ruf, Dr. Vondran, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Grünbeck, Nolting, Zywietz, Frau Dr. Segall, Dr. Feldmann und der Fraktion der FDP: Bauwerkschäden (Drucksachen 11/343, 11/798, 11/4368) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Bericht über Schäden an Gebäuden Zwischenzeitliche Veränderungen und Erfolge bei der Schadensvorbeugung und Schadensbeseitigung — Zusätzliche Maßnahmen — (Drucksachen 11/1830, 11/4368) Ruf CDU/CSU 12214 B Conradi SPD 12216B Dr. Hitschler FDP 12218B Frau Teubner GRÜNE 12219 C Echternach, Parl. Staatssekretär BMBau 12220 C Tagesordnungspunkt 7: Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität (Drucksachen 11/4307, 11/5132) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses: Übersicht 13 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 11/4789) c) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EWG) des Rates über viehseuchenrechtliche Fragen beim innergemeinschaftlichen Handel mit Embryonen von Hausrindern und ihre Einfuhr aus dritten Ländern (Drucksachen 11/4238 Nr. 2.9, 11/5040) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung des Rates über die viehseuchenrechtlichen Bedingungen für den innergemeinschaftlichen Handel mit Geflügel und Bruteiern sowie für ihre Einfuhr aus Drittländern (Drucksachen 11/4337 Nr. 10, 11/5041) e) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 126 zu Petitionen (Drucksache 11/5185) f) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 127 zu Petitionen (Drucksache 11/5186) g) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 128 zu Petitionen (Drucksache 11/5187) h) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 129 zu Petitionen (Drucksache 11/5188) i) Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens (Drucksache 11/5200) . 12222 A Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Zwangsarbeit" (Drucksache 11/4704) b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Politische und rechtliche Initiativen der Bundesregierung gegenüber den Nutznießern der NS-Zwangsarbeit (Drucksache 11/4705) c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Vollmer, Dr. Lippelt (Hannover) und der Fraktion DIE GRÜNEN: Individualentschädigung für ehemalige polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter der NS-Herrschaft durch ein Globalabkommen (Drucksache 11/4706) Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 III d) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für NS-Unrecht" (Drucksache 11/4838) e) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Aufstockung des Härtefonds für Nationalgeschädigte beim Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (Drucksache 11/4841) f) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Errichtung einer Stiftung „Entschädigung für Zwangsarbeit" (Drucksache 11/5176) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Verbesserung der in den Richtlinien der Bundesregierung über Härteleistungen an Opfer von nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen im Rahmen des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes vorgesehenen Leistungen und Erleichterungen bei der Beweisführung (Drucksache 11/5164) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Wisniewski und der Fraktion der CDU/CSU und des Abgeordneten Lüder und der Fraktion der FDP: Bericht über private Initiativen im Zusammenhang mit Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs (Drucksache 11/5254) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beratung des Antrags der Abgeordneten Frau Dr. Wisniewski und der Fraktion der CDU/CSU und des Abgeordneten Lüder und der Fraktion der FDP: Bericht über den Härtefonds für Nationalgeschädigte beim Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (Drucksache 11/5255) Frau Dr. Vollmer GRÜNE . . . 12223D, 12232A Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU 12225 C Waltemathe SPD 12228 A Lüder FDP 12230A Lambinus SPD 12232 C Frau Dr. Hamm-Brücher FDP 12233 C Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 12234 A Carstens, Parl. Staatssekretär BMF . . . 12235 C Tagesordnungspunkt 9: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kittelmann, Wissmann, Frau Geiger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Fraktion der FDP: Ost-West-Wirtschaftsbeziehungen (Drucksachen 11/1553, 11/2260) Kittelmann CDU/CSU 12240 D Dr. Gautier SPD 12243 C Funke FDP 12246B Stratmann GRÜNE 12247 B Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 12250B Vahlberg SPD 12251D Lattmann CDU/CSU 12254 B Tagesordnungspunkt 10: Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 26. November 1987 zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (Drucksachen 11/4028, 11/4819) Seesing CDU/CSU 12256 C Singer SPD 12257 A Irmer FDP 12258 C Meneses Vogl GRÜNE 12259 C Dr. Jahn, Parl. Staatssekretär BMJ . . . 12260 B Tagesordnungspunkt 11: a) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 124 zu Petitionen (Drucksache 11/5151) b) Beratung der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 125 zu Petitionen (Drucksache 11/5152) Frau Garbe GRÜNE 12261 B Frau Dempwolf CDU/CSU 12261 D Frau Ganseforth SPD 12262D, 12264 B Funke FDP 12263D, 12267 C Frau Limbach CDU/CSU 12265 D Frau Nickels GRÜNE 12267 B Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Weiss (München), Frau Rock, Frau Teubner und der Fraktion DIE GRÜNEN: Alpentransitverkehr und seine Auswirkungen auf die Umwelt (Drucksachen 11/4099, 11/4949) IV Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 Weiss (München) GRÜNE 12268 C Oswald CDU/CSU 12270B Bamberg SPD 12272 B Gries FDP 12274 B Dr. Schulte, Parl. Staatssekretär BMV 12276D Tagesordnungspunkt 13: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wartenberg (Berlin), Dr. Penner, Dr. Nöbel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Datenschutzrechtliche Anforderungen an das Schengener Informationssystem (S.I.S.) (Drucksache 11/5023) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Beratung des Antrags der Fraktion DIE GRÜNEN: Datenschutzrechtliche Probleme einer Europäischen Fahndungsunion (Drucksache 11/5245) Graf SPD 12277 C Dr. Blens CDU/CSU 12279B Such GRÜNE 12279 D Lüder FDP 12281 A Spranger, Parl. Staatssekretär BMI . . . 12281 D Wüppesahl (fraktionslos) 12282 C Nächste Sitzung 12283 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12285* A Anlage 2 Deutsch-sowjetische Erklärung über die Nichtigkeit des Hitler-Stalin-Pakts MdlAnfr 7 22.09.89 Drs 11/5225 Jäger CDU/CSU SchrAntw StMin Frau Dr. Adam-Schwaetzer AA 12285* C Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 28. September 1989 12163 161. Sitzung Bonn, den 28. September 1989 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 29. 09. 89 Antretter SPD 29. 09. 89 * Bindig SPD 29. 09. 89 * Böhm (Melsungen) CDU/CSU 29. 09. 89 * Büchner (Speyer) SPD 29. 09. 89 * Bühler (Bruchsal) CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Emmerlich SPD 29. 09. 89 Engelhard FDP 29.09.89 Dr. Feldmann FDP 29. 09. 89 * Fellner CDU/CSU 29.09.89 Frau Fischer CDU/CSU 29. 09. 89 * Gallus FDP 29.09.89 Gansel SPD 29.09.89 Dr. Geißler CDU/CSU 28. 09. 89 Genscher FDP 29.09.89 Gerstein CDU/CSU 29.09.89 Häfner GRÜNE 29.09.89 Hasenfratz SPD 29.09.89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Holtz SPD 29. 09. 89 Höffkes CDU/CSU 29.09.89 * Ibrügger SPD 29.09.89 Irmer FDP 29. 09. 89 * Jaunich SPD 28.09.89 Frau Kelly GRÜNE 29. 09. 89 Kittelmann CDU/CSU 29. 09. 89 * Klein (Dieburg) SPD 29. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 29. 09. 89 * Dr. Kohl CDU/CSU 29. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 29. 09. 89 Lenzer CDU/CSU 28. 09. 89 * Frau Luuk SPD 29. 09. 89 * Dr. Müller CDU/CSU 29. 09. 89 * Niegel CDU/CSU 29. 09. 89 * Frau Oesterle-Schwerin GRÜNE 29. 09. 89 Pfeifer CDU/CSU 28.09.89 Pfuhl SPD 29. 09. 89 * Reddemann CDU/CSU 29. 09. 89 * Repnik CDU/CSU 28.09.89 Reuschenbach SPD 29.09.89 Rixe SPD 29.09.89 Frau Rost (Berlin) CDU/CSU 29. 09. 89 Roth SPD 29.09.89 Frau Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 29. 09. 89 Sauer (Salzgitter) CDU/CSU 29. 09. 89 Schäfer (Mainz) FDP 28. 09. 89 Dr. Scheer SPD 29. 09. 89 * Schmidt (München) SPD 29. 09. 89 * von Schmude CDU/CSU 29. 09. 89 * Schulze (Berlin) CDU/CSU 29. 09. 89 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Soell SPD 29. 09. 89 * Steiner SPD 29. 09. 89 * Stobbe SPD 29.09.89 Dr. Struck SPD 29. 09. 89 Tietjen SPD 29.09.89 Frau Trenz GRÜNE 29. 09. 89 Dr. Unland CDU/CSU 29. 09. 89 * Dr. Vondran CDU/CSU 29. 09. 89 Vosen SPD 29.09.89 Dr. Waigel CDU/CSU 29. 09. 89 Westphal SPD 29.09.89 Frau Würfel FDP 29. 09. 89 Zierer CDU/CSU 29. 09. 89 ' Anlage 2 Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Jäger (CDU/CSU) (Drucksache 11/5225 Frage 7): Gibt es Gespräche oder schon Verhandlungen der Bundesregierung mit der sowjetischen Regierung über eine gemeinschaftliche Erklärung der Ex-tunc-Nichtigkeit des verbrecherischen Hitler-Stalin-Pakts vom 23. August 1939 einschließlich seiner geheimen Zusatzprotokolle, und wie beurteilt die Bundesregierung ein solches Vorhaben, etwa im Hinblick auf den Prager Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei über das Münchner Abkommen vom 29./30. September 1938? Den ersten Teil der Frage beantworte ich wie folgt: Die Bundesregierung hat mit der sowjetischen Regierung keine Gespräche über eine Erklärung zu den Abmachungen vom 23. August 1939 und vom 28. September 1939 geführt. Zum zweiten Teil der Frage antworte ich wie folgt: Zu einer gemeinschaftlichen Erklärung besteht derzeit kein Anlaß. Die Bundesregierung hat ihre Auffassung zum Hitler-Stalin-Pakt wiederholt zum Ausdruck gebracht. Der Bundeskanzler hat am 1. September 1989 erklärt, daß die Vereinbarungen von 1939 für die Bundesrepublik Deutschland nicht rechtsgültig sind und daß wir aus dem Pakt selbst und aus seinen Zusatzvereinbarungen keinerlei Rechtfertigung für nachfolgende Völkerrechtsverstöße des Deutschen Reiches und der Sowjetunion herleiten. Zu verweisen ist auch auf die Antwort der Staatsministerin Frau Dr. Adam-Schwaetzer auf die Frage des Abgeordneten Graf Huyn (Drucksache 11/4725) am 2. Juni 1989. Die Haltung der Bundesregierung ist damit klar zum Ausdruck gekommen. Anders als etwa bei Artikel I des Prager Vertrags besteht kein vertraglicher Regelungsbedarf.
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    Rede von Hansheinz Hauser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich verstehe sehr gut, daß es der SPD peinlich ist, daß hier heute morgen die Entwicklung unserer Wirtschaft und auch unseres Arbeitsmarktes einmal in aller Deutlichkeit dargestellt werden soll. Herr Kollege Dreßler, wenn Sie in Richtung auf den Bundesarbeitsminister von „Geschwafel" gesprochen haben, dann empfehle ich Ihnen, Ihre Ausführungen einmal auf diese Vokabel hin zu betrachten, ob das, was Sie alles von sich gegeben haben, nicht sehr viel mehr das Prädikat „Geschwafel" verdient als das, was hier im übrigen gesagt worden ist.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Ich muß allerdings hinzufügen: Meine Damen und Herren, wenn ich höre, was hier an Weisheiten über die Situation am Arbeitsmarkt verbreitet wird, dann habe ich den Eindruck, daß diejenigen, die das vortragen, sich überhaupt noch nie wirklich um die Sachverhalte am Arbeitsmarkt gekümmert haben, und dann habe ich den Eindruck, Herr Minister Heinemann, daß Sie noch nie in einem Unternehmen Ihres Landes Nordrhein-Westfalen gewesen sind, um sich dort entweder mit einem Handwerksmeister oder auch dem Personalchef eines größeren Unternehmens zu unterhalten und sich von dem einmal sagen zu lassen, wie die Verhältnisse vor Ort tatsächlich aussehen. Das, was Ihnen Ihre Referenten ins Manuskript geschrieben haben, entbehrt jeder Grundlage und beruht nicht auf wahren Sachverhalten.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, daß das hier für Sie alles peinlich ist, verstehe ich sehr wohl, beispielsweise wenn das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin — ein Institut, das ja nicht gerade der derzeitigen Regierungskoalition nahesteht — noch am 21. September gesagt hat, daß wir einen Boom ohne Inflation hätten und daß die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr so günstig wie noch nie in diesem Jahrzehnt sei.
    Wenn ich das jetzt, meine Damen und Herren von der SPD, in Relation setze zu dem, was der Kollege Roth in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren erklärt hat, dann ist das ein Unterschied wie Feuer und Wasser. Herr Roth hat z. B. gesagt, die Wirtschaftspolitik sei von zwanghaftem, realitätsfernem Optimismus gekennzeichnet, der durch nichts begründet sei. Er hat dann empfohlen, rechtzeitig die Vorsorge für den Konjunkturabschwung zu treffen. Ich entsinne mich auch noch deutlich, daß der Kollege Roth, als wir hier über den Jahreswirtschaftsbericht sprachen, darauf hinwies, daß die Ergebnisse, die im Jahreswirtschaftsbericht prognostiziert wurden, nur zu erreichen seien, wenn wir in der Wirtschaftspolitik total umsteuern. Er hat auch schon früher gesagt: Ein Aufschwung ohne Kraft geht zu Ende.
    Da ist es natürlich sehr verständlich, wenn es Ihnen außerordentlich peinlich ist, daß wir heute morgen darauf aufmerksam machen können, daß die Prognosen des Jahreswirtschaftsberichts nicht nur eingehalten, sondern wahrscheinlich deutlich übertroffen werden, daß wir mit den Zuwachsraten des ersten Halbjahres 1989 mit 4,6 % eine Entwicklung verzeichnen können, die wir 13 Jahre nicht mehr hatten, und wir daher mit Sicherheit davon ausgehen können, daß die Erwartungen des Jahreswirtschaftsberichts übertroffen werden.
    Meine Damen und Herren, es ist doch nicht zu bestreiten — da führt auch kein noch so kunstvolles Rechenkunststückchen, wie Sie es heute morgen hier vorgeführt haben, daran vorbei — , daß wir mit mehr als 27,7 Millionen Beschäftigten den höchsten Stand haben, den wir je in der Bundesrepublik registrieren konnten, und daß die Zahl der Arbeitsplätze um etwa 1,3 Millionen ausgeweitet worden ist.
    Meine Damen und Herren, ich bitte allerdings, sehr darauf zu achten, wo diese Arbeitsplätze entstanden sind. Sie sind nämlich nicht in den von Ihnen so oft gehätschelten Großunternehmen entstanden, sondern in den vielen kleinen und mittleren Betrieben in unserem Lande, während in den Großbetrieben die Arbeitsplätze reduziert wurden. Das heißt, diese Entwicklung am Arbeitsmarkt, diese Entwicklung unserer Volkswirtschaft ist weitgehend das Verdienst des Mittelstandes in der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — von der Wiesche [SPD]: Auch der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen!)

    — Nein, die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat aus ihrer eigenen Kraft zu dieser ganzen Entwicklung gar nichts beigetragen. Wenn Sie diesen Zwischenruf hier schon machen, will ich Ihnen sagen: Das ZIM, das ZIP, das ZIN und wie alle diese Programme heißen, die in Nordrhein-Westfalen kreiert worden sind, ist in Wirklichkeit die Weitergabe von Geldern, die hier im Deutschen Bundestag beschlossen und an das Land Nordrhein-Westfalen transferiert worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP)

    Der Ministerpräsident schickt jede Woche Briefe in die Landschaft und brüstet sich mit Leistungen, die er überhaupt nicht finanziert. Er lebt von dem Geld, daß die Bundesregierung für die Strukturhilfe des Landes Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stellt. Das ist die Realität — und nicht das, was Sie uns hier alles vorerzählen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wenn wir von dem Arbeitsmarkt sprechen — der Kollege Dreßler hat soeben einige Beispiele gebracht — , dann bitte ich, sich auch hier einmal wirklich vor Ort umzusehen. Die Frage, ob qualifizierte Arbeitskräfte am Markt zu finden sind, ist nicht nur eine Frage besonders herausragender Positionen, sondern ist mittlerweile ein Problem, das sich quer durch die gesamten Unternehmen zieht.

    (Zuruf des Abg. Gilges [SPD])




    Hauser (Krefeld)

    — Entschuldigen Sie, ich will Ihnen jetzt einmal etwas sagen: Eine Bäckerei und eine Konditorei sind, weiß Gott, keine Betriebe mit High-Tech-Berufen. Wenn ich aber ein halbes Jahr brauche, um einen qualifizierten Konditor zu finden, dann ist das Problem nicht nur, besonders qualifizierte Arbeitskräfte am Markt zu finden, sondern dann ist das ein Sachverhalt, der quer durch alle Branchen geht und wo alle Betriebe gleichermaßen das Problem haben, vernünftige, qualifizierte, arbeitswillige Arbeitskräfte zu finden.

    (von der Wiesche [SPD]: Die haben Sie nicht ausgebildet, Herr Hauser!)

    Deswegen werden die Leute, die aus der DDR in die Bundesrepublik kommen, in allerkürzester Frist in Arbeitsplätze vermittelt; denn sie sind motiviert und bereit, Arbeit zu übernehmen.

    (Zuruf von der SPD: Warum bleiben denn die Auszubildenden nicht in den Betrieben?)

    — Als Sie nach Staatsprogrammen suchten und riefen, haben wir Lehrlinge ausgebildet in Größenordnungen, von denen Sie gar nicht zu träumen wagten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich finde es schon schofel, daß Sie, wenn der Mittelstand und das Handwerk in den Krisenjahren in dieser Weise Lehrlinge ausgebildet haben, heute so tun, als hätten sie ihre Aufgabe verpaßt. Wir haben damals eine Aufgabe wahrgenommen, die Sie uns gar nicht zugetraut hatten. Sie wollten uns damals mit Fonds und mit allen möglichen Berufsbildungsabgaben konfrontieren.

    (Zuruf von der SPD: Herr Hauser, ich habe Sie gefragt, warum sie nicht in den Betrieben geblieben sind!)

    Wir haben das freiwillig getan. Wir haben die Lehrlinge ausgebildet und dafür gesorgt, daß die Krise auf dem Ausbildungsmarkt wirklich behoben worden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Heute werden Tausende von unbesetzten Lehrstellen registriert. Wir finden keine Lehrlinge mehr für diese Ausbildungsplätze. Und Sie fragen dann, warum wir nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte haben! Möglichkeiten, sich qualifizieren zu lassen, sind in Fülle gegeben. Man muß nur den Wunsch und den Willen haben, die Chancen, die hier geboten werden, zu nutzen.
    Meine Damen und Herren, wir müssen uns auch darüber klar sein, daß die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in vielen Branchen — ich denke jetzt nicht nur an das Baugewerbe, sondern auch an das verarbeitende Gewerbe der Metallindustrie — bereits zu Betriebsbehinderungen führt, so daß Betriebe an die Grenzen der Kapazität kommen. Von daher kommen wir in eine große Schwierigkeit.
    Ich greife jetzt ein Stichwort auf, das hier heute morgen mehrmals gefallen ist: die Langzeitarbeitslosen. Ich bin davon überzeugt, daß im Kreis der Langzeitarbeitslosen noch ein sehr wertvolles Arbeitskräftepotential steckt. Herr Kollege Dreßler, ich bin mit Ihnen der Meinung, daß wir alle miteinander darauf hinwirken sollten, daß die völlig unbegründete Aversion gegen ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen abgebaut wird.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der SPD)

    Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür. In Richtung all derer, die auf dem Arbeitsmarkt für die Einstellung von Leuten verantwortlich sind, sage ich ganz generell — Herrn Blüm brauche ich das gar nicht zu sagen; der weiß das besser als Sie — : Es ist nicht zu verantworten, wenn man glaubt, daß Menschen, die das Alter Mitte 40 überschritten haben oder sogar 50 Jahre alt sind, für eine vernünftige Besetzung eines Arbeitsplatzes im Grunde genommen nicht mehr verwendet werden können.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD)

    Diese Menschen haben Lebenserfahrung und Berufserfahrung. Wenn jetzt mit Hilfe der Bundesregierung ein Teil der Kosten für die notwendige Einarbeitungszeit übernommen wird, dann sollten wir alle miteinander dazu beitragen, daß diese Mittel in Anspruch genommen werden, damit diese Leute wieder in Arbeit und Brot kommen. Dann würden wir einen ganz wichtigen Teil der derzeitigen Arbeitsmarkt- und Arbeitslosenproblematik gemeinsam lösen können. Ich halte es für eine wichtige gemeinsame Aufgabe, dies rüberzubringen. Das liegt aber auch daran, daß über lange Zeit der Eindruck erweckt wurde, als könnte man schon im Alter von Mitte 50 aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Wenn man zudem einerseits den Vorruhestand propagiert und andererseits sagt, man müsse länger arbeiten, paßt das auch irgendwo nicht mehr zusammen. Es wird dann eine Mentalität entwickelt, die es sehr viel schwieriger macht, ältere Leute später wieder in den Arbeitsprozeß einzugliedern. Ich halte diese Aufgabe aber für unverzichtbar. Wir müssen uns ihr gemeinsam widmen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Stratmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eckhard Stratmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Liebe Mitbürgerinnen! Liebe Mitbürger! Der Arbeitsminister Blüm wollte heute morgen Wahlkampf für NRW betreiben. Er mißbrauchte dazu eine Regierungserklärung. In Ermangelung einer eigenen Perspektive für Nordrhein-Westfalen schimpfte er statt dessen auf den Realsozialismus, was wahrlich leichtfällt.

    (Zustimmung bei den GRÜNEN)

    Herr Blüm, Sie nehmen die Ursachen der Massenflucht aus der DDR in die Bundesrepublik und die Motive der sich formierenden Oppositionsbewegung in der DDR nicht zur Kenntnis, wenn Sie hier den Eindruck zu erwecken versuchen, als wäre das Wasser auf Ihre eigenen parteipolitischen Mühlen.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Zuruf von der CDU/CSU: Das ist die Wahrheit!)

    Am vergangenen Wochenende haben sich über 80 Oppositionsgruppen und das „Neue Forum" in der DDR getroffen und einmütig festgestellt, Herr Blüm,



    Stratmann
    daß sie zwar von dem real existierenden Pseudosozialismus die Schnauze voll haben — was wir GRÜNEN sehr gut verstehen und auch immer unterstützt haben — , daß sie aber dennoch die Einführung kapitalistischer Verhältnisse in die DDR ablehnen.

    (Beifall der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE] — Scharrenbroich [CDU/CSU]: Lassen Sie da mal Demokratie einkehren!)

    Das haben sie deswegen so klar festgestellt, und deswegen fordern sie auch ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger in der DDR zum Bleiben auf, um die DDR von innen heraus zu verändern, Herr Blüm, weil sie die Fakten in der Bundesrepublik kennen, die Sie hier systematisch verschwiegen haben. Es sind folgende Fakten, Herr Blüm, die genannt werden müssen — und die teilweise von den Sozialdemokraten schon genannt worden sind — , weil sie bei der arbeitsmarkt-
    und beschäftigungspolitischen Debatte eine entscheidende Rolle spielen: Mindestens 150 000 Erwerbslose sind von Ihnen in den letzten Jahren durch statistische Tricks aus der Statistik gestrichen worden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Alte Hüte!)

    Wenn Sie also unter die Zweimillionengrenze kommen, dann nur durch die Streichung von über 150 000 Erwerbslosen aus der Statistik.

    (Günther [CDU/CSU]: Da ist keiner gestrichen worden!)

    Die verdeckte Arbeitslosigkeit, die sogenannte stille Reserve, hat seit dem Regierungswechsel 1982 um mindestens eine halbe Million zugenommen. Der Anteil der Langzeiterwerbslosen — Herr Blüm, da tun Sie immer so, als sei Ihnen das Schicksal der Langzeitarbeitslosen ein besonderes Anliegen — an der Erwerbslosigkeit insgesamt hat sich seit 1982 verdoppelt. Inzwischen ist schon jeder dritte und jede dritte Erwerbslose länger als ein Jahr erwerbslos. In den Ruhrgebietsstädten liegt der Anteil der langfristig Erwerbslosen bei über 40 %.
    Die Regierung verweist auf den Beschäftigungszuwachs der letzten Jahre. Sie verdrängt aber — darauf hat Herr Dreßler mit Recht hingewiesen — , daß immer mehr unsichere Arbeitsverhältnisse entstanden sind, nicht nur, aber insbesondere auch infolge Ihres Beschäftigungsförderungsgesetzes. Es gibt mehr befristete Arbeit, mehr schlecht bezahlte Teilzeitarbeit und mehr ungeschützte sozialversicherungsfreie Beschäftigung. Nach einer Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin erfolgt inzwischen jede dritte Neueinstellung mit einem befristeten Arbeitsvertrag.
    Insbesondere für das untere Drittel in unserer Gesellschaft hat die materielle Existenzunsicherheit in diesem Jahrzehnt erheblich zugenommen. Dies kommt auch in dem dramatischen Anstieg der Zahl der Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen zum Ausdruck, die gerade offiziell auf 3,3 Millionen geschätzt worden ist. Seit dem Regierungswechsel im Jahre 1982 ist die Zahl der Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen um eine Million angestiegen. Warum sprechen Sie darüber nicht. Sie fühlen sich einer sozialchristlichen Politik verbunden und verschweigen diese Zahlen. Ich sage nur, daß das „Neue Forum" und die 80 Oppositionsgruppen in der DDR diese Zahlen kennen

    (Scharrenbroich [CDU/CSU]: Reden Sie einmal mit Herrn Heinemann!)

    und sich deshalb gegen die Einführung des Kapitalismus à la Blüm'scher Art, Lambsdorff scher Art und Haussmann'scher Art in die DDR wehren.

    (Beifall der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    Es ist bezeichnend für das gesellschaftliche Klima in der Bundesrepublik, daß diese neue Armut und die anhaltende Massenerwerbslosigkeit nicht angeprangert werden. Herr Blüm, diese Zahlen der ansteigenden Massenarmut und Massenerwerbslosigkeit sind nicht der ausschließliche, aber ein ganz wesentlicher Nährboden für das Ansteigen des Rechtsradikalismus. Ihre Politik im Bundesarbeitsministerium und auch die Politik im Bundeswirtschaftsministerium sind politisch mitverantwortlich für das Anwachsen des politischen Nährbodens des Rechtsradikalismus.

    (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Es gibt Arbeitslosigkeit, Armut und materielle Existenzunsicherheit — insbesondere beim unteren Drittel der Gesellschaft — , während das obere Drittel im Geld schwimmt und die Gewinne der Unternehmer explosionsartig steigen.
    Herr Blüm, wenn Sie sich mit dem jetzigen polnischen Ministerpräsidenten Mazowiecki in Warschau hinstellen und sich christlich auf die Schulter klopfend hinausposaunen: Karl Marx ist tot und Jesus lebt, dann kann ich sagen — egal ob man sich Christ nennt oder nicht, das weiß jeder — : Jesus war deswegen so umstritten und angefeindet, weil er sich ganz bewußt auf die Seite der Ärmsten und der Verachteten seiner Gesellschaft geschlagen hat.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ihre Politik, Herr Blüm, und die der Bundesregierung bewirkt im Endeffekt genau das Gegenteil. Sie ist unsozial und unchristlich. Wenn Sie sich dafür in Warschau auch noch auf Jesus berufen — egal ob man Christ ist oder nicht — , dann halte ich das für einen zynischen Umgang mit der christlichen Tradition.

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    Ich erinnere an die unsozialen Auswirkungen Ihrer Steuerpolitik, die Streichung von Leistungen für Arbeitslose und — auch das werden wir betonen — die Änderung des § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes und damit die Untergrabung und Unterhöhlung der gewerkschaftlichen Streikfähigkeit.
    Um das zusammenzufassen, kann ich nur sagen: Herr Blüm, Sie sind nicht der soziale Wohltäter, als der Sie hier erscheinen wollen,

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    sondern ein sozialer Brandstifter, der für das Erstarken des Rechtsradikalismus in diesem Land mitverantwortlich ist.



    Stratmann
    Dieses Jahrzehnt wird in die Geschichte der Bundesrepublik als das des sozialen Rückschritts eingehen, obwohl der Gesamtreichtum der Gesellschaft sehr stark wächst. Nur auf dieses Faktum weisen Sie hin, ohne die Kehrseite der Medaille zu erwähnen.
    Das Beispiel Schweden zeigt, wie auf der Grundlage eines sozialstaatlichen Grundkonsenses in der gesamten Gesellschaft Massenarbeitslosigkeit gar nicht entstehen kann.
    Aus diesem Grund fordere ich zu einer Art neuem sozialstaatlichem Grundkonsens auf, zu einem sozialstaatlichen Gesellschaftsvertrag, dessen wichtige Punkte ich sogleich darstellen werde.
    Zuvor sage ich etwas an die Adresse der Landesregierung NRW. Ich verstehe, daß Herr Heinemann nicht mehr zugegen sein kann. Allerdings wäre es völlig falsch, zu meinen, die berechtigte Kritik von Herrn Heinemann und Herrn Dreßler an die Adresse der Bundesregierung sei zugleich im Umkehrschluß ein Beleg für den Erfolg sozialdemokratischer Politik.

    (Zurufe von der SPD: In Schweden ist es sozialdemokratische Politik!)

    Konkret: Vor einem Monat, mit Beginn des Schuljahrs in NRW, gab es einen Aufruf Duisburger Lehrerinnen und Lehrer an alle Duisburger Bürgerinnen und Bürger unter Bezugnahme auf die Schulpolitik in NRW. Unter der Überschrift „Wir fühlen uns von den Politikern in NRW verschaukelt" weisen die GEW-
    Lehrerinnen und -Lehrer darauf hin, daß sie bei der letzten Tarifrunde bewußt auf Einkommenserhöhungen im Umfang von 5 % auf drei Jahre verzichtet haben, um finanziellen Spielraum für 5 000 Neueinstellungen zu ermöglichen. Statt 5 000 Neueinstellungen, die durch diesen freiwilligen Verzicht möglich gewesen wären, wurden 500 Neueinstellungen vorgenommen. Der Aufruf schließt mit dem lapidaren Satz an die Adresse der NRW-Landesregierung: „Das nennen wir Tarifbetrug. "
    Das findet seine Fortsetzung in den nackten Zahlen. Die Ausgaben der NRW-Landesregierung ohne die NRW-Kommunen betrugen 1980 37,5 Milliarden DM und 1988 47,4 Milliarden DM; sie stiegen somit um mehr als 26 %. Die Finanzzuweisungen der NRW-Landesregierung an die NRW-Kommunen sind von 1980 — 14,3 Milliarden DM — bis 1988 — 13,5 Milliarden DM — um 5,6 % geschrumpft, während die eigenen Ausgaben der Landesregierung um mehr als 26 % zugenommen haben. Damit ist die Landesregierung mit der Bundesregierung für den geschmolzenen Finanzspielraum der Kommunen verantwortlich, der ja die entscheidende Grundlage auch für eine kommunale Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik darstellt. Diese Fakten müssen genannt werden, damit hier kein falscher Eindruck entsteht.

    (von der Wiesche [SPD]: Schon mal was vom Steuerreformgesetz gehört?)

    Ich plädiere für einen gesellschaftlichen Grundkonsens, für einen Gesellschaftsvertrag der nächsten Jahre, in dem die Überwindung der Massenerwerbslosigkeit und der Armut als das zentrale gesellschaftspolitische Ziel der gesamten Gesellschaft neben den ökologischen Umbau der Industriegesellschaft gestellt wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN und der Abg. Frau Unruh [fraktionslos])

    Der zentrale Hebel eines solchen Gesellschaftsvertrags muß es sein, auf die Notwendigkeit drastischer Arbeitszeitverkürzungen hinzuweisen, weil eine drastische Arbeitszeitverkürzung der einzige in der Masse der notwendigen Arbeitsplätze wirksame Hebel ist

    (Dr. Thomae [FDP]: So ein Schwachsinn!)

    — in der Masse! —, um sinnvolle Arbeit für alle zu schaffen.

    (Grünbeck [FDP]: Vom BAföG in die Rente?!)

    Das sagen wir auch an die Adresse einiger Gewerkschaften, da wir auch im gewerkschaftlichen Bereich weithin eine Gewöhnung an Massenerwerbslosigkeit feststellen. Nehmen wir die Tarifvorschläge, die gerade von Herrn Steinkühler für die anstehende Tarifrunde genannt worden sind. Dort wird die 35-Stunden-Woche als tarifpolitisches Ziel erwähnt — klar —; aber erst an dritter Stelle. An erster Stelle wird die IG Metall mit der Forderung nach Einkommenserhöhungen in die Runde ziehen, an zweiter Stelle mit der Forderung nach einem Umverteilungsausgleich und erst an dritter Stelle mit der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung.
    Was mir dort fehlt, ist dies: Wenn man einen gesellschaftlichen Grundkonsens und Gesellschaftsvertrag zur Überwindung der Erwerbslosigkeit anstrebt, dann rücken Interessen von de facto mehr als 3 Millionen Erwerbslosen in das Zentrum auch gewerkschaftlicher Arbeitszeitverkürzungspolitik.

    (Beifall bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Um das auch auf der Ebene der Instrumente zu erreichen, schlage ich folgendes vor — das ist noch nicht ein Vorschlag der Gesamt-GRÜNEN — , daß in die gewerkschaftlichen Tarifkommissionen

    (Zuruf von der CDU/CSU: GRÜNE reinkommen!)

    nennenswert Vertreter und Vertreterinnen von Erwerbsloseninitiativen mit Stimmrecht aufgenommen werden,

    (Beifall der Abg. Frau Dr. Vollmer [GRÜNE])

    damit auch die Formulierung von gewerkschaftspolitischen Zielen und Tarifzielen unmittelbar die Interessen von Erwerbslosen aufnimmt. Das hätte für die Gewerkschaften in der anstehenden Tarifrunde und bei den anstehenden Arbeitskämpfen einen großen Sinn. Drastische Arbeitszeitverkürzungen werden nur in einem breiten gesellschaftlichen Bündnis von Gewerkschaften, Erwerbsloseninitiativen, Kirchen und politischen Parteien durchgesetzt werden können, die diese Position unterstützen. Sie werden die aktive Unterstützung von über 3 Millionen Erwerbslosen in Arbeitskämpfen auch auf der Straße leichter haben, wenn sie diese Erwerbsloseninitiativen mit Sitz und



    Stratmann
    Stimme an der Formulierung ihrer tarifpolitischen Ziele beteiligen;

    (Beifall bei den GRÜNEN)

    das nicht in Alibiform. Wenn es so ist, daß 10 % aller Erwerbstätigen erwerbslos sind, dann schlage ich vor, daß Erwerbslose in einer Größenordnung von 20 % an den gewerkschaftlichen Tarifkommissionen beteiligt werden, damit der gesellschaftliche Konsens und das gesellschaftliche Bündnis gegen solche politischen Brunnenvergifter wie Haussmann stärker werden.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Herr Haussmann, Ich sage es hier noch einmal: Mit Ihrer radikalen Absage an Arbeitszeitverkürzungen geben Sie das wirksamste Instrument zur Überwindung der Erwerbslosigkeit aus der Hand und — auch das sage ich zu Ihnen persönlich — werden Sie genauso wie Herr Blüm für das Erstarken des Rechtsradikalismus in diesem Land verantwortlich.
    Danke schön.

    (Beifall bei den GRÜNEN — Rauen [CDU/ CSU]: „Brunnenvergifter"!)