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ID1115709400

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    Plenarprotokoll 11/157 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 157. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung) : a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1990 (Haushaltsgesetz 1990) (Drucksache 11/5000) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1989 bis 1993 (Drucksache 11/5001) Dr. Penner SPD 11835 B Gerster (Mainz) CDU/CSU 11841 C Frau Trenz GRÜNE 11844 C Frau Seiler-Albring FDP 11845 D Dr. Schäuble, Bundesminister BMI 11847 D Wüppesahl fraktionslos 11852 B Deres CDU/CSU 11854 A Häfner GRÜNE 11855 C Funke FDP 11857 B Engelhard, Bundesminister BMJ 11858 A Roth SPD 11859 C Dr. Haussmann, Bundesminister BMWi . 11865 A Kleinert (Marburg) GRÜNE 11868 D Wissmann CDU/CSU 11871 D Dr. Jens SPD 11874 B Dr. Graf Lambsdorff FDP 11877 B Rossmanith CDU/CSU 11880 A Hinsken CDU/CSU 11882 B Schäfer (Offenburg) SPD 11883 D Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 11888 C Dr. Knabe GRÜNE 11890 B Dr. Weng (Gerlingen) FDP 11892 D, 11962 D Lennartz SPD 11895 A Dr. Laufs CDU/CSU 11897D Dr. Töpfer, Bundesminister BMU 11899A Vosen SPD 11904 B Schmidbauer CDU/CSU 11905 D Frau Bulmahn SPD 11908 A Austermann CDU/CSU 11910 C Frau Rust GRÜNE 11913 A Zywietz FDP 11914 B, 11930 C Dr. Riesenhuber, Bundesminister BMFT 11917 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 11920 D Dr. Hoffacker CDU/CSU 11925 B Frau Walz FDP 11927 C Frau Schoppe GRÜNE 11928 D Frau Dr. Lehr, Bundesminister BMJFFG 11932 B Dreßler SPD 11935 B Strube CDU/CSU 11942 C Frau Beck-Oberdorf GRÜNE 11944 B Günther CDU/CSU 11946 B Dr. Thomae FDP 11949 A Dr. Blüm, Bundesminister BMA 11950 C Roth (Gießen) CDU/CSU 11954 B Dr. Struck SPD 11956 D II Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Frau Rust GRÜNE 11964 A Dr. Waigel, Bundesminister BMF 11964 C Nächste Sitzung 11970 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11971* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11971* B Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 11835 157. Sitzung Bonn, den 6. September 1989 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) Fraktion entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens SPD 07. 09. 89 * Frau Berger (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Büchner (Speyer) SPD 07. 09. 89 * Eich GRÜNE 07. 09. 89 Frau Eid GRÜNE 07. 09. 89 ** Frau Fischer CDU/CSU 07. 09. 89 ** Frau Geiger CDU/CSU 07. 09. 89 ** Genscher FDP 07. 09. 89 Heimann SPD 07. 09. 89 Dr. Holtz SPD 07. 09. 89 ** Frau Hürland-Büning CDU/CSU 07. 09. 89 Klein (Dieburg) SPD 07. 09. 89 Dr. Klejdzinski SPD 07. 09. 89 ** Dr. Kreile CDU/CSU 07. 09. 89 Kretkowski SPD 07. 09. 89 Dr. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 07. 09. 89 Frau Luuk SPD 07. 09. 89 ** Lüder FDP 07. 09. 89 Magin CDU/CSU 07. 09. 89 Marschewski CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Müller CDU/CSU 07. 09. 89 * Niggemeier SPD 07. 09. 89 Dr. Nöbel SPD 07. 09. 89 Frau Pack CDU/CSU 06. 09. 89 Regenspurger CDU/CSU 07. 09. 89 Dr. Scheer SPD 07. 09. 89 Frau Schilling GRÜNE 07. 09. 89 Dr. Schneider (Nürnberg) CDU/CSU 07. 09. 89 Schulze (Berlin) CDU/CSU 07. 09. 89 Sielaff SPD 06.09.89 Dr. Stercken CDU/CSU 07. 09. 89 ** Tietjen SPD 07.09.89 Vahlberg SPD 07.09.89 Westphal SPD 07. 09.89 Wolfgramm (Göttingen) FDP 07. 09. 89 ** Dr. Wulff CDU/CSU 07. 09. 89 ** Zierer CDU/CSU 07. 09. 89 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 30. Juni 1989 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen. Gesetz über die Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL Bank-Gesetz - DSLBG) Drittes Gesetz zur Änderung des Milchgesetzes Gesetz zur Einführung eines Dienstleistungsabends Anlagen zum Stenographischen Bericht Gesetz über die achtzehnte Anpassung der Leistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz und zur Änderung von Vorschriften über die Arbeitslosenhilfe (KOV-Anpassungsgesetz 1989 - KOVAnpG 1989) Gesetz zur Änderung von Vorschriften der See-Unfallversicherung in der Reichsversicherungsordnung Gesetz zur Änderung des Steuerreformgesetzes 1990 sowie zur Förderung des Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplätzen in Privathaushalten Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1989 (Nachtragshaushaltsgesetz 1989) Gesetz zur Änderung des Börsengesetzes Gesetz zur Errichtung neuer Freihäfen und zur Änderung des Zollgesetzes Sechstes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes Gesetz über den Beruf der Rettungsassistentin und des Rettungsassistenten (Rettungsassistentengesetz - RettAssG) Zwölftes Gesetz zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes Gesetz zur Änderung des Bundeserziehungsgeldgesetzes und anderer Vorschriften Achtes Gesetz zur Änderung des Europaabgeordnetengesetzes Gesetz über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Aussiedler und Übersiedler Gesetz zur Änderung des Bundespersonalvertretungsgesetzes Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes ... Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Aussetzung der Verlängerung des Grundwehrdienstes und des Zivildienstes Sechstes Gesetz zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 14. November 1988 über den Beitritt der Portugiesischen Republik und des Königreichs Spanien zur Westeuropäischen Union Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft (LaFG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, auf eine Ergänzung des § 35 Abs. 3 Satz 1 Baugesetzbuch mit dem Ziel hinzuwirken, daß durch Festlegung konkreter Grenzwerte für Tierbestände die Privilegierung beim Bauen im Außenbereich eingeschränkt wird. Diese Ergänzung würde das vorrangige Anliegen des Gesetzes, das Entstehen neuer Tiergroßbestände zu erschweren, wesentlich unterstützen. Der vorgeschlagene Ausschluß der übergroßen Tierbestände von der Privilegierung des Bauens im Außenbereich stellt ein hochwirksames Instrument zur Erschwerung industrieller Tiermast dar. Die hiergegen erhobenen Bedenken sind einmal deshalb unbegründet, weil die Berücksichtigung agrarpolitischer Zielvorstellungen im Bauplanungsrecht nicht als sachfremd und damit nicht als Verstoß gegen das Willkürverbot (Art. 3 GG) angesehen werden kann. Zum anderen stellt die genannte Regelung lediglich eine zulässige Inhaltsbestimmung des Eigentumsbegriffs (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG) durch den Gesetzgeber dar. Die Planungshoheit der Gemeinden (Art. 28 Abs. 2 GG) wird nicht eingeschränkt. Eine Ergänzung der Baunutzungsverordnung wäre keine Ersatzlösung. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 23. Juni 1989 ihren Antrag Einstellung aller Atomwaffenversuche - Drucksache 11/2204 - zurückgezogen. 11972* Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. September 1989 Die Fraktion DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 8. August 1989 ihren Antrag Menschenrechte in Kolumbien — Drucksache 11/2404 — zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß Drucksache 11/2133 Drucksache 11/3316 Drucksache 11/4456 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 10/5910 Drucksache 11/583 Drucksache 11/1531 Drucksache 11/2362 Drucksache 11/3017 Drucksache 11/3644 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/2953 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/596 Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen bzw. von einer Beratung abgesehen hat: Finanzausschuß Drucksache 11/4019 Nr. 2.2, 2.3 Drucksache 11/4081 Nr. 2.4 Drucksache 11/4337 Nr. 3 Drucksache 11/4451 Nr. 2.3 Drucksache 11/4534 Nr. 2.2 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 11/4161 Nr. 2.11-2.17 Drucksache 11/4238 Nr. 2.4-2.8, 2.10, 2.11 Drucksache 11/4337 Nr. 8, 9, 11-21 Drucksache 11/4405 Nr. 3.5 Drucksache 11/4451 Nr. 2.7-2.14 Drucksache 11/4534 Nr. 2.8-2.16 Ausschuß für Jugend, Famille, Frauen und Gesundheit Drucksache 11/4337 Nr. 22, 23 Drucksache 11/5051 Nr. 41 Ausschuß für Verkehr Drucksache 11/4161 Nr. 2.20 Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hat mit Schreiben vom 22. August 1989 gemäß § 30 Absatz 4 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 den Wirtschaftsplan nebst Stellenplan der Deutschen Bundesbahn für das Geschäftsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Der Bundesminister für Verkehr hat den Wirtschaftsplan 1989 und den Stellenplan zum Wirtschaftsplan 1989 im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen genehmigt. Der Bundesminister für Post und Telekommunikation hat mit Schreiben vom 9. August 1989 gemäß § 31 der Posthaushaltsordnung den Nachtrag zum Haushaltsplan der Deutschen Bundespost für das Haushaltsjahr 1989 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Beide Unterlagen liegen im Parlamentsarchiv zur Einsichtnahme aus.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Harald B. Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es ist unbestritten, daß der Zustand unserer Umwelt und die drohenden globalen Umweltkrisen, allen voran die Klimakatastrophe, grundlegende Veränderungen verlangen. Wir müssen unsere Art des Produzierens und unsere Art des Konsumierens so verändern, daß unumkehrbare Schäden an Natur und Umwelt nicht mehr auftreten. Dies ist die zentrale innenpolitische Aufgabe Nr. 1, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Dem notwendigen ökologischen Umbau sind wir während der Regierungszeit dieser Regierung keinen Schritt nähergekommen. Im Gegenteil: Ihr Parteifreund Lutz Wicke vom Umweltbundesamt, Herr Dregger, hat die durch Umweltzerstörung entstehenden Schäden allein für die Bundesrepublik auf 120 Milliarden DM pro Jahr geschätzt.

    (Lennartz [SPD]: Pro Jahr!)

    Diesen 120 Milliarden DM an Schäden pro Jahr stehen ganze 30 Milliarden DM an privaten und öffentlichen Investitionen für den Umweltschutz gegenüber. Wir können uns dieses Mißverhältnis auf Dauer nicht mehr leisten. Wir dürfen nicht länger über unsere ökologischen Verhältnisse leben.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)




    Schäfer (Offenburg)

    Im übrigen — da müssen Sie Ihre Wahlkampfreden umschreiben — : Der Anteil der Umweltschutzausgaben am Bruttosozialprodukt ist heute, 1989, geringer als im Jahre 1980.

    (Zuruf von der SPD: Schlimm!)

    Zum Vergleich: Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden ist dieser Anteil kontinuierlich gestiegen. Wer wie gestern der Bundeskanzler nur die absoluten Zahlen nennt, führt bewußt in die Irre.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Der relative Anteil der Umweltschutzausgaben ist trotz des größer werdenden Problemdrucks während Ihrer Regierungszeit gesunken. Dies ist die nackte, die bittere, die schonungslose Wahrheit.

    (Beifall bei der SPD)

    Der Energieverbrauch, meine Damen und Herren, ist heute wieder so hoch wie vor der letzten Ölpreiskrise, mit steigender Tendenz übrigens. Gerade gestern haben die Daten der Internationalen EnergieAgentur gezeigt, daß auch der Mineralölverbrauch wieder drastisch zunimmt.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Zu billig!)

    Große Mineralölkonzerne prognostizieren, daß die Zeit der Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch zu Ende sei und künftig der Energieverbrauch wieder parallel zum Wachstum steigen werde.
    Diese Bundesregierung hat die Chancen, die ihr die günstige wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre geboten hat — und wir freuen uns über diese günstige wirtschaftliche Entwicklung — , nicht genutzt.

    (Beifall bei der SPD)

    Die wichtigsten Probleme, den Abbau der Arbeitslosigkeit und die Bewältigung der ökologischen Krise, hinterlassen Sie Ihren Nachfolgern ungelöst. Sie haben die guten Jahre, die Ihnen durch niedrige Ölpreise beschert wurden, genossen, Sie haben sie selbstzufrieden genossen,

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Auf unsere Kosten!)

    aber Sie haben keine Vorsorge für die Zukunft getroffen. Für den notwendigen ökologischen Umbau wurden wertvolle Jahre verschenkt.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Vor wenigen Wochen hat die Kommission „Fortschritt '90" der SPD ihre Vorschläge für eine ökologische Orientierung des Steuer- und Abgabensystems als Teil eines ökologischen Umbauprogramms vorgestellt. Seitdem hat eine erstaunliche Aufholjagd eingesetzt. Jeder will beim Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente im Umweltschutz der erste sein.

    (Baum [FDP]: Das ist doch gut so!)

    — Das ist eine erfreuliche Entwicklung, Herr Baum.
    Aber wie glaubwürdig ist diese plötzliche Umkehr? Es ist immer dasselbe: Die Bundesregierung beginnt erst mit dem Nachdenken, nachdem sie gemerkt hat, daß ihr auch wegen ihrer unzureichenden Umweltpolitik die Wähler weglaufen. Die hektischen Aktivitäten in den verschiedenen Ministerien und den Parteizentralen von CDU und FDP sind der beredte Ausdruck dafür, daß die Bundesregierung das wohl zentrale gesellschaftliche Problem verschlafen hat. Dies ist eine Konstante Ihrer Politik, meine Damen und Herren von der Regierungskoalition.

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Das hieße ja, daß sie jetzt aufgewacht sind!)

    Sie ignorieren Probleme so lange, bis der öffentliche Druck so stark wird, daß Sie reagieren müssen,

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Aber sie reagieren doch nicht!)

    und selbst dann versuchen Sie noch, Ihre Reaktionen auf symbolische Gesten zu beschränken.

    (Frau Wollny [GRÜNE]: Eben! Wo ist denn die Reaktion?)

    Ihrer Ankündigung des Einsatzes marktwirtschaftlicher Instrumente in der Umweltpolitik, Herr Töpfer, wird es in der Wirklichkeit der Politik gehen wie vielen Ihrer zahlreichen Ankündigungen bisher. Ich nenne beispielhaft nur Ihre Einstiegsankündigung, Sie wollten den Raucherpfennig schaffen. Kaum waren Sie Umweltminister, haben Sie erklärt, das sei nicht Ihre Kompetenz, dafür sei Frau Süssmuth, damals noch Gesundheitsministerin, zuständig. Ich erinnere an Ihre Ankündigung, Sie bräuchten, damit Sie richtig stark wären im Kabinett, ein ökologisches Vetorecht, damit Sie ähnlich stark wären wie der Finanzminister.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Das hätten wir sogar unterstützt!)

    Aber nach der Ankündigung ist das verschwunden. Ich erinnere an Ihre Ankündigung vor der Sommerpause von diesem Rednerpult, wir würden noch in dieser Legislaturperiode die Novelle zum Bundesnaturschutzgesetz einschließlich einer Naturschutzabgabe verabschieden können. Es bleibt bei der Ankündigung.
    Allen Ihren Ankündigungen, Herr Töpfer, ist eines gemeinsam: Sie glänzen wie Seifenblasen in den schönsten Farben und faszinieren für einen Augenblick das Publikum, um schon kurze Zeit später lautlos zu zerplatzen.

    (Schütz [SPD]: Ein schönes Bild!)

    In den acht Jahren Ihrer bisherigen Regierung haben Sie genug Gelegenheit gehabt, den ökologischen Umbau auch durch marktwirtschaftliche Instrumente für den Umweltschutz einzuleiten.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Er kündigt nur an!)

    Aber außer wohlklingenden Versprechungen in den Regierungserklärungen des Bundeskanzlers ist daraus unter dem Strich nichts geworden.
    Die Professoren Hansmeyer und Schneider, Herr Töpfer, stellen in einem Gutachten vom August 1989, das Sie in Auftrag gegeben haben, fest, daß ökonomische Instrumente in der umweltpolitischen Entwicklung bisher praktisch keine Rolle gespielt haben und lediglich in rudimentärer Form Anwendung finden.



    Schäfer (Offenburg)

    Wir haben diesem Urteil der beiden Professoren nichts hinzuzufügen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Warum hat Herr Töpfer den 7 d abgeschafft?)

    Das einzig nennenswerte marktwirtschaftliche Instrument im Umweltschutz ist bisher die Abwasserabgabe. Und die stammt nicht zufällig, Herr Baum, aus unserer gemeinsamer Regierungszeit.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Das ist die nüchterne Bilanz.

    Wundern Sie sich eigentlich noch, Herr Töpfer, daß Ihnen niemand Ihre Lippenbekenntnisse zum marktwirtschaftlichen Umweltschutz glaubt? Sie haben mit Ihrer Mehrheit doch alle Vorschläge der Sozialdemokraten in dieser Richtung abgelehnt. Sie haben in diesem Hohen Hause unseren Antrag abgelehnt, die Wirksamkeit der Abwasserabgabe frühzeitig zu erhöhen. Nächste Woche werden Sie spät hinterherhinken, nachkommen, nicht ganz so wirksam wie wir. Drei wichtige Jahre sind verschenkt. Sie haben die Vorschläge von SPD-regierten Bundesländern abgelehnt, zur Luftreinhaltung Schadstoffabgaben, Restverschmutzungsabgaben einzuführen. Sie haben bei der Neufassung des Abfallrechts unsere Vorschläge abgelehnt, Abgaben z. B. für Einwegverpackungen zu ermöglichen. Sie haben unsere Vorschläge für ein Sofortprogramm zur Rettung der Nordsee abgelehnt. Als die Nordseekatastrophe am aktuellsten war und auf allen Kanälen darüber berichtet worden ist, hat die Politik tatenlos zugesehen. Das sind Sie, Herr Töpfer.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der GRÜNEN)

    Sie haben, meine Damen und Herren von der Koalition, unsere Vorschläge abgelehnt, die Möglichkeiten der Abschreibung von Umweltschutzinvestitionen und Maßnahmen zur rationellen Energieverwendung zu erweitern und zu verbessern. Statt dessen haben Sie die bestehenden Regelungen abgeschafft. Sie haben sie ersatzlos auslaufen lassen.

    (Frau Matthäus-Maier [SPD]: Genau! — Baum [FDP]: Noch laufen sie!)

    Jetzt, wo wir Sozialdemokraten für unser ökologisches Umbauprogramm öffentliche Zustimmung finden, versuchen einige in Ihren Reihen noch schnell auf den fahrenden Zug aufzuspringen.

    (Dr. Diederich [Berlin] [SPD]: Trittbrettfahrer!)

    Aber Ihre Vorschläge sind weder seriös noch glaubwürdig. Es fehlt Ihnen an umweltpolitischer Konsequenz und an konzeptioneller Geschlossenheit. Sie sind in sich konfus und widersprüchlich.
    Ich will dazu nur ein Beispiel nennen. Sie haben als Antwort auf unsere Konzeption für eine ökologische Besteuerung des Energieverbrauchs eine Kohlendioxidabgabe aus dem Hut gezogen. Einen Kabinettsbeschluß dazu, der die Unterschrift des Finanzministers Waigel und die des Bundeskanzlers trägt, gibt es natürlich nicht. Es sind lediglich verschiedene Denkansätze der Minister Haussmann und Töpfer. Aber immerhin: Auch Denkansätze sind etwas. Während
    Minister Haussmann eine CO2-Steuer vorschlägt, die auf alle fossilen Energieträger erhoben werden soll, schlägt Umweltminister Töpfer eine Co2-Abgabe, eine Kohlendioxidabgabe vor, über deren Ausgestaltung nicht einmal er selbst klare Auskunft geben kann. Finanzminister Waigel, meine Damen und Herren, würdigte die Denkanstöße der Minister Haussmann und Töpfer am Montag mit keinem einzigen Wort, und der Bundeskanzler schweigt ebenfalls dazu.

    (Dr. Göhner [CDU/CSU]: Da haben Sie aber nicht zugehört!)

    Zur Sache selbst. Kohlendioxidabgabe und Kohlendioxidsteuer sind umweltpolitisch inkonsequent. Sie lassen andere Luftschadstoffe, die ebenfalls klimaschädigend sind, andere klimaschädliche Gase, beispielsweise Methan, außen vor. Unser Vorschlag einer Ökosteuer auf Mineralölprodukte und Gas, kombiniert mit einer Luftschadstoffabgabe, die CO2 einschließt und damit auch die Kohle erfaßt, ist umweltpolitisch wirksamer. Sie reduziert nämlich die Luftbelastung insgesamt und nicht nur die Belastung durch einen einzelnen Schadstoff.
    Lassen Sie mich ein Wort zur Kohle sagen. Wir haben uns gefreut, daß der Bundeskanzler erklärt hat, es sei eine gesamtstaatliche Dankesschuld, daß die deutsche Steinkohle an Saar und Ruhr wirklich eine sichere Zukunft hat. Das Wort kam spät. Es sind jetzt Erwartungen geweckt worden, und wir werden darauf bestehen, daß die Erwartungen auch eingehalten werden.
    Im übrigen gilt für uns Sozialdemokraten: Aus Gründen der nationalen Energieversorgungssicherheit werden wir auch in Zukunft einen beträchtlichen Anteil deutscher Kohle an der Energieversorgung brauchen. Kohle hat aber nur dann eine Chance — das wissen die Kumpel an Ruhr und Saar, und das wissen und praktizieren auch die Landesregierungen in Saarbrücken und Düsseldorf — , wenn sie umweltfreundlich ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen sieht unser Konzept keine Sonderbehandlung der Kohle, aber auch keine Benachteiligung der Kohle, was die ökologische Orientierung angeht, vor.
    Wer, Herr Töpfer, mit dem Rücken zur Wand steht, wer buchstäblich schwimmt, dem fehlt die Ruhe, wirklich durchdachte Vorschläge vorzulegen. Immerhin gibt es einige bei Ihnen, die nun anfangen, ihre umweltpolitischen Hausaufgaben nachzuholen. Aber solange der Finanzminister und solange der Bundeskanzler ihre Vorschläge ignorieren, bleiben dies unverbindliche Denkanstöße.
    Wir Sozialdemokraten dagegen haben ein anderes Verständnis von Politik. Bei uns ist Umweltschutz, ist Energiepolitik integraler Bestandteil der wichtigen Politikfelder, der Wirtschaftspolitik, der Finanzpolitik und der Sozialpolitik.

    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen haben sich bei uns die Wirtschaftspolitiker,
    die Finanzpolitiker, die Sozialpolitiker und die Umweltpolitiker zusammengesetzt und haben ein in sich
    11886 Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den G. September 1989
    Schäfer (Offenburg)

    geschlossenes Konzept vorgelegt, das Konzept des ökologischen Umbaus der Industriegesellschaft.
    Wer, Herr Töpfer, nur laufend Denkanstöße produziert, die dann im Papierkorb verschwinden, der ist auf der falschen Veranstaltung. Politik ist kein wissenschaftliches Seminar. Politik ist auch das Zusammenfügen sich widerstreitender Interessen. Allerdings ist für Politik auch ganz entscheidend die Durchsetzung dessen, was man für notwendig und richtig hält. Da ist bei Ihnen, Herr Töpfer, Fehlanzeige: Reden, reden, reden, und wenn es ans Durchsetzen geht, schwimmen Sie buchstäblich weg, Herr Töpfer.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich sage noch einmal: Die Durchsetzung dessen, was man für richtig hält, ist entscheidend für die Politik. Wir müssen die Gesellschaft nicht verschieden interpretieren, wir müssen sie gestalten, wir müssen sie zukunftssicher machen. Da haben wir Sozialdemokraten mit unserem Konzept des ökologischen Umbaus einen ganz entscheidenden Schritt nach vorne getan. Das spüren die Menschen. Deshalb finden wir so viel Zustimmung bei den Gewerkschaften, bei der Industrie, im Grundsatz auch heute morgen bei Herrn Lambsdorff. Die Menschen sehen: Hier macht sich die große Volkspartei SPD daran, mit einem geschlossenen Konzept die Zukunft zu gewinnen, die natürlichen Lebensvoraussetzungen auch für die nach uns kommenden Generationen zu bewahren bzw. wiederherzustellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Tatenlosigkeit der vergangenen Jahre ist nicht nur beschämend. In der Tat kann man in der wirtschaftlichen Konjunktur leichter entsprechende Veränderungen durchsetzen. Sie haben die Chance nicht genutzt. Ihre Tatenlosigkeit ist nicht nur beschämend, sie gefährdet Leben und Gesundheit der nach uns kommenden Generationen, und sie gefährdet den Industriestandort Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesrepublik ist nicht nur eines der dichtbesiedelsten und höchstindustrialisiertesten Länder der Erde, sondern auch eines der reichsten. Auf Grund unseres Wohlstandes können wir, auf Grund unserer Umweltprobleme müssen wir beim notwendigen ökologischen Strukturwandel international vorangehen und damit auch für unsere Wirtschaft Zukunftsmärkte erschließen.
    Wenn Sie uns immer wieder vorwerfen, wir würden mit unseren Vorschlägen die internationalen Zusammenhänge nicht sehen, frage ich mich: Lesen Sie überhaupt die Papiere, die Sie als Absichtserklärung auf internationalen Konferenzen beschließen lassen, ja beschließen? Der jüngste Wirtschaftsgipfel im Sommer dieses Jahres in Paris

    (Baum [FDP]: Hervorragendes Ergebnis!)

    hat beschlossen, Preissignale, z. B. Steuern oder Abgaben, kombiniert mit Auflagen im Umweltschutz zu setzen.

    (Baum [FDP]: Das ist doch gut!)

    Genau dies haben wir jetzt in unserer ökologischen Orientierung des Steuer- und Abgabensystems vorgesehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber zu spät!)

    Sie bekämpfen national in diesem Parlament, was Sie international beschließen. Sie müssen sich schon entscheiden, für was und für welche Politik Sie tatsächlich stehen.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Im übrigen, meine Damen und Herren: Unsere Exportquote unterstreicht eindrucksvoll die internationale Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft. Automobilindustrie und Großchemie haben 1988 rund 330 Milliarden DM umgesetzt, davon rund 50 % im Ausland. Wer, wenn nicht wir, die reiche Bundesrepublik, so fragen wir, ist technologisch und finanziell in der Lage, Vorreiter beim ökologischen Umbau zu sein? Höhere Energiepreise und höhere Umweltschutzkosten gefährden keinesfalls die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Das Argument ist ebenso alt, wie es falsch ist.
    Die Erhöhung der Mineralölsteuer ist ein wichtiges Element unseres ökologischen Umbaukonzepts. Unsere Preise für Mineralölprodukte liegen um 20 % bis 30 % unter dem EG-Durchschnitt und sind sogar um 35 % niedriger als in Japan. Nein, mit unserer Ökosteuer erzeugen wir keine Wettbewerbsnachteile. Das Gegenteil ist zutreffend. Wir treffen Vorsorge für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bundesrepublik für die Zukunft. Wir fördern damit den Aufbau einer neuen Umweltschutzindustrie. Dies schafft neue zukunftssichere Dauerarbeitsplätze. Wir verbinden die Notwendigkeit, die Umweltnot zu lindern, mit der Notwendigkeit, zukunftssichere dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen. Wir binden Arbeit und Umwelt zusammen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir müssen Spitzenreiter werden im Markt für Energieeinspartechnologien, für regenerative Energiequellen, für Umweltschutztechnologien. Wenn wir diese Techniken bei uns erfolgreich einsetzen, werden wir damit auch im Binnenmarkt und auf dem Weltmarkt erfolgreich sein. Vorsorge für die Zukunft treffen, heißt, heute die Rahmendaten für die Wirtschaft frühzeitig so zu setzen, daß der Übergang zu einer Produktionsstruktur möglich ist, die die gleiche oder auch eine größere Menge an Gütern und Dienstleistungen erzeugen kann, aber mit weniger Energie, mit weniger Rohstoffen sowie mit weniger Umweltbelastung und Naturzerstörung. Nur so kann den globalen Umweltkrisen, allen voran den Gefahren für unser Klima, mit wirkungsvollen Schritten Einhalt geboten werden.

    (Dr. Knabe [GRÜNE]: Da hat Schäfer einmal recht!)

    Wir können das Klimaproblem nur durch international abgestimmte Maßnahmen und neue internationale Initiativen lösen. Aber es bleibt richtig: Die führenden Industrieländer, die die Hauptverursacher der Umweltnot, der Umweltbelastungen sind, müssen erst



    Schäfer (Offenburg)

    selbst handeln, ehe sie von ärmeren Ländern Maßnahmen verlangen können.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der SPD: So ist das!)

    Die ökologische Orientierung des Steuer- und Abgabensystems ist das Herzstück in einem Bündel von aufeinander abgestimmten Maßnahmen in unserem ökologischen Umbauprogramm. Zu unserem ökologischen Umbauprogramm, Herr Kollege Kleinert — er ist leider nicht da; ich sage das, um auch Märchen auf diesem Gebiet vorzubeugen — , gehören natürlich eine Verbesserung der ordnungsrechtlichen Regelungen ebenso wie eine Stärkung der Beteiligungs- und Informationsrechte der Bürger im Umweltschutz einschließlich der Verbandsklage. Dazu gehört natürlich ein wirksames Umwelthaftungsrecht. Dazu gehört natürlich ein wirksames Umweltstrafrecht.
    Wir brauchen natürlich auch ein neues Energierecht, das rationelle und sparsame Energieverwendung und die Förderung regenerativer Energien zu Zielen der Energiepolitik macht. Wer eine neue Energiepolitik will, die die Natur weniger belastet, der braucht ein neues Energierecht, der muß das Energiewirtschaftsgesetz aus dem Jahre 1935 novellieren.

    (Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

    Ökologische Steuern und Abgaben sollen das bestehende System von Vorschriften, Grenzwerten, Geboten und Verboten nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen.


Rede von Dieter-Julius Cronenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Abgeordneter, sind Sie überhaupt nicht bereit, Zwischenfragen zuzulassen?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Harald B. Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich bin gern bereit, wenn es nicht auf meine Redezeit angerechnet wird.