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ID1115905700

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    Plenarprotokoll 11/159 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 159. Sitzung Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Inhalt: Ausscheiden der Abg. Frau Unruh aus der Fraktion DIE GRÜNEN 12067 A Erweiterung der Tagesordnung 12067 A Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes sowie eines Antrages an den Verteidigungsausschuß 12067 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Kabinettsbeschluß zur Entsendung von BundesgrenzschutzEinheiten nach Namibia Such GRÜNE 12067 C, 12072 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 12068 C Graf SPD 12069 C Irmer FDP 12070 C Schäfer, Staatsminister AA 12071 C Dr. Hornhues CDU/CSU 12073 B Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 12074 B Dr. Hirsch FDP 12075 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12076A Wüppesahl fraktionslos 12077 A Toetemeyer SPD 12077 D Zeitlmann CDU/CSU 12078 C Verheugen SPD 12079B Clemens CDU/CSU 12080 C Tagesordnungspunkt 8: Aussprache aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Interparlamentarischen Union Frau Geiger CDU/CSU 12081 C Dr. Holtz SPD 12083 C Irmer FDP 12085 A Volmer GRÜNE 12086 B Frau Fischer CDU/CSU 12087 C Dr. Klejdzinski SPD 12089 A Frau Dr. Timm SPD 12089 D Tagesordnungspunkt 9: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auswirkungen der Anpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in der Dritten Welt (Drucksachen 11/1793, 11/5122) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauchler, Dr. Mitzscherling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Gemeinsame Jahresversammlung 1988 des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (Drucksachen 11/2765, 11/2988, 11/5142) Dr. Grünewald CDU/CSU 12091 A Dr. Hauchler SPD 12092 B Dr. Solms FDP 12094 B Volmer GRÜNE 12095 B Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF 12096 C Feilcke CDU/CSU 12097 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Dr. Wieczorek SPD 12098 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12100 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebenter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 11/2020, 11/4381) Höffkes CDU/CSU 12102 A Schluckebier SPD 12103 B Frau Folz-Steinacker FDP 12105D Volmer GRÜNE 12108B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12109B Dr. Pinger CDU/CSU 12111 B Frau Dr. Niehues SPD 12112 C Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Flächengebundene Bestandsobergrenzen in der Tierhaltung zum Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft und der Umwelt (Drucksachen 11/1986, 11/5042) Kreuzeder GRÜNE 12113 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12114 B Frau Adler SPD 12115 B Bredehorn FDP 12116 B Zusatztagesordnungspunkt: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Heinrich, Bredehorn und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Gemeinsamen Marktorganisation (Drucksachen 11/5124, 11/5184) Michels CDU/CSU 12117D Frau Weyel SPD 12119 A Bredehorn FDP 12120 B Frau Flinner GRÜNE 12121 A Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 11/4909) Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12122 B Schütz SPD 12123 C Harries CDU/CSU 12125 C Brauer GRÜNE 12126C Baum FDP 12127 C Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Abwasserabgabengesetzes (Drucksache 11/4942) Harries CDU/CSU 12129 A Kiehm SPD 12129 D Baum FDP 12130 D Frau Garbe GRÜNE 12131 C Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12132 B Nächste Sitzung 12133 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 12134* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 12067 159. Sitzung Bonn, den 15. September 1989 Beginn: 8.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Ahrens SPD 15. 09. 89 * Bahr SPD 15. 09. 89 Frau Beer GRÜNE 15. 09. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Biedenkopf CDU/CSU 15. 09. 89 Biehle CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Conrad SPD 15. 09. 89 Daubertshäuser SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 15. 09. 89 Dreßler SPD 15. 09. 89 Duve SPD 15. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 15. 09. 89 Eigen CDU/CSU 15. 09. 89 Erler SPD 15. 09. 89 Eylmann CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Falthauser CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Feldmann FDP 15. 09. 89 Fellner CDU/CSU 15. 09. 89 Francke (Hamburg) CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Fuchs (Verl) SPD 15. 09. 89 Dr. Glotz SPD 15. 09. 89 Dr. Götz CDU/CSU 15. 09. 89 Gries FDP 15. 09. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 15. 09. 89 Hedrich CDU/CSU 15. 09. 89 Heinrich FDP 15. 09. 89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 15. 09. 89 Horn SPD 15. 09. 89 Graf Huyn CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 15. 09. 89 Ibrügger SPD 15. 09. 89 Jaunich SPD 15. 09. 89 Kalisch CDU/CSU 15. 09. 89 Kießlinger SPD 15. 09. 89 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Klein (Dieburg) SPD 15. 09. 89 Dr. Kohl CDU/CSU 15. 09. 89 Kolb CDU/CSU 15. 09. 89 Kolbow SPD 15. 09. 89 Koschnick SPD 15. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 15. 09. 89 Leidinger SPD 15. 09. 89 Lowack CDU/CSU 15. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 15. 09. 89 Menzel SPD 15. 09. 89 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 15. 09. 89 Meyer SPD 15. 09. 89 Frau Nickels GRÜNE 15. 09. 89 Niggemeier SPD 15. 09. 89 Paintner FDP 15. 09. 89 Reimann SPD 15. 09. 89 Reschke SPD 15. 09. 89 Reuschenbach SPD 15. 09. 89 Schmidt (München) SPD 15. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 15. 09. 89 Schulhoff CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Schulte (Hameln) SPD 15. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Spranger CDU/CSU 15. 09. 89 Tietjen SPD 15. 09. 89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Trenz GRÜNE 15. 09. 89 Vahlberg SPD 15. 09. 89 Verheugen SPD 15. 09. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Vollmer GRÜNE 15. 09. 89 Dr. Vondran CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Waigel CDU/CSU 15. 09. 89 Weisskirchen (Wiesloch) SPD 15. 09. 89 Westphal SPD 15. 09. 89 Wieczorek (Duisburg) SPD 15. 09. 89 Wissmann CDU/CSU 15. 09. 89 Würtz SPD 15. 09. 89 Zander SPD 15. 09. 89 Zierer CDU/CSU 15. 09. 89 *
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, das Thema, über das wir diskutieren, gebietet die Ernsthaftigkeit, sich um konkrete Lösungsansätze zu kümmern und weniger auf die großen Schlagworte zu vertrauen wie etwa Schuldenkonferenz und Weltinnenpolitik. In Ihrer Rede, Herr Hauchler, sind ja sehr viele konkrete Ansätze enthalten. Darüber müssen wir reden, um zu Verbesserungen zu kommen.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Die aber nicht neu sind! — Dr. Hauchler [SPD]: Das steht alles in unserem Antrag!)

    — Die nicht neu sind, die ich größtenteils unterstütze. Aber mit Schuldenkonferenzen können Sie natürlich überhaupt nichts erreichen.

    (Feilcke [CDU/CSU]: Das wird gebetsmühlenartig wiederholt!)

    Die Diskussion hat sich seit der letzten Tagung in Berlin deutlich verbessert. Es gibt heute Einvernehmen, daß Schuldendienst und Schuldenverringerung ein Teil der Strategie sein können und müssen. Dieser neue Ansatz zielt vor allem darauf, die privaten Banken dazu zu bringen, mit neuer Kreditgewährung wieder in den Prozeß einzusteigen. Das soll u. a. dadurch bewirkt werden, daß der IWF und die Weltbank Kredite zum Schuldenrückkauf sowie zur Sicherung des Zinsdienstes bei reduzierten Schulden bereitstellen. In einigen Fällen — Mexiko, Costa Rica, Philippinen und Venezuela — wurde dieses Konzept bereits
    konkret angewandt bzw. es befindet sich in der Umsetzung.
    Ich persönlich warne allerdings davor, daß man zu hohe Erwartungen daran knüpft. Ich fühle mich dabei durch die jüngsten Analysen des IWF im Vorfeld der anstehenden Jahrestagung in Washington bestärkt. Auch die neuen Maßnahmen werden genauso wie alle bisher diskutierten Finanzierungsvorschläge nur dann wirklich zu einer Besserung der Lage in den betroffenen Ländern führen, wenn ihnen nachhaltige Anpassungsbemühungen der betroffenen Länder selbst vorangehen,

    (Dr. Grünewald [CDU/CSU]: So ist es!)

    und wenn die Gütermärkte in den Industrieländern stärker geöffnet werden.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Von der Zielrichtung her ist die neue Initiative sicher richtig angelegt. Wichtig ist, daß wieder privates Kapital in die verschuldeten Entwicklungsländer fließt, daß die Kapitalflucht aufhört und sich die Zahlungsströme umkehren, daß vor allem auch die privaten Banken wieder Kredite bereitstellen. Damit ist man dann auch beim Kern des Problems. Die entscheidende Bedingung dafür, daß dies geschieht, ist wirtschaftliche und politische Stabilität, ist Vertrauen und Kreditwürdigkeit.
    Kennzeichen dieser Debatte — wie auch der Verschuldungsdiskussion insgesamt — ist, daß immer wieder Finanzierungsfragen in den Vordergrund rükken. Sie sind sicher wichtig. Aber Finanzierungstechniken mögen noch so innovativ sein, sie können immer nur eine flankierende Rolle spielen.
    Aus fast sieben Jahren währender Schuldendiskussion wissen wir, daß die Anpassungsprozesse länger dauern als erwartet; daß viele Programme, die mit dem IWF vereinbart waren, frühzeitig aufgegeben wurden, weil sie politisch so schwer umzusetzen waren; daß die Dinge von Land zu Land sehr verschieden liegen und nicht über einen Kamm geschoren werden können; daß schließlich die Länder besser gefahren sind, die sich an die Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds gehalten haben, als die Länder, die das nicht getan haben. Aus dieser Erfahrung müssen wir die Lehre für die Zukunft ziehen: Die Lösung liegt nicht in der Entwicklung immer neuer Finanzierungstechniken, sondern bei ökonomischen Reformen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    IWF und Weltbank haben weiterhin eine zentrale Aufgabe, den betroffenen Ländern bei der Bewältigung ihres wirtschaftlichen Problems zu helfen. Dabei ist differenziertes, zielgerichtetes Vorgehen gefordert. Anpassungsmaßnahmen brauchen Zeit. Sie müssen stärker auf die politischen Umsetzungsmöglichkeiten ausgerichtet sein. Sie müssen also auch die sozialen, ökologischen und politischen Folgewirkungen berücksichtigen.



    Dr. Solms
    Natürlich darf die Anpassungslast nicht allein bei den Entwicklungsländern liegen. Auch die Industrieländer haben eine herausgehobene Verantwortung.

    (Toetemeyer [SPD]: Herausgehoben, richtig! — Sehr richtig! bei der FDP)

    Sie müssen vor allem ihre Märkte für die Produkte der verschuldeten Länder öffnen. Wie sonst sollen diese ihre Kredite zurückzahlen, wenn sie ihre Produkte auf unseren Märkten nicht absetzen können?

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)

    Die Uruguay-Runde muß deshalb zügig vorangebracht werden.
    Ebenso wichtig ist: Die Industrieländer müssen eine Politik der Stabilisierung der Zinsen und der Preise verfolgen; denn inflationäre Prozesse finden unweigerlich ihren Niederschlag in hohen Zinsen. Hohe, steigende Zinsen können jedoch alle Maßnahmen zur Schuldenreduzierung schnell konterkarieren und dann als sinnlos erscheinen lassen.

    (Sehr wahr! bei der FDP)

    Schließlich sind die privaten Banken gefordert. Sie müssen mehr Bereitschaft zeigen, selbst in die Verantwortung für die Kreditvergabe der Vergangenheit einzutreten und nicht die Last den öffentlichen Stellen übertragen. Dazu gehört auch, daß sie zu neuen Engagements bereit sind und sich an der Bewältigung der Altlasten aktiv beteiligen. Dies gilt insbesondere für die deutschen Banken, die international unvergleichlich günstige Wertberichtigungsmöglichkeiten haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Lassen Sie mich zum Schluß noch ein persönliches Wort sagen. Ich glaube, daß all dies natürlich nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen kann, wenn nicht im Bereich der demographischen Entwicklung in den Entwicklungsländern, insbesondere in den südamerikanischen, Fortschritte erzielt werden. So, wie das bisher läuft, kann es nicht weitergehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Insbesondere eine Kirche ist aufgefordert, ihre Politik in der Beziehung zu ändern.
    Danke schön.

    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD — Volmer [GRÜNE]: Der letzte Satz war gut!)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Volmer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludger Volmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Schuldenmanagement des IWF tritt in seine dritte, deutlich von anderen abgegrenzte Phase. In der Anfangsphase hatten wir eine brutale Auflagenpolitik und ein rigoroses Schuldeneintreiben. In der zweiten Phase — Baker-Plan — hatten wir eine brutale Auflagenpolitik und den Versuch, mehr Liquidität zuzuführen. Nun liegt der Brady-Plan vor, der sich ebenfalls auf eine brutale Auflagenpolitik
    stützt. Aber mittlerweile wird über einige Möglichkeiten der Schuldenreduktion nachgedacht.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Und jetzt kommt der Volmer-Plan! — Feilcke [CDU/CSU]: Jetzt kommt der sanfte Volmer-Plan!)

    Ich stelle fest: Es gibt so etwas wie ein monetäres Umspielen der eigentlichen Problematik. Und die eigentliche Problematik heißt: brutale Auflagenpolitik. Das Krisenmanagement sollte sich besser einmal mit dieser Konstante seiner Politik als mit den verschiedenen monetären Spielarten befassen, die immer darum herum gerankt werden.
    Über diesen Brady-Plan wird jetzt in Washington verhandelt werden. Es besteht sicherlich kein Zweifel daran, daß die Bundesregierung sich diesem Plan ebenso anschließen wird wie allen anderen vorherigen Plänen; denn sie hat bisher nachgewiesen, daß sie über keine eigene internationale Finanzpolitik verfügt. Vielmehr schließt sie sich immer nahtlos den Vorschlägen der US-Amerikaner an. In diesem Fall ist sie allerdings dabei, zumindest ein halbes Eigentor zu schießen; denn ich vermute — das ging auch aus der Rede des Kollegen Grünewald hervor —, daß ein Kern der Brady-Initiative offensichtlich von der Union gar nicht verstanden wird, und zwar der Aspekt, der darauf hinweist, daß das bisherige Krisenmanagement völlig gescheitert ist, daß die Analyse, die dem bisherigen Management zugrunde lag, falsch war und daß man eigentlich neue Wege einschlagen müßte. Allerdings werden dann nicht die notwendigen Konsequenzen gezogen.
    Es ist verwunderlich, daß der Brady-Plan auf der einen Seite analytisch erheblich weiter geht als alle vorherigen Pläne und tatsächlich an den Kern der Problematik heranreicht, dann aber, was die Konsequenzen angeht, zu weniger als halbherzigen Schritten bereit ist, so daß die eigentlichen Konsequenzen von anderen politischen Kräften nicht nur eingefordert werden, sondern auch durchgesetzt werden müssen.
    Der Brady-Plan nimmt mit seiner Begrifflichkeit der Schuldenreduktion Elemente auf, die wir seit Jahren gefordert haben und für die wir, als wir sie hier zum erstenmal eingebracht haben, noch verlacht worden sind. Mittlerweile ist das die offizielle Finanzpolitik, zumindest der Vereinigten Staaten. Der Brady-Plan gesteht implizit zu, daß die bisherige Politik grundsätzlich falsch war. Auch damit gibt er uns recht; dafür sind wir ebenfalls jahrelang angegriffen worden.
    Der Brady-Plan gibt nämlich zu, daß es sich bei der Schuldenkrise nicht um eine Liquiditätskrise handelt, sondern um eine Solvenzkrise. Er bestätigt, daß es nicht kurzfristige Zahlungsengpässe sind, sondern daß die Dritte Welt — im Klartext gesprochen — pleite ist, daß nichts mehr herauszuholen ist. Viele Länder der Dritten Welt sind bankrott, sie sind nicht mehr ausbeutbar. Das ist die Prämisse der Brady-Initiative. Das haben wir immer behauptet; deshalb sind wir angegriffen worden. Diesen Kern des Brady-Plans haben Sie noch gar nicht verstanden.

    (Frau Folz-Steinacker [FDP]: Aber Sie!)

    Allerdings kommt die Einsicht der Vereinigten Staaten in diesen Zusammenhängen sicherlich nicht



    Volmer
    aus dem internen Diskurs. Vielmehr haben dabei, wie wir wissen, die Erwägungen der Sicherheitsberater eine Rolle gespielt, denen die Aufstände, z. B. in Venezuela am Anfang dieses Jahres, zu heiß geworden sind und die sich, um weiteres außenpolitisches Ungemach zu verhindern, nun dazu bequemen müssen, eine andere Finanzpolitik einzuschlagen.
    Wenn man aber schon einmal feststellt, daß es sich um eine Solvenzkrise handelt, dann muß man sich natürlich darüber wundern, wie kurz der Brady-Plan eigentlich greift. Dazu einige Ausführungen. Anvisiert ist eine Verringerung der Schuldenlast von heute etwa 1 320 Milliarden US-Dollar um ganze 70 Milliarden US-Dollar in den nächsten drei Jahren. Dieser Betrag ist viel zu gering, als daß er irgendeinen Effekt haben könnte. Er ist ein Treppenwitz angesichts der richtigen Analyse, die dem Plan zugrunde liegt. Die Weltbank sagt übrigens nur eine faktische Reduktion von 9 Milliarden US-Dollar voraus. Das sind lächerliche Beträge.
    Um diesen Effekt zu erreichen, wird dem IWF und der Weltbank ein Interventionsvolumen von 24 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Das reicht, was den Effekt angeht, überhaupt nicht aus. Aber auch dieses Instrument transportiert einen ganz bestimmten politischen Gehalt. Es werden nämlich öffentliche Mittel für das Krisenmanagement eingesetzt. Das, was Sie jahrelang bekämpft haben, daß nämlich der Steuerzahler direkt oder indirekt für die Verluste der Banken aufkommen muß, tritt nun ein.
    Wir sind damals angegriffen worden, weil wir immer Vorschläge gemacht haben, deren Verwirklichung zu Lasten des Steuerzahlers gegangen wäre, weil wir gesagt haben: Ohne diese Belastung ist das gar nicht machbar. Heute machen Sie es. Sie sagen es der Bevölkerung aber nicht, sondern versuchen, es zu vertuschen. Wir sagen: Der Steuerzahler kommt faktisch dafür auf, also muß der Steuerzahler in Zukunft auch die Möglichkeit haben, die Kreditpolitik der Banken mit zu beeinflussen. Diese politische Konsequenz ziehen wir daraus.
    Der Steuerzahler kommt nicht nur für die Schulden der bundesdeutschen Banken auf, sondern er kommt vor allen Dingen für die Schulden der US-amerikanischen Banken auf;

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Eben!)

    denn die Mechanismen, die jetzt entwickelt wurden, sehen so aus: Die Vereinigten Staaten werden ihre Forderungen prozentual in erheblich größerem Umfang managen können, als ihr Anteil an den Quoten von IWF und Weltbank beträgt. Das ist also ein Nettotransfer aus bundesdeutschen Steuerzahlertaschen auf amerikanische Bankenkonten. Diese Politik machen Sie mit, weil Sie sich blind einer US-amerikanischen Politik anschließen, wie Sie es bisher immer schon gemacht haben.
    Wenn man die Analyse des Brady-Plans ernst nimmt und die Konsequenzen so zieht, wie sie gezogen werden müßten, damit sie effektiv sind, werden wir über kurz oder lang zu der Forderung kommen, die wir seit Jahren vertreten: Es muß auf einer internationalen Schuldenkonferenz darüber verhandelt werden, wie es globale, umfassende Schuldenstreichungen geben kann; denn was im Moment passiert, ist ein chaotisches, ein anarchisches Abrutschen der gesamten Finanzpolitik. Wir haben nicht diese Angst vor dem Chaos, aber Sie produzieren dieses Chaos. Sie haben gar keine Steuerungsmöglichkeiten mehr.
    Die Konferenz muß her, damit verabredet werden kann, damit verhandelt werden kann, wie der Schuldenstreichungsprozeß geordnet durchgeführt werden kann, so daß gleichzeitig auch verhindert werden kann, daß nach dem Abbau der Schulden die gleiche Misere wieder von vorne losgeht.
    Diese Chance verpassen Sie. Deshalb meine ich: Diese Ihre internationale Finanzpolitik ist genauso am Ende wie Ihre anderen Politiken.

    (Kittelmann [CDU/CSU]: Sie haben bisher nur gemeckert!)

    In gut einem Jahr werden sich andere Leute zusammensetzen müssen, um die Politik, die nach 1991 im internationalen Bereich gemacht wird, zu diskutieren.

    (Beifall bei den GRÜNEN)