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ID1115710500

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    Plenarprotokoll 11/157 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 157. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Penner SPD 11835 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 11841 C Frau Trenz GRÜNE 11844 C Frau Seiler-Albring FDP 11845 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 11847 D Wüppesahl fraktionslos 11852 B Deres CDU/CSU 11854 A Häfner GRÜNE 11855 C Funke FDP 11857 B Engelhard, Bundesminister BMJ 11858 A Roth SPD 11859 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11865 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 11868 D Wissmann CDU/CSU 11871 D Dr. Jens SPD 11874 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 11877 B Rossmanith CDU/CSU 11880 A Hinsken CDU/CSU 11882 B Schäfer (Offenburg) SPD 11883 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 11888 C Dr. Knabe GRÜNE 11890 B Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11892 D, 11962 D Lennartz SPD 11895 A Dr. Laufs CDU/CSU 11897D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 11899A Vosen SPD 11904 B Schmidbauer CDU/CSU 11905 D Frau Bulmahn SPD 11908 A Austermann CDU/CSU 11910 C Frau Rust GRÜNE 11913 A Zywietz FDP 11914 B, 11930 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 11917 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 11920 D Dr. Hoffacker CDU/CSU 11925 B Frau Walz FDP 11927 C Frau Schoppe GRÜNE 11928 D Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 11932 B Dreßler SPD 11935 B Strube CDU/CSU 11942 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 11944 B Günther CDU/CSU 11946 B Dr. Thomae FDP 11949 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 11950 C Roth (Gießen) CDU/CSU 11954 B Dr. Struck SPD 11956 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Frau Rust GRÜNE 11964 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11964 C Nächste Sitzung 11970 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11971* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11971* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 11835 157. Sitzung Bonn, den 6. September 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 ** Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 ** Genscher FDP 07. 09. 89 Heimann SPD 07. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 ** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 07. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 ** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Niggemeier SPD 07. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Frau Pack CDU/CSU 06. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 07. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 07. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Sielaff SPD 06.09.89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 ** Tietjen SPD 07.09.89 Vahlberg SPD 07.09.89 Westphal SPD 07. 09.89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 ** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 ** Zierer CDU/CSU 07. 09. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 30. Juni 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL Bank-Gesetz - DSLBG) Drittes Gesetz zur Änderung des Milchgesetzes Gesetz zur Einführung eines Dienstleistungsabends Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz über die achtzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz und zur Änderung von Vorschriften über die Arbeitslosenhilfe (KOV-Anpassungsgesetz 1989 - KOVAnpG 1989) Gesetz zur Änderung von Vorschriften der See-Unfallversicherung in der Reichsversicherungsordnung Gesetz zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) Gesetz zur Änderung des Börsengesetzes Gesetz zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes Sechstes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes Gesetz über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten (Rettungsassistentengesetz - RettAssG) Zwölftes Gesetz zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes Gesetz zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften Achtes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Aussiedler und Übersiedler Gesetz zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes ... Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes und des Zivildienstes Sechstes Gesetz zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 14. November 1988 über den Beitritt der Portugiesischen Republik und des Königreichs Spanien zur Westeuropäischen Union Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft (LaFG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, auf eine Ergänzung des § 35 Abs. 3 Satz 1 Baugesetzbuch mit dem Ziel hinzuwirken, daß durch Festlegung konkreter Grenzwerte für Tierbestände die Privilegierung beim Bauen im Außenbereich eingeschränkt wird. Diese Ergänzung würde das vorrangige Anliegen des Gesetzes, das Entstehen neuer Tiergroßbestände zu erschweren, wesentlich unterstützen. Der vorgeschlagene Ausschluß der übergroßen Tierbestände von der Privilegierung des Bauens im Außenbereich stellt ein hochwirksames Instrument zur Erschwerung industrieller Tiermast dar. Die hiergegen erhobenen Bedenken sind einmal deshalb unbegründet, weil die Berücksichtigung agrarpolitischer Zielvorstellungen im Bauplanungsrecht nicht als sachfremd und damit nicht als Verstoß gegen das Willkürverbot (Art. 3 GG) angesehen werden kann. Zum anderen stellt die genannte Regelung lediglich eine zulässige Inhaltsbestimmung des Eigentumsbegriffs (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG) durch den Gesetzgeber dar. Die Planungshoheit der Gemeinden (Art. 28 Abs. 2 GG) wird nicht eingeschränkt. Eine Ergänzung der Baunutzungsverordnung wäre keine Ersatzlösung. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 23. Juni 1989 ihren Antrag Einstellung aller Atomwaffenversuche - Drucksache 11/2204 - zurückgezogen. 11972* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 8. August 1989 ihren Antrag Menschenrechte in Kolumbien — Drucksache 11/2404 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2133 Drucksache 11/3316 Drucksache 11/4456 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 10/5910 Drucksache 11/583 Drucksache 11/1531 Drucksache 11/2362 Drucksache 11/3017 Drucksache 11/3644 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/2953 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/596 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4019 Nr. 2.2, 2.3 Drucksache 11/4081 Nr. 2.4 Drucksache 11/4337 Nr. 3 Drucksache 11/4451 Nr. 2.3 Drucksache 11/4534 Nr. 2.2 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/4161 Nr. 2.11-2.17 Drucksache 11/4238 Nr. 2.4-2.8, 2.10, 2.11 Drucksache 11/4337 Nr. 8, 9, 11-21 Drucksache 11/4405 Nr. 3.5 Drucksache 11/4451 Nr. 2.7-2.14 Drucksache 11/4534 Nr. 2.8-2.16 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/4337 Nr. 22, 23 Drucksache 11/5051 Nr. 41 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/4161 Nr. 2.20 Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 22. August 1989 gemäß § 30 Absatz 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Wirtschaftsplan nebst Stellenplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Wirtschaftsplan 1989 und den Stellenplan zum Wirtschaftsplan 1989 im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Der Bundesminister für Post und Telekommunikation hat mit Schreiben vom 9. August 1989 gemäß § 31 der Posthaushaltsordnung den Nachtrag zum Haushaltsplan der Deutschen Bundespost für das Haushaltsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Peter Schmitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Schäfer, ich habe ja gestern das „große Gemälde" Ihres Vorsitzenden Vogel gehört. Es hatte so viel Farbe, daß in diesem Gemälde Strukturen gar nicht mehr erkennbar waren. Dasselbe war auch bei Ihnen der Fall. Vor lauter Farbe sind keine Strukturen mehr zu erkennen. Ich habe noch im Ohr, was Ihr damaliger Vorsitzender Brandt erklärt hat: daß er blauen Himmel über dem Ruhrgebiet schaffen werde. Ich sage Ihnen einmal ganz offen: ich habe das Gefühl, daß wir das, was Sie versprechen, nachher halten müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir müssen meist das durchsetzen, was Sie versprechen. Ich sage Ihnen auch: 1990 werden Sie nicht die Gelegenheit bekommen, das, was Sie an unrealistischen Vorstellungen hier dargelegt haben, verwirklichen zu können.
    Jetzt zur Sache. Meine Damen und Herren, es war ja eigentlich deutlich spürbar, daß sich Umweltpolitik fast wie ein Faden durch die gesamte Beratung des Haushaltsentwurfs und durch den gesamten Haushalt gezogen hat. Man kann nicht allein auf das Volumen des Einzelplans 16 starren, sondern man muß hinzufügen, daß sich ein großer Teil von umweltpolitischen Maßnahmen in einer Reihe von Einzelhaushalten noch zusätzlich potenziert. Die gesamten Umweltschutzausgaben betragen 1990 insgesamt rund 2,7 Milliarden DM. Darüber hinaus vergibt der Bund in erheblichem Maße zinsgünstige Umweltschutzkredite, beispielsweise aus dem ERP-Sondervermögen, sowie Kredite der Banken des Bundes, die im Bundeshaushalt gar nicht erfaßt werden.
    Mit dem Haushaltsentwurf für das Jahr 1990 hat die Bundesregierung eine solide Grundlage für eine weiterhin erfolgreiche Umweltpolitik geschaffen. Der Umwelthaushalt steigt insgesamt auf 955,5 Millionen DM, also fast auf eine Milliarde DM. Das bedeutet gegenüber 1989 eine Bruttosteigerung von 76,5 %.

    (Zurufe von der SPD)

    — Ich komme gleich dazu. Ein Großteil des Zuwachses entfällt natürlich auf die Einrichtung des Bundesamtes für Strahlenschutz. Aber wenn man das herausrechnet, beträgt die Steigerungsrate immerhin noch 13,9 %. Das heißt, sie ist viermal so hoch wie die Steigerung im Gesamthaushalt.

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Das ist aus anderen Ministerien geschoben!)

    Sie rühmen sich ja immer Ihres Einflusses in den Ländern, Herr Kollege Stahl. Ich darf Ihnen einmal sagen, wie Nordrhein-Westfalen es macht. Es gibt dort sicherlich auch eine Steigerungsrate im Umwelthaushalt, sogar eine um 8,5 %; insgesamt beläuft er sich auf 166 Millionen DM. Davon sind allerdings 112 Millionen DM — man höre und staune — Strukturhilfemittel des Bundes, d. h. die machen eine Steigerungsrate, indem sie das Geld des Bundes einfach in ihren Haushalt übertragen und sagen: Mensch, sind wir tolle Kerle. Dabei verschweigen sie, wer das bezahlt. Auch das sollten wir einmal darstellen.



    Schmitz (Baesweiler)

    Die staatlichen Ausgaben für den Umweltschutz können sich insgesamt sehen lassen.

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Aber nur mit der Lupe! — Zuruf von der SPD: Wo denn?)

    Wir sind der Auffassung, daß das eine konsequente Fortsetzung auch in der Philosophie unserer Politik ist: Wir veranlassen den Staat, nur da einzutreten, wo eben der Private in dieser Richtung keine Möglichkeiten schafft. Deswegen sind wir auch einer anderen Auffassung als Sie, wenn es um die Umweltschutzpolitik insgesamt geht.

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Das stimmt!)

    Tatsache ist, daß die Umweltausgaben von Staat und Wirtschaft seit 1980 real um ein Drittel gestiegen sind. 1987 entfielen von den gesamten Ausgaben für den Umweltschutz 17 Milliarden DM auf Unternehmen des produzierenden Gewerbes und 15 Milliarden DM auf den Staat.

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Bei 120 Milliarden DM Schäden im Jahr!)

    Die konsequente Durchsetzung des Verursacherprinzips — das ist der entscheidende Unterschied — hat alleine bei der Luftreinhaltung durch die Großfeuerungsanlagen-Verordnung insgesamt Investitionen von 50 Milliarden DM ausgelöst. Wenn Sie so wollen, sind dadurch 70 000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden.
    Es geht uns darum, daß in der Umweltpolitik die marktwirtschaftlichen Instrumente eingesetzt werden. Gerade in der Umweltpolitik kommt es darauf an, daß die Umweltbeeinträchtigung etwas kostet. Deshalb liegt es im eigenen Interesse des Verursachers, darauf zu achten, daß die Umweltbeeinträchtigung möglichst klein gehalten wird.
    Aber es geht auch darum, das Konsumverhalten zu ändern, d. h. die Verhaltensweisen der Bürger zu beeinflussen. Da sind wir uns wahrscheinlich einig. Es darf aber nicht darum gehen — und Ihre Vorstellungen über den ökologischen Umbau deuten das ja an — , daß im Bereich der Umweltpolitik mit dirigistischen Maßnahmen das Geld in die Kasse des Staates geschaufelt wird.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Das ist doch Quatsch!)

    — Das ist so. Wenn Sie Ihr Papier genau prüfen, werden Sie feststellen, daß es so ist.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Sie haben es nicht gelesen!)

    Aus den Erfahrungen der Vergangenheit wissen wird, daß es um die wirtschafts- und finanzpolitische Kompetenz der SPD nicht allzugut bestellt ist. Das hat im übrigen ja auch die Debatte der letzten Tage bewiesen. Ich habe den Eindruck, daß das Papier, das Sie auf den Tisch gelegt haben, von den wenigen Vertretern der Opposition, die von diesem Thema noch etwas verstehen, ebenfalls so verstanden wird, daß es reine Lenkungsmaßnahmen und keine Maßnahmen vorbeugender Art sind.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Sie haben das Gutachten, das die Bundesregierung in Auftrag gegeben hat, zitiert. Wir halten das für richtungweisend. Das ist eine fundierte Angelegenheit und weist das, was Sie vorgelegt haben, in das Reich der ökosozialistischen Träumereien.
    Der entscheidende Unterschied zwischen Ihnen und uns besteht darin, daß wir Umweltschutzabgaben da wissen wollen, wo sie logischerweise zu zahlen sind: bei den Verursachern. Wenn die SPD Ökosteuern fordert, zielt sie lediglich auf eine — ich wiederhole das — zusätzliche Einnahmequelle des Staates. Damit sind Sie im Grunde genommen wieder bei den alten sozialistischen Vorstellungen. Sie haben sich im Prinzip nie geändert.
    Wir befürworten Abgaben, die sich bei einem entsprechenden Umweltverhalten der Bürger schlußendlich von selbst erledigen. Wir wollen das nicht als eine Dauereinrichtung zur Verbesserung der Kassen. Ich denke, Herr Finanzminster, wir sind uns im Prinzip einig, daß wir diese Abgaben nicht zur Verbesserung der Staatskasse brauchen.
    Meine Damen und Herren von der SPD, Sie müssen bei Ihren Plänen eine ehrliche Antwort auf die Frage geben, wie hoch die Belastungen des Verbrauchers sein werden, ohne daß er einen Ersatz dafür bekommt. Das sind ja auch Familienväter, das sind ja Leute, die mit Heller und Pfennig rechnen müssen.

    (Reuter [SPD]: Sogar Mütter sind dabei!)

    Dazu habe ich von Ihnen, Herr Schäfer, nichts gehört. Selbst der DGB, die Deutsche Steuergewerkschaft — bis hin zur ÖTV — haben ziemlich deutlich gesagt, sie lehnten die Ökosteuer nach SPD-Muster ab. Sie sollten sich insoweit auch einmal sachkundig machen.
    Meine Damen und Herren, das, was hier als Gemälde vorgestellt wurde, hat ja erst dann einen realistischen Bezug, wenn wir unsere Nachbarn in diese Diskussion mit einbeziehen. Umweltpolitik macht nicht mehr vor den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland halt. Das heißt, selbst wenn wir das, was Sie vorgeschlagen haben, hier durchführen — Gott möge es verhüten — , sind wir immer noch nicht an dem Punkt, an dem wir eigentlich sein müßten, wenn es darum geht, bestimmte Dinge zu verändern. Deswegen, sage ich, können sich die Erfolge, die die Bundesregierung und insbesondere Bundesminister Töpfer erreicht hat, sehen lassen;

    (Frau Dr. Götte [SPD]: Welche denn?)

    denn nach deutschem Vorbild wurde die Richtlinie über die Großfeuerungsanlagen auf EG-Ebene verabschiedet. Der Dreiwegekatalysator wird zwischenzeitlich auch in kleinen Wagen europaweit zum Durchbruch kommen. Gemeinsam haben wir international eine entscheidende Verschärfung der Maßnahmen zur Begrenzung der FCKW durchgesetzt. Meine Damen und Herren, das ist so.
    Zur Nordseeverschmutzung — lassen Sie mich daran erinnern; die Bilder haben wir alle noch vor uns; das hat mich tief beeindruckt — ist gerade in diesem Bereich von Ihrer Seite aus berechtigt, meine ich, Kritik geübt worden, daß das zu langsam geht. Aber, meine Damen und Herren, Sie müssen sich auch sa-



    Schmitz (Baesweiler)

    gen lassen: 1980, noch in der Regierungsverantwortung der SPD, betrug die Dünnsäureverklappung in die Nordsee 1,5 Millionen t im Jahr. Heute und im vergangenen Jahr sind es nur noch 0,9 Millionen t. In wenigen Wochen werden die Vorgaben der Bundesregierung zur vollkommenen Beendigung der Verklappung erfüllt sein. Das nenne ich realistische Politik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Dr. Knabe [GRÜNE]: Es geht aber wie eine Schnecke!)

    Nicht hier in großen Farben malen, meine Damen und Herren!
    Der Deutsche Bundestag hat im vergangenen Jahr die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen, daß z. B. mit der DDR — wir haben das ja alle gemeinsam begrüßt — ein Paket gemeinsamer Vereinbarungen konkreter Maßnahmen für Demonstrationsvorhaben in einem Zeitraum von 1989 bis 1993 durchgeführt werden kann. Sie werden zu einer spürbaren Entlastung der Umwelt beitragen. Dies halte ich für richtig. Wir müssen darüber nachdenken, ob wir nicht auch mit anderen Ländern zu solchen Vereinbarungen kommen, eingedenk der Tatsache, daß Umweltpolitik nicht auf einzelne Staaten zu begrenzen ist.
    Besonders hervorzuheben ist, meine ich, die Verminderung der Quecksilbereinleitung in die Elbe um rund 6 t pro Jahr. Das entspricht fast einem Drittel der gesamten Quecksilberfracht der Elbe. Wir erreichen auf diesem Weg weitaus größere Entlastungseffekte, als dies mit jeder anderen Maßnahme in der Bundesrepublik Deutschland möglich wäre.
    Meine Damen und Herren und auch die Kollegen der SPD bzw. der Opposition, dieser Haushaltsentwurf bietet eine gute Grundlage, die wir in den nächsten Wochen in allen Details im Haushaltsausschuß beraten werden.

    (Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Heute abend!)

    Wir wollen das Durchsetzbare schnell verwirklichen, nicht im Sinne Ihrer Methode, die sehr populistisch alles oder nichts fordert. Wir wollen uns an das Machbare halten, den Menschen das versprechen, was wir auch machen können, und uns nicht in ein Wolkenkuckucksheim begeben, wie Sie das getan haben.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP — Frau Schulte [Hameln] [SPD]: War das eine Rede! Sie sind doch so ein guter Mann und dann so ein Quatsch!)



Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Knabe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wilhelm Knabe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Umweltpolitiker der CDU halten sich ja noch zurück, deswegen fange ich an.
    Dieser Haushalt ist für die Regierungskoalition die letzte Gelegenheit, zu zeigen, daß sie in eigener Regie eine ökologische Wende vornimmt.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Na, na! — Zuruf von der SPD)

    — Im nächsten Jahr können sie das ja nicht mehr umsetzen.
    Schaut man ihn aber an, ist davon nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Der Haushalt des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit macht deutlich, welchen beschämend geringen Stellenwert die Bundesregierung der Ökologie beimißt. Lächerliche 950 Millionen DM — ich meine, ich hätte sie auch gerne — sind im Einzelplan 16 eingestellt. Das ist weniger, als die Bundeswehr jährlich an Übungsmunition verpulvert. Zieht man von dem Betrag noch die 340 Millionen DM ab, die dem Aufbau des sogenannten Bundesamtes für Strahlenschutz dienen — es soll die Bevölkerung etwas von ihrer Aversion gegen die Atomenergie abbringen —, dann bleiben ganze 610 Millionen DM übrig. Das sind 0,2 % des Gesamthaushaltes. Deutlicher kann man nicht belegen, daß der Umweltminister in der Regierung ein politisches Leichtgewicht ist. Herr Töpfer, Ihre permanente mediale Präsenz kontrastiert auf deprimierende Weise mit Ihrem politischen Durchsetzungsvermögen. Fast drängt sich der Eindruck auf, als flüchteten Sie aus Ihrer amtlichen Ohnmacht zunehmend ins Licht der Medienöffentlichkeit, da Sie im Kabinett zuwenig zu sagen haben.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Auf Dauer aber, Herr Minister, können weder Tauch- noch Schwimmaktionen im Rhein, noch besorgte Wattbegehungen kompensieren, was Sie im Alltagsgeschäft versäumen. Umweltpolitik als Show können wir uns nicht leisten. Über kurz oder lang erkennen die Menschen, was Substanz hat und was heiße Luft ist.

    (Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

    Doch zurück zum Haushalt des BMU, Beispiel internationale Zusammenarbeit. In Zeiten, in denen die globale Umweltkrise immer bedrohlichere Ausmaße annimmt, Stichwort Klima, Ozonloch, Meeresverseuchung, hält die Bundesregierung es nicht für nötig, die Mittel für die internationalen Ökokontakte nennenswert zu erhöhen. Es reicht längst nicht mehr aus, auf Weltwirtschaftsgipfeln und Regierungskonferenzen vage über Umweltprobleme zu schwadronieren; der Kanzler ist stolz darauf, aber es reicht nicht. Was wir heute brauchen und was die Bundesregierung auch unterstützen und finanziell fördern kann, ist eine Umweltaußenpolitik von unten. Eine internationale vernetzte Ökologiebewegung, der konkrete Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeiten eingeräumt würden, könnte maßgeblich zur Verbesserung der globalen Umweltsituation beitragen.
    Die Bundesregierung setzt in der internationalen Umweltpolitik dagegen einseitig auf die Kooperation mit der Industrie, während unabhängige Umweltgruppen schlichtweg ignoriert werden. Daß man auf diese Weise die notwendigen tiefgreifenden Verbesserungen erzielen kann, darf bezweifelt werden, schließlich ist der Industrie weltweit das Hemd näher als der Rock.
    Schließlich müßte jeder, der sich in der Welt umschaut, erkennen, daß ohne den kritischen Sachverstand der Ökologiebewegung nichts läuft, nicht hierzulande — Sie oben könnten das bezeugen —, nicht



    Dr. Knabe
    in Osteuropa, nicht in den Ländern der sogenannten Dritten Welt. Diesen Menschen bieten die GRÜNEN ihre volle Unterstützung an.

    (Frau Schulte [Hameln] [SPD]: Wer ist das?)

    Beispiel Personalpolitik des BMU. Ganze 17 neue Stellen bekommt das BMU, wogegen nichts einzuwenden wäre, wenn die Personalausstattung schon heute angemessen wäre; das ist aber nicht der Fall. Für den Bereich Novellierung des Chemikaliengesetzes, eine ganz komplizierte Sache, gibt es eine einzige neue Stelle, für den Bereich Arten- und Biotopschutz, Umwelt und Landwirtschaft eine einzige neue Stelle. Daß so die schleppende und peinliche Debatte über die Bundesnaturschutzgesetznovelle beschleunigt wird, dürfte dann selbst ein Minister für, na ja: Schönfärberei nicht glauben.

    (Dr. Weng [Gerlingen] [FDP]: Daß mehr Beamte schneller Gesetze machen — —?!)

    — Darauf kommen wir noch. — Hier zeigt sich ein grundsätzliches Dilemma der staatlichen Umweltpolitik in der Bundesrepublik bis hin zur kommunalen Ebene. Es fehlt an Manpower, an Personal, das da etwas tut. Aber ich möchte nicht verschweigen
    — dazu komme ich auf Ihr Wort zurück — , daß das nicht reicht. Diese neuen Stellen werden gar nichts ändern, wenn die Vorgesetzten das Umweltengagement von Mitarbeitern, das Offenlegen von Problemen und ihre Forderung nach Abhilfe als unerwünschte Komplizierung der Regierungsarbeit unterbinden, behindern oder mit Beförderungsstopp bestrafen. Das habe ich selber in mehr als 20 Jahren erlebt.
    Auch die Haushaltsstruktur stimmt nicht. Mehr als die Hälfte der gesamten BMU-Ausgaben wird für Projekte der atomaren Sicherheit und Endlagerprojekte verwendet. Von den 543 Millionen DM für Investitionen sind es im Haushalt 1990 60 %. Bei den Forschungsmitteln aus dem Ministerium sieht es nicht anders aus. Von den 146 Millionen DM werden knapp 40 % für Reaktorsicherheit und Strahlenschutz ausgegeben.
    Fazit: Das Umweltministerium spielt allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz im Bonner Parallelogramm der Kräfte nach wie vor keine nennenswerte Rolle. Richtungweisende Umweltpolitik findet hier kaum statt, bestenfalls das Management von Krisen, zu deren Vermeidung dem Umweltminister die Instrumente fehlen. Was wir hier vorfinden, läßt sich auf ein Wort reduzieren: Ohnmacht. Daß es Minister Töpfer, dem dieses Manko bewußt sein dürfte, an die Saar zieht, ist deshalb verständlich. Es bleibt nur die Frage, ob die Saarländer einen gescheiterten Politiker wollen.
    Gegen die berechtigten Vorwürfe erheben Minister Töpfer und auch Parteifreunde die Schutzbehauptung, auf den Etat des Umweltministers komme es nicht so sehr an. Viel wichtiger sei es, daß auch in anderen Ministerien ökologisch gedacht und gehandelt werde. Diesen Ball nehmen wir gern auf. Werfen wir also einen Blick auf die zentralen Bereiche der ökologischen Krise: Verkehr, Energie, Landwirtschaft. Gibt es in diesen Politikfeldern Anzeichen für ein ökologisches Umdenken?
    Ein Blick in die Einzeletats zeigt, daß die geballte Unvernunft regiert. So, als gäbe es Flächenversiegelung, Landschaftszerstörung und Waldsterben nicht, setzt die Bundesregierung weiterhin kritiklos auf ein Anwachsen des Automobilverkehrs. Die Ausgaben für neue Autobahnen und Bundesfernstraßen sinken nicht, sondern sie steigen auf 6,5 Milliarden DM an.
    Oder nehmen wir die Energiepolitik: Herr Töpfer, Sie jetten durch die Weltgeschichte und engagieren sich bei den globalen Problemen.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Sie sind mindestens soviel unterwegs wie Herr Töpfer!)

    — Ja, natürlich, das muß man auch machen. Aber entscheidend ist, was zu Hause passiert.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Dann kritisieren Sie das nicht!)

    Die Energiesparmaßnahmen im Einzelplan 09 sind auf beschämende 13 Millionen DM geschrumpft. Im Haushalt des Bundesforschungsministers werden fünfmal soviel Mittel für die Kernenergie bereitgestellt wie für die Erforschung regenerativer Quellen, Energiesparen und verbesserte Kraftwerkstechnik zusammen.