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    Plenarprotokoll 11/157 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 157. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Penner SPD 11835 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 11841 C Frau Trenz GRÜNE 11844 C Frau Seiler-Albring FDP 11845 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 11847 D Wüppesahl fraktionslos 11852 B Deres CDU/CSU 11854 A Häfner GRÜNE 11855 C Funke FDP 11857 B Engelhard, Bundesminister BMJ 11858 A Roth SPD 11859 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11865 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 11868 D Wissmann CDU/CSU 11871 D Dr. Jens SPD 11874 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 11877 B Rossmanith CDU/CSU 11880 A Hinsken CDU/CSU 11882 B Schäfer (Offenburg) SPD 11883 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 11888 C Dr. Knabe GRÜNE 11890 B Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11892 D, 11962 D Lennartz SPD 11895 A Dr. Laufs CDU/CSU 11897D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 11899A Vosen SPD 11904 B Schmidbauer CDU/CSU 11905 D Frau Bulmahn SPD 11908 A Austermann CDU/CSU 11910 C Frau Rust GRÜNE 11913 A Zywietz FDP 11914 B, 11930 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 11917 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 11920 D Dr. Hoffacker CDU/CSU 11925 B Frau Walz FDP 11927 C Frau Schoppe GRÜNE 11928 D Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 11932 B Dreßler SPD 11935 B Strube CDU/CSU 11942 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 11944 B Günther CDU/CSU 11946 B Dr. Thomae FDP 11949 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 11950 C Roth (Gießen) CDU/CSU 11954 B Dr. Struck SPD 11956 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Frau Rust GRÜNE 11964 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11964 C Nächste Sitzung 11970 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11971* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11971* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 11835 157. Sitzung Bonn, den 6. September 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 ** Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 ** Genscher FDP 07. 09. 89 Heimann SPD 07. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 ** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 07. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 ** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Niggemeier SPD 07. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Frau Pack CDU/CSU 06. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 07. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 07. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Sielaff SPD 06.09.89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 ** Tietjen SPD 07.09.89 Vahlberg SPD 07.09.89 Westphal SPD 07. 09.89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 ** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 ** Zierer CDU/CSU 07. 09. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 30. Juni 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL Bank-Gesetz - DSLBG) Drittes Gesetz zur Änderung des Milchgesetzes Gesetz zur Einführung eines Dienstleistungsabends Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz über die achtzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz und zur Änderung von Vorschriften über die Arbeitslosenhilfe (KOV-Anpassungsgesetz 1989 - KOVAnpG 1989) Gesetz zur Änderung von Vorschriften der See-Unfallversicherung in der Reichsversicherungsordnung Gesetz zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) Gesetz zur Änderung des Börsengesetzes Gesetz zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes Sechstes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes Gesetz über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten (Rettungsassistentengesetz - RettAssG) Zwölftes Gesetz zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes Gesetz zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften Achtes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Aussiedler und Übersiedler Gesetz zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes ... Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes und des Zivildienstes Sechstes Gesetz zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 14. November 1988 über den Beitritt der Portugiesischen Republik und des Königreichs Spanien zur Westeuropäischen Union Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft (LaFG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, auf eine Ergänzung des § 35 Abs. 3 Satz 1 Baugesetzbuch mit dem Ziel hinzuwirken, daß durch Festlegung konkreter Grenzwerte für Tierbestände die Privilegierung beim Bauen im Außenbereich eingeschränkt wird. Diese Ergänzung würde das vorrangige Anliegen des Gesetzes, das Entstehen neuer Tiergroßbestände zu erschweren, wesentlich unterstützen. Der vorgeschlagene Ausschluß der übergroßen Tierbestände von der Privilegierung des Bauens im Außenbereich stellt ein hochwirksames Instrument zur Erschwerung industrieller Tiermast dar. Die hiergegen erhobenen Bedenken sind einmal deshalb unbegründet, weil die Berücksichtigung agrarpolitischer Zielvorstellungen im Bauplanungsrecht nicht als sachfremd und damit nicht als Verstoß gegen das Willkürverbot (Art. 3 GG) angesehen werden kann. Zum anderen stellt die genannte Regelung lediglich eine zulässige Inhaltsbestimmung des Eigentumsbegriffs (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG) durch den Gesetzgeber dar. Die Planungshoheit der Gemeinden (Art. 28 Abs. 2 GG) wird nicht eingeschränkt. Eine Ergänzung der Baunutzungsverordnung wäre keine Ersatzlösung. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 23. Juni 1989 ihren Antrag Einstellung aller Atomwaffenversuche - Drucksache 11/2204 - zurückgezogen. 11972* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 8. August 1989 ihren Antrag Menschenrechte in Kolumbien — Drucksache 11/2404 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2133 Drucksache 11/3316 Drucksache 11/4456 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 10/5910 Drucksache 11/583 Drucksache 11/1531 Drucksache 11/2362 Drucksache 11/3017 Drucksache 11/3644 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/2953 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/596 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4019 Nr. 2.2, 2.3 Drucksache 11/4081 Nr. 2.4 Drucksache 11/4337 Nr. 3 Drucksache 11/4451 Nr. 2.3 Drucksache 11/4534 Nr. 2.2 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/4161 Nr. 2.11-2.17 Drucksache 11/4238 Nr. 2.4-2.8, 2.10, 2.11 Drucksache 11/4337 Nr. 8, 9, 11-21 Drucksache 11/4405 Nr. 3.5 Drucksache 11/4451 Nr. 2.7-2.14 Drucksache 11/4534 Nr. 2.8-2.16 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/4337 Nr. 22, 23 Drucksache 11/5051 Nr. 41 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/4161 Nr. 2.20 Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 22. August 1989 gemäß § 30 Absatz 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Wirtschaftsplan nebst Stellenplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Wirtschaftsplan 1989 und den Stellenplan zum Wirtschaftsplan 1989 im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Der Bundesminister für Post und Telekommunikation hat mit Schreiben vom 9. August 1989 gemäß § 31 der Posthaushaltsordnung den Nachtrag zum Haushaltsplan der Deutschen Bundespost für das Haushaltsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
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    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich freue mich, daß noch so zahlreiche Mitglieder dieses Hauses die abschließende Finanzdebatte verfolgen.

    (Bohl [CDU/CSU] [seinen Platz verlassend]: Dann will ich lieber gehen!)

    Ich begrüße unter den Zuhörern auch meine Ehefrau, die sich anhören will, wie die Debatte hier sein wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich will mit einer Antwort auf den Paul Hoffacker beginnen, den ich jetzt hier nicht sehe, aber vielleicht hört er über die Anlage meine Antwort doch.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Die Zahl der Sozialdemokraten hat sich von vier auf sechs erhöht!)

    Meine Damen und Herren, der Kollege Hoffacker hat hier davon gesprochen, daß unsere Kindergeldvorstellungen, die die Kollegin Matthäus-Maier am Montag erläutert hat, und die ich hier nicht wiederholen muß, nicht finanzierbar seien. Das ist nun das erste Argument seit langer Zeit, was dazu gefallen ist. Seit



    Dr. Struck
    einem Dreivierteljahr tragen wir Sozialdemokraten unsere Vorstellung, nämlich für jedes Kind ein einheitliches Kindergeld von 200 DM, das durch die Aufhebung der Kinderfreibeträge und durch Änderungen beim Ehegattensplitting finanziert wird, vor, und das Bundesfinanzministerium hat sich bisher noch nicht in der Lage gesehen, diese Rechnung, die wir aufgemacht haben, zu widerlegen. Deshalb ist die Behauptung des Kollegen Hoffacker falsch, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD)

    Das zweite, das ich sagen möchte, bezieht sich auf die Debatte am Montag. Wir haben in der Berichterstattung auf die Auftaktdebatte und über die Einbringungsrede des neuen Bundesfinanzministers einen Artikel in der „Süddeutschen Zeitung" mit der Überschrift „Die Opposition in der Offensive" gelesen, Herr Kollege Waigel. Ich möchte daraus zitieren. Natürlich zitiere ich daraus gern. Der Kollege von der „Süddeutschen Zeitung" , der das geschrieben hat, hat das gut und auch richtig geschrieben.

    (Bundesminister Dr. Waigel: Ist der Kollege?)

    — Ich sage das als Gewerkschaftsmitglied, Herr Waigel.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Ach so! — Bundesminister Dr. Waigel: Ich wußte nicht, daß er ein Kollege von Ihnen ist!)

    — Daß Sie mit Gewerkschaften nichts am Hut haben, weiß ich.
    Die oppositionelle SPD kann für sich verbuchen, der Debatte die thematische Kontur gegeben zu haben.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP — Seesing [CDU/CSU]: In welcher Debatte war der denn?)

    — Nun regen Sie sich doch nicht auf. Hört doch mal zu! Wir sind im Augenblick in einer friedlichen Stimmung hier. Finanzer unterscheiden sich von anderen eigentlich dadurch, daß sie immer solide und ordentlich argumentieren, Herr Bötsch.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Schade, daß der Rühe kein Finanzer ist!)

    Gewöhnen Sie sich das einmal an. — Herr Rühe ist ein schlimmes Beispiel. Das muß ich schon sagen. Allerdings möchte ich auch sagen — der Kollege ist nicht da — : Bernhard Friedmann hat einen sehr wohltuenden Debattenbeitrag geleistet, für den ich hier ausdrücklich danken möchte, auch für die SPD-Fraktion.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

    Ich setze mit dem Zitat fort:
    Der Eindringlichkeit, mit der ihre Finanzexpertin Matthäus-Maier die Notwendigkeit zukunftsorientierter Entscheidungen in der Finanzpolitik unterstrich und zum Inhalt ihrer Kritik am statischen Haushaltskonzept Waigels machte, vermochten sich die Sprecher der Regierungsfraktionen nicht zu entziehen.
    Dem bleibt, meine sehr verehrten Damen und Herren, nichts hinzuzufügen, wobei ich ausdrücklich meine finanzpolitische Sprecherin loben möchte.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Entscheidung, die die SPD-Fraktion damals getroffen hat, war eine sehr gute Entscheidung, wie sich heute zeigt.
    Es geht weiter:
    Bemerkenswert defensiv zeigte sich bei dieser Konfrontation der Bundesfinanzminister. Er schien vor allem darauf präpariert zu sein, der SPD frühere finanzpolitische Sünden vorzurechnen.
    Der Kollege Adolf Roth hat das gleiche eben wieder gemacht. Ich möchte dazu etwas sagen und den Kollegen Weng aus seiner vorgestrigen Rede zitieren.

    (Frau Seiler-Albring [FDP]: Gute Rede!)

    — Teilweise. — Zu dem Thema Schuldenlast und Zinslast hat der Herr Kollege Weng gesagt:
    Ich meine allerdings, daß der Hinweis der Union, sie zahle im wesentlichen Zinsen und Zinseszinsen für die Schulden früherer Regierungen, inzwischen nicht mehr trägt.
    Das stimmt.

    (Beifall der Abg. Frau Matthäus-Maier [SPD])

    Es ist vom Prinzip her schon bald egal, Herr Kollege Waigel — da müssen Sie vielleicht ein bißchen von dem abweichen, was Ihnen Ihre Leute aufgeschrieben haben —, wofür wir die Zinsen zu zahlen haben.

    (Borchert [CDU/CSU]: Das könnte Ihnen so passen!)

    Entscheidend ist die Höhe der Zinslast, Herr Kollege Waigel. Ich denke, hier stimmen wir überein. Wir müssen uns alle bemühen, meine Damen und Herren, mit den Zinsen, die nun einmal angefallen sind und die den drittgrößten Ausgabenteil im Bundeshaushalt ausmachen, fertigzuwerden. Hören Sie endlich einmal auf, von Erblast zu reden! Das kann keiner mehr hören. Wir wollen es nicht mehr hören,

    (Lachen bei der CDU/CSU — Dr. Faltlhauser [CDU/CSU]: Das ist es!)

    weil es auch nicht mehr stimmt. Wolfgang Weng hat recht. Eines ärgert mich natürlich auch: Tun Sie nicht so, als seien wir Sozialdemokraten von 1969 bis 1982 allein in der Regierung gewesen! Da waren wohl auch noch andere dabei.

    (Kraus [CDU/CSU]: Das ist ein halbes Schuldbekenntnis! — Dr. Bötsch [CDU/ CSU]: Die sind schlauer geworden! — Borchert [CDU/CSU]: Sie haben die Finanzminister gestellt!)

    Wenn man sich das politische Geschehen der Debatte und insbesondere während der Sommerpause



    Dr. Struck
    betrachtet, wird ein grundlegender Unterschied zwischen der CDU/CSU und der SPD deutlich.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)

    — Ich komme auf diesen Punkt. — Die Union hatte unbestritten die Meinungsführerschaft in der Frage, ob Geißler CDU-Generalsekretär bleibt oder nicht. Die SPD, meine Damen und Herren, hatte die Meinungsführerschaft in der Frage,

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Grün oder rot!)

    wie wir unsere Umwelt so gestalten — und unsere Wirtschaft entsprechend umbauen —, daß sie zukünftig lebenswert bleibt.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Wie hoch die Steuern werden!)

    Sie beschäftigen sich nur mit sich selbst und mit Ihren eigenen Problemen, und wir beschäftigen uns mit den Aufgaben der Zukunft. Das ist der Unterschied.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU: Mit der Steuererhöhung! Steuererhöhungspartei!)

    — Darauf komme ich noch zu sprechen.
    Was ist nun mit dem Bundesfinanzminister? Herr Waigel, mich hat in Ihrer Replik am Montag auf die Rede der Kollegin Matthäus-Maier erstaunt, daß Sie sich insofern Ihrem Amtsvorgänger annähern, als Sie äußerst dünnhäutig auf Kritik reagieren. Sie haben sich darüber beschwert, daß wir bei Ihrer Rede Zwischenrufe machen. Herr Waigel, ich habe das heute nochmals im Protokoll nachgelesen. Nehmen Sie zur Kenntnis: Die SPD-Fraktion ist nicht Befehlsempfänger des Finanzministers und hört sich brav an, was Sie uns erzählen. Herr Stoltenberg — das möchte ich Ihnen sagen; das werden Ihnen auch Ihre Mitarbeiter im Hause sagen — wurde immer nervöser, je länger die Zeit fortschritt. Ich denke, es wäre für Sie kein guter Anfang, wenn Sie schon mit so einer Dünnhäufigkeit auf Kritik reagieren. Zum Beispiel ist es doch wohl völlig unbestritten, Herr Waigel, daß Sie sich in der Sommerpause nicht mit den Zukunftsfragen in der Finanzpolitik beschäftigt haben, sondern mit so unseligen Fragen wie der, wo die Grenzen von 1937 verlaufen.

    (Beifall bei der SPD)

    Da haben Sie der Bundesrepublik großen Schaden zugefügt.

    (Dr. Faltlhauser [CDU/CSU]: Nein! Sie beschimpfen das Verfassungsgericht!)

    Ich will jetzt nicht auf diese außenpolitischen Fragen eingehen — —

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: Da tun Sie gut dran; davon verstehen Sie nichts!)

    — Ja, Sie verstehen von gar nichts, Herr Bötsch. Insofern verstehe ich ein bißchen mehr.
    Ich komme jetzt einmal zur Schuldensituation, weil ich mir denke, daß das ein Punkt ist, über den man ausführlich diskutieren muß, später auch noch im Haushaltsausschuß. Sie wollen 33,7 Milliarden DM neue Schulden machen. Hinzu rechnen wir noch 7 Milliarden DM Bundesbankgewinn. Sie sind also
    bei 40,7 Milliarden DM Deckungslücke im Haushalt. Nun sagen wir nicht — Ingrid Matthäus-Maier hat auch schon erklärt — , daß Kreditaufnahme an sich etwas Falsches und Schlimmes ist. Das Schlimme an Ihrer Kreditaufnahme ist nur, daß Sie mit diesem Geld nicht Zukunftsaufgaben finanzieren wollen und daß Sie daß Sie das zu einem Zeitpunkt tun, wo die Konjunktur so gut läuft, daß man sich in der Tat antizyklisch verhalten sollte und nicht prozyklisch. Das ist das Schlimme, und das ist der Unterschied zwischen den Kreditaufnahmen, die Sie und die wir zu verantworten haben. Bei einer gesamtwirtschaftlichen Situation von 3 bis 4 % Wachstum und kräftig sprudelnden Steuereinnahmen ist diese hohe Kreditaufnahme überhaupt nicht zu verantworten. Sie ist auch wirtschaftspolitisch verfehlt. Wenn Sie jetzt noch so massiv die Verschuldung erhöhen, geht das in erster Linie in die Preise. Mit dieser gesamtwirtschaftlichen Lage ist das jedenfalls nicht vereinbar.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Zinsausgaben des Bundes, meine Damen und Herren, betragen heute 32,4 Milliarden DM. Das ist ein Anstieg um 10 Milliarden DM seit 1982, also in sieben Jahren. Nach Ihrer Finanzplanung werden die Zinsausgaben des Bundes bis 1993 noch einmal um fast 10 Milliarden DM ansteigen auf 21,2 Milliarden DM. Das heißt: Der Zinsanstieg um 10 Milliarden DM dauerte zuletzt noch sieben Jahre, die nächsten 10 Milliarden DM Zinsanstieg erfolgen in nur noch vier Jahren. Darin zeigt sich die ganze Dramatik der Entwicklung.
    Die Möglichkeiten staatlicher Politik und staatlicher Reformpolitik werden durch diesen Anstieg der Zinsquote immer mehr eingeengt. Es gibt keine staatlichen Handlungsspielräume. Das ist die Folge der Schuldenpolitik dieser Bundesregierung: der zunehmend handlungsunfähige Staat.
    Wir werden dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen, sondern unser Konzept dagegensetzen. Es fehlt die positive Perspektive in der Finanzplanung bis 1993.

    (Borchert [CDU/CSU] : In Ihrem Konzept!)

    Sie planen bereits heute auch für 1993 noch immer eine Neuverschuldung von 25,6 Milliarden DM ein. Jeder, der sich mit Finanzpolitik beschäftigt, weiß, daß die Neuverschuldung zum Schluß immer höher ausfällt, als sie von der Bundesregierung vier Jahre im voraus geplant war. Diese Erfahrung haben wir gemacht, diese Erfahrung haben Sie jetzt gemacht, und Sie, Herr Waigel, werden sie auch noch machen.

    (Bundesminister Dr. Waigel: Das Gegenteil!)

    — Nein, nein, nicht das Gegenteil. Wir werden uns in vier Jahren wieder sprechen: Sie dann von der Oppositionsseite und wir von der Regierungsseite.
    Bei dieser Bundesregierung war die Neuverschuldung später im Durchschnitt 8,5 Milliarden DM höher, als ursprünglich in der Finanzplanung vorgesehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Quatsch!)




    Dr. Struck
    — Das ist gar nicht Quatsch, das stimmt.

    (Becker [Nienberge] [SPD]: Das ist die Wahrheit!)

    Jochen Borchert sagt gar nichts dazu, also stimmt es: Das ist die Wahrheit.

    (Borchert [CDU/CSU]: Ich kann doch nicht ständig widersprechen!)

    Sie wollen auf Teufel komm raus Wahlgeschenke in zweistelliger Milliardenhöhe an die Unternehmen verteilen. Sie beharren unbelehrbar auf Ihrem Standpunkt, die Bundesrepublik sei als Produktionsstandort nicht mehr attraktiv, weil die Unternehmensbesteuerung zu hoch sei.
    Nun möchte ich Ihnen einen Zeugen aus den Tikker-Meldungen von heute abend zitieren, der bestimmt nicht verdächtig ist, der Sozialdemokratie nahe zu stehen, nämlich den Präsidenten des Bundesfinanzhofes, Herrn Klein, der den Kollegen der CSU ja sicherlich gut bekannt ist. Der Franz Klein hat heute laut Ticker-Meldung gesagt, daß überhaupt keine Notwendigkeit bestehe, die Unternehmensbesteuerung in der Bundesrepublik Deutschland in der Weise zu ändern, daß die Unternehmen weniger Steuern zu bezahlen haben. Das sollte denn doch auch für Sie, meine Damen und Herren, ein guter Zeuge sein und Sie veranlassen, endlich von diesen verfehlten Plänen Abstand zu nehmen.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Faltlhauser [CDU/ CSU]: Das hat er früher schon gesagt, aber in einem ganz anderen Zusammenhang!)

    — Es geht doch um folgendes, Herr Kollege Faltlhauser: Wenn Sie und leider auch die Kollegen von der FDP für die nächste Legislaturperiode ankündigen, die Unternehmensbesteuerung zu ändern — die Bundesrepublik sei ein schlechter Standort, unsere Unternehmen seien benachteiligt usw. —, dann müssen Sie sich doch gefälligst auch einmal anhören, was sachkundige Kritiker dazu sagen, nicht nur die Gutachter, die wir zitiert haben, sondern zum Beispiel auch der Präsident des Bundesfinanzhofs.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Heute!)

    Die Unternehmensbesteuerung muß nicht geändert werden. Die Bundesrepublik Deutschland bleibt nach wie vor ein attraktiver Industriestandort.

    (Lowack [CDU/CSU]: Dank unserer Politik!)

    Unsere Unternehmer wissen doch selbst, daß sie die hervorragende öffentliche Infrastruktur in unserem Land nicht zum Nulltarif haben können.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das war 1982 ein ganz anderes Bild!)

    Es kann doch auch nicht im Interesse der Unternehmen sein, einen armen Staat zu haben, weil der Staat Vorleistungen, die notwendig sind, für die Unternehmen erbringen muß.


Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Lassen Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Bötsch zu?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Immer. Ich lasse, zu diesem Zeitpunkt jedenfalls, jede Zwischenfrage zu.