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ID1115905300

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    Plenarprotokoll 11/159 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 159. Sitzung Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Inhalt: Ausscheiden der Abg. Frau Unruh aus der Fraktion DIE GRÜNEN 12067 A Erweiterung der Tagesordnung 12067 A Nachträgliche Überweisung eines Gesetzentwurfes sowie eines Antrages an den Verteidigungsausschuß 12067 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Kabinettsbeschluß zur Entsendung von BundesgrenzschutzEinheiten nach Namibia Such GRÜNE 12067 C, 12072 D Gerster (Mainz) CDU/CSU 12068 C Graf SPD 12069 C Irmer FDP 12070 C Schäfer, Staatsminister AA 12071 C Dr. Hornhues CDU/CSU 12073 B Frau Dr. Sonntag-Wolgast SPD 12074 B Dr. Hirsch FDP 12075 B Dr. Waffenschmidt, Parl. Staatssekretär BMI 12076A Wüppesahl fraktionslos 12077 A Toetemeyer SPD 12077 D Zeitlmann CDU/CSU 12078 C Verheugen SPD 12079B Clemens CDU/CSU 12080 C Tagesordnungspunkt 8: Aussprache aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Interparlamentarischen Union Frau Geiger CDU/CSU 12081 C Dr. Holtz SPD 12083 C Irmer FDP 12085 A Volmer GRÜNE 12086 B Frau Fischer CDU/CSU 12087 C Dr. Klejdzinski SPD 12089 A Frau Dr. Timm SPD 12089 D Tagesordnungspunkt 9: a) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Eid, Volmer und der Fraktion DIE GRÜNEN: Auswirkungen der Anpassungsprogramme von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in der Dritten Welt (Drucksachen 11/1793, 11/5122) b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hauchler, Dr. Mitzscherling, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin vom 27. bis 29. September 1988 zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Gemeinsame Jahresversammlung 1988 des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (Drucksachen 11/2765, 11/2988, 11/5142) Dr. Grünewald CDU/CSU 12091 A Dr. Hauchler SPD 12092 B Dr. Solms FDP 12094 B Volmer GRÜNE 12095 B Dr. Voss, Parl. Staatssekretär BMF 12096 C Feilcke CDU/CSU 12097 C II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 Dr. Wieczorek SPD 12098 D Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12100 C Tagesordnungspunkt 10: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebenter Bericht zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung (Drucksachen 11/2020, 11/4381) Höffkes CDU/CSU 12102 A Schluckebier SPD 12103 B Frau Folz-Steinacker FDP 12105D Volmer GRÜNE 12108B Dr. Warnke, Bundesminister BMZ 12109B Dr. Pinger CDU/CSU 12111 B Frau Dr. Niehues SPD 12112 C Tagesordnungspunkt 11: Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Flinner, Kreuzeder und der Fraktion DIE GRÜNEN: Flächengebundene Bestandsobergrenzen in der Tierhaltung zum Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft und der Umwelt (Drucksachen 11/1986, 11/5042) Kreuzeder GRÜNE 12113 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 12114 B Frau Adler SPD 12115 B Bredehorn FDP 12116 B Zusatztagesordnungspunkt: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Susset, Michels, Eigen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paintner, Heinrich, Bredehorn und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Gemeinsamen Marktorganisation (Drucksachen 11/5124, 11/5184) Michels CDU/CSU 12117D Frau Weyel SPD 12119 A Bredehorn FDP 12120 B Frau Flinner GRÜNE 12121 A Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Drucksache 11/4909) Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12122 B Schütz SPD 12123 C Harries CDU/CSU 12125 C Brauer GRÜNE 12126C Baum FDP 12127 C Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Abwasserabgabengesetzes (Drucksache 11/4942) Harries CDU/CSU 12129 A Kiehm SPD 12129 D Baum FDP 12130 D Frau Garbe GRÜNE 12131 C Gröbl, Parl. Staatssekretär BMU 12132 B Nächste Sitzung 12133 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten 12134* A Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 159. Sitzung. Bonn, Freitag, den 15. September 1989 12067 159. Sitzung Bonn, den 15. September 1989 Beginn: 8.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Ahrens SPD 15. 09. 89 * Bahr SPD 15. 09. 89 Frau Beer GRÜNE 15. 09. 89 Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Biedenkopf CDU/CSU 15. 09. 89 Biehle CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Conrad SPD 15. 09. 89 Daubertshäuser SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 15. 09. 89 Dreßler SPD 15. 09. 89 Duve SPD 15. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 15. 09. 89 Eigen CDU/CSU 15. 09. 89 Erler SPD 15. 09. 89 Eylmann CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Falthauser CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Feldmann FDP 15. 09. 89 Fellner CDU/CSU 15. 09. 89 Francke (Hamburg) CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Fuchs (Verl) SPD 15. 09. 89 Dr. Glotz SPD 15. 09. 89 Dr. Götz CDU/CSU 15. 09. 89 Gries FDP 15. 09. 89 Dr. Häfele CDU/CSU 15. 09. 89 Hedrich CDU/CSU 15. 09. 89 Heinrich FDP 15. 09. 89 Frau Dr. Hellwig CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hoffmann (Soltau) CDU/CSU 15. 09. 89 Horn SPD 15. 09. 89 Graf Huyn CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Hürland-Büning CDU/CSU 15. 09. 89 Ibrügger SPD 15. 09. 89 Jaunich SPD 15. 09. 89 Kalisch CDU/CSU 15. 09. 89 Kießlinger SPD 15. 09. 89 *für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Klein (Dieburg) SPD 15. 09. 89 Dr. Kohl CDU/CSU 15. 09. 89 Kolb CDU/CSU 15. 09. 89 Kolbow SPD 15. 09. 89 Koschnick SPD 15. 09. 89 Dr. Kreile CDU/CSU 15. 09. 89 Leidinger SPD 15. 09. 89 Lowack CDU/CSU 15. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Mechtersheimer GRÜNE 15. 09. 89 Menzel SPD 15. 09. 89 Dr. Mertens (Bottrop) SPD 15. 09. 89 Meyer SPD 15. 09. 89 Frau Nickels GRÜNE 15. 09. 89 Niggemeier SPD 15. 09. 89 Paintner FDP 15. 09. 89 Reimann SPD 15. 09. 89 Reschke SPD 15. 09. 89 Reuschenbach SPD 15. 09. 89 Schmidt (München) SPD 15. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 15. 09. 89 Schulhoff CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Schulte (Hameln) SPD 15. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 15. 09. 89 Spranger CDU/CSU 15. 09. 89 Tietjen SPD 15. 09. 89 Dr. Todenhöfer CDU/CSU 15. 09. 89 Frau Trenz GRÜNE 15. 09. 89 Vahlberg SPD 15. 09. 89 Verheugen SPD 15. 09. 89 Voigt (Frankfurt) SPD 15. 09. 89 Frau Dr. Vollmer GRÜNE 15. 09. 89 Dr. Vondran CDU/CSU 15. 09. 89 Dr. Waigel CDU/CSU 15. 09. 89 Weisskirchen (Wiesloch) SPD 15. 09. 89 Westphal SPD 15. 09. 89 Wieczorek (Duisburg) SPD 15. 09. 89 Wissmann CDU/CSU 15. 09. 89 Würtz SPD 15. 09. 89 Zander SPD 15. 09. 89 Zierer CDU/CSU 15. 09. 89 *
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Joachim Grünewald


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die aktualisierten Anträge, die hier und heute zur Beratung anstehen, wurden in ihrem materiellen Kern bereits im Vorfeld der Jahresversammlung von IWF und Weltbank in Berlin, also im vergangenen Jahr, eingebracht. Bemühungen unterwegs, die Anträge zusammenzuführen und sich auf einen gemeinsamen Antrag zu einigen, sind leider gescheitert — trotz vieler, erfreulicherweise auch heute noch fortgeltender sachlicher Gemeinsamkeiten.
    Nun, sei es wie es sei: Die Berliner Jahresversammlung war — einmal unbeschadet der sehr, sehr unschönen Begleitumstände — in jeder Hinsicht und für alle Beteiligten ganz außergewöhnlich erfolgreich. Wir haben hierüber im Oktober vergangenen Jahres in diesem Haus eine ausführliche Debatte gehabt.
    Heute stehen wir nun erneut vor einer Jahresversammlung von IWF und Weltbank, und in Washington werden ein Großteil der Themen, die bereits in Berlin auf der Tagesordnung standen, erneut Gegenstand der Diskussionen sein. Das gilt auch und insbesondere für die unverändert schwierigen Schuldenprobleme vieler Länder der Dritten Welt. Lassen Sie mich vor diesem Hintergrund, aber auch unter Würdigung der inzwischen eingetretenen neuen Entwicklungen nur einige wenige Feststellungen treffen.
    Erstens. Internationaler Währungsfonds, Weltbank und in gleicher Weise auch der Pariser Club sind als Foren wirtschafts-, währungs- und entwicklungspolitischer Zusammenarbeit schlechterdings unverzichtbar. Die umfassende Kompetenz dieser Organisationen ist bewiesen und kann — an die Adresse der GRÜNEN — ernstlich doch wohl überhaupt nicht bestritten werden. Wenn es gelungen ist, die Schuldenprobleme insgesamt zumindest beherrschbar zu halten, so ist das nicht zuletzt das große Verdienst dieser multinationalen Institutionen.
    Dies sage ich mit besonderer Betonung im Hinblick auf die Forderung im SPD-Antrag, eine internationale Schuldenkonferenz einzuberufen. Eine solche Konferenz würde die Probleme mit Sicherheit nicht lösen helfen.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Haben Sie eine Alternative?)

    Ganz im Gegenteil: Eine solche Mammutveranstaltung, doch ganz zwangsläufig von wildem Aktionismus und vielen Schaufensterreden beherrscht, würde
    das überaus sensible Schuldenthema nur unnötig politisieren.

    (Volmer [GRÜNE]: Aber das machen Sie doch jetzt auch, Aktionismus und Schaufensterreden!)

    Es würde ein unredlicher Erwartungshorizont eröffnet, der letztlich nicht befriedigt werden könnte und damit nur neue Enttäuschungen lostreten würde.

    (Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Denn wir wissen doch alle, daß es auf diesem schwierigen Felde ganz einfach keine schnellen Patentlösungen gibt.
    Es wird jetzt und in der Zukunft weiter darum gehen, in den wirklich kompetenten Gremien für jeden Einzelfall nach situationsgerechten und maßgeschneiderten Lösungen zu suchen.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Da geschieht doch seit Jahren nichts!)

    Diese schwierige Arbeit würde durch eine internationale Schuldenkonferenz nur gestört, behindert und untergraben werden.

    (Volmer [GRÜNE]: Aber Sie hinken dem internationalen Prozeß mittlerweile sogar hinterher!)

    Zweitens. Es ist unstreitig, daß die Menschen in der Dritten Welt unser aller Hilfe bedürfen. Für meine Fraktion begrüße ich es deshalb ausdrücklich, daß in den letzten drei Jahren eine Reihe von Initiativen für zusätzliche finanzielle Erleichterungen ergriffen worden sind. Einige dieser Maßnahmen decken sich mit jenen Empfehlungen, die auch in den uns vorliegenden Anträgen enthalten sind. So sind die wirtschaftlichen Probleme gerade der ärmsten Länder durch umfängliche Hilfsangebote der internationalen Organisationen, aber auch durch die Gläubigerländer selbst erheblich gemildert worden.
    In diesem Zusammenhang ist besonders anzuerkennen, daß die Bundesregierung vielen der ärmsten Länder die Schulden aus der Entwicklungshilfe bereits gänzlich erlassen und den Kreis der so begünstigten Länder gerade in diesem Jahr noch ausgeweitet hat.
    Drittens. Auch die Länder mittleren Einkommens sollten verstärkt in den Genuß von Schuldendiensterleichterungen kommen. Diese Empfehlung, die sich bereits im Schlußkommuniqué des Interimsausschusses von Berlin befindet, war und ist Grundlage des sogenannten Brady-Planes, der in enger Zusammenarbeit auch mit dem deutschen Finanzminister im Frühjahr dieses Jahres entwickelt worden ist.
    Viertens. Die Bereitstellung öffentlicher Mittel ist nur zu vertreten, wenn gewährleistet ist, daß die Hergabe zu einer nachhaltigen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den empfangenen Ländern führt. Dies wiederum setzt langfristig wirkende, mit IWF und Weltbank abgestimmte Anpassungsprogramme voraus, die insbesondere geeignet sind, ausufernden Haushaltsdefiziten, galoppierenden Inflationsraten und der Kapitalflucht entgegenzuwirken.



    Dr. Grünewald
    Fünftens. Vereinbarungen über Schulden- und Schuldendienstverringerungen müssen in eigener Verantwortung zwischen Banken und dem jeweiligen Schuldnerland getroffen werden. Dabei dürfen private Mittel keinesfalls durch öffentliche Mittel substitutiert werden. Die jeweiligen Regierungen haben in diesem Zusammenhang allein die Aufgabe, den Banken den notwendigen aufsichtsrechtlichen und steuerlichen Handlungsraum zu schaffen oder zu belassen, einen Handlungsraum, der nach geltendem deutschen Recht bereits geschaffen ist.
    Sechstens. Alle gemeinsamen Bemühungen können nur Erfolg haben, wenn das weltwirtschaftliche Umfeld stimmt. Das bedeutet: Fortsetzung eines möglichst gleichmäßigen Wachstumsprozesses, an dem alle Länder möglichst gleichmäßig teilhaben. Die Handelsschranken müssen deshalb weltweit weiter abgebaut werden, und die Schuldnerländer müssen sich privaten Investitionen mehr öffnen.
    Siebtens. Weltbank und insbesondere der Internationale Währungsfonds müssen mit dem notwendigen Kapital ausgestattet werden, um den Abbau der Verschuldung beschleunigt vorantreiben zu können. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, sich für eine substantielle Erhöhung der IWF-Quoten einzusetzen. Auch die neunte IDA-Auffüllung wird von uns ausdrücklich unterstützt.

    (Dr. Hauchler [SPD]: Prima!)

    Schlußendlich: Die Forderung nach Änderung der Stimmrechtsverhältnisse in den internationalen Organisationen ist ganz einfach nicht sachgerecht. Die Stimmrechtsanteile richten sich nach der Wirtschaftskraft der jeweiligen Mitgliederländer und nach den Beiträgen, die diese zur Finanzierung erbringen. Eine Abkehr von diesem System würde die Fähigkeit der Organisationen, ihre Mitglieder durch Kredite zu unterstützen, erheblich beeinträchtigen. Im übrigen sollte auch nicht übersehen werden, daß die Beschlüsse im IWF und in den Entwicklungsbanken so gut wie immer einmütig gefaßt werden.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hauchler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Ingomar Hauchler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In einer Woche wird eine Delegation des Bundestages zur Jahrestagung von IWF und Weltbank nach Washington reisen. Die SPD-Fraktion begrüßt, daß wir aus diesem Anlaß heute eine Debatte führen, insbesondere um zu den drängensten Fragen der internationalen Verschuldungskrise einen Dialog zu führen. Wir haben unsere Position dazu in dem Ihnen vorliegenden Antrag dargelegt.
    In den Mittelpunkt meines kurzen Beitrags will ich zwei Fragen stellen. Die erste lautet: Was hat sich während des vergangenen Jahres getan? Sind wir seit der Jahrestagung in Berlin wirklich der Lösung der Krise ein Stück nähergekommen? Die zweite Frage lautet: Welche Konsequenzen ziehen wir aus einer solchen Bestandsaufnahme?
    Weder Schuldenstand noch Schuldendienst der Entwicklungsländer wurden 1989 reduziert. Die Schulden belaufen sich inzwischen auf 1 300 Milliarden Dollar, und das, Herr Grünewald, trotz der vielen Anstrengungen in vielen Gremien. Die pro Jahr tatsächlich gezahlten Zinsen — nicht die Ansprüche an Zinsen — betragen 80 Milliarden Dollar. Das ist mehr als die gesamte westliche Entwicklungshilfe.

    (Toetemeyer [SPD]: Sehr wahr!)

    Nach wie vor fließen netto mehr Geld vom Süden nach Norden als vom Norden zum Süden. Ist das nicht ein andauernder Skandal?

    (Toetemeyer [SPD]: Richtig! — Feilcke [CDU/CSU]: Doch!)

    — Sie sagen: doch — , und das alles, während in Lateinamerika und Afrika das Sozialprodukt pro Kopf gesunken ist, sich das Elend und der Raubbau an der Natur verstärken und dort so etwas wie eine wirtschaftspolitische Unregierbarkeit Platz greift?
    Die Anpassungsprogramme haben auch 1989 nicht gegriffen. Der IWF bestätigt das selbst in seinem jüngsten Bericht.

    (Toetemeyer [SPD]: So ist es!)

    Exorbitante Inflationsraten in vielen Ländern bei schwachem Wachstum und steigender Arbeitslosigkeit — Argentinien ist ein besonderes Beispiel, Brasilien aber auch — zeigen das. Die Durchsetzung der Auflagen scheitert nicht zuletzt am politischen Widerstand, den sie selbst provozieren.

    (Toetemeyer [SPD]: Ja!)

    Die Hungerrevolte in Venezuela ist uns in frischer Erinnerung.
    Die Anpassungsprogramme, werden sie nun aus Einsicht oder zähneknirschend auf Druck in Angriff genommen, scheitern aber auch deshalb, weil zentrale weltwirtschaftliche Bedingungen dagegenstehen. Die Zinsen sind nach wie vor auf einem zu hohen Niveau. Der Protektionismus grassiert und versperrt die Märkte. Die entwicklungspolitischen Transfers stagnieren. Also: Höhere Belastung bei weiter eingeschränkter Handlungsfähigkeit. Das ist die Lage, in der sich die meisten Entwicklungsländer befinden.
    Die Folgen: Die Verschuldung blockiert Entwicklung. Exportdruck zwingt zum Raubbau an Ressourcen. Elend fördert Kriminalität und Kokain, verursacht Erosion und Abholzung. Auflagen treffen auf offene Revolte und gefährden demokratische Prozesse.
    Zur Bestandsaufnahme gehört aber auch, daß dieses Jahr mit dem Brady-Plan Tabus gebrochen wurden, was die Strategie zur Lösung der Verschuldungskrise angeht. Ich habe den Eindruck, Herr Grünewald, daß Sie davon noch nichts gelesen haben.

    (Dr. Grünewald [CDU/CSU]: Oh ja, da irren Sie sich!)

    Noch auf der letzten Jahrestagung des IWF wurde ein Forderungsverzicht bei kommerziellen Krediten unisono mit striktem Denk- und Sprechverbot belegt. Heute wird darüber geredet. Bisher wurde behauptet, ein Forderungsverzicht erschüttere die Kreditwürdigkeit der Schuldner. Keine neue Mark würde mehr in



    Dr. Hauchler
    die Entwicklungsländer fließen. Das habe ich von Ihnen in diesem Hause ständig gehört. Jetzt geben die gleichen Experten zu, um wenigstens einen Teil der Altschulden zu sichern und eine Basis für neue Investitionen zu schaffen, müßten neben neuen Krediten und niedrigeren Zinsen auch Forderungsverzichte ins Auge gefaßt werden.

    (Dr. Grünewald [CDU/CSU]: Und das mit Hilfe von IWF und Weltbank! — Frau Matthäus-Maier [SPD]: Endlich!)

    Das, was lange zum Kernbestand finanzpolitischer Weltweisheit gehörte — übrigens auch von der Bundesregierung und den sie tragenden Fraktionen lauthals, landauf und landab verkündet wurde — , wird 1989 in den Reißwolf getan. Das, finden wir, ist gut so.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Vielleicht ist die Hoffnung noch nicht vergebens, daß auch Sie merken, was zur Zeit an Entwicklung läuft, und daraus lernen.
    Neue Weisheiten werden jetzt verkündet. Wir erkennen an, daß die Brady-Initiative zumindest den Ansatz eines neuen Denkens zur Lösung der Verschuldungskrise gebracht hat. Sie greift übrigens einen Teil der Forderungen auf, welche die SPD seit Jahren vertritt. Sie können das auch in unserem Antrag, der Ihnen vorliegt, erneut nachlesen.
    Wenn wir uns also darüber freuen, daß sich nach Berlin die Schuldenfront etwas gelockert hat, so heißt das allerdings nicht, daß wir dem — vor allem aus naheliegenden politischen Motiven — von den USA forcierten Mexiko-Plan eine gute Chance einräumen oder daß wir eine Strategie à la Brady langfristig für ausreichend halten. Die Mexiko-Verhandlungen haben ja gezeigt, daß insbesondere die Banken in der Bundesrepublik — mit Ausnahme der Deutschen Bank — wenig Neigung zeigen, das Mexiko-Paket als Modell für künftige Verhandlungen mit anderen Schuldnern zu akzeptieren.
    An Geld fehlt es den deutschen Banken angesichts der explosiv gestiegenen Gewinne gewiß nicht. Sie fürchten aber, daß sich die in Lateinamerika besonders engagierten US-Banken auf ihre Kosten ungebührlich entlasten. Wie schon oft verhindert die fehlende Gleichheit unter den Reichen, daß den Armen Gerechtigkeit widerfährt.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Banken fürchten auch, Forderungsverzichte würden — wie Sie es ausdrücken — zum „moral hazard" führen. Es würde also ein Hebel zur wirtschaftspolitischen Disziplinierung der Entwicklungsländer aus der Hand gegeben. Das bedeutet aber: Die breite Bevölkerung wird weiter mit harten Auflagen getroffen wegen Mißständen, welche die Eliten dieser Länder zu verantworten haben, und wegen Hochzinspolitik und Protektionismus, der auf unser Konto geht.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Das führt zur Frage, welche Folgerungen aus der nach wie vor bestehenden Schuldenkrise und den
    jüngsten Entwicklungen zu ziehen sind. Erstens. Die SPD unterstützt grundsätzlich die Brady-Initiative, fordert aber, daß sie konzeptionell weiterentwickelt und finanziell wesentlich stärker als bisher untermauert wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Jeffrey Sachs, einer, der es wissen müßte, hat ausgerechnet, daß ein Erfolg der Brady-Initiative eine Finanz- und Garantiesumme von mindestens 100 Milliarden Dollar erfordert, ein Betrag, den ich in diesem Zusammenhang bereits vor Monaten genannt habe. Das wird jetzt durch eine jüngste Studie, die die Deutsche Bank vorlegt, bestätigt.

    (Zuruf von der SPD: Das ist gut!)

    Genauso wichtig ist aber, daß die Komponente des Forderungsverzichts neben der Zinsreduktion und der Vergabe neuer Kredite mehr gestärkt wird, als das bisher der Fall ist.
    Zweitens. Über ein Sofortprogramm hinaus bedarf es einer grundlegenden Reform des internationalen Finanzregimes. Wir brauchen auf internationaler Ebene, was wir auf nationaler Basis längst haben: ein Insolvenzrecht, eine Harmonisierung der Kreditaufsicht und der Bilanzierungsregeln sowie Kriterien für einen tragfähigen Lastenausgleich zwischen Gläubigern und Schuldnern.

    (Beifall bei der SPD)

    Deshalb, Herr Grünewald und meine Damen und Herren von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP, fordern wir erneut eine Schuldenkonferenz, die sich speziell mit diesen Fragen beschäftigt.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Das ist doch eine Pflichtübung, die Sie da machen!)

    Das geschieht ja bisher überhaupt nicht. Das kann durchaus effizient und gut vorbereitet geschehen. Was Sie aufführen, sind reine Ausflüchte. Sie wollen das nicht, weil Sie das Problem nicht lösen wollen.

    (Beifall bei der SPD — Feilcke [CDU/CSU]: Das ist doch wirklich nur heiße Luft!)

    Drittens. Die Anpassungsprogramme müssen kurzfristig orientierte Maximen vernünftiger Wirtschaftspolitik einbetten in ein Gesamtkonzept struktureller Reformen in den Entwicklungsländern. Stichworte sind: Agrarreform, Steuerreform, Einkommensverteilung und innere Kapitalbildung. Das macht allerdings nur Sinn, wenn der Anpassungsprozeß im Inneren eines Landes von einer grundlegenden Verbesserung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen begleitet wird.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da sind wir einer Meinung!)

    Solange diese Bedingungen nicht gegeben sind, ist eine exportorientierte Entwicklungsstrategie, wie sie der IWF bisher fordert, ökonomisch unsinnig und unverantwortlich.
    Viertens. Was not tut, sind nicht nur konzeptionelle Korrekturen, sondern auch institutionelle Reformen; denn aller finanztechnischer und wirtschaftspolitischer Sachverstand nützt wenig, wenn die internatio-



    Dr. Hauchler
    nale Finanz- und Wirtschaftswelt ohne ausreichende Ordnung ist. Das ist zur Zeit der Fall.

    (Beifall bei der SPD)

    Die USA betreiben Defizitpolitik ohne Rücksicht auf den Rest der Welt. Die Bundesrepublik und Europa sowie Japan sind bisher nicht in der Lage, das Vakuum auszufüllen, das die USA seit dem Verlust ihrer hegemonialen Rolle hinterlassen hat. Der IWF hat seine ursprüngliche Funktion eingebüßt. Er entwickelt sich immer mehr zu einer Entwicklungsbank und macht damit der Weltbank Konkurrenz. Die UNO ist ohne Autorität und Ressourcen. Dieses ordnungspolitische Vakuum kann — das ist auch in den letzten Jahren nicht geschehen — durch die bilaterale Zusammenarbeit der großen Industrieländer nicht ausgefüllt werden.
    Deshalb brauchen wir einen neuen, mutigen Ansatz, um globale Verantwortung effizient zu organisieren, also einen Schritt hin zu einer Weltinnenpolitik zu tun.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie meinen hin zu einer Weltregierung?)

    Nur so werden uns die globalen Probleme nicht überrennen. Wenn wir hier nichts tun, wird auch der Norden seine Haut — das kann ich Ihnen sagen — nicht retten können.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Was sollen diese aufgeblasenen Reden?)