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ID1115721600

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    Plenarprotokoll 11/157 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 157. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Penner SPD 11835 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 11841 C Frau Trenz GRÜNE 11844 C Frau Seiler-Albring FDP 11845 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 11847 D Wüppesahl fraktionslos 11852 B Deres CDU/CSU 11854 A Häfner GRÜNE 11855 C Funke FDP 11857 B Engelhard, Bundesminister BMJ 11858 A Roth SPD 11859 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11865 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 11868 D Wissmann CDU/CSU 11871 D Dr. Jens SPD 11874 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 11877 B Rossmanith CDU/CSU 11880 A Hinsken CDU/CSU 11882 B Schäfer (Offenburg) SPD 11883 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 11888 C Dr. Knabe GRÜNE 11890 B Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11892 D, 11962 D Lennartz SPD 11895 A Dr. Laufs CDU/CSU 11897D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 11899A Vosen SPD 11904 B Schmidbauer CDU/CSU 11905 D Frau Bulmahn SPD 11908 A Austermann CDU/CSU 11910 C Frau Rust GRÜNE 11913 A Zywietz FDP 11914 B, 11930 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 11917 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 11920 D Dr. Hoffacker CDU/CSU 11925 B Frau Walz FDP 11927 C Frau Schoppe GRÜNE 11928 D Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 11932 B Dreßler SPD 11935 B Strube CDU/CSU 11942 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 11944 B Günther CDU/CSU 11946 B Dr. Thomae FDP 11949 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 11950 C Roth (Gießen) CDU/CSU 11954 B Dr. Struck SPD 11956 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Frau Rust GRÜNE 11964 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11964 C Nächste Sitzung 11970 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11971* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11971* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 11835 157. Sitzung Bonn, den 6. September 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 ** Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 ** Genscher FDP 07. 09. 89 Heimann SPD 07. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 ** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 07. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 ** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Niggemeier SPD 07. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Frau Pack CDU/CSU 06. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 07. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 07. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Sielaff SPD 06.09.89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 ** Tietjen SPD 07.09.89 Vahlberg SPD 07.09.89 Westphal SPD 07. 09.89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 ** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 ** Zierer CDU/CSU 07. 09. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 30. Juni 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL Bank-Gesetz - DSLBG) Drittes Gesetz zur Änderung des Milchgesetzes Gesetz zur Einführung eines Dienstleistungsabends Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz über die achtzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz und zur Änderung von Vorschriften über die Arbeitslosenhilfe (KOV-Anpassungsgesetz 1989 - KOVAnpG 1989) Gesetz zur Änderung von Vorschriften der See-Unfallversicherung in der Reichsversicherungsordnung Gesetz zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) Gesetz zur Änderung des Börsengesetzes Gesetz zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes Sechstes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes Gesetz über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten (Rettungsassistentengesetz - RettAssG) Zwölftes Gesetz zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes Gesetz zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften Achtes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Aussiedler und Übersiedler Gesetz zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes ... Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes und des Zivildienstes Sechstes Gesetz zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 14. November 1988 über den Beitritt der Portugiesischen Republik und des Königreichs Spanien zur Westeuropäischen Union Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft (LaFG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, auf eine Ergänzung des § 35 Abs. 3 Satz 1 Baugesetzbuch mit dem Ziel hinzuwirken, daß durch Festlegung konkreter Grenzwerte für Tierbestände die Privilegierung beim Bauen im Außenbereich eingeschränkt wird. Diese Ergänzung würde das vorrangige Anliegen des Gesetzes, das Entstehen neuer Tiergroßbestände zu erschweren, wesentlich unterstützen. Der vorgeschlagene Ausschluß der übergroßen Tierbestände von der Privilegierung des Bauens im Außenbereich stellt ein hochwirksames Instrument zur Erschwerung industrieller Tiermast dar. Die hiergegen erhobenen Bedenken sind einmal deshalb unbegründet, weil die Berücksichtigung agrarpolitischer Zielvorstellungen im Bauplanungsrecht nicht als sachfremd und damit nicht als Verstoß gegen das Willkürverbot (Art. 3 GG) angesehen werden kann. Zum anderen stellt die genannte Regelung lediglich eine zulässige Inhaltsbestimmung des Eigentumsbegriffs (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG) durch den Gesetzgeber dar. Die Planungshoheit der Gemeinden (Art. 28 Abs. 2 GG) wird nicht eingeschränkt. Eine Ergänzung der Baunutzungsverordnung wäre keine Ersatzlösung. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 23. Juni 1989 ihren Antrag Einstellung aller Atomwaffenversuche - Drucksache 11/2204 - zurückgezogen. 11972* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 8. August 1989 ihren Antrag Menschenrechte in Kolumbien — Drucksache 11/2404 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2133 Drucksache 11/3316 Drucksache 11/4456 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 10/5910 Drucksache 11/583 Drucksache 11/1531 Drucksache 11/2362 Drucksache 11/3017 Drucksache 11/3644 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/2953 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/596 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4019 Nr. 2.2, 2.3 Drucksache 11/4081 Nr. 2.4 Drucksache 11/4337 Nr. 3 Drucksache 11/4451 Nr. 2.3 Drucksache 11/4534 Nr. 2.2 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/4161 Nr. 2.11-2.17 Drucksache 11/4238 Nr. 2.4-2.8, 2.10, 2.11 Drucksache 11/4337 Nr. 8, 9, 11-21 Drucksache 11/4405 Nr. 3.5 Drucksache 11/4451 Nr. 2.7-2.14 Drucksache 11/4534 Nr. 2.8-2.16 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/4337 Nr. 22, 23 Drucksache 11/5051 Nr. 41 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/4161 Nr. 2.20 Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 22. August 1989 gemäß § 30 Absatz 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Wirtschaftsplan nebst Stellenplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Wirtschaftsplan 1989 und den Stellenplan zum Wirtschaftsplan 1989 im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Der Bundesminister für Post und Telekommunikation hat mit Schreiben vom 9. August 1989 gemäß § 31 der Posthaushaltsordnung den Nachtrag zum Haushaltsplan der Deutschen Bundespost für das Haushaltsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
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    Rede von Horst Günther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die jetzt laufende Debatte über die Sozialpolitik insgesamt in ihrer Verbindung zum Entwurf des Bundeshaushalts 1990 dient vor allem dem Ziel, die Aussagen zur Sozialpolitik zu vertiefen, die es bereits in der beachtenswerten Einbringungsrede des Bundesfinanzministers Waigel und in der anschließenden Grundsatzaussprache gegeben hat.

    (Dreßler [SPD]: Das war ja Vilshofen!)

    Im Gegensatz zu den Horrorgemälden, die die Opposition auch heute wieder vorgeführt hat,

    (Kolb [CDU/CSU]: Dreßlereien sind das!)

    muß man doch endlich einmal feststellen, wie die Lage der Bevölkerung wirklich ist. Das einzige, was mich davon abhalten könnte, ist, daß es Mitmenschen gibt, denen es nicht so gut geht; das wissen wir auch. Aber Sie zwingen uns durch Ihre Horrorgemälde, hier doch einmal folgendes festzustellen.
    Meine Damen und Herren, wir haben seit Jahren eine Erhöhung der Nettorealeinkommen, die einher-
    geht mit der Anhebung von Renten und der Anhebung von sonstigen Sozialeinkommen.

    (Zurufe von der SPD)

    Wir haben in der Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Ländern den längsten Urlaub, wir haben die kürzeste Arbeitszeit, wir haben die beste Mitbestimmungsregelung für die Betriebe und Unternehmen, wir haben die beste Kaufkraft für unser Geld, wir haben seit Jahren Wirtschaftswachstum mit der Folge von zusätzlichen Arbeitsplätzen, wir haben die höchste Beschäftigtenzahl, die es je in unserem Land gegeben hat, wir haben relative Preisstabilität, wir haben das beste Rentensystem der Welt, wir haben eine phantastische Gesundheitsversorgung, und wir haben überhaupt die beste soziale Absicherung in allen Lebenslagen für die Bürger unseres Landes.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Kolb [CDU/CSU]: Nur Dreßler weiß das nicht! — Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Wir haben die schlechteste Opposition! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Und den besten Arbeitsminister!)

    Wenn das nicht so wäre, würden Sie von der Opposition doch nicht jeden Tag eine neue Forderung aufstellen: Paßt bloß auf, wenn der EG-Binnenmarkt kommt, daß das alles erhalten bleibt! Wenn das so schlecht ist, Herr Dreßler, wie Sie es hier vorgeführt haben, dann nennen Sie doch mal andere Länder, deren System wir nachmachen sollten. Sie finden kein einziges im ganzen EG-Bereich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Becker [Nienberge] [SPD]: Aber wir haben das in den 70er Jahren aufgebaut, Herr Günther!)

    Andere würden sich die Finger danach lecken, und weil das so ist, brauchen wir auch nicht von der Hand in den Mund zu leben. Wir können vernünftig planen und auch vorausschauende Politik machen.
    Aus diesem Grunde können auch die Ausgaben im Sozialhaushalt des Bundes im Zusammenhang mit der mehrjährigen Finanzplanung bis 1993 und mit der Entwicklung des Sozialbudgets gesehen werden. Dieses belief sich im Jahre 1988 nach Schätzungen auf 660,2 Milliarden DM oder 31,1 % des Bruttosozialprodukts. Für 1989 wird das Sozialbudget vorläufig auf 680 Milliarden DM oder 30,5 % des Bruttosozialprodukts veranschlagt. Das Sozialbudget ist nominell auch in den zurückliegenden Jahren ständig gestiegen. Demgegenüber ist aber der Anteil am Bruttosozialprodukt im Gesamttrend leicht gesunken. Wenn Sie meinen, das sei negativ: Nein, das Bruttosozialprodukt ist außerordentlich progressiv angestiegen. Das ist dafür der Grund.
    Das starke Wirtschaftswachstum hat seit September 1988 zu einem Anstieg der Erwerbstätigenzahlen geführt, der noch deutlich über den sehr starken Anstieg der Zahl der Menschen hinausgeht, die Zugang zum Erwerbsleben suchen, und zwar trotz der starken Zuwanderung von Aussiedlern und Übersiedlern, die zusätzlich auf den Arbeitsmarkt wollen.

    (Zuruf von der FDP: Und der großen Jahrgänge!)




    Günther
    — Ja, richtig.
    Wir haben eine starke Abnahme der Arbeitslosenzahlen bei gleichzeitigem Anstieg der Beschäftigtenzahlen. Wir haben eine seit Jahren kräftig steigende Nachfrage nach Arbeit, die jetzt, wie gesagt, durch die große Zahl von Aus- und Übersiedlern noch zunimmt, deren Kommen wir übrigens außerordentlich begrüßen.
    Daß die Entwicklung dennoch so gut ist, hat den Grund in einer insgesamt richtigen Politik dieser Bundesregierung und der sie tragenden Fraktionen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Peter [Kassel] [SPD]: Und warum zerfällt die CDU?)

    Im laufenden Monat September wird die Arbeitslosenquote unter das Niveau vom September 1982, also unmittelbar vor der politischen Wende vor sieben Jahren, absinken.

    (Peter [Kassel] [SPD]: Warum zerfällt die CDU dann eigentlich?)

    Bei oberflächlicher Betrachtung erscheint dies nicht besonders beeindruckend, wohl aber, wenn man in die Beurteilung einbezieht, was in sieben Jahren bewältigt wurde. In dieser Zeit stieg die Zahl der Erwerbspersonen um über eine Million an. Auf Grund der Vorbelastungen aus der Zeit vor der Wende sank aber die Zahl der Erwerbstätigen noch bis Anfang 1984 um über 300 000 ab. Danach sind die Erwerbstätigenzahlen kontinuierlich gestiegen. Sie werden im Herbst dieses Jahres fast 1,4 Millionen höher liegen als im Frühjahr 1984 und über eine Million höher als im September 1982.
    Das ist eine ungeheure Leistung, meine Damen und Herren, auf die wir stolz sind, auch wenn sie noch nicht ausreicht; das wollen wir gerne zugeben.

    (Kolb [CDU/CSU]: Aber die SPD würde ihre Fehler gerne wiederholen!)

    Es wird beschäftigungspolitisch auch zukünftig in unserem Lande vorangehen.
    Aber ich will auch feststellen: Unbefriedigend ist die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktlage für die Schwerbehinderten. Zwar ist die Arbeitslosigkeit auch bei ihnen zurückgegangen, aber von August 1988 bis August 1989 nur um 3,9 %, während die anderen Arbeitslosenziffern insgesamt um 10,5 % abgenommen haben. Meine Damen und Herren, das ist nicht schön; das wollen wir auch verbessern.
    Die Rate der Arbeitslosigkeit bei den Schwerbehinderten ist überdurchschnittlich hoch. Ich richte daher einen erneuten Appell vor allen Dingen an die öffentlichen, aber auch an die privaten Arbeitgeber, die ihre Pflichtquote für die Beschäftigung Schwerbehinderter nicht erfüllt haben, sich nun endlich ihrer Aufgabe anzunehmen und wenigstens die Pflichtquote zu erfüllen.

    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, der Arbeitsmarkt hat aber auch ansonsten schwierige Strukturen. Arbeitslose passen nicht immer auf offene Stellen; Bildungsdefizite verhindern oft Fortbildung und sogar auch
    Umschulung. Was falsche Bildungsinhalte und falsche Schulpolitik versäumt haben, kann auch die Bundesanstalt für Arbeit nicht nachholen, obwohl hier trotzdem einiges geschieht.

    (Kolb [CDU/CSU]: In manchen Ländern ist es besonders gravierend!)

    Dazu gehört auch die Diskussion um die Sprachförderung. Mögen jetzt auch einige Aussiedler sofort ohne Sprachförderung vermittelt werden können, besteht doch die Gefahr — darauf möchte ich hinweisen — , daß sie bei der nächsten Rezession wieder entlassen werden. Auf der anderen Seite ist es falsch, Aussiedler aus guten Arbeitsverhältnissen, die sie bekommen haben, herauszuholen, um sie in einen Sprachlehrgang zu geben. Etwas mehr individuelle Bearbeitung und flexibleres Handeln scheinen auf diesem Sektor insgesamt angebracht zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ein weiteres Feld, meine Damen und Herren, ist die Vermittlung älterer Arbeitnehmer, nicht nur der Langzeitarbeitslosen. Ab 50 zu alt; meine Damen und Herren, wenn ich mir vorstelle — ich habe diese Zahl vor wenigen Wochen erreicht — , daß es mir so ergehen könnte und mir gesagt würde, mit der 5 vorne sei ich zu alt, würde ich vielleicht zunächst erst einmal lachen; aber dann würde ich sicherlich auch sehr traurig, und zwar über so viel Dummheit und Arroganz zugleich. Wir gehen hin und nehmen im Rentenrecht die Erhöhung der Lebensarbeitszeit vor. Dann muß damit auch das Umdenken in den Köpfen insbesondere derjenigen, die einstellen, einhergehen, daß man dann auch ältere Leute wieder einstellt und sie nicht einfach der Allgemeinheit überläßt.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Das muß vorangetrieben werden. Ich denke, alle sollten sich daran ein Beispiel nehmen; denn wir stellen immer wieder fest: In Aufsichtsräte werden auch Leute gewählt, die über 65 Jahre alt sind; ich nehme an, wegen der großen Erfahrungen, die sie haben. Warum nutzt man diese nicht auch bei der Arbeit im Betrieb besser?
    Aber auch die Vermittlungstätigkeit muß modernisiert und wirksamer werden. Zunehmende Klagen über Leute, die nicht wollen, erreichen uns. Bei uns in der Politik wird alles abgeladen. Die einen greifen uns wegen hoher registrierter Arbeitslosigkeit an, die anderen, weil sie angeblich Arbeitslose geschickt bekommen, die nicht arbeiten wollen. Es kann doch nur im Interesse aller liegen — vor allem derer, die durch fleißige Arbeit Beiträge zahlen, und auch derer, die unbedingt vermittelt werden wollen, aber für die nicht genug Zeit aufgewandt wird —, wenn man sich diesem Problem etwas intensiver und genauer widmet.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Deshalb müssen z. B. die vorhandenen Instrumente der Vermittlung im Betrieb ausgebaut werden. Wenn der Vermittler mit in den Betrieb geht, kann er sowohl feststellen, ob der Arbeitslose arbeitswillig ist, als auch gleichzeitig die Zumutbarkeit des Angebots seitens des Arbeitgebers insgesamt prüfen. Das wollte ich zum Thema Arbeitsmarkt einmal gesagt haben.



    Günther
    Die soziale Sicherung steht in unserem Land auf soliden Beinen.

    (Becker [Nienberge] [SPD]: Das hat Walter Arendt gemacht!)

    Sie ist und bleibt solide finanziert. Dabei ist besonders zu beachten, daß die aus dem Bundeshaushalt zu erbringenden Aufwendungen für die soziale Sicherung — es werden 1990 etwa 103 Milliarden DM insgesamt sein — in den nächsten Jahren bei realistischer Einschätzung erbracht werden können, ohne daß die Neuverschuldung des Staates prozentual über das Ausmaß des Anstiegs des Bruttosozialprodukts hinaus anwachsen wird.
    Dagegen gab es zwischen 1974 und 1982 Finanzierungsdefizite der öffentlichen Haushalte, die jährlich zwischen 2,6 % und 4,9 % des jeweiligen Bruttosozialprodukts lagen. 1982 lag dieses Defizit bei 4,4 %. Nach 1982 konnte dieser Prozentsatz allmählich auf 2 abgesenkt werden; eine Tatsache, die uns Sozialpolitiker sehr froh stimmt. Ohne wachsende Wirtschaft und ohne solide öffentliche Finanzen gäbe es für unsere Mitbürger auch keine Zuversicht, daß unser gut ausgestattetes soziales Sicherungsnetz auf Dauer tragfähig bleibt.
    Allerdings kann der Staat seine Vorausberechnungen nicht ohne Berücksichtigung bestimmter Annahmen über die Entwicklung wichtiger wirtschaftlicher Daten vornehmen. Wenn in der mehrjährigen Finanzplanung des Bundes bis 1993 ein durchschnittliches jährliches reales Wirtschaftswachstum von 2,5 % — Sie sehen, wie bescheiden wir sind — unterstellt wird, liegen dem Annahmen über maßvolle Verkürzungen der Arbeitszeiten in der Weise zugrunde, daß drei Fünftel der Erhöhung der Arbeitsproduktivität in höhere Realeinkommen umgesetzt werden, zwei Fünftel in Arbeitszeitverkürzungen.
    Wirtschaftliches Wachstum benötigen wir in Zukunft aber auch, um zusätzliche Aufgaben in der Sozialpolitik in Angriff nehmen zu können. Wir brauchen insbesondere Mittel erstens für die weitere Verbesserung der Leistungen an die Familien und die Infrastruktur für Familien und Kinder, z. B. in der Jugendhilfe, sowie im Schwerbehindertenbereich; zweitens für produktive Maßnahmen der Arbeitsförderung, die wir in einer bestimmten Weise umstellen und zum Teil ausbauen müssen für Qualifizierung, berufliche Rehabilitation und die Eingliederung Schwerbehinderter, wenn das nicht endlich auf andere Weise zustande kommt; drittens für die Finanzierung der im Trend steigenden Lasten in der Alterssicherung, und zwar nicht nur der Rentenversicherung, sondern auch der Beamtenversorgung und ergänzender Alterssicherungssysteme; viertens für die Eingliederung der wachsenden Zahlen von Aussiedlern und Übersiedlern in unser wirtschaftliches, soziales und gesellschaftliches Leben.
    Neben diesen Herausforderungen der Beschäftigungspolitik und der Sicherung sozialer Leistungen gilt es, dafür zu sorgen, daß unsere Sozialversicherungssysteme auch in Zukunft leistungsfähig und finanzierbar bleiben. Mit dem Gesetz zur Strukturreform im Gesundheitswesen, das am Anfang dieses Jahres in Kraft getreten ist, hat die Koalition hierfür im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung wichtige und — wie die Entwicklung bereits deutlich zeigt — erfolgreiche Voraussetzungen geschaffen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Ausgabenexpansion in der gesetzlichen Krankenversicherung ist gestoppt. Wir verzeichnen erstmals seit langen Jahren wieder stabile Beitragssätze. Dank der kooperativen und konstruktiven Mitwirkung der Spitzenverbände der Krankenkassen gelingt die Verwirklichung des Konzepts der Festbeträge für Arzneimittel. Ich habe gestern mit einem chronisch Kranken gesprochen: Er braucht überhaupt nichts mehr zuzuzahlen. Und hier wird das Horrorgemälde der chronisch Kranken an die Wand gemalt.
    Die Arzneimittelpreise kommen ins Rutschen. Die Krankenkassen erzielen hohe Einsparungen, die den Versicherten zugute kommen. Die Versicherten erhalten vollwertige Leistungen. Und was von der Opposition immer bestritten wurde: Die Arzneimittelindustrie leistet nun in der Tat ihren Beitrag — wie Sie ihn auch immer nennen wollen; von mir aus Solidaritätsbeitrag — zu den Einsparungen im Gesundheitswesen.
    Meine Damen und Herren, der zweite, ebenso wichtige Bereich ist die gesetzliche Rentenversicherung. Hier gibt es erfreulicherweise — ich sage das gerne — einen gemeinsamen Gesetzentwurf mit der SPD. Die Reform orientiert sich insbesondere an folgenden Maßstäben: Sie erfolgt im Rahmen des bestehenden Rentensystems, d. h., die Renten bleiben lohn- und betragsbezogen und damit an der Lebensleistung ausgerichtet. Damit wird den Vorstellungen von allgemeinen Grundrenten eine klare Absage erteilt. Auch die Eigenständigkeit der verschiedenen Alterssicherungssysteme, insbesondere der Beamtenversorgung, bleibt gewahrt. Die SPD konnte also ihre Bestrebungen nach sogenannter Harmonisierung, die letztlich auf Vereinheitlichung und Einheitsalterssicherung hinauslaufen, wie ich meine, nicht durchsetzen.

    (Frau Beck-Oberdorf [GRÜNE]: Ha!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch wir von der Union hätten noch manche Maßnahme lieber schneller, umfangreicher und intensiver verwirklicht.

    (Reimann [SPD]: Noch mehr kürzen!)

    Es bleiben noch viele Aufgaben zu erledigen. Die Bundesregierung unter Helmut Kohl und die sie tragenden Fraktionen und Parteien sind, ob Sie es glauben oder nicht — prüfen Sie es nach —, auf einem sehr guten Weg.

    (Dr. Bötsch [CDU/CSU]: So ist es!)

    Der Haushalt 1990 setzt den Rahmen für eine weitere erfolgreiche Politik im Sinne unserer Bürger. Dafür sind wir da, und dafür arbeiten wir weiter.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Thomae.




  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dieter Thomae


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! 4,6 % Wirtschaftswachstum für das erste halbe Jahr, relativ stabile Preise

    (Heyenn [SPD]: Also hohe Sozialleistungen!)

    und stabile Sozialbeiträge sind die Eckwerte, auf die wir sehr stolz sind.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Reimann [SPD]: Trotzdem 2 Millionen Arbeitslose!)

    Daß es die Opposition in dieser Zeit besonders schwer hat, steht für mich außer Frage.
    Diese Erfolge kommen nicht von irgendwoher.

    (Peter [Kassel] [SPD]: Und wieso laufen euch die Wähler weg? Das verstehe ich nicht!)

    Sie sind das Ergebnis der 1982 eingeleiteten und in dieser Legislaturperiode fortgesetzten Konsolidierungs- und Reformpolitik. Die Bürger sehen und wissen, daß ein politischer Wechsel das Ende der Prosperität und den Rückfall in die Zeiten des Pessimismus, der Wachstumsfeindlichkeit, der Verschuldung, der Geldentwertung, der Arbeitslosigkeit und der Erschütterung der sozialen Sicherungssysteme mit sich bringen würde.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU — Widerspruch bei der SPD — Heyenn [SPD]: Sie haben Herrn Waigel nicht zugehört! Die Verschuldung war noch nie so hoch!)

    Da hilft die unverbesserliche und durch regelmäßige Wiederholungen nicht richtiger werdende Kritik der Opposition an der Gesundheitsreform überhaupt nicht. Die Bürger erkennen, daß die Gesundheitsreform Früchte trägt, daß die medizinische Versorgung, meine Damen und Herren, genauso gut wie vorher ist, daß aber jetzt der Beitragsanstieg zum Stillstand gekommen ist. Dazu werden die Festbeträge bei Arzneimitteln und Hilfsmitteln, bei Brillen und Hörgeräten entscheidend beitragen. Die Festbetragsregelung erweist sich jetzt, wo es konkrete Erfahrungen gibt, als ein durchaus positives Instrument, und zwar aus folgenden Gründen:
    Erstens. Die Einsparungen durch Festbeträge sind ein echter Kostendämpfungsbeitrag der pharmazeutischen Industrie, der nicht durch andere Maßnahmen unterlaufen oder kompensiert werden kann.
    Zweitens. Es ist zudem ein Kostendämpfungsbeitrag der Apotheker und des pharmazeutischen Großhandels; denn diese werden empfindlich getroffen.
    Drittens. Durch die Festbetragsregelung allein für die ersten zehn Wirkstoffe werden die Versicherten in Höhe von 140 Millionen DM von Zuzahlungen im Arzneimittelbereich befreit.
    Viertens. Das Ganze wird ohne staatliche Reglementierung erreicht. Für uns ist nämlich entscheidend, daß die Krankenkassen den Erstattungsbetrag unter Berücksichtigung der Marktsituation festsetzen und daß die Hersteller ihrerseits autonom ihren Marktpreis festlegen können. Das ist effizienter und viel mehr als das, wovon die Opposition immer geträumt hat, was sie aber nie zustande brachte.
    Aus all dem ziehen wir folgende Schlußfolgerungen: Die Kritik der Opposition, die Regelungen im Gesundheits-Reformgesetz zum Arzneimittelbereich seien unsozial und ein Teil des sogenannten Abkassiermodells, wobei Apotheker und Industrie geschont würden, haben sich als völlig haltlos erwiesen.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Richtig ist das Gegenteil. Ich bitte Sie daher nochmals, zur Kenntnis zu nehmen, daß die Festbetragsregelung Apotheker, Großhandel und Industrie belastet und Patienten entlastet. Die Festbetragsregelung ist ein langfristig wirksames Konzept, um mehr Wettbewerb auf dem Arzneimittelmarkt zu sichern.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will keinen Rundumschlag machen, sondern bei der Gesundheitspolitik bleiben, weil einige Klarheiten erforderlich sind, auch für Herrn Dreßler. Es ist kein Geheimnis, daß wir Liberalen Positivlisten ablehnen, daß uns aber auch Negativlisten ein Greuel sind.

    (Dreßler [SPD]: Also machen wir das Greuel!)

    Um so nachdenklicher hat mich aber gemacht, daß sich die SPD in ihrer Kritik an dem Entwurf für die Negativliste „Unwirtschaftliche Arzneimittel" derart weit aus dem Fenster lehnt. Denn wenn eine Partei eine Positivliste für die GKV fordert, dann fordert sie eine Liste, die die Versorgung der Patienten auf nur 2 000 bis 2 500 Medikamente begrenzt. Damit müßten zwangsläufig fast alle Naturheilmittel aus der Erstattungsfähigkeit der GKV herausfallen, denn es gibt etwa 40 000.

    (Dreßler [SPD]: Lesen, Herr Kollege, nicht schwätzen!)

    Wenn also eine Partei mit den Naturheilmitteln durch eine Positivliste Tabula rasa machen will, ist es für mich nicht begreiflich, wie Sie Ihre Kritik an der Negativliste aufrechterhalten wollen.

    (Dreßler [SPD]: Er hat den Unterschied immer noch nicht verstanden! — Peter [Kassel] [SPD]: Die fehlende Bereitschaft, einen einzigen Gedanken zu lernen, bewundere ich immer wieder bei Ihnen!)

    Wer sich für die Naturheilmittel einsetzen will, muß eine Positivliste ablehnen und kann eine Negativliste nur so weit akzeptieren, wie die besonderen Therapieleistungen in ihrer ihnen eigenen Wirkungsweise geschützt werden.

    (Peter [Kassel] [SPD]: Lesen Sie doch, wie die zustande kommt!)

    Genau dies hat die FDP getan.

    (Seehofer [CDU/CSU]: Und die Regierung!)

    Es wird keine Negativliste geben, die Naturheilmittel als solche in besonderem Maße trifft.

    (Zuruf des Abg. Dreßler [SPD])

    — Ich glaube manchmal, Sie haben das GRG noch gar nicht völlig durchgelesen.
    In diesem Zusammenhang lege ich großen Wert darauf, daß die Bedenken, die während der Anhörungen am Entwurf geäußert worden sind, einer ernsten und verantwortungsvollen Prüfung unterzogen wer-



    Dr. Thomae
    den. Hierzu, meine Damen und Herren, gehört auch, daß die inhaltliche Verbindung zur Vierten Arzneimittelgesetznovelle gesehen und gewürdigt wird.

    (Seehofer [CDU/CSU]: Auch das ist der Fall!)

    Es muß ausreichende Übergangsfristen geben, um den Herstellern die Möglichkeit einzuräumen, auf die veränderten Rahmenbedingungen einzugehen.

    (Seehofer [CDU/CSU]: Ist schon geschehen!)

    Die größeren Probleme sehe ich für die GKV und die Patienten im übrigen nicht auf dem Arzneimittelmarkt, sondern im Krankenhausbereich. Die im Gesundheits-Reformgesetz geschaffenen Instrumente zu mehr Wirtschaftlichkeit und zu mehr Sparsamkeit müssen jetzt von allen Beteiligten konsequent genutzt werden. Der Tarifabschluß für die Pflegekräfte bedeutet für die Kassen eine Erhöhung der Ausgaben um 1,4 Milliarden DM. Hierzu kommen die eingeleiteten Verbesserungen der Personalanhaltszahlen. Die Kassen werden mit der Finanzierung von 5 000 zusätzlichen Stellen weitere große Lasten tragen müssen. Hier haben die Länder eine besondere Verantwortung. Nicht in Ordnung wäre es aber, wenn die Krankenhäuser auf dem Rücken der Beitragszahler und der Pflegekräfte versuchen, unwirtschaftliche Strukturen zu erhalten. Ich bin hier sehr gespannt, wie die Landesregierungen auf die Forderungen der Kassen zur Schließung von Krankenhäusern, zum Abbau überflüssiger Krankenhausbetten im einzelnen reagieren werden.

    (Kolb [CDU/CSU]: Von Nord bis Süd!)

    Auch die Kassen sind gefordert, die sinnvolle Verwendung ihrer Ausgaben hier mehr als bisher zu kontrollieren.
    Wir haben Instrumente geschaffen, mit denen den Fehlbelegungen begegnet werden kann. Auf Dauer wird es aber der stationären Versorgung nur besser gehen können, wenn wir endlich das Selbstkostendeckungsprinzip abschaffen. Es wäre für uns auf keinen Fall hinnehmbar, wenn der Krankenhaussektor die Ersparnisse der Reform aufweichen würde. Deshalb muß die Krankenhausreform genauso dringlich wie die Organisationsreform in der nächsten Legislaturperiode angegangen werden.
    Für ein Vorschaltgesetz zur Organisationsreform gibt es keinen Anlaß. Mitgliederbewegungen zwischen den Kassenarten gehören zum System. Keine Kassenart hat einen naturgegebenen Alleinvertretungsanspruch in Sachen Krankenversicherung. Unser Ziel ist mehr und nicht weniger Wahlfreiheit und mehr und nicht weniger Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversicherung.
    Dies alles gehört in eine gründlich geführte Diskussion zur Vorbereitung der Organisationsreform. Wir wollen ein Gesamtkonzept erarbeiten, das versuchen muß, zwei Forderungen miteinander zu verbinden, die oft genug als Gegensatzpaar diskutiert werden: Wir wollen mehr Wahlfreiheit für die Versicherten erreichen, wir möchten aber auch das gegliederte System erhalten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)