Rede von
Dr.
Graf
Otto
Lambsdorff
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ja, das steht dort in der Tat, Herr Dreßler. Ist denn das Hineintreten in ein Fettnäpfchen etwa immer falsch?
Es kann sehr wohl Fettnäpfchen geben, in die man einmal hineintreten muß,
in die man deutlich hineintreten muß, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Worum geht es denn bei dieser Diskussion, meine Damen und Herren? Wir haben einen leergefegten Facharbeitermarkt, und dabei spielen natürlich die Flüchtlinge eine Rolle. Die Flüchtlinge werden von diesem Arbeitsmarkt doch so aufgesogen, wie ein trockener Schwamm Wasser aufsaugt. Warum denn? Natürlich auch wegen der Mobilität. Wir wünschen keinem Menschen, niemandem, daß er die Mobilität von Flüchtlingen hat.
Darüber soll es kein Mißverständnis geben.
Das läßt einen aber doch zu einigen Fragen bezüglich des Inhalts unserer Statistik kommen. Nicht die Zahlen sind falsch. Was sagen diese Zahlen aber eigentlich aus? Welches Bild vermitteln sie uns?
Weitere Arbeitszeitverkürzung bedeutet entweder mehr Überstunden oder weniger Produktion. Weniger Arbeitszeit für Facharbeiter, das heißt: weniger Arbeitsplätze für ungelernte Arbeitskräfte. Gerade diese
Arbeitsplätze brauchen wir. Wer Arbeitszeitverkürzung will, der muß zumindest Beweglichkeit zugestehen. Darum geht es doch. Ich habe 1983 im Bundestagswahlkampf landauf, landab gesagt: Wir können die 35-Stunden-Woche haben, wenn wir bereit sind, diese Stunden an sechs Tagen in der Woche — jeder einzelne natürlich nur an drei oder vier Tagen in der Woche — abzuleisten. — Wer aber — wie das manche tun — glaubt, daß man die 35-Stunden-Woche als Maschinenlaufzeit einführen kann, der wird unsere Wettbewerbsfähigkeit sehr schnell ruinieren.
Das können wir uns nicht leisten.
Wir fordern seit Jahr und Tag mehr Flexibilität in der Tarifgestaltung, regional, branchenbezogen, sektoral und zeitlich. Wir wollen mehr Teilzeitarbeitsplätze. Muß man das nicht als Forderung an diese Tarifrunde richten, gerade im Interesse der Frauen, die Teilzeitarbeitsplätze suchen?
Wir wissen ja, daß es vor Ort, bei Betriebsräten und anderen, viel mehr Einsicht gibt, als das bei diesen großen flächendeckenden Verhandlungen immer wieder der Fall ist. Warum gibt es hier nicht mehr Beweglichkeit, nicht mehr Differenzierung, nicht mehr Rücksicht auf regionale und branchenmäßige, auch ertragsmäßige Unterschiede? Ich wiederhole diese Frage immer wieder.